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Vor dem Imperium
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eBook562 Seiten6 Stunden

Vor dem Imperium

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Über dieses E-Book

In den "Legenden des Imperiums" scheint es so, als sei die Erde ein unerfreulicher Ort, an den eigentlich niemand zurück will und als sei er verbunden mit einer unangenehmen Geschichte, die man lieber vergessen möchte, um nicht zu sagen unter den Teppich kehren. Aber was genau ist damals geschehen? Was waren die wirklichen Gründe, warum man die Erde verlassen hat… oder verlassen musste? Wer einen Blick in die Vergangenheit der Zukunft werfen möchte, findet in "Vor dem Imperium" sicher die eine oder andere Antwort.
Im ersten Buch geht die Petronia, das schnellste Raumschiff der Erde, auf Jungfernfahrt – und wird sofort zum Politikum. Aus den Raumfahrern werden Geächtete, doch das hält die nicht davon ab, sich ihrer eigenen Mission zu widmen: Das Weltall zu erforschen. Dabei machen sie eine Reise durch das gesamte Sonnensystem, decken Komplotte auf und entdecken möglicherweise außerirdisches Leben?
Das zweite Buch setzt da an, wo "Die Petronia" endete. Doch die Geschichte entwickelt sich anders, als sich der Kapitän des Schiffes das vorgestellt hat. Der Captain wird gegen seinen Willen zum Vertreter seines Volkes und muss nun alles versuchen, um zu verhindern, dass der Erde ein schlimmes Schicksal widerfährt. Aber wird er das schaffen…?
Den Abschluss vom Anfang und den Anfang vom Ende stellt das dritte Buch dar. In vielen kleinen Puzzlesteinen, die irgendwann ein Ganzes ergeben, wird ein besonderer Teil der Menschheitsgeschichte geschildert. Kleine Portionen, kurze Szenen, ein Kaleidoskop an Eindrücken. Am Ende ergibt alles einen Sinn, alle Puzzlesteine ein Bild und das ganze so eine Art kurzen Roman.
Ein Buch für alle, die von ihrer Science Fiction mehr wollen, als eine dystopische Zukunft, in der irgendwelche Jugendlichen um ihr Leben kämpfen - kurz: altmodische Science Fiction!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Dez. 2015
ISBN9783738049732
Vor dem Imperium
Autor

Martin Cordemann

Tillmann Courth stand jahrelang als Conférencier auf der Bühne des Ersten Kölner Wohnzimmertheaters. Er schrieb und bestritt fünf Kabarett-Soloprogramme und geht heute einigen Kolleg?innen u.a. als Regisseur zur Hand, ist Comicexperte und betreibt die Webseite FIFTIES HORROR. Martin Cordemann ist Autor der Comics „Die DomSpitzen“ und „Bruder Thadeus: Das Münchner Kindl“ (Zeichner: Ralf Paul) sowie des Buches „Dada op Kölsch“. Als E-Book gibt es von ihm jede Menge Krimis und Science Fiction.

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    Buchvorschau

    Vor dem Imperium - Martin Cordemann

    Vorwort des Imperiums

    Klingt doch wie eine billige Methode, noch mehr Geld aus den Lesern herauszuquetschen. Und, seien wir ehrlich, in Hollywood wäre das auch so. Da hat man einen erfolgreichen Film, also was macht man? Schiebt ein paar billige Kopien nach, die man als „Fortsetzungen bezeichnet, um die Kuh so lange zu melken, bis selbst der Dümmste im Publikum merkt, dass er verarscht wird… Aber zu dem Zeitpunkt, da ich dies hier schreibe, ist „Legenden des Imperiums weder erfolgreich noch überhaupt veröffentlicht oder hat eine Chance, das Licht der Leserwelt zu erblicken, die über eine Selbstveröffentlichung als E-Book hinausgeht – und das ist doch sehr wahrscheinlich auch die Art und Weise, wie Sie das hier lesen!

    „Legenden des Imperiums entwickelte sich von ein paar Kurzgeschichten… aber das hab ich da im Vorwort ja mehr als ausgiebig beschrieben. Warum also, fragt sich der eine geneigte Leser, den es vielleicht interessiert, gibt es nun diesen Band mit dem launischen Titel „Vor dem Imperium? Nun, das ist eine gute Frage. Vielleicht, weil ich mit dem Universum, das für das „Imperium entstanden ist, noch nicht ganz fertig war? Ja… und nein. Tatsächlich – und ich weiß, ich sollte Ihnen das gar nicht erzählen, weil dann irgendjemand schreien wird: Das merkt man voll, Alter, dass die nicht zusammenpassen! – aber gab es zwei der drei hier zusammengeworfenen Bücher schon. Eigentlich stand jedes dieser Bücher für sich und es war bei ihrer Entstehung nicht im Entferntesten angedacht, dass sie irgendwie zusammengehören könnten. Doch die „Legenden des Imperiums haben das ein wenig geändert – sogar so weit, dass ich beim Schreiben dort ein paar kleinere Andeutungen eingebaut habe, die es mir später ermöglichen sollten, dass diese beiden Bücher vielleicht oder vielleicht nicht Teil des Ganzen werden konnten.

    Und so ist es nun gekommen. Die Vorgeschichte, die Zeit, als es noch kein Imperium gab und die Menschheit noch auf der Erde lebte. In den „Legenden" werden immer wieder verschiedene Legenden angedeutet, was möglicherweise der Grund dafür war, warum man die Erde verlassen hat – oder verlassen musste – aber niemand schien es so genau zu wissen. Oder wissen zu wollen. Das kann sich nun ändern. Für alle, die noch Fragen haben, hier sollten sie ein paar Antworten finden.

