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Nichts Neues vom Nichts
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eBook439 Seiten4 Stunden

Nichts Neues vom Nichts

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Über dieses E-Book

Hallo, werte Leserin. Beziehungsweise Leser, ich das RLG bin. "Nanu", Sie vielleicht denken mögen? Beziehungsweise hinterfragen? "RLG? Noch nie gehört?" - oder vielleicht doch? Was natürlich schön wäre. Okay, um das Ganze vielleicht dann doch mal abzukürzen: bei dem RLG es sich natürlich um eine abgekürzte Abkürzung handelt; frei nach dem Motto: "freilich, freilich." Ob daraus allerdings zu erschließen ist, dass ich zum Beispiel unsichtbar bin? Und mich gegenwärtig unter dem Schirm einer kleinen, verträumten Nachttischlampe aufhalte? Inmitten eines kleinen, verträumten Pensionszimmers? Nur, werter Leser, falls Sie jetzt vermuten sollten, dass ich dort gänzlich alleine wäre, so ich dies verneinen müsste. Beziehungsweise werte Leserin; mitnichten dem so ist. Eher es etwas mit Distanzierung zu tun hat, wieso ich mich unter dem spärlichen Licht der Lampe verdingt habe. Natürlich von dem, dessen Gewissen ich eigentlich bin. Aber was heißt schon eigentlich – ich bin es einfach. Und der gegenwärtig in Decken vermummt auf dem Boden vor dem Nachttisch liegt. Bei dem es sich im Übrigen um Radius Lehr handelt. Logischerweise. Seines Zeichens ein frischgebackener Ex- Malergehilfe. Beziehungsweise ein Bücherschreiber. Auch frischgebacken. Ein selbsternannter dazu, nein, anders an dieser Stelle dies nun auch nicht gerade umschrieben werden kann. Von einem Gewissen wie mir sowieso nicht- nein, gleich dreimal nicht. Stellt sich vielleicht noch die Frage, warum Radius eigentlich auf dem Boden nächtigt. Und nicht im Bett, wo es doch gerade so schön daneben. In dem kleinen Zimmer. Hat dann aber doch einen ganz einfachen Grund. Um nicht zu sagen, einen triftigen: dort liegt nämlich schon jemand drin: nämlich Chantal Island - ihres Zeichens frisch gebackene Ex- Bankkassiererin; dazu auch noch die Verlobte von Radius. Auch frischgebacken. Hm- oder warum die Beiden nicht zusammenliegen? Zudem es 24 Stunden zuvor haargenau andersrum war. Will gesagt worden sein: da befand sich Radius im Bett und Chantal auf dem Boden; frei nach dem Motto: "frei nach dem Motto.",...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Dez. 2019
ISBN9783750215887
Nichts Neues vom Nichts

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    Buchvorschau

    Nichts Neues vom Nichts - Tarius Toxditis

    Diesmal unter anderem dabei:

    RLG Radius Lehrs Gewissen

    Radius Lehr Ex- Malergehilfe; Bücherschreiber

    Chantal Island Ex- Bankkassiererin; Radius Verlobte

    Berry Weckerknecht Straßenkehrer

    ßilberling Silbermünze

    Jakob Tuchfühlung Buchhändler

    Hugo Bauklotz Minimonster

    Heinzchen Staubwedel im Schloss Andere

    Zinnober Drache im Stadtwald

    Rupert Milchmann

    Karmin- Jupp Tyrannosaurus Rex; Türwächter vor dem Schloss Andere

    Madeleine Wurm Busfahrerin

    Eine komplette Auflistung aller Beteiligten am Ende des Buchs („Diesmal dabei gewesen")

    Lämpchen an

    RLG: „Das Lämpchen an? Oh, doch, tatsächlich. Scheint ja geklappt zu haben. Fast auf Anhieb sogar. Na, war ja jetzt auch anstrengend genug irgendwie.

    Okay, okay, dann sollte ich auch gleich loslegen. Bevor sie wieder aufwachen. Obwohl, kann noch ein Weilchen dauern. Auf der anderen Seite. So wie ich die Beiden kenne. Trotzdem, ich sollte machen. Oder gerade deswegen.

    Doch, doch, ich sollte, wie es scheint, das Lämpchen, oh, im wahrsten Sinne des Wortes, ja, es scheint. Und mit der Begrüßung ich beginnen sollte, schon aus reiner Höflichkeit – doch, doch, ich denke, oder etwa nicht? Das sich Vorstellen nicht zu vergessen, nicht ohne sich unnötig in den Vordergrund zu spielen, ja, ich glaube, sogar ein feiner Zug dies wäre. Sogar von so etwas wie mir! Noch einmal sich räuspern und dann nix wie rauf auf den Startblock- ganz schnell wohlgemerkt.

