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Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Dritter Band: Vom Großen Vaterländischen in den Kalten Krieg
Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Dritter Band: Vom Großen Vaterländischen in den Kalten Krieg
Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Dritter Band: Vom Großen Vaterländischen in den Kalten Krieg
eBook233 Seiten2 Stunden

Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Dritter Band: Vom Großen Vaterländischen in den Kalten Krieg

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Über dieses E-Book

Über Bobruisk versuchten immer mehr deutsche Einheiten, sich in Richtung auf Minsk zu flüchten. Dabei wurden sie jedoch meist von den gut motorisierten Truppen der Roten Armee überholt.
Hierbei wurden annähernd 70.000 nach Minsk flüchtende deutsche Soldaten vollständig von der Roten Armee eingeschlossen und anschließend von der sowjetischen Artillerie gezielt zusammengeschossen.
Aus dem sich bei Bobruisk inzwischen bildenden Kessel konnten allerdings größere Teile von deutschen Einheiten, überwiegend zu Fuß, vor den sowjetischen Angriffsspitzen fliehen. In heller Panik versuchten sie dabei, bis zur Beresina zu laufen und diese zu durchschwimmen.
Sie hatten in der Regel weder Sprit, noch Munition und liefen einfach laut schreiend davon und in Richtung Westen, während die nachdrängenden sowjetischen Angriffsspitzen an brennenden deutschen Fahrzeugen vorbei und über tausende Leiber von toten Soldaten in Richtung auf Minsk vorstießen.
Die Körper der deutschen Soldaten: sie lagen überall und in den unterschiedlichsten Verrenkungen und Posen. Sie lagen überall auf den Straßen und in den Gräben zu beiden Seiten der Straßen und Wege. Sie lagen unter den Kiefern, als wollten sie dort rasten. Doch dabei waren sie tot und erstarrt. Oft blutüberströmt und teilweise fürchterlich entstellt. Sie lagen inmitten der um diese Jahreszeit noch grünen Getreidefelder. Sie lagen dicht an dicht, wie die Eicheln im Herbst, so dass die vorstoßenden sowjetischen Fahrzeuge über sie hinweg fahren mussten und die zerquetschten toten Körper dabei Geräusche machten, wie überreife Eicheln, auf die man unversehens getreten war.
In Bobruisk wurde eine ganze Infanteriedivision der Deutschen eingeschlossen, die sich schließlich am 29. Juni 1944 der Roten Armee ergab. Tausende deutscher Soldaten gingen in die Gefangenschaft, nicht wenige wurden einfach gleich an Ort und Stelle erschossen, so wie man sie gerade vorfand.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Juli 2014
ISBN9783847697763
Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin: Dritter Band: Vom Großen Vaterländischen in den Kalten Krieg

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    Buchvorschau

    Väterchens Misstrauen. Die Welt des Josef Stalin - Ralph Ardnassak

    I

    Stalin hatte der von Westen her anrollenden Kriegswalze der deutschen Wehrmacht diejenigen insgesamt 170 Divisionen entgegen geworfen, die am 22. Juni 1941 in den westlichen Militärbezirken der UdSSR standen.

    Um sie zu führen, setzte er das aus den drei Fronten bestehende System ein.

    Es gab die Nordwestfront, die Westfront und die Südwestfront.

    Die Nordwestfront, auf Russisch Sewero-Sapadny-Front, wurde nach dem 22. Juni 1941 aus dem Baltischen Besonderen Militärbezirk gebildet.

    Stalin hatte der Nordwestfront den Auftrag erteilt, das Baltikum zu schützen.

    Zu diesem Zweck wurden der Nordwestfront eine ganze Reihe von Einheiten unterstellt: zunächst die 8., 11. und 27. Armee sowie diverse kleinere Verbände, nämlich das 5. Luftlande-Korps, der Stab der Stab des 65. Schützenkorps, die 1., 3. und 4. Stoßarmee, die zweite Formierung der 27., 68. und 22. Armee, die 1. Panzerarmee, die 6. Luftarmee, die Besondere Armeegruppe und die Nowgoroder Armeegruppe.

