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POLIZEIT-Inspektor
POLIZEIT-Inspektor
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eBook327 Seiten3 Stunden

POLIZEIT-Inspektor

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Über dieses E-Book

Polizeit, Band 2
"POLIZEIT-Inspektor" spielt nach "POLIZEIT-Detective" und führt einen Handlungsstrang weiter, also wäre es sinnvoll, jenes Buch zuerst zu lesen. Abgesehen davon beschreitet "POLIZEIT-Inspektor" neue Wege. Aus dem "Who dunnit" wird teils schon fast ein "How dunnit". Serienkiller, Verfolgungsjagd, britische Grafschaft und Waffengeschäfte. Wie immer spielt Zeitreise eine Rolle, sei es bei dem Begehen oder beim Aufklären des Verbrechens. Besonders dann, wenn jemand versucht, auf geschickte Weise die Zeit zu verändern… Außerdem gibt es einen Handlungsbogen, bei dem sich zwei Personen konsequent in umgekehrter Reihenfolge treffen – man kann die Kapitelanfänge des Buches also vorwärts und rückwärts lesen, wenn man möchte.
Ungewöhnliche Fälle, ungewöhnliche Mordmethoden, ungewöhnliche Auflösungen. Wer eine neue Ebene in seine Krimiwelt einführen möchte, für den könnte eine Zeitmaschine die richtige Lösung sein. Und wenn nicht, kann er ja in der Zeit zurückreisen und sich davon abhalten, das Buch zu lesen…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Juni 2016
ISBN9783738071870
POLIZEIT-Inspektor
Autor

Martin Cordemann

Tillmann Courth stand jahrelang als Conférencier auf der Bühne des Ersten Kölner Wohnzimmertheaters. Er schrieb und bestritt fünf Kabarett-Soloprogramme und geht heute einigen Kolleg?innen u.a. als Regisseur zur Hand, ist Comicexperte und betreibt die Webseite FIFTIES HORROR. Martin Cordemann ist Autor der Comics „Die DomSpitzen“ und „Bruder Thadeus: Das Münchner Kindl“ (Zeichner: Ralf Paul) sowie des Buches „Dada op Kölsch“. Als E-Book gibt es von ihm jede Menge Krimis und Science Fiction.

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    Buchvorschau

    POLIZEIT-Inspektor - Martin Cordemann

    10:00 Uhr

    Da war ein Maskierter. Da war eine Waffe. Da war ein Geschrei. Das war selten eine gute Kombination. Eigentlich nie. Es sei denn, es wurde ein neuer Holofilm gedreht. Obwohl... Ethan hatte in letzter Zeit keinen mehr gesehen, weil die im Laufe der Zeit auch immer schlechter geworden waren – also musste auch das nichts gutes sein. Manchmal fragte er sich, ob der Begriff Holo nicht in Wirklichkeit von hohl kam, denn das waren die meisten dieser Machwerke.

    „Ich habe eine Geisel!" rief der Maskierte und als wäre das als Aussage nicht klar genug gewesen, drückte er ebendieser seine Waffe an den Kopf. Die Situation wurde merklich schlechter.

    Ethan hatte seine Waffe auf den Kopf des Gangsters gerichtet, als er neben sich eine Bewegung wahrnahm. Ohne die Waffe von seinem Ziel zu nehmen, sah er kurz zur Seite. Ein großer Typ mit blondem Haar stand da, ebenfalls eine Waffe in der Hand. Wenn der ein Komplize des Maskierten war, dann hatte sich die Situation gerade sehr zu Ethans Ungunsten verändert. Die Frage war, warum der Kerl dann nicht ebenfalls eine Maske trug. Die Antwort war, dass er sich dann wohl kaum an den Polizeit-Detective hätte heran pierschen können, jedenfalls nicht, ohne aufzufallen.

    „Muss ich mich jetzt entscheiden, ob ich Sie auch erschieße?" fragte der Detective trocken, immer bereit, die Waffe herumzureißen und zu hoffen, dass er schneller war als der andere.

    „Ich würde es vorziehen, wenn wir das vermeiden könnten, Detective Cause", meinte der Blonde höflich.

    Das änderte die Situation... erstmal nicht. Denn auch unter Verbrechern gab es höfliche Menschen, was einer der Hauptgründe war, warum ihre Arbeit nicht so einfach war, wie sie eigentlich sein sollte. Alles, was er jetzt wusste, war, dass der andere seinen Namen kannte – aber das musste nichts heißen. Es gab auch gut informierte Verbrecher, was ebenfalls zur Schwierigkeit seines Berufs beitrug. Ethan versuchte, gleichzeitig den Kopf des Geiselnehmers im Visier zu behalten und trotzdem auf dem Sprung zu sein, sollte Blondie doch noch aktiv werden.

    „Kennen wir uns?" wollte Ethan wissen.

    „Offensichtlich nicht."

    „Aber Sie kennen meinen Namen."

    „Und Ihr Gesicht."

    „Ist das schon alles?"

    „Ein paar andere Dinge gibt es da schon. Aus den Augenwinkeln nahm Ethan wahr, wie der andere schmunzelte. „Da ist es also, unser erstes Aufeinandertreffen. Sie glauben gar nicht, wie lange ich darauf gewartet habe.

    Ethan musste sich eingestehen, dass das nicht gut klang. Sowas klang nach einem unangenehmen Ende für eine Situation, eins, bei dem der Tod einer der Personen eine Rolle spielte. In dem Fall vermutlich seiner. War dies der Augenblick, nun doch endlich den Blonden zu erschießen und sich dann dem Geiselnehmer zu widmen? Erst schießen, dann die Fragen stellen... er war Zeitreisepolizist, also prinzipiell war das durchaus möglich. Nur dann dafür zu sorgen, dass ein möglicherweise Unschuldiger wieder ans Leben kam, das hatte sich im Laufe der Zeit als schwierig erwiesen.

    „Auch auf die Gefahr hin, unhöflich zu klingen, aber ich bin hier ein bisschen bei der Arbeit, begann der Detective. „Wenn Sie also so freundlich wären, Ihre Waffe dort drüben hinzulegen und sich so hinzustellen, dass ich Ihre Hände sehen kann, wäre uns beiden sehr geholfen.

    „Wäre es das?"

    „Nun, das hängt ein bisschen davon ab."

    „Wovon?"

    „Ob Sie zu den Leuten gehören, die es genießen, niedergeschossen zu werden."

    Der Blonde lachte. „Sie haben sich kein bisschen verändert... oder werden sich kein bisschen verändern." Langsam, sehr langsam nahm er etwas aus der Tasche und hielt es Ethan hin. Es war ein Ausweis. Ein Polizeitausweis!

    „Kommissar Chris Mulligan, zu Ihren Diensten."

    „Sie sind ein Kollege?"

    „Ja."

    „Und wir haben uns schonmal getroffen?"

    „Wir haben schonmal zusammengearbeitet! Mehrmals."

    „Nicht von meinem Standpunkt aus."

    „Das hab ich gemerkt. Sie hätten mich warnen können."

    „Worüber?"

    „Wie Sie bei unserem ersten Treffen reagiert haben."

    „Wie hätten Sie reagiert, wenn in einer solchen Situation ein bewaffneter Mann neben Ihnen aufgetaucht wäre?"

    „Punkt für Sie. Mulligan deutete auf den Maskierten. „Das ist übrigens ein Kunde von mir. Ich war gerade auf dem Weg, ihn zu verhaften.

    „Na, das hat ja super geklappt."

    Der Blonde lachte wieder. „Am Anfang hatte ich echt ein paar Probleme mit Ihren Sprüchen."

    „Man gewöhnt sich dran."

    „Das haben Sie damals auch gesagt."

    „Scheint ja zu stimmen. Cause visierte weiterhin den Kopf des Geiselnehmers an. „Also Sie verfolgen den da?

    „Ja."

    „Und ich nehme an, keiner von Ihnen ist aus dieser Zeit?"

    „Nein. Er ist geflohen, ich habe ihn verfolgt."

    „Wie hoffen Sie, dass dieses Szenario endet?"

    „Bitte?" Mulligan sah den Detective überrascht an.

    „Was hat er ausgefressen?"

    „Geiselnahme. Und Mord. Vielfachen Mord."

    „An Geiseln?"

    „Auch."

    „Sonst noch was, das ich wissen müsste?"

    „Rücksichtslos, labil… mit einem Hang zu Sprengstoffen?!"

    Der Maskierte fummelte nun an seiner Jacke herum und nahm etwas heraus, etwas, das Ethan schon einmal gesehen hatte und von dem er wusste, dass es nichts Gutes war: Eine kleine Bombe, die gerne von Geiselnehmern verwendet wurde und mit der man ganze Marktplätze in die Luft jagen konnte, wenn man das wollte. Sobald das Ding aktiviert war, hatte der Maskierte ein Argument in der Hand, das sich schwer wegdiskutieren ließ. Ethan drückte ab. Unter der Maske passierte etwas. Der Kopf des Geiselgangsters wackelte, dann brach der Mann zusammen.

    „Ist das in Ordnung für Sie? fragte Ethan und sah seinen Kollegen an. „Oder bestehen Sie auf einer Verhaftung?

    Blondie lächelte. „Ich denke, das geht in Ordnung."

    „Freut mich sehr."

    „Mich kennenzulernen?"

    „Das auch. Der Detective betrachtete seinen Kollegen nun in Ruhe von oben bis unten. „Wir haben uns also schonmal getroffen?

    „Hätte ich Ihnen sonst vertraut?"

    „Möglicherweise nicht."

    „Nun ist es also geschehen, murmelte der andere. „Irgendwann musste es ja so kommen, aber ich war mir nie sicher, wann. Sehen Sie, Detective, so wie es aussieht, haben wir uns bisher in der umgedrehten Reihenfolge getroffen. Ihr erstes Treffen...

    „...ist also Ihr letztes."

    „Es sieht ganz so aus."

    „Na, dann ist es ja gut, dass wir keine Affäre haben. Wie würde das mit Kindern aussehen? Man trifft erst die 20jährige Tochter und erlebt dann langsam mit, wie sie jünger wird."

    „Klingt schwierig."

    „Ja. Und doch glaube ich, dass es solche Familien gibt. Ethan deutete auf die Leiche des Maskierten und auf seine weinende Geisel. „Vielleicht kümmern Sie sich mal lieber um die beiden. Immerhin ist es Ihr Fall.

    „Danke, Detective."

    „Was für’n Fall ist das überhaupt?"

    „Man hat bei ihm die Köpfe von ein paar Leichen gefunden."

    „Das ist meist ein schlechtes Zeichen."

    „Das dachte ich auch. Und da er ein Mörder war, dachte ich, ich nehm ihn lieber fest, aber dann hat er eine Geisel genommen…"

    „…und ich denke, ab da kenne ich die Geschichte."

    „Ja. Mulligan sah den Detective lächelnd an. „Wissen Sie, manchmal habe ich das Gefühl, Sie sind der einzige Mensch, der mich versteht… und der mich schon immer verstanden hat.

    „Da erwarten Sie etwas viel von einem ersten Treffen, fürchte ich."

    „Vielleicht haben Sie recht."

    Ethan legte den Kopf schief. „Schicke Frisur", meinte er dann.

    „Ich dachte mir schon, dass Sie so was sagen würden, lächelte Mulligan. Dann nickte er ihm zu. „Wir sehen uns.

    „Offensichtlich, nickte Ethan. „Ach ja, meinte er nach einem Moment, „war nett, Sie kennenzulernen!"

    „Und, hattest du einen interessanten Tag?" fragte Captain Fect, seine Vorgesetzte, als er in deren Büro stand und durch das Fenster die Wälder betrachtete. Er mochte es, wenn das Rot der Ahornblätter langsam in das Rot des Abendhimmels überging.

    „Ich hab einen alten Bekannten getroffen", meinte er.

    „Das klingt doch ganz interessant."

    „Ja. Zumal ich bisher nur sein Bekannter bin, er aber bis eben noch nicht meiner war."

    „Muss ich das verstehen?"

    „Besser nicht."

    „Was macht…"

    „Mein Liebesleben?"

    „Ja." Fect nickte langsam.

    „Kompliziert, wie immer. Ethan senkte den Blick. Er traf seit einiger Zeit eine Frau, von der er wusste, wann sie sterben würde. „Und ein wenig deprimierend.

    „Weil sie sterben wird und du dagegen nichts unternehmen kannst?"

    „Weil meine Zeit mit ihr dem Ende entgegen geht. Der Detective seufzte traurig. „Ich habe nur noch viermal die Möglichkeit, sie zu sehen. Nur noch viermal… und danach nie wieder.

    Seine Vorgesetzte und Freundin schwieg. Es gab nichts, womit sie ihn aufheitern, was sie ihm sagen konnte. Liebe war eine komplizierte Angelegenheit, und mit einer Zeitmaschine wurde sie das sogar umso mehr. Es hatte mal einen Kollegen gegeben, der in eine Frau am Hofe von König Ludwig XVI. verliebt gewesen war. Er hatte sie oft getroffen – bis man ihn, wie viele andere, hinrichtete.

    Ethan blickte noch einmal nach draußen, dann wandte er seinen Blick von der angenehmen Natur ab und sah seine angenehme Vorgesetzte an. „Was führt mich hierher?"

    „Jemand möchte mit dir sprechen."

    „Und ich nehme mal an, dieser Jemand bist nicht du?"

    „Im Moment nicht, nein."

    „Möchtest du das Ganze etwas spannender gestalten?"

    „Du meinst, dir vorenthalten, wer dich sprechen will und warum?" schmunzelte sie spöttisch.

    „Sowas in der Art."

    „Es handelt sich um einen Special Agent Carl Brewster vom EBI."

    „Das… beantwortet meine Frage nur halb."

    „Ich weiß."

    „Und was möchte das Earth Bureau of Investigations von mir?"

    „Das… weiß ich nicht."

    „Ah", nickte Ethan.

    „Na, interessant?" neckte ihn Fect.

    „Nicht unbedingt. Die waren schon immer Geheimniskrämer, die sich nicht gern in die Karten haben sehen lassen."

    „Vielleicht wollen sie dir einen Job anbieten."

    „Vielleicht will Special Agent Brewster sich um einen Job bewerben?"

    „Sollte er das dann nicht bei mir machen?"

    „Vielleicht hat er von mir gehört."

    „Du meinst von deinen ewigen Vorträgen über Zeitreise und all das?"

    „Ganz genau. Vielleicht will er wissen, wie viel er hier die Ohren vollgequatscht bekommt, sollte er den Job annehmen."

    „Das ist tatsächlich eine brauchbare Theorie, lächelte der Captain. „Wollen wir?

    Ethan zuckte die Schultern. „Warum nicht?"

    Konferenzraum 5 bot einen eher unromantischen Ausblick auf den Parkplatz des Polizeitpräsidiums, so war es kaum verwunderlich, dass Agent Brewster nicht am Fenster stand und die Aussicht genoss. Er erhob sich, als Ethan und Fect den Raum betraten.

    „Special Agent Brewster?" fragte der Captain.

    „Ja?"

    „Ich bin Captain Elisabeth Fect, das ist Detective Inspektor Ethan Cause."

    Wie automatisch griff Ethan nach seiner Marke, überlegte es sich auf halbem Weg aber anders. Möglicherweise war es hier unnötig, sich nach der Vorstellung auch auszuweisen.

    Brewster schüttelte ihnen beiden die Hand, Ethan mit ein wenig Misstrauen im Blick. Dann nahmen sie alle am großen Konferenztisch Platz.

    „Nun, Agent Brewster, was führt Sie zu uns?" wollte Fect freundlich wissen.

    „Es geht um einen Mord. Oder vielmehr um mehrere Morde, begann der Special Agent. „Ein Fall, in dem ich ermittle.

    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, ein wenig mehr in die Details zu gehen?"

    Agent Brewster seufzte. „Es handelt sich um einen Serienkiller, den ich seit 18 Jahren verfolge."

    „Seit 18 Jahren?"

    „Ja, nickte der Mann. „Er schlägt alle sechs Jahre zu und tötet sechs Menschen. Dann hören wir eine Zeitlang nichts von ihm. Aber pünktlich nach sechs Jahren fängt er wieder an zu morden. Wieder sechs Opfer. Sechs Jahre Ruhe und dann wieder sechs.

    „Das bedeutet, wenn er seit 18 Jahren unterwegs ist…"

    „Hat er bereits 24 Menschen ermordet", nickte der Special Agent.

    „Wann war der letzte Mord?"

    „Vor zwei Tagen. Opfer Nummer 24."

    „Das bedeutet, er wird erst wieder in sechs Jahren zuschlagen."

    „Ja", stimmte Brewster zu.

    Ethan dachte nach. „Aber Sie wollen nicht so lange warten? Sie haben eine heiße Spur und nun wollen Sie uns um Unterstützung bitten? Wir können die sechs Jahre überbrücken und zuschlagen, ohne dass Sie noch einen weiteren Tag warten müssen."

    Das hätten die schon viel früher machen sollen. Warum kamen die erst jetzt zu ihnen?

    „Darum geht es mir nicht", widersprach der Agent.

    „Nicht?"

    „Nein. Jedenfalls nicht ganz. In einem Punkt haben Sie allerdings recht."

    „Und der wäre?"

    „Ich habe eine heiße Spur."

    „Ah. Der Detective lächelte. „Haben Sie Zeitreiseaktivitäten festgestellt?

    „Deswegen bin ich hier."

    Ethan hob eine Braue. Das kam ihm ein wenig merkwürdig vor. Wenn eine Zeitreisesignatur gemessen wurde, wurde die Polizeit automatisch eingeschaltet. Warum kam der Mann erst jetzt zu ihnen? Verdammte Geheimniskrämer vom EBI!

    „Ich fürchte, das müssen Sie etwas näher erläutern."

    „Allerdings, mischte sich nun auch Fect ein, „denn in einem solchen Fall fällt der Mord eindeutig in unseren Zuständigkeitsbereich.

    „Die Spuren sind erst später aufgetreten. Und nicht bei allen Tatorten."

    „Geht es etwas ungenauer?"

    „Wir haben die drei ersten Tatorte überprüft, so, wie es üblich ist, aber wir haben nichts gefunden. Erst beim vierten gab es eine Spur, aber zu dem Zeitpunkt waren wir uns sicher, dass der Täter keine Zeitmaschine benutzt. Es fanden sich auch bei ein paar weiteren Tatorten Zeitreiserückstände, aber wir sind davon ausgegangen, dass sie nichts mit dem Täter zu tun haben."

    „Was hat diese Ansicht geändert?"

    „DNA-Spuren. Die wir an unterschiedlichen Tatorten gefunden haben. Und die von derselben Person stammen."

    „Ein Komplize?"

    „Möglich."

    „Hmmm, murmelte Ethan, während es in seinem Kopf arbeitete. „Vielleicht auch nicht.

    Der Special Agent sah ihn fragend an.

    „Nein?"

    „Nein, dachte Cause nun laut nach, „was, wenn Ihr Serienkiller gar nicht in Serie mordet?

    „Wenn… was?"

    Ethan lächelte. „Was, wenn er nicht alle sechs Opfer auf einmal umbringt? Oder vielmehr direkt hintereinander? Was, wenn er zum Beispiel nur die ersten drei Opfer direkt ermordet – und für die anderen drei aus der Zukunft anreist? Das war eine faszinierende Idee für einen Serienkiller. Etwas, das es so bestimmt noch nie gegeben hatte. „Vielleicht, sponn er seinen Faden weiter, „vertreibt er sich die Zeit in den drei Jahren zwischen den Haupttaten damit, jeweils noch ein Opfer hinzuzufügen. Also in einem Jahr drei auf einen Schlag, danach jedes Jahr eins, bis es wieder den großen Schlag gibt."

    „Das… Brewster nickte mit offenem Mund. „…wäre durchaus… anders. Er dachte darüber nach. Dann zeigte sein Gesicht Zustimmung. „Genau genommen würde das sogar einiges erklären."

    „Die fehlenden Spuren bei den anderen Morden."

    „In der Tat. Agent Brewster lächelte, nun langsam begeistert. „In der Tat, das würde vieles bei diesem Fall erklären.

    „Es ist nur eine Theorie", meinte der Detective bescheiden.

    „Aber eine gute. Oder hätten Sie noch eine?"

    „Dazu kenne ich den Fall zu wenig. Aber ich nehme an, Sie haben sicher… Cause dachte nach. „…auch andere Planeten überprüft?

    „Bitte?"

    „Vielleicht schlägt er ja gar nicht nur alle sechs Jahre zu, vielleicht tötet er jedes Jahr sechs Menschen, nur eben nicht hier auf der Erde sondern auf anderen Planeten."

    „Oh, das habe ich überprüft. Die Morde gibt es nur hier auf der Erde."

    „Könnte der Mörder trotzdem in den sechs Jahren dazwischen den Planeten verlassen? brachte sich Fect ein. „Vielleicht ist er nur alle sechs Jahre hier und vielleicht hält er die Erde für sein Jagdrevier?

    „Wir haben das erwogen, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass er die ganze Zeit auf der Erde ist, aber nur in einem Rhythmus von sechs Jahren mordet. Brewster sah Ethan an. „Oder so, wie Sie es eben beschrieben haben.

    Der Detective nickte. Dann fiel ihm etwas ein.

    „Sie sagten eben, Sie hätten eine heiße Spur?"

    „Ja."

    „Und deswegen sind Sie hier?"

    „Ganz genau."

    „Darf man fragen, was diese Spur ist?"

    „Wir haben eine Vermutung, wer der Täter sein könnte."

    „Und der wäre?"

    „Wir nehmen an, dass Sie es sind, Detective Cause."

    Ethan sah den Special Agent verblüfft an.

    „Hm?"

    „Wir halten Sie für den Serienkiller, Detective Cause", wiederholte Agent Brewster.

    „Mich?"

    „Und du dachtest, dein Tag könnte nicht interessanter werden, spöttelte Fect. Dann musterte sie den EBI-Beamten. „Im Ernst?

    „Im Ernst, Captain Fect", bestätigte der. „Wir haben Spuren von Zeitreiseaktivitäten gefunden, aber eben nicht bei allen Tatorten. Und bei ein paar davon haben wir auch DNA-Spuren gefunden. Er deutete auf Ethan. „Und die stammen von ihm. Er lächelte. „Bis eben hatten wir keine Idee, wie es hätte sein können, dass der Täter bei manchen Taten eine Zeitmaschine benutzt hat und bei manchen nicht, aber Sie haben uns gerade eine sehr schöne Antwort auf diese Frage präsentiert. Er legte den Kopf schief. „Konnten Sie das, weil Sie so clever sind oder weil Sie die Taten auf diese Weise begangen haben?

    „Das möchte ich lieber nicht beantworten."

    „Warum? Weil es Sie belasten würde?"

    „Weil es arrogant klingen würde!" Ethan seufzte. „Sehen Sie, selbst wenn ich Ihr Serienkiller wäre… dann würde ich es erst noch!"

    Brewster öffnete den Mund, aber sein Gesichtsausdruck sagte ein deutliches: Häh?

    „Sehen Sie, ich war noch nicht an Ihren Tatorten. Ich schätze mal, das ließe sich auch anhand der Logbücher der Zeitmaschinen hier belegen lassen. Wenn Sie mich also jetzt verhaften und wegsperren, würden Sie bestenfalls ein Zeitparadoxon erschaffen, bei dem ich nie zu den Tatorten reise und Sie deshalb nie meine Spuren finden und Sie mich deshalb nie verhaften… Sie wissen ja, wie solche Paradoxa funktionieren."

    Diesmal sagte sein Gesichtsausdruck: Para…was?

    „Wissen Sie, wenn Ihr Verein nicht so arrogant wäre, dann würde es zur Standardprozedur gehören, die Polizeit in alle Serienmörderfälle einzuschalten, um in der Tat nicht mehrere Jahre warten zu müssen, bis man einen neuen Tatort zu sehen bekommt, wodurch man keine 18 Jahre verschwendet und den Täter wieder und wieder zuschlagen lässt, weil man den Fall schlicht und ergreifend nicht knacken kann."

    „Man könnte…"

    „Wir ändern die Geschichte nicht, das hat man Ihnen doch hoffentlich bei Ihrem Zeitreiseseminar beigebracht."

    „Nun…"

    Ich hätte es Ihnen beigebracht. Ethan kratzte sich das Kinn. „Also, wie es aussieht, werde ich mir also ein paar Ihrer Tatorte ansehen – sagen wir mal, um sie zu untersuchen, und nicht, weil ich der Serienkiller bin. Das bringt sie dann doch mal nach 18 Jahren und 24 Leichen dazu, uns hier einen kleinen Besuch abzustatten und uns um Amtshilfe zu bitten.

    „Ich bitte Sie nicht um…"

    „Sagen wir einfach mal, Sie tun es, um Ihnen noch mehr Peinlichkeiten zu ersparen. Ethan erhob sich und ging ans Fenster, um den langweiligen Ausblick zu genießen. Er war so öde, dass er einen wenigstens nicht ablenkte. „Ich würde folgende Vorgehensweise vorschlagen: Sie erzählen mir alles, was ich über den Fall wissen muss, und dann schaue ich, ob ich Ihnen bei Ihren Ermittlungen helfen kann.

    „Indem Sie in die Vergangenheit reisen? Und sich die Tatorte ansehen?"

    „Sie haben meine Spuren dort gefunden, also wenn die nicht jemand dort platziert hat, um mich zu belasten, sollte ich dort irgendwann vorstellig werden."

    „Okay, meinte Brewster langsam. „Und was, wenn Sie doch der Täter sind?

    „Dann… haben Sie mich ja schon gefunden!"

    Ethan nahm dem EBI-Agenten gegenüber Platz und sah ihn aufmerksam an. „Also, begann er freundlich, „nehmen wir mal an, ich wäre nicht der Täter. Was könnten Sie mir dann über den Fall erzählen?

    Special Agent Brewster schenkte dem Polizisten einen zweifelnden Blick. „Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob das der richtige Weg ist."

    „Warum nicht?"

    „Weil ich Ihnen, wenn Sie der Täter sind, wertvolle Informationen gebe, wie Sie Ihre Tat verschleiern können."

    „Da wäre ich nicht so sicher."

    „Und warum das nicht?"

    „Weil ich die Tat ja, wenn ich es denn wäre, noch nicht begangen habe. Sie dagegen sind aber hier und das, weil Sie Spuren von mir gefunden haben. Nehmen wir also einfach mal an, dass sich die Vergangenheit nicht verändern lässt, weil sie bereits geschehen ist: Wie blöde müsste ich also sein, nach diesem Gespräch heute noch Spuren zu hinterlassen? Der Schaden, wenn Sie so wollen, wäre also mangels bisheriger Ausführung der Tat von mir bereits angerichtet."

    „Das… äh… das…"

    „Ich weiß, es ist kompliziert." Ethan schlug die Beine übereinander und rieb sich das Kinn. „So gesehen müsste ich sie also absichtlich hinterlassen, damit Sie sie finden können."

    „Aber…"

    „Das mit dem Paradox, das sonst entstehen würde, hatte ich ja schon angedeutet. Also weiter im Text. Wenn Sie nur an ausgesuchten Tatorten Spuren gefunden haben, sowohl einer Zeitmaschine als auch von mir, bedeutet das, dass alle anderen Tatorte keine Spuren aufweisen. Sehe ich das richtig?"

    „Nuun…"

    „Ich fasse das als Ja auf. Der Detective legte den Kopf schief. „Dafür, dass Sie hier sind, um Amtshilfe zu ersuchen, sind Sie nicht besonders kooperativ. Sie sind immerhin zu uns gekommen.

    „Um dich zu verhaften, Liebling, um dich zu verhaften."

    Fect klopfte ihm aufmunternd auf den Arm.

    „Richtig, das vergesse ich immer." Ethan seufzte. „Kommt eben zu selten vor, dass

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