    Also hallo, und herzlich willkommen, verehrte Leserin. Beziehungsweise Leser, hier bei uns im kleinen Pensionszimmer. Um nicht zu sagen, verträumtes Pensionszimmer. Nur ich weiß nicht, ob ich hiermit dann doch etwas zu weit gehe. Jetzt gleich, zu Beginn. Mit dem Verträumt sein. Na, aber ich denke, wir werden sowieso noch sehen.

    Auf jeden Fall ist das mit dem kleinen Pensionszimmer insofern nicht von der Hand zu weisen, da ich mich gerade in einem solchen aufhalte. Gegenwärtig sozusagen, gegenwärtig, und zwar unter dem Schirm eines alten Nachttischlämpchens. Ja, etwas, was mit Fug und Recht behauptet werden kann. Mit einem zierlich gezwirbelten, goldfarbenen Ständer und einem roten Faltenschirm – ja, ganz putzig irgendwie. Das Licht, welches es spendet, eher spärlicher Natur. Und es flimmert auch ab und an – auf und ab, wenn man so will, auf und ab. Doch sonst funktioniert das gute, alte Stück noch tadellos. Nur der Knopf am Kabel etwas klemmt. Hin und wieder, na ja, etwas anstrengend manchmal, aber was will man machen? Dafür ein Schnäppchen, beim alten Abraham, gleich gegenüber von unserer Pension.

    Jedoch nun erst einmal eins nach dem anderen. Und gehört dazu nicht auch, dass man sich einfach erstmal vorstellt? Nicht nur aus reiner Höflichkeit? Aber deswegen natürlich auch?

    Also, werter Leser, ich heiße. Beziehungsweise Leserin, mein Name ist. Tja, bei mir es sich um das sogenannte RLG handelt. Ein Kürzel, wie sie sicherlich bereits entnehmen haben können – doch, doch ganz gewiss. Welches für Radius Lehrs Gewissen steht. Ja, Sie haben es schon richtig vernommen, nichts weiter wie ein Gewissen ich bin. Unsichtbar im Übrigen, und – wie gesagt - unter dem Schirm des uralten Lämpchens. Zum einen, weil es dort ziemlich gemütlich, flimmern hin – flimmern her. Zum anderen, weil ich mir an dieser Stelle etwas mehr Abstand verspreche. Natürlich Abstand von dem, dessen Gewissen ich eigentlich bin – das heißt, eigentlich nicht nur eigentlich. Und auch Abstand von den Geschehnissen, die ich Ihnen heute auch noch zuteilwerden lassen möchte. Und zwar nicht nur aus reiner Selbstverständlichkeit; dies aber natürlich auch – na klar, beziehungsweise frei nach dem Motto. „was sonst denn eigentlich auch?"

    Klar wohl, dass diese Geschehnisse in enger Verbundenheit mit dem, der augenblicklich vor unserem Nachttisch liegt, stehen – ja, doch, und wie so was von klar! Gegenwärtig eingehüllt in Decken, um nicht zu sagen, vermummt. Bei dem es sich freilich um Radius Lehr handelt, frei nach dem Motto „um wem sonst?"

    Hm - stellt sich zudem nicht die Frage, warum Radius Lehr überhaupt auf dem Boden nächtigt? Und nicht in seinem Bett, welches unmittelbar daneben? Weiß natürlich nicht, was Sie hierzu meinen, werter Leser. Oder vermuten. Beziehungsweise werte Leserin, doch das Ganze einen simplen Grund hat: Radius Pensionszimmerbett belegt ist. Anderweitig belegt, wenn man so will.

    In der Nacht zuvor es im Übrigen gerade andersrum gewesen ist. Will damit gesagt worden sein, da lag Radius im Bett; logischerweise die Andere in den ungemütlichen Vermummungsdecken auf dem knallharten Parkett. Bei welcher es sich im Übrigen um Chantal Island handelt - die Verlobte von Radius.

    Hm – nicht das das Ganze am Ende am für zwei zu schmalen Bett lag? Oder vielleicht etwa doch? So dass immer nur einer von den Beiden darin liegen kann? Beziehungsweise eine? Beziehungsweise liegen konnte? Hm, oder doch an was anderem? Unterm Strich betrachtet?

