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Von Anmerkung und Geisterhand
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eBook400 Seiten4 Stunden

Von Anmerkung und Geisterhand

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Über dieses E-Book

Laut Duden ist die Anmerkung weiterhin nichts weiter wie eine mündliche Äußerung. Oder eine nähere Erklärung oder Beschreibung. Zu einem Text zum Beispiel. Die Geisterhand hingegen gilt mehr als Sinnbild für höhere Macht. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an- oder vielleicht etwa doch nicht? Auf der anderen Seite ist die Anmerkung eine unsichtbare, abstrakte Erscheinung. Aber die Geisterhand nicht eigentlich auch? Eine unsichtbare, abstrakte Erscheinung? Also dann doch Gleichgepolte! Was sich in der Regel abstößt! Bekanntermaßen zumindest. Und ausgerechnet solche werden zusammengewürfelt? Hinzu kommt ja wohl auch noch, dass gerade die Geisterhand nicht unbedingt wie ein Kind zur Jungfrau geraten ist. Nein, mitnichten, zumal das Wiedergeben von Geschichten nicht gerade zu ihren Metiers zählt. Was sie auch unumwunden zugibt. Weshalb man dennoch auf sie zurückgegriffen? Dann doch nur Lückenbüßer- Mentalitäten? Denn kaum jemand erscheint für das Erzählen besser prädestiniert wie die Grille Helm Hops. Die hat man allerdings für die Schilderung der B- Geschichte abkommandiert. Nicht, dass das Ganze dann doch der Tatsache geschuldet, dass die Geschichte, für die die Geisterhand nun zuständig, ihren Ausgangspunkt an einem Gully vor einer Bankfiliale hat. Im Übrigen vor der Bankfiliale, in welcher sich die Geisterhand sowieso meistens aufhält. Wo sie sich am liebsten auf einer Lauer aalt. Doch es stinkt zum Himmel. Der Gully ist nämlich geöffnet. Und nicht nur zum Leidwesen von Kalle Mitzwitz, der auf der anderen Straßenseite eine Imbissbude betreibt. Auch die Anmerkung, unter anderem für das Freischaufeln der Bühne zuständig, äußert Bedenken. Vor allem, welchen Sinn es denn mache, den Vorhang ausgerechnet an einem geöffneten Gully zu lüften. Zumal das Wiederzugebende überhaupt nicht in der Bankfiliale stattfindet. Beziehungsweise stattgefunden hat- Pläsir hin, ähem her. Und was ist jetzt eigentlich mit Helm Hops? Und ihrer B- Geschichte…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Dez. 2020
ISBN9783752924107
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    Buchvorschau

    Von Anmerkung und Geisterhand - Tarius Toxditis

    A-Geschichte (Von Anmerkung und Geisterhand): diesmal unter anderem dabei):

    Geisterhand unsichtbare, abstrakte Erscheinung, Erzählerin der A- Geschichte

    Anmerkung unsichtbare, abstrakte Erscheinung, Co- Erzählerin der A- Geschichte

    Berry Weckerknecht Straßenkehrer

    Anne Hoch Wirtstochter

    Hasan Ibrahim Rahman Imam der Vorstadt- Moschee

    Tissie Andere Billionärs- Ur- Enkelin

    Madeleine Wurm Busfahrerin

    Blinder Stadtstreicher

    Warmlampe Lichtgestalt

    Karmin- Jupp Tyrannosaurus Rex; Schlosswächter

    Sella Rochen- Dame im Pazifik

    Tankwart Tunkel Tankwart

    A1: Vorhang auf

    Geisterhand Ich bin die fleißige Geisterhand und.

    Anmerkung Was?

    Geisterhand Ja! Und wie! Dazu überaußerordentlich gewandt!

    Anmerkung Dass ich nicht lache!

    Geisterhand Ach, was für ein Pläsir!

    Anmerkung Für jemand, der den ganzen Tag nichts Besseres zu tun hat? Wie auf einer Lauer herum zu aalen?

    Geisterhand Tja, mein Lieber, von nichts kommt nun mal nichts!

    Anmerkung Und dann auch noch mitten in einer Bank!

    Geisterhand In meiner geliebten Bank wohlgemerkt!

    Anmerkung Bist trotzdem noch nicht dran.

