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Unendliche Zukunft: und andere Science Fiction Storys - überwiegend makaber
Unendliche Zukunft: und andere Science Fiction Storys - überwiegend makaber
Unendliche Zukunft: und andere Science Fiction Storys - überwiegend makaber
eBook304 Seiten3 Stunden

Unendliche Zukunft: und andere Science Fiction Storys - überwiegend makaber

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Über dieses E-Book

"Unendliche Zukunft" enthält eine Sammlung von Science Fiction Kurzgeschichten aus den letzten 20 Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Autor ahnte damals nicht, dass er schon bald von der tatsächlichen Entwicklung überholt werden würde. Als die Storys in den achtziger Jahren entstanden, gab es noch keine PCs für jedermann, keine Handys, kein Internet, keine EMails, keine DNA-Bestimmungen - und Arnold Schwarzenegger war noch nicht Gouverneur von Kalifornien. Doch einige technische Entwicklungen zeichneten sich in den Anfängen bereits ab. Darauf bauen die Storys auf. Mit erstaunlicher Sicherheit griff Köhn Probleme auf, die in der heutigen Zeit aktueller als je zuvor sind. Wen wundert es, dass sie überwiegend makaber enden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. Okt. 2015
ISBN9783738045017
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    Buchvorschau

    Unendliche Zukunft - Wulf Koehn

    Vorwort

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    Was man heute als Science Fiction beginnt,

    wird man morgen vielleicht als Reportage zu Ende schreiben müssen.

    Norman Mailer

    * * *

    Als ich diese Storys schrieb, wollte ich einen Blick in die Zukunft werfen, so wie ich sie mir vorstellte. Doch es sollte nur ein kurzer Blick werden – so von einigen Jahrzehnten vielleicht.

    Im Fernsehen liefen bereits die ersten Folgen von Star Trek, und die Science-Fiction-Welt griff tief in den Weltraum hinein nach den Sternen. So weit wollte ich nicht greifen. Das, was ich schrieb, sollte man auch verstehen. Ich ahnte nicht, dass ich schon bald von den tatsächlichen Entwicklungen überholt werden würde.

    Als die Storys in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts – ich könnte auch schrei­ben: Jahrtausends – entstanden, gab es noch keine PCs für jedermann, kein Handys, kein Inter­net, keine E-Mails, keine DNA-Bestimmungen – und Arnold Schwarzenegger war noch nicht Gouverneur von Kalifornien. Doch einige technische Entwicklungen zeichneten sich in den Anfängen bereits ab. Darauf baute ich auf.

    Herausgekommen sind Storys, wie aus den Anfängen der Science Fiction.

    1983 schrieb ich die Kurzgeschichte „Weichensteller. 1985 kam ein Film in die Kinos, der genau dieses Thema behandelte: „Zurück in die Zukunft unter der Regie von Robert Zemecki mit Michael J. Fox. Jeder hätte damals gedacht, meine Story wäre ein Plagiat, obwohl ich sie bereits zwei Jahre vorher geschrieben hatte.

    Doch die Themen „Zeit und „Zeitreise beschäftigten mich sehr, sodass noch weitere Werke zu diesem Problem entstanden. Ebenso war das mit der Frage, ob es außerirdisches Leben gab und was bei einer Begegnung passieren würde. Waren fatale Irrtümer nicht schon vorprogram­miert?

    Wer Lust auf Sternenkriege und Gemetzel verspürt, kann dieses Buch beruhigt wieder aus der Hand legen. Wer jedoch nur einen – überwiegend makabren – kurzen Blick in die Zukunft werfen möchte, kommt sicherlich auf seine Kosten.

    Wulf Köhn, 2010

    Ein Alien kehrt zurück

    chapter2Image1.jpeg

    „Na, hast du herausbekommen, wie die Erdlinge leben?", fragte der KRAAK neugierig.

    MOOK zögerte und druckste herum: „Nicht so richtig, manches verstehe ich nicht."

    „Was verstehst du nicht?"

    „Zum Beispiel, wovon sie sich ernähren!"

    „Nehmen sie denn keine Energie auf?"

    „Das ist es ja! – Sie inkorporieren!"

    „Sie machen was?"

    „Sie inkorporieren. Sie haben neun Körperöffnungen. Mit zweien können sie sehen, mit zwei anderen riechen, mit zweien hören, und in eine stopfen sie allerlei Zeugs in sich rein. Sie inkor­porieren Materie!"

