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Perlen vor die Säue…
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eBook359 Seiten4 Stunden

Perlen vor die Säue…

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Über dieses E-Book

Ein egozentrischer, sexbesessener Macho bringt durch intrigante Spiele zwei gänzlich unterschiedliche Frauen fast zum Wahnsinn. Besessen von Selbstherrlichkeit geht er über Leichen, treibt sein diabolisches Spiel genussvoll ad absurdum. Mit frenetischer Leidenschaft bricht er Schwüre, treibt Menschen ins Verderben, lässt die beiden Rivalinnen mit geheuchelter Liebe und satanischen Ränkespielen in den Abgrund schlittern. … verliert sich in aufsteigender Lust, ein gebrochenes Herz, ein gebrochener Schwur, ein gebrochener Mensch, Mord, das Böse triumphiert…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. Mai 2014
ISBN9783847666431
Perlen vor die Säue…

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    Buchvorschau

    Perlen vor die Säue… - Inge Elsing-Fitzinger

    Pure Lust

    Fachkundig taxiert Alexa von Breest den Schönling. Sprühende Augen, hochgezogene Brauen, breite Schultern, knackiger Hintern. Eine Zehntelsekunde genügt. Geschlechtsrollenidentifikation positiv! Ihr Urteil ist gefällt.

    Die Interpretation von Blicksignalen werfen im Allgemeinen kaum Probleme auf. Einschüchternd? Aufmunternd? Eine unmerkliche Vergrößerung seiner Pupillen, das Aufleuchten seiner Augen vertieft den Blick. Der attraktive Mann wird zum Spiegel, verstärkt ihre Überzeugung, unwiderstehlich zu sein. Diesen Mann kann man nicht besitzen, neben dem kann man nur sein. Und das werde ich, denkt sie einen Moment lang.

    „Es ist längst nicht mehr das Privileg der Männer, mit den Augen den Partner abzutasten", lacht Alexa kehlig, als sie sich ihm nähert, ein Glas Champagner entgegenhält. Ihr Entschluss steht fest. Dieser Mann gehört mir. Egal was er ist, woher er kommt, was er macht. Eine Frau in ihrer Preisklasse kann sich jeden Mann leisten, wenn er ihren Vorstellungen entspricht. Und das tut er, vom ersten Augenblick an.

    Jürgen findet ihre Argumente unwiderstehlich. Eine sprühende Unterhaltung. Eine leidenschaftliche Nacht in einer traumhaften Hotelsuite. Diese Frau übertrumpft all seine Erwartungen. Ein Marathon der Lust. Perverse Praktiken werden zur Selbstverständlichkeit. Sie überbieten einander an Einfallsreichtum. Jürgens Liebesdiener macht ihm alle Ehre. Ein Prachtstück, mit ungeahntem Stehvermögen. Zwei Verdurstende, nach wilder Leidenschaft lechzend. Obszöne Sprüche. Wahnsinn pur. Betörendes Rauschen. Masochistisches Hinauszögern des Orgasmus, raffinierte Worte überschäumender Libido. Gekonntes Wechselspiel des Wann und Wie, seufzen, hecheln, sich verlieren und finden… sich hingeben… ganz im Liebesrausch verglühen... sich gegenseitig erfüllen… ein Taumel von Illusionen… hemmungslos, bedingungslos… kraftvoll in rasender Leidenschaft. In einem wilden Furioso übertrumpfen sie einander an perverser Anomalie. Befriedigung pur… sehr irdisch und doch himmlisch …

    Eine wundervolle, aufregende Epoche folgt. Jürgen Sandmann nimmt Alexas Einladung nach Wien freudig an, setzt alles auf eine Karte. Es hat sich gelohnt.

    Über den Dächern von Wien, dem blauen Himmel ganz nah, hat Zeit für die Beiden nicht mehr dieselbe Bedeutung. Nackt tanzen sie stundenlang eng umschlungen zwischen den letzen Strahlen der herbstlichen Abendsonne, lieben einander in feuriger Extase.