    Geisterhand Oh natürlich bin ich dran. Und wie ich dran bin. Oder glaubst du etwa, man mich umsonst für die heutige Geschichte auserkoren hat?

    Anmerkung Was allerdings auch mir ein Rätsel ist. Ehrlich gesagt.

    Geisterhand Nicht nur dir. Schätzungsweise hat‘ s aber am Ende doch was mit dem Ort des Geschehens zu tun.

    Anmerkung Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr. Ich meine, wo unsere kleine Geschichte doch überhaupt nicht in einer Bank stattfindet! Und in deiner gleich dreimal nicht!

    Geisterhand Nein, das stimmt schon, das hast du schon Recht. Doch unmittelbar davor!

    Anmerkung Da ist doch gar nichts.

    Geisterhand Hast du vielleicht ‚ne Ahnung.

    Anmerkung Höchstens- aber nein, daran darf man ja nicht einmal denken.

    Geisterhand Sprich dich nur aus.

    Anmerkung Doch nicht der offene Gully!

    Geisterhand Da schau mal her, scheinst ja doch Ahnung zu haben. Zumindest ein klein wenig.

    Anmerkung Aber das, ich meine, das kann doch nicht dein Ernst sein.

    Geisterhand Also der Schauplatz des Geschehens ist von mir ja nun auch nicht gerade ausgeguckt worden. Allerdings wenn wir so weitermachen.

    Anmerkung Wie darf ich das denn nun schon wieder verstehen?

    Geisterhand Was wir allein durch deine Plapperei jetzt schon an Zeit verloren haben.

    Anmerkung Das liegt ja nun wirklich nicht an mir!

    Geisterhand Oh, und wie es an dir liegt!

    Anmerkung Gar nicht wahr!

    Geisterhand Auf jeden Fall muss ich machen jetzt. Sonst werden wir ja nie fertig.

    Also nochmal von vorn: ich bin die fröhliche Geisterhand, unsichtbar und sehr bekannt.

    Anmerkung Halt, halt!

    Geisterhand Was ist denn jetzt schon wieder? Schon wieder du unnötig aufhältst!

    Anmerkung Als ob ich s nicht gerade erwähnt habe mit dem nicht Dransein.

    Geisterhand Und ich das mit dem Auserkoren sein! Falls ich dich zart erinnern darf!

    Anmerkung Nein, darfst du nicht!

    Geisterhand Hört, hört! Und wieso nicht?

    Anmerkung Hallo! Weil die Bühne vielleicht zuerst freigeschaufelt werden sollte?

    Geisterhand Wieso Bühne?

    Anmerkung Und der Vorhang gehoben!

    Geisterhand Vorhang? Vor einem Gully?

    Anmerkung Beeilung jetzt! Einfach voranmachen!

    Geisterhand Du bist es doch, der dauernd stört und unterbricht.

    Anmerkung Allmählich reicht es! Das kann doch nicht dein Ernst sein!

    Geisterhand Und wie es mein Ernst ist. Nicht umsonst bin ich die unsichtbare Geisterhand,

    stets auf der Lauer, mitten in der Bank!

    Anmerkung Jetzt halt dich doch wirklich mal zurück!

    Geisterhand Wie?

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Ja, ja, schon gut! Von mir aus, schließlich es an mir auch nicht scheitern soll. Wobei unter Pläsir allerdings schon was anderes zu verstehen ist.

    Anmerkung Oh je!

    Ähem- also, verehrtes Publikum,

    hiermit möchte ich mich für Ihr Erscheinen bedanken! Und Sie recht herzlich willkommen heißen hier bei uns auf der Bühne! Beziehungsweise vor dem Vorhang!

    Geisterhand Und ich dachte in der Bank! Oder etwa jetzt doch nicht?

    Anmerkung Funkt‘ s du etwa schon wieder dazwischen?

    Geisterhand Vor dem Gully.

    Anmerkung Ich gib‘ s auf.

    Sehr verehrtes Publikum, ich denke, dass Sie jetzt schon verfolgt haben, was sich hier die im Moment noch abspielt. Auch darum würde ich sagen, bevor wir weiter herum machen: Vorhang auf, Bühne frei!

    Geisterhand Müsste es nicht eigentlich „Gully auf, Bank frei" heißen?

