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Legenden des Imperiums
Legenden des Imperiums
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eBook829 Seiten10 Stunden

Legenden des Imperiums

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Über dieses E-Book

Die Erde wurde vor langer Zeit aufgegeben. In den Weiten der Galaxis ist ein Sternenreich entstanden, ein Imperium. Dieses Buch erzählt die Geschichte dieses Imperiums – oder Geschichten des Imperiums. In vielen Episoden, die alle für sich stehen können, aber auch ein Gesamtbild abgeben, erlebt der Leser, was die Zukunft vielleicht bringt… die ferne Zukunft… in einer Zeit, lange nach der Erde. Da sind die Erfahrungen eines jungen Captains, der herausfinden muss, welche Geheimnisse das Imperium birgt. Und da sind die Abenteuer eines anderen Kapitäns, der zu einer wichtigen Figur im Geheimdienst des Imperiums wird – und der keine Kompromisse kennt. Verschiedene Zeiten, verschiedene Figuren, verschiedene Kriege. Die Zukunft der Menschheit liegt in den Händen dieser Männer… aber ist sie da wirklich in guten Händen?
"Legenden des Imperiums" sollte eigentlich eine Sammlung von Science Fiction Geschichten erweitern, doch es wuchs und wuchs und wurde seine eigene, umfangreiche Sammlung. Die Geschichten sind meist nicht in chronologischer Reihenfolge. Sie stehen meist für sich, sind aber Puzzlesteine, die am Ende ein Gesamtbild ergeben. Wobei das Ende nicht das Ende sein muss… und der Anfang nicht der Anfang! "Legenden des Imperiums" ist zum Teil Hardcore Science Fiction mit Raumschiffen und Sternenkriegen, zum Teil aber auch Agententhriller mit einem Hauch James Bond. Es empfiehlt sich, vor dem Kauf einen Blick ins Buch zu werfen… doch leider ist der Beginn nicht unbedingt repräsentativ für den Rest.
Ein Buch für alle, die von ihrer Science Fiction mehr wollen, als eine dystopische Zukunft, in der irgendwelche Jugendlichen um ihr Leben kämpfen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Juni 2015
ISBN9783738029673
Legenden des Imperiums
Autor

Martin Cordemann

Tillmann Courth stand jahrelang als Conférencier auf der Bühne des Ersten Kölner Wohnzimmertheaters. Er schrieb und bestritt fünf Kabarett-Soloprogramme und geht heute einigen Kolleg?innen u.a. als Regisseur zur Hand, ist Comicexperte und betreibt die Webseite FIFTIES HORROR. Martin Cordemann ist Autor der Comics „Die DomSpitzen“ und „Bruder Thadeus: Das Münchner Kindl“ (Zeichner: Ralf Paul) sowie des Buches „Dada op Kölsch“. Als E-Book gibt es von ihm jede Menge Krimis und Science Fiction.

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    Buchvorschau

    Legenden des Imperiums - Martin Cordemann

    Das Imperium der Herzen

    Es war vorbei

    Alles war Rauch

    Alles war Trümmer

    Wo Leben gewesen war

    Blieb nur noch Tod

    Welten brannten

    Völker starben

    Der Anfang

    Das Ende

    Dann

    Stille

    Ruhe breitete sich aus

    Über die Welten

    Die Feuer verloschen

    Die Schreie verklangen

    Der Rauch füllte die Himmel

    Es wurde still

    In der Galaxis

    Still

    Ruhig

    Friedlich

    Und dann

    Vom Rand der Galaxie

    Leise

    Kaum hörbar

    Fast unbemerkt

    In der Stille…

    PING!

    Irgendwie hat man bei dem Begriff „Imperium" meist eine negative Konnotation. Dabei muss das nicht sein. Ein Imperium kann durchaus etwas Positives haben. Also schauen wir uns mal ein Imperium an, das nicht böse und gemein ist.

    Eigentlich waren die Geschichten gedacht, um die Sammlung mit Science Fiction Storys „Die Zukunft ist der Roboter" noch ein bisschen aufzufüllen, aber… seitdem hat sich einiges geändert. Selbst dieses Vorwort.

    Schnell waren aus 6 Geschichten etwa 50 Seiten geworden und das hätte den Rahmen des anderen Buches dann doch etwas gesprengt. Aus den 6 Geschichten wurden dann 40 und aus den 50 Seiten etwa 350… bzw. 50 Geschichten und 450 Seiten… und so entstand dieses Buch. Und auch das wandelte sich während des Schreibens mehr und mehr. Zunächst gab es Teil 1 (jetzt der Prolog), dann Teil 2 (erstes Buch) und Teil 3 (Epilog). Würde es nur diese drei Elemente geben, hätte ich Ihnen in diesem Vorwort die Möglichkeit gegeben, selbst zu entscheiden: Lesen Sie es so, wie die Geschichten angeordnet sind oder lesen Sie es chronologisch. Falls Sie tatsächlich letzteres in Erwägung ziehen, können Sie das natürlich gerne tun. In dem Fall wäre die Reihenfolge:

    Erstes Buch: Geschichten aus dem Sternenreich

    Epilog: Die Zerstörung des Imperiums

    Prolog: Die Entstehung des Imperiums

    Das zweite und dritte Buch lassen Sie einfach links liegen, denn auf diese Weise können Sie nicht allzu viel damit anfangen… Ein Satz, der aus der letzten Fassung des Buches… und des Vorworts stammt. Tatsächlich könnten Sie mit dem zweiten Buch noch etwas anfangen, mit dem dritten aber weniger. Ach, was solls? Der Grund, warum ich schlussendlich nicht diese Reihenfolge gewählt habe, war folgender. Die „Entstehung" war, wie gesagt, eigentlich als abgeschlossene kleine Reihe von Geschichten geplant. Die weiteren Geschichten, die entstanden, passten aber nicht direkt in diese Zeit, sondern mussten aus bestimmten Gründen davor spielen, als das Imperium noch nicht so entwickelt war. Das wiederum gab mir die Gelegenheit, in den früher spielenden Geschichten Andeutungen auf Dinge einzuflechten, die später passieren werden – Andeutungen, die der Leser versteht, weil er weiß, worauf alles hinausläuft. Irgendwie fand ich das spannender und interessanter, als in einer chronologisch erzählten Geschichte diese Hinweise drin zu haben, mit denen der Leser aber nichts anfangen kann, weil er das Ergebnis nicht kennt.

    Eine andere Frage, die ich mir stelle, ist: Ist das ein Roman oder eine Sammlung von Geschichten? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe ein bisschen versucht, die Geschichten so zu schreiben, dass sie auch mehr oder weniger für sich alleine stehen könnten. Aber je mehr die Sammlung wuchs – und das Universum, in dem sie spielt – desto mehr Anspielungen entstanden auf andere Ereignisse, Personen und Geschichten. Und es entstanden Geschichten, um die Handlungen von anderen Geschichten aufzugreifen, weiterzuführen oder zum Abschluss zu bringen. Mal bauen sie auf vorhandenem Wissen auf, mal erfährt man, mit wem man es eigentlich zu tun hat, erst später. Vielleicht kann man die Geschichten einzeln lesen und kann doch etwas aus ihnen herausziehen – vielleicht aber auch nicht. Oder nur ein paar von ihnen. Oder so. Ist ja auch eigentlich nicht wichtig, da sie in dieser Sammlung komplett vorliegen. Und unterm Strich sind sie alle irgendwie Teil eines riesigen Puzzles, das am Ende möglicherweise so eine Art Gesamtbild ergibt… oder auch nicht.

    Um Ihnen einen kleinen Einblick zu geben, was Sie erwartet, hier ein kleiner Einblick in das, was Sie erwartet.

    Prolog: Die Entstehung des Imperiums

    Die Reise beginnt gewissermaßen am Ende, in der Blütezeit des Imperiums. Es ist groß und erwachsen geworden und hat sich ganz gut entwickelt. Wir erleben die Abenteuer (oder vielmehr die Aufgaben) von Captain Cortez und erhaschen einen Blick in die Vergangenheit des Imperiums.

