Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schmuggeln Sie dieses Buch
Schmuggeln Sie dieses Buch
Schmuggeln Sie dieses Buch
eBook188 Seiten2 Stunden

Schmuggeln Sie dieses Buch

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Sehen Sie sich im Raum um! Vergewissern Sie sich, dass Sie nicht beobachtet werden. Man sollte Sie nicht sehen, während Sie diese Inhaltsbeschreibung lesen. Es könnte negative Konsequenzen für Sie haben. Man könnte etwas Falsches von Ihnen denken, da es sich nicht um ein Ahornblatt auf dem Cover handelt. Sind wir unter uns?

Mit Coffeeshops verbinde ich Cannabis und keine Pappbecher voll Kaffee mit seltsamen Namen.
Darf ich Sie etwas fragen? Können Sie mir sagen, ob Cannabis ein Rauschgift oder ein Genussmittel ist? Wer kann diese Frage beantworten? Doch wozu eine Frage beantworten, dessen Antwort letztendlich doch nur wieder in die Irre führt. Ich verrate Ihnen etwas.
Fragen Sie nicht WER? FRAGEN SIE LIEBER WO?

Aufklärung mit Humor.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. Okt. 2014
ISBN9783737514507
Schmuggeln Sie dieses Buch
Autor

Nicole Sturm

Nicole Sturm (Jg. 1978) lebt mit ihrer Familie in Schleswig-Holstein. Nach dem Theologiestudium arbeitete sie lange Zeit als Redakteurin, bevor sie sich mit ihrer Praxis VORWÄRTSLEBEN selbstständig machte. Sie liebt es, Menschen durch Psychotherapie und Coaching in den Herausforderungen des Lebens zu unterstützen - live und auch online. Bücher und das Schreiben sind weitere Leidenschaften von ihr.

Mehr von Nicole Sturm lesen

Ähnlich wie Schmuggeln Sie dieses Buch

Ähnliche E-Books

Sozialwissenschaften für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Schmuggeln Sie dieses Buch

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schmuggeln Sie dieses Buch - Nicole Sturm

    INTRO

    Stellen Sie sich eine Kneipe oder eine Bar vor, nun denken Sie sich den ganzen Alkohol weg. Was bleibt noch übrig? Eine Theke, Tische, Stühle, ein Kicker, vielleicht ein Billardtisch.

    An den Tischen, von denen ich Ihnen erzählen möchte, sitzen Männer und Frauen, zwischen achtzehn und achtzig Jahren, die sich unterhalten, Brettspiele spielen oder einfach nur schweigend kiffen. Was einen Coffeeshop von einer Kneipe unterscheidet, ist nicht nur der süßliche würzige Geruch und der Verkaufstand für Cannabis, es sind vor allem die Menschen und die einzigartige Atmosphäre. Lassen Sie mich allerdings erst ein paar Vorurteile aus der Welt schaffen, bevor wir uns den verschiedenen Stereotypen widmen, die ich Ihnen zu bieten habe.