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Ach, was für ein Pläsir!

    Anmerkung Also, verehrtes Publikum, Bank auf, Gully frei! Für die Geisterhand. Wozu ich Ihnen viel Vergnügen wünsche!

    Geisterhand Verzückt ich bin.

    Anmerkung Nanu!

    Geisterhand Nix nanu!

    Anmerkung Ich meine, wo du doch sonst immer mit deinem Pläsir angelatscht kommst.

    Geisterhand Stimmt eigentlich.

    Anmerkung Oh je!

    A2: Von Anmerkung und Geisterhand

    Geisterhand So, werte Besucherin.

    Anmerkung Beziehungsweise Besucher, nicht wahr?

    Geisterhand Funk du jetzt bitte aber auch nicht dauernd dazwischen.

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Also, weiter im Text, der da lautet: herzlich Willkommen und ein freundliches Hallo auch von mir hier aus der Bank, in welcher ich mich augenblicklich befinde.

    Ich selbst bin die freundliche Geisterhand, alles andere wie unnahbar und durchaus galant. Und der heutige Begleiter der heutigen Geschichte.

    Warum ich Sie aus der Bank begrüße, hat im Übrigen gleich mehrere Gründe. Zum einen, weil unsere Geschichte unmittelbar davor begonnen. Beziehungsweise ihren Lauf genommen. Davor bedeutet am Gully, aber ich denke, dass wir dies jetzt schon hatten- Bank oder Bühne hin, Vorhang oder Absperrung her!

    Zum anderen man mich für unsere Geschichte auserkoren hat- Pläsir hin, Pläsir her.

    Obwohl das Erzählen nicht unbedingt zu meinen Metiers zählt! Nein, etwas, was zweifelsohne behauptet werden kann.

    Dass man dennoch auf mich zurückgegriffen, hat auch damit zu tun, dass unser eigentlicher Erzähler abhandengekommen ist. Ich spreche natürlich von der Grille Helm Hops, die im nahegelegenen Stadtwald wohnt.

    Ja, ja, der gute alte Helm Hops, der weitaus Erfahrenste in unserer Gegend. was das Vortragen und Wiedergeben von Geschichten betrifft. Also demnach kaum einer besser prädestiniert. Warum er allerdings für unsere heutige Geschichte nicht zum Zuge kommt, hat was damit zu tun- na ja, wie soll ich sagen? Ich möchte nämlich natürlich nicht zu viel vorwegnehmen auf der anderen Seite.

    Anmerkung Sag‘ s doch einfach. Frei raus.

    Geisterhand Als ob ich nicht schon dabei wäre.

    Anmerkung Auf der anderen Seite.

    Geisterhand Wie?

    Anmerkung Ach, nichts.

    Geisterhand Also, es könnte, beziehungsweise es hat was damit zu tun, dass Helm Hops heute selbst mitwirkt.

    Anmerkung Du meinst in unserer Geschichte mitwirkt.

    Geisterhand Ja. Beziehungsweise auftaucht.

    Anmerkung Wohl nicht in einer ganz bestimmten Funktion- oder vielleicht etwa doch?

    Geisterhand Beziehungsweise Rolle. Aber ob wir dabei nicht jetzt wirklich zu weit gehen würden? Was das Vorwegnehmen angeht?

    Anmerkung Was spricht denn dagegen, wenn wir dies jetzt auch schon verraten?

    Geisterhand Nicht, dass unsere Geschichte an Dramaturgie einbüßt.

    Anmerkung Als was soll Helm Hops außerdem schon auftreten?

    Geisterhand Wenn du mich so fragst: keine Ahnung.

    Anmerkung Oh je, dann denk mal nach!

    Geisterhand Ich fürchte, ich steh gerade auf‘ m Schlauch.

    Anmerkung Als Geschichtenerzähler natürlich!

    Geisterhand Aber ja doch! Natürlich!

    Anmerkung Oh je!

    Geisterhand Dass ich nicht selbst draufgekommen bin!

    Anmerkung Wie denn? Wo du doch auf einem Schlauch verweilst.

    Geisterhand Was für ein Pläsir! Ein Geschichteerzähler in unserer Geschichte.

    Anmerkung Mach lieber weiter!

    Geisterhand Jetzt, wo du‘ s gesagt hast.

