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Geiseln in Todesangst: Geiseldrama von Gladbeck
Geiseln in Todesangst: Geiseldrama von Gladbeck
Geiseln in Todesangst: Geiseldrama von Gladbeck
eBook201 Seiten2 Stunden

Geiseln in Todesangst: Geiseldrama von Gladbeck

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Über dieses E-Book

Die Geiselnahme von Gladbeck war ein aufsehenerregendes Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden im Sommer 1988, in dessen Verlauf drei Menschen ums Leben kamen. Der Bankraub mit anschließender Geiselnahme begann im nordrhein-westfälischen Gladbeck und endete nach rund 54 Stunden auf der Autobahn 3 bei Bad Honnef mit einem Zugriff des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Kölner Polizei. Im Nachgang der Tat wurde am Verhalten von Polizei und Berichterstattern massive Kritik geübt und eine gesellschaftliche Debatte über Verantwortung und Grenzen des Journalismus angestoßen.
Die beiden Haupttäter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski überfielen am 16. August 1988 die in einem Einkaufszentrum des Gladbecker Stadtteils Rentfort befindliche Filiale der Deutschen Bank. Rösners Freundin Marion Löblich schloss sich am Abend des gleichen Tages den Tätern an. Auf ihrer Flucht nahmen sie mehrmals Geiseln und fuhren mit ihnen durch das nordwestliche Deutschland sowie in die Niederlande. Nach einem Aufenthalt in der Kölner Innenstadt konnten die drei Geiselnehmer am frühen Nachmittag des 18. August 1988 bei dem Zugriff des SEK festgenommen werden. Die Geiseln erlebten Todesängste.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Sept. 2021
ISBN9783754169872
Geiseln in Todesangst: Geiseldrama von Gladbeck

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    Buchvorschau

    Geiseln in Todesangst - Walter Brendel

    Zur Einleitung

    Zwei Gangster, drei Tote. Beim Geiseldrama von Gladbeck handelt es sich um ein öffentliches Verbrechen und ein Staatsversagen.

    Am Morgen des 16. August 1988 überfallen maskiert Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner in Rentford-Nord (Gladbeck) eine Filiale der Deutsche Bank. Der Notruf erreicht die Polizei um 8 Uhr und vier Minuten. Kurz darauf fährt ein Streifenwagen der Polizei sichtbar für die Gangster vor und warnt sie dementsprechend. Sie nehmen die Bankangestellten Blecker und Alles als Geißeln. Sie fordern 300 000 DM in kleinen Scheinen sowie ein 7er BMW als Fluchtfahrzeug.

    Vier Stunden später sitzen sie mit ihren Geißeln in einem präparierten Audi 100 und fahren davon.

    35 Stunden später. Aus zwei Geißeln werden Dutzende.

    Während die Behörden aus Nordrhein-Westfalen und Bremen sich um Kompetenzfragen Gedanken machen, bringen die Gangster vor den Augen Dutzender Einsatzkräfte der Bremer Polizei und mitten in der Stadt einen voll besetzten Linienbus in ihre Gewalt.

    Wieder zeigt sich ein Problem: Das gewaltbereite Duo ist unberechenbar, handelt nicht planmäßig, sondern spontan.

    Keiner kann die nächsten Schritte voraussehen.

    Der Stesslevel steigt von Stunde zu Stunde. Im Bus erschießt Dengowski den 15-jährigen Italiener Emanuel de Giorgi. Verfolgt von Polizei und Medienschar, beginnt für die Insassen des Busses ein Odyssee bis in die Niederlande.

    Dort werden alle Businsassen freigelassen, mit Ausnahme der damals 18-jährigen Silke B. und ihrer Freundin Ines V.

    Mit ihnen geht die Fahrt weiter nach Köln, wo die Gangster mitten im Stadtzentrum Reportern, darunter den späteren

    „BILD-Chefredakteur Udo Röbel und den heutigen ARD-Moderator Frank Plasberg („Hart aber fair) umstrittene Live-Interviews geben.

