Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

STARMAN: Der Roman zum Film
STARMAN: Der Roman zum Film
STARMAN: Der Roman zum Film
eBook277 Seiten3 Stunden

STARMAN: Der Roman zum Film

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

1977 wurde die Sonde Voyager II in den Weltraum geschossen - mit der Einladung an alle Lebewesen des Universums, unseren Planeten Erde zu besuchen. Nun ist es soweit: Der Besuch ist da...

Das fremde Wesen trifft in einer abgelegenen ländlichen Gegend der USA auf eine verwitwete junge Frau. Über alle Schwierigkeiten hinweg kommen sie sich näher, aber die Agenten der Regierung haben sich bereits an die Fersen des Besuchers geheftet...

Starman von Alan Dean Foster ist der Roman zum gleichnamigen Kult-Film von John Carpenter aus dem Jahr 1984, in den Hauptrollen: Jeff Bridges als Starman, Karen Allen als Jenny Hayden und Richard Jaeckel als George Fox.

Der Roman erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX SCIENCE-FICTION-KLASSIKER.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum2. Juli 2020
ISBN9783748748380
STARMAN: Der Roman zum Film

Mehr von Alan Dean Foster lesen

Ähnlich wie STARMAN

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für STARMAN

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    STARMAN - Alan Dean Foster

    Das Buch

    1977 wurde die Sonde Voyager II in den Weltraum geschossen - mit der Einladung an alle Lebewesen des Universums, unseren Planeten Erde zu besuchen. Nun ist es soweit: Der Besuch ist da...

    Das fremde Wesen trifft in einer abgelegenen ländlichen Gegend der USA auf eine verwitwete junge Frau. Über alle Schwierigkeiten hinweg kommen sie sich näher, aber die Agenten der Regierung haben sich bereits an die Fersen des Besuchers geheftet...

    Starman von Alan Dean Foster ist der Roman zum gleichnamigen Kult-Film von John Carpenter aus dem Jahr 1984, in den Hauptrollen: Jeff Bridges als Starman, Karen Allen als Jenny Hayden und Richard Jaeckel als George Fox.

    Der Roman erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX SCIENCE-FICTION-KLASSIKER.

    STARMAN

    Für Pete Branham –

    der besser ist, als er glaubt

      Erstes Kapitel

    Niemand sah es.

    Es näherte sich ganz leise, wie auf hypergravitischen Katzenpfoten, und es stahl sich nicht wieder davon. Stattdessen schwenkte es auf eine Umlaufbahn ein, etwa sechzigtausend Kilometer von der Oberfläche des schönen blauweißen Planeten entfernt. Die Bewohner des Planeten entdeckten es nicht, denn die Besatzung wollte unbemerkt bleiben. Die Mitglieder der Crew wahrten ihre Anonymität mittels einer simplen Methode – sie lenkten alle Ortungsimpulse von sich ab, mit deren Hilfe man sie hätte entdecken können. Bestimmte Apparate an Bord konnten sogar Schwerkraftwellen beugen. Allerdings war es viel einfacher, Radarstrahlen abzuleiten.

    In einer Spezialkammer tief im Inneren des großen Raumschiffs befand sich ein Ding. Sie hatten es gefunden, wie es steuerlos durch den interstellaren Raum geschwebt war, ohne Ziel, in lächerlich langsamem Tempo. In dem harten Metallkörper des einsamen Reisenden befanden sich Geräte mit primitiven visuellen und akustischen Codes. Die Crew hatte nicht lange gebraucht, um sie in mehrere tausend verständliche Informationseinheiten zu zerlegen. Die Übersetzung der planlosen Kilobytes bedeutete mehr oder weniger: »Hi!« Diesem Gruß waren dann Anweisungen hinzugefügt – zumindest vermutete man, dass es sich um solche handelte.

    Man diskutierte und argumentierte und entschloss sich, das Objekt aufzubrechen und herauszufinden, was es mit den Herstellern des Reisenden wohl auf sich hatte. Nach einigen Unterredungen und Konsultationen über Sternweiten hinweg, änderte das Raumschiff seinen Kurs.

    Nun war die Reise beendet, und das Schiff umkreiste die Welt, von welcher der Reisende gekommen war. In aller Stille beobachtete die Crew den Planeten, nahm Messungen vor, registrierte, überprüfte und interpretierte die Resultate der Observation. Dies nahm einige Zeit in Anspruch. Doch so hochentwickelt die Instrumente auch sein mochten, es gab einiges, das man über eine Distanz von sechzigtausend Kilometer hinweg nicht herausbekommen konnte. Letztlich musste doch eine Untersuchung aus der Nähe durchgeführt werden.

    Wer den schwierigen, aber notwendigen nächsten Schritt tun sollte, stand außer Frage. Er war ein ungewöhnliches Individuum, sogar im Kreise seiner Artgenossen (wir werden ihn aus biologischen Gründen er nennen). Trotz der Gefahren, die der Besuch auf einer primitiven Welt voll unbekannter Risiken, aber auch Möglichkeiten mit sich brachte, beneideten ihn seine Kollegen. Aber niemand erhob irgendwelche Einwände. Niemand erklärte, dass er sich an seiner Stelle auf den Weg machen wolle. Die Besatzung des großen Schiffs hatte längst so absurde Gefühle wie Missgunst abgelegt. Alle wussten, dass der Auserwählte, der den Absprung wagen sollte, am besten für diese Aufgabe qualifiziert war.

    Ohne große Abschiedszeremonien stieg der Forscher in seine winzige Raumkapsel. Keine Freunde standen da, um ihm Glück zu wünschen und ihm nachzuwinken, und er brauchte auch keine. Stattdessen kam die restliche Crew ihren Pflichten nach. Hätte man die Leute gefragt, warum sie sich so verhielten, dann hätten sie geantwortet, jeder Augenblick, den man mit Nichtigkeiten vergeude, würde den Triumph der Entropie hinauszögern. Dies war der eigentliche Feind – nicht die primitive, möglicherweise auch aggressive Bevölkerung des fremden Planeten.

    Das bedeutete allerdings nicht, dass ihnen sein Schicksal gleichgültig gewesen wäre. Jede auch noch so kurzfristige Besichtigung einer rückständigen Welt brachte gewisse Gefahren mit sich. Und so herrschte stumme Besorgnis in den Reihen der Crew, als sich die Luke in der Flanke des großen Flugkörpers öffnete und das kleine Forschungsschiff ins All hinaus glitt. Die Besatzungsmitglieder kannten einander gut. Sie waren enger miteinander verbunden als eine Familie, und der Forscher war einer von ihnen. Je früher seine Expedition beendet war, je eher er zu ihnen zurückkehrte und in Sicherheit war, desto schneller würden sie ihre Ruhe wiederfinden.

    Trotz dieser Sorgen warteten sie alle gespannt auf das Ergebnis der Inspektion, hoffnungsvoll und nervös zugleich. In der weiten Einsamkeit des Universums war Intelligenz etwas Seltenes und Kostbares. Sollte sich die Expedition des Forschers als erfolgreich erweisen, würde die Galaxis nicht mehr so leer sein wie zuvor.

    Ein Teil seines Risikos lag in der geringen Größe des Forschungsschiffs. Es war so konstruiert, dass es mühelos hierhin und dorthin fliegen konnte, auch zu schwer erreichbaren Orten, und dabei kaum Aufmerksamkeit erregte. Aber weil es so klein war, bot es nur wenig Platz für das Instrumentarium, das man zur Abwehr diverser fremdartiger Energien benötigt hätte. Deshalb war es den Ortungsimpulsen, die möglicherweise von der Oberfläche des Planeten abgestrahlt wurden, ausgeliefert.

    Sowohl der Forscher als auch die Crew glaubten zuversichtlich, dass dies keine Folgen für seine Mission haben würde, und sie durften mit gutem Grund das Beste hoffen. Die Raumkapsel war wegen ihres winzigen Umfangs schwer zu entdecken, und die Struktur des interstellaren Reisenden, dessen Botschaften sie dechiffriert hatten, ließ vermuten, dass die Absender nur über eine ziemlich primitive Technologie verfügten.

    Charmichael lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte das Magazin beiseite, so dass das Faltblatt in der Mitte herausfiel, und betrachtete interessiert das anatomische Schema. Seine Konzentrationsfähigkeit war bewundernswert, und es gab nichts, was ihm entgangen wäre. Trotzdem sah er sich gezwungen, die schimmernde Abbildung genau zu betrachten, bevor er sie wieder zusammenfaltete und in das Magazin zurückschob. Seufzend blätterte er weiter, zu einem Artikel von William F. Buckley Jr., und versuchte, ebenso vergeblich wie bei der Lektüre der vorangegangenen Seiten, Begeisterung zu empfinden.

    An dem Instrument, das die klimatologischen Bedingungen draußen im Freien anzeigte, konnte er ablesen, dass die Temperatur sechsundvierzig Grad betrug und die Luftfeuchtigkeit lächerlich hoch war. Rings um ihn herrschte angenehme Kühle. Natürlich sollte die Klimaanlage weniger seinem eigenen Wohlbefinden dienen als der Maschinerie, die er kontrollierte, doch das störte ihn nicht.

    Um ihn herum bildeten mehrere Tonnen Metall, auf komplizierte Weise miteinander vermengt, eine gigantische Scheibe, deren Sensoren rund um die Uhr den Himmel abtasteten. Diese Platte diente dazu, elektronische Anomalien zu orten. Diesen Job erledigte sie nun schon seit vielen Jahren geduldig und ohne nennenswerten Erfolg. Hin und wieder registrierte Carmichael einen Pieps- oder Brummton, der aus dem Lautsprecher drang und ihn weder überraschte noch bei seiner Lektüre störte. Es war ein angenehmer Job für einen Mann, der gern las.

    Und er eignete sich dafür. Es bedurfte einer besonderen Art von Geduld, allein in einem Raum zu sitzen und ein Faltblatt nach dem anderen zu studieren, ohne die Nerven zu verlieren und die Einrichtung zu zertrümmern.

    Ein Registrierapparat summte und lenkte seinen Blick auf einen Bildschirm, der zwischen Dutzenden von anderen in die Instrumentenwand eingelassen war. Charmichael runzelte die Stirn, verdrängte seine streng konservativen Ansichten und richtete sich kerzengerade in seinem Stuhl auf. Nun konzentrierte er sich ganz auf diesen einen Bildschirm – was sich sonst noch in dem Raum befand, war für ihn nicht länger existent.

    Sie war immer noch da, die Anomalie. Er stand auf und stellte die Kontrollgeräte auf Feinabstimmung ein. Die Anomalie verschwand nicht. Sie schien sogar stärker zu werden, während er versuchte, sie zu beheben. Buckley und sein geistloser Kollege waren vergessen. Charmichael empfand ein Gefühl, das ihm an seinem Arbeitsplatz normalerweise fremd war – Erregung.

    Ein Computerdruckapparat begann wie ein Maschinengewehr Informationen auf das Papier zu rattern. Er riss das Blatt heraus, sobald die Kopie fertig war. Da hatte er es, schwarz auf weiß, den Beweis für etwas, das unmöglich war. Um es wissenschaftlich auszudrücken: sein Arsch war abgesichert.

    Er griff nach dem Spezialtelefon.

    Matthews und Ford beobachteten die Reihe winziger gelber Lichter, die auf dem Bildschirm zum Leben erwachten. Der Bildschirm des Monitors war transparent, so dass man hindurchsehen konnte, vorbei an den gelben Punkten und den leuchtend grünen und roten Linien, die sich mit der gelben kreuzten. Die beiden Männer studierten den Bildschirm so gespannt wie zwei Fünfzehnjährige in einer Videothek das letzte Spielviertel eines ferngelenkten Footballspiels. Aber da gab es einen wesentlichen Unterschied. Die Aktivierung des Bildschirms, den sie anstarrten, kostete Millionen, und die Bewegung der gelben Lichter lag außerhalb ihrer Kontrolle. Sie waren nur Zuschauer, keine Teilnehmer.

    »Das ist verrückt«, sagte Matthews, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Die immer länger werdende Linie aus gelben Lichtern hypnotisierte ihn förmlich.

    »Es ist genau da, wo es laut Arcebio sein müsste.«

    »Verrückt.«

    Zwei weitere gelbe Punkte flackerten auf, und die gelbe Linie wurde noch ein Stückchen länger. Wenn das so weiterging, würde sie bald die unregelmäßige rote Linie an der linken Bildschirmseite schneiden, und das könnte bedeutsam sein, denn diese rote Linie kennzeichnete die Küste des Staates Washington.

    Andere Männer und Frauen, die vor kleineren, auf Konsolen montierten Bildschirmen saßen, schauten herüber. Am liebsten wären sie zu Matthews und Ford gelaufen, doch sie durften ihre Posten nicht verlassen. Eine dritte Person, die solche Vorschriften nicht berücksichtigen musste, gesellte sich zu den beiden und betrachtete den Monitor – ein kleiner alter Mann, der kaum noch Haare auf dem Kopf hatte. Die fehlende Haarpracht kompensierte er durch die Autorität, die er ausstrahlte.

    »Was halten Sie davon, meine Herren?«, fragte er schließlich. »Ein sowjetisches Raumschiff?«

    Ford überlegte eine Weile. »Möglich. Es ist über dem Nordpazifik aufgetaucht, mit hochgradigem atmosphärischen Einstieg und extrem steilem Sturzflugwinkel – und es ist ganz allein da oben. Vielleicht testen sie uns mit einem Blindgänger, um zu sehen, ob sie durchschlüpfen können.«

    »ICBM?«

    Matthews schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Verrückte, Sir. Es bewegt sich viel zu langsam. Ich verstehe das nicht. Mehr noch – es scheint sein Tempo zu variieren.«

    »Vielleicht ein Aufklärer-Satellit mit variablem Orbit?«

    »Wenn das stimmt, müsste es mit Geräten vollgestopft sein, die uns völlig unbekannt sind. Ich habe noch nie einen Flugkörper gesehen, der sich so verhält. Merkwürdig...«

    »Es interessiert mich nicht, ob Sie es merkwürdig finden. Ich will wissen, was es ist.«

    »Das kann niemand sagen, Sir«, antwortete Ford.

    »Aber es gehört definitiv nicht uns?«

    Beide Männer schüttelten die Köpfe.

    »Es sei denn, irgendeine Behörde führt einen verteufelt cleveren Test durch«, schränkte Ford ein.

    »Das ist kein Test«, entgegnete sein Vorgesetzter, dann betrachtete er schweigend den Bildschirm. Ein weiteres gelbes Lämpchen war aufgeleuchtet, und die Linie durchschnitt jetzt den roten Küstenstreifen. Das genügte. Er wandte sich ab, ging zu einem Schreibtisch und nahm einen Telefonhörer ab. Er brauchte die Nummer nicht zu wählen, mit der er sich verbinden lassen wollte. Das Telefon hatte keine Tasten. Trotzdem beobachteten ihn alle Anwesenden gespannt. Niemand sagte ein Wort.

    »Eine wunderschöne Nacht, George!« Der General war überschwänglich guter Laune, was er den Konzertbesuchern, die ihn begleiteten, nicht verheimlichte.

    George Fox, der Chef des Nationalen Sicherheitsdienstes, erwiderte sein Lächeln, trank einen Schluck Martini und blickte auf den Potomac hinaus. In fünf Minuten würde die Pause zu Ende sein. Er musste sich beeilen, wenn er das Glas leeren wollte. Das war jammerschade, denn er genoss diesen erholsamen Abend. Zur Abwechslung fand er die Welt heute relativ friedlich. Die Mozartmusik hatte ihn beruhigt, und er freute sich auf den anregenden Janacek.

    Er könnte den Drink einfach stehenlassen, doch das würde ihm regelrecht Schmerzen bereiten. Er hasste jegliche Form von Verschwendung. Dies war einer der Gründe, warum er einen so hohen Posten in der Regierung erobert hatte. »Ja, es ist schön hier draußen«, stimmte er zu. »Wie geht es den Kindern?«

    Der General zuckte mit den Schultern. »Immer das gleiche. Ich versuche, Debby vom MTV wegzulocken. Sie ist jetzt sechzehn.«

    Der Marineflaggoffizier, das dritte Mitglied des Triumvirats, bemitleidete seinen Kollegen. »Ich fürchte, dass es da noch Probleme geben wird. Sie wissen ja – für den Preis einer Fregatte mit ferngesteuerten Raketen könnten wir das Zeug in jeden sowjetischen Haushalt strahlen. Innerhalb eines Monates wäre der kalte Krieg beendet.«

    »Keine schlechte Idee«, gab der General zu. »Glauben Sie, die würden Michael Jackson als neuen Zaren akzeptieren?« Beide Männer lachten leise. Fox nicht. Er lachte nur selten.

    Endlich entdeckte der atemlose Lieutenant die drei Männer auf der Promenade und versuchte, sich möglichst schnell einen Weg durch die Menge zu bahnen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.

    »Herr Direktor?«

    Fox wandte sich zu dem Neuankömmling und ließ sich kaum anmerken, wie irritiert er war. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass man ihm nicht gestatten würde, den zweiten Teil des Konzerts zu genießen. »Ja?«

    Der Lieutenant reichte ihm einen braunen Umschlag. Fox brach das Siegel und las die Nachricht. Wie alle Kommuniqués dieser Art war sie knapp, prägnant und konnte unabsehbare Folgen haben. Er studierte sie ein zweites Mal, bevor er das Blatt in das Kuvert zurücksteckte. Die beiden anderen Offiziere standen daneben und konzentrierten ihre Aufmerksamkeit geflissentlich auf andere Dinge.

    Der General tat sein Bestes, um seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben. »Etwas Wichtiges, George?«

    Fox lächelte dünn. »Ich glaube nicht, aber Sie wissen ja, wie das ist. Irgendjemand hält die Sache für gravierend, und ich muss jetzt sein überreiztes Nervenkostüm wieder in Ordnung bringen. Das gehört nun mal zu meinem Job. Erzählen Sie mir später, wie der zweite Teil des Konzerts war, ja?«

    Der Flaggoffizier nickte mitfühlend. »Natürlich, George.«

    Die beiden Männer sahen ihrem Gefährten nach, der zur nächsten Treppe eilte.

    »Was glauben Sie, was das zu bedeuten hat?«, fragte der General.

    Sein Kollege zuckte mit den Schultern. »Das hat er doch gesagt. Wahrscheinlich viel Lärmen um nichts, wie üblich.«

    »Ja.« Der General schwieg eine Weile, dann fügte er hinzu: »Ich möchte seinen Job nicht haben – nicht einmal für alle Diamanten von Südafrika.«

    Der Korridor war makellos sauber und von zahlreichen Neonlampen hell erleuchtet. Die Türen waren nur durch Nummern gekennzeichnet. Fenster gab es keine. Fox und sein Assistent durchquerten den Gang mit schnellen Schritten und ignorierten die Leute, die ihnen hin und wieder begegneten.

    »Ich glaube, das ist russischer Weltraummüll, Brayton. Wenn irgendein Satellit versehentlich gestartet wäre, hätten sie es uns sofort mitgeteilt, und wenn es Absicht war, würden wir es mittlerweile ebenfalls wissen. So schlecht sind unsere Informationsquellen nun auch wieder nicht. Also muss es Abfall sein.«

    »Die Molink-Leute sagen: nein.«

    Brayton war schnell von Begriff, präzise und nicht besonders fantasievoll. Fox fand das alles sehr nützlich.

    »Und was sagt der Kreml dazu?«

    »Na zdarowie, und wie denn das Wetter bei uns wäre. Sie wissen von nichts.«

    Fox seufzte. »Falls dieses Ding ihnen gehört, hätten sie eine Menge Gründe, es nicht als ihr Eigentum zu beanspruchen. Wenn die Molink-Leute weiterhin behaupten, sie hätten nichts damit zu tun, und wenn es sich auch künftig so unberechenbar aufführt wie bei der ersten Ortung, könnte es sich trotzdem um eine neue Aufklärungsmethode handeln. Oder es ist wieder mal ein verschlissener Militärsatellit mit intaktem Reaktor, wie das Ding, das vor ein paar Jahren über Kanada auseinandergefallen ist. Wenn eine dieser Möglichkeiten zutrifft, werden unsere sowjetischen Freunde ihre Unschuld beteuern, bis wir ihnen ein paar stichhaltige Beweise um die Ohren schlagen können.«

    Sie erreichten das Ende des Korridors und gingen durch eine Tür. Dahinter war ein Saal voller Fernschreiber, riesiger Bildschirme, Monitorkonsolen und leicht hektischem Wartungspersonal. Brayton und Fox eilten geradewegs zur Mittelkonsole, um die sich mehrere NSA-Leute drängten. Einer der Männer bemerkte die Ankunft der beiden und informierte die anderen über die Anwesenheit des Chefs.

    »Was wissen wir?«, fragte Fox kurz angebunden.

    »Ein paar F-16s von McCord haben es über den Bergen aufgestöbert, Sir«, antwortete einer seiner Untergebenen. »Es wurde mehrfach angepeilt, hat aber nicht reagiert. Man hat versucht, das Ding über Standardfrequenzen zu erreichen. Keine Antwort. Es flog direkt über die Trident-Sub-Basis in Bremerton hinweg, und die hohen Tiere dort gingen fast an die Decke. Ein paar Jagdflieger unternahmen einen Annäherungsversuch. Leider konnten sie sich das Ding nicht einmal ansehen, weil es zu schnell flog. Sie behaupten aber, sie hätten es angeschossen.«

    »So was behaupten sie immer. Wurde das von objektiver Seite bestätigt?«

    »Offensichtlich ist der Flugkörper nicht beschädigt worden, also weiß niemand, ob die Piloten Glück hatten oder es einfach drauf ankommen ließen. Jedenfalls hat das Ding – aus welchem Grund auch immer – wieder mal den Kurs geändert.«

    Fox zog die Brauen hoch. An seiner Seite murmelte Brayton: »Weltraummüll pflegt den Kurs nicht zu ändern, sobald er sich einmal in der unteren Atmosphäre befindet.« Sein Chef ignorierte ihn.

    Der Mann wandte sich wieder zu der Konsole und studierte die ständig wechselnden Daten. »Jetzt ist das Ding reichlich unsanft gelandet.« Er hob den Kopf und wies auf die Karte der Vereinigten Staaten, die in leuchtenden Farben auf einem großen Bildschirm flimmerte und eine ganze Saalwand bedeckte. »Irgendwo über Nord-Wisconsin.«

    »Verdammt!«, flüsterte Fox und starrte auf die elektronische Karte. »Wenn es in einem dieser riesigen Seen versunken ist, werden wir es niemals finden.« Unvermittelt sagte er zu Brayton: »Rufen Sie Mark Shermin an.«

    Der TV-Schirm im Wohnzimmer war überdimensioniert, ebenso wie der Spieler, der mit dem Basketball dribbelte. Aus einem der Stereolautsprecher dröhnte das Gebrüll des Publikums und füllte den Raum. Der Kommentator hatte Mühe, die johlenden Fans zu übertönen. »...und nun führt New Jersey mit hunderteins Punkten vor den Washington Bullets, die hundert erzielt haben. Wenn Ruland diese beiden Freiwürfe ins Netz bringt, hat er fünf Punkte in ununterbrochener Reihenfolge für die Bullets geschafft.«

    An der äußeren Erscheinung des Mannes, der gerade ins Wohnzimmer kam, war nichts Bemerkenswertes. Was ihn auszeichnete, war unsichtbar. Er besaß einen außerordentlich komplexen Verstand und die Fähigkeit, gewisse Einzelheiten scheinbar unzusammenhängender Fakten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und daraus einen oder zwei so simple, offensichtliche Schlüsse zu ziehen, dass sich alle Leute fragten, warum sie das nicht sofort erkannt hatten.

    Jetzt fragte sich dieser ungewöhnliche Geist, ob Jeff Ruland, einer der überdurchschnittlichen, hochgewachsenen Werfer in der Basketball-Nationalliga, dem Druck, der auf ihm lastete, standhalten würde oder nicht. Immerhin konnten seine beiden Würfe über Sieg oder Niederlage entscheiden.

    Mark Shermin benutzte seinen rechten Unterarm, um den Papierkram von seinem Schreibtisch zu fegen. Es blieb ihm nichts Anderes übrig, weil er beide Hände voll hatte. In einer ein matschiges Sandwich aus altem französischen Weißbrot, in der anderen eine Bierflasche – Hinano-Exportbier. Manchmal bekam er eine Kiste von einem Freund, der Amseln zum französischen Atomtestlabor auf dem Muroroa-Atoll im Südpazifik flog.

    Er setzte sich, während die Papiere zu Boden flatterten. Einige waren mit kühnen, schablonenartigen Buchstaben beschriftet – Geheim und Vertraulich. Dass er so achtlos damit umging, war nicht weiter verwunderlich, wenn man wusste, dass nur wenige Menschen auf dieser Welt den Inhalt der Papiere deuten konnten. Und seine Putzfrau gehörte nicht zu ihnen.

    Er biss in das Sandwich, trank einen Schluck Bier und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Bildschirm. Fleischsauce rann über sein Kinn. Er wischte sie mit dem Handrücken weg.

    Rulands erster Freiwurf gelang – das war der Ausgleich, und die Menge tobte. Als der zweite Wurf danebenging und das

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1