    Anmerkung Oh je!

    Geisterhand Ich glaub, jetzt fällt‘ s mir auch wieder ein.

    Anmerkung Also, wenn das so weiter geht.

    Geisterhand Mich ab jetzt einfach nur machen lassen. Dann wird das schon.

    Anmerkung Oh je!

    Geisterhand Ja, werter Besucher.

    Anmerkung Besucherin nicht zu vergessen. Nicht wahr?

    Geisterhand Also nachdem jetzt schon geklärt ist, dass wir im Laufe unserer gemeinsamen Zeit auf Helm Hops treffen werden, wollen wir wieder zurück auf unsere ursprüngliche Geschichte kommen. Die, aber ich denke, dies ist jetzt mehrfach erwähnt worden, am Gully vor unserer Bank losgeht. Beziehungsweise in den Startlöchern steht.

    Wichtig vielleicht noch zu sagen in diesem Zusammenhang, dass unsere Bank eigentlich nur eine Filiale ist, die sich an einer Vorstadt - Hauptstraße befindet.

    Gegenüber von uns der Imbiss von Kalle Mitzwitz, und daneben der Antiquitätenladen vom alten Abraham. Beides gleichsam lang eingesessene Institutionen hier bei uns in der Vorstadt. Und auf Beides werden wir wohl noch zurückkommen im Laufe unserer Geschichte.

    Und ich glaube, so langsam freue ich mich doch darauf, so wenig das Geschichteerzählen mir wie ein Pläsir erscheint. Aber was heißt dies schon?

    Neben Abrahams Laden dann im Übrigen noch ein langgezogener Maschendrahtzaun, hinter welchem sich ein Schulhof befindet.

    Jedoch auch wir auf unserer Seite nicht gänzlich allein; an unserer beschaulichen Bankfiliale grenzt die kleine beschauliche Pension der pensionierten Pensionswirtin Federica Fiel. Und auch hier könnten im Laufe unserer Geschichte Bewegungen stattfinden; ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen.

    Zwischen Pension und meiner Bank beziehungsweise Imbiss und Antiquitäten ist die Fahrbahn unserer Hauptstraße zweispurig; für jede Richtung eine. Der Verkehr hier nicht allzu stark, so dass die Straße an dieser Stelle spielendleicht überquert werden kann. Auch ist sie breit genug, wenn, ja, wenn das Wörtchen „wenn" nicht wäre. Und ob es sich in diesem Falle wirklich um ein Pläsir handelt? Na also, weiß nicht, ehrlich gesagt.

    Tja, und dieses „wenn" ist der geöffnete Gully mitten auf der Straße; umzingelt von rot-weißen Absperrbändern, so dass die Fahrspuren, in beiden Richtungen wohlgemerkt, eingeengt sind. Gerade größere Vehikel wie Lastwagen oder Linienbusse sind genötigt, an dieser Stelle abzubremsen. Vorsichtig umkurven, wobei sie nicht selten die Bordsteinkante mitbenutzen müssen, um wenigstens halbwegs vorbeizukommen.

    Zu alldem scheint es sich hierbei um eine Art Dauerbaustelle zu handeln; denn wie lange sie existiert, das weiß keiner von uns. Oder gar wie lange noch, nein, dies auch nicht gerade; nicht einmal derjenige, der sich stets innerhalb der Absperrung befindet; von morgens bis abends wohlgemerkt.

    Dies ist freilich kein Geringerer wie der Kanalarbeiter Gunnar Günsch. Wer nun annimmt, er würde den ganzen Tag hinauf- und runterklettern, um seinen Job zu tun, könnte sich leicht getäuscht werden, leichter, wie man vielleicht annehmen könnte.

    In Wirklichkeit sitzt Gunnar auf einem Klappstuhl, der an dem eines Theater- oder Filmregisseurs erinnert, unmittelbar neben dem offenen Kanal, und zwar von morgens bis abends. In der Regel bewaffnet, um auch mal solch einen Ausdruck zu verwenden, mit einer großen Flasche Orangenlimo beziehungsweise Salamistulle, wahlweise auch mal mit Kochschinken belegt, von morgens bis abends. Eindrücke, dass er jemals auch nur einen Handstrich im Kanal vollzogen hätte, kann man eigentlich so gut wie gar nicht wahrnehmen, von morgens bis abends. Und ebenfalls von morgens bis abends zieht er gehörigen Unmut auf sich, sowohl von den Vorbeifahrenden wie auch von Passanten und Anliegern; im besonderen Maße von Kalle Mitzwitz, dem Betreiber der Imbissbude; doch, doch, ganz zweifelsohne dem so ist.