    Sex ist für Alexa seit jeher von großer Wichtigkeit. Mit diesem Mann scheinen all ihre Träume eingetroffen. Sie wetteifern, überbieten sich an Einfallsreichtum. Er kniet über ihr, reibt sein steifes Glied an ihrem Bauch, zwischen ihren Brüsten. Sie hebt den Kopf, beginnt gierig seine Eichel zu lecken. Immer intensiver. Seine Finger umkreisen ihre nasse Klitoris. Jetzt reißt er sich los. Dreht sie brutal auf den Bauch. Sein Griff ist hart. Ein erfüllender Schmerz. „Gib mir mehr, mehr." Er stößt zu, dringt tiefer in sie ein. Mit festem Griff umfasst er ihren Bauch, zwingt sie auf die Knie und stößt weiter, immer heftiger, immer schneller. Ihre Leidenschaft wird flammender, verbrennt sie. Die kreisenden Bewegungen ihres Beckens rotieren in seinem Rhythmus, wild, lustvoll. Enthusiastische Erregung entflammt, lodernde Begierde, tagelang, nächtelang.

    Im Gegensatz zu dem verzweifelten Rhythmus überarbeiteter Menschen, die nach Illusionen streben, erfüllen diese sich für Jürgen und Alexa wie von selbst. Der Hochzeitstermin wird für den Sommer festgesetzt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alles was Rang und Namen hat, soll eingeladen werden.

    „Findest du es nicht etwas verfrüht, dich sofort mit diesem fremden Mann zu verheiraten? Wir wissen doch praktisch nichts über ihn? Vergeblich hat der Vater seine Verbindungen spielen lassen. „Dieser Jürgen Sandmann hat sichtlich keine Vergangenheit.

    „Dafür ist seine Gegenwart umso reizvoller, mein liebes Papschilein". Heroisch übergeht sie die Bedenken des alten Herrn, stellt ihn mit Schmollmund und Augenzwinkern vor vollendete Tatsachen.

    „Ich liebe ihn, genügt das nicht?" Sie ist überzeugt, eine Vermählung mit diesem himmlischen Mannsbild muss einfach so etwas wie eine Liebesversicherung von Lloyds mit Erlebensgarantie sein.

    Ihrer beider Anderssein ist wie ein Dorn in ihrem Fleisch, der Gefühle und Seele masochistisch durchbohrt. Sie ignorieren die Zerbrechlichkeit. Ihre Stärke offenbart sich in der Widerstandskraft, alle Hindernisse des Lebens zu ignorieren. Schwierigkeiten werden in Chancen gewandelt. Bedenkenlos setzen sie sich über Konventionen und Skrupel hinweg, reflektieren ihre Einzigartigkeit als gegenseitigen Spiegel.

    Ein Märchen wird war

    Sind Claudia und Alexa auch gänzlich unterschiedlich, eines haben die beiden Frauen mit Sicherheit gemeinsam: die Leidenschaft für denselben Mann.

    Nach dreijähriger Ehe beschließt der hinreißende Beau, Alexa endgültig Adieu zu sagen, um mit Charme und Überzeugungskraft bei der zurückhaltenden, aber für ihn umso reizvoller scheinenden Claudia anzudocken.

    Ein vergängliches Märchen. Er machte Alexa den Hof. Sie kürte ihn zu ihrem Favoriten, nahm ihn mit nach Österreich. Dank des Einflusses des Familie de Breest stiegen sie zum glamourösen Paar der Wiener Gesellschaft auf. Mit teuren Geschenken verwöhnt, lebte er wie die Made im Speck. Schlaraffenland pur.

    Überfütterung macht satt. Alexa stopft unaufhörlich die schönsten Dinge in ihn hinein, fordert dafür zu viel. Qualvolle Eifersuchtsszenen. Besitzansprüche lassen den Glanz vom sorgenfreien Leben matt werden. Ehelicher Schiffbruch ist vorprogrammiert.

    Jürgen ist ein Mann, der alles für sich beansprucht. Seinerseits jedoch keinesfalls bereit ist, auch nur einen Bruchteil davon zurückzugeben. Er gehört zu jener Spezies Mensch, die geradezu meisterhaft verbal Belangloses zum Partygag erheben kann. Spielerisch gelingt es ihm, jedermann an Unverbindlichkeiten zu übertreffen. Mit solcher Wichtigkeit formuliert, muss man einfach zuhören. Seine Leitdevise: Nur kein Tiefgang. Derlei Themen langweilen, machen uninteressant. Sein Evangelium: Im Mittelpunkt stehen, sich wenn nötig prostituieren, gewinnen.