    KRRAK blickte fassungslos und entließ gedankenlos eine kleine magnetische Entladung. MOOK erstarrte etwas indigniert, sagte aber nichts zu dieser Entgleisung.

    KRAAK blickte plötzlich auf und fragte: „Du hast doch von neun Körperöffnungen gespro­chen. Was machen sie denn mit den beiden anderen?"

    MOOK druckste herum. „Das glaubst du nie, Chef! Das kann ich unmöglich aussprechen!"

    Und ehe KRAAK noch etwas fragen konnte, rannte MOOK los, um seine vor Aufregung ange­wachsene magnetische Überladung loszuwerden.

    Annäherung

    chapter3Image1.jpeg

    Work kämpfte mit dem Schlaf, während er routinemäßig die Kontrollen überblickte. Die Sen­sorfelder leuchteten beruhigend grün und signalisierten, dass alle Funktionen im Normal­bereich lagen. Jede Abweichung wäre durch eine andere Farbe angezeigt worden. Alarmierende Wärmeimpulse würden ihn zusätzlich aufmerksam machen. Das vereinfachte die Überwachung, führte jedoch zu langsamer Ermüdung, wenn sich stundenlang nichts verän­derte.

    In diesen Stunden der Ruhe hatten seine Gedanken Zeit, zurückzuschweifen zu Hella, seinem Heimatplaneten. Er war ausgesucht worden, weil er keine Familie hatte, doch die Gedanken an Aayla wurden umso deutlicher, je mehr er sich von Hella entfernte. Er wollte sich mit Aayla irgendwann verbinden, doch das lag wohl in weiter Ferne und auch nur, wenn es ihm jemals gelang, wieder zur Hella zurückzukehren.

    Die letzten Tage vor dem Abflug war er häufig mit ihr allein gewesen und hatte sich ihren sanften Wärmewellen hingegeben, sich treibenlassen in einem Meer von thermischen Emp­findungen, die beruhigend über seine Sensoren gestrichen waren. Während der langen Vorbe­reitungen auf diese große Expedition mit dem „SUCHER" hatte er häufig mit überschäumenden Kälte- und Hitzeausbrüchen auf die Belastungen der Ausbildung reagiert, doch war dies alles vergessen, wenn er in Aaylas Nähe war. Es gab zwar erregte Auseinan­dersetzungen, wenn er versuchte, sie von der Notwendigkeit seiner Teilnahme an der Mission zu überzeugen, aber es gelang ihm immer, dem Gespräch eine ausgeglichene Wärme zu geben.

    Ähnlich war es den anderen beiden Mitgliedern seiner Besatzung ergangen.

    Gorn war zuständig für die wissenschaftlichen Aufzeichnungen und verwaltete die magneti­schen Thermscheiben, die den Verlauf der Expedition wiedergaben. Doch bisher waren nur die täglichen Routineangaben zu verzeichnen gewesen.

    Klav bediente die Therminikatoren, die ständig Signale aussendeten, in der Hoffnung, dass irgendwann eine andere Lebensform antworten würde. Bisher hatten die Sensoren allerdings noch nichts eingefangen. Über viele Zeiteinheiten gab es noch eine Thermalverbindung zur Hella, bis diese immer schwächer wurde. Dann erst wurde auf den Hypertherminikator geschaltet, der mit höherer thermischer Wirkung auch weitere Entfernungen überbrücken konnte.

    Doch bald war auch der Hypertherminikator nicht mehr stark genug, die entfernte Hella zu erreichen. Die Besatzung war auf sich selbst gestellt.

    * * *

    Roberts überließ sich den geübten Händen der Techniker, die ihn anschnallten und die Anschlüsse des Lebenserhaltungssystems einrasten ließen. Die Starts in den Weltraum waren schon Routine geworden, denn einmal wöchentlich verließ ein Shuttle die Erde, um die Raum­station zu versorgen, den Austausch der Mannschaften vorzunehmen oder die Bautrupps zu beliefern. Seit Jahren wurde die Station ständig erweitert. Sie hatte inzwischen ein recht skurri­les Aussehen angenommen.

    Doch spielte sich das ganze Raumflugprogramm bisher ausschließlich im Orbit der Erde ab. Von den wenigen Mondlandungen und einigen unbemannten Erkundungssonden abgesehen, hatte sich die Menschheit noch nicht weit von der Erde entfernt.

    Die Mission von Roberts und seiner Crew reichte diesmal weiter in den Raum hinein. Mit der „LISTENER" sollten sie den Orbit verlassen, um ein Zukunftsprojekt der NASA vor­zubereiten.

