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Hafers Geschichten: Wie das Leben so spielt - Geschichten aus dem wahren Leben
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eBook190 Seiten2 Stunden

Hafers Geschichten: Wie das Leben so spielt - Geschichten aus dem wahren Leben

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Über dieses E-Book

Was in Pfarrer so alles erleben kann - das sind die Geschichten von Maximilian Hafer, alle auf selbst erlebtem Hintergrund, natürlich so, dass niemand geoutet wird. Humorvoll und rührend, erschütternd und doch doch nicht ohne Komik, so kommt das Leben in ersten und heiteren Situationen daher.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum25. Sept. 2020
ISBN9783752916874
Hafers Geschichten: Wie das Leben so spielt - Geschichten aus dem wahren Leben

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    Buchvorschau

    Hafers Geschichten - Maximilian Hafer

    Der pensionierte Pfarrer Maximilian Hafer denkt in seinem Ohrensessel darüber nach, was er in den mehr als 40 Jahren seines Berufslebens so alles an Merkwürdigem und Wunderbarem und Staunenswertem erlebt hat. Er schreibt das für seine Enkelkinder als Geschichten aus dem Leben auf. Und vielleicht macht es ja auch ihnen Spaß, vom Alltag eines ganz normalen Pfarrers zu lesen. Krimis und Liebesgeschichten, Entwicklungsgeschichten und ganz eigener Humor sammeln sich da in den Geschichten des Maximilian Hafer.

    Der Wirt zum Goldenen Ochsen

    Nichts kann komischer sein als eine Beerdigung. Das liegt daran, dass viele Menschen mit Scheu an so eine Situation herangehen und nicht so recht wissen, wie sie sich am besten verhalten sollen. Ist ja klar. Man macht das nicht jeden Tag und irgendwie betroffen ist man auch. Und aus dieser Unsicherheit heraus passiert es dann. Es wirkt komisch, so ernst es ist. Und eigentlich gibt es nichts Christlicheres als über den Tod zu lachen. Das sogenannte Osterlachen, das den Tod auslacht, weil er am Ende immer gegen die Geschichten des Lebens verliert. Das Leben ist so stets stärker als jeder Tod. Und es ist gut, das immer wieder zu spüren.

    Es klingelte an der Tür. Hafer ging zur Tür und öffnete, nachdem er seine Kaffeetasse auf dem Untersetzer am Schreibtisch abgesetzt hatte. Draußen stand Frau Martrer, die Wirtin vom Goldenen Ochsen und Hafer sah gleich, dass etwas nicht stimmte. Sie war blass und die Augen unruhig und sie trug ein merkwürdig dunkles Gewand, was an dieser lebenslustigen Frau so gut wie nie zu sehen war. Sie liebte es bunt und laut daherzukommen, hatte stets einen schlagfertigen Spruch auf der Zunge und war mit einem Gemüt, wie eine Wirtin es braucht, nur schwer aus der Ruhe zu bringen. Doch das alles war wie weggeblasen.

    Frau Martrer, sagte Hafer, ich grüße Sie. Aber komme Sie doch herein, sie sehen aus, als ob Donner und Blitz sie auf einmal erwischt haben!

    Genau so ist es auch, Herr Pfarrer, sagte die Ochsenwirtin. Der Willi, mein Mann, ist tot!

    Ach Du liebe Güte!, rief Hafer. Das ist ja furchtbar! Ich habe doch gestern noch mit ihm gesprochen! Wir sind uns vor der Wirtschaft über den Weg gelaufen und er hat er zählt, dass Sie beide in drei Wochen seit vielen Jahren wieder einmal in Urlaub fahren wollen.

    Ja, das haben wir geplant. Aber da wird nichts mehr draus. Er ist in der Wirtschaft vom Stuhl aufgestanden, umgefallen und war tot! Sie fängt an zu weinen und zu schluchzen.

    Jetzt kommen Sie erst mal rein und setzen sich hin, redetet Hafner beruhigend auf sie ein. Ich sag meiner Frau, sie soll ihnen einen Tee machen. Der hilft immer. Und dann erzählen Sie mir in aller Ruhe.

    Hafer ging zur Tür und verschwand im Haus. Nach weinigen Minuten kam er zurück.

    Meine Frau bringt den Tee. Frau Martrer das ist ja ganz furchtbar. Haben Sie denn etwas gemerkt, dass es ihm nicht gut ging?