    Was uns zu einer der üblichen Fragen bringt: Sollte man diesen Band, der „Vor dem Imperium spielt, als ersten lesen? Prinzipiell wäre es eigentlich egal, weil ich hoffe, dass mir keine allzu großen Fehler unterlaufen sind und man beide Bücher auch chronologisch lesen könnte. Aber wie auch bei den „Legenden des Imperiums ist es hin und wieder schön, wenn es Anspielungen gibt, die man versteht, wenn man ein gewisses Vorwissen über Ereignisse hat, eine bestimmte Erwartungshaltung. Liest man also zuerst die „Legenden", könnte man, wenn man ein Freund von so etwas ist, an diesem Buch hier mehr Vergnügen finden. Oder auch weniger. Ganz ehrlich, machen Sie doch, was Sie wollen!

    Zwischenzeitlich war angedacht, das erste Buch dieses Bandes umzubenennen, damit die Namen der Bücher ein bisschen wie eine Klammer wirken, die alles umschließt. In dem Fall hätten die Titel gelautet:

    Erstes Buch: Und so endete der Anfang

    Zweites Buch: Der Prozess der Vertreibung

    Drittes Buch: Und so begann das Ende

    Das sieht zwar eigentlich ganz gut aus… aber nähme man den Titel für sich, würde er wohl ziemlich furchtbar klingen. Also bleibt es bei den alten Titeln der Bücher.

    Erstes Buch: Die Petronia

    Der Aufbruch der Menschheit ins All war nie als Teil eines größeren Werkes gedacht. Eigentlich sollte die Geschichte da enden, wo sie jetzt endet – und der Leser sollte sich selbst vorstellen, wie es weitergeht. Das hat sich nun geändert. Der Aufbruch der Petronia ist nun das erste von drei Büchern, die zeigen, was damals passierte… damals in der Zukunft. Die erste Fassung, die nur etwa bis in die Mitte des Buches reichte, entstand 1991, 2009 wurde sie dann a) von getippten Seiten handtipplich in den Computer übertragen, b) überarbeitet und c) erweitert bzw. komplettiert. Außerdem gibt es ein paar Informationen über die Planeten unseres Sonnensystems – und wenn die nicht inzwischen überholt wurden, weil sie veraltet sind, dann kann man da vielleicht sogar etwas lernen. Dass überdies ein Name aus den „Legenden" auftaucht, war mir bis zur Überarbeitung für diesen Band nicht einmal bewusst…

    Zweites Buch: Der Prozess der Vertreibung

    Man hätte die Differenz zwischen „Petronia und „so begann, zwischen „Anfang und „Ende auch durch die paar Abschnitte erklären können, die nachträglich in das dritte Buch eingefügt wurden. Aber da wäre der Bruch vielleicht zu groß gewesen. Außerdem gab es da ja noch das umfangreiche Universum aus den „Legenden des Imperiums, in dem es Völker gibt, die zwar genannt wurden, von denen man aber nie viel gesehen hat. Hier nun also die Zusammenfügung von beidem, das fehlende Puzzlestück, das alles und nichts erklärt, aber das eine Brücke zwischen den Büchern schlägt, zwischen den beiden Büchern dieses Bandes, aber auch zwischen diesem Buch und den „Legenden. Genau wie die entstand es 2014.

    Drittes Buch: Und so begann das Ende

    Wir enden mit einem großen Puzzle – im nahezu wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte ist zerschnitten, in kleine Häppchen, Bruchstücke, Fragmente, aus denen sich langsam ein Bild formt. Das ist zu Beginn anstrengend, aber irgendwann gewöhnt man sich daran und die Handlung kommt in die Gänge. Zudem ändert sich die Richtung, was ein wenig dem Ursprung des Buches geschuldet ist. Die erste Fassung entstand etwa 1989 in der Schulzeit des Autors – was erklärt, warum das Thema Schule so sehr im Mittelpunkt steht. Auch war es damals noch, ebenfalls der Entstehungszeit geschuldet, keine Geschichte mit Außerirdischen, nein, der Ostblock mit der atomaren Bedrohung war der Feind. 2012 durchlief das Werk dann bei der Übertragung in den Computer eine eingehende Überarbeitung – ein wesentlicher Teil der Struktur blieb aber bestehen, denn er war schon 1989 Teil des Buches, und damit lange, bevor es „Memento" gab!

    Damit genug des Vorworts, viel Spaß bei „Eine kleine Geschichte der Zukunft"… Wir wünschen eine gute Reise!

    Martin Cordemann

    Köln/Erde, Dezember 2014

    Bildnachweis: Das auf dem Cover abgebildete Raumschiff ist ein Modell. Es handelt sich um den „Dinky Toys 362 Trident Starfighter".

    ERSTES BUCH

    Die Petronia

    Der Aufbruch

    Glänzend lag die Petronia im Orbit. Ihre Länge betrug etwa 200 Meter, der Rumpf hatte eine zylindrische Form, die am Bug in einen Turm überging, in dem sich die Brücke des Schiffes befand. Im Heck war ein Hangar mit mehreren Raumfähren untergebracht. Die Petronia selbst war nicht dazu ausgelegt, auf Planeten zu landen, sie war ein reines Kind des Weltraums.

    Majestätisch schob sie sich am Tag ihrer Jungfernfahrt aus dem Schutz des Raumdocks hinaus in das kalte Vakuum des Weltraums. Schon vor Jahren hatte die Menschheit damit begonnen, das Weltall zu bereisen und Kolonien zu errichten, doch bislang war sie noch nicht über die Grenzen des eigenen Sonnensystems hinaus gekommen. Vielleicht würde sich das mit der Petronia ändern. Sie war ein Prototyp, ein wissenschaftliches Schiff, ausgerüstet, um möglichst lange und unabhängig von anderen im Weltraum operieren zu können. Und sie war das schnellste Schiff, das je von Menschen gebaut worden war.

    „Welchen Kurs?" fragte die Navigatorin.

    „Nun, Captain MacAllister lächelte, „wir wollen für den Anfang nicht übertreiben. Wie wäre es mit Jupiter?