    Die Frage, ob es außerhalb der Erde auch noch andere Lebensformen gab, beschäftigte die Menschen schon seit Beginn der Raumfahrt. Mit mächtigen Parabolspiegeln wurden seit Jah­ren Signale ausgesendet, von denen man hoffte, dass sie von anderen Lebewesen eingefangen, verstanden und beantwortet werden konnten. Mit ebenso gewaltigen Parabolantennen lauschte man in den Weltraum, ohne bisher irgendwelche Hinweise auf extraterrestrisches Leben emp­fangen zu haben.

    Aber die auf der Erde installierten Anlagen wurden durch den enormen Wellensmog der Erde erheblich beeinträchtigt. Es war, als würde man mit einem Fernglas durch Nebel schauen wol­len. Auch die Verlagerung einiger Anlagen in den Orbit hatte nicht den erhofften Erfolg gebracht, da sich eine Vielzahl von Wellen in einer quasioptischen Ausdehnung nach allen Seiten in den Raum verbreitete. Auch wenn die Energie mit dem Quadrat der Entfernung abnahm, war sie im Orbit noch stark genug, die sensiblen Messungen zu stören.

    Es gab eigentlich nur einen Punkt in relativer Erdnähe, der ständig im Wellenschatten der Erde lag. Das war die Rückseite des Mondes, die stets von der Erde abgewandt war. Dorthin gelangte kein Funkstrahl, ideal also für den Standort einer Lauschstation in den Weltraum.

    Die LISTENER war startfertig. Roberts konzentrierte sich auf den Countdown, der weitgehend ohne seine Mitwirkung ablief. Neben ihm lag der Russe Atschinkow, ein hervorragender Wis­senschaftler für Strahlenkunde und extraterrestrische Forschung, der aber auch in der Lage war, die komplizierte technische Spezialausrüstung in Betrieb zu setzen und ebenso wie Roberts die LISTENER zu steuern. Das galt auch für Abraham an seiner anderen Seite, der die Verantwortung für die Technik des Schiffes hatte, aber auch in jeder anderen Funktion einge­setzt werden konnte.

    Roberts hatte den Start schon fast hundertmal erlebt, doch jedes Mal packte ihn erneut die Erregung des letzten Augenblicks. Erst als sich der starke Andruck der Beschleunigung über seinen ganzen Körper legte, seinen Brustkorb zusammendrückte und seine Gesichtsmuskeln zu einem flachen Grinsen verzerrte, löste sich die Spannung und wandelte sich in Kampfes­stimmung. Die mehrfach gestaffelten Beschleunigungsphasen dauerten diesmal länger als gewohnt, denn das Ziel der LISTENER lag weit außerhalb des Orbits.

    Roberts und seine Crew sollten den Funkschatten hinter dem Mond erreichen, um dort die Bedingungen für den Aufbau einer Lauschstation zu testen.

    * * *

    Alle drei saßen jetzt an den Anzeigen und beobachteten das Farbenspiel. Sie näherten sich dem dritten Planeten eines Sterns, der in ihren Karten mit einem gelben Thermalwert bezeichnet war. Die bisher passierten Planeten dieser Sonne hatten keine aktiven thermischen Reaktionen gezeigt, die auf intelligente Lebensformen hinwiesen. Hier schien es auch nicht anders zu sein. Die Sensoren des SUCHERs konnten bisher noch keine künstlichen Thermalreaktionen auf­fangen.

    Ein plötzlich ausgelöstes Signal überraschte alle drei. Work beobachtete, wie ein Farbfeld auf der Konsole kurz ein grelles Orange anzeigte und dann wieder in das gewohnte Grün zurück­fiel. Das Warnsignal schaltete wieder ab. Vielleicht war das eine kurze Fehlfunktion gewesen. Doch beunruhigend war es schon, wenn das Farbfeld den Angriff mit einer Hoch­frequenzwaffe anzeigte.

    Gespannt behielt Work das Farbfeld im Auge. Nach einiger Zeit blitzte es wieder grell auf. Weitere Anzeigen bestätigten es. Je näher sich der Sucher dem Planeten näherte, desto häufi­ger wurden sie von Hochfrequenzstrahlen getroffen. Das war verwirrend, denn die Thermal­sensoren fingen keinerlei Kommunikation auf, die auf intelligente Bewohner hinwiesen.

    Zu dritt werteten sie jetzt die Anzeigen aus. Die Hochfrequenzwellen kamen eindeutig von dem Planeten. Sie waren jedoch nicht gebündelt, sondern breiteten sich nach allen Seiten in den Raum aus. Der Sucher war gerade in den äußersten Einwirkungsbereich geraten, doch mit jeder Zeiteinheit, die er sich näherte, nahm die Intensität der gefährlichen Strahlung zu. Die Messungen ergaben, dass der ganze Planet einem ständigen Beschuss mit elektromagnetischen Hochfrequenzwaffen ausgesetzt war. Das ließ nur einen Schluss zu: Dort unten tobte ein erbar­mungsloser Krieg.

    * * *

    Roberts meldete sich zum letzten Mal bei der Bodenstation. Der Flug war bisher hervorragend verlaufen. Sie hatten die Rückseite des Mondes fast erreicht und genossen den optischen Ein­druck des Erdunterganges hinter dem Horizont des Mondes. In diesem Moment brach jeder Funkkontakt ab, und sie waren auf sich allein gestellt. Roberts steuerte die LISTENER zu einem Punkt, der etwa genau über der Mitte der erdabgewandten Seite lag, um dort das Schiff zu „verankern".

    Atschinkow und Abraham fingen an, die riesigen Antennen auszufahren und die Generatoren vorzubereiten. Magnetrone verschiedener Stärken würden in den nächsten Tagen elektro­magnetische Wellen im Hochfrequenzbereich erzeugen und gebündelt in den Weltraum schleudern, während die Lauschantennen jedes noch so geringe Signal aufzeichneten, um die Empfangsbedingungen zu testen. Die Wissenschaftler hofften, dass einige der seit Jahrzehnten ausgesandten Signale der Erde von entfernten Himmelskörpern reflektiert und hinter dem Mond ohne störenden Einfluss der Erde wieder aufgefangen werden konnten. Man wagte gar nicht zu hoffen, dass schon eine Antwort dabei sein würde.

    * * *

    Nach Gorms Berechnungen gab es keinerlei Leben auf dem Planeten. Die Wirkung der Hoch­frequenzwaffen war so stark, dass kein Lebewesen existieren konnte. Das Fehlen jeglicher thermischer Kommunikation bestätigte diese Annahme. Trotzdem ging der Beschuss unauf­hörlich weiter. Wahrscheinlich führten Automaten einen Krieg weiter, der schon lange sinnlos geworden war.

    Doch langsam fing es an, für den Sucher gefährlich zu werden. Noch konnten die Schutz­schirme die tödlichen Strahlen abwehren, aber nur, solange sie weit genug entfernt waren. Sie beschlossen, den Planeten in weitem Abstand zu umkreisen, um weitere Messungen vorzuneh­men. Schon jetzt war die Entdeckung dieses Planeten eine Sensation für die Hellanisten, wenn es ihnen gelang, ihre Aufzeichnungen zur Hella zurückzubringen.

    Während des ständigen Hochfrequenzbeschusses war ihnen fast entgangen, dass der Planet einen Gefährten hatte, der ihn umkreiste. Er war erheblich kleiner und lag noch im Einwir­kungsbereich der Waffen. Doch es bestand die Hoffnung, dass es dort Überlebende des Krie­ges geben konnte.

    Vorsichtig näherten sie sich in einem Winkel, der den Gefährten zwischen sich und dem Plane­ten brachte. Hier waren sie vor dem Beschuss sicher.

    * * *

    Abraham überwachte das Entfalten der riesigen Antenne, als Atschinkow bereits seine Sende­anlage funktionsfertig hatte. Roberts beobachtete den Mond mit dem Spiegelteleskop und kar­tographierte die Oberfläche. Sollten die Tests positiv verlaufen, müsste dort unten eine geeignete Baustelle gefunden werden. Ein weiter Krater mit ebenem Grund, der geschützt zwi­schen einem hohen Ringgebirge lag, bot sich vermutlich an. Er trug seine Beobachtungen in die Karte ein und richtete das Teleskop hinaus in den Weltraum. Mit Hilfe der Zielvorrichtung peilte er einen entfernten Stern an und war beeindruckt von dem flimmerfreien Bild, das er hier erhielt. Er war kein Astronom und konnte den Stern nicht zuordnen. Doch das war auch nicht die Aufgabe dieser Mission. Atschinkow würde das Teleskop noch benötigen, um die Anten­nen auszurichten. Plötzlich bemerkte Roberts einen blitzenden kleinen Punkt.