    Ach wo, Herr Pfarrer, der war grad so wie immer. Mürrisch aber quietsch fidel! Und dann fällt der um ist tot! Also so was! Des geht doch net. Wie steh ich denn jetzt da!

    So ging es noch eine Weile dahin, bis Hafers Frau den Tee brachte. Hafer ließ sie einen Schuck Tee nehmen, der ihre Klage kurz unterbrach. Das nutzte Hafer, um sie nicht in eine Depression abrutschen zu lassen, sondern wieder auf das Leben zu konzentrieren. Das war jetzt wichtig.

    Frau Martrer, jetzt haben wir ein paar Dinge zu besprechen. Wir wollen doch ihren Mann in Würde beisetzen.

    "Herr Pfarrer, die Beerdigung wird ganz furchtbar. Haben Sie eine Ahnung wie viele Leute da kommen werden. Schon alle Stammtische von der ganzen Woche und die vielen Stammgäste die

    wir haben. Und die alle vom Verband der Gastwirte und die Familie natürlich auch."

    Hafer notierte mit großer Geduld, auf was er sich bei der Beerdigung einstellen musste, denn so viele Grabreden wollten ja auch in den Zeitplan eingebaut werden. Und Das was da zehnmal gesagt wurde, musste er nicht ein elftes Mal in seine Beerdigungsansprache einbauen. Darum war das hinhören so wichtig. Die Liste war lang und Hafer ahnte, dass das nicht in einer Stunde zu bewältigen wäre.

    Und so kam es dann auch! Der Friedhof war schwarz voller Menschen. Hafer hatte gute Worte gefunden, die Bedeutung des Glaubens im Leben eines Wirtes biblisch fundiert der Trauergemeinde nahezubringen. Bei den Angehörigen waren viele Tränen geflossen, was in den hinteren Reihen die mehrfach geflüsterte Begutachtung hörbar machte: Eine schöne Leicht! Oder: So eine schöne Beerdigung! Oder auch: So möchte ich's auch einmal! Der Beerdigungschor der Gemeinde sang Näher mein Gott zu Dir… an der Aussegnungshalle, und dann ging's zum Grab. Es zog sich hin, bis alle sich umorientiert hatten von der Aussegnungshalle Richtung Grab. Hafer wartete geduldig bis er am Grab mit der Liturgie fortfahren konnte. Erde zur Erde… und dann zog sich das Vaterunser über den Friedhof. Die Katholiken vorne waren längst fertig, als die Protestanten, die weiter hinten standen erst beim täglich Brot waren. Bei dieser Menge an Leuten konnte sich auch Hafer trotz Umhänge-Mikrofon und Lautsprecher an der Stange nicht durchsetzen, weil der Bestattungsordner nicht so recht wusste wohin der den tragbaren Lautsprecher schwenken sollte, damit alle etwas verstehen hätten können. So wartete Hafer, bis die Letzten auch das Amen erreichten und sprach dann den Segen.

    Und nun kamen die Nachrufe. Zuerst die Rentner, die zweimal in der Woche zum Stammtisch gekommen waren. Routiniert wie Rentner, die häufiger auf Beerdigungen waren, sprachen sie kurz und die bekannten Floskeln und legten ihren Kranz vorne in die Mitte vor das Grab. Dann kamen die Skatbrüder mit einem Kranz und die Kegler und die Singfrauen und Schafkopferer und die Fußballer und der Männerchor und der Veteranenverein und die Reservisten und noch einige, und alle legten ihre Kränze rund um das Grab, das nun ringsum unzugänglich war, weil so viele niedergelegte Kränze einen regelrechten Wall um das Grab bildeten.

    Dann kam der Hubert von den Jägern. Er steckte in einem deutlich zu kleinen Jägerjanker, so eine Art Ausgangsuniform für Jäger, die er sich ganz offensichtlich geliehen hatte oder seit 30 Jahren nicht mehr aus dem Schrank geholt hatte. Auf dem Kopf hatte er einen Filzhut, passend zum Janker, den er vor dem Grab abnahm und umdrehte, weil er dorthinein den Zettel mit seiner Rede geklemmt hatte. Vor lauter Aufregung, weil er das auch nicht jeden Tag machte, hatte er aber so geschwitzt, dass der ziemlich durchfeuchtetet Zettel passgenau im Hut klebte. Also fing er an vorzulesen, etwas stockend, weil einiges schon vom Schweiß verlaufen war, und das in vertrauter Du-Form, wie er halt mit dem Willi, dem Wirt stets geredet hatte.