    Mit ihren insgesamt 369.000 Mann, aufgeteilt auf 24 Divisionen und 5 Brigaden, war die Nordwestfront zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges die schwächste aller Fronten der Roten Armee.

    Bereits innerhalb der ersten 3 Wochen des Krieges musste sich die Nordwestfront ganze 450 km vor der Wehrmacht nach Osten zurück ziehen.

    Erst am 14. Juli konnte die 11. Armee der Nordwestfront bei Utogorsch und Solzy zur Offensive gegen die 8. deutsche Panzer-Division vorgehen und dabei Solzy einnehmen.

    Die Einnahme von Solzy am 12. Juli 1941 trug kurzzeitig zur Hebung der Moral der an der Nordwestfront eingesetzten Truppen bei.

    Die Westfront, auf Russisch Sapadny Front, wurde am 22. Juli aus dem Westlichen Besonderen Militärbezirk gebildet.

    Als einzige Front der Roten Armee bestand die Westfront insgesamt 1.418 Tage und damit für die gesamte Dauer des Großen Vaterländischen Krieges.

    Die Westfront hatte im Juni 1941 die Aufgabe, die 470 km zwischen der Südgrenze Litauens bis zum Pripjat-Gebiet und damit de facto die Westgrenze der UdSSR zu decken.

    Die Westfront unterstand zunächst dem Kommando des Generals Dmitri Grigorjewitsch Pawlow, der bereits seit dem Frühsommer 1940 als Kommandeur dieses Militärbezirkes fungiert hatte.

    Der Westfront wurden die 3., 4. und 10. Armee sowie der Stab der 13. Armee unterstellt.

    Die Westfront war unmittelbar dem Vorstoß der Heeresgruppe Mitte ausgesetzt und verlor dadurch gewaltige Panzer- und auch Fliegerkräfte aus ihren Beständen.

    Bei Bia?ystok, wo die Masse der Einheiten der Westfront konzentriert waren, durchbrachen die Deutschen ihre Linien und erzwangen den Rückzug von Truppen der Westfront, die auf diese Weise der Einkesselung entgehen wollten. Infolge dieses Rückzuges wurde der Zugang auf Minsk vollkommen entblößt.

    Durch von Norden und Süden kommende Panzerkeile der Deutschen, die sich am 27. Juni bei Minsk vereinten, wurden hier insgesamt 20 Divisionen der Westfront eingeschlossen.

    Innerhalb von nur 3 Wochen verlor die Westfront in diesem Kessel von ihren insgesamt 625.000 Kämpfern annähernd 420.000 Soldaten.

    Der Oberbefehlshaber der Westfront, General Dmitri Grigorjewitsch Pawlow, wurde daraufhin mitsamt seinem Stab nach Moskau befohlen und mit dem Vorwurf konfrontiert, die Verteidigung von Minsk vorsätzlich und bewusst sabotiert und sich daher kampflos zurückgezogen zu haben.

    Pawlow und sein Stab wurden als Verräter abgeurteilt und hingerichtet.

    Gemäß NKWD-Befehl Nr. 00486 wurden die Familien der Hingerichteten Repressalien unterworfen.

    Die Südwestfront, auf Russisch Jugo-Sapadny-Front, wurde am 22. Juni 1941 aus dem Kiewer Besonderen Militärbezirk gebildet. Ihr erster Kampfauftrag bestand darin, den 865 km langen und an der Westgrenze der UdSSR gelegenen Abschnitt von Wlodawa am Pripjat bis hinunter zum Pruth an der rumänischen Grenze zu sichern.

    Hierzu wurden ihr die 5., 6., 12. und 26. Armee sowie weitere kleinere Einheiten unterstellt. Der Südwestfront unmittelbar gegenüber lag die deutsche Heeresgruppe Süd.