    Marihuana und Haschisch sind nicht teuer, ein Gramm kostet zwischen sieben und fünfzehn Euro. Die meisten Cannabiskonsumenten rauchen ein oder zwei Gramm pro Tag, womit Kiffen nun keineswegs Unsummen an Geld verschlingt, weiterhin darf jeder Besucher maximal fünf Gramm pro Tag kaufen. Minderjährigen wird der Zutritt selbstverständlich verwehrt. Die Stimmung ist durchgehend locker und fröhlich, Gewalt hingegen ist in Coffeeshops, so gut wie, nicht existent. Kiffer sind redselig und freundlich zu Fremden, sie werden nicht ausfallend oder aggressiv durch ihren Konsum. Der Konsum von anderen Drogen, inklusive Alkohol, ist verboten. Tabakrauchen ist und bleibt, selbstverständlich, weiterhin erlaubt. Wenn Sie davon ausgehen, dass sich Scharen von Kriminellen in den Shops befinden, muss ich Ihnen Recht geben. Zahnärzte, Anwälte und Versicherungsvertreter sitzen wirklich dort. Ansonsten ist alles vertreten Fensterputzer, Schornsteinfeger, Programmierer, Köche, Mechaniker und so weiter. Falls Sie denken diese Leute kippen dort, in bekiffter Glückseligkeit, von den Stühlen, kotzen, halluzinieren oder sterben an einer Überdosis, muss ich Sie enttäuschen, Sie denken immer noch an eine Kneipe. Um an einer Überdosis Cannabis zu sterben, muss man schon Superkräfte haben. So viel Marihuana oder Haschisch, in einer so kurzen Zeit zu rauchen, ist vollkommen unrealistisch! Daher gibt es bis heute keinen einzigen bestätigten Cannabis toten. Null! Jeder kompetente Mediziner wird Ihnen sagen, dass Cannabis eine verhältnismäßig harmlose Droge ist, im Gegensatz zu Heroin, LSD und Alkohol. Ich möchte Ihnen allerdings nicht viel über Cannabis an sich erzählen, sondern vielmehr von den Menschen, die Coffeeshops zu dem machen, was sie sind, ein Treffpunkt für Erwachsene die friedlich zusammen Cannabis rauchen.

    Die Kundschaft kommt, zum Großteil, aus den Beneluxländern, Deutschland und Frankreich, aber jeder ist willkommen. In einigen Coffeeshops können Sie auch speisen. Dies beginnt bei Schokoriegeln und endet bei argentinischen Steaks. Kiffer haben einen guten Appetit. Kaffee, Tee und Softdrinks sind selbstverständlich, aber nicht immer preiswert. Kiffer sind durstige Menschen. Trinken Sie bitte nicht aus den seltsamen Glas- oder Plastikgefäßen, die auf den Tischen stehen. Bei dem Inhalt handelt es sich zwar um Wasser, aber Sie trinken jemanden die Wasserpfeife leer. Diese unterscheiden sich jedoch von den Wasserpfeifen, die Sie aus orientalischen Filmen kennen. Man nennt diese Wasserpfeifen Bongs. Ob es nun der oder die Bong heißt, spaltet die Bongraucher in Todfeinde. Achtung Sarkasmus. Reggae ist, nach meiner Erfahrung, eher eine Seltenheit, aber Musik läuft in jedem Shop, solange kein wichtiges Fußballspiel läuft. Ein Shop hat normalerweise jeden Tag geöffnet, an den Feiertagen sogar schon früher. Die Kommunikation in Coffeeshops kann man in drei Arten unterteilen: Erzählen, Diskutieren und Labern. Dazu später mehr.

    Sehen wir uns einen typischen Besuch im Coffeeshop an. Der Besucher ist männlich, dreißig Jahre alt und er kommt nicht alleine. Er kauft sich zwei Gramm Marihuana, von denen er eines vor Ort raucht und das Zweite mit nach Hause nimmt. An der Theke kauft er sich eine Cola, mit der er sich, zu seinen Freunden, Bekannten und Kumpanen, an den Tisch setzt. Er dreht sich einen Joint und erfreut sich des Lebens. Man spricht über aktuelle Begebenheiten aus dem Privat- und Medienbereich, erzählt sich ein paar lustige Geschichten und spielt eine Runde Kicker. Man drückt seinen letzten Joint aus, verabschiedet sich und verlässt den Shop wieder mit seiner Entourage. Keiner wurde verletzt, allen geht es gut.

    Ich möchte, dass Sie sich befreien von den diskriminierenden Vorurteilen und den billigen Klischees. Gehen Sie mit mir auf eine kleine Tour, die Sie nicht in einem Katalog ordern können. Vergessen Sie die gestellten Fernsehbilder von Männern in Kapuzenpullis, die im Dunkeln schlecht gedrehte Tabakjoints rauchen. Setzen Sie sich zu mir und erwerben Sie Gedanken, die es wert sind sie zu schmuggeln.

