Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Tagebuch einer Hexe: Auf den Spuren der Vergangenheit - Band 2
Tagebuch einer Hexe: Auf den Spuren der Vergangenheit - Band 2
Tagebuch einer Hexe: Auf den Spuren der Vergangenheit - Band 2
eBook236 Seiten2 Stunden

Tagebuch einer Hexe: Auf den Spuren der Vergangenheit - Band 2

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Vier Jahreszeiten herrschen über Leben, Tod und vor allem die Liebe.
Im Frühling sprießt das Schicksal,
im Sommer blüht es auf,
im Herbst beginnt es zu welken,
und im Winter liegt es unter einer Eisdecke begraben.


Londons Uhren schlagen Mitternacht.
Der Kalender weist den 13. Juli. Der Zeitpunkt der Verwandlung ist gekommen.
Auf den Spuren der Vergangenheit träumt Angela Thorton von einer feurig romantischen Zukunft mit Andrew Knight.
Wird sie sich die Finger am 'Feuer der Begierde' verbrennen?
Ist ihr Lebensweg aus Enttäuschungen gepflastert?
Droht das Chaos zu regieren?
Oder stehen Sonne, Mond und Sterne in der gewünschten Konstellation?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Aug. 2014
ISBN9783847683872
Tagebuch einer Hexe: Auf den Spuren der Vergangenheit - Band 2

Mehr von Nicole Kolling lesen

Ähnlich wie Tagebuch einer Hexe

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Tagebuch einer Hexe

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Tagebuch einer Hexe - Nicole Kolling

    Titel

    Nicole Kolling

    Tagebuch einer Hexe

    Auf den Spuren der Vergangenheit

    Band 2

    Roman

    Romance Mystery

    Butterfly Deluxe

    Taschenbuch

    ISBN 978-3-9816778-1-2

    Widmung

    Dieser Roman ist

    DIR

    persönlich gewidmet.

    Prolog

    Wie schwer kann es sein, dem Glück zu begegnen und es festzuhalten?

    Wie schwer kann es sein, auf die Hoffnung zu bauen?

    Wie schwer kann es sein, die wahre Liebe zu finden?

    Sind Glück, Hoffnung und Liebe wirklich nur von einer Seifenblase umschlossen?

    Lässt sich das Schicksal austricksen?

    Kapitel 1

    JULI

    Angela Thorton glich einer steinernen Skulptur. Ihr Atem und Herzschlag wurden eins. Mit geschlossenen Augen stand sie da. Mut zum Leben. Ich nehme mein Schicksal an. Ich bin bereit. Drei Jahrzehnte geißelten sie Prüfungsängste. Selbst der Verfolgungswahn erwies sich in dieser besagten Nacht als Bagatellfall. Seit Minuten verharrte sie in der gleichen Position. Mit jeder weiteren Sekunde schwand die Seelenruhe. Die Spasmen des menschlichen Organismus wurden potenziert. Zeit und Verstand lehnten das Rauchen einer Friedenspfeife strikt ab. In der jetzigen Situation könnte ich Kassandras Beistand sehr gut gebrauchen. Der Erwartungshorizont war grenzenlos. Angela malte sich die abstrusesten Geschehnisse aus. Einen gravierenden Temperaturabsturz, einen Schneesturm mitten im Sommer, ein Erdbeben, eine Herde quicklebendiger Einhörner und Kobolde, die den Regenbogen hinunter in den Garten rutschten.

    „Angie? Liebling ist alles in Ordnung?"

    Seine Stimme. Diese melodischen Klänge würde ich unter Millionen heraushören. Ein Gemisch von Tönen, die nicht von dieser Welt stammen können. Angela spürte, wie eine kühle Hand die ihrige umspielte, dennoch traute sie sich nicht ein einziges Mal zu blinzeln.

    „Wieso geschieht nichts? Andrew, was hat das zu bedeuten?"

    Alle Augen waren auf das Geburtstagskind gerichtet. Es herrschte vollkommene Stille. Die nächsten Minuten verrannen. Hatten die Anwesenden Kassandras Prophezeiung missverstanden? Angela rief sich die Niederschrift der Urhexe ins Gedächtnis. Die geistige Anspannung galt vollends der Seherin. ‚Die vom Himmel gesandte wird die schwarzen Schatten für alle Zeit vertreiben. Seid tapfer und übt euch in Geduld. Sie allein verfügt über diese Macht. Ihr reines Herz verbirgt den goldenen Schlüssel. Drei, eins, eins, drei, vier. Findet und schützt dieses zauberhafte Wesen. Die Erlösung wird der Dank eurer Mühen sein. Sie ist nicht allein. Die unerschütterliche Liebe zeugt von Einzigartigkeit. Ihr Gemahl und Seelenverwandter …’ Du wurdest ‚gestört’. Was wolltest du der Nachkommenschaft mitteilen? Kassandra, hilf mir. Bin ich wahrhaftig die Auserwählte? Wenn ja, zu was wurde ich auserwählt? Kassandra, bitte hilf mir. Ich flehe dich an. Bitte. Angela begann zu summen. Das Summen klang wie ein Chor aus Engelsstimmen. Selbst das Pfeifen des Windes wurde von ihrer Melodie übertönt. Der Himmel formte vier Wolken zu Instrumenten. Harfe, Cello, Flügel und Saxophone spielten voller Harmonie. Ein Donnergrollen ließ Angela erschaudern. Schwarze Wolken verdeckten die Sicht auf die strahlenden Lichter des Firmaments. Die Kräfte eines unbändigen von Wut gepackten Sturmes wussten die zärtliche Berührung des Liebespaares zu unterbinden. Der Boden unter Angelas Füßen verschwand. Durch eine unbekannte Macht gewann die Frau stetig an Höhe. Sie versuchte ihren inneren Frieden wiederzufinden, stillzuhalten, den bevorstehenden Ausbruch von Panik beiseitezuschieben. Die menschliche Gesinnung versuchte gegen das Unbekannte anzukämpfen. Angela wand sich vor Schmerzen, vor Weinen und Wimmern. Unbehagen ergriff von ihr Besitz. Ein Gefühl als hätte man sie verbrannt und gleichzeitig in Eiswasser ertränkt. Aus ‚dem Bann der schlafenden Schönheit’ zu erwachen, stellte ich mir wesentlich erträglicher vor. Das Gehör registrierte Stimmen. Neugierig öffnete sie die Augen. Das komplette Anwesen glich einer Miniaturausgabe. Sie legte den Kopf schief und betrachtete den geliebten Kirschbaum. Die Beschauung von Stamm und Krone teilte den Wirkmechanismus eines Laudanums. Obwohl zwischen dem hölzernen Riesen und der Erfindung des Alchemisten Paracelsus kein Zusammenhang bestand. Das Interesse galt dem wirren Flüstern der umliegenden Straßen. Wer sind all die Menschen? Weshalb schleichen sie zu solch später Stunde um unser Grundstück? Oh mein Gott, das sind Vampire. Eine Armee von Blutsaugern. Natürlich, der Schutzzauber hindert die Kreaturen daran, das Anwesen zu betreten. Wer ist die Frau in dem schwarzen Gewand? Der nächtliche Spaziergang fordert womöglich einen hohen Preis. Ihr Leben. Die Angst um die Sicherheit der Frau stand im Fokus und lenkte von den Gegebenheiten ab. Die Fremde fixierte die Hexe. Der bohrende Blick löste in ihr erneut ein Unbehagen aus. Sie ist keine Unschuldige. Die Kapuze verdeckt das Gesicht. Wer oder was ist sie? Der Kirschbaum erlangte wieder seine wahre Größe und Angelas Füße ertasteten den Rasen. Vierzehn Augen erspähten sie.

    „Was ist los? Karen? Habt ihr einen Geist gesehen?"

    „So ähnlich. Geht es dir gut?"

    „Wenn ich den wundersamen Höhenflug außer Acht lasse, gibt es wirklich keinen Grund zur Klage. Bitte hört auf, mich derart anzustarren."

    Andrew streichelte zaghaft über ihre Wangen.

    „Du glühst."

    „Die Ungewissheit trieb mich zuvor fast in den Wahnsinn. Mir geht es gut. Es ist lediglich der Nachbote meiner Anspannung. Nichts passiert. Alles beim Alten."

    „Das wage ich zu bezweifeln. Sieh selbst."

    Sie verstand die Aufforderung und folgte ihm ohne Widerrede ins Haus. Vor dem großen Wandspiegel im Eingangsbereich wiederholte er seine Worte.

    „Sieh selbst."

    Die Hände der barfüßigen Frau wanderten vom Gesicht, über das Haar bis hin zur Kleidung. Sie traute ihren Augen nicht.

    „Was hat das zu bedeuten? Wer ist diese Frau?"

    „Angela Fiona Thorton. ‚Die Hexe’ Angela Fiona Thorton."

