Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung: Band 2 der bildgewaltigen High Fantasy Dilogie
Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung: Band 2 der bildgewaltigen High Fantasy Dilogie
Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung: Band 2 der bildgewaltigen High Fantasy Dilogie
eBook393 Seiten5 Stunden

Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung: Band 2 der bildgewaltigen High Fantasy Dilogie

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Eine Auftragskillerin in mitten eines dunklen Krieges..
Ein Kontinent dem Untergang geweiht.
Und eine Magie, weit mächtiger als prophezeit.

Nur kurz kann Vika die Freude über das Wiedersehen mit ihrem Bruder zulassen. Denn eine mysteriöse Krankheit befällt den Zufluchtsort der Magier und scheint unaufhaltsam zu sein. Als sich plötzlich Auftragskiller ganz Lyrias versammeln, sieht sich Vika zwei alten Freunden gegenüber, die ihre Vergangenheit erneut aus dem Schatten ihrer Erinnerungen holen.
Noch während sich die Magischen, Menschen und Auftragskiller für einen dunklen Krieg wappnen, steht dieser schon längst vor den Toren Cardeéns.
Wird die Magie der tödlichen Hoffnung den dunklen Frieden brechen?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Apr. 2023
ISBN9783910615724
Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung: Band 2 der bildgewaltigen High Fantasy Dilogie

Ähnlich wie Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Dreikönigshof - Magie der tödlichen Hoffnung - Stephanie Moll

    230208_0155_Cover_Ebook_-_Dreik_nigshof_2.jpg

    Copyright 2022 by

    Dunkelstern Verlag GbR

    Lindenhof 1

    76698 Ubstadt-Weiher

    http://www.dunkelstern-verlag.de

    E-Mail: info@dunkelstern-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Für jene, die in der tödlichsten Dunkelheit

    einen Funken Hoffnung sehen

    Inhalt

    Triggerwarnung

    Niederschrift einer mündlichen Übermittlung der enyanschen Völker

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Eine Gutenachtgeschichte aus Alaeen

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Epilog

    Glossar

    Danksagung

    Triggerwarnung

    Dieses Buch enthält Szenen, in denen die Themen Tod, Blut, Mord und Gewalt explizit beschrieben werden. Bitte achte auf dich und deine Gesundheit, wenn du zu diesem Buch greifst, es könnten Unwohlsein in dir hervorrufen.

    Niederschrift einer mündlichen Übermittlung der enyanschen Völker

    Man sagt, die Welt sei eine unendliche Spirale aus Verderben, Freude, Mord, Leid und Wiedergeburt. Eine sich unendlich abwärts windende Linie, auf der sich all die Ereignisse befinden, die sich je in all den Zeitaltern der Welt abgespielt haben. Jede Stunde, jede Minute, jede noch so kleine Sekunde, die vom Ticken der Uhren begleitet und von den Sonnen des Universums erschaffen wurde, finden auf der Spirale ihren rechtmäßigen Platz. Nichts und niemand kann diese Spirale des Lebens verändern, sie beeinflussen oder gar durchbrechen. Sie wird sich immer drehen, solang das Universum zu existieren vermag.

    Jedem Leben auf dieser Welt, welches vom Tod begleitet wird, ist eine wichtige Rolle zugeschrieben. Jedes Zeitalter birgt seine Gefahren und Tücken, die bewältigt werden müssen. Sei gewarnt, das Leben, welches einem von der Spirale des Universums zugeteilt wurde, wird sich stets wiederholen. Entscheidungen, die entweder Leid oder Freude hervorrufen, beeinflussen das Dasein nach diesem. Jedes Wort, jeder Gedanke können darüber entscheiden, ob du gut oder böse sein wirst. Ob du Freude oder Leid bringst. Ob du einsam stirbst oder im hohen Alter auf deine Vergangenheit blickst und mit Zufriedenheit in deinem Herzen von dieser Welt gehst.

    Doch eines ist gewiss: Wie du dich auch entscheidest, die Spirale der Welt wird stets ein Auge auf dich haben, das dich verfolgt und jeder deiner Handlungen in sich einschließt, damit sie niemals vergessen werden.

    Die Natur wird dich auf deinen Wegen begleiten, dich leiten und versuchen, dir den rechten Weg zu weisen, doch nur du kannst entscheiden, ob du der Stimme folgen möchtest. Aber wisse immer, diese Stimme der Natur ist ein Teil der Spirale der Welt, und auch sie kann nicht verändert oder beeinflusst werden. So stark du auch gegen sie ankämpfst, sie wird immer versuchen, dir den rechten Weg zu weisen. Als harmonisches Duett bilden sie die größte Macht des Landes, die in jedem Fluss, in jedem Grashalm und in jedem Stein wohnt, die den Boden von Enyan berühren.

    Als Dank für die vielen glorreichen Zeitalter hat die Spirale der Welt dem Land ein Geschenk gemacht, das so rein ist wie die Seele eines neugeborenen Erdenbewohners und den Kontinent mit der Kraft versorgt, die er benötigt, um zu strahlen.

    Es wird immer Seelen geben, die die Reinheit und die Kraft dieses Geschenkes beschmutzen und rauben wollen. Sie verätzen und vergiften. Die die Welt so krank machen, dass am Ende eines Zeitalters nur noch die staubige Hülle einer seelenlosen Existenz bleibt.

    Berufe dich stets auf die Stimme der Natur, sobald du in Berührung mit den Giften dieser bösen Seelen kommst. Denke immer an die heiligen Kräfte des Landes, welche dich stets behüten und beschützen und dir den richtigen Weg weisen.

    Denn eines ist gewiss: Es wird immer Seelen geben, die die Spirale durchbrechen wollen. Tue alles, damit dies nicht geschieht.

    Sei ein Teil des Ganzen, sei die Stimme der Natur, lebe auf der Spirale der Welt und versuche, die richtigen Wege einzuschlagen. Nur so wirst du Kräfte erhalten, die im Land des reinen Wassers stets behütet und im Geheimen gehalten werden.

    Schon bald bricht ein neues Zeitalter an. Dieses endet mit dem Strahlen des reinen Wassers, doch das nächste wird dunkler und gefährlicher werden als jemals zu vor.

    Kapitel 1

    Vika

    Tu doch etwas!«, brüllte ich über den Sturm aus Schwärze und Dunkelheit hinweg, in der Hoffnung, Eleana würde mich inmitten dieses Chaos aus wirbelnden und schlingenden Schatten hören, die kreischend um meinen Körper tosten.

    Meine Haut erfasste eine unsagbare Kälte, die so viel mächtiger war als die, die ich schon zuvor gespürt hatte, als das Schattenwesen, welches von Gael gesandt wurde, mich heimgesucht hatte. Diese Kälte war eisiger und kroch in jede Faser meines Körpers, ließ jeden Muskel erstarren und jeden Knochen so sehr schmerzen, dass ich glaubte, sie würden in einzelne Splitter zerspringen.

    Ein animalisches Kreischen ertönte, als ich versuchte, meine Augen mit meinen Händen abzuschirmen, doch die vielen Schatten um mich herum wirbelten immer stärker um den am Boden liegenden Gael.

    Aus meinem Bruder quoll die schwärzeste Finsternis, die ich je gesehen hatte, und nahm das Zelt ein, in dem wir uns befanden. Ich war zuvor von einer Welle erfasst und auf den Rücken katapultiert worden. Ich spürte noch die spitze Ecke der Kiste, auf der ich schmerzhaft gelandet war. Warmes Blut rann mir den Rücken hinunter und durchnässte mein beiges Leinenoberteil, welches durch den tosenden Sturm an meinem Körper riss und zerrte.

    »Eleana!«, rief ich erneut, doch niemand antwortete mir. Verdammt, war sie vielleicht schon tot? Hatten die Schatten sie ergriffen und überwältigt? Ich durfte nicht zulassen, dass ihr etwas zustieß, denn Eleana spielte eine viel zu wichtige Rolle bei diesem Auftrag. Der niemals so enden würde, wie die drei Königinnen es sich erhofften, wenn sie denn nicht andere Pläne schmiedeten und jedes Wort, das ihren Mund verlassen hatte, wahr war.

    Niemals hätte ich meinen Bruder umgebracht. Für keinen Reichtum der Welt, und das hatten die Königinnen gewusst, als sie mich beauftragen, den Ort zu finden, an dem sich die Diebe niedergelassen hatten und seitdem versteckt hielten.