    Als Beispiel möge hierzu ein Dialog zwischen den beiden, welcher sich nahezu täglich wiederholt, dienen:

    Kalle Mitzwitz Wann machst du nun endlich mal deinen Deckel zu?

    Gunnar Günsch Gut Ding braucht nun mal sein Weilchen.

    Kalle Mitzwitz Stinkt ja bis zum Himmel!

    Gunnar Günsch Was du nicht sagst!

    Kalle Mitzwitz Unglaublich alles hier!

    Geisterhand Und nachdem ich Ihnen nun unseren Straßenabschnitt etwas nähergebracht habe, können wir mit unserer Geschichte endlich loslegen!

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Was denn jetzt noch?

    Anmerkung Als ob du nicht noch was vergessen hättest.

    Geisterhand Wie denn, Kleiner? Wenn ich noch gar nicht angefangen habe.

    Anmerkung Kleiner ist die eine Sache.

    Geisterhand Und du erahnst ja gar nicht, wie sehr ich mich inzwischen auf unsere kleine Geschichte freue.

    Anmerkung Kleinigkeit eine andere.

    Geisterhand Huch! In Rätseln du sprichst!

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Nicht unbedingt ein Pläsir!

    Anmerkung Mich.

    Geisterhand Wie mich?

    Anmerkung Mich halt. Oh je!

    Geisterhand Nix oh je!

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Ich glaub, ich mutmaße, auf welchem Dampfer du gerade schwimmst!

    Anmerkung Also dann doch oh je!

    Geisterhand Also schön.

    Anmerkung Als ob du nicht schon dabei wärst, nicht wahr?

    Geisterhand Werte Besucherin, werte Besucher, worauf mich die Anmerkung hat aufmerksam machen wollen, obwohl dies nicht unbedingt notwendig gewesen wäre ist sie auch mal vorzustellen- mit „sie" ist natürlich die Anmerkung selbst gemeint.

    Die Anmerkung selbst ist nichts weiter wie eine abstrakte Erscheinung, und gleichsam unsichtbar wie ich. Ach, was für ein verbindendes Pläsir. Jedoch dies natürlich nur am Rande.

    Laut Duden ist die Anmerkung weiterhin nichts weiter wie eine mündliche Äußerung. Oder eine nähere Erklärung oder Beschreibung. Zu einem Text zum Beispiel.

    In unserem Falle sie mir heute assistieren wird.

    Anmerkung Na, ob ich mich darauf wirklich freue?

    Geisterhand Ich denke, dass sich dies noch erweisen wird.

    Anmerkung Da hast du vollkommen Recht.

    Geisterhand Liebe Besucherin, die Anmerkung.

    Anmerkung Ganz zu schweigen der Besucher. Nicht wahr?

    Geisterhand Die Anmerkung. Ich meine, für heute wird die Anmerkung vor allem in ergänzender Weise beistehen. Am besten mal ein kleines Beispiel. Na, wie wäre es?

    Anmerkung Äh!

    Geisterhand Nur eine kleine Kostprobe.

    Anmerkung Damit habe ich jetzt eigentlich nicht gerechnet. Ehrlich gesagt.

    Geisterhand Auf, jetzt darfst du natürlich auch kein Frosch sein.

    Anmerkung Also bevor du mich schlägst. Nur.

    Geisterhand So gefällst du mir schon wieder viel besser.

    Anmerkung Nur welches Beispiel nimm ich? In aller Kürze, schließlich bin ich nicht vorbereitet.

    Geisterhand Weiß ich jetzt eigentlich auch nicht. Ehrlich gesagt. Doch wozu in die Ferne schweifen?

    Anmerkung Nein!

    Geisterhand Warum denn nicht?

    Anmerkung Doch nicht etwa Gunnar!

    Geisterhand Ja, warum denn nicht?