    Sie erhielt daher nach Beginn des deutschen Vorstoßes auf Weisung der STAWKA zusätzlich die 16. und die 19. Armee aus der Reserve der STAWKA zugeteilt.

    Zwischen August und September 1941 wurde die Südwestfront in den großen Kesselschlachten von Uman und Kiew durch die Deutschen größtenteils eingekesselt und dabei vernichtet.

    Zuständig für die Führung der Südwestfront waren zu diesem Zeitpunkt der Marschall der Sowjetunion Semjon Budjonny und sein Politoffizier Nikita Chrustschow.

    Bereits in den ersten Tagen nach dem deutschen Überfall wurden aus dem Leningrader- und dem Odessaer Militärbezirk eilends zwei weitere Fronten gebildet: die Nordfront und die Südfront.

    Die Nordfront, auf Russisch Severni Front, wurde am 24. Juni 1941 aus dem Leningrader Militärbezirk gebildet.

    Ihr Kampfauftrag bestand in der Verteidigung der Halbinsel Kola, der Nordmeerküste und dem Bereich des Bottnischen Meerbusens.

    Ihr waren die 7., 14. und 23. Armee, weitere kleinere Einheiten sowie die Baltische Flotte unterstellt.

    Das Oberkommando hatte Generalleutnant Markian Michailowitsch Popow inne. Als Korpskommissar fungierte N. N. Kljementew. Chef des Stabes war Generalmajor D. N. Nikischew.

    Die Südfront, auf Russisch Juschny Front, wurde am 25. Juni 1941 aus dem Moskauer Militärbezirk unter Führung von Generalleutnant Iwan Wladimirowitsch Tjulenew gebildet.

    Die erste operative Staffel vor der heranrückenden Wehrmacht bestand aus 53 Schützendivisionen und 3 Kavalleriedivisionen. Sie war 10 bis 50 km hinter der Grenze stationiert.

    Weiter im Landesinneren stand schließlich die zweite operative Staffel bereit, bestehend aus 13 Schützendivisionen, 3 Kavalleriedivisionen, 24 Panzerdivisionen sowie 12 motorisierten Schützendivisonen als Reserve.

    Die dritte Staffel und strategische Reserve, formierte sich mit insgesamt 62 Divisionen entlang der Dwina und des Dnjeprs.

    Zum Zeitpunkt des Angriffes der Wehrmacht war der Aufmarsch noch nicht einmal begonnen. Die Kampfstärke der einzelnen Divisionen lag jeweils zwischen 60 und 80 % ihrer Sollstärke.

    Verschiedene mechanisierte Verbände der Roten Armee verfügten zu diesem Zeitpunkt entweder über gar keine oder bereits völlig veraltete Fahrzeuge. Fernmeldegerät sowie Spezialgerät waren im Prinzip gar nicht verfügbar.

    Da an einigen Frontabschnitten bereits volle Kriegsbereitschaft für den 22. Juni 1941 ausgegeben war, gelang der Wehrmacht der Überraschungseffekt nicht auf der ganzen Frontlinie.

    Dennoch gelangten die wichtigsten Flussübergänge, die die Voraussetzung für sämtliche raumgreifenden Panzerbewegungen bildeten, überraschend schnell in deutsche Hand.

    Stalin erließ zunächst Befehl, wonach sich keine Einheit ohne ausdrücklichen Befehl des Generalstabes zurückziehen dürfe. In Verbindung mit der ohnehin geringen Mobilität der Roten Armee führte dies in den ersten Wochen des Krieges z verheerenden Verlusten an Menschen und Material, die in den großen Kesselschlachten zu beklagen waren.

    Bereits am 9. Juli 1941 betrugen die Verluste der Roten Armee insgesamt seit Beginn der Kampfhandlungen 328.898 Gefangene, 3.102 Geschütze, 3.332 Panzer. Geschütze und Panzer waren dabei größtenteils unzerstört von der Wehrmacht erbeutet worden. Allein die Zahl der erbeuteten sowjetischen Panzer entsprach dem gesamten Panzerbestand des deutschen Ostheeres bei Kriegsbeginn!

    Nach der Räumung des Kessels von Minsk wurde bei Smolensk bereits die nächste Kesselschlacht geschlagen.

    Nur durch Rückzug der Roten Armee konnten die Truppen der Einkesselung entgehen, was zur Preisgabe von Litauen, der Dünalinie, Bessarabiens und der Westukraine führte. Bereits im Spätsommer 1941 hatte die Wehrmacht Leningrad abgeriegelt.

    Verhaftungen und Hinrichtungen von Kommandeuren und einfachen Soldaten der Roten Armee, die man pauschal wegen Verrat, Feigheit oder ganz einfach wegen Unfähigkeit belangt hatte, häuften sich in erschreckender Weise. Nur wenige Tage nach dem Vorstoß der Deutschen fluchte Stalin während einer Sitzung des Rates der Volkskommissare:

    „Lenin hat unseren Staat geschaffen, und wir haben ihn verschissen."

    (Quelle: http://fakten-uber.de/josef_stalin)

    Am 9. Juli 1941 entbrannte die Kesselschlacht bei Minsk und Stalin verbot jeden Rückzug, um dort so viele deutsche Truppen zu binden, wie möglich.

    Minsk, bereits seit Tagen besetzt und abgeschnitten, hatte schließlich kapituliert.

    Trotz der grausamen Härte, mit der Stalin gegen die eigenen Truppenführer vorging, konnte er das weitere Vordringen der Wehrmacht zunächst nicht aufhalten. Es war offensichtlich, dass der Vorstoß auf Moskau zielte und damit die Vernichtung der UdSSR als Staat vorgesehen war.

    Stalin verfiel in dieser Situation auf den Gedanken, sich von Hitler durch gewaltige Gebietsabtretungen freizukaufen. Wie ein Schwerkranker, der ein brandig gewordenes Glied abschneiden ließ, um auf diese Weise den übrigen, wenn auch amputierten Körper, zu retten.

    Die militärische Lage der Sowjetunion war Ende Juni und Anfang Juli 1941 tatsächlich besorgniserregend.

    Hitler schien wild entschlossen, dem jungen sowjetischen Staat den Garaus zu machen.

    Stalin hatte die Rote Armee in sinnlosen Frontalangriffen gegen die vorrückende Wehrmacht angehen lassen, die doch nur immer wieder in gewaltigen Verlusten an Menschen und Material und letztendlich in Rückzügen nach Osten mündeten.

    Bis zur Einnahme von Minsk wirkte Stalin wie unter Schock, wie gelähmt. Erst nach dem Verlust der Stadt löste sich seine Lethargie und er reagierte zunächst mit Todesurteilen. Obwohl er selbst die Verantwortung dafür trug, dass seine für Minsk ausgegebene Parole „Halten oder Sterben!" zum Untergang ganzer Armeen geführt hatte, wurde dem Befehlshaber der Westfront, Pawlow und seinem Stabschef Grobkow, in Moskau Verrat und kriminelle Inkompetenz vorgeworfen. Beide wurden erschossen.

    Stalin war klar geworden, dass der Hauptstoß der Wehrmacht nicht auf den Süden zielte, sondern unmittelbar auf Moskau.

    Das Land und auch seine persönliche Macht standen vor einer tödlichen Bedrohung. Da militärisch das Blatt nicht zu wenden war, setzte Stalin auf die Politik.

    Stalin sah eine Möglichkeit, den Krieg mit Hitler durch eine Art von Kompromiss schnell zu beenden. Ein Kompromiss, der beide Seiten zufrieden stellen würde.

    Wie ein solcher Kompromiss in der Praxis aussehen konnte, hatte bereits Lenin im Jahre 1918 in Gestalt des Friedens von Brest-Litowsk demonstriert.