    Ich hatte dieses Versteck mithilfe von Eleana gefunden. Der verschollenen und geflüchteten Thronfolgerin des Dreikönigshofs. Verdammt! Egal, ob sie nun eine dahergelaufene Magierin und zufällig Gaels Geliebte oder die wahre Königin von Fia war, ich musste sie so oder so in diesem Chaos aus Dunkelheit und Schatten finden.

    »Grrr«, stieß ich genervt hervor und versuchte gegen den Wind, der mich zu Boden drückte, anzukämpfen, aber eine unendliche Schwere legte sich auf meine Brust. Diese verfluchte Magie!

    »Das gibt es doch nicht«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während meine Muskeln vor Anstrengung brannten.

    »Vika?«, erklang plötzlich eine Stimme in weiter Ferne, als ich frustriert und mit wutverzerrtem Gesicht meine Hände auf den Boden drückte, um mich abzustützen.

    »Eleana?«, rief ich erleichtert, sodass ich beinahe wieder zurück auf den sandigen, aber harten Boden unter mir fiel, dessen feine Körnchen kleine, aber schmerzende Furchen auf meiner Haut hinterließen. »Eleana? Wo bist du?« Kurz dachte ich, mir ihre Stimme nur eingebildet zu haben. Ich kniff meine Augen zusammen, da der Wind um mich herum immer stärker an meinen Haaren riss und diese wild um meinen Kopf wehten. Mit gesenktem Gesicht stützte ich mich mit meinen Armen vom Boden ab und schaffte es unter enormer Kraftanstrengung, meinen linken Fuß aufzustellen, um einen besseren Halt zu finden. Die Schatten und Kreaturen, die unentwegt aus dem Mund meines Bruders schossen, umzingelten mich wie ein Käfig aus schwarzer Materie, aus dem es kein Entkommen gab.

    Doch auch wenn ich befürchtete, Gael wäre nicht mehr am Leben, spürte ich das magische Band zwischen uns. Zwei Seelen, die zueinander gehörten wie das Beten zu den heiligen Göttern der enyanschen Völker. Die eine magisch, die andere nicht. Er und ich waren weit mehr als nur Geschwister, deren Wege sich auf natürliche Weise trennten, weil sie Familien gründeten oder in andere Länder reisten. Gael war so viel mehr als nur der Mann, der mich damals als kleines Kind verlassen hatte. Er war der mächtigste Magier auf dem Kontinent Lyria und vielleicht über dessen Grenzen hinaus.

    »Verdammt, Eleana! Du bist eine verfluchte Hexe, jetzt unternimm irgendetwas!«, brüllte ich den zuckenden Schatten entgegen, die, wie ich bemerkte, nicht vorhatten, mich anzugreifen. Sie wirbelten nur stetig um meinen Körper. Bemerkte denn niemand außerhalb des Zeltes, was hier vor sich ging? Müsste Parvel nicht schon längst von den animalischen Schreien alarmiert worden sein?

    Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, flammte plötzlich am anderen Ende des Zeltes ein Licht auf, dessen Ursprung ich sofort wiedererkannte. Es war das bläuliche Schimmern, das Eleana schon in Moirath hervorgerufen hatte, bevor wir von Gael und seinen Dieben angegriffen worden waren.

    »Ich kann sie aufhalten!«, rief Eleana, die immer mehr von dem Lichtkreis eingenommen wurde. Ich sah, wie ihre roten Haare in Wellen nach hinten gefegt wurden. Sie selbst stand fest mit beiden Beinen auf dem Boden und streckte ihre Hände gerade aus, dort, wo Gael hilflos lag. Die Lichtkugel wuchs und wuchs, bis sie Eleana und ihre direkte Umgebung vollends einnahm. Ich glaubte, in den Augen der Thronfolgerin einen ähnlichen Sturm wie in diesem Zelt wirbeln zu sehen. Jedoch war es keine Dunkelheit, die in ihnen innewohnte, sondern ein Rauschen aus grünen Lichtstreifen, die beinahe heller leuchteten als die Lichtkugel selbst.

    Für einen kurzen Moment blieb mein Herz stehen, denn das grüne Flackern in ihren Augen rief unschöne Erinnerungen in mir wach. Wieder sah ich das grüne Schimmern, welches aus den Bergen von Brent hinauf in den Himmel strahlte und auch hinter den Fenstern des Dreikönigshofs zu sehen gewesen war, als ich am Abend vor meiner Reise zur Akademie meinem Leben ein Ende setzen wollte.