    Erstes Buch: Geschichten aus dem Sternenreich

    Dieses Buch hätte man auch mit „Die Abenteuer von Kapitän Harald Hansen betiteln können – aber dieser Titel hätte sich wohl kaum in die Struktur der übrigen Titel eingefügt. Was „Geschichten aus dem Sternenreich auch nicht tut, da haben Sie völlig Recht! Aber als ich dieses Buch begann, schwebten mir zwei halbwegs gut klingende Namen dafür vor, der, den das Buch jetzt hat und dieser hier. Ganz ehrlich, ich hatte einfach keine Lust, ihn wegzuwerfen, weil er irgendwie ganz nett klingt. Wenn man die Inhalte dieses Teils vereinfacht zusammenfassen wollte, könnte man das grob mit „Star Trek trifft James Bond" tun. Denn es ist beides drin. Ein bisschen Raumfahrerei und fremde Welten kennenlernen. Und ein bisschen Agentenzeugs. Ein knallharter Agent, der über Leichen geht, wie oft gab es das schon im Weltraum? Aber, ganz ehrlich, die Figur ist ein wenig selbstgerecht und – wie Kritiker bestimmt schreiben würden, falls sie das hier jemals zu lesen bekämen – extrem reaktionär. Außerdem ist dieser Teil zum Teil weniger Science Fiction als unverschlüsselte, offene, unsubtile, brutale Abrechnung mit Entwicklungen in unserer aktuellen Gesellschaft. Das kann man so machen, dass es der Leser nicht merkt… muss man aber nicht!

    Zweites Buch: Im Geheimdienst des Imperiums

    In einer früheren Fassung waren das zweite und dritte Buch noch eins, doch dann… Sie wissen ja, mehr und mehr Geschichten kamen dazu. Also wurde es gespalten und enthält nun weitere Geschichten um Kapitän Hansen.

    Drittes Buch: Die Geheimnisse des Imperiums

    Hier gibt es ein bisschen von allem. Science Fiction, Agenten, Krieg, Verhandlungen. Fortsetzung und Vorsetzung. Die Geschichten spielen in verschiedenen Zeiten. Es gibt alte und neue Figuren. Es gibt bekannte und unbekannte Ereignisse. Es gibt Ausblicke und Rückblicke. Aber sie sind Teil eines Gesamtbildes. Und am Ende ergibt vieles einen Sinn.

    Epiolog: Die Zerstörung des Imperiums

    Dieser Teil des Buches war ein kleines Experiment. In diesen acht Geschichten geht es um eine größere Handlung, aber es wird immer nur ein kleiner Ausschnitt davon aus einer bestimmten Perspektive gezeigt. Und das nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge. Das Schöne ist: Ich glaube, man könnte die Geschichten in wilder Reihenfolge lesen und es würde keinen großen Unterschied merken. Trotzdem ergibt die vorhandene Dramaturgie natürlich einen gewissen Sinn. Außerdem konnte ich auf eins leider nicht verzichten: Auf die eine Geschichte, in der tatsächlich alle Fäden zusammenlaufen. Man hätte es eventuell auch so gestalten können, dass sich der Leser am Schluss wirklich alles selbst zusammenfügen muss, aber nachdem es so viele kleine Puzzlesteinchen gab, war es auch ein bisschen ein Spaß, dieses Puzzle für die letzte, dieses Buch abschließende Geschichte zusammenzusetzen. Denn es ist das letzte Kapitel, der Anfang vom Ende oder das Ende vom Anfang, der Text, mit dem all dies abgeschlossen wird, mit dem wir uns von den Personen verabschieden, die wir im Laufe der Zeit hoffentlich lieb gewonnen haben, und da war es durchaus angemessen, ihnen einen vernünftigen Abschied zu gönnen.

    Zum Abschluss dieser Einleitung noch einmal alle Bücher mit ihren Kapiteln im Überblick. Wie Sie unschwer erkennen können, gab es bei den Titeln innerhalb der einzelnen Abschnitte immer so eine Art System. Nur kann es dabei auch vorkommen, dass die Titel einzelner Geschichten eigentlich getauscht werden müssten… aber steckt da dann nicht auch irgendwo eine gewisse Ironie drin?

    Prolog: Die Entstehung des Imperiums

    Am Rande des Imperiums

    Gegner des Imperiums

    Die Wiege des Imperiums

    Die Schande des Imperiums

    Das Dilemma des Imperiums

    Im Herzen des Imperiums

    Erstes Buch: Geschichten aus dem Sternenreich

    Captain des Imperiums

    Unterhändler des Imperiums

    Soldat des Imperiums

    Agent des Imperiums

    Siedler des Imperiums

    Verräter des Imperiums

    Adler des Imperiums

    Minister des Imperiums

    Spion des Imperiums

    Detektiv des Imperiums

    Überläufer des Imperiums

    Feind des Imperiums

    Zweites Buch: Im Geheimdienst des Imperiums

    Ankläger des Imperiums

    Schulden des Imperiums

    Bürger des Imperiums

    Sünden des Imperiums

    Reue des Imperiums

    Schwächen des Imperiums

    Retter des Imperiums

    Geheimnisträger des Imperiums

    Ermittlungen des Imperiums

    Flüchtlinge des Imperiums

    Alltag des Imperiums

    Verteidiger des Imperiums

    Drittes Buch: Die Geheimnisse des Imperiums

    Hilfe des Imperiums

    Wächter des Imperiums

    Verschwörer des Imperiums

    Botschafter des Imperiums

    Schandfleck des Imperiums

    Rätsel des Imperiums

    Märchen des Imperiums

    Helden des Imperiums

    Opfer des Imperiums

    Alptraum des Imperiums

    Philosophie des Imperiums

    Invasion des Imperiums

    Vermisste des Imperiums

    Patrouille des Imperiums

    Routine des Imperiums

    Verluste des Imperiums

    Epilog: Die Zerstörung des Imperiums

    Kinder des Imperiums

    Stimmen des Imperiums

    Schweigen des Imperiums

    Saat des Imperiums

    Früchte des Imperiums

    Tagebuch des Imperiums

    Chronik des Imperiums

    Väter des Imperiums

    Ähm, was ich Ihnen vorher gesagt habe… nun, die Reihenfolge der Geschichten hat eine Bedeutung. Sie ist bewusst so gewählt, da sie auf diese Weise eine gewisse Dramaturgie hat. Also würde es schon Sinn machen, wenn Sie sich beim Lesen an die Reihenfolge halten. Ehrlich. Wirklich. Jawoll. Aber ich denke, das reicht jetzt auch wirklich für ein Vorwort. Legen wir los, machen wir uns auf den Weg – und ich wünsche ich Ihnen viel Vergnügen auf Ihren Reisen durch das Imperium…

    Martin Cordemann

    2014 (n.E.)

    Bildnachweis: Das auf dem Cover abgebildete Raumschiff ist ein Modell. Es handelt sich um den „Dinky Toys 362 Trident Starfighter".

    Legenden…

    Eine Gruppe von Siedlern machte sich auf den Weg zu einem Planeten, weit entfernt am Rande der Galaxie. Sie berichteten von ihrer Ankunft und schickten Bilder von ihrer gerade erbauten Kolonie. Dann brach der Kontakt ab. Man hörte nie wieder etwas von den Siedlern.

    Erst Jahre später war man in der Lage, ein Raumschiff in diesen entlegenen Sektor der Galaxis zu schicken. Man wollte erfahren, was aus den Kolonisten geworden war. Waren sie einer Krankheit zum Opfer gefallen? Oder einem Virus? Waren feindlich gesinnte Fremde über sie hergefallen und hatten sie verschleppt oder getötet? War die Sonne des Systems zur Nova geworden? Es gab viele Möglichkeiten. Endlich wollte man herausfinden, was mit den Menschen, die dort vor vielen Jahren eine neue Existenz gefunden hatten, passiert war. Endlich sollte ein Jahrzehnte altes Mysterium gelöst werden.

    Doch es gab keine Lösung. Im Gegenteil, das, was die Besatzung des Raumschiffs vorfand, war viel gruseliger als alles, was man sich im Laufe der Jahre ausgedacht hatte.

    Es hätte eine natürliche Ursache gewesen sein können. Eine Naturkatastrophe, die alle getötet hatte. Doch darauf gab es keinen Hinweis.

    Es hätte Fremdeinwirken sein können. Ein fremdes Volk, das die Menschen als Feinde ansah, die sich auf einem ihm heiligen Planeten niedergelassen hatten. Doch auch darauf gab es keinen Hinweis.