    Sie blickte in ein Porzellangesicht. In Augen, so strahlend wie zwei grüne Topase. Der Glanz des platinblonden Haares umrahmte das Gesamtbild. Weiße Seide umhüllte den Körper und ein antikes weißes Medaillon schmückte den Hals. Sie wirkte wie eine Himmelserscheinung.

    „Hey ihr beiden. Alles klar bei euch?"

    Angela zuckte mit den Achseln.

    „Bin ich eine Halluzinantin? Das ist eine Sinnestäuschung … Ethan, entschuldige, wir kommen."

    Sie folgte dem Hexer in den Garten.

    „Da ist unsere Jubilarin. Liebes, lass dich drücken. Benutzt du ein neues Parfüm? Interessanter Duft."

    Das nennt sie ‚drücken’? Die Umarmung ähnelt eher einem Würgegriff.

    „Karen, würdest du meine beste Freundin bitte kurz weiterreichen? Angie, gehören Frauen ab dreißig nicht zum alten Eisen?"

    Angela nahm Angriffshaltung ein.

    „Prinzessin Timothy, was hältst du von einer Wiederherstellung deiner Erinnerungen an unsere Trainingseinheiten?"

    Er sprang zur Seite und wedelte mit einem Taschentuch.

    „War nur ein Scherz. Ich hisse die weiße Flagge. Okay? Bitte verstehe mich jetzt nicht falsch. Aber … Was ist mit dir passiert? Du wirkst … Wie drücke ich mich gekonnt aus? ‚Jünger’ wäre das falsche Wort. Du wirkst ‚frischer’. Happy Birthday."

    Die Gratulanten schoben das Geburtstagskind von einem zum nächsten weiter. Grace, Ethan, Milli und Arthur stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Andrew räusperte sich.

    „Freunde, dürfte ich kurz?"

    Der Vampir hielt seine Hexe bei den Händen.

    „Meine Angie, an dein neues Ich werde ich mich erst gewöhnen müssen."

    „Und ich mich erst."

    Sie löste den Griff und ging einen Schritt zurück.

    „Dich enttäuscht mein Anblick?"

    „Nein. Das darfst du nicht einmal denken."

    Er zog sie in seine Arme und küsste ihre Stirn. Von dieser Art der Zuneigung konnte Angela nie genug bekommen. Danke, dass ihr alle hier wart … Grace kicherte im Hintergrund. Mittels Gedankenübertragung bat sie beide sofort um Entschuldigung.

    „Ich wünsche dir ein erfülltes und glückliches Hexenleben."

    „Solange du mich durch das Leben begleitest, wird es das sein."

    Angela atmete tief ein und inhalierte Andrews Geruch.

    „Genug gekuschelt. Die Torte wartet."

    Karen hielt ihr demonstrativ das Messer entgegen.

    „‚Der süße Kuss der Hölle’. Erinnerst du dich?"

    „In die Schokolade rührst du den Saft feuriger Chilifrüchte. Der flüssige Kern besteht aus Honig und einer Geheimzutat. Wie könnte ich diesen Gaumenschmaus je vergessen? Die überdimensionale Torte ist eine identische Kopie deiner Pralinenkreation. Der Schokoholiker dankt. Mein Dank gilt euch allen. Ich liebe euch."

    Die Gäste applaudierten. Ein charakteristisches Merkmal blieb. Tränen der Rührung gehörten weiterhin zu Angelas Wesen. Der eigentliche Grund der nächtlichen Feier und die ersichtlichen Spuren der Verwandlung gerieten bei der Junghexe völlig in Vergessenheit, bis Karen ihr das Handy entgegenstreckte und sie mit den Fakten konfrontierte. Angela sah in bewegten Bildern das komplette Ausmaß der Wandlung zur Hexe. Angstschauer liefen ihr über den Rücken. Das bin ich? Die schwebende Gestalt änderte in zyklischer Wiederkehr das Erscheinungsbild. Sie schimmerte in den Farben rot, gelb, grün und blau. Nach dem vierten Turnus wurde sie schwarz wie die Nacht und stürzte wie ein erloschener Komet zur Erde.

    „Liebes, was für ein Spektakel. Wir trauten unseren Augen kaum. Wie fühlte sich die Metamorphose an?"

    „Sehr seltsam. Astronauten müssen die Schwerelosigkeit derartig empfinden."

    Angela senkte den Kopf und starrte zu Boden.

    „Liebling, was ist mit dir?"

    „Auf die Schmerzen hätte ich jedoch gut und gerne verzichten können."

    Andrew griff sofort nach ihrer Hand.

    „Schmerzen?"