    Und dann trifft er Claudia, die Tochter des Schmucktycoons Wiesinger, den härtesten Konkurrenten seines kürzlich an einem Herzinfarkt verstorbene Schwiegervaters de Breest. Zauberhaft, begehrenswert. Endlich eine Abwechslung in diesem trüben Fischteich von wohlhabenden Weibern, die sich mir bereitwillig an den Hals werfen, wenn ich nur den kleinen Finger krumm mache.

    Die Situation erlaubt kein Ausweichmanöver. Ihre Blicke haken sich fest. In den Gläsern perlt Champagner, sein Lächeln ist wohldosiert, seine Worte ebenfalls. Ein kurzes Aufflackern. Verflossene Erinnerungen.

    „Wir haben schon einmal mit einander getanzt, erinnern sie sich noch". Spielerisch klinkt er sich in den kleinen Kosmos von Nichts ein.

    „Ja doch. Es war sehr schön. Sie sind ein hervorragender Tänzer, Jürgen." Ein Schauer überrieselt sie. Die Decke des Ballsaals könnte einstürzen – sie würde es nicht bemerken.

    „Wollen wir es heute wieder versuchen?" Jürgens Stimme klingt einnehmend, zwingend. Widerstand ist zwecklos. Er fühlt ihren federnden Körper, der sich noch etwas zurückhaltend an den seinen schmiegte. Ein herrlich natürlicher Duft. Diese Frische. Ihre beinahe schüchterne Zärtlichkeit. So muss sich Liebe anfühlen, träumt sie wie in Trance. Liebe, Verliebtheit? Wo ist da der Unterschied?

    „Wo haben sie denn die ganze Zeit gesteckt. Ich habe sie ehrlich vermisst."

    „Schwindler!, flüstert Claudia dümmlich. „Sie hatten sicher alle Hände voll zu tun mit Alexa. Ich kenne sie viel zu gut, schon aus unserer Zeit im Internat.

    „Na dann brauche ich ihnen ja nichts zu erzählen. Sie ist ziemlich anstrengend. Welche Wohltat, sie getroffen zu haben."

    Jürgen knipst den Charmeschalter an, mit sicherer Überzeugung, unwiderstehlich zu wirken. Claudias Engelslächeln, entrückt, trunken, bestätigt seine Vermutung.

    „Es ist einfach toll mit ihnen zu plaudern, ohne Eiszapfen an den Ohren zu bekommen." Unverschämt starrt er sie an. Tag und Nacht, diese beiden Frauen. Alexa ist etwas größer, hat einen volleren Busen, eine bronzefarbene Haut und wundervolles kastanienrotes Haar. Eine klassische Schönheit. Herb und von leidenschaftlicher Vollkommenheit. Unabar, kaltschnäuzig, eisig, mit einem eigenen Willen, den kein Mensch auf Gottes weiter Flur zu brechen vermag. Die zierliche, weizenblonde Claudia hingegen wirkt anziehend, weich, verständnisvoll. Eine Frau, die man manipulieren kann. Von bedingungsloser Hingabe, ist er überzeugt.

    Ein paar verirrte Strähne kräuseln sich an ihren blassrosa Wangen. Ihre Grünschimmernden Augen sind forschend und neugierig zugleich. Die schmale Nase. Ihre Lippen schillern feucht, sind leicht geöffnet. Ihr Körper sinnlich. Die zarte Taille, leicht geschwungenen Hüften, makellose Gazellenbeine. Das Lamméekleid schmiegt sich eng an ihren Körper. Den Ansatz ihres Slips kann er schemenhaft erkennen. Musik rauscht, heiteres Lachen, sinnliches Geflüster. Entrückt in eine fremde, noch nie gesehene Welt lässt sie schaudern. Krampfhaft bemüht sie sich ihre Verwirrung im Zaum zu halten, ihre Sinne zu sortieren.