    Die Navigatorin freute sich.

    „Da war ich noch nie!"

    „Da waren viele noch nie, Clausen. Vor allen Dingen nicht in der Zeit, die wir dafür brauchen werden. Der Captain dachte nach. „Wie lange brauchen wir überhaupt?

    „Drei Tage, Sir. Das ist neuer Rekord."

    „Es ist erst ein Rekord, wenn wir auch wirklich dort angekommen sind! Captain MacAllister atmete tief ein. „Gut, dann machen wir uns mal auf den Weg.

    Langsam beschleunigte die Petronia.

    „Entfernung?"

    „4,202 AE. (AE = „Astronomische Einheit, 1AE = 149,6 Mill. km)

    Sie verließen den Orbit der Erde und nahmen dann Kurs Richtung Jupiter. Im Monitor der Heckkamera wurde das Abbild der Erde immer kleiner, während sich ihre Geschwindigkeit mehr und mehr erhöhte.

    MacAllister fragte sich, warum er dieses Kommando angenommen hatte. Das schnellste Raumschiff der Menschheit zu testen, das war natürlich mit einem gewissen Prestige verbunden. Aber eigentlich hatte er das Verhalten der Raumflotte satt gehabt. Die Forschung war mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Offiziere hatten Kommandos wegen ihrer Beziehungen und nicht wegen ihrer Fähigkeiten bekommen. Alles schien mehr und mehr in die Hand der Militärs abzugleiten. Dies hier war seine Gelegenheit, endlich wieder etwas für die Erforschung des Universums zu tun. Wenn dieses Schiff so gut war, wie es seine Konstrukteure dachten, dann würde man vielleicht schon in ein paar Jahren endlich die Grenzen des eigenen Sonnensystems hinter sich lassen und das erkunden, was außerhalb lag. Ob er das noch miterleben würde, war zweifelhaft, aber wenigstens würde er seinen Beitrag dazu leisten.

    „Damit ist Brickets Rekord... hinfällig!" lachte die Navigatorin. MacAllister sah auf die Anzeigen. So schnell wie sie war bislang nur die USS Carter unter Captain Brickett geflogen, einem von diesen Emporkömmlingen, die ihre Position nur ihren guten Beziehungen verdankten. Sie waren so schnell wie zu seinen besten Zeiten – und sie hatten noch nicht mal die Hälfte ihres Potentials ausgeschöpft. Sie beschleunigten weiter. Der Vorteil im Weltraum war, dass es keinen Widerstand gab. Wenn sie einmal ihre Reisegeschwindigkeit erreicht hatten, konnten sie die Triebwerke abschalten und sich treiben lassen, ohne abgebremst zu werden. Und wenn sie alle an Bord starben und sich kein Himmelskörper in die Flugbahn der Petronia begab, dann würden ihre Leichen vielleicht in alle Ewigkeit mit derselben Geschwindigkeit durchs All rasen. Eine interessante, aber keine erstrebenswerte Vorstellung.

    Nach einiger Zeit meldete Clausen, dass sie ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht hatten. Sie lehnte sich zurück und grinste über das ganze Gesicht. Ihre Dienste würden erst wieder beansprucht werden, wenn sie den Bremsvorgang beim Jupiter einleiten würden.

    „Gut, MacAllister nickte, „dann informieren Sie Jupiter IX doch von unserer Ankunftszeit. Ich bin sicher, die...

    „Captain?" meldete sich der Kommunikationsoffizier zu Wort.

    „Ja?"

    „Ich empfange hier eine Meldung von Jupiter IX."

    Der Captain lächelte. „Fangen jetzt schon die Gratulationen an?"

    „Nicht ganz, Sir."

    „Was wollen die dann?"

    „Die... erteilen uns Landeverbot!"

    „Bitte?" MacAllister sah den Funker fassungslos an.

    „Offenbar hat es auf der Erde politische Verwicklungen gegeben... wegen uns. Weil wir... das schnellste Schiff sind... und damit eine Bedrohung darstellen... wir haben Landeverbot für Jupiter IX... und für alle anderen irdischen Basen in diesem Sonnensystem!"

    „Für alle anderen... es gibt nur irdische Basen! Was soll dieser Mist?"

    „Es ist kein Scherz, Sir. Andere Basen bestätigen die Aufforderung. Sie kommt direkt von der Erde."

    „Von der Erde... MacAllister seufzte. „Dann haben wir also auch keinen Ort, an den wir zurückkehren können, so wie es aussieht. Tja, wer hätte gedacht, dass wir der schnellste Krisenherd in der Geschichte der Menschheit werden würden?

    Der Außenseiter

    „Was machen wir jetzt?"

    „Gute Frage. Der Captain trommelte eine Weile auf der Armlehne seines Sessels herum. „Tja, sagte er nach einiger Zeit. Die Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen war das Hauptmerkmal, das einen Raumschiffkapitän auszeichnete. Aber das hier war keine gewöhnliche Situation – und Zeit war das, wovon sie im Moment am meisten hatten. „Nehmen wir mal an, die beruhigen sich irgendwann wieder."

    „Aber das sind Politiker!"

    „Trotzdem! Lassen wir einfach erstmal Gras über die Sache wachsen, vielleicht finden die, die uns das eingebrockt haben, dann eine vernünftige Lösung."

    „Und was machen wir in der Zwischenzeit?"

    „Das, wofür wir hier draußen sind. Wir lernen unser Sonnensystem besser kennen. MacAllister sah seine Navigatorin an. „Wie lange brauchen wir vom Jupiter bis zum Pluto?

    „Moment. Clausen gab einige Daten in den Computer ein. Nach einer Weile meinte sie: „739 Stunden.

    „Dann haben wir doch schon mal ein Ziel."