    Lieber Willi! Auch die Jager aus dem … Bauernwald, die bei Dir stets ihren Schnaps … getrunken haben, wünschen Dir … unser herzlichstes Beileid. Und Dir Maria, natürlich auch. Du bist ja etzet eine Witwe vom Willi. Die Jagergemeinschaft bedauert es sehr, ihren Wirt … auf so tragische Weise verloren zu haben, und … hier stockte er und wisperte im Hut herum um den Zettel auf seine Rückseite zu drehen, wo offensichtlich der weitere Text verzeichnet stand. Doch das wollte nicht gelingen. Der schweißfeuchte Papierfetzen klebte im Hut und war nicht zu bewegen, ohne vollends zerstört zu werden, was der Hubert ja nicht wollte, er sollte ja den zweiten Teil auch noch vorlesen. Aber er musste einsehen, dass das nicht ging. So fasste er sich ein Herz, lies den Zettel Zettel sein, und blickte ins Grab. Ach Willi, hob er von Neuem an, es ist einfach blöd, dass Du nicht mehr da bist. Wir haben Dir auch einen Kranz besorgt … - - Ja wo ist der denn? Hitzelsakra, wo hat denn der Albert den hie'gstellt?

    In den hinteren Reihen hatte sich bereits ein breites Grinsen auf fast allen Gesichter eingestellt und Hafer sah genau in diese Gesichter, biss die Zähne aufeinander, dass sie weh taten, um nicht selbst die Fassung zu verlieren und die Würde des Ortes und der Situation auch gegenüber den Angehörigen aufrecht zu erhalten.

    Der 'Jager-Hubert' verließ nun seinen Platz vor dem Grab. Hafer wusste nicht, ob er aufgegeben hatte und ob er nach noch einem Nachruf Ausschau halten sollte, deshalb schaute er gespannt nach dem Hubert. Der suchte verzweifelt in den vielen Ständern, die der Bestatter in einiger Entfernung mit Kränzen behangen aufgestellt hatte, und fand nach kurzer Suche den richtigen unten an einen Ständer angelehnt. Er schleppte ihn zum Grab.

    So, legen wir Jager fuhr er da fort, nun an Deinem Grabe diesen Kranz nieder! In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass am Grabe gar kein Platz mehr war für einen zusätzlichen Kranz. Einen anderen Kranz verdecken wollte er natürlich auch nicht, und so begann er erneut zu schwitzen. Er wusste sich aber zu helfen und sagte nun laut und trotzig: Also Willi, da ist ja gar kein Platz mehr! Weißt Du was, ich stell ihn wieder da hinter, Du wirst ihn schon sehen von da oben runter! Sprachs und ging mit seinem Kranz um ihn dahin zurückzubringen, wo er ihn geholt hatte. Dann kam er zurück. Mit großer Ernsthaftigkeit, als ob nun, das die Beerdigung entscheidende Zeremoniell folgen sollte, baute er sich vor dem Grab noch einmal auf, setzte seinen Filzhut auf, der ihm eh in der Hand nichts mehr nützte, der aber von der Kranzaktion total verknautscht war, und sagte, jetzt mit pathetisch getragener Stimme: Willi, die Jagergemeinde ist stolz auf Dich. Lebe in Frieden! Und mir trinken den nächsten Schnaps auf Dich! Sprachs und ging schnurstracks von dannen.

    Eine atemlose Stille überdeckte im nächsten Moment die ohnehin große Grabesstille und verbreitete eine Atmosphäre der absoluten Lähmung in der auch die kleinste Bewegung der großen Zeh als Sakrileg wirken würde, weshalb es unterblieb. Niemand war sich gerade sicher, ob er schmunzeln oder weinen sollte. Hafer spürte wie es jetzt seine Aufgabe war, die Situation wieder ins Lot zu setzen. Er trat also noch einmal einen Schritt vor und verkündete mit einer Stimme, die er so ruhig hielt, wie es ihm in dieser Situation überhaupt möglich war:

    Die Jäger haben uns daran erinnert, dass wir auch am Grab und gerade da, das Leben verkündigen. Das ist der Kern christlicher Auferstehungshoffnung. So darf ich im Namen von Familie Martrer die Verwandten und Freunde der Familie nun zu einem Abschiedskaffe in die Wirtschaft einladen. Dann drückte Hafer der Witwe stumm die Hand und ging zurück in die Sakristei der Aussegnungshalle. Des Sängers Höflichkeit schweigt, was da in ihm vorging!