    Anmerkung Zu dem gibt es doch nun wirklich nicht mehr allzu viel zu sagen.

    Geisterhand Umso besser.

    Anmerkung Höchstens, dass er nicht allzu groß, leicht untersetzt, und in bestem Mannesalter.

    Geisterhand Schau mal her! Geht ja doch!

    Anmerkung Und dass er stets mit orangefarbener Kanalarbeiterkluft bekleidet.

    Geisterhand Na, wer sagt‘ s denn?

    Anmerkung Nur.

    Geisterhand Und genügt auch schon. Vollkommen, was für ein Pläsir!

    Anmerkung Bliebe nur noch eines offen.

    Geisterhand Na klar! Der Gully!

    Anmerkung Nämlich in welchem Tempus die Geschichte wiedergeben wird?

    Geisterhand Wie du jetzt auf so etwas kommst?

    Anmerkung Da doch der Gully immer offen ist. So auch jetzt gerade, in diesem Augenblick.

    Geisterhand Ich steh gerade auf dem Schlauch.

    Anmerkung Oh je! Und dies jetzt schon zum zweiten Mal!

    Geisterhand Worauf du hinauswillst?

    Anmerkung Der in diesem Augenblick offenstehende Gully. Spricht also eher für das Präsens.

    Geisterhand Ach so! Aus dieser Richtung der Hahn kräht!

    Anmerkung Groschen gefallen?

    Geisterhand Aber mein Lieber, das ist doch nun wirklich ganz einfach.

    Anmerkung Mit Donnerhall abwärts?

    Geisterhand Unsere Geschichte. Liegt ja auch erst ein paar Tage zurück.

    Anmerkung Also dann doch das Imperfekt.

    Geisterhand Also, eigentlich ist unsere Geschichte schon eine vergangene.

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Nix ähem!

    Anmerkung Doch ähem! Worauf du jetzt eigentlich noch wartest? Nachdem all dies geklärt?

    Geisterhand Wir könnten schon viel weiter sein. Deinem Dauerfunken sei Dank!

    Anmerkung Fängst du etwa schon wieder mit diesem Theater an?

    Geisterhand Apropos Theater: wo ist die Bühne denn jetzt eigentlich?

    Anmerkung Und ich dachte, es geht an einem Gully los.

    Geisterhand Und vor allem, der Vorhang? Wo ist der Vorhang?

    Anmerkung Müsste der nicht sowieso mal gelüftet werden?

    Geisterhand Kein Wunder bei dem Gestank.

    Anmerkung Was!

    Geisterhand Ja, worauf wartest du denn noch?

    Anmerkung Als ob ich nicht schon dabei wäre.

    Geisterhand Alles andere wie ein Pläsir!

    Anmerkung Sehr verehrtes Publikum,

    es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, Ihnen nun die Geisterhand präsentieren zu dürfen! Hierzu Vorhang auf!

    Geisterhand Zu viel der Ehre!

    Anmerkung Jetzt mach du auch mal endlich mal voran!

    Geisterhand Geht es nicht eigentlich um die Geschichte? Die zu präsentieren ist?  Und weniger um mich? Bei aller Ehre?

    Anmerkung Ähem!

    Geisterhand Ich bin die lustige Geisterhand, fleißig, freundlich und durchaus elegant.

    Anmerkung Ich glaub, ich werde nicht mehr!

    A3: Vor dem Imbiss

    Geisterhand Es war also einmal an einem Freitag; die Nachmittagssonne über unserer Vorstadt schien mild, ein leichter Wind hinzu.

    Abrahams Laden befand sich im Prinzip zwischen Kalles Imbiss auf der einen Seite und dem Schulhofzaun auf der anderen Seite- aber dies wir ja bereits hatten, oder etwa nicht?

    Wieso ich dies dennoch noch einmal erwähne? An dem zweistöckigen Wohnhaus, wo der Antiquitätenladen untergebracht war, und zwar seit Jahrzehnten schon, oh, wer dies schon so genau wusste, verlief an der Seite, wo der Zaun angrenzte, und zwar unmittelbar, eine Regenrinne. Die vortrefflich zu glucksen verstand, vor allem dann, wenn es ruhig war, und vor allem nachts.