    Zehn Stunden bevor sie den Pluto erreichten, leitete Clausen das Bremsmanöver ein. Bei ihrer Geschwindigkeit war es notwendig, das Schiff so behutsam wie möglich abzubremsen, damit die Besatzung keinen Schaden erlitt. Der Kapitän betrat die Brücke und nahm auf seinem Sessel Platz.

    „Nun, was können Sie uns über den Planeten sagen, Doktor?" fragte er Pierre DuValle, den Leiter der wissenschaftlichen Abteilung.

    „Wir empfangen schwache Anzeigen von Methan und Am... Der Wissenschaftler stockte und sah den Captain an. „Sie wissen, dass Pluto kein Planet ist, oder?

    „Ja, DuValle, das weiß ich. Anfang des 21. Jahrhunderts hat irgendeine bescheuerte Kommission beschlossen, dass Pluto kein Planet mehr sein soll. Was umso infamer ist, als keiner der Beteiligten jemals hier draußen war. Also nehmen wir Pluto doch seinen Status als Planet nicht weg, nur weil das irgendwelche Wichtigtuer so entschieden haben."

    „Außerdem…"

    „Ja, DuValle?"

    „Nun, er ist schon sehr klein."

    „Verglichen mit wem?"

    „Mit… mit verschiedenen Monden… im Sonnensystem. Dem der Erde, zum Beispiel."

    „Aha."

    „Und er ist auch kleiner als die Jupitermonde Europa, Ganymed und Kallisto, der Saturnmond Titan und der Neptunmond Triton."

    „Also er ist klein, na und? Wie war das mit der Atmosphäre?"

    „Methan und Ammoniak, beides wahrscheinlich in gefrorener Form. Der Durchmesser von Pluto beträgt etwa 3500 km, die Oberflächentemperatur liegt bei -230 Grad Celsius."

    „Aha. MacAllister betrachtete den blauen Punkt auf dem Bildschirm, der langsam immer größer wurde, während ihre Sonne sich kaum mehr von den anderen Sternen am Firmament unterscheiden ließ. „Sonst noch was?

    „Ja, Sir. Die Sensoren erfassen auch seine Satelliten."

    „Und wie heißen die, DuValle?"

    „Es gibt den Mond Charon, Entfernung zum Planeten ca. 20.000 km, Umlaufzeit 6 Tage und 9,3 Stunden. Anfang des 21. Jahrhunderts hat man aber auch noch Nix und Hydra gefunden, die haben Durchmesser zwischen 60 und 200 km."

    „Anzeichen für Leben?"

    „Nein. DuValle sah auf. „Hatten Sie welche erwartet?

    „Eigentlich nicht."

    „Wussten Sie, dass sich der Pluto in einer stark exzentrischen Ellipse um die Sonne dreht, mit einer Bahnneigung, die ihn die Bahn des Neptun schneiden lässt?"

    „Weiß das nicht jeder?"

    „Ähm..."

    „Gute Information, DuValle. Sagen Sie Bescheid, wenn sich etwas... Unerwartetes ereignen sollte."

    „Etwas Unerwartetes? Erwarten Sie denn etwas Unerwartetes?"

    „Das wäre ein bisschen ein Widerspruch in sich, oder?"

    „Das... stimmt."

    „Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden."

    „Ähm, Captain..."

    „Ja, Clausen?"

    Die Navigatorin deutete auf ihre Sensoren.

    „Wie seltsam darf es denn sein?"

    MacAllister erhob sich und trat hinter die Steuerkonsole.

    „Was haben Sie denn anzubieten?"

    „Also, Clausen kniff die Augen zusammen, „als ich mit dem Bremsmanöver begonnen habe, haben die Sensoren das hier aufgezeichnet. Sie deutete auf den Bildschirm, auf dem Pluto zu sehen war, sein Mond Charon und neben dem Mond eine Stelle, an der ein zweites Radarsignal auftauchte.

    „Was ist das?"

    „Radarecho? Eine Spiegelung? Ein Klumpen Stein, der durchs All segelt? Ich habe keine Ahnung."

    „Spannend", meinte der Captain und grinste.

    „Nicht unbedingt. Vielleicht ist es auch nur ein weiterer kleiner Mond, der den Astronomen bisher entgangen ist."

    „Gut möglich."

    „Oder vielleicht ist es auch nur eine unserer Sonden."

    „Checken Sie das im Computer. Wenn hier noch irgendwelches älteres Sondenmaterial herumgeistert, sollten wir das wissen."

    „Negativ. Was auch immer wir hier herausgeschickt haben, müsste inzwischen weitergeflogen sein."

    „Sehen Sie, Dr. DuValle, wir sind noch nicht da und schon wird es interessant. Wegen so etwas sind wir hier draußen."

    „Um Wissenschaftsmüll aufzusammeln?"

    „Um herauszufinden, was hier sonst noch so rumschwirrt, Clausen. Behalten Sie die Sensoren im Auge, ich würde gerne wissen, was Sie da gefunden haben."

    Während sie in einen weiten Orbit um Pluto einschwenkten, überwachte Clausen die Sensoren sehr genau. Noch zweimal erhielt sie das Radarecho. Die Größe des Objekts, wenn es denn eins war, lag scheinbar zwischen 30 und 200 Kubikmetern, was ein Echo nur umso wahrscheinlicher machte. Stefanie Clausen kam aber noch zu einem anderen Schluss.

    „Ich glaube, das Objekt bewegt sich."

    „Wie kommen Sie darauf?"

    „Mal ist es da, mal ist es nicht da. Außerdem... nehmen wir mal an... es kann kein natürlicher Satellit sein."

    „Warum nicht?"

    „Dann hätte er immer in einer der Erde abgewandten Position sein müssen, weil man ihn sonst irgendwann gefunden hätte. Aber es ist rein rechnerisch nicht möglich, dass sich der Pluto immer zwischen ihm und der Erde befunden hat..."

    „Wieso?"