    Obschon Lenin den Frieden von Brest-Litowsk damals als räuberisch bezeichnete, hatte er doch sein Ziel erreicht, indem er dem Oberkommando der auf Petrograd zu marschierenden deutschen Truppen gewaltige Teile des damaligen Russischen Reiches angeboten, sofern sie im Gegenzug auf die Einnahme der geheiligten Hauptstadt Russlands verzichten würden. Und Lenin hatte mit dieser Strategie Erfolg gehabt und damit letztendlich die Errungenschaften der Oktoberrevolution gerettet!

    Stalin dachte nun, ebenso vorzugehen. Was mit den Deutschen bereits 1918 funktioniert hatte, musste sich doch auch im Jahre 1941 erfolgreich wiederholen lassen!

    Stalin war im Juni 1941 bereit, einen zweiten Frieden von Brest-Litowsk mit Hitler zu schließen.

    Er musste nur an Hitler heran kommen, um ihm ein territoriales Angebot unterbreiten zu können.

    Nur Molotow und Beria waren in diese Pläne eingeweiht. Gemeinsam mit ihnen erarbeitete Stalin konkrete Vorschläge an Hitler.

    Auch legte Stalin Nachrichtenkanäle fest, auf denen diese Vorschläge an Hitler übermittelt werden sollten. All dies geschah, während das sowjetische Volk an allen Fronten gegen die Wehrmacht kämpfte.

    Stalin schlug vor, Hitler das gesamte Baltikum, die komplette Moldaurepublik und Gebiete weiterer Sowjetrepubliken kampflos zu überlassen, wenn dieser sich bereit erklärte, auf der einmal erreichten Frontlinie stehen zu bleiben und nicht weiter ins Landesinnere vorzudringen.

    Beria sollte in dieser Angelegenheit Kontakt zu Iwan Stamenow aufnehmen, dem bulgarischen Botschafter in Moskau. Unter dem letzten bulgarischen Zar, Simeon II., war Bulgarien während der Zeit des Krieges Bündnispartner Hitlers.

    Stamenow, der bereits zuvor von der sowjetischen Aufklärung als Spion angeworben worden war, sollte dazu vorgeschlagen werden, als Vermittler zwischen Stalin und Hitler in dieser Angelegenheit zu fungieren.

    Pawel Sudoplatow, nach der Absetzung Jeschows durch Beria selbst nur mit Not der Hinrichtung entgangen und seinerzeit im NKWD für Spezialaufgaben zuständig, wurde zwischen dem 25. und 27. Juni 1941 zu Beria befohlen.

    Beria teilte ihm als amtierender Volkskommissar für Innere Angelegenheiten der UdSSR mit,

    die Führung der UdSSR habe sich zur Eruierung derjenigen Bedingungen entschlossen, unter denen Deutschland dazu bereit sei, den Krieg sofort zu beenden.

    Sudoplatow erhielt von Beria den Befehl, umgehend Kontakt zu Stamenow aufzunehmen, von dem bekannt war, dass er enge Beziehungen zu den Deutschen unterhielt.

    Deutschland sollte über die diplomatische Initiative und die Absichten der UdSSR informiert werden, den Krieg sofort auf diese Weise zu beenden.

    Konkret sollte Stamenow vier Fragen klären: Warum hatte Deutschland den Nichtangriffspakt mit der UdSSR gebrochen und einen Krieg begonnen? Unter welchen Bedingungen wäre Deutschland bereit, den Krieg sofort zu beenden und was müsste die UdSSR dafür tun? Wäre Deutschland mit den Gebieten des Baltikums, der Ukraine, der Bukowina, Bessarabien und der vollständigen Karelischen Halbinsel zufrieden? Falls nicht, auf welche zusätzlichen Territorien erhebt Deutschland Anspruch?

    Sudoplatow wurde instruiert, die Unterhaltung mit Stamenow nicht im Auftrage der sowjetischen Regierung zu führen, sondern lediglich als der Privatmann Sudoplatow.