    Aber das konnte nicht sein. Eleana war nicht eine der Kreaturen, die ihre Schwestern umgebracht und ihre Körper eingenommen hatten, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Abgesehen von den magischen Kräften, die in ihren Adern schlummerten.

    »Du schaffst es«, ermutigte ich sie. Ihre Stirn zierten Schweißperlen, die deutlich im Licht der Magie glänzten.

    Mit verbissenem Gesicht konzentrierte sie sich auf die Schatten vor sich, die stetig gegen das Licht in ihren Händen ankämpften. Doch ihre Macht war zu stark, zu mächtig, als dass die Schatten eine Chance gegen sie gehabt hätten. Erstaunt beobachtete ich die rothaarige Magierin, wie sie einen Schritt nach dem anderen Richtung Gael tat, um seinen Körper in den Lichtkreis zu hüllen.

    Mein Herz raste, und ich achtete kaum noch auf die Kälte, die an meinem Körper zog und zerrte. Auch die grausamen Fratzen der Schattenwesen, die vor meinen Augen auftauchten, beeindruckten mich nun weniger. Ich hatte nur noch Augen für die Frau, die mein Leben ein weiteres Mal rettete.

    »Du schaffst das«, flüsterte ich, als ich sah, wie viel Kraft es sie kostete, gegen die Schatten anzukämpfen. Doch ihre Magie trieb die Dunkelheit immer weiter zurück. Nein, sie fraß sie förmlich auf. Sobald der Lichtkegel die Finsternis berührte, verpufften sie zu Staub, und kleine schwarze Fetzen fielen zu Boden.

    »Ich … kann ihn nicht sehen!«, rief Eleana verzweifelt, als sie aus zusammengekniffenen Augen versuchte, Gaels Körper zu erspähen.

    Ich spürte ihn über unser magisches Band, und es schien, als verdichtete sich die Dunkelheit um ihn, je näher Eleanas Macht vorrückte und die Kreaturen vernichtete. »Er muss direkt vor dir liegen!«

    »Es ist zu stark. Meine Macht ist gleich aufgebraucht. Wenn ich Gael nicht gleich erreiche, dann ist es zu spät.«

    »Verdammt, du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass du aufgibst!«

    »Vika, du hast keine –«, sie wehrte einen Schatten ab, der gegen den Lichtkegel sprang, »du hast keine Ahnung, wie viel Kraft mich das kostet! Also halt deinen Mund und sag mir einfach, ob ich Gael gleich erreicht habe!«

    Mürrisch knirschte ich mit den Zähnen. Da hatte diese verfluchte Hexe mich tatsächlich zurechtgewiesen.

    »Noch ein Stück«, brummte ich, noch immer auf dem Boden kniend.

    Und tatsächlich trat Gaels Körper nur wenige Sekunden später in den Schein des Lichtkreises, doch die Schatten schienen nicht so schnell aufgeben zu wollen. Sie schlangen sich in immer schneller drehenden Bewegungen um seinen Körper, dessen Glieder erschlafft waren. Das magische Band zwischen uns zitterte, als Eleanas Magie Gaels Körper erreichte und ergriff.

    Eleana stieß ein teuflisches Knurren aus, ihre Hände bebten, und sie schien jede Kraft aufzuwenden, um auch die letzte Dunkelheit aus diesem Zelt zu vertreiben.

    Ihre Lippen bewegten sich und formten Wörter, die ich nicht verstand, zu laut war das Rauschen um mich herum. Es schien, als befehle sie ihrer Macht zu wachsen, denn die einstige Lichtkugel nahm nun jeden Zentimeter des Zeltes ein. Es wurde bereits so hell, dass ich meine Augen schloss, um nicht zu erblinden. Das Gemurmel aus ihrem Mund glich einem drängenden Knurren, bis sie ein letztes Mal aufschrie.

    Stille.

    Nichts als erdrückende Stille, die in meinen Ohren noch unerträglicher war als das Kreischen der Kreaturen vor ein paar Sekunden. Doch nun donnerte das stetige Pochen meines Herzens in meinen Ohren und bescherte mir Kopfschmerzen, die ich versuchte zu ignorieren.