    Man begann eine Erkundungsmission. Sie untersuchte den gesamten Planeten. Sehr genau. Sie fand keine Spuren. Weder von den Menschen, noch von der Kolonie. Die Bauwerke, von denen es Bilder gab – sie waren nicht da. Und, was noch viel merkwürdiger war: Sie schienen auch nie da gewesen zu sein! Es gab keine Ruinen, keine Grabstätten, keine Landezone. Alles sah so aus, als hätten die Siedler nie existiert…

    PROLOG

    Die Entstehung des Imperiums

    Am Rande des Imperiums

    Es war ein herrlicher Anblick. Die Sonne, der blaue Planet unter ihm, der nun langsam immer kleiner wurde. Captain Cortez sah aus dem Fenster und seufzte. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er diese Gegend, sein „Reich", wie er es gerne nannte, für längere Zeit nicht mehr wieder sehen würde. Man hatte ihn nach Rom beordert, ins Herz des Imperiums, benannt nach einer großen Stadt auf einem fast vergessenen Planeten. Cortez war dort schon gewesen, in seiner Jugend, als junger Kadett. Nicht auf Rom selbst, aber im Zentrum des Imperiums, das aus mehreren Planeten im Kern der Galaxis bestand. Mehrere Planeten, die menschliches Leben beherbergen konnten und die für galaktische Verhältnisse nicht zu weit auseinander lagen. Dort hatte, so sagten es die Geschichtsbücher, sich die Menschheit niedergelassen und einen neuen Anfang gemacht, nachdem sie diesen Planeten namens Erde, von der sie stammte, verlassen hatte. Oder verlassen musste. Die Bücher drückten sich da nicht besonders klar aus, Cortez nahm an, dass das kein Zufall war. Hatte man die Erde verlassen müssen? Weil sie angegriffen worden war? War man hinaus ins All gezogen, um den Ursprungsort der eigenen Rasse zu schützen? Oder weil man sie zerstört hatte, diese Erde? Ausgebeutet, so dass man nicht mehr auf ihr leben konnte? In jungen Jahren hatte sich Cortez oft diese Fragen gestellt und in seiner Phantasie ausgemalt, was wohl passiert sein könnte. Fakt war jedoch, dass er es wahrscheinlich niemals erfahren würde. Die Erde war schon vor vielen Jahren verschwunden. Jedenfalls tauchte sie auf keiner Sternenkarte auf. Und, so sagte man, auch in den großen Archiven des Senats konnte man sie nicht finden. Sie war verloren gegangen. Sagte man. Cortez nahm an, dass man sie eher gelöscht hatte. Aus welchem Grund auch immer.

    Er sah aus dem Fenster. In ein paar Minuten würden sie auf Hypergeschwindigkeit gehen. Derzeit krochen sie mit Lichtgeschwindigkeit von dem schönen, blauen Planeten weg. Lichtgeschwindigkeit, wie lächerlich. In seiner Kindheit hatte er viele von den Klassikern gelesen, Geschichten, die man in ihrer Entstehungszeit „Science Fiction genannt hatte und die sich mit der Zukunft beschäftigten. Er hatte sie gelesen und hatte immer wieder lachen müssen, wie falsch die Autoren gelegen hatten. Die Zukunft sah ganz anders aus, als man sie sich vorgestellt hatte. Und die Lichtgeschwindigkeit, die hatte man damals für schnell gehalten. Er musste lächeln. Schnell. Ein Witz. Hier, am Rande der Galaxie, in seinem „Reich, würde er mit Lichtgeschwindigkeit allein sechs Jahre bis zum nächsten Stern brauchen – und der hatte noch nichtmal Planeten. Wie sollte eine Raumfahrt sinnvoll sein, wenn man Jahre brauchte, um eine andere Sonne zu erreichen, oder Jahrtausende, wenn man von einem Ende der Galaxis zum anderen wollte?

    Jahre, Jahrtausende… man benutzte noch immer die alten Einheiten. Die von der Erde. Jedenfalls teilweise. Man hatte Stunden, Minuten und Sekunden beibehalten. Das war einfach gewesen, weil diese Einheiten künstlich bestimmt worden waren. Schwieriger war es dagegen bei den größeren Dimensionen gewesen. Wenn er es richtig im Gedächtnis hatte, war ein Jahr, also die Zeit, die ein Planet brauchte, seine Sonne einmal zu umrunden, auf der Erde etwa 365 Tage gewesen. Und jeder Tag hatte 24 Stunden. Das war ein Maßstab, der sich auf nichts anderes anwenden ließ, nicht einmal auf die Planeten, die damals zusammen mit der Erde ihre Sonne umkreist hatten. Und genauso wenig ließ sich das für die drei Zentralplaneten des Imperiums übernehmen. Roms Tag dauerte 31 Stunden und er umrundete seine Sonne in 331 Tagen. Bei Washington waren es 17 Stunden und 218 Tage, bei Köln 29 Stunden und 516 Tage. Man hatte sich also darauf geeinigt, einen Imperialen Standardtag (IST) und ein Imperiales Standardjahr (ISJ) einzuführen, behielt aber für das Lichtjahr den alten Maßstab bei.

    „Captain?" Jordan, einer seiner Offiziere, trat an ihn heran.

    „Ja?"

    „Wir gehen gleich auf Hyper."

    „Sehr gut." Cortez nickte. Er warf noch einen letzten Blick auf den blauen Planeten und dann war er auch schon verschwunden.

    „Was will man von uns?" wollte Jordan wissen.

    „Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, meinte Cortez. „Vielleicht haben wir irgendetwas gemacht, das dem Imperium nicht gefallen hat und man ruft uns extra zum Kaiser, damit der uns tadeln kann.

    „Ist das… möglich?"

    „Ich weiß es nicht."

    Cortez hob die Schultern. Er tappte genauso im Dunkeln, wie sein junger Offizier. Hatte er sich etwas zuschulden kommen lassen? Wurde er nun vor den Kaiser zitiert? Dann musste es ein schlimmes Verbrechen sein, denn kaum jemand wurde mehr vor den Kaiser zitiert. Das mochte früher anders gewesen, aber früher waren andere Zeiten gewesen. Es hatte Kriege gegeben, doch auch die lagen lange zurück. Seit mehr als tausend Jahren, egal nach welcher Zeitrechnung, war das Imperium nicht mehr in größere bewaffnete Konflikte verwickelt. Das hatte einmal ganz anders ausgesehen, lange, bevor er geboren worden war. Als die Menschheit von der Erde hinausgezogen war ins All, so sagten die Geschichtsbücher, war das recht friedlich gewesen. Man hatte verschiedene Völker getroffen, doch es war nicht zu Konflikten gekommen. Die Menschheit fand ein paar Planeten und ließ sich dort nieder. Sie vermehrte sich schnell und dann verließen Menschen diese Planeten und besiedelten andere und so weiter. So breitete sich die Menschheit schnell über die Galaxis aus. Friedlich, wie es hieß. Doch andere Völker waren nicht so begeistert, dass jeder Mensch tun konnte, was er wollte, und so forderten sie, dass jemand für die Menschen verantwortlich war. Ein System musste her, eins, das alle Menschen unter eine Regierung stellte. Doch so, wie die Menschen inzwischen über die Galaxie verstreut waren, schien eine Demokratie mit Wahlen und all dem ziemlich unpraktisch. Man grub in der Geschichte und fand das alte Rom, das seinerzeit einen Großteil der Erde überspannt hatte. Dieses System nahm man sich zum Vorbild. Jedenfalls in bestimmten Bereichen. Die verschiedenen Kolonien wurden in Provinzen unterteilt und es gab Gouverneure, denen diese Provinzen unterstanden. Es wurde eine Imperiale Flotte gebaut, die auch in den äußeren Regionen für Ordnung sorgen sollte. Alles verlief friedlich… doch dann brach ein Krieg aus. Offenbar, das war Cortez Meinung, verlief dieser Krieg blutiger und unsauberer, als es den Imperialen Geschichtsschreibern lieb gewesen wäre. Die Menschen, bekannt für ihre Brutalität und Unbarmherzigkeit, zeigten sich möglicherweise von ihrer schlechtesten Seite. Jedenfalls nahm Cortez das an, denn die Informationen über diesen Krieg fielen sehr spärlich aus. Er war lang gewesen und blutig und Millionen waren gestorben. Er führte zu einem „Bündnis der Völker, und er führte dazu, dass nur noch kleine Teile der Flotte für den Dienst in den Randregionen des Imperiums eingesetzt wurden. Der Hauptteil der Flotte war aufgeteilt, ein Teil schützte die drei Zentralplaneten des Imperiums, der andere befand sich in einer Region namens „die Grauzone. Und das seit mehr als tausend Jahren.