    Jürgen hat seine Entscheidung bereits gefällt: Von der „Bösen, dem Beziehungsspaltenden Biest, der Eiskönigin, direkt zur „Guten, dem blonden Engel wechseln. In der Rolle des Seelenklempners würde er förmlich zu Höchstform aufblühen, diese neue Traumfrau mit liebevoller, berechnender Zärtlichkeit umgarnen. Ein Schauspiel, das mit mehreren Oskars prämiert werden müsste. Er schwelgt in Zukunftsvisionen.

    Geschickt manövriert er das holde Geschöpf wenig später aus dem Gedränge, öffnet galant die Tür des ersten Taxis, schubst sie impulsiv hinein. „Machen sie schnell, oder haben sie wirklich Lust mit all den Menschen beisammen zu sein." Eine einfache Feststellung, die ihr keine Sekunde Zeit lässt, eine eigene Entscheidung zu treffen.

    Dem Taxichauffeur nennt er eine ihr völlig unbekannte Adresse. Etwas überrumpelt, fühlt sich Claudia dennoch wie auf Wolken gebettet. Sie schließt die Augen, lehnt sich in den weichen Ledersitz zurück, abwartend, aufgeregt.

    Verzauberung

    Vor drei Jahren schon hatte sie sich hoffnungslos in Jürgen verliebt. Schlaflose Nächte, quälende Sehnsüchte. Ihr Wirtschaftsstudium in Amerika, eine Flucht. Hals über Kopf hatte sie sich in dieses Vorhaben gestürzt. Abgelenkt durch die zahlreichen Vorlesungen, gelang es ihr tatsächlich den eigentlichen Grund ihrer Flucht zu verdrängen.

    Wilde Leidenschaft flammt in ihr auf, die sie tapfer zu unterdrücken versucht. Immer wieder kommt es zu Feuerproben von Freundschaften, denkt sie mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Besonders wenn ein Mann wie Jürgen auf das Spielfeld tänzelt. Das muss wahre Liebe sein, wenn sie nach so langer Zeit immer noch gegenwärtig, ja vielleicht noch mächtiger ist, sinniert sie verträumt.

    Das Taxi hält vor einem unbeleuchteten Tor. Jürgen führt sie mehrere Stufen hoch zu einem Nebeneingang. Die Tür springt auf. Ein Lichtschalter knipst. Ein riesiger Raum. Etwas düster aber romantisch. Mehre Tische mit schwarzen Samttüchern bedeckt.

    „Mein Atelier, strahlt er. „Ich habe es mir bescheiden aber gemütlich eingerichtet, um ungestört meine Kreationen entwickeln zu können. Ein wahrer Künstler braucht die Einsamkeit. Sie sind der erste fremde Mensch, der mein Heiligtum betritt. Claudia fühlt sich privilegiert. Sphinxenhaftes Lächeln umspielt ihren Mund.

    Eine zierliche Sitzgruppe, ein graziöses Empiretischchen, ein siebenarmiger Leuchter, brennende Kerzen. Eben entzündet, kaum abgebrannt. Eine lachsfarbene Orchidee. In einem silbernen Kübel zwischen Eisbrocken eine Flasche Champagner. Zwei Kelche, eine Kristallschale mit frischen Beeren. Magie pur. Romantische Musik ertönt, wie von Zauberhand eingeschaltet. Sie fühlt Jürgens weiche Hand in der ihren. Zaghaft folgt sie seinem Drängen. In ihren Augen glimmen unzählige Fragen, die ihre Lippen nicht auszusprechen wagen. Sein Gesichtausdruck wirkt einnehmend. Die trügerische Glätte, will sie nicht sehen. Seine Bewegungen gleichen dem eines Wiesels, vorsichtig, flink, wachsam. Jürgen schwelgt in Illusionen, die er um jeden Preis zu realisieren gedenkt. Ihr perlendes Nachtigallenlachen fasziniert. Sie ahnt nicht wie erotisierend es auf ihn wirkt.

    „Der Abend könnte vielleicht doch noch spannend werden", meint Claudia mit funkelnden Augen.