    Er solle ein grundsätzliches und allgemeines Gespräch über die gegenwärtige politische und militärische Situation führen und lediglich die Meinung Stamenows zu den genannten vier Fragen in Erfahrung bringen.

    Für den Fall irgendeiner Form von Indiskretion durch Sudoplatow drohte ihm Beria die vollständige Auslöschung seiner Familie an.

    Daraufhin lud Sudoplatow den bulgarischen Botschafter Iwan Stamenow in das in der Moskauer Innenstadt gelegene Restaurant „Aragwi" ein.

    Stamenow hörte sich die vier Fragen Sudoplatows sehr aufmerksam an, brachte dann allerdings seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Deutschland letztendlich den Großen Vaterländischen Krieg verlieren würde.

    Das schnelle Vordringen der Deutschen in dieser ersten Phase des Krieges sei im Grunde bedeutungslos, da die menschlichen und materiellen Ressourcen der UdSSR diejenigen des Deutschen Reiches letztendlich bei weitem übertreffen würden.

    Selbst wenn die Wehrmacht weite Teile des Landes besetzen und sogar bis zur Wolga vordringen würde, würden sie am Ende doch besiegt und geschlagen.

    Der bulgarische Botschafter sagte dies völlig ruhig und vollkommen überzeugt.

    Noch eine ganze Weile nach diesem Gespräch überwachte der NKWD den kompletten chiffrierten Schriftverkehr der bulgarischen Botschaft. Diese Überwachung blieb jedoch ohne Ergebnis. Stalins Angebot hat Hitler niemals erreicht.

    II

    Rein militärisch war Stalin ein Kind des Bürgerkrieges. Er hatte sich seinerzeit Lenins Aufforderung zu eigen gemacht, sich besonders gründlich mit dem Militärwesen auseinander zu setzen, da dieses für den Sieg der proletarischen Revolution und ihre permanente Verteidigung gegen die Liquidierungsversuche des Kapitalismus unerlässlich sei. Jeder Berufsrevolutionär war förmlich dazu verdammt, das Handwerkszeug des Krieges zu erlernen und es zu beherrschen. Jeder Berufsrevolutionär musste sowohl in der Theorie wie in der Praxis ein hervorragender Militär sein. Die Kenntnis er bandenmäßigen Scharmützel und die Organisation von Banküberfällen waren dazu nicht ausreichend, denn das Militärhandwerk ging über die reine Guerillataktik weit hinaus und nicht jeder Bandenkämpfer hatte das Rüstzeug, um ein guter Militär zu werden.

    Stalins Tätigkeit im Bürgerkrieg beschränkte sich auf diejenige eines Politkommissars, also auf Agitation und Propaganda unter den Soldaten. Zwar erlangte er gewisse Einblicke in Strategie und Taktik, blieb aber letztendlich ein Politkommissar, der dem Truppenführer Budjonny beigeordnet war.

    Dennoch bemühte sich Stalin, in seinem Wirkungsbereich, der 1. Reiterarmee, die in Zarizyn eingesetzt war, so viel als möglich über das Militärhandwerk zu erlernen.

    Sein militärisches Verständnis blieb also auf die Spezifik des Bürgerkrieges beschränkt, ebenso, wie Hitlers militärisches Verständnis auf seine Erlebnisse aus der Zeit des Ersten Weltkrieges beschränkt blieb.

    Was Hitler jedoch, vorwiegend den militärischen Schriften de Gaulles über die motorisierte Kriegsführung entnahm, gewann Stalin als Erkenntnisgewinn in Bezug auf die Bedeutung der Etappe und der logistischen Versorgung der kämpfenden Truppe aus der Zeit des Bürgerkrieges, vor allem jedoch in Zarizyn.

    Stalins Kenntnis der Methoden der Kriegsführung, seine Kenntnis von Waffen und Waffensystemen und der Organisation einer Verteidigung, verharrte also auf

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