    DO YOU SPEAK COFFEESHOP

    Sie müssen sich im Coffeeshop keine Sorgen um Sprachbarrieren machen, die Bedienungen sprechen, fast alle, Deutsch und Englisch, neben ihrer Muttersprache. Grenznah sprechen so gut wie alle Deutsch, zumindest gut genug und im Inland sprechen alle Englisch.

    Da ich der niederländischen Sprache mächtig bin, werde ich ab und zu für eine Belgierin gehalten. Eine Deutsche, die Niederländisch spricht, ist für manche Einheimischen ein Kulturschock. Ich oute mich dann meist vergnügt als Mof, was immer zu einem überraschten Gelächter führt. Ich empfehle dies allerdings nicht zur Nachahmung! Wenn Sie dies falsch betonen oder ihr Gesicht nicht zu hundert Prozent deutlich macht, dass es sich hierbei um einen Spaß handelt, könnten Sie für einen Nazi gehalten werden. (Mof ist ein abfälliges Wort für Deutsche, welches im zweiten Weltkrieg, in der niederländischen Umgangssprache, mit Nazi gleichgesetzt wurde.) In einem Coffeeshop in Rotterdam, antwortete mir die Bedienung auf Englisch mit niederländischem Akzent, obwohl ich sie auf Niederländisch ansprach. Ich denke sie hielt mich für eine Limburgerin und obwohl ich keine bin, fühle ich mich bis heute dadurch irgendwie beleidigt. Ich denke dies benötigt einer kurzen Erklärung. Limburg ist ein „Bundesland" der Niederlande. Die Limburger sprechen, im Gegensatz zu den Holländern, ein sehr weiches Niederländisch. Sie werden daher oft als halbe Deutsche verspottet. Für mich gab es nun nur zwei Gründe dafür, mir nicht auf Niederländisch zu antworten. Entweder sie hielt mich für eine Deutsche, die sie nicht mochte oder für eine Limburgerin, die sie nicht mochte. Wenn ich aus meinem Fenster sehe, lacht mich Limburg aus ein paar hundert Meter Entfernung an. Ich fühle mich wie ein Drittel Limburger, ich habe also auch das Recht mich mindestens ein Drittel beleidigt zu fühlen.

    Feux? oder Briquet?

    Französisch hört man täglich in den grenznahen Coffeeshops, denn Belgien, liebevoll auch Belgistan genannt, ist nur einen Katzensprung weit entfernt. Belgistaner sprechen übrigens kein Niederländisch, sondern Vlaams, nicht zu verwechseln mit Vla, das ist ein Pudding. Ich habe mit einigen Belgiern Niederländisch gesprochen und sie anscheinend Vlaams mit mir, verzeihen Sie mir bitte, aber ein Unterschied ist mir nicht aufgefallen. Coffeeshoptouristen, die keiner dieser Sprachen mächtig sind, findet man normalerweise in den größeren Städten, aber hin und wieder verirrt sich mal ein kleiner Entdeckertrupp in einen Kleinstadtshop. Diese Leute kiffen schon Jahre oder Jahrzehnte und waren noch nie in den Niederlanden. Sie freuen sich wie Kinder an Weihnachten.

    Im Notfall können Sie sich auch mit Händen und Füßen verständigen, man weiß schließlich was Sie hier wollen: Cannabis. Ein Taubstummer kam eine Zeit lang regelmäßig in den Shop, er hatte keine Probleme damit die Sorte zu kaufen, die er favorisierte. Er konnte übrigens gut von den Lippen lesen, jedoch nur Niederländisch.

    Fast hätte ich das Türkische vergessen. Bir alman sana sorarsa bu cünleyi tercüme edermisiniz o na deyinki herseyi bilmek iyi degildir.