    „Was wirklich Spannendes kann ich mir schon lange nicht mehr vorstellen, aber vielleicht etwas weniger Langweiliges." Eine Kränkung, die sie einfach überhört. Die Situation ist viel zu aufregend, um an Worten hängen zu bleiben. Sein offensichtliches Machogehabe spornt sie zu ungeahnter Aktivität an. Solch einen Mann hat sie sich immer gewünscht. Brillantes Aussehen, umwerfend anziehend, undurchsichtig, unberechenbar – aber letztlich doch bezwingbar, ist sie überzeugt. Dass sie sich bis über beide Ohren in ihn verliebt hat, will sie sich keinesfalls eingestehen.

    Sein kräftiger Arm umschlingt besitzergreifend die schlanke Taille. Ihre Wangen berühren sich. Claudia lehnt den Kopf einen Augenblick lang an seine Schulter. Ein berauschendes Gefühl von Geborgenheit. Ihre Augen versinken in einander. Sein Drängen wird begehrlicher.

    „Ich kann nicht". Ein zärtlicher Kuss.

    „Ich bin noch nicht so weit, lass mir bitte etwas Zeit".

    Wieder küsst er sie auf die brennenden Lippen.

    „Ich…ich…Oh Gott, mir gehen die Ausreden aus."

    „Bravo, mein großes Mädchen". In aufgespeicherter Gier reißt er ihr das Kleid auf. Mit der Zunge leckt er lüstern ihren Hals. Hemmungslos fasst er mit der rechten Hand nach ihren Brüsten. Wundervolle Äpfel. Erregung pur. Adam im Paradies. Der Sündenfall. Absolut verständlich. Kein Kostverächter, dieser Kerl schießt es ihm ins aufgeheizte Hirn. Was weiß der Herrgott schon von irdischen Genüssen. Seine linke Hand gleitet von den Schultern zum Bauch. Die heißen Lippen folgen dieser Spur, tiefer und tiefer. Er schiebt den zarten Slip zur Seite, dringt in ihre feuchte Scheide ein. „Wie herrlich nass du bist, lass es zu, mein Engel". Besitzergreifend liebkost er ihre Schamlippen. Ein brillanter Pianist, auf einer sinnlichen Klaviatur. Lust, Begehren, hektisches Stöhnen.

    In diesem Moment ist Claudia alles egal. Sie lässt sich treiben. Ein ruderloses Boot im tosenden Sturm unbekannter Leidenschaft. Erfüllung pur - für beide. „Wunderbar, mein Engel, keucht er gierig. „Ich spüre, wie du dich total fallen lässt und meine französische Zärtlichkeit genießt - und jeder deiner Gefühlsausbrüche macht es für mich noch schöner. Zu spüren, wie du am Höhepunkt deiner Lust anlangst.

    Ein schwerer Samtvorhang. Das breite Bett. Herber Männerduft. Ein schlafender Panther, ruhig, lauernd, männlich, geil. Die Haut glänzt vor unterdrückter Erregung. Zwei Körper verschmelzen in tobender Zärtlichkeit, in wilden Bewegungen bis - ja bis . . .

    Aufpeitschende Wogen schlagen über ihren erhitzten Körpern zusammen. „Ich quäle mich, ich brauche dich, deine animalische Stärke." Flammende Leidenschaft, glühende Küsse, beinahe die Besinnung verlieren. Versunken in einem Strudel überirdischer Euphorie. Heißer Sex, ein Traum. Nie zuvor hat sie solch überschäumende Gefühle, solch leidenschaftliches Werben, solche Erfüllung erlebt. Seine Küsse brennen, seine Hände liebkosen jeden Quadratzentimeter ihrer alabasterfarbenen Haut, immer und immer wieder. Feurige Schmeicheleien. Aufreizende Fertigkeit. Verführerische Sicherheit. Sie schmilzt dahin, löst sich auf in überbordenden Sinnesreizen. „…dein Samen brennt wie Feuer auf meiner Haut, sinnlich – übersinnlich jaaaaaaaaaaahhhhhhhhh!"

    Rückblendung

    Claudia ist Frühaufsteherin. Der blasse Schein des anbrechenden Tages dringt durch die duftigen Vorhänge. Rasch huscht sie aus dem warmen Bett, rennt hinaus in den Garten. Barfuss. Frischer Tau kühlt ihre brennenden Füße. Nach etwa einer Stunde kehrt sie zurück.