    „Weil wir bei unserem Anflug in Positionen waren, wo sich der Pluto zwischen uns und der Erde befunden hat und wir das Objekt nicht geortet haben."

    „Sie meinen also, es bewegt sich."

    „Wenn es existiert und nicht nur ein Echo ist, dann bewegt es sich."

    „Spannend. MacAllister lächelte. „Ein Raumschiff.

    „Das habe ich nicht gesagt."

    „Das brauchten Sie auch nicht, es ist die nahe liegende Schlussfolgerung."

    „Und was sollen wir jetzt tun?"

    MacAllister dachte nach.

    „Im Moment haben wir niemanden, den wir über diesen möglichen historischen Kontakt in Kenntnis setzen können und genau genommen hat ja auch noch gar kein Kontakt stattgefunden. Aber ich habe eine Idee. Wir werden eine unserer Raumfähren auf dem Pluto landen lassen. Vorher soll sie ihn aber umrunden. Wir umrunden den Planeten in der entgegen gesetzten Richtung und wenn es ein Schiff ist, kann es uns ja wohl nicht beiden entgehen, oder?"

    Der Plan wurde umgesetzt. Mit Spannung saß der Captain auf der Brücke und verfolgte die Werte der Sensoren. Das kleine Shuttle, die Asimov, bewegte sich ruhig durch die Stille des Weltraums.

    „Wie sieht’s aus?" fragte der Captain.

    „Wenn es sich um einen natürlichen Trabanten handelt, müsste er in ca. drei Minuten erscheinen."

    „Und wenn es ein Schiff ist?"

    „Dann hat es nur zwei Möglichkeiten, uns zu entgehen. Es könnte in den Weltraum verschwinden oder runter auf den Pluto."

    „Verbindung mit der Fähre?"

    „Die können nichts entdecken."

    „Und wir?"

    „Wir auch nicht."

    „Tasten Sie den Planeten ab."

    „Nichts zu finden, Sir. DuValle schüttelte den Kopf. „Und es ist kein Planet.

    „Sagen Sie das nicht seiner Mutter."

    „Es..."

    „Ja, Clausen?"

    „Es gäbe da noch eine dritte Möglichkeit. Es könnte sich hinter Charon verstecken."

    „Nicht schlecht. Clausen, ändern Sie den Kurs. Funker, teilen Sie der Fähre mit, dass sich unser Rendez-vous mit ihr verschiebt."

    Vorsichtig umkreiste die Petronia den kleinen Mond. Als sie sich fast an dessen Rückseite befanden, erhielten sie eine Meldung von der Fähre: „Haben Schwierigkeiten. Turbolenzen unbekannter Art. ...omme dab... ...ersuche lan... ...uto." Dann riss die Verbindung ab.

    Die Petronia beschleunigte und erreichte ihren Rendezvouspunkt mit der Asimov nach 34 Minuten. Von der Fähre keine Spur.

    „Vielleicht..."

    „Ja, Clausen?"

    „Wenn es ein Kraftfeld war, das die Asimov aus der Bahn geworfen hat, vielleicht ist es dann das gleiche Kraftfeld, das uns das Radarecho zurückgeworfen hat. Vielleicht gibt es kein Schiff, nur dieses Kraftfeld."

    „Gut möglich. Der Captain wirkte ein wenig enttäuscht. „Irgendwie schade. Wäre es nicht toll gewesen, hier draußen Leben zu entdecken?

    „Captain, meldete sich Harris, der Funker, „wir empfangen ein Signal von der Fähre.

    „Alles klar da unten?"

    „Alles klar, Sir. Sind ein bisschen durchgeschüttelt worden, aber das war es auch schon."

    „Gut, das zu hören. Unsere Suche war leider erfolglos. Sieht ganz so aus, als wär es tatsächlich nur ein Radarecho gewesen. Also gibt es hier doch kein Raumschiff."

    „Das würde ich nicht mit Sicherheit sagen, kam es ruhig aus dem Lautsprecher. „Einen Kilometer von uns entfernt liegt eine zylindrische, metallische Substanz von etwa 70 m Länge...!

    Der Fund

    Der Captain sah seine Navigatorin an. Dann seinen Wissenschaftsoffizier.

    „Könnten Sie das noch mal wiederholen?"

    „Eine Röhre oder so etwas. Lang und aus Metall. Sieht nicht wie eine natürliche Formation aus."

    „Das ist..." Dem Captain fehlten die Worte.

    „Spannend?" fragte DuValle.

    „Im höchsten Maße! Der Captain wandte sich an seine Brückenoffiziere. „Landefähre 2 vorbereiten.

    „Wofür?"

    „Für den Notfall. Unseren Jungs da unten steht eine gefährliche Aufgabe bevor und ich hätte gerne ein Rettungsteam in Bereitschaft. Nur für den Fall."

    DuValle hob die Schultern.

    „Was soll das Landeteam denn machen?"

    „Das Ding untersuchen, das ist doch klar."

    „Aber..."

    „Doktor, es ist das erste Mal, dass wir auf etwas gestoßen sind, das möglicherweise nicht von der Erde stammt. Dies ist unsere erste Chance darauf, Beweise für intelligentes Leben zu finden. Sie wollen doch nicht, dass unsere Crew da unten die Triebwerke anschmeißt und wieder hier rauf fliegt, ohne sich das Ding wenigstens mal angesehen zu haben, oder?"

    „Es... es... nein."

    „Gut. Clausen, bringen Sie uns in eine Umlaufbahn über dem Objekt. Harris, Verbindung zur Landefähre."

    „Hier ist die Asimov, Pilot Doyle."

    „Doyle, es geht los. Nehmen Sie eine genaue Sensoranalyse des Objekts vor."

    „Haben wir schon gemacht."

    „Und?"

    „Ohne Befund."

    „Könnte es sich bei dem Objekt um das 'Radarecho' handeln, das wir beim Anflug bemerkt haben?"