    Genau davor befand sich eine Haltestelle. Wenn nicht gerade Schulschluss war, waren die Linienbusse, die dort hielten, gewöhnlicherweise leer. Vereinzelte lediglich, denn sie war und ist erst die zweite Station nach der Endstation hier bei uns in der Vorstadt.

    Doch genau das war ein zusätzlicher Knackpunkt; denn der betroffene Linienbus hatte an der Absperrung von Gunnar Günsch abzubremsen, kaum dass er an der Haltestelle wieder angefahren war. Was den Verdruss der jeweiligen Busfahrer nicht gerade minderte. Nein, ganz im Gegenteil.

    Anmerkung Und unter Pläsir schien wohl was anderes zu verstehen gewesen zu sein.

    Geisterhand Du mir aus dem Herzen sprichst. Irgendwie zumindest.

    Es war also Freitag nachmittags, als eben dieses von mir beschriebene Malheur abermals passierte. So dass der soeben angefahrene Linienbus wieder abzubremsen hatte. Und wie gesagt zum Verdruss des Busfahrers.

    Anmerkung Busfahrerin.

    Geisterhand Aber ja natürlich, mein Lieber. Hätte ich auch schon noch gesagt. Und alles andere wie eine Unbekannte hier bei uns. Schließlich bediente sie seit etlichen Jahren die Linie durch unsere Vorstadt. Das Fenster an der Fahrerseite aufgeklappt, schaute sie auf Gunnar, wobei ihr die Verärgerung im Gesicht geschrieben stand.

    Anmerkung Bei der Busfahrerin es sich um Madeleine Wurm handelte. Unter ihrer hellblauen Busdienstmütze quoll lockiges, ins Brünette neigende Haar, welches ihr bis zu den Kragen reichte, hervor. Ungefähr dreißig wirkte unsere Busfahrerin nicht ganz zuletzt aufgrund ihres sommersprossigen Gesichts noch recht jung.

    Geisterhand Ihre Verärgerung hatte neben der Fahrbahnverengung durch die Ewigkeitsabsperrung noch einen weiteren Grund.

    Anmerkung Na klar, Madeleine wollte nach Hause.

    Geisterhand Denn es war für sie die letzte Tour des Tages. Dementsprechend eilig sie es hatte.

    Anmerkung Aber warum hören wir nicht einfach mal rein?

    Geisterhand Von nicht allzu weit hörte man die Glocke unserer kleinen Vorstadtkirche zur halben Stunde schlagen.

    Gunnnar Günsch Madeleine, was ist denn jetzt schon wieder mit dir?

    Madeleine Wurm Dass du das auch noch fragst.

    Gunnar Günsch Wenigstens das wird man ja wohl noch dürfen.

    Madeleine Wurm Jeden Tag die gleiche Scheiße hier!

    Gunnar Günsch Das kannst du aber so jetzt auch nicht sagen.

    Madeleine Wurm Doch! Und wie ich das sagen kann! Außerdem habe ich gleich Feierabend! Und es dementsprechend eilig! Falls dich das interessiert!

    Gunnar Günsch Mensch! Und wie mich das interessiert!

    Geisterhand Mühselig lenkte Madeleine ihren Bus an Absperrung und Gunnar vorbei, nicht ohne mit den Backboard- Reifen auf den Bordstein vor Kalles Imbiss zu fahren, doch wäre dies anders so gut wie gar nicht möglich gewesen. Sodann sie die Stelle endlich passiert, wurde sichtbar, dass sich auch vor dem Antiquitätenladen etwas tat. An der stand nämlich Abrahams Frau, mit einer Hand an der Klinke wohlgemerkt.

    Anmerkung Nicht mehr die Allerjüngste, vertrat sie ihren Mann häufig im Laden. Mit grauer Dauerwelle versehen, quellte unter dem pinken Kittel der vierzehnfachen Mutter eine hellblaue Bluse, die an den Ärmeln hochgekrempelt, hervor.

    Vor ihrem Laden vorgefahren war ein kleiner orangefarbener Straßenkehrwagen, in welchem Berry Weckerknecht. Berry selbst steckte natürlich in einer orangefarbenen Straßenkehrkluft. Nicht nur durch sein Kurzhaarschnitt wirkte der ungefähr Dreißigjährige stets äußerst gepflegt.

    Berry Weckerknecht Was? Sie auch mal draußen?