    * * *

    Works Sensoren empfingen wieder beruhigende Wärmeeindrücke. Die Spannung, die über den Dreien gelegen hatte, während sie sich im Wirkungsbereich der Waffen befanden, ließ lang­sam nach, als der Planet hinter seinem Gefährten verschwand. Hier waren sie sicher und konn­ten in Ruhe die Oberfläche des Gefährten erkunden.

    Auch dort war keine Kommunikation zu erkennen. Der Gefährte schien ebenfalls kein Leben zu beherbergen. Gespannt beobachteten die drei die Anzeigen des Therminikators. Das sanfte Grün veränderte sich nicht.

    * * *

    Roberts überlegte, ob es möglich war, dass sich ein Satellit in diese Gegend verirrt haben könnte. Doch das war unmöglich, denn sie befanden sich weit außerhalb des Orbits. Er rief Atschinkow, der eine noch stärkere Vergrößerung einstellte. Nun erkannten sie ein Raumschiff in einer Form, wie sie es noch nie gesehen hatten. Das konnte kein Schiff der Erde sein. Atschinkow wagte den Gedanken kaum auszusprechen. Hatten sie ein außerirdisches Raum­schiff entdeckt?

    Jetzt hieß es Ruhe zu bewahren. Sie waren auf sich allein gestellt. Funkkontakt zur Erde war nicht möglich. Er beobachtete weiter und konnte eine deutliche Kursveränderung feststellen. Das Raumschiff musste also bemannt sein.

    Hier war seine große Chance. Als erstem Wissenschaftler der extraterrestrischen Forschung konnte er Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen. Doch wie fing man das an? Seine For­schungsarbeit lag allein in der Frage, ob es überhaupt extraterrestrische Lebensformen gab. Bisher hatte er nur in das Weltall hineingelauscht, um mögliche Signale zu empfangen. Er musste die Außerirdischen irgendwie ansprechen. Welche Anrede würden sie verstehen? Abraham schlug vor, sie über Funk anzusprechen. Vielleicht beobachteten sie schon lange die Erde und hatten längst die wichtigsten Sprachen gelernt. Atschinkow fiel der Lehrsatz des Pythagoras ein, der überall Geltung haben musste. Doch wie ließ sich dieser an das fremde Raumschiff übermitteln?

    Roberts dachte an Musik. Diese war unabhängig von einer Sprache und konnte friedliche Emotionen übermitteln.

    Sie beschlossen, zunächst durch einen einfachen Signalton in verschiedenen Frequenzen auf sich aufmerksam zu machen und die Reaktion der anderen abzuwarten.

    * * *

    Der Angriff traf sie völlig unvorbereitet. Der erste Schuss zerstörte fast die Hälfte des Schutz­schirmes, drang jedoch nicht tief in das Schiff ein. Work versuchte verzweifelt, sich zu ori­entieren. Eben schienen sie noch in Sicherheit zu sein, plötzlich wurden sie angegriffen.

    Der zweite Schuss erfasste sie mit einer tieferen Frequenz, die den Schiffskörper fast auseinan­derriss. Er hielt, doch fiel die Steuerung aus, was sie manövrierunfähig machte und dem Geg­ner praktisch hilflos auslieferte. Warum wurden sie angegriffen? Sie waren unbewaffnet und kamen in friedlicher Absicht.

    Die Sensoren waren teilweise ausgefallen, doch konnten sie jetzt ein skurriles Gebilde erken­nen, das sich in einiger Entfernung über der Oberfläche des Gefährten befand. Ein solches Raumschiff hatten sie noch nie gesehen. Aus dem Rumpf ragten lange Arme mit großen Flä­chen, die ein Manövrieren im Raum praktisch unmöglich machten.

    Der dritte Schuss zerfetzte den Rest des Schutzschildes. Nun waren sie allen weiteren Angrif­fen hilflos ausgeliefert. Sie hatten keinerlei Waffen an Bord, mit denen sie sich hätten ver­teidigen können. Das lag auch nicht in ihrer Mission. Ihre Aufgabe war es, beim Kontakt mit außerhellanistischen Lebensformen jede Gewalt zu vermeiden und sich notfalls zurückzuzie­hen. Doch das war jetzt nicht mehr möglich.

    Hastig setzte Klav den Therminikator in Betrieb und sendete den allgemeinen Notruf in Rich­tung des angreifenden Schiffes.