    „Nein, Sir, es ist teilweise im Eis begraben. Wahrscheinlich liegt es hier schon länger."

    „Das stimmt, Captain, mischte sich DuValle ein, „die Daten von der Oberfläche sind jetzt angekommen. Laut unseren Berechnungen liegt das Ding da schon seit mehr als zehn Jahren.

    „Dann war das andere vielleicht... eine Rettungsmission?" mutmaßte Clausen.

    „Da haben die aber lange gebraucht. Tja, Mr. Doyle, ich fürchte, Sie müssen da jetzt raus."

    „Haben wir uns schon gedacht, Sir. Ito und ich haben unsere Raumanzüge schon an. Wir haben alles so eingestellt, dass Sie unseren Funkverkehr mitverfolgen können."

    „Sehr gut. Captain MacAllister nickte befriedigt. Er hatte eine gute Crew. „Ach, Doyle, Ito?

    „Ja, Sir?"

    „Viel Glück!"

    Durch die Schleuse der Fähre verließen Doyle und Ito den Schutz des kleinen Raumes und traten hinaus in die eisige Welt von Pluto. Der Himmelskörper war zu klein, um eine Atmosphäre zu haben.

    „Was ist denn das für Schnee, auf dem wir hier laufen?" fragte Doyle und sah sich um.

    „Gefrorenes Methan, meinte Ito, der der wissenschaftlichen Abteilung angehörte. Für ihn ging gerade ein Traum in Erfüllung. Einmal einen Fuß auf einen fremden Planeten setzen. Und dann noch einen Beweis für fremdes Leben finden... zwei Träume, möglicherweise. Er war so froh, dass er sich für diese Mission gemeldet hatte. „Wir müssen da lang, sagte er und deutete nach links. Langsam bewegten sich die beiden vorwärts.

    „Ein Kilometer... ist das Luftlinie?"

    Luftlinie ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort – aber ich weiß, was Sie meinen. Warten Sie, gleich müsste es soweit sein. Als sie einen kleinen Hügel überquert hatten, konnten sie im Tal vor ihnen, keine hundert Meter entfernt, das Objekt sehen. „Mein Gott, stieß Ito hervor, „es sieht fast so aus wie ein Raumschiff!"

    „Es sieht aus wie eine lange Röhre."

    „Petronia, wir sind jetzt 50 Meter davon entfernt. Bisher keine Reaktion auf unsere Funkbotschaft." Ito trug ein Gerät bei sich, das automatisch eine Botschaft des Friedens in verschiedenen Codes aussendete.

    „Wir empfangen Ihr Signal klar und deutlich, sagte MacAllister. „Machen Sie weiter so.

    Als die beiden bis auf zehn Meter an das Objekt herangekommen waren, blieb Doyle plötzlich stehen und deutete Ito an, es ihm gleichzutun. „Ito, bleiben Sie hier, sagte er. „Ich sehe mich mal um, schaue, ob ich ne Einstiegsluke oder sowas finden kann.

    „Und ich..."

    „Sie halten hier die Stellung, für den Fall, dass wir hier nicht allein und die mir nicht besonders freundlich gesonnen sind."

    Doyle trat langsam näher an das Gebilde heran. Es bestand kein Zweifel mehr, es handelte sich um einen künstlichen Gegenstand, auf keinen Fall um etwas Natürliches. Das hier war geschaffen worden, von wem oder was auch immer. Mit einem Schaber versuchte er, etwas von der Außenhaut abzukratzen, aber es gelang ihm nicht. Auch eine spektroskopische Analyse blieb erfolglos.

    „Jedenfalls ist es nicht von hier, murmelte er. „Völlig fremdartige Zusammensetzung. Vorsichtig ging er um das Objekt herum. Nirgendwo war eine Luke zu sehen oder ein Fenster oder ein Schott. Es gab nicht mal die Spur einer Ritze in der Oberfläche. „Hier ist nichts. Ito, können Sie auf Ihrer Seite vielleicht ein Schott sehen? Doyle wartete und sah sich das Ding der Länge nach an. Keine Spur von einem Einschnitt. „Na, Ito, was ist? Wieder wartete er. Ito musste sich auf der anderen Seite des Objektes befinden. „Ito? Keine Antwort. Hektisch begann Doyle, um den Zylinder herumzulaufen. Seine automatische Kamera fing dabei etwas ein, das er in seiner Eile völlig übersah. „Doyle an Petronia, ich habe keine Verbindung mehr mit Ito. Doyle an Petronia, ich wiederhole, ich habe keine Verbindung mehr mit Ito. Er blieb stehen. „Petronia, können Sie mich hören?" Nicht einmal Rauschen beantwortete seine Frage. Hastig setzte er seinen Weg um den Zylinder fort, doch wo er Ito verlassen hatte, fand er – niemanden! „Ito! brüllte er in sein Helmmikro. Keine Antwort. „Oh Gott, ich bin abgeschnitten. Ito ist verschwunden, keine Verbindung mit dem Schiff... Niedergeschlagen setzte er seinen Weg zu der Stelle fort, an der er Ito verlassen hatte.

    Plötzlich sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Blitzschnell drehte er sich um. Im Schatten des fremden Objekts bewegte sich etwas. Etwas, das etwa so groß war wie er selbst. Doyle brach der Schweiß aus. „Ito, sind Sie das? Ito, verdammtnochmal, antworten Sie!"

    „Doyle? Das war nicht Ito. „Doyle, waren Sie das gerade?

    „Captain?"

    „Wir dachten, wir hätten Sie verloren. Plötzlich war der Kontakt mit Ihnen abgebrochen."

    Doyle sah zu der Figur, die sich aus dem Schatten des fremden Dings löste. Es war Ito.

    „Ito, wo waren Sie denn?"

    Keine Antwort.

