Ein Viscount per Annonce: Historischer Liebesroman
Von Emily Alveston
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Über dieses E-Book
Um ihren Bruder vor dem Schuldturm und ihre Schwester vor einer arrangierten Vernunftehe zu bewahren, beschließt eine junge Lady, die anonyme Heiratsannonce eines reichen Gentlