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Miniaturen über Heraklit und andere Griechen
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eBook56 Seiten41 Minuten

Miniaturen über Heraklit und andere Griechen

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Über dieses E-Book

"Kennen Sie den?" fragt einer, kneift das linke Auge zu, grinst und bringt seinen Witz an den Mann. Die Anekdote jedoch ist mehr als ein Witz, sie ist eine "pointiert vorgetragene, merkwürdige (das ist des Merkens würdige) Kurzgeschichte, die Vorgänge, Verhaltensweisen und Charaktere gewissermaßen blitzartig erhellt, dergestalt, dass die Mit- und Nachwelt den Kern eines Menschen, die Quintessenz einer Situation, den Herzpunkt eines gesellschaftlichen oder historischen Zustandes präsentiert bekommt" So lautet die Definition des Meisters der Anekdote F. C. Weiskopf, als dessen fantasievoller Schüler sich E.R. Greulich erweist. - Wer Freude am Spaß hat, dem werden auch die witzig und spritzig geschriebenen Beiträge dieses Bändchens gefallen. Er wird schadenfroh lachen, wenn die Reaktionäre und Dunkelmänner unserer Zeit gegeißelt werden, er wird grimmig lächeln über Dummheiten und Schwächen unseres Lebenskreises, und er wird genug Gelegenheit finden, über Menschliches- allzu Menschliches zu schmunzeln.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Okt. 2014
ISBN9783847616658
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    Buchvorschau

    Miniaturen über Heraklit und andere Griechen - E.R. Greulich

    Ketzereien im Bade

    Heraklit gedachte, sich den Staub der Straßen von Ephesos abzuspülen, und lenkte seine Schritte zu den Thermen. Im großen Baderaum tummelten sich etliche reiche Epheser mit erbötigen Damen und dito Epheben. Beides fand Heraklit nicht mehr unbedingt zum Leben nötig, deshalb wandte er sich dem kleineren Raum: Nur für Männer zu, aber da war er vom Regen in die Traufe gekommen, denn dort empfing ihn sein bester Feind, Dactos Rufilius: Ah, sieh da, unser Skoteinos gibt uns das Vergnügen. Komm, setz dich zu deinem geheimen Verehrer, auf dass wir beide ein Schwätzchen haben.

    Ein Schwätzchen mit diesem ehrgeizigen Heuchler hat selten jemand Gutes gebracht, ging es dem Weisen durch den Kopf, doch er tat, als mache es ihm nichts aus, neben einem der hohen Staatsbeamten ins lauwarme Wasser zu steigen. Heraklit tauchte mehrmals unter und prustete vor Vergnügen. Dann setzte er sich auf eine der vom Wasser umspülten Stufen neben Rufilius.

    Weshalb bist du nicht zum Fluss baden gegangen? fragte Rufilius, dort wäre deine Wahrheit, man badet nicht zweimal im gleichen Fluss, Wahrheit geblieben.

    Am Fluss hätte ich Rufilius nicht getroffen, und also kein ergötzliches Schwätzchen gehabt, sagte Heraklit.

    Auch dein Panta rhei, alles fließt, wird hier widerlegt, beharrte Rufilius, denn in diesem Becken steht das Wasser.

    Heraklit schöpfte eine Handvoll Wasser auf den Beckenrand, welches sogleich ins Becken zurück rieselte. Siehst du’s?

    Mir wird immer wieder klar, weshalb man dich Skoteinos nennt, der Dunkle. Rufilius zeigte ein freundliches Gesicht, obwohl er Spott auf der Zunge hatte. Deine Wahrheiten sind so überraschend, dass man bei dir meist im Dunkeln tappt.

    Man nennt mich auch den Weinenden. Wie Heraklit es sagte, war es entwaffnend.

    Weil du immer mit mürrischer Miene daherkommst. Rufilius vergaß einen Augenblick, freundlich zu tun. In Wirklichkeit lachst du über alle. Du setzt dich auch selbst gern ins Dunkle. Vom Dunklen ins Helle schießt es sich besser, nicht wahr?

    Da wären die Leute also mit Demokrit besser bedient, man nennt ihn den Lachenden. Bei dem Namen Demokrit war das Gesicht Heraklits gar nicht mürrisch.

    Demokrit aus Abdera? Der ähnlich wie du die Götter entthront? Der mit seiner Besessenheit von den Dingen und ihren Atomen? Rufilius fragte es naiv, obwohl der Vorwurf in seiner Stimme nicht zu überhören war.

    Heraklit bemühte sich um Gelassenheit. Er wusste nur zu gut, im Zorn macht man Fehler; der Zorn vergeht, und die Fehler bleiben. Neue Wahrheiten entthronen alte Irrtümer. Und du meinst, den Göttern könnte die Wahrheit etwas anhaben?

    Wahrheit, Wahrheit, äffte Rufilius, was nützt es, die Wahrheit in Besitz zu haben, ohne sonst etwas zu besitzen. Der jetzige Herr von Ephesos pfeift auf deine Wahrheiten, denn er besitzt die Macht. Oder willst du auch das widerlegen?

    Jetzt heißt es den Grips anstrengen, dachte Heraklit. Um Zeit zu gewinnen, stand er auf und trocknete seinen erquickten Körper mit einem Linnen, das ihm ein Sklave gebracht hatte. Rufilius tat desgleichen, sie setzten sich auf eine bequeme Bank der Halle und der hohe Beamte provozierte: Ich höre.

    Die Wahrheit ist, dass sich die Macht mit der Wahrheit nicht immer gut verträgt, begann Heraklit. Auf das Stirnrunzeln des Rufilius hin fuhr er rasch fort: Schuld daran ist natürlich die Wahrheit. Sie ist fast immer langsamer als die Lüge. Trotzdem bleibt sie Siegerin der Gesamtstrecke, denn sie hat herrlich lange, schöne Beine. Verständlich, dass dies die kurzatmige, korpulente Dame Macht nervös macht.

    Rufilius hüstelte missbilligend.

    Heraklit sagte rasch: "Verzeihung, nicht immer ist die Macht eine kurzatmige, korpulente Dame. Sie kann auch langatmig

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