    Aber ich denke, auch dies werden wir im Laufe unserer gemeinsamen Zeit erkunden. Beziehungsweise auflösen. Doch ich würde vorschlagen, werte Leserin, wirklich jetzt erstmal eins nach dem anderen. Beziehungsweise werter Leser.

    Ohne aus den Augen zu verlieren, wie es zu dem Tausch zwischen Chantal und Radius gekommen ist – Bett hin, Boden her. Doch, doch, wir werden schon noch darauf zurückkommen – ja, ganz gewiss, und wie wir dies werden. Doch wollen wir nun zunächst beleuchten, wie es ungefähr 24 Stunden zuvor ausgesehen hatte. Also auch in tiefer Nacht, auch hier bei uns im Pensionszimmer. Und wo zunächst Radius im Bett lag – wie gesagt. Und Chantal auf dem Boden – nochmal wie gesagt.

    Hm – wie es überhaupt aussieht? Mit dem Bekleidet sein? Oder auch nicht? Immerhin Männlein und Weiblein, immerhin verlobt, immerhin in einer Kammer? Oder spielt dies zunächst nur eine untergeordnete Rolle? Zumindest zunächst einmal?

    Kurbeln wir also nun am Rädchen der Zeit, so dass sie tatsächlich um jene besagten 24 Stunden zurückgedreht wird? Hm – und könnte hierfür nicht auch das verträumte Flimmern unseres verträumten Lämpchens benutzt werden? Hm- ja, warum eigentlich nicht?"

    Also dann bis gleich, lieber Leser. Beziehungsweise Leserin, frei nach dem Motto: „mal schauen, ob es überhaupt klappt."

    1.Flimmern: Die Party zuvor

    RLG: „Hallo, werte Leserin! Beziehungsweise Leser, hat es überhaupt geklappt? Das Flimmern? Hm, scheint so! Im wahrsten Sinn sogar! Prima, dann können wir ja weitermachen.

    Wobei wir jetzt tatsächlich ergründen wollen, wie Chantal und Radius überhaupt in und vor dem schmalen Bett landeten. Beim ersten Mal freilich, also vor 24 Stunden.

    Vorausgegangen eine wilde, völlig aus den Fugen geratenen Party in der Hochkneipe, die sich im Übrigen wie unsere Pension an der Hauptstraße unseres Vorstadtviertels befindet. Zwar etliche Steinwürfe voneinander entfernt, doch immerhin.

    Ja, viele Stunden in der Kneipe sie zuvor verbracht hatten – der Radius und die Chantal. Mit zahllosen Anderen, und wo sie ihre Verlobung feierten, unter anderem wohlgemerkt, unter anderem. Und nicht nur aus Radius Ohren der Alkohol förmlich quoll – bei dem aber natürlich auch. Und gerade in seinem Fall konnte man die Vokabel „natürlich" wahrlich wörtlich nehmen, und zwar im wahrsten aller Sinne.

    Neben der Verlobung gab es freilich noch weitere Gründe zum Feiern. Zum Beispiel Radius Missgeschicke, die viele in seiner unmittelbarsten Umgebung in Mitleidenschaft gezogen hatten. Beziehungsweise weniger unmittelbarster Umgebung. Und welche dann doch noch zu einem Happy- End geführt hatten. Einschließlich der Lebensgefährdung von Meinard Lembel, seines Zeichens Verlagsdirektor und Cheflektor des sogenannten Lembelhauses.

    In diesem Zusammenhang darf nicht die doch schon sehr widrigen Begleiterscheinungen hinsichtlich der Veröffentlichung seines Buchs unter den Tisch gekehrt werden – nein, mitnichten. Welches im Übrigen sein allererstes Buch war- oh ja, etwas, was nun wirklich mit Fug und Recht behauptet werden konnte. Beziehungsweise unter die Theke, ein Schlamassel, in welches gerade Leute wie Lembel, welcher ja auch nicht mehr der Allerjüngste, hineingezogen wurden. Oder sollte man an dieser Stelle lieber von hineingesogen sprechen? Den Buchhändler Jakob Tuchfühlung, in dessen Laden dieses unsägliche Buch über den Tisch gegangen, nicht zu vergessen. Haargenau ein Exemplar, obwohl es doch eigentlich 10000 waren, die gedruckt wurden – gedruckt und veröffentlicht.

    Ein Skandal allein die Gestaltung des Buchs – etwas was gerade einer wie Herr Tuchfühlung empfand. Zurecht wohlgemerkt, zurecht, denn dies Buch, welches freilich hinter seinem Rücken verkauft worden war, hatte außer den Titel, der da lautete „Hugo Bauklotz – Ein Zaun", nichts zu bieten. Außer leere Seiten – hunderte von leeren Seiten wohlgemerkt! Im Übrigen das Resultat einer Kette von unglückseligen Zufälligkeiten, nein anders bezeichnet dies nicht werden hätte können. Und die den ansonsten zwar stets knorrigen, doch seelenruhigen Tuchfühlung aufbrachte. Nachdem er den Skandal bemerkt hatte. Sofort kramte der honorige Buchhändler die eigentlich längst schon verstaubte Schrotflinte seines Großpapas hervor, um Meinard Lembel zu erledigen. Unter dessen Dach das mehr wie kuriose Buch von Radius Lehr entstanden war – hinter seinem Rücken freilich, hinter seinem Rücken.

    Ganz am Ende jedoch konnte das leere Buch gerettet werden; zur Befriedigung aller Beteiligten. Was bedeutete, dass Tuchfühlung von seinen Tötungsabsichten abließ, sich mit Lembel sogar wieder versöhnte. Was in Übrigen auch in der Hochkneipe stattfand.

    Eine Folge des Happy- Ends war auch, dass Radius und Chantal, welche seine Kinder- und Jugendliebe, sich doch noch den Hafen der Erde versprachen. Um es vielleicht auch mal so zu formulieren. Nachdem er sie zwischenzeitlich ignoriert hatte – ungefähr ein paar Jahrzehnte lang. Jawohl, jahrzehntelang, verehrte Leserin! Beziehungsweise verehrter Leser, frei nach dem Motto: „schon richtig vernommen."

    Als es dann Zeit wurde, hatte die illustre Gesellschaft in der Kneipe sich allmählich aufgelöst - einer nach dem anderen freilich, beziehungsweise eine nach der anderen. Längst betrachtete Dimitri Hoch, welcher gemeinsam mit seiner Frau Amalie Inhaber der Hochkneipe, die Zeit insofern als eine Gekommene, um aufzuräumen und die Stühle auf die Tische zu stellen. Welche mit Bier- und Wein- und anderen Lachen geradezu übersät, von übergequellten Aschenbechern ganz zu schweigen. Nee, davon anfangen zu sprechen, nee lieber nicht.

    Radius indes gehörte natürlich schon längst nicht mehr zu denen, die sich auf den Beinen halten konnten – nein, anders formuliert dies nicht werden hätte können. Verdingt hatte er sich am Stammtisch, mutterseelenallein, nicht mal mit seiner geliebten Chantal, die am Tresen sich mit einigen anderen Partygäste unterhielt. Ausnahmslos mit männlichen wohlgemerkt, und durchaus ungeniert, was einem wie dem Radius normalerweise auf die Eifersuchtspalme hätte bringen müssen; vor allem nach all ihren Ehegelöbnissen und Eheschwüren, die sich die beiden gegeben hatten. Doch zu bezweifeln war, ob er dazu überhaupt noch in der Lage gewesen wäre.

    Radius selbst noch nicht ganz vierzig Jahre inzwischen. Die Markenzeichen des Normalschlanken sein dunkelblondes Kraushaar, welches er stets unter einer Malermütze zu verstecken wusste. Darüber hinaus gekleidet stets mit einer weißen Malerlatzhose und einem karierten Hemd.

    Auf dem Stammtisch hingegen unzählige Bierkrüge und Biergläser – volle, halbvolle, halbleere, und was weiß ich noch für welche. Vor seiner Nase eine freie Stelle gerade noch so frei, so dass er einen Ellenbogen darauf abstützen konnte. Der Unterarm in die Höhe, so dass das umgeknickte Handgelenk, einschließlich Hand freilich, vor dem wankenden Gesicht und Nase wedelte -gleichsam wie eine Windfahne auf Helgoland, die am frühen Morgen vielleicht auch noch im Unwissen, aus welcher Richtung die Böen eigentlich kommen oder auch nicht.

    Auf der anderen Seite war Dimitri Hoch in seiner Eigenschaft als Gastronom erfahren genug, um einzuschätzen, dass bei Radius nichts mehr gehen konnte, aber absolut nichts mehr. Bezüglich eines etwaigen Heimmarschs gleich dreimal nicht. Zudem kannte Dimitri Radius zu gut, so dass er wusste, was für ein schwerer Stein er war. Erst vor kurzem hatte sich nämlich etwas Vergleichbares ereignet.

