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Die Sturmnacht: Kuss der Sterne
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eBook130 Seiten1 Stunde

Die Sturmnacht: Kuss der Sterne

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Über dieses E-Book

Nicolas Brighton ist ein Mitglied der Mannschaft der STURMNACHT. Zumindest, bis ein Sturm dieses Schiff in die Tiefe reißt. Bevor er jedoch ertrinkt, rettet ihn Amphitrite, die Meerfrau des Poseidon. Denn sie sieht, was Nicolas Brighton wirklich ist: ein gefallener Stern.
Doch der gefallene Stern ist in Gefahr. Nicht nur die Meerhexe, sondern auch der Klabauterkönig Kosalk versuchen seine Gunst zu bewahren, um eigene Interessen durchzusetzen. Wird sich Nicolas behaupten können? Und wird er Amphitrite wieder sehen, um mit ihr nach den Sternen zu greifen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Dez. 2017
ISBN9783742771551
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    Buchvorschau

    Die Sturmnacht - Marc Short

    1. Robbys Wut

    Ein Kurzroman

    Mehr als nur ein beunruhigender Blick der Mannschaft fiel in die dunklen Tiefen des Ozeans und mehr als nur ein Mannschaftsmitglied schlief mit einem laut knurrenden Magen ein.

    Nicolas Brighton war so ein junger Bursche. Die Fahrt auf hoher See kostet ihn mehr als nur Kraft. Der Blick ins Wasser ließ sein Gesicht erbleichen. Das Essen ließ Nicolas Brighton oftmals stehen. Aus seiner Kabinentüre, über dem Waschbecken, traten dazu meist noch seltsame Geräusche zutage – wie bei einem Mann, den das Leben verlassen hatte und der seine letzten, röchelnden Atemzüge tat.

    Nicolas Brighton – den viele auch Blueboy nannten – fuhr sich durch sein kurz geschorenes, braunes Haar. Der Wind strich darüber hinweg wie über weiße Berggipfel jenseits dieser Meere. Unruhe erfasste ihn. Er blickte über die Reling in die dunklen, im Mondlicht glänzenden Wassermassen. War da nicht etwas? Dort im Wasser - Bewegungen – die nicht sein durften? Die nicht sein konnten!

    Außer dem blaugrauen Wasser geriet auch Nicolas Brighton immer mehr in Aufruhr. Blasen stiegen plötzlich auf, immer mehr, immer lautere. Die Wellen schlugen jetzt wie Rammböcke gegen die hölzerne Schiffswand. Hier draußen, gelehnt an die Reling, war die wahre Kraft des Meeres zu spüren. Gute alte Sturmnacht, dachte Nico, führe mich sicher durch diese unendlichen Weiten, dem Horizont entgegen und trotze den Gewalten auf ewig. Er spürte, wie sich seine Stirn bei der Frage, ob das klappen konnte, kräuselte und die Fingernägel krallten sich in das von der See feuchte Holz. Gedankenverloren murmelte er: »Oder wenigstens solange, bis ich von Board bin! Die Götter des Meeres mögen mir gnädig sein.«

    Ein Krachen. Dann das Bersten von Glas. Ein lauter, immer wieder hallender Ruf: »Blueboy! Blueboy!« Seine Knie wurden zittrig, der Schweiß lief ihm kalt den Rücken hinunter und hinterließ dort, wo er gekrochen war, eine nie gekannte Kälte. Eisig wie die Nacht selbst schlich sie bis in den letzten Winkel seines Körpers.

    Die Stimme, die ihn rief, war hart und rau. Gnadenlos. Nicolas Brighton sah den Mann, zudem sie gehörte vor sich, noch ehe er wirklich anwesend war: Robby, den Mann an der Maschine, der diesen Koloss steuerte und die gesamte Crew unter seiner Gewalt hatte.

    Ein letzter Blick nach unten. Vor ihm, im Wasser ein riesiger Schatten – es fehlten lediglich bernsteinfarben blitzende Augen wie die eines Raubvogels. Da war es wieder! Dieses Aufleuchten. Aber auch der Ruf nach ihm: »Blueboy!«

    Es half nichts, er musste sich hiervon ab und dem schwierigerem Fall zuwenden. Das Unbekannte hinter sich lassen und das Bekannte erdulden. Wissend, dass da mehr war, mehr als nur der Ozean und seine Tiefe. Und sicherlich auch mehr als nur ein großer Wal.