    „Ito, wo haben Sie gesteckt?"

    Schweigen in seinem Kopfhörer.

    Misstrauisch sah Doyle der Gestalt entgegen, die nun langsam auf ihn zu kam. War das wirklich Ito? Vorsichtig wich er einen Schritt zurück. Dann plötzlich...

    „...ie die ganze Zeit gesucht. Doyle, können Sie mich hören? Ich habe Sie die ganze Zeit gesucht."

    „Mich gesucht?"

    „Ich höre Sie. Plötzlich war die Verbindung mit Ihnen weg und nachdem auch das Schiff nichts mehr von Ihnen gehört hat, meinte der Captain, ich sollte mal nach Ihnen suchen."

    Doyle hatte eine Idee. „Das könnte... bleiben Sie mal da stehen."

    „Hier?"

    „Ja, ganz genau. Doyle ging langsam auf den Zylinder zu, während er laut zählte: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, se...

    Ito winkte ihm zu. Doyle blieb stehen, sagte etwas und trat dann wieder einen Schritt vor. „...icht gehört?"

    „Bei 6 habe ich die Verbindung verloren."

    „Also verhindert der Zylinder die Übertragung von Funkwellen."

    „Sieht ganz so aus."

    „Die Frage ist: Warum?"

    „Ich glaube nicht, dass wir das heute noch klären werden."

    „Das glaub ich auch nicht. Haben wir genügend Bilder gemacht?"

    „Ich denke, das haben wir."

    Die beiden machten sich auf den Rückweg zur Fähre.

    „Was meinen Sie, ist das eine Station? Oder eine Sonde?"

    „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Wenn wir Pech haben, ist es nur eine intergalaktische Mülltonne."

    „Wer würde sowas auf einem so kleinen Planeten absetzen?"

    „Vielleicht wussten die nicht, dass Pluto gar kein Planet mehr ist?!"

    „Ja. Nehmen wir noch ein paar Bodenproben und dann nichts wie weg hier."

    Bevor sie abflogen positionierten die beiden noch ein paar Kameras und Sensoren um den Zylinder herum. Auf die Weise konnten Sie das Ding ein wenig im Auge behalten.

    Die Petronia verließen die Umlaufbahn mit Ziel Neptun.

    „Captain, Clausen deutete auf den Bildschirm, „Sie werden es nicht glauben aber...

    „Unser Radarecho ist wieder da?"

    „Allerdings."

    „Und das Ding auf Pluto?"

    „Liegt noch immer im Eis und rührt sich nicht."

    „Ich habe etwas viel interessanteres gefunden", meinte DuValle in die Runde.

    „Da müssen Sie sich aber wirklich anstrengen!"

    Der Captain trat zu dem Wissenschaftler. Auf seinem Bildschirm sah man den Film, den Doyles automatische Kamera aufgenommen hatte. DuValle hatte den Film angehalten und einen bestimmten Ausschnitt vergrößert. Er deutete darauf und sagte fast atemlos: „Finden Sie nicht, dass dieses Symbol auf der Hülle des Zylinders wie die Freiheitsstatue aussieht...?"

    Der Bringer der Ausgelassenheit

    Auf dem Gesicht von Captain Frank MacAllister zeichnete sich eine Mischung aus Verwirrung, Ungläubigkeit und völligem Unverständnis ab.

    „Ist das ein Scherz?"

    „Nein."

    „Ein Fehler?"

    „Nicht unbedingt."

    „Eine Spiegelung?"

    „Möglich." Der Wissenschaftler hob die Hand. „Bevor Sie mich weiter fragen: Ich weiß es nicht. Ich kann Ihnen nur sagen: Es ist auf dem Band. Es sieht so aus, als wäre es auf den Zylinder gemalt. Vielleicht ist es nur ein Spiel von Licht und Schatten, das diesen Eindruck erweckt. Vielleicht ist etwas völlig anderes auf die Oberfläche gemalt, das nur durch den Blickwinkel so wirkt wie die Freiheitsstatue. Vielleicht steht auch etwas zwischen Zylinder und Kamera, das in Verbindung mit dem richtig einfallenden Licht einen Schatten dieser Art erzeugt – ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir das eingehend untersuchen werden."

    „Wie eingehend schwebt Ihnen da so vor?"

    DuValle stockte. „Ich... ich würde gerne..."

    „...noch mal zum Pluto zurückkehren und die Sache vor Ort genauer unter die Lupe nehmen?" vollendete der Captain den Satz.

    „Ja, sagte DuValle und schob dann nach: „Sir.

    Der Captain seufzte. „Mist, dass wir das nicht früher gefunden haben. Gut, vielleicht können wir das mit den Daten vergleichen, die wir von den Sensoren erhalten, die wir auf Pluto zurückgelassen haben."

    „Da gibt es ein Problem, Sir", sagte der Funker.

    „Und das wäre?"

    „Wir bekommen diese Daten nicht."

    „Bitte?" MacAllister sah ihn ungläubig an.

    „Ich habe das nicht bedacht, als wir die Sonden aufgestellt haben. Alle Daten werden mit einem Verschlüsselungscode gesendet, den nur wir kennen, die Erde aber nicht."

    „Ja, soweit sehe ich da noch kein Problem."

    „Das Problem liegt darin, dass die Daten automatisch zur Station 31 gesendet werden."

    „Warum das?"

    „So war es immer vorgesehen und ich habe nicht daran gedacht, die Protokolle zu ändern."

    „Das bedeutet, die Daten werden da hin gesendet und gespeichert..."

    „...aber niemand kann darauf zugreifen. Die Erde nicht, weil sie unsere Verschlüsselung nicht kennt und wir nicht, weil wir keinen Zugriff auf die Speicher von Station 31 haben."

    „Captain, das Radarecho wird deutlicher", sagte Clausen.

    „Auf den Schirm."