    In jenem Falle blieb Dimitri am Ende nichts anderes übrig, als Alonso Gonzalez, seines Zeichens Stammgast der Hochkneipe, zu bitten, ihm zur Hand zu gehen. Alonso war im Übrigen ein etwas schmieriger Spediteur mit spanischen Wurzeln – dies allerdings nur eine Randnotiz am Notizrand.

    Dimitri selbst ein normaler Typ, was seine Gestalt anging. Weiteres Markenzeichen zweifelsohne sein schwarzes, kurz geschorenes Haar.

    Die Beiden – Alonso und Dimitri - hatten Radius daraufhin in die Zange genommen. Aber was heißt schon in die Zange genommen? Die beiden Männer zerrten ihn von der Kneipe die Straße entlang, wenige hundert Meter, was freilich vollauf genügte. Bis in die Pension der pensionierten Pensionswirtin Federica Fiel, wo Radius Pensionszimmer beherbergt wurde. Ja, haargenau das, aus dem ich jetzt gerade berichte und Ihnen zugewandt bin – direkt unter der romantischen Nachttischlampe.

    Beziehungsweise dort, wo die beiden Männer Radius schließlich aufs Bett warfen. Und wo er seinen Rausch ausschlief, ehe er am nächsten Morgen von Frau Fiel geweckt worden war. Unter anderem mit verklumpten Karamellpudding, aber ich denke, dies ist eine andere Geschichte. Als er dann später wieder unterwegs war, nahm das Unglück wohl seinen endgültigen Lauf – das Unglück in der Gestalt des Buchs „Hugo Bauklotz -Ein Zaun" – happy hin, End her.

    Und auch diesmal, als Radius im Meer von gefühlten hundert Bierhumpen zu versinken drohte, hoffnungslos wohlgemerkt, sah sich Dimitri genötigt, Alonso um Hilfe zu bitten. Was mühelos gelang."

    Alonso Gonzalez: „Was hat der Kleine denn jetzt schon wieder angestellt?"

    2.Flimmern: Vor der Tankstelle Tunkel

    RLG: „So kam es schließlich, wie es vielleicht auch kommen sollte. Wieder einmal wurde Radius in die Zange genommen. Widerstand zwecklos, dazu wäre Radius ohnehin nicht mehr in der Lage gewesen. Doch war es sowohl für Dimitri auch als für Alonso bedeutend schwieriger als beim letzten Mal. Was alleine daran lag, dass die beiden Männer bei der gerade absolvierten Party dem einen oder anderen Gläschen auch nicht gänzlich abgeneigt waren – nein, beileibe nicht. Will gesagt worden sein, auch die Beiden nicht mehr hundertprozentig nüchtern – höflich gesagt wohlgemerkt, ja, sogar sehr höflich.

    Doch wie sich Bilder manchmal gleichen konnten. Denn am Ende gelang es ihnen, abermals Radius in die Pension zu zerren, und auf sein Bett zu knallen – liebevoll zwar, aber unsanft.

    Allerdings diesmal nicht ganz ohne Komplikationen, um es mal höflich zu betrachten. Als ob das Zerren nicht schon anstrengend genügend gewesen wäre! Allein mit ihm über die Straße, wo sich die Tankstelle Tunkel befand, beinahe schon ein Wagnis. Auch wenn zu so früher Morgenstunde noch niemand entlangfuhr – nicht einmal der Linienbus. Doch jetzt fing Radius an sich zu wehren. Mit Haken und Ösen, mit Fußtritten gegen die Beine seiner Heimbringer, dazu fluchte er wie ein Rohrspatz - zwecklos zwar, erfolglos zwar, doch immerhin!"

    Radius Lehr: „Lasst mich doch endlich los!"

    Alonso Gonzalez: „Schon gut, Kleiner."

    RLG: „Oder aber auch":

    Radius Lehr: „Idioten!"

    Alonso Gonzalez: „Ist ja schon gut."

    Dimitri Hoch: „Von wegen Kleiner."

    RLG: „Ach, wenn der Dimitri Hoch allein nur damit zu kämpfen gehabt hätte. Aber nein, natürlich nicht, frei nach dem Motto „was denn sonst auch? – oder so ähnlich. Denn auf Stühlen vor dem Tankstellenshop hockten zwei Kinder aus der Vorstadt. Beide waren mit einem Lutscher bewaffnet, beide eifrig am Lutschen. Bei dem Jungen handelte es sich um Fritzi Almenhörner, bei dem Mädchen um Anne Hoch – beide zehnjährig.