    Abrahams Frau Na, hören Sie mal! Schließlich muss auch ich mal frische Luft schnappen.

    Berry Weckerknecht Wieso? Gibt’ s in Ihrem im Laden keine?

    Abrahams Frau Na, erlauben Sie mal!

    Berry Weckerknecht Man ja wohl noch das Recht zu fragen hat.

    Abrahams Frau Sehen Sie lieber zu, dass Sie Land gewinnen. Bevor Sie mir mit noch mehr Frechheiten kommen.

    Berry Weckerknecht Ganz im Gegenteil!

    Abrahams Frau Als ob Sie nichts anderes zu tun hätten.

    Berry Weckerknecht Wissen Sie, ich hab da nämlich eine Frage. An Ihren Mann.

    Abrahams Frau Ist nicht da.

    Berry Weckerknecht Wie?

    Abrahams Frau Oder warum glauben Sie, stehe ich im Laden?

    Berry Weckerknecht Allwissend bin ich natürlich auch nicht immer.

    Abrahams Frau Ach herrje! Aber bitte schön, wenn es denn unbedingt sein muss.

    Berry Weckerknecht Ach, Sie meinen, ich könnte.

    Abrahams Frau Jede Frage an meinen Mann können Sie auch an mich richten. Wenn Sie mir nur nicht wieder so frech mit der Luft daherkommen.

    Berry Weckerknecht Mann, war doch bloß ‘n Scherz.

    Abrahams Frau Ja, ja. Also, was ist jetzt?

    Berry Weckerknecht Nix? Was soll denn sein?

    Abrahams Frau Mit Ihrer Frage. Oder glauben Sie, ich möchte den ganzen Tag hier Wurzeln schlagen?

    Berry Weckerknecht Also, ob sie die auch haben?

    Abrahams Frau Wie? Was?

    Berry Weckerknecht Ich meine, wo ihr im Laden doch fast immer alles habt.

    Abrahams Frau Also, wenn Sie lediglich in Rätseln sprechen, werde ich Ihnen wohl kaum auf die Sprünge helfen können.

    Berry Weckerknecht Na ja, es ist doch nur, weil ich vorhin an so ’nem Plakat vorbeigefahren bin.

    Abrahams Frau Na und.

    Berry Weckerknecht So’ n Werbeplakat. Mit Werbung für Fruchtkaugummis.

    Abrahams Frau Ich höre wohl nicht richtig.

    Berry Weckerknecht Doch! Handelt sich wohl um so ganz neuartige Fruchtkaugummis.

    Abrahams Frau Neuartig? Wird ja immer heiterer?

    Berry Weckerknecht Ja! Laut Werbeplakat!

    Abrahams Frau Oh, Herr Weckerknecht! Wie lange wir uns schon kennen.

    Berry Weckerknecht Keine Ahnung! Auf jeden Fall sehr lange schon!

    Abrahams Frau Dass Sie sich überhaupt mal besinnen. Dann dürfte Ihnen doch eigentlich auch klar sein, dass für Neuartiges in unserem Laden kein Platz ist.

    Berry Weckerknecht Nix für ungut.

    Abrahams Frau Sondern nur für das Gegenteilige; schließlich sind wir immer noch ein Antiquitätenladen.

    Berry Weckerknecht Jetzt regen Sie sich doch nicht auf. Hätte ja sein können.

    Männliche Stimme von der Seite Aber ich habe sie.

    Anmerkung Jene Stimme von keinem Geringeren stammte wie von Kalle Mitzwitz, der aus dem offenen Visier seines Imbissladens herausschaute. Im besten Mannesalter war er zumeist mit einem karierten Hemd bekleidet, welches bis zu den Ärmeln hochgekrempelt war. Markenzeichen jedoch eine um seine kräftige Statur umgebundene weiße Schürze; die in aller Regel von alldem, was sein Imbiss hergab, vollgekleckert war: Mayospritzer, Senfspritzer, Ketchupspritzer, Fettspritzer.

    Geisterhand Berry schaute sich um; Abrahams Frau, sie war verschwunden.

    Kalle Mitzwitz Straßenkehrer!

    Geisterhand Berry war etwas verdutzt, und so wirkte er auch.

    Kalle Mitzwitz

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