    Als Kadett, damals, hatte Marco Cortez auch in der Zentralregion seinen Dienst begonnen. Er war auf einem riesigen Jägerträger gewesen, einem Schiff, das tausende von Kampfjägern transportierte. Er hatte die Zeit als sehr düster empfunden. Sie patrouillierten um die Zentralplaneten, immer wieder, immer im Kreis. Es war düster und langweilig. Cortez war der geborene Navigator, er wusste immer, wo sie waren und welcher Kurs der beste war – ein Talent, das in dieser Region verschwendet war. Das fand auch sein Kommandeur und so schlug er ihm vor, sich in die Randregionen versetzen zu lassen, wo sein Talent sinnvoller genutzt werden konnte. Er tat es und so landete er auf einem Schiff, das er Jahre später, jetzt, selbst kommandieren sollte. Es war die KKS Nova, das Kaiserliche Kriegsschiff Nova und sie patrouillierten zwischen einigen Sonnensystemen, seinem „Reich. Es war die Imperiale Provinz namens „Rhein, denn viele Provinzen waren nach Flüssen benannt worden. In der Rhein Provinz gab es drei Landwirtschaftsplaneten, Planeten, auf denen sich nur ein paar Tausend Menschen befanden und auf denen nur Landwirtschaft betrieben wurde. Dort gab es Felder, die bis zum Horizont reichten. Hin und wieder kam mal ein Transportschiff, um die Ernte abzuholen, aber sonst geschah dort nicht viel. Ein Planet der Provinz war ein sog. „Naturbelassener. Man hatte sich irgendwann entschieden, dass man manche Welten so belassen wollte, wie sie waren und so war dort Technik und jede Art von Zivilisation verboten. Es gab Wälder und Flüsse und Meere und alles entwickelte sich ganz natürlich, ohne dass der Mensch eingriff. Hin und wieder bekam ein Forscher die Erlaubnis, ein paar Monate auf einem dieser Planeten zu verbringen, dann sorgten sie dafür, dass er dorthin kam und dass er später wieder abgeholt wurde. Dann gab es da noch eine kleine Industriewelt. Sie hieß Düseldorf und war gewissermaßen das Zentrum dieser Provinz, eine Welt mit ein bisschen Industrie, ein paar größeren, modernen Städten und einem Regionalgouverneur, der gerne Bälle veranstaltete. Hierhin wurden viele der Ernten gebracht, um dann für die Imperialen Welten verarbeitet zu werden. Hierher kamen sie auch, wenn sie das Nachtleben genießen oder einen neuen Holofilm sehen wollten. Sein Lieblingsplanet aber war der, den sie gerade verlassen hatten. „Heavenly Beaches war eine Welt mit herrlichen langen Ständen und türkisfarbenem Meer. Dort gab es jede Menge Strandbars, das Meer roch salzig, die Luft war sauber, es gab Sonne, es war ein Paradies. Allein die Tatsache, dass den Menschen im Zentrum des Imperiums die Randregionen zu primitiv oder zu weit weg erschienen, führte dazu, dass es nie überfüllte Strände oder das gab, was man dereinst auf der Erde als „Massentourismus" bezeichnet hatte. Nur wenige Leute kamen hierher und genossen dieses Paradies – und deshalb war Marco traurig, dass er nun von hier fort musste.

    Warum, fragte er sich. Er hatte seit Jahren seinen Dienst hier draußen erfüllt, ohne Probleme oder Beschwerden. Er besuchte regelmäßig alle Planeten, die seinem Schutz unterstanden, sah nach dem rechten, nahm, wenn auch widerwillig, an den Bällen des Gouverneurs teil. Es war ein angenehmes Leben. Statt, wie er es in seiner Kadettenzeit erlebt hatte, die ganze Zeit eingesperrt zu sein in einem Monstrum aus Metall, höchstens unterbrochen von ein paar Manövern hin und wieder, bekamen sie hier etwas von der Galaxie zu sehen. Oder von ihrem kleinen Teil der Galaxie. Und sie kamen an die frische Luft. Sei es auf den Landwirtschaftsplaneten, sei es an den herrlichen Stränden der Erholungswelt, hin und wieder sogar auf dem Naturplaneten, wenn sie jemanden dort absetzten – oder wenn sie eine der Welten besuchten, um medizinische Hilfe zu leisten. Sie waren mehr als ein Kriegsschiff, sie waren auch Polizei und Krankenhaus für die Region. Wenn ein Konflikt zu schlichten, ein Verbrechen zu lösen oder ein Verletzter zu heilen war – sie flogen dorthin. Es war eine vielseitige Aufgabe, weswegen ihm ein wenig vor ihrer Reise in die Zentralregion graute. Was, wenn er seine Arbeit zu gut gemacht hatte? Was, wenn man ihn befördern, ihm ein größeres Kommando geben wollte? Einen der großen Zerstörer? Oder einen der Jägerträger? Dann wäre er wieder eingeschlossen in einer Blechdose und all dieses herrliche, fast schon freie Leben wäre vorbei. In ein paar Wochen würde er es wissen, denn so lange dauerte es, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Das mochte langsam erscheinen, aber mit Lichtgeschwindigkeit hätten sie für diese Strecke ein paar Jahrtausende gebraucht – da hätte er sich um eine Beförderung keine Sorgen machen müssen!

    Als sie den Äußeren Ring erreichten, die erste Verteidigungslinie, die die zentralen Planeten umschloss und natürlich mit „Äußere Kugel" treffender umschrieben gewesen wäre, rief Cortez seinen jungen Offizier Jordan auf die Brücke.

    „Ja, Sir", meldete sich dieser.

    „Sie sind in der Provinz aufgewachsen, oder?" fragte der Captain.

    Jordan nickte.

    „Und Sie sind nie ins Zentrum des Imperiums gereist?"

    „Nein, Sir. Ich habe meine komplette Ausbildung in den Randgebieten gemacht."

    „Aha. Cortez lächelte. „Dann haben Sie so was wahrscheinlich noch nie gesehen. Er schaltete den Bildschirm ein und vor ihnen erschien einer der gigantischen Jägerträger. Er war mehrere Kilometer lang und beherbergte tausende von Jägern und Zehntausende von Soldaten. Jordan blieb der Mund offen stehen. „Gehen Sie auf das Aussichtsdeck, von da ist es noch beeindruckender."

    „Ja, Sir, danke Sir." Jordan lief hinaus.

    „Er wollte schon immer mal einen sehen", grinste Hasford, der erste Offizier.

    „Ich weiß, meinte Cortez. „Wenn doch nur alle Wünsche so einfach zu erfüllen wären.

    „Ja. Der erste Offizier sah auf seinen Bildschirm. „Wir haben eine Nachricht von Admiral Verhoeven.

    „Der war früher mal mein Kapitän." Bevor er ihm geraten hatte, sich in die Provinz versetzen zu lassen – eine Entscheidung, die Cortez nie bereut hatte.

    „Er schickt Ihnen ein Shuttle, meldete Hasford. „Sie sollen an Bord gehen und werden dann zu Ihrem Bestimmungsort gebracht.

    „Und die Nova?"

    „Die bleibt hier in Warteposition."

    Er hatte davon gehört, aber er hatte es nie selbst erlebt: Anderen Schiffen, selbst Schiffen des Imperiums, wurde nicht erlaubt, in den Bereich der Zentralplaneten einzufliegen. Es war eine alte Regelung, aus einer Zeit vor etwa 900 Jahren, als Imperiale Offiziere einen Umsturz planten. Der Staatsstreich wurde brutal niedergeschlagen und Imperialen Soldaten war das Betreten der Zentralplaneten verboten – eine ähnliche Regelung, wie im alten Rom. Aber dass sie schon hier abgefangen wurden, weit vor den Inneren Ringen, überraschte ihn ein wenig. Aber vielleicht hatte er seinen Zielort auch einfach schon erreicht und musste nicht weiterfliegen?

    „Shuttle dockt in 10 Minuten."

    „Ich mach mich auf den Weg. Sie haben das Kommando."

    Langsam wurde er ein wenig nervös. Man hatte ihn von seinem Kommando abberufen, hatte ihn hierher bestellt, ohne ihm zu sagen, was der Grund dafür war. Jetzt hatte man ihn auf einen der riesigen Jägerträger gebracht, aber noch immer hatte man ihm keinen Grund für seine Reise genannt. Als er durch ein Schott trat, kam er in einen großen Konferenzraum. Admiral Verhoeven bemerkte ihn und kam freudestrahlend auf ihn zu.

    „Cortez, rief er, „Sie sehen gut aus.

    „Danke, Sir. Cortez schüttelte dem Admiral die Hand. „Sie auch. Die Admiralsstreifen stehen Ihnen.

    „Aber sie sind sehr schwer zu waschen. Verhoeven lachte. „Nun, Sie wundern sich sicher, warum Sie hier sind.

    „Ja, nickte Cortez, der nun Gelegenheit hatte, seinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Da waren eine Menge Admirale und ein paar Kapitäne. Die Admirale waren die Creme de la Creme, die Kapitäne waren alle in seinem Alter. „Was…

    „Eine Art Sicherheitskonferenz."

    „Eine was?"

    „Hin und wieder treffen sich alle Admirale, um über Dinge zu sprechen, wichtige Dinge für das Imperium, das können Sie sich ja denken. Und hin und wieder ist es mal ganz gut, wenn man neues Blut in diese Runde bringt. Um ein paar neue Ideen zu bekommen. Jedenfalls war das der Grundgedanke. Wir versuchen das heute zum ersten Mal. Also haben wir dafür ein paar Kapitäne eingeladen. Natürlich konnten wir Ihnen nicht mitteilen, warum Sie hierher kommen sollten…"

    „…weil eine Versammlung der höchsten Admiräle des Imperiums ein hervorragendes Angriffziel wäre."

    Verhoeven lächelte. „Ich sehe, Sie verstehen."

    „Dann können Sie nur eins hoffen."

    „Und das wäre?"

    „Dass keiner der anderen Admiräle ein Verräter ist!"

    Streng genommen hatte es in den letzten Jahrhunderten genauso wenig Verräter gegeben, wie es Krieg geben hatte. Dieses eine Ereignis, dieser eine riesige Krieg, der die Galaxis offenbar vereint hatte, schien dafür gesorgt zu haben, dass es danach nahezu keine anderen größeren Konflikte mehr gegeben hatte. Und doch sprach niemand über dieses Ereignis. Es hatte die Völker auch nicht zusammengebracht. Die Menschen blieben unter sich und die anderen Völker blieben ebenfalls unter sich. Eine Verbrüderung war ausgeblieben, fast so, als gäbe es da eine Schande, eine gemeinsam geteilte Schande, über die niemand sprechen wollte.

    „Über was sprechen wir?" fragte Cortez, als sie sich alle an dem großen Tisch niederließen.

    „Über dies und das", meinte der Admiral vage.

    „Aha." Er war also wochenlang hierher gereist für dies und das. Nun, er musste sich nur blöd genug anstellen, dann würde man ihn vielleicht nie wieder einladen. Oder zum Admiral befördern. Er wusste es nicht.

    „Dies ist ein außergewöhnliches Treffen, eröffnete Großadmiral Berlitz die Versammlung. Er war ein alter Mann mit scharfem Blick. „Unser Freund Admiral Verhoeven hielt es für hilfreich, ein paar junge Offiziere in diese heilige Runde einzuladen und da Sie jung und erfolgreich sind, möchte ich Sie nicht mit langem Vorgeplänkel langweilen. Cortez war sich nicht sicher, ob der Großadmiral nicht gerade dabei war, genau dieses Ziel zu verfehlen. „Wir beschäftigen uns hier mit Sicherheitsfragen. Und wir erörtern heute eine Frage, bei der wir interessiert sind, wie Ihre Antwort dazu ausfallen wird. Er sah in die Runde. „Die Frage mag Ihnen seltsam erscheinen, aber wir fragen uns: Wie viele Schiffe würde man brauchen, um das Imperium in Chaos zu stürzen?

    „Das ist völlig unmöglich, rief ein junger, schneidiger Kapitän. „Ich befehlige einen Jägerträger an den Inneren Ringen und ich kann Ihnen versichern: Sie brauchen eine riesige Flotte, um einen der Ringe zu durchbrechen. Und ich habe, als wir hier ankamen, den Äußeren Ring gesehen, und ich glaube, wenn es eine Armada versucht, diesen Ring zu durchbrechen, dann wird nicht mehr viel übrig sein, mit dem wir uns an den Inneren Ringen noch auseinandersetzen müssen.

    „Danke, Captain."

    „Eine Frage, Großadmiral."

    „Ich wusste, dass Sie eine stellen würden", raunte Verhoeven gut gelaunt.

    „Haben Sie mich deshalb hierher eingeladen?"

    „Es ist hier sonst immer so langweilig."

    „Ja, Herr Kapitän…"

    „Cortez, Sir, Marco Cortez. Von was für Schiffen sprechen wir."

    „Bitte?"

    „Sprechen wir von einer Armada von fremden Wesen? Oder sprechen wir von Imperialen Schiffen?"

    „Warum sollten denn Imperiale Schiffe das Imperium angreifen?" ereiferte sich Kapitän Schneidig.

    „Ich dachte, bei einer solchen Frage wäre es wahrscheinlich sinnvoll, unterschiedliche Szenarien in Betracht zu ziehen, also warum nicht auch eine Gefahr, die von innen kommt? Es könnte eine Untergrundbewegung sein. Terroristen, die diese Schiffe gekapert haben. Imperiale Soldaten, die unzufrieden sind… oder vom Feind umgedreht wurden", fügte er noch schnell hinzu, weil niemand gerne etwas über unzufriedene Soldaten, Meuterei und Staatsstreich hören wollte.

    „Gut gerettet", lächelte Verhoeven.

    „Kapitän Cortez hat ein interessantes Thema angeschnitten, meinte der Großadmiral nun. „In der Tat, mit einer feindlichen Flotte würden unsere Verteidigungsringe sicher gut fertig werden. Aber was wäre, wenn die Gefahr, wie Sie es beschreiben, tatsächlich von innen drohen würde?

    „Gibt es so eine Gefahr?" fragte Cortez leise.

    Verhoeven hob die Schultern. „Kann man nie wissen."

    „Wie viele Schiffe würde man also Ihrer Meinung nach benötigen, um unser geliebtes Imperium ins Chaos zu stürzen?"

    Captain Schneidig verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich denke, auch dann würde niemand durch die Verteidigungsringe gelangen."

    „Dem schließe ich mich an, sagte ein junger, weiblicher Kapitän am Ende des Tisches. „Die Kontrollen sind zu gut. Man könnte zehn, 100 Schiffe haben, es würde keinen Unterschied machen.

    „Dann nehme ich mal an, dass die Kapitäne auf den Schiffen der Verteidigungsringe sehr loyal sind?" fragte Cortez leise.

    „Das ist zu hoffen, ja. Danach werden sie ausgewählt."

    Der Großadmiral nickte. „Also bräuchte man…"

    „…ein Schiff", sagte Cortez sachlich.

    „Bitte?" Nun starrte ihn der gesamte Tisch an.

    „Ein Schiff. Ein gut bewaffnetes, versteht sich. Mit einem kriegen Sie Chaos. Mit zweien großes Chaos. Und mit fünf oder mehr könnten Sie das Imperium zu Fall bringen!"

    Schweigen.

    Die Admiräle starrten ihn an. Die Kapitäne starrten ihn an. Alle starrten ihn an. Verhoeven konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich hatte ja gesagt, dass das interessant werden würde", meinte er in Richtung Großadmiral.

    „Vielleicht ist Ihr Captain auch in der Lage, seine Behauptung zu untermauern, Douglas?"

    „Das ist er, sagte Cortez. „Ich nehme an, Sie alle denken immer nur an das Herz des Imperiums. Die drei Zentralplaneten. Die großen Planeten im Kern. Ja, da haben Sie völlig recht, die dürften sicher sein.

    „Aber?"

    „Aber Sie sprachen nicht von Sicherheit, Sie sprachen davon, wie man das Imperium ins Chaos stürzen kann."

    „Und wie würden Sie das tun, wenn Sie nicht das Zentrum des Lebens angreifen?" rief der schneidige Kapitän.

    „Indem ich die Lunge des Imperiums angreife. Und seinen Magen. Er gab ein paar Befehle in ein kleines Gerät ein und über dem Tisch erschien ein Hologramm der Galaxis. Er vergrößerte die Provinz, aus der er kam. „Sehen Sie, das hier ist die Rhein Provinz aus der ich komme. Es gibt drei Agrarplaneten und eine Industriewelt, die die Ernten in Nahrung umwandelt. Und wissen Sie, wie viele Schiffe es zur Verteidigung gibt?

    „Wie viele?"

    „Eins. Nehmen wir an, dieses Schiff ist gerade am äußersten Rand, um seine Krankenhausfunktion zu erfüllen. Nun brauchen Sie nur ein einziges Kampfschiff, ein Kaiserliches Kriegsschiff, und Sie können alle drei Agrarplaneten vernichten. Möglicherweise, ohne dass das jemand merkt. Dann fliegen Sie noch zur Industriewelt und vernichten deren Einrichtungen. Bevor das Imperiale Schiff etwas davon merkt, machen Sie sich auf den Weg nach hier. Er vergrößerte einen anderen Teil der Karte, die Nil Provinz. „Zwei Agrarplaneten, keine Bewachung. Er vergrößerte einen anderen Teil. „Und wenn Sie Glück haben, schaffen Sie es vielleicht sogar noch, in die Kwai Provinz zu gelangen und diesen Landwirtschaftsplaneten zu vernichten. Spätestens dann sollten Sie hoffentlich gestoppt werden, aber Sie haben mit einem einzigen Schiff die Nahrungsmittelproduktion des Imperiums empfindlich geschwächt. Auf Jahre! Es wird zu Engpässen kommen, Nahrungsmittelknappheit, Hunger. Das kann zu Aufständen führen, zu Chaos." Cortez sah in die Runde. „Ein Schiff! Haben Sie zwei, schaffen Sie es vielleicht, noch drei oder vier andere Agrarplaneten zu zerstören, haben Sie fünf, vielleicht auch noch die Industriewelten, die aus den Ernten Nahrung machen. Und dann haben Sie nicht nur Chaos, damit könnten Sie das Imperium zu Fall bringen. Unsere wahren Werte sind nicht die Kultur und die Lebensart auf den Welten im Zentrum, der Reichtum des Imperiums liegt in seinen Landwirtschaftswelten – und die sind nicht geschützt!"

    „Interessante Rede, meinte Verhoeven, nachdem sie den Sitzungssaal verlassen hatten. „Es tut immer gut, andere Perspektiven zu bekommen.

    „Wird sich dadurch etwas ändern?"

    „Mit Sicherheit nicht."

    „Wozu dann die Frage?"

    „Um zu sehen, welche potentiellen Gefahren wir eventuell übersehen."

    „Das ist wirklich interessant."

    „Warum?"

    „Weil es seit mehr als tausend Jahren keinen Krieg mehr gegeben hat. Wozu also diese Paranoia?"

    „Weil es Dinge gibt, von denen Sie nichts wissen und von denen die Leute nichts wissen sollen. Auch wenn wir im Moment in einer Zeit des Friedens leben, heißt das nicht, dass sich das nicht schnell ändern kann."

    „Es gibt eine Gefahr?"

    „Es gibt immer eine Gefahr."

    „Und jetzt?"

    „Gehen wir was essen."

    „Das meinte ich nicht."

    „Ich weiß. Verhoeven grinste. „Sie wollen wissen, ob Sie zu Ihrem angenehmen Job in der Provinz zurückkehren können.

    „Wäre das denn so schlimm?"

    „Es wäre so, als würde man einen begabten Navigator wie Sie in einem Bereich operieren lassen, wo es nicht viel zu navigieren gibt."

    „Also Verschwendung?!"

    „Genau."

    „Und das bedeutet?"

    „Dass wir vielleicht eine andere Aufgabe für Sie haben."

    „Und was ist mit dem Plan, das Imperium ins Chaos zu stürzen?"

    „Den heben wir uns für ein andermal auf. Verhoeven klopfte ihm auf die Schulter. „Ich denke, das Imperium wird noch ein paar Tage überstehen!

    Gegner des Imperiums

    „Wir haben eine Aufgabe für Sie", sagte Admiral Verhoeven, als er die KKS Nova betrat. Cortez schwebte mit seinem Schiff neben einem gigantischen Jägerträger des Imperiums und Jordan, sein jüngster Offizier, der nie zuvor aus den Randgebieten des Imperiums herausgekommen war, verbrachte jede freie Minute, um vom Aussichtsdeck das riesige Schiff zu bestaunen. Und freie Minuten hatte es genug gegeben, denn seit die „Sicherheitskonferenz", wie es der Admiral genannt hatte, zuende war, hatten sie nichts zu tun gehabt. Außer Warten. Doch das schien nun, so hoffte Cortez wenigstens, vorbei zu sein.

    „Und was für eine Aufgabe ist das?"

    „Eine langwierige Aufgabe. Am Rand des Imperiums."

    „Ich kehre also zu meiner kleinen Provinz zurück?"

    „An einem anderen Rand des Imperiums! Verhoeven ließ sich am Konferenztisch nieder und schaltete den Holoprojektor ein. „Wissen Sie, wie es um die wissenschaftlichen Missionen des Imperiums bestellt ist? fragte er dann.

    „Gibt es welche?"

    „Oh, Sie wissen es also. Verhoeven lächelte. „Ja, die Wissenschaft ist in den letzten tausend Jahren ein wenig zu kurz gekommen. Nicht, dass wir nicht die Zeit gehabt hätten, aber wir… nun, wir waren wohl etwas paranoid, wie Sie es so schön ausgedrückt haben.

    „Aha", nickte Cortez.

    „Wir… sagen wir, es gibt noch immer Dinge, die uns davon abhalten, als Forscher hinaus ins All vorzudringen, so, wie es unsere Vorfahren getan haben. Nach der Entstehung des Imperiums gab es Dinge, die das verhindert haben – und die uns noch immer begleiten."

    „Sehr kryptisch."

    „Danke. Der Admiral lächelte wieder. „Keine Sorge, falls die Zeit kommt, werden Sie Antworten auf Ihre Fragen bekommen. Vielleicht nicht auf all Ihre Fragen, aber doch bestimmt auf die eine oder andere.

    Falls die Zeit kommt?"

    „Ja. Ich kann und will Ihnen nichts versprechen. Möglicherweise kommt diese Zeit und möglicherweise kommt sie nicht. Wir werden sehen. Bis es soweit ist, haben wir jedoch eine Mission für Sie. Verhoeven deutete auf die Karte der Galaxie. „Hier. Er vergrößerte einen Ausschnitt. „Ormond. Das ist der äußerste Rand des Imperiums in diesen Teil der Galaxis. Man kann es nichtmal als eine Provinz bezeichnen. Dort gibt es nichts, nur einen kleinen Außenposten."

    „Ziemlich weit weg von Zuhause."

    „Vom Imperialen Kern? Oder von Ihrem Zuhause?"

    „Von beidem."

    „Ja, da haben Sie recht. Es gibt dort nur ein paar Gasriesen, auf denen das Imperium seinerzeit ein bestimmtes Gas abbauen wollte, doch das wurde dann durch die Ereignisse seiner Zeit aufgehalten. Das ist der einzige Grund, warum dieses System überhaupt als Teil des Imperiums angesehen wird. Wie Sie sehen, gibt es zwischen dem Kern und dort für tausende von Lichtjahren keinen anderen Planeten, den wir beanspruchen."

    „Woher dann das neuerliche Interesse? Sie wollen doch nicht wieder mit dem Gasabbau anfangen, oder?"

    „Sie sind ein cleverer Bursche, meinte der Admiral erfreut. „Nein, das wollen wir nicht. Aber wir ziehen in Erwägung, unser Wissen über die Galaxie zu erweitern. Natürlich sind in den Kaiserlichen Archiven alle Sonnensysteme verzeichnet, es gab da vor vielen Jahren eine Zusammenarbeit mit anderen Völkern, durch die eine recht genaue und überraschend detaillierte Karte der Galaxie entstanden ist. Aber es gibt auch noch ein paar Grauzonen.

    „Die ‚Grauzone’?"

    „Andere Grauzonen. Verhoeven deutete auf ein paar Bereiche der Karte, die ein wenig gräulich und leer wirkten. „Gebiete wie diese Sektoren hinter Ormond, bei denen uns nähere Informationen fehlen. Wir wollen das jetzt nachholen und dafür brauchen wir eine Station, von der wir unsere Missionen in die Tiefe des Raumes starten können. Verhoeven deutete auf einen Planeten. „Hier haben wir eine Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre, deshalb wollen wir hier unsere Basis aufbauen, unser Sprungbrett zu den Sternen. Der Admiral legte den Kopf schief. „Zu blumig?

    „Ein bisschen."

    „Nun, für den Senat muss es gut klingen, deshalb bedienen wir uns da einer blumigeren Sprache als in unseren militärischen Briefings. Er drückte ein paar Tasten und die Hologramme von ein paar Raumschiffen erschienen. „Wir haben zwei Jägerträger umgerüstet. Sie tragen nur die Hälfte an Jägern, die anderen Landerampen können für zivile Zwecke genutzt werden. Diese beiden Träger werden eine Art behelfsmäßige Raumstation darstellen. Sie sind derzeit zusammen mit ein paar anderen Schiffen vor Ort und erbauen eine weitere Station auf der Planetenoberfläche.

    „Wofür brauchen Sie mich dann? wollte Cortez wissen. „Ich habe mit dem Aufbau von Stationen keinerlei Erfahrung. Oder wollte man ihn als Verbindungsschiff zwischen dem nächstgelegenen Planeten des Imperiums und dem Außenposten benutzen? Das musste es sein. Er würde Monate damit verbringen, zwischen den beiden Orten hin und her zu pendeln.

    „Das wäre, wie bereits gesagt, Verschwendung. Der Admiral tippte wieder etwas ein und einige Sektoren, die sich an den des neuen Außenpostens anschlossen, erschienen. „Sehen Sie, wir haben ein paar Sonden ausgesandt. Eine ganze Menge, um genau zu sein. Er deutete auf einige Systeme, die grün markiert waren. „Es gibt dort ein paar Völker, mit denen wir vor vielen Jahren einmal Kontakt hatten. Hier und dort und dort." Er gab wieder etwas ein und ein mehrere tausend Lichtjahre langer und breiter Bereich wurde markiert. Er schien weit größer zu sein als das Imperium und zog sich über einen Großteil dieses Spiralarms der Galaxis.

    „Was ist das?" fragte Cortez.

    „Das ist das Rätsel, das Sie lösen sollen!"

    Cortez betrachtete die Karte eingehend. Er vergrößerte, verkleinerte wieder und schüttelte den Kopf. Es mussten hunderte von Systemen sein. „Und sie sind alle tot?" fragte er.

    Admiral Verhoeven nickte. „Das zeigen unsere Sonden jedenfalls an. In diesem Korridor, den Sie da sehen, wurde das Leben auf allen bewohnbaren Planeten ausgelöscht. Die Sensordaten zeigen uns an, dass es keine natürliche Katastrophe war. Alle Planeten wurden scheinbar bewusst zerstört. Aber wir wissen nicht von wem oder warum."

    „Was ist mit deren Nachbarn?" Der Captain deutete auf die grün markierten Bereiche. Sie alle befanden sich weit von der Todeszone entfernt.

    „Die halten sich fern, wie es scheint. Und sie haben uns nie etwas über diesen Bereich gesagt, auch als wir noch miteinander in Verbindung standen. Oder als die Karte erstellt wurde."

    „Merkwürdig, murmelte Cortez und betrachtete weiterhin die Karte. „Sehr merkwürdig.

    „Das fanden wir auch. Deshalb waren wir auch der Ansicht, wir sollten diese Sache untersuchen, bevor wir… noch weiter in die Galaxie eindringen."

    „Und dafür schicken Sie mich dahin."

    „Das war der Plan, ja."

    „Da bin ich schön weit weg vom Imperium."

    „Sind Sie das in Ihrer Provinz nicht auch?"

    „Nicht so weit."

    „Da haben Sie vielleicht recht. Verhoeven lächelte wieder. „Meinen Sie, wir schicken Sie weg, damit Sie keinen Schaden anrichten?

    „Oder damit ich nicht wieder zurückkomme?"

    „Glauben Sie, da gäbe es einfachere Wege. Aber ja, nicht allen Admirälen hat Ihre forsche Art gefallen. Insofern ist dies eine Lösung, die alle zufrieden stellt."

    „Mich auch?"

    „Ich fürchte, das war den Admirälen nicht ganz so wichtig. Aber ich könnte mir vorstellen, dass eine solche Aufgabe für Sie durchaus interessant sein könnte. Und außerdem haben Sie Erfahrungen damit, autonom zu arbeiten. Sie sind der perfekte Mann für den Job. Also, nehmen Sie ihn an?"

    „Habe ich eine Wahl?"

    „Eigentlich nicht."

    „Dann wissen Sie, wie meine Antwort lautet."

    „Das freut mich sehr. Der Admiral erhob sich. „Morgen treffen noch ein paar Wissenschaftler mit Ausrüstung ein. Und Sie bekommen noch Material für die Basis. Verhoeven reichte Cortez die Hand. „Ich denke, Ende der Woche können Sie sich auf den Weg machen."

    Sie würden mehrere Monate unterwegs sein – und dann noch einmal mehrere Monate für ihre Mission. Während sie sich auf den Abflug vorbereiteten, stapelten sich in den Korridoren der Nova Kisten. Jeder mögliche Platz wurde genutzt, die Lagerräume bis zum Bersten gefüllt, selbst ein komplettes Hangardeck wurde mit Geräten und Kisten voll gestellt. 20 Wissenschaftler kamen an Bord. Es waren größtenteils Biologen und Geologen, aber auch ein paar Linguistiker, falls man fremde Sprachen übersetzen musste. Keiner, das hatte Admiral Verhoeven ihm vorher gesagt, würde über ihre Mission bescheid wissen – nur er selbst. Und Cortez bezweifelte, dass man ihm alles gesagt hatte, was man wusste.

    Als sich die Nova auf den Weg machte, konnte man sich nur noch mühsam durch ihre Gänge zwängen. Alle Besatzungsmitglieder hatten die Zeit gehabt, ihre Familien zu informieren, dass sie auf eine längere Tour gehen würden – mehr konnten sie nicht sagen, weil sie nicht mehr wussten. Auch das war ein Zeichen für die Paranoia, die Cortez schon öfter im Imperium bemerkt hatte. Man verschwieg Dinge, man sagte nicht, wohin man ging und wen man dort traf. Dieses Verhalten schien in ihnen verwurzelt zu sein, denn einen Grund, einen persönlichen Grund hatte es nicht. Sie lebten in Frieden, seit mehr als tausend Jahren. Mit Ausnahme dessen, was Cortez als einen Putschversuch interpretierte, war es zu keinerlei Auseinandersetzungen gekommen. Und doch bestand der Großteil des Imperiums aus Soldaten. Es gab Künstler, Musiker, Schauspieler im Imperialen Kern und Bauern auf den Landwirtschaftswelten, aber es gab auch tausende von Piloten, Kanonieren, Navigatoren – und abertausende von Kriegsschiffen. Die drei inneren Welten des Imperiums waren von mehreren gigantischen Verteidigungskreisen umgeben. Und es mussten gigantische Kreise sein, denn der Weltraum war bekanntermaßen dreidimensional. Da reichte es nicht, eine Linie um etwas zu ziehen, da musste man quasi eine Kugel um etwas herum bauen. Und wenn man drei mehrere Lichtjahre voneinander entfernt liegende Sonnensysteme umspannen wollte, brauchte man dafür eine ganze Menge Material. Dort, im Äußeren Ring, musste es also tausende von Kriegsschiffen und Millionen, wenn nicht gar Milliarden von Satelliten und Minen geben – und in den Ringen, die die jeweiligen Planeten umspannten, ebenfalls. Ein Aufwand, der nur von einer Vergangenheit begründet sein konnte, die man ihnen vorenthielt. Nun, da war sich Cortez sicher, die Antwort darauf, was sich dahinter verbarg, würde er auf dieser Reise sicher nicht bekommen.

    Monate nachdem sie gestartet waren erreichten sie endlich ihr erstes Ziel. Zwei riesige Jägerträger schwebten majestätisch im Orbit um einen Okkafarbenen Planeten, und es schien einen regen Verkehr zwischen ihnen und der Planetenoberfläche unter ihnen zu geben. Ein nicht enden wollender Schwarm kleiner Schiffe kam und flog ab, ein Schauspiel, das den jungen Jordan einmal mehr auf dem Aussichtsdeck gefangen hielt. Die Nova koppelte an einen der Träger an und dann konnte damit begonnen werden, all die Kisten hinüber auf das andere Schiff zu befördern. Es würde Tage dauern.

    „Captain Cortez?" fragte der Admiral des Jägerträgers, als der Captain ihre Brücke betrat.

    „Ja. Admiral Hoffman?"

    „Richtig."

    Die beiden reichten sich die Hand.

    „Sie haben eine lange Reise auf sich genommen, nur, um uns zu besuchen."

    „Ich habe Ihnen auch eine Menge Geschenke mitgebracht."

    „Das ist sehr nett von Ihnen."

    „Aber ich nehme an, Sie wissen, dass ich nicht nur hier bin, um Ihnen Nachschub zu liefern?" fragte Cortez vorsichtig. Er war sich nicht sicher, wer nun genau von den Entdeckungen der Sonden wusste und wer nicht. Gut möglich, dass man die Kommandantin der beiden Träger im Dunkeln darüber ließ, neben was für einer potentiellen Gefahr sie hier möglicherweise ihre Zelte aufgeschlagen hatte.

    „Ja. Kommen Sie doch bitte in mein Büro. Die Admiralin führte Cortez in einen großen Raum, der im Notfall auch als Ersatzkommandostand genutzt werden konnte. „Ich habe neue Daten für Sie. Hoffman öffnete ein Hologramm und deutete auf eine rot markierte Region. „Wir können Ihnen jetzt genau sagen, von wo bis wo sich dieses Feld der Zerstörung erstreckt."

    Cortez wusste nicht, ob ihn das beruhigen sollte. Er sah sich die Karte an. Es war groß, wirklich groß, und schlug eine breite Schneise durch den kompletten Spiralarm der Galaxie. Der Captain deutete auf ein paar kleine, grüne Flecken. „Bewohnte Systeme?"

    „Ja. Sie scheinen davon nicht betroffen zu sein."

    „Wieviele kennen wir davon?"

    „Ein paar. Hoffman deutete auf ein System, das ihnen relativ nah lag. „Das hier sind die Maburi. Mit denen haben wir seit mehr als tausend Jahren diplomatische Verbindungen.

    „Und die haben das nie erwähnt?"

    „Nein, das haben sie nicht."

    „Aber sie wissen davon?!"

    „Das weiß ich nicht. Die Frau hob die Schultern. „Sie haben es nie erwähnt, soviel ist sicher. Und uns ist es erst vor ein paar Monaten aufgefallen. Sonst hätten wir sie sicher danach gefragt.