    Stunden später kommt es auf der A3 bei Bad Honnef zum Zugriff durch das Sondereinsatzkommando. Beim Angriff auf das Auto stirbt Silke B. – angeblich durch Rösners Waffe.

    An dieser Version bestehen heute noch erhebliche Zweifel.

    Die polizeilichen Einsatzleiter hatten damals eine gewisse Scheu, Gewalt anzuwenden. Sie reagierten zu spät. Die Medien wiederrum hätten die Täter zu „bösen Popikonen" stilisiert – so forderte ein Reporter den Verbrecher Dengowski auf, Silke B. die Waffe an den Kopf zu halten.

    Wer trägt die Schuld an der Eskalation des Verbrechens?

    Wieder einmal niemand!

    Es war ein komplettes kollektives Staatsversagen.

    Die Verbrecher

    Hans-Jürgen Rösner

    Der zur Tatzeit 31-jährige Hans-Jürgen Rösner war längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er hatte die Sonderschule besucht und mehrere Jahre in Erziehungsanstalten zugebracht. Nach der Strafmündigkeit hat er bereits insgesamt elf Jahre in Haftanstalten zugebracht. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor, seit er im August 1986 von einem Hafturlaub nicht zurückgekehrt war. Die Fahndung blieb jedoch bis zum Tatzeitpunkt erfolglos. In Gladbeck hatte er sich mit zahlreichen Raubüberfällen einen Namen gemacht und auch Einbrüche begangen.

    Nach der rechtskräftigen Verurteilung wegen des hier geschilderten Verbrechens wurde er im Oktober 1999 von der JVA Geldern in die JVA Düsseldorf in Derendorf verlegt.

    Grund dafür war eine zunehmende King-Rolle und er soll in der JVA auch illegale Drogengeschäfte getätigt haben. Rösners ständige Gesuche auf vorzeitige Entlassung und Haftverkürzung wurden konsequenterweise abgelehnt. Eine längere Zeit verbrachte er in der JVA Bochum, wo er auch an Hepatitis C erkrankte. Seine kriminellen Neigungen setzte er auch dort fort und folgerichtig musste er einmal wieder auffliegen. Sieben Gramm Heroin wurden 2009 (25.3.) in seiner Zelle gefunden.

    Dafür gab es dann im August 2009 eine zusätzliche Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Die Richter stellten nämlich ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz fest.

    Um nicht allzu sesshaft in der Knasthierarchie zu werden, kam er im Oktober 2012 in die JVA Rheinbach und ab 2013 in die JVA Aachen.

    Hans-Jürgen Rösner hat im Gefängnis geheiratet. 24 Jahren nach seiner Inhaftierung heiratete der 55-jährige (2012) eine 40 Jahre alte Frau. Wie diese Frau einen solchen Menschen wie Rösner heiraten, womöglich „lieben" kann, müsste mal per psychiatrisches Gutachten geprüft werden. Womöglich gehört diese Person genau da hin, wo sich Rösner befindet: Hinter Schloss und Riegel.

    Dieter Degowski

    Zum Zeitpunkt des Verbrechens war er 32 Jahre alt und stammt ebenfalls aus Gladbeck. Seine schulische Reife ging nicht über die Sonderschule hinaus. Er lebte von Gelegenheitsarbeiten und bezog letztlich Sozialhilfe. Sein IQ bewegte sich im unteren Normbereich und war noch geringer, als der seines Kumpans.

    Nach Urteilsspruch war er ab 1992 in der JVA Werl inhaftiert. Auch hier wurde durch das OLG Hamm seine vorzeitige Haftentlassung „wegen der besonderen Schwere der Schuld" 2002 abgelehnt. Die Dauer seiner Haft wurde auf mindestens 24 Jahre festgelegt, also mindestens bis Januar 2013. Destotrotz stellte Degowski 2008 ein Gnadengesuch.

    Im März 2009 entschied der damalige nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers das Gesuch abschlägig. Zwar hatte er 2013 seine Mindesthaftstrafe verbüßt, aber noch immer ging von ihm eine Gefahr aus.