    Anne Hoch: „Himbeere schmeckt doch besser."

    Fritzi Almenhörner: „Quatsch! Waldmeister!"

    Dimitri Hoch: „Könnt ihr mal verraten, was ihr eigentlich jetzt noch hier macht?"

    Fritzi Almenhörner: „Dein Vater!"

    Anne Hoch: „Oh!"

    Fritzi Almenhörner: „Scheiße!"

    RLG: „Bei Anne Hoch handelte es sich in der Tat um die Tochter von Dimitri. Beziehungsweise Amalie. Markenzeichen der Dunkelblonden, deren Zopf von einer schwarzen, schmetterlingsförmigen Spange gehalten wurde, aus purem Plastik wohlgemerkt, zweifelsohne ihre schwarze Kluft; von oben bis unten, nein anders sagen hätte man dies nicht können: schwarze Jacke, schwarzer Pulli, schwarzes Röckchen, schwarze Strumpfhose, sogar die Halbschuhe, nein, wirklich alles schwarz. Im Übrigen kam Anne bei der Gestaltung von Radius „Hugo- Bauklotz- Buch" eine nicht unbedeutende Rolle zu; doch dazu ein klein wenig später ein klein wenig mehr.

    Kommen wir zunächst zu Fritzi, der in dieselbe vierte Klasse wie Anne. Im Gegensatz zu ihr ist der Kleidungsstil des Blondschopfs wesentlich bunter ausgeprägt. Okay, Annes schwarze Farbeintönigkeit noch zu untertreffen auch kaum möglich – zugegebenermaßen, zugegebenermaßen. Unter seiner blauen Jeans- Jacke der Junge ein orangenes T- Shirt trägt; dazu eine flockige Jeans."

    Auch die Kids hatten der zu Ende geneigten Party beigewohnt. Der in Anne verknallte Fritzi hat zudem an dem Blitzschachturnier, welches dort unter anderem stattgefunden, hatte, teilgenommen. Bei welchem er immerhin Dritter wurde. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Grundschüler das einzige Kind in dem Zwölfer- Teilnehmerfeld gewesen. Tja, und als Drittplatzierter hatte er eine kunterbunte Modell- Lorenbahn gewonnen - eine kreisförmige Bahn, mit einer Lok und zwölf verschiedenfarbigen Loren.

    Dimitri Hoch: „Ganz, richtig, der Vater!"

    Anne Hoch: „Äh - ach, Papa!"

    Dimitri Hoch: „Einfach erklären, was das jetzt hier noch soll!"

    Anne Hoch: „Äh, Papa, weißt du?"

    Alonso Gonzalez: „Ganz klar, nach was es aussieht!"

    Radius Lehr: „Ganz klar!"

    Fritzi Almenhörner: „Und wie klar es ist. Nach Lollys!"

    Anne Hoch: „Lutscher besser gesagt!"

    Radius Lehr: „Nichts ist klar!"

    Alonso Gonzalez „Ah, dann scheint es ja doch noch geklappt zu haben mit euch, du kleiner Schwerenöter!"

    Fritzi Almenhörner: „Ich bin kein Schwerenöter!"

    Radius Lehr: „Schwerenöter?"

    Fritzi Almenhörner: „Mann! Bin ich nicht!"

    Radius Lehr: „Alles klar!"

    Dimitri Hoch: „Nein, natürlich nicht. Aber euch ist hoffentlich klar, dass ihr eigentlich längst schon im Bett sein müsstet. Oder wisst ihr nicht, wie spät es inzwischen geworden ist?"

    Anne Hoch: „Wollten ja nur noch unsere Lutscher fertiglutschen."

    Fritzi Almenhörner: „Dann wären wir auch gegangen!"

    Dimitri Hoch: „Okay, mein Junge! Ich nimm dich jetzt mal bei Wort!"

    Alonso Gonzalez: „Also doch ein kleiner Schwerenöter!"

    Fritzi Almenhörner: „Jetzt reicht es mir aber!"

    Radius Lehr: „Alles klar!"

    Dimitri Hoch zu Alonso: „Auch von dir jetzt mal wieder Ruhe!"

    Alonso Gonzalez: „Ja, ja! Schon gut!"

    RLG: „Für den Hauch eines Moments absolutes Stillschweigen. Bis auf Radius, der einmal kurz aufstieß."