    „Schon klar, murmelte Cortez. „Das werde ich dann wohl tun müssen. Er sah sich das Feld der Zerstörung intensiv an – eine Beschäftigung, mit der er sich die Zeit auf dem Flug hierher vertrieben hatte. Er kannte sich inzwischen sehr gut in diesem Gebiet aus, wusste, wo welches System lag und welche Nachbarn, die offenbar nicht von dieser Katastrophe oder was immer es gewesen war, betroffen waren, ihnen bekannt waren. Er hatte sogar soviel Zeit mit dieser Karte verbracht, dass er im Kopf mögliche Kurse geplant hatte, auf denen er das Gebiet erkunden und nebenbei noch bei den Nachbarn vorbeischauen konnte, um diese nach Informationen zu befragen. Es würde eine lange und umfangreiche Reise werden, soviel stand fest. Und, falls das, was für diese Zerstörung verantwortlich war, noch existierte, vielleicht sogar eine sehr gefährliche. „Können Sie mir sonst noch was sagen?"

    „Leider nicht. Mein Fachgebiet ist mehr der Aufbau von neuen Stützpunkten."

    „Dann wünsche ich Ihnen damit viel Erfolg. Cortez reichte der Admiralin die Hand. „Ich mache mich auf den Weg, sobald wir entladen haben.

    „Viel Glück, Captain."

    „Danke, Admiral. Mal sehen, ob ich es brauche!"

    Es war an der Zeit, die Crew über ihre Aufgabe zu unterrichten. In einer Ansprache teilte Cortez seiner Besatzung mit, was ihre Mission war. Dann versammelte er eine kleine Gruppe von Offizieren und Wissenschaftlern im Planungsraum. Auf dem Hologramm ihrer Sternenregion deutete er auf den rot markierten Planeten, der ihnen am nächsten war.

    „Das hier wird unser erstes Ziel sein, sagte er. Das System, das die Karte als „Gunli angab, befand sich weit entfernt vom nächsten betroffenen Planeten, was Cortez zu zwei möglichen Schlussfolgerungen brachte: Entweder hatte es hier angefangen oder es hatte hier aufgehört. Er schloss aber nicht aus, dass beide Möglichkeiten falsch waren. Vielleicht würden sie dort Antworten finden? Wahrscheinlicher war aber, dass sich dort nur noch mehr Fragen auftun würden. Er sollte recht behalten.

    „Wenn ich das richtig sehe, meinte Dr. Doyle, dessen Fachgebiet die Entwicklung von Völkern und Kulturen war, „dann war das eine Zivilisation, die noch nicht einmal den Raumflug erfunden hatte.

    Das war leider nur eine grobe Vermutung, da sich ihnen bei ihrer Ankunft ein Bild des Schreckens geboten hatte. Der gesamte Planet war tot, das hatten die Sonden bereits gezeigt, aber eine genaue Untersuchung ergab, dass es für diesen Tod offenbar zwei Gründe gab. Eine Art Virus schien alles Leben auf dem Planeten vernichtet zu haben. Doch darüber hinaus hatte man die gesamte Oberfläche aus dem Weltraum bombardiert…

    „…fast so, als wollte man keine Spuren hinterlassen", murmelte Doyle.

    „Keine Spuren von was?"

    „Davon, was man hier angerichtet hat." Doyle deutete auf die Bilder des Planeten. Sie waren von einer ferngesteuerten Sonde aufgenommen, die man auf die Planetenoberfläche geschickt hatte. Sie lieferte noch immer Daten, Daten, die beunruhigend waren, über Restbestände eines Virus in den Restbeständen einer Atmosphäre, die dieser Planet einmal gehabt hatte. Bevor man ihn vernichtet hatte. Eine bemannte Mission auf den Planeten würde es nicht geben, das stand fest.

    „Sie meinen das Virus?"

    „Ja." Doyle nickte.

    „Sie meinen, man hat erst dieses Virus geschickt, das alles Leben vernichtet hat, und dann hat man den Job beendet, indem man den Planeten verbrannt hat?"

    „Damit keine Spuren, keine Hinweise darauf zurückbleiben, was man hier angerichtet hat."

    „Interessante Theorie, nickte Cortez. Dann dachte er nach. „Es ist also nicht möglich, dass das Virus nicht nur alles Leben zerstört hat, sondern auch noch eine andere Funktion hatte?

    „Eine andere Funktion? Was denn für eine?"

    „Könnte es die Bewohner des Planeten wahnsinnig gemacht haben? Dass sie alle ihren Verstand verloren und die weitere Zerstörung selbst angerichtet haben?"

    „Das… Doyle hob die Schultern. „Das wäre durchaus möglich.

    „Ja. Cortez nickte. „Aber unbedeutend. Irgendjemand hat ein tödliches Virus eingesetzt – und wir sollten herausfinden, wer.

    „Dann ist unser Ziel also der nächste zerstörte Planet?"

    „Nein, unser nächstes Ziel sind die Maburi. Ich bin mal gespannt, was die uns so zu erzählen haben."

    Der Empfang der Maburi war recht frostig. Sie hatten den Kurs des Imperialen Schiffes verfolgt und wussten sehr genau, woher es kam. Noch bevor die Nova in das Gebiet der Maburi eindringen konnte, wurde sie von einer kleinen Armada aus Kampfschiffen abgefangen. Der Botschafter der Maburi meldete sich per Hologramm.

    „Imperiales Schiff Nova, wir sind sehr erfreut, dass Sie Interesse an unserem Volk zeigen, aber wir dürfen Ihnen leider nicht erlauben, tiefer in unseren Raum einzudringen. Bitte haben Sie Verständnis dafür."

    „Ich bin Captain Marco Cortez. Darf ich fragen, warum Sie uns die Einreise verweigern?" fragte Cortez, der eine ziemliche genaue Vorstellung hatte, was der Grund dafür sein könnte.

    „Ich möchte das über Funk nicht erörtern", meinte der Botschafter kurz.

    „Dann darf ich also zu Ihnen an Bord kommen?"

    „Nein", kam es entschieden zurück.

    „Dann möchten Sie also zu uns Bord kommen?"

    „Nein!"

    „Ich fürchte, dann werden wir das über Funk erörtern müssen, schloss Cortez und ließ sich auf seinem Kapitänssessel nieder. „Ich nehme an, Sie haben bemerkt, dass wir eine Welt besucht haben, die von einem Virus zerstört worden ist.

    „Und wir befürchten, dass Sie dieses Virus in unsere Welt einschleppen könnten", gestand der Botschafter, überraschend offen, wie Cortez fand. Aber immerhin, das sparte Zeit und langes Drumherumgerede.

    „Das dachte ich mir schon, meinte er. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir keine Absicht haben, Sie zu infizieren. Ich bin nur aus einem einzigen Grund hier: Um zu erfahren, was Sie uns über das sagen können, was dort passiert ist.

    „Auf diesem Planeten…"

    „Auf all diesen Planeten", korrigierte Cortez. „Ich gehe davon aus, dass Ihr Volk sich dessen bewusst ist. Ich weiß, dass Sie sich dessen bewusst sind, weil Sie uns sonst jetzt nicht die Einreise verweigern würden. Also, was können Sie uns sagen?"

    „Ich muss das mit meiner Regierung abklären."

    Cortez nickte. „Wir warten hier, bis Sie Ihre Antwort haben."

    Sie mussten nicht lange warten, jedenfalls nicht für diplomatische Verhältnisse. Nach drei Stunden meldete sich der Botschafter wieder. Er übermittelte eine Sternkarte, in der alle betroffenen Systeme eingezeichnet waren. Sie stimmte mit den Daten überein, die ihnen die Sonden bereits geliefert hatten. Aber sie gab ihnen auch eine Information, die sie bislang nicht gehabt hatten. „Delbianisches Reich" stand dort. Das war nicht viel, aber immerhin etwas.

    „Es tut mir leid, wenn wir so schroff reagiert haben, entschuldigte sich der Botschafter, als er sich das nächste Mal meldete. „Dieses Gebiet, in das Sie reisen… wir haben Respekt davor. Wir meiden es. Alle unsere Schiffe, alle Völker, die um dieses Gebiet herum leben, wir alle meiden es.

    „Warum?"

    „Weil wir wissen, dass es gefährlich ist. Dort lauert der Tod."

    „Die Viren."

    „Wie auch immer Sie es nennen mögen, es ist der Tod. Wir, unsere Völker, wir wissen davon, seit wir hinaus in den Weltraum gereist sind", fuhr er fort. „Was dort passiert ist, ist vor Urzeiten passiert. Auf unseren Welten spricht man von einem großen Delbianischen Reich, das einst große Teile der Galaxie beherrscht haben soll. Es sind Mythen, weil all dies vor langer, langer Zeit gewesen ist. Das Delbianische Reich reichte bis in unsere

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