    Deshalb entschied die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg im August 2013, dass er vorläufig weiter in Haft bleiben müsse.

    Ab 2014 wurden dann Maßnahmen für eine Haftentlassung Degowskis durch entsprechende Experten vorbereitet und im August 2016 dazu ein Gutachten erstellt. Nachdem er entsprechende Bewährungsauflagen ins Stammbuch geschrieben bekam, wurde er am 15. Februar 2018 mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt Nach fast 30 Jahren in Haft bezieht er heute Arbeitslosengeld, da er im Strafvollzug gearbeitet hat.

    Degowski und Rösner waren seit der Schulzeit befreundet und – bis auf Haftunterbrechungen – immer zusammen.

    Rösners Freundin, Marion L. hatte mehr Glück. Sie wurde zwar ebenfalls verurteilt, aber wegen guter Führung nach sechs Jahren Gefängnis entlassen. Sie heiratete ein weiteres Mal und lebte dann in vierter Ehe mit einer neuen Identität, abhängig von Tabletten und schwer krank in Magdeburg.

    Banküberfall und erste Geiselnahme 16.08.1988

    Um 07:55 Uhr verschafften sich Degowski und Rösner vor Schalteröffnung Zugang zu einer Filiale der Deutschen Bank im Gladbecker Stadtteil Rentfort-Nord. Die Bank befand sich im hinteren Zugang des Atriums des Geschäftszentrums Rentfort-Nord an der Schwechater Straße 38. Auf der Gebäuderückseite befanden sich hoch gelegene, vergitterte Oberlichter, die zu einem um den gesamten Gebäudekomplex verlaufenden breiten Versorgungsweg führten. Das Atrium konnte durch zwei weitere überdachte Zugänge erreicht werden, von denen einer auf der gegenüberliegenden Seite des Atriums lag. Ladenlokal befanden sich Links der Bank. Die Beobachtung für Degowski und Rösner aus der Bank heraus, um mögliche Fluchtwege zu beobachten, wurde schwierig. Lediglich einen Teileinblick ins Atrium sowie die Sicht auf die zwei überdachten Zugänge zum Atrium waren noch möglich. Der aus der Bank heraus gesehen rechte Zugang führte zu Straße, der linke Zugang auf einen für den öffentlichen Verkehr gesperrten Versorgungsweg.

    Um 08:04 Uhr klingelte das Notruftelefon der Polizei. An Apparat ein Arzt, dessen Praxis sich im ersten Obergeschoss des Gebäudes befand. Er hatte die Täter beim Eindringen beobachtet. Die ersten eintreffenden Beamten parkten ihren Streifenwagen direkt vor dem zur Straße liegenden Zugang!

    Damit war für das Gangsterduo klar, dass ihr Plan, die Bank um das verwahrte Geld zu erleichtern, schiefgegangen ist.

    Die Gewohnheitsverbrecher nahmen sich zwei Bankangestellte als Geiseln und verschanzten sich im Kassenbereich.

    In Sichtweite der Bank wurde der Krisenstab der Polizei eingerichtet. Bewohner aus den umliegenden Häusern wurden in Sicherheit gebracht.

    8.30 Uhr traf der Innenminister von NRW, Herbert Schnoor, aus seiner Wohnung kommend im Bürokomplex in der Düsseldorfer Haroldstraße ein. Auf dem Weg zu seinem Büros hörte er beiläufig die „Wichtige-Ereignis-Meldung" an, die ihm, gegen neun Uhr, der Leiter der Polizeiabteilung vorträgt: „Banküberfall mit Geiselnahme in Gladbeck. Zwei bewaffnete Täter haben zwei Angestellte der Deutschen Bank in ihrer Gewalt; Forderung: 300 000 Mark Lösegeld, Fluchtfahrzeug, freier Abzug; Sondereinheiten sind angefordert". Für Schnoor kein Grund zur Be-unruhigung. Bisher wurden solche Fälle immer schnell gelöst.