    Dimitri Hoch: „Auf! Gehen wir!"

    Alonso Gonzalez: „Meinetwegen, von mir aus! Scheitern soll‘ s an mir auch nicht gerade."

    Dimitri Hoch: „Na bitte! Hört sich doch schon viel besser an!"

    Alonso Gonzalez: „Dann auf, Kleiner!"

    Radius Lehr: „Ganz klar!"

    Anne Hoch: „Papa! Warte noch!"

    Dimitri Hoch: „Nicht jetzt, mein Kleines! Oder siehst du nicht, dass wir noch anderes zu tun haben?"

    Anne Hoch: „Es ist doch nur. Wegen den Lutschern."

    Dimitri Hoch: „Ach, Kind, so eng sehe ich dies nun auch wieder nicht. War schließlich für uns alle heute ein langer Abend. Also genießt eure Dinger zu Ende, und dann Abmarsch ins Bett."

    Alonso Gonzalez: „Ein gutes Stichwort. Nicht wahr, Radius?"

    Radius Lehr: „Was!"

    Anne Hoch: „Nein! Weil wir sie doch geschenkt bekommen haben."

    Fritzi Almenhörner: „Ja, das stimmt allerdings. Hat sie Recht, wir haben die Lutscher geschenkt bekommen."

    Dimitri Hoch: „Ja, ich weiß. Vom Tunkel, nicht wahr? Etwas, was auch nicht zum ersten Mal geschehen ist. Hm – ist ja schließlich für seine Kinderfreundlichkeit bekannt."

    Anne Hoch: „Ja, aber Papa, das ist es doch."

    Dimitri Hoch: „Ist ja auch nichts Schlechtes irgendwie."

    Anne Hoch: „Eben nicht nur vom Tankwart Tunkel."

    Fritzi Almenhörner: „Hat sie schon wieder Recht."

    Dimitri Hoch: „Ach, Kleines. Als ob dies nun wirklich nicht Zeit bis morgen hätte."

    Anne Hoch: „Nur mal schnell gucken, wer sonst noch im Laden ist."

    RLG: „Durch die Fenster des Shops war ersichtlich, dass der Tankwart Tunkel nicht gänzlich alleine war – in der Tat, in der Tat."

    Dimitri Hoch: „Was! Der Tunkel! Mit einer Frau?"

    Alonso Gonzalez: „Alle haben Glück!"

    Dimitri Hoch: „Das ist allerdings allerhand!"

    Radius Lehr: „Gar nicht wahr!"

    Dimitri Hoch: „Dass ich das überhaupt noch erlebe!"

    Alonso Gonzalez: „Aber die Frau. Von irgendwoher ich die kenne."

    Fritzi Almenhörner: „Nenn mir mal eine Frau, die du nicht kennst."

    Alonso Gonzalez: „Na, höre sich einer mal den kleinen Schwerenöter an!"

    Fritzi Almenhörner: „Kriegen kriegst du aber trotzdem nie eine!"

    Alonso Gonzalez: „Unverschämtheit!"

    Radius Lehr: „Klar!"

    Dimitri Hoch: „Aber natürlich kennen wir die. Alle kennen die."

    RLG: „Na klar kannte man die Dame, die sich an der Ladentheke vom Tankwart Tunkel umarmen ließ. Schließlich war es keine Geringere wie Qwalla Qwell; ihres Zeichens die Betreiberin des kleinen Stadtkinos."

    Anne Hoch: „Und Papa, weißt du was?"

    Dimitri Hoch: „Ich glaube, möchte ich nicht mal morgen wissen."

    Anne Hoch: „Ich habe die beiden miteinander verkuppelt."

    Alonso Gonzalez, Dimitri Hoch: „Was!"

    Dimitri Hoch: „Was sind denn das jetzt schon wieder für Verhaltensweisen von dir?"

    Alonso Gonzalez: „Wenn das mit mir mal einer machen würde!"

    Dimitri Hoch: „So kenn ich dich ja gar nicht, Kleines?"

    Alonso Gonzalez: „Und ich dachte, wenigstens bei der hätt ich gute Karten."

    Fritzi Almenhörner: „Nur, weil du das Dauerabonnement für ihr Kino gewonnen hast?"

    Radius Lehr: „Hände weg!"