    Ihr Zimmer nimmt langsam Gestalt an. Die Konturen der Möbel. Die Gesichter der Bilder an den Wänden. Vertraute Bilder. Bisweilen führt sie endlose Gespräche mit ihnen, um ihrem schweren Herzen Luft zu machen. Großmutter in schwarzer Robe, perlenbestickt, mit weißem Spitzenkragen, der ihren schlanken Hals liebkost. Heute lächelt sie besonders gütig, als wollte sie ihr Mut zusprechen.

    Auf dem Bord liegen zwei braune Lederkoffer. Aufgeklappt. Gierige,

    alles verschlingende Ungeheuer. Bedrohlich. Traurigkeit mischt sich mit Angst. Die Ferien sind zu Ende. Eine unabwendbare Tatsache, so sehr sie sich auch dagegen sträubt. Heute ist der Tag X, seit Wochen gefürchtet. Sie muss zurück ins Internat. Ein grässlicher Gedanke, den sie gewaltsam zu verdrängen sucht.

    Nur wenige Stunden noch, dann würde Alfred, der Chauffeur, die schwere Limousine durch die breite Einfahrt kutschieren, ihr Gepäck sorgfältig verstauen. Vater würde sie ein letztes Mal in die Arme nehmen, Mutter mit rügendem Blick die Undankbarkeit der zickigen Tochter lautstark kritisieren. Ein sich regelmäßig wiederholendes Ritual, dem sie nicht entkommen kann, wie sehr sie auch an Vaters Verständnis appelliert, sie nicht mehr ins Internat zurückzuschicken. Gegen Mutters dominant vorgefasste Meinung sind alle machtlos. Auch die ihre ist völlig unmaßgeblich. Sie muss das Dilemma lediglich ausbaden. Ärgerlich schlüpft sie in das Reisekostüm, wirft die Schottenpelerine über, die ihr Papa von seiner letzten Geschäftsreise mitgebracht hat.

    Es schellt an der Haustür, diskret, kurz. Claudia lugt durch den Türspalt. Josef, der Hausdiener, schlürft durch den Gang. Vaters Sekretär verschwindet lautlos im Herrenzimmer. Die Nervosität des Mannes ist unverkennbar. Eine schwarze Mappe. Krampfhaft presst er sie an seine Brust. Und das an einem Sonntag, denkt sie besorgt. Seltsame Unruhe flackert auf.

    Während Claudia noch den ängstlichen Gedanken nachhängt, tritt Mama Henrietta, Komtesse von Reichenau, perfekt gekleidet aus ihren Räumen.

    „Welch eine Überraschung", meint die elegante Dame eher zynisch als freundlich. Groß und schlank. Das wundervolle blonde Haar quillt üppig unter der neuesten Hutkreation hervor.

    „Kommst du etwa mit zur Messe? Ihr kritischer Blick bleibt an Claudias farbenprächtiger Pelerine hängen. „Doch nicht in diesem Aufzug, Kind. Wir gehen ja nicht in den Zirkus. Madame fegt eilig die Treppe hinunter.

    „Eigentlich wollte ich…"

    „Ja, ja, ich weiß schon, ruft Mutter ungeduldig über die Schulter zurück. Der schwarze Hut mit Schleier hüpft bei jeder Stufe auf und ab, was der gewünschten Würde einen eher heiteren Akzent verleiht. „Nimm den grauen Kaschmirumhang und setz eine Kappe auf, Kind. Aber beeile dich bitte. Emmy das Frühstück um zehn Uhr im großen Salon. Das Fräulein wird um elf vom Chauffeur abgeholt. Sie wissen schon. Übergangslos erteilt sie dem Personal diverse Anordnungen. Jetzt trommelt sie ungeduldig mit dem schwarzen Schirm auf das Parkett.

    „Kind, wo bleibst du denn. Ich möchte nicht erst zum Sanctus in der Kirche eintreffen.

    Jahre später

    Claudia Wiesinger ist eine weiche, liebenswerte Frau geworden, rundum zufrieden, eins mit sich selbst, ihren Freunden, dem Leben. „Unkompliziert" bezeichnet sie sich oft selbst. Sie ist sechsundzwanzig, könnte aber, wenn man sie nur hört, auch fünfundvierzig sein. Erstaunlich reif, zielstrebig und vernünftig.