    Langsam öffnete ich meine Augen. Was ich zu sehen bekam, ließ mir den Atem stocken, bevor ich fähig war, mich zu bewegen.

    Auf dem staubigen Boden vor mir lagen zwei entkräftete und erschlaffte Körper, deren Brustkörbe sich nur leicht hoben und senkten. Fast sah es so aus, als wäre jedes Leben aus ihren Lungen gewichen. Links von mir lag mein Bruder, dessen Augen nun nicht mehr weit aufgerissen nach oben starrten, sondern geschlossen waren. Keine zwei Meter daneben kauerte Eleana wie ein Häufchen Elend, wie ein Sack Mehl, den man einfach irgendwo abgestellt hatte. Ihre linke Hand lag ausgestreckt auf dem Boden und zeigte in Richtung Gael, als wollte sie ihn berühren.

    Schnell rappelte ich mich auf und zuckte zusammen, als ein unerträglicher Schmerz meinen Rücken durchfuhr.

    »Scheiße«, zischte ich und tastete mit zittrigen Fingern meine Wirbelsäule ab. Dickes, klebriges Blut benetzte meine Fingerspitzen und tropfte auf den sandigen Boden, wo es sich zu Klumpen formte. Ich hatte nur einen Gedanken in diesem Moment. Die beiden zu erreichen und ihren Puls unter meinen Fingern spüren.

    Gekrümmt stolperte ich erst auf Eleana zu und rollte sie auf den Rücken, sodass ihre Lunge nicht weiter unter ihrem eigenen Gewicht eingequetscht wurde. Sie riss ihre Augen auf und japste nach Luft, als würde sie zum ersten Mal in den Genuss von Sauerstoff kommen.

    »Oh heilige Götter, du lebst.« Ich atmete erleichtert auf und wäre beinahe vor Schmerzen auf die Magierin gefallen, doch konnte mich im letzten Moment mit den Händen abstützen. Die Wunde an meinem Rücken brannte wie Feuer.

    »Gael, lebt er?«, fragte Eleana sofort, als sie zu Atem kam und sich suchend nach meinem Bruder umschaute.

    »Ich denke ja, er scheint zu atmen.«

    »Aber sicher bist du dir nicht?«

    »Entschuldige, dass ich erst nach dir geschaut habe«, knurrte ich und funkelte sie böse an. Sie war schon auf den Beinen, als wäre nie etwas passiert. Sah aus wie das blühende Leben und nicht wie ein Mensch, der soeben seine letzten Kraftreserven aufgebraucht hatte, um Magie hervorzurufen. Mir kam wieder in den Sinn, wie erholt sie ausgesehen hatte, als Gael und ich sie in diesem Zelt vorgefunden hatten. Nichts in ihrem Gesicht ließ erahnen, dass die letzten Minuten überhaupt je existiert hatten.

    »Gael? Gael, kannst du mich hören?« Sie hockte bereits vor meinem Bruder, während ich sie immer noch verwundert und misstrauisch zugleich musterte. Sachte umfasste sie Gaels Gesicht mit ihren Händen und schloss die Augen, bevor sie erleichtert ausatmete. »Er lebt. Sein Geist ist noch spürbar, wenn auch in weiter Ferne. Es scheint, als hätte die dunkle Magie ihn zurückgedrängt.«

    »Dunkle Magie? Du meinst –«

    »Ja«, unterbrach sie mich und warf mir einen Blick zu, »natürlich war das dunkle Magie oder denkst du, diese Schatten stammen aus dieser Welt.« Das war keine Frage, und ich grübelte, wieso Eleana plötzlich so missgelaunt mir gegenüber war, immerhin hatte ich ihr nichts getan. Schlussendlich war sie diejenige, die gelogen und betrogen hatte, um mich hinters Licht zu führen. Oder mich zu schützen, wie sie es sagte. Sie war es, die hier ein falsches Spiel spielte, mit allen Anwesenden. Selbst ihr eigener Geliebter blieb nicht von ihren Lügen verschont, und es galt nun die Wahrheit herauszufinden.

    Ich erwiderte nichts auf ihren bitteren Unterton. Sollte sie doch selbst mit ihrem Problem fertig werden. Für mich zählte im Moment nur, dass mein Bruder wieder zu Bewusstsein kam.