    RLG: „Qwalla sich derweil von Tunkel losgeeist, der wohl nach draußen winkte. Während Qwalla Qwell, die durchaus was von einer Punk- Lady hatte, aus der Schiebetür bis zu ihnen hervortrat. Mit einem Lächeln wohlgemerkt. Vielleicht etwas zu klein gewachsen, wirkte sie mit ihrer Gestalt leicht gedrungen - ihre Gestalt, die in einem lila Hosenanzug gehüllt war. Unter der geöffneten Jacke blitzte eine knallbunte, mit Blütenmotiven übersäte Bluse, die durchaus an die Zeit der Hippies erinnerte, hervor. Mitnichten war Qwalla erst achtundzwanzig, darüber hinaus bereits dreimal geschieden und dreifache Mutter – von jedem eines.  Als sie hervorgetreten war, wendete sie ihren Kopf zu den beiden Stühlen, auf welchen Anne beziehungsweise Fritzi saßen."

    Qwalla Qwell: „Na, ihr beiden Turteltäubchen. Hat es dann doch noch geklappt mit euch zwei?"

    RLG: „Anne zuckelte mit den Achseln."

    Anne Hoch: „Weiß nicht."

    Fritzi Almenhörner: „Also, wenn es nach mir geht."

    Alonso Gonzalez: „Was manchen ähnlich sieht!"

    Qwalla Qwell: „Hör mal zu; Anne. Das was man hat, muss man auch festhalten. Lass dir das gesagt sein."

    Anne Hoch: „Von Frau zu Frau?"

    Qwalla Qwell: „Na klar."

    Radius Lehr: „Kloßbrühe!"

    Qwalla Qwell: „Ich denke, du hast mich schon verstanden."

    Alonso Gonzalez: „Pah!"

    RLG: „Ganz kurzes Stillschweigen, ganz kurz – nicht einmal Radius zu hören."

    Dimitri Hoch: „Wenn mir vielleicht nur jemand dieses ganze Theater hier erklären könnte."

    Anne Hoch: „Och, Papa. Ist doch kein Theater."

    Qwalla Qwell: „Ah, dann sind Sie der werte Herr Papa!"

    Dimitri Hoch: „Allerdings!"

    Qwalla Qwell: „Dann kann man Ihnen nur gratulieren zu Ihrer Tochter. Ein ganz tolles Mädchen!"

    Dimitri Hoch: „Muss man mir nicht sagen."

    Anne Hoch: „Ja, Papa! Und wir sind doch jetzt Freundinnen, die Qwalla und ich."

    Dimitri Hoch: „Dagegen sagt auch keiner was."

    Radius Lehr: „Freundin? Ich auch eine."

    Qwalla Qwell: „Wie schön für Sie."

    Fritzi Almenhörner: „Ach, der ist doch total besoffen."

    Radius Lehr: „Gar nicht!"

    Qwalla Qwell: „Na, dann kann man ja nur hoffen, dass Sie wissen, was Sie an uns Frauen zu schätzen wissen."

    Radius Lehr: „Was!"

    Alonso Gonzalez: „Pah!"

    Dimitri Hoch: „Auf! Gehen wir jetzt endlich!"

    Alonso Gonzalez: „Nur ich komm mal wieder zu kurz!"

    Fritzi Almenhörner: „Aber Alonso, du hast doch das Dauerabonnement gewonnen."

    Qwalla Qwell: „Was?"

    Alonso Gonzalez: „Ja! Sie haben schon richtig gehört. Und es wird mir ein Vergnügen sein, Sie in Ihrem Kino aufzusuchen."

    Qwalla Qwell: „Nur keine Sorge! Das werde ich auch noch überleben."

    Alonso Gonzalez: „Ihre Filme werden ja hoffentlich heiß genug sein."

    Qwalla Qwell: „So, so, heiß."

    Radius Lehr: „Heiß und kalt."

    Alonso Gonzalez: „Na klar."

    Radius Lehr: „Na klar!"

    Alonso Gonzalez: „Zur Anregung!"

    Radius Lehr: „Zur Anwas?"

    Qwalla Qwell: „Für Sie scheint mir mein Kinderprogramm besser geeignet!"

    Alonso Gonzalez: „Was!"

    Radius Lehr: „Oder die Muppets- Show."

    Qwalla Qwell: „Haargenau!"

    Alonso Gonzalez: „Pah!"

    Qwalla Qwell: „Dass ausgerechnet sie den Nagel auf den Kopf treffen."

    3.Flimmern: Durch die Hauptstraße unseres Vorstadtviertels

    RLG: „Endlich wieder in den Gängen, schlenderten sie die Hauptstraße unseres Vorstadtviertels entlang.

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