    „Zu Beginn war es ein Gefühl, als würde ich innerlich verbrennen und in der nächsten Sekunde brach ich auf einem zugefrorenen See ein. Ich traute mich nicht zu atmen und doch rang ich so sehr nach Luft."

    Was für ein abscheuliches Erlebnis. Grace streichelte ihren Rücken. Dringst du wieder unangemeldet in meine Gedankenwelt ein?

    „Entschuldige."

    „Verblüffend. Diese Sicht der Verwandlung ist mir neu."

    „Arthur, unsere tapfere Hexe hat maßlos untertrieben. Ich konnte ihren Schmerz vorhin deutlich spüren. Entsetzlich …"

    „Ich sagte doch bereits, ‚du glühst’."

    „Ich fühle mich wirklich bestens. Genug Schauermärchen. Die Verwandlung gehört der Vergangenheit an."

    Ich habe es überlebt und möchte Andrew keineswegs beunruhigen. Grace, sieh dir seinen gequälten Gesichtsausdruck an.

    „Was wäre ein Geburtstag ohne Geschenke."

    Grace rettete die Situation mit einem gekonnten Ablenkungsmanöver und überreichte Angela einen Umschlag. Das Kuvert wurde nicht zugeklebt. Das war Absicht. Ich weiß, das Auspacken nimmt bei mir immer sehr viel Zeit in Anspruch. Meine Vorgehensweise hebt die Spannung. Meine Freunde kennen mich nur zu gut.

    „Ein Gutschein für die Tanzschule? Ihr seid verrückt."

    „Hegst du nicht seit Jahren den Wunsch? Nach einem Prinzen für den Ball musst du nun nicht mehr Ausschau halten."

    „Milli, die Frau mit dem Elefantengedächtnis. Ich danke euch."

    Musikalische Klänge unterbrachen abrupt die Unterhaltung.

    „Das ist doch mein …"

    Angela drehte sich beherzt um und drückte die Hände auf den Mund.

    „Das glaube ich jetzt nicht."

    Kopfschüttelnd erblickte sie Andrew. In eleganter Pose spielte er eine ihr unbekannte Komposition auf ihrem weißen Cello. Angela schritt auf ihn zu und lauschte mit Spannung bis zur letzten Note.

    „In den Nächten konnte ich heimlich üben. Das Stück heißt ‚Schattenlicht’."

    „Du bist wunderbar."

    Angela litt an mangelndem Artikulationsvermögen. Andrew überreichte ihr einen hölzernen Gegenstand samt pendelndem Anhängsel.

    „Was wäre eine Hexe ohne einen Besen? Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich meine nicht den Tower des wunderschönen Städtchens Blackpool, sondern die Stadt der Liebe."

    „Paris?"

    „Ein Romantikwochenende. Du bestimmst die Jahreszeit. Wäre der Winter nicht perfekt? Der Eiffelturm bei Schnee?"

    Der Vampir war ein wahrer Romantiker. Ohne Josephs Mitwissen wurde aus Angela im Laufe der Zeit eine zwiegespaltene Gläubige. Das Thema Reinkarnation erweckte zunehmend das Interesse. In einem seiner vorherigen Leben musste der Freund ein Minnesänger gewesen sein. Mit Charme und Liederkunst reiste er von Stadt zu Stadt und in der Damenwelt blieben sicherlich unzählige flammende Herzen zurück. Andrews Schenkung wurde unterbrochen. Ein Fellknäuel zwischen seinen Füßen verlangte nach Aufmerksamkeit. Das Baby auf vier Pfoten sprang Angela in die Arme. Liebe auf den ersten Blick zwischen Mensch und Tier. Nicht nur die Besonnenheit der British Shorthair versetzte alle in Erstaunen. Das Kolorit von Fell und Augen durfte man keinesfalls unter Zufall verbuchen. Weiß stand für die Lieblingsfarbe. Nase, Tatzen, Ohren und Schwanz unterstrichen die Schokoladenschwäche. Die Bläue der Augen erinnerte an den Wohltäter.

    „Er ist zwölf Wochen alt und ab heute der zweite Mann im Haus."

    Mit dem Kater bediente Andrew das zweite Hexenklischee. Angela tanzte mit ihrem Vampir und der Hexenfamilie ausgelassen dem Sonnenaufgang entgegen. Seit der Verwandlung hatten die Anwesenden jegliches Zeitgefühl verloren, denn wie sich herausstellte waren alle Uhren im Haus und an den Handgelenken der Partygäste um dreizehn Minuten und dreizehn Sekunden nach Mitternacht zum Stillstand gekommen. Das mystische Energiefeld traf die Schuld. Eine Reparatur schien im Vorfeld aussichtslos. Die Betroffenen nahmen das Malheur mit Humor. Jeder äußerte vorab den gleichen Geburtstagswunsch. Alle hatten meinetwegen extra Urlaub genommen. Das verfrühte Wochenende bietet somit genügend Zeit zum Ausschlafen.