    * * *

    Der Angriff traf die Crew der LISTENER völlig unvorbereitet. Der Thermostrahl zerschmolz einen Teil der ausgefahrenen Antenne. Mit dieser Reaktion auf ihren Anruf hatten sie nicht gerechnet. Sie waren unbewaffnet und dem Angriff der Außerirdischen völlig hilflos ausgelie­fert. Sie konnten nicht einmal Hilfe herbeirufen.

    Der zweite Thermobeschuss erhitzte die Außenhaut des Schiffes und brachte die Luft im Innern fast zum Kochen. Abraham schwebte inmitten der Kabine und hielt sich die Hände vor das Gesicht, das großflächige Verbrennungen aufwies. Roberts und Atschinkow hatten mehr Glück gehabt. Die Geräte vor ihnen hatten wie ein Hitzeschild gewirkt.

    Roberts musste die Außerirdischen besänftigen. Fieberhaft suchte er eine geeignete CD aus dem Bestand. Mit welcher Musik konnte er das am besten erreichen. Er entschied sich für Edvard Griegs „Peer Gynt und legte die CD ein. Als die ersten Töne der „Morgenstimmung aus dem Lautsprecher kamen, schaltete er den Sender dazu.

    * * *

    Der nächste Hochfrequenzangriff kam nicht mehr als einzelner Stoß, sondern als langanhalten­der Dauerbeschuss. Der Schiffsrumpf vibrierte unter der Belastung und fing an, sich aufzulö­sen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er auseinanderbrach. Die tödlichen Wellen drangen in das Innere des SUCHERS und warfen die Besatzung zu Boden. Die Einwirkung auf ihre Sensoren war so gewaltig, dass sie sich vor Schmerzen krümmten. Sie waren dem Tode nahe. Sollte das hier das Ende sein?

    Work schleppte sich unter Aufbietung aller Kräfte zum Therminikator, vor dem Klav zusam­mengebrochen war. Er musste einen stärkeren Notruf absetzen. Mühsam schaltete er den Hypertherminikator ein und berührte mit letzter Kraft die Schaltfläche, bevor sein Schiff in tausend Fetzen auseinanderbrach.

    * * *

    Der kurze Hitzestrahl traf die LISTENER so heftig, dass sie in wenigen Sekunden zerschmolz.

    Der Intelligenzfaktor

    chapter4Image1.jpeg

    Galek genoss die untergehende Sonne, die langsam hinter dem Horizont verschwand. Das war die angenehmste Tageszeit, in der die brennende Hitze des Tages langsam der Nachtkühle wich. Er hatte sein Heim verlassen und sich behaglich in den Sand gelegt, der die Wärme noch lange Zeit speichern würde. Er konnte mit dem Tag zufrieden sein, denn er hatte gut gegessen, und in seinem Heim lagerten genügend Wasservorräte. Es war schon ein Vorteil, in einer Gegend zu leben, in der sich zahlreiche unterirdische Wasseradern durch den Boden zogen. Nicht überall auf dieser Welt lebten die Bewohner in solchem Überfluss, doch sie hatten sich den jeweiligen Gegebenheiten angepasst.

    Manchmal hatte er überlegt, ob es nicht besser wäre, in den Bereich der Polkappen zu ziehen, wo es manchmal Niederschläge gab, die das Wachstum üppiger Algen möglich machten. Der Speiseplan war dort weitaus abwechslungsreicher als in den Steppengebieten. Doch die dich­tere Bevölkerung brachte größere Probleme des Zusammenlebens.

    Galek liebte die geistige Auseinandersetzung mit intelligenten Nachbarn in aller Geruhsam­keit. Die Massenkommunikation der dicht bevölkerten Gegenden brachte die Bewohner unter ständigen Stress und machte sie schneller aggressiv. Hier in der Steppe war es nicht immer ein­fach, seine tägliche Mahlzeit zu ergattern, doch bisher hatte das Land alles geliefert, was er zum Leben brauchte.

    Sein Nachbar machte sich bemerkbar. Er wollte sein tägliches Plauderstündchen. Bedächtig erzählte er von seinen Tageserlebnissen, die sich kaum von denen der anderen Tage unter­schieden. Galek selektierte die Gedanken seines Nachbarn. Unbewusst blendete er die stören­den Nebenimpulse anderer Gedanken aus und hielt nur den Lauschteil seines Gehirns offen. So konnte er jederzeit weitere Anrufe empfangen.

    Theoretisch war er in der Lage, die telepathischen Wellen aller Bewohner der ganzen Welt zu empfangen, doch

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