    Der Bildschirm zeigte den Pluto, seinen Mond Charon und einen kleinen Punkt, der kurz auftauchte, wieder verschwand, einen längeren Moment sichtbar blieb, dann wieder verschwand.

    „Was halten Sie davon, Clausen?"

    „Ich bekomm nur unwesentlich klarere Daten rein als beim ersten Mal. Zwischen 30 und 200 Kubikmeter groß. Vielleicht wirklich nur unser Echo? Das Objekt verschwand und tauchte nicht wieder auf. „Wenn es jetzt landet, wäre es interessant, die Daten unserer Sensoren zu erfahren.

    „Dazu müssen wir uns in den Computer von Station 31 einhacken. Und die befindet sich im Orbit um Jupiter. Aktuelle Entfernung?"

    „Etwa 1.455.000 km."

    „Nehmen Sie Kurs darauf. Mr. Harris, der Captain wandte sich an den Funker, „wie gut sind Sie darin, sich in fremde Computer einzuhacken?

    „Ich, äh, es... stotterte Harris. „Das ist nicht mein Spezialgebiet.

    „Was ist mit Michaels? schlug Clausen vor, „der ist doch unser Computeroffizier.

    „Holen Sie ihn auf die Brücke. Wie lange brauchen wir zum Jupiter?"

    „592 Stunden."

    „Und das bedeutet in einer verständlichen Zeit?"

    „Fast 25 Tage."

    „Na, dann haben wir ja genug Zeit, uns vorzubereiten. Harris, Sie und Michaels werden eine extrem illegale und ziemlich gefährliche Aktion durchführen müssen. Sie werden sich Zutritt in den Zentralcomputer von Station 31 verschaffen und dann alles so einrichten, dass wir alle Daten unserer Sonden problemlos abrufen können."

    Harris schluckte.

    „Keine Sorge, das wird schon klappen."

    „Ich nehme mal an, dass wir dafür nicht an Bord der Station gehen, murmelte Michaels, der gerade die Brücke betreten hatte. „Und ich nehme auch nicht an, dass die auf der Station merken sollen, dass wir tun, was wir tun und auch nicht, dass wir getan haben, was wir tun werden.

    „Niemand soll wissen, dass wir die Daten abrufen können, ja", fasste der Captain zusammen.

    „Knifflig, meinte Michaels. „Wieviel Zeit haben wir zur Verfügung?

    „Wenn wir dort sind, etwa eine Stunde."

    „Knifflig, wiederholte der Computerexperte. „Aber nicht völlig unmöglich. Ich kenn den Typen, der für den Zentralcomputer verantwortlich ist.

    „Guter Mann?"

    „Verdankt seinen Job guten Beziehungen."

    MacAllister nickte. Es war das erste Mal, dass ihnen dieser Umstand von Nutzen sein konnte.

    Als sie sich dem Jupiter näherten, befahl der Captain, Verbindung mit Station 31 aufzunehmen.

    „Senden Sie einen freundlichen Gruß", sagte er, doch die Antwort fiel etwas weniger freundlich aus.

    „Raumschiff Petronia, hier spricht Commodore Murray. Sie haben Befehl, unverzüglich Ihr Schiff zu übergeben und zur Erde zurückzukehren."

    „In der Reihenfolge?"

    „Sie stellen eine Gefahr für den Frieden der Menschheit dar."

    „Ich persönlich? Oder auch meine Crew?"

    „Falls Sie diesem Befehl nicht Folge leisten, betrachten Sie sich als gejagt."

    „Ähm..."

    „Commodore Murray Ende."

    Der Captain seufzte. „Klingt nicht gerade nach einem freundlichen Empfang. Aber vielleicht gibt uns das die Möglichkeit zur Rehabilitation?"

    „Sie meinen, Sie wollen das Schiff übergeben?"

    „Nicht ohne zu wissen, was dann mit der Crew passiert. Verbindung zur Station aufnehmen."

    „Verbindung steht."

    „Commodore Murray, hier ist Captain MacAllister. Wenn wir das Schiff übergeben... was sind dann die weiteren Pläne?"

    „Sie stehen alle unter Arrest."

    „Die ganze Besatzung?"

    „Jeder an Bord Ihres Schiffes stellt eine potentielle Gefahr dar..."

    „Das ist doch Blödsinn!"

    „Captain Bricket von der USS Carter wird Ihnen einen angemessenen Empfang bereiten. Er wird den Jupiter in sieben Stunden erreichen. Stellen Sie sich freiwillig oder wir werden Sie kriegen!"

    „Schalten Sie ab, meinte MacAllister zu seinem Funker. Dann wandte er sich der Brückenbesatzung zu. „Also wir sollen alle hinter Gitter gehen für etwas, das wir nicht getan haben... oder für etwas, das so absurd ist... Er schüttelte den Kopf. „Gut, sagen Sie der Besatzung, wer sich freiwillig den Autoritäten stellen will, ich werde ihm keine Steine in den Weg legen. Eine Raumfähre wird die betreffenden Leute zur Raumstation 31 bringen."

    Nach einer halben Stunde hatten sich alle Besatzungsmitglieder der Petronia entschieden. Keiner wollte das Schiff verlassen. Captain MacAllister lächelte.

    „Geben Sie mir noch mal Murray", sagte er.

    „Übergeben Sie Ihr Schiff?"

    „Nein. MacAllister schüttelte den Kopf. „Das ist uns ehrlich gesagt zu dumm!

    „Dann werden wir Sie vernichten, um den Frieden zu sichern!"

    „Was den Begriff 'zu dumm' um eine weitere Bedeutung bereichert. Ihnen ist schon klar, dass wir keine Bordwaffen haben? Aber Sie wissen ja..." MacAllister schaltete ab, da er nicht wusste, was der andere wissen könnte. Viel war es wahrscheinlich nicht. „Okay, Miss Clausen, dann berechnen Sie unseren Anflug doch

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