    „Kommt gut nach Hause."

    Angela schlenderte durch den Garten. Sie dachte über die ersten Maßnahmen als Hexe nach und daran, dass sie im Ernstfall gewappnet sein müsste. Um eigene Zauberelixiere kreieren zu können, benötigte sie daher schnellstmöglich einen geheimen Rückzugsort. Ich komme auch nicht umhin präparierte Pflöcke für die Vernichtung meiner Feinde anzufertigen. Dornen durchbohrten die Haut der Botaniker, ebenso sollten Pflöcke bei Vampiren immensen Schaden anrichten. Vor der Gedenktafel setzte sie sich ins Gras.

    „Eine enge Vertraute musste ich in dieser Nacht missen. Rose, du fehlst mir. Ich hoffe, du bist wieder mit deiner Familie vereint. Andrew?"

    Sie drehte rasch den Kopf. Was war das? Ich hätte schwören können, jemand legte soeben seine Hand auf meine Schulter. Der Schlafentzug trügt allmählich meine Wahrnehmung. Die Übermüdete schüttelte lachend den Kopf und lief zur Terrasse zurück. Aufräumarbeiten waren angesagt. Eine Berührung ihrer Stirn ließ sie zusammenzucken.

    „Du glühst immer noch."

    „Musst du dich immerzu anschleichen? Im zunehmenden Alter sollten Menschen besser auf ihr Herz achten."

    Andrew geriet ins Stottern.

    „Bitte entschuldige meinen schlechten Scherz. Die Sorge meines Leibarztes ist wahrlich unbegründet. So, alles aufgeräumt. Ich ziehe mich zum Kräftemobilisieren für wenige Stunden zurück."

    Schlaftrunken fiel Angela ins Bett. Eine Fremdstämmige suchte sie in den Träumen auf. Die Hexe kam der Aufforderung nach, ihr zu folgen. In der Dunkelheit eines Waldes verlor sie die Unbekannte aus den Augen. Ein Irrweg aus Bäumen und Sträuchern ließ sie verzweifeln. Das Gehirn sendete eine Botschaft aus, woraufhin die Gesichtsnerven einen leichten Schmerz verspürten.

    „Komm endlich zu dir."

    „Andrew?"

    „Das wurde auch langsam Zeit."

    „Was ist hier los?"

    „Paraphrosyne."

    „Para-was?"

    „Fieberwahn."

    „Bitte?"

    „Geistige Verwirrtheit im Fieber …"

    „Der medizinische Fachausdruck ist kein Fremdwort für mich. Hast du mich gerade geschlagen?"

    Angela fielen die Augen zu.

    „Hey, aufwachen. Hörst du?"

    „Wo ist sie?"

    „Wer?"

    „Die schwarze Frau."

    „Du halluzinierst."

    „Milli? Wo kommst du auf einmal her?"

    „Du bist lustig. Genügen dir vierundzwanzig Stunden Schlaf?"

    „Bitte?"

    „Kindchen, irgendetwas stinkt hier gewaltig zum Himmel. Der Auslöser für dein hohes Fieber ist wohl eindeutig die Verwandlung. Nur weshalb reagiert dein Körper auf diese Art und Weise darauf? Andrew, vierzig Komma sieben."

    „Das kann nicht sein. Ich friere."

    „Eine typische Reaktion des Körpers. Das Gehirn sendet dir lediglich ein falsches Signal. Ich erneuere die Wadenwickel und erhöhe die Dosis des fiebersenkenden Mittels."

    „Liebling?"

    Angela streckte alle Viere von sich.

    „Ich träumte von Milli und dir."

    „Neununddreißig Komma vier. Das war kein Traum, sondern Realität."

    „Ich bin richtig ausgehungert."

    Andrew legte das Thermometer beiseite und nahm neben seiner Patientin Platz.

    „Kein Wunder, denn die Geburtstagstorte war deine letzte feste Nahrung. Heute ist Sonntag."

    „Sonntag? Aber Milli erwähnte vierundzwanzig Stunden Schlaf."

    „Hänge noch die Stunden eines zusätzlichen Tages und die einer ganzen Woche an, und du erhältst die korrekte Stundenzahl."

    „Bitte?"

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1