    Gerade hatte der Minister wieder Kriminalstatistik vorgestellt und betonte mit Genugtuung wie erfolgreich seine Einsatzkräfte dieses Delikt der Geiselnahme bekämpften: „Geiselnehmer haben bei uns im Land keine Chance."

    Doch der markige Spruch täuscht. Der sich seit 1980 im Amt befindliche Herbert Schnoor ist kein rigider Verfechter von Law und Order. Der aus Ostfriesland stammende gelernte Verwaltungsjurist ist ein liberaler Innenminister. Der damalige NRW-Ministerpräsident und späterer Bundespräsident Johannes Rau rühmt seinen Innenminister gern als Garanten sozialdemokratischer Rechts- und Sicherheitspolitik.

    Noch konnte Schnoor nicht ahnen, dass ihn jener Dienstag im August 1988 fast den Posten gekostet hat.

    Zunächst nimmt er beruhigt zur Kenntnis, dass sein langjähriger Mitarbeiter, der 47-jährige Friedhelm Meise, seines Zeichens Leitender Kriminaldirektor, vom Polizeipräsidium Recklinghausen den Einsatz leitet. Schnoor weiß, dass „Meise in der Polizei einen guten Ruf hat".

    Meise hat sich seine Verdienste vor allem am Schreibtisch erworben. Vor seinen Aufstieg 1987 zum Kripochef in Recklinghausen bearbeitete der Verwaltungsfachmann Akten im Referat Kriminalpolizei des Düsseldorfer Innenministeriums.

    Noch davor saß er acht Jahre lang im Landeskriminalamt, war Dezernent für Organisierte Kriminalität. Praktische Erfahrungen im Umgang mit Kapitalverbrechern sammelt Meise nach dem Geiseldrama als Mitglied einer Beratergruppe. Verantwortlicher Krisenmanager vor Ort war für ihn Neuland.

    Die Nachfrage im Düsseldorfer Untersuchungsausschuss, ob er vor Gladbeck Erfahrungen als Einsatzleiter hatte, muss er acht Monate nach den Ereignissen mit „Nein" beantworten.

    In Gladbeck ist eine Lage entstanden, wo selbst erfahrene Einsatzleiter überfordert wären. „Neuling" Meise stellt fest: In der Bank die immer gereizter reagierenden Täter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, in deren Gewalt die von panischer Angst erfassten Bankangestellten Reinhold Alles und Andrea Blecker sind; draußen über 300 Polizisten, darunter Spezialkommandos aus ganz Nordrhein-Westfalen.

    Diese treffen am Tatort mehr oder weniger schlecht orientiert ein und versuchen, sehr mangelhaft koordiniert, die Arbeit aufnehmen.

    Das Einsatzprotokoll vermerkt, dass um 10.10 Uhr in der Einsatzzentrale, im Polizeiamt am Gladbecker Jovyplatz, Meise seine ersten Anordnungen trifft: Absperrungen verstärken, provozierende Aktionen vermeiden, Telefongespräche abhören, präpariertes Fluchtfahrzeug bereitstellen, Notzugriff vorbereiten.

    In der Bank spürt Degowski, dass er und sein Kumpel Rösner in der Falle sitzen. Von einer Stehleiter und vom Dach der Kassenbox erspähen sie durch das Oberlicht stahlhelmbewehrte Männer eines Spezialeinsatzkommandos (SEK), die mit Maschinenpistolen in Stellung liegen. Anders als in der Anfangsphase, in der Rösner auf einen Zivilbeamten feuert, zwingt er sich diesmal zur Beherrschung. Obwohl er einen SEK-Mann direkt im Visier hat („Ich hätte jetzt schon so auf den Mann schießen können"), drückt er nicht ab.

    Übermächtiger innerer Druck lastet auf Rösner und Degowski. Nur durch wildes Herumballern in der Bank können sie sich davon befreien; sie schießen um sich wie volltrunkene Cowboys. Komischerweise funktioniert das Telefon. Die Telefonnummer 02043/24092, unter der die Zweigstelle der Deutschen Bank in Rentfort-Nord erreichbar ist, wird zum Geheimtipp für Journalisten aus der ganzen Republik. Reporter und Zeitungen rufen an, darunter auch Vertreter des WDR. Rösner fühlt sich nicht ernst genommen. Er feuert mit seinen „Colt Government-Pistole (Kaliber neun Millimeter Luger) in die Decke. Degowski, dem ebenfalls die Nerven durchgehen, jagt mit seinem Trommelrevolver „Highway Patrolman eine Kugel in das Lamellendach des Kassenraums.

    Andrea Blecker verkriecht sich in der Kassenbox, schreit, dass sie „das Knallen nicht mehr ertragen" kann.

    Sie ist der Hysterie nah. „Mach den Mund auf, wenn's kracht, dann ist es nicht so schlimm", empfiehlt Rösner.

    Der aus Essen angereiste Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr will Rösner und Degowski mit einer nicht unproblematischen Zusage ködern, um die Geiseln zu erlösen. Ein sehr ungewöhnlicher Plan.

    Am Telefon wird den Tätern „ein optimales, großzügiges Angebot durch den 41-jährige Polizeioberrat Horst Tiemann, der sich als Gutjahr ausgibt, unterbreitet. Wenn sie bedingungslos kapitulieren und ihre Geiseln innerhalb einer Stunde freilassen, werde die Staatsanwaltschaft vor Gericht nur sechs Monate Freiheitsstrafe beantragen. Andernfalls droht Tiemann alias Gutjahr, ihnen „die ganze Härte des Gesetzes zukommen zu lassen.

    Dieses Angebot ist ungewöhnlich aber juristisch zulässig.

    Das Strafgesetzbuch sieht vor, dass ein Geiselnehmer, der „das Opfer unter Verzicht auf die erstrebte Leistung in dessen Lebenskreis zurückgelangen lässt", mit einer Mindeststrafe von sechs Monaten davonkommen kann. Das wird jedoch nicht so von der Öffentlichkeit geteilt, denn die missverständliche Wortwahl in Interview lässt den Schluss zu, dass der Staatsanwalt den Gladbecker Geiselnehmern ein Sonderrecht einräumen will. Es hagelt öffentlich Kritik.

    Trotz seines mangelnden Intellekts verfügt Rösner über eine Art „Bauernschläue. Auch die jahrelange „Knasterfahrung verbietet ein Aufgeben, selbst zu Sonderkonditionen.

    Zum einen misstraut er dem staatsanwaltlichen Ehrenwort: „Ich kenn die gesamte Justiz und die Polizei."

    Und zum anderem weiß er, dass er ohnehin noch eine Reststrafe von 437 Tagen zu verbüßen hat und selbst, wenn ein Gericht Milde walten lässt, für lange Zeit wieder hinter Gitter muss. : „Lieber geh ich kaputt, bevor ich noch mal in die Kiste geh.", so Rösner.

    Und sich einschüchtern lässt Rösner schon gar nicht. „Der Hund mit seiner Härte, soll er doch mal die Härte machen, bemerkt er zu der Polizei.: „Dann, eh, is hier alles zu Ende, für uns alle vier. Entweder kommen wir weg oder wir gehen kaputt.

    Rösner mimt den starken Mann, auch mit der Angst im Nacken, „Bedrohen lassen wir uns grundsätzlich nicht. Wenn einer bedroht, ne, dann sind wir das . . . Wir haben die Waffengewalt hier, und wir bestimmen über Leben und Tod."

    Nun, nachdem die Bemühungen um ein schnelles Ende gescheitert sind, setzt der beispiellose Rummel der Medien ein, der die Geiselnahme von Gladbeck zur öffentlichsten Gewalttat in der Kriminalgeschichte der Bundesrepublik macht.

    Das Telefon in der Bank steht nicht mehr still. Die Polizei hat die Leitung nicht gekappt, weil sie hofft, dass

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