    „Manchmal möchte ich tatsächlich auch so abgedreht sein wie meine Mutter." Erstaunt über diesen seltsamen Wunsch lacht sie plötzlich auf.

    Vor etwa drei Jahren hat die umtriebige Mama beschlossen, Haus und Hof den Rücken zu kehren, Tochter und Mann ihrem eigenen Schicksal zu überlassen. Das Theater ihres vorgetäuschten Glücks in der elitären Gesellschaft wollte sie radikal beenden, sich ins sonnige Spanien absetzen, ihr Leben erfüllen.

    Papa schien dies mit stoischer Ruhe hingenommen zu haben. Claudias Entsetzen über eine solche Entscheidung tat er mit einer beiläufigen Handbewegung ab, als sie Händeringend vor ihm stand.

    „Wie konnte es zu diesem Eklat überhaupt gekommen", hat sie unter Tränen gestammelt.

    Alleine, seltsam entspannt, holt Papa sie vom Flughafen ab. Sie hat das Wirtschaftstudium abgeschlossen, mehrere Praktika in Amerika absolviert. Während Claudias Alltag streckenweise ausschließlich zwischen Fulltimejob, Konferenzen, Fremdsprachinstituten und Computerkursen dahinraste, schien die einst so sittenstrenge Mama völlig neue Perspektiven für ihre Lebensplanung angepeilt zu haben.

    „Es war Mutters Entscheidung. Sie hat mich eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt. Reisende soll man nicht aufhalten." Stoisch gelassen, mit einem Anflug von Erleichterung klangen Papas Worte. Für ihn schien die Angelegenheit eher Erlösung als Pein.

    Jetzt hält Claudia den Hörer ans Ohr gepresst, lauscht der sich überschlagenden, bestgelaunten Mutter.

    „Kind, ich hoffe es geht dir gut, und du machst dir nicht all zu viele Gedanken. Ich wollte es so, und bin einfach hingerissen von meinem neuen Leben. Ihre Stimme klingt plötzlich angespannt. Ein seltsames schmatzendes Geräusch tönt aus der Muschel, ein Hecheln. „Wart doch noch einen Augenblick, Henry, ich telefoniere gerade mit meiner Tochter zischt Mutter erregt. Eine kurze Pause. Claudia hört wieder dieses Stöhnen. Es wird lauter, drängender. „Ja, mach weiter so, schneller, schneller, ja, ich komme. Ein tierischer Schrei. Pause. Eine erschöpft befriedigte Männerstimme. „Gut gemacht, meine geile Teufelin, warst wieder einmal so richtig scharf!

    Claudia weiß nicht recht. Hörer auf die Gabel schmeißen oder der sichtlich völlig durchgeknallten Mama weiter zuhören?

    „Liebling horch zu. Alt werden kann ich später auch noch, haucht diese jetzt etwas atemlos in die Muschel, „Ich will einfach alles nachholen, was ich ein Leben lang versäumt habe. Solltest du auch tun. Glaube mir, die Welt ist viel zu schön, um sie hinter dem Schreibtisch zu verbringen.

    Wieder dieses Keuchen, das Hecheln, schallendes Lachen. „Komm mich doch ganz einfach einmal besuchen. Du wirst sehen, ich habe Recht. Das Wetter, herrlich warm, erfüllender Sex, einfach wunderbar."

    Claudia schaltet die Freisprechanlage ein. Den Hörer legt sie vor sich auf den Tisch. Ein leichter Wind pfeift durch die Bäume im Garten. Ein Schwall Blätter segelt herunter. Bald würden die Tage kürzer, die Nächte länger werden und dunkel. Plötzlich fröstelt sie. Sie fühlt sich unendlich einsam, während Mutter in übermütigem Tonfall weiterplaudert. „Ich feiere gerade meinen Geburtstag. Wir sind in ausgelassener Champagner-Laune. Ohne diesen blöden Torten- und Gedichte- Schmarren, mit einem richtigen Mann im Bett."

    Das hab ich gerade mitbekommen, denkt sie frustriert. Claudia kann nicht fassen, was Mutter da von sich gibt. Ist diese Mittfünfzigerin in einer Krise? Hat ihr ein Burnout – Syndrom das Gehirn tatsächlich verbrannt. Und sie klingt gar nicht verrückt. Sie klingt entspannt, richtig glücklich.

    „Mein Auserwählter ist ein Universitätsprofessor, der ganz auf meiner Wellenlänge schwimmt. Er ist leidenschaftlich, unersättlich. Wir verstehen uns prächtig."

    „Mama, nichts für ungut, aber ich werde in zwei Minuten auf einer Konferenz erwartet. Ich rufe dich bald zurück." Sie beißt sich auf die Lippen. Kurz darauf lächelt sie. Ein Lächeln voll verhaltener Wut, keineswegs bewältigtem Schmerz, den Mutter ihr antat.

    Als Claudia einige Wochen später tatsächlich versucht, sie unter der gespeicherten Nummer zu erreichen, erfährt sie, die Dame sei mit unbekanntem Ziel abgereist.

    Das neueste Objekt von Mutters Begierde hieß Eduardo Fernandez. Er hatte sie auf die Kanaren entführt, wo sie gemeinsam auf seiner Hazienda dem „Dulce Vida" frönten, wie Claudia bei einem späteren Gespräch erfuhr. Es war Mutters letzter Anruf. Die beiden stürzten kurz darauf mit einem Privatjet über dem Atlantik ab.

    Wie lange ist das schon her.

    Mutters Geruch, ihre gepflegten Hände, ihre eleganten Bewegungen. Sie hört ihr Lachen, ihr Weinen, fühlt ihren Spott und ihre Liebkosung überwältigend stark, vertraut, als wäre sie persönlich im Raum. „Warum überkommt mich gerade heute diese Erinnerungen mit solcher Intensität?" War es das kurze Gespräch mit Alexa, der einstige Schulkameradin und ewige Konkurrentin? Seit Ewigkeiten nervt sie mit ihren hirnrissigen Tiraden.

    Alexa, die Rivalin

    Alexa von Breest ist die Tochter eines bekannten Juweliers und Branchenkollegen ihres Papas, Dr. Gert Wiesinger. Empört über die jüngsten enormen Preisanstiege auf der Diamantenbörse in Amsterdam, hat sie ihr eben aufgebracht die Ohren vollgeträllert. Ihr gutgläubiger Mann, Jürgen Sandmann, hätte sich das Fell über die Ohren ziehen lassen. „Wenn man nicht alles selbst erledigt, fressen einem diese Raben noch die letzen Krümel weg."

    Von wegen Krümel, denkt Claudia erheitert. Die Millionenschwere Alexa nagt nun wirklich nicht am Hungertuch, wenn auch die Verhaltensweise ihres Mannes nicht immer ihren Vorstellungen entspricht.

    Manchmal hätte ich auch gerne solch jähzornige Ausbrüche wie sie, überlegt sie fast neidisch. Tatsächlich steuert Alexa stets blindwütig auf ihre Ziele los, schlägt alles krumm und klein, wenn sich ihren Plänen etwas entgegenstellt. Aber dazu bin ich wohl zu harmoniebedürftig, ist sie überzeugt. Claudia ist ein Kamerad zum Pferdestehlen. Sie liebt Spontanentscheidungen, nicht vorgeplante Reisen, Einladungen. Auf privaten Partys kann sie tanzen, als gäbe es kein Morgen. Die Bedenken des Vaters ihre Zukunft betreffend, einen festen Freund, womöglich eine Ehe, Kinder, zerstreut sie stets mit einem hinreißenden Lächeln.

    „Solange es klappt, klappt es eben Papa. Und sollte ich einmal ans heiraten denken, würde ich vorher bestimmt mit keinem Menschen darüber reden. Du kennst mich doch Papa. Bitte dränge mich nicht. Du bekommst schon noch ein Enkelkind. Indianerehrenwort."

    Tief in ihrem Herzen hat sie sich natürlich eine Grenze gesetzt. Fünf Jahre könnte sie sich vorstellen, dann wäre ihrer Meinung nach das Limit des Singledaseins erreicht. Dann würde die biologische Uhr zu ticken beginnen. Bis dahin will ich meine Lebensplanung abgeschlossen haben. Darauf muss mit Bedacht hingearbeitet werden. Drängen will sie

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