    Wieder krachte es. Eine weitere Flasche ging zu Boden und dort zu Bruch. Erst jetzt begriff Nicolas, dass das Geräusch aus seiner Kabine kam. »Blueboy!« Die Stimme war jetzt wie ein Donnerschlag und er fühlte sich wie nach einem direkten Treffer. Nur das hölzerne Deck des Schiffs gab ihm halt, denn es hatte die Kraft und den Widerstand der Jahrhunderte. Auch Nico hatte diese, obwohl man in ihm einen Jungen von gerade einmal zwanzig Jahren sah. Noch, er hoffte auch weiterhin, dass dies so blieb. Aber das Ächzen in diesem Moment ließ die Hoffnung schwinden. »STURMNACHT, gib gut auf dich Acht! Und sei du es, die über mich wacht. Bei Tag und auch bei Nacht.« Damit wand er sich endgültig ab, um sein Schicksal anzunehmen – eine lange, endlose Nacht mit Tätigkeiten, die sonst niemand zu machen einsah.

    Lautes Gebrüll – bei dem Nico vermeinte, das letzte Stück Hirn würde ihm aus dem Kopf geblasen, würde ihn durch die Nacht geleiten. »Es ist nur zu deinem Besten, Blueboy. Du musst noch viel lernen und Übung macht bekanntlich den Meister.«, würde es heißen, wenn er wagte zu widersprechen. Dann würde dieses Lachen folgen, das auch jetzt wieder Realität wurde. Robby, die Seele dieses Schiffs, wie er sich gern nannte, stand vor ihm. Der ewige Wächter der STURMNACHT.

    Doch diesmal war etwas ganz und gar anders. Hinter ihm, in seinem Rücken manifestierte sich etwas viel, viel Schlimmeres als Robby. Und niemand, außer ihm, schien es zu bemerken.

    Zu leben ist nicht immer einfach. Auch oder gerade, wenn man in Tiefen wohnte, die ein Mensch nie betreten konnte. Nicht lebend jedenfalls.

    Von oben glitzernd und strahlend wie ein Diamant, darin schwimmend leicht und alles umgebend, darin tauchend – unendlich weit und Sehnsüchte erfüllend. Ja, so war es, das Wasser. Aber darin zu leben bedeutet viel mehr und stellte alles in ein anderes Licht. In ein für sie dunkles Licht.

    Amphitrite saß auf einem Felsvorsprung in mehreren tausend Metern Tiefe. Unter ihr öffnete sich eine ozeanische Schlucht wie ein Gewaltiger, alles zermalmender Kiefer. Amphitrites azurblaues, wie Lasurit schimmerndes Haar, wallte in der immerwährenden Strömung wie ein Vorhang aus Tang, wie hunderte aneinander gereihte Fäden bester Qualität – kostbar und rar jedes Einzelne von ihnen und geschaffen durch die Natur. Ihre Fußflosse schwang immer wieder wie der Kopf eines in Gedanken versunkenen Menschen. Die beiden Hände, deren Fingerspitzen in weichen Nägeln endeten, die auf Befehl zu scharfen Krallen werden konnten, hatte sie vor ihr Gesicht geschlagen. Die Meerfrau barg darin tiefgrüne, runde Augen, leuchtend wie eine Quelle. Einnehmend konnten sie sein. Ja, sehr einnehmend. Und besitzergreifend.

    Vor nicht allzu langer Zeit war die Meerfrau vor dem Gott der Ozeane geflohen. Amphitrite schüttelte den Kopf. Wie bei den Menschen, so auch bei uns, dachte sie. Und als sie daraufhin an Poseidon dachte, musste sie ebenso an Atlas denken. Ja, mit dem männlichen Geschlecht war es nicht immer einfach, weder hier unten, noch dort oben. Denn auch hier, im immerwährenden Nass trachteten die Götter und Gottähnlichen danach, sich das Weibliche einzuverleiben. Es ganz und gar zu besitzen. Eine Art die Dinge zu sehen und zu behandeln, die ihr nicht wohlgesinnt war. Jedenfalls nicht so. Aber was konnte, was sollte sie tun? Zu Göttern beten? Ein verzweifeltes Gurgeln drang aus ihrer Kehle, Luftblasen stiegen dabei auf. Musste sie zu ihm zurück? Um ihn nicht zu erzürnen? Oder konnte, ja sollte sie kämpfen?

    Amphitrite besah ihre Hände mit den langen Nägeln. Soll ich sie zu Speerspitzen erstarren lassen und damit wie eine Furie herumwirbeln?, überlegte sie. Die Meerfrau schüttelte das Haupt im nächsten Moment so stark, dass die Ausläufe ihres Haars einer Peitsche ähnlich umher schwangen.

    Sie hatte keine Wahl. Nicht sie. Und auch kein anderer. Weder gottähnlicher Seefahrer, noch Mensch, noch eine unsterbliche Seele. Nicht gegen die Gewalt der Götter. Und doch war in ihr ein Teil, der das so nicht akzeptieren wollte. Ein leiser, kleiner Kern der Rebellion. Entschlossen erhob sie sich auf ihre Schwanzflosse. Und wenn es mein letztes Aufbäumen wird! Ohne Kampf werde ich nicht zu haben sein, sprach Amphitrite stumm zu sich. Auch Götter müssen sich beweisen. Schade nur, dass die meisten es taten, indem sie andere in den Untergang rissen. Poseidon insbesondere, indem er die Meere aufwühlte und den Ozean in einen brodelnden Kessel verwandelte.

    Nein, wer sie haben wollte, musste sie verzaubern.

    Entschlossen straffte sich ihr Körper. Dann verdrehte sie sich und formte eine in sich bizarre Struktur. Kurze Bewegungen ihres Flossenfußes und ausgleichende, richtungweisende Bewegungen ihrer Arme.

    Verzeih mir Atlas. Und danke für deinen Hort der Stille. Einst werde ich zurückkehren und dir meinen Dank zollen, dachte sie, einen letzten Blick auf die maskuline, stattliche Statue werfend, die auf ihren Schultern eine Kugel trug. Und dann war sie fort – auf und davon.

    2. Der Klabautermann

    Die STURMNACHT schaukelte dahin wie ein einsamer Riese im aufkeimenden Taifun. Der Kurs, den sie verfolgte, war Nicolas unbekannt. Auch, ob sie auf dem richtigen Weg waren. Für Nicolas Brighton zählte gerade etwas ganz anderes: sein weiterer Verlauf des Lebens auf dem Schiff. Denn das Scheppern und daraufhin folgende Brüllen war kein gutes Zeichen. Bei den Göttern des Meeres, was ist hier los?, fragte er sich, die Knie weich wie Pudding, die Arme schwer wie Eisblöcke. Sein eigener Körper zog ihn nach unten und am liebsten würde er im Deck versinken.

    »Nicolas Brighton! Ich sage es ein letztes Mal: Komm endlich hervor und lass diesen Unfug! Sprechen wir von Mann zu Mann. Jetzt. Und klären das endgültig.«

    Nico schluckte. Endgültig klären, hallte es in ihm nach. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Nur weiteres, endgültiges Übel. Und seine Verdammung. Er sah sich bereits den Gewalten des Meeres übergeben, als Spielball der Mächte des Wassers. Er würde ein gefundenes, wehrloses Fressen abgeben. Aber was sollte er, was konnte er dagegen tun? Nur eines: Sich stellen und nicht zulassen, dass er unterging. Schwer atmend und mit taumelnden Schritten machte sich Nicolas Brighton zu seiner Kajüte auf.

    Das ist Schicksal. Und jetzt geht es um mein Schicksal. Mit diesem Gedanken kam Nico an.

    »Du …« – die brummige Stimme unterbrach sich. »Aber du müsstest in der Kabine sein!«, sagte der Koloss von Mann mit gefährlich funkelnden Augen, die Stirn in tiefe Falten gezogen. Sein Missverständnis war ihm deutlich anzusehen. Der alte Mann schien zu überlegen. »Du wagst es, mich auf den Arm zu nehmen!«

    Nicolas schüttelte nur den Kopf.

    »Blueboy, ich will dir mal etwas sagen: Denkst du, du könntest hier so einfach« - Der Kapitän unterbrach sich selbst. Lauschte. Auch Nicolas. Ich habe es geahnt, dachte er. Die weitaus größere Gefahr lauert da unten. Direkt unter uns. Und keiner sieht sie.

    Ein Knacken wie bei morschem

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