    Metzgerspielchen

    Berufsschule Freitag um 12 Uhr. Es war Religionsunterricht. Berufsethische Fragen und der Umgang mit Menschen aus anderen Religionen standen auf dem Lehrplan. Von den 21 Schülern – es waren nur lauter junge Burschen - waren nur etwa ein Drittel da. Die anderen verhindert. Wie das Klassenbuch sagte, aber nur für Reli. Vorher waren sie alle da. Das machte Hafer stutzig. Ganz besonders, weil sich das Woche für Woche wiederholte und immer andere fehlten. Das roch nach System. Aber Hafer waren die Hände gebunden. Solange er Schüler hatte, hatte er Aufsichtspflicht. Und andere Kollegen um Hilfe zu bitten war ihm peinlich, das würde das Fach Religion mal wieder in ein merkwürdiges Licht rücken. Nein er brauchte einen stärkeren Helfer. Ein Stoßgebet gen Himmel.

    Und tatsächlich: Die Woche drauf war KEIN Schüler da. Das war die Chance für Hafer um zu verifizieren, was er länger schon vermutete. Er begann also, hübsch der Reihe nach, alle Wirtshäuser im Umkreis der Schule abzuklappern. Und sieh da. Im dritten Wirtshaus: Volltreffer. Nahezu seine ganze Reli-Klasse saß bei Bier und Schlachtschüssel vergnügt zusammen.

    Einen guten Appetit, die Herren, meldete sich Hafer lautstark zu Wort, da ihn die vergnügte Runde beim Eintreten gar nicht bemerkt hatte. Dann sah er, wie einzelnen Delinquenten förmlich die Wurst im Halse stecken blieb. Mit weit aufgerissenen Augen war es augenblicklich still. Damit hatten die jungen Männer nicht gerechnet. Ihr System war ja gewesen, dass immer ein Teil in Reli saß. Doch die Absprache hatte offensichtlich nicht funktioniert. Und so war die Falle zugeschnappt.

    Okay, sagte Hafer, das ist ein ganz offensichtlicher Fall von unerlaubtem Fernbleiben vom Unterricht, unerlaubtes Verlassen des Schulgeländes, betrügerische Absprache und Verarschen des Religionslehrers. Das wird für alle deutliche Konsequenzen haben und für manche von Ihnen auch gegenüber dem Lehrherrn und in Bezug auf die Lehrstelle, ganz zu schweigen von den schulischen Disziplinarmaßnahmen und juristischen Folgen. Jetzt machte Hafer eine Kunstpause um die Wirkung seiner Androhung einschätzen zu können. Es war totenstill in der Wirtschaft. Er hatte getroffen.

    Ich mache Ihnen ein Angebot, aber nur dies eine Mal! fuhr Hafer fort. Sie essen hier noch fertig, bezahlen ordentlich und begeben sich dann wieder in die Schule, nicht alle auf einmal, damit es nicht so auffällt. Und ab nächsten Freitag sind immer 90% von Ihnen im Reli. Das gilt probeweise bis zum Halbjahreszeugnis, dann sehen wir weiter. Wenn das funktioniert, werde ich nichts gesehen und gehört haben. Andernfalls bin ich nächsten Freitag um 13 Uhr beim Direktor.

    Wieder machte er eine Pause und nun sah er eine leichte Bewegung in den Gesichtern. Der Wortführer, Andreas K., der wohl auch auf die Idee des systematischen Schulschwänzens gekommen war, schaute in die Runde der Gesichter. Dann sagte er:

    Ist doch ein Angebot! Ich denk, ein besseres kriegen wir nicht!

    Also gut, sagte Hafer. Wer einverstanden ist, hebt die Hand.

    Es dauerte keine 5 Sekunden bis alle Hände deutlich oben waren.

    Bis nächsten Freitag! sagte Hafer, drehte sich um und ging.

    Beim Hinausgehen musste er am Wirt vorbei, der ein so breites Grinsen auf dem Gesicht hatte, dass Hafer alle Backenzähne bemühen musste um nicht selbst laut und erleichtert in schallendes Lachen auszubrechen. Das hob er sich auf, bis er zwei Straßenecken weiter war, aber dann wars um ihn geschehen. Er hatte zu tun, sich wieder in die Schule zu schleichen, die ja auch er unerlaubt verlassen hatte, um nach Stundenschluss mit Unschuldsmine im Lehrerzimmer aufzutauchen. Zum

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