    Sie hören es gibt eine große Vielfalt, wenn Sie bei der lauten Musik noch genug mitbekommen, können Sie vielleicht noch etwas lernen. Als ich diese Seite noch einmal durchlese, setzen sich, lustiger Weise, zwei Männer an den Nachbartisch und fangen vergnügt an auf Polnisch zu quasseln.

    DIE UNENDLICHE GESCHICHTE DES QUASSELKÖNIGS

    Während ich diesen Satz schreibe, höre ich den Quasselkönig reden.

    Er ist ein guter lieber Mensch und er ist nicht dumm, aber er redet ohne Unterbrechung. Er spricht gerne über seine Arbeit und er geht liebend gerne ins Detail. Wenn Sie an einer kostenlosen beruflichen Weiterbildung interessiert sind, hören Sie ihm einfach aufmerksam zu. Manche Quasselkönige reden auch gerne über Politik, ob Ihnen diese Gespräche gefallen, hängt jedoch davon ab, ob Sie seine politischen Ansichten wenigstens Ansatzweise teilen. Sie werden nämlich keine Diskussion mit ihm führen, da er Sie nicht auch nur einen Satz zu Ende sprechen lässt!

    Der Quasselkönig hat sich neben mich gesetzt und erzählt dem Rest des Tisches irgendetwas von Säcken. Erst wenn Sie Monate lang neben so einem Menschen gesessen haben, verstehen Sie die wahre Bedeutung der unendlichen Geschichte.

    Wie in Kapitel 1 erwähnt, gibt es drei Arten der Kommunikation in einem Coffeeshop: Erzählen, Diskutieren und Labern. Nach der Begrüßung wird meistens etwas erzählt. Was ist so in der Welt passiert, wie geht es einem selbst und was für einen Unfug machen Freunde und Verwandte. Desto mehr Leute an einem Gespräch teilnehmen, desto größer ist die Chance auf eine Diskussion. Durch die beruhigende Wirkung des Cannabiskonsums, werden diese Gespräche jedoch höchstens hitzig, einen fliegenden Aschenbecher oder vergleichbares hat es hier noch nie gegeben. Diskutiert wird über Gott und die Welt. Durch das Aufeinandertreffen völlig verschiedener Menschen, entstehen oft sehr interessante und amüsante Diskussionen. Ich sprach mit zwei Männern über die atomare Aufrüstung des Nahen Ostens. Der eine war strikt dagegen, der andere war dafür. Ich steuerte zum Gespräch bei, dass die USA das einzige Land auf der Erde ist, das jemals Atombomben im Krieg eingesetzt hat. Der Befürworter sagte, der Nahe Osten hat viel mehr Grund Angst vor den USA zu haben, als anders herum. Ich fragte beide, ob es nicht eine Lösung sei, wenn gar keiner atomare Waffen besäße. Wir konnten uns darauf einigen und eine Minute später, sprachen wir über etwas völlig anderes. Das Thema wurde mit dem Satz beendet: Dann hauen wir uns einfach so auf die Fresse. Wir lachten alle, nahmen einen Schluck von unseren Getränken und die Welt drehte sich weiter.

    Wenn nun der Quasselkönig auf einen Konkurrenten trifft, gibt es einen epischen Quasselkrieg. Man muss sich gar nicht streiten, im Endeffekt gewinnt derjenige, der dem anderen öfters ins Wort fällt. Wenn Sie nun ihren Lokalmatador sehen, wie er seinen Herausforderer in Grund und Boden quasselt, müssen Sie sich nicht schämen, so etwas wie Stolz zu empfinden. Der Sieg über einen anderen Quasselkönig, hebt ihn empor zum Quasselkaiser.

    Gelabert wird viel, aber damit möchte ich Sie nicht foltern.

    PRINZ VALIUM

    Prinz Valium ist der wahre Lokalmatador des Coffeeshops. Er sitzt wie immer auf seinem Stammplatz, raucht und ist still.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1