    »Kannst du nichts machen? Ihm irgendwie helfen aufzuwachen? Das müsste nach dieser ganzen Sache hier kein Problem für dich sein, richtig?«

    Die rothaarige Magierin betastete noch einmal Gaels Gesicht, bevor sie ihre rechte Hand auf die Stelle legte, an der sein Herz hoffentlich noch schlug.

    »Es ist viel Dunkelheit in ihm. Viel mehr, als ich geahnt habe. Wie konnte er nur so dumm sein und mit dunkler Magie herumexperimentieren?« Eleana schüttelte den Kopf und murmelte ein paar unverständliche Worte.

    »Mehr kann ich nicht für ihn tun. Den Rest muss er allein schaffen. Gegen so eine dunkle Macht komme ich nicht an, aber ich bin zuversichtlich, dass er bald aufwachen wird. Wenn auch nicht ganz geheilt.«

    »Du sagtest, er habe mit dunkler Magie experimentiert.«

    »Ja, und das wurde ihm jetzt zum Verhängnis.«

    Ich rieb mir mit den Händen über mein Gesicht und stöhnte laut. »Erinnerst du dich, ich habe dir von dem Schattenwesen erzählt, das mich sowohl in Fia als auch in Moirath heimgesucht hat.«

    Eleana nickte.

    »Und du sagtest nur Gael könne diese Macht hervorrufen.«

    »Komm zum Punkt, Vika«, sagte sie und klopfte sich den Schmutz von ihrem schwarzen Kleid ab.

    Ich rollte mit den Augen. »Du hattest recht. Es war Gael, der mir diese Schatten geschickt hat. Er meinte, er habe einen neuen Zauber ausprobiert, der schief gegangen sei, und seine Gedanken haben das Schattenwesen zu mir getrieben.«

    »Dieser Dummkopf. Er hat gewusst, wie gefährlich das ist. Ich kann nicht fassen, dass er sich von diesem Gedanken hat verleiten lassen.«

    »Welchen Gedanken?«, fragte ich und sah dabei zu, wie sie Gael unter den Armen packte.

    »Hilf mir mal.«

    Ich ging zu ihr und schnappte mir Gaels Füße, um ihn auf das Bett zu legen, in dem zuvor Eleana selbst geschlafen hatte. Erstaunlich, wie schnell sich das Blatt wendete.

    »Also? Welchen Gedanken meinst du nun?«, hakte ich erneut nach.

    Eleana schwieg einen Moment, bevor sie sich entschied, mir zu antworten. »Der Gedanke der Macht. Wer über dunkle Magie verfügt, besitzt unermessliche Stärke. Wer sie ausbaut und mit ihr experimentiert, stellt eine Gefahr für die gesamte Welt dar.«

    Ich schluckte. »Du meinst, Gael ist imstande … alles und jeden zu vernichten?«

    »Ausnahmslos. Wenn er nicht zur Besinnung kommt und den richtigen Weg wählt.«

    »Bei den Göttern«, stieß ich aus und raufte mir die Haare. »Was treibt ihn dazu, diese Macht auszutesten? Ich dachte, die Diebe sind nicht das, wofür sie der ganze Kontinent hält. Nämlich die Bösen.«

    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich wünschte, ich wüsste, was in seinem Kopf vor sich geht, aber ich war zu lange fort. Ich habe das Gefühl, er verheimlicht mir mehr, als er zugibt.«

    »Würde ich auch, wenn man mich verrät und ausliefern will«, erwiderte ich und würdigte sie keines Blickes.

    Ihr lautes Zähneknirschen reichte, um zu wissen, dass sie mich gerade am liebsten hätte umbringen wollen. Doch sie riss sich zusammen, deckte Gael bis zum Brustkorb zu und setzte sich vorsichtig neben ihn auf den Rand der Matratze. »Es ist aber nie dazu gekommen, das solltest du nicht vergessen.«

    »Dennoch wolltest du all das hier einfach aufgeben und meinen Bruder den Königinnen aushändigen. Deine ach so große Liebe. Der Gedanke allein reicht, um dir das dein ganzes Leben lang vorzuwerfen. Mal ganz davon abgesehen, dass du jeden von uns belogen und betrogen hast, nur um deinen eigenen Hintern zu retten.«

    »Als ob du das nicht getan hättest in meiner Situation. Spiel jetzt nicht den Moralapostel, Killerin! Du tötest Menschen und das auch noch mit Vergnügen. Lässt jeden um dich herum spüren, dass du keine Lust auf seine Anwesenheit hast und dich am liebsten allein irgendwo in deinem Luxus suhlen würdest«, fauchte Eleana wütend, woraufhin ich mich aufbäumte.

    »Du hast nicht die geringste Ahnung, welche Qualen ich erleiden musste, um an diesen Punkt zu kommen«, knurrte ich wütend, »in meinem Kopf herrscht das pure Chaos, seitdem ich an diesem Ort bin. Meine Gedanken sagen nur eines: töten. Doch eine leise Stimme in meinem Unterbewusstsein und mein Herz wollen genau das Gegenteil. Ich wurde jahrelang geformt. Man hat mich gefoltert, mich gequält, mir Nadeln in sämtliche Stellen meines Körpers gerammt und mich mit Flüssigkeiten vollgepumpt, die sämtliche meiner Erinnerungen und Gefühle ausgelöscht haben. Ich kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Dieses Monster hier drin hat man erschaffen.« Ich zeigte auf meinen Kopf.

    »Es reicht«, sagte Eleana bestimmt. »Halt einfach deinen Mund. Oder willst du, dass man uns hört und jeder sofort über Gael Bescheid weiß?«

    Ich schnaubte verächtlich. »Ja natürlich, dein geliebter Gael. Verzeihung, Eure Hoheit«, knurrte ich und schüttelte den Kopf. Ich musste raus aus diesem Zelt, frische Luft schnappen, irgendwo hinlaufen und einfach allein sein. Diese ganze Sache wuchs mir über den Kopf, diese Magie war zu viel für meinen Verstand. Ich drehte mich um und wollte hinausstürmen, als Eleana mich zurückhielt.

    »Vika, warte. Wir drehen uns im Kreis. Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe an den Kopf werfen. Das bringt niemandem etwas, ganz besonders nicht Gael. Und ja, in erster Linie geht es um ihn«, sagte sie versöhnlich, als sie sah, wie ich genervt meine Augen verdrehte.

    »Na gut.« Kurz überlegte ich, dennoch das Weite zu suchen, doch dann müsste ich mir selbst eingestehen, dass ich nur aus dieser Situation flüchten würde und sie damit nicht besser machte. Eleana hatte recht. Hier ging es um meinen Bruder, aus dem irgendwelche Schattenkreaturen geschossen waren und uns alle beinah getötet hätten.

    Als Auftragskillerin jagte mir das eine Heidenangst ein, denn normalerweise stellte nichts und niemand eine Gefahr für mich dar. Doch nun gab es einen viel stärkeren und gefährlicheren Feind auf dieser Welt, gegen den ich nichts ausrichten konnte.

    Ich war auf Eleana, Gael und sämtliche Magier angewiesen, wenn ich diesen Krieg überleben wollte. Denn das war es schon längst: ein Krieg. Zwischen Magiern und dem Dreikönigshof.

    Und eine Auftragskillerin mit wiedererlangten Erinnerungen und Gefühlen mittendrin.

    Kapitel 2

    Vika

    Ich entschied mich, eine Weile zu bleiben und Eleana mit Gael nicht allein zu lassen, obwohl ich das Gefühl hatte, fehl am Platz zu sein, als ich der Magierin dabei zusah, wie sie meinem Bruder immer wieder sanft über die Arme strich und seine Stirn mit einem Tuch abtupfte.

    »Er fiebert«, stellte ich fest, als ich die schweißnasse Haut sah, die in dem Licht des Zeltes glänzte. Ich hatte mir einen umgekippten Stuhl herangeholt, auf dem ich saß und mich nun mit verschränkten Armen anlehnte. Auch wenn Eleana und ich uns versöhnt hatten, so hing unser Streit noch immer über unseren Köpfen.

    »Kannst du ihm nicht doch irgendwie helfen?«

    »Nein, das sagte ich bereits. Ich habe keine Chance, gegen die Dunkelheit in seinem Körper anzukämpfen. Das muss er ganz allein schaffen.« Unentwegt tupfte sie Gael die Feuchtigkeit von seiner Haut, während sie selbst verträumt und nachdenklich dreinblickte. Ich hatte das Gefühl, ihre Gedanken kreisten noch lauter in ihrem Kopf als die in meinem. Ihr starrer Blick, der stets auf Gael gerichtet war, verriet, wie es in ihrem Inneren aussah.

    »Vielleicht gibt es etwas, was er gegen das Fieber einnehmen könnte. Ich kann Parvel um Hilfe bitten. Wenn mich nicht alles täuscht, hat er auch dir ziemlich erfolgreich geholfen.«

    Eleana hob ihren Kopf und richtete ihren fragenden Blick auf mich, als sie meinen unmissverständlichen Unterton vernahm.

    »Komm, du brauchst mich nicht hinters Licht führen. Glaubst du wirklich, ich habe deine körperliche Veränderung nicht bemerkt? Ich würde ja zu gern wissen, was in diesen ganzen Flaschen und Döschen drin ist, die sich dort draußen zuhauf auf den Tischen stapeln. Es scheinen ja Wundermittel zu sein.«

    Sie runzelte die Stirn, und ich legte meinen Kopf misstrauisch zur Seite.

    »Ich weiß nicht, auf was du hinauswillst.«

    »Mir scheint, als stecke da noch mehr drin als nur altertümliche Medizin.«

    »Du meinst Magie?«

    Ich nickte.

    »Und was ist daran so verwerflich? Wir sind Magier, was erwartest du? Dass wir unsere Kräfte nicht ausnutzen?«

    Ich zuckte nur mit den Schultern und erhob mich vom Stuhl.

    »Ich finde es einfach beeindruckend, wie schnell du dich erholt hast und so viel frischer aussiehst als zuvor.«

    Damit ließ ich die beiden allein. Dass ich das dunkle Flackern in ihren grünen Augen gesehen hatte, als ich mit Gael das Zelt betreten hatte, verschwieg ich ihr. Das Fieber, welches meinen Bruder nun heimsuchte, war nur ein Vorwand, um diesen dubiosen Parvel aufzusuchen. Ein Ziehen drängte mich dazu, den drahtigen Mann genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Ich schlüpfte durch den Zelteingang und trat hinaus in die Sonne, die sich wärmend auf mein Gesicht legte, als wollte sie mich umarmen. Dank der Dunkelheit in dem Zelt mussten sich meine Augen erst einmal an das grelle Licht gewöhnen, doch schnell fanden sie wieder zur Normalität, sodass ich prüfend meinen Blick über die Umgebung schweifen ließ.

    Der Bereich, in dem sich die Zelte des Krankenlagers aufreihten, war etwas abgeschieden vom restlichen Trubel Cardeéns, vermutlich, um den Kranken ihre benötigte Ruhe zu gewähren.

    Mich hatte es ja bereits gewundert, wieso niemand den Tumult und die Schreie der Schattenkreaturen vernommen hatte und uns zur Hilfe geeilt war. Wie ich aber feststellen musste, hatte es in der Tat niemand gehört. Oder hören können. Vom restlichen Teil oder zumindest von dem, der mir am nächsten war, drangen die typischen Alltagsgespräche an meine Ohren. Stimmengewirr, klapperndes Geschirr, Schwertklingen, die aufeinandertrafen. Gemischt mit dem Geruch von sämtlichen Backwaren und Lebensmitteln, die über den Lagerfeuern gekocht und in den Öfen gebacken wurden.

    Niemand befand sich auf dem Platz in der Mitte des Krankenlagers. Nicht einmal der merkwürdige Mediziner war weit und breit zu sehen, sodass ich die Chance nutzte, mir die Flaschen und Tinkturen näher anzuschauen, die sich auf den Tischen stapelten.

    Mir war immer noch schleierhaft, wieso die Magier nicht einfach irgendeinen Zauber wirkten, damit sie gesund wurden, doch überstieg das im Moment mein Denkvermögen. Meine Augen visierten einzig und allein den überdachten Unterstand an, unter dem ich zuvor Parvel das erste Mal kennengelernt hatte.

    Zügigen Schrittes eilte ich hinüber, ohne dass mir jemand in die Quere kam. Meine Bluse klebte dank des getrockneten Blutes an meinem Rücken und zwickte unangenehm an meiner Haut. Wenn mich jemand in diesem Zustand vorfand, würde ich mir wohl oder übel einige Ausreden einfallen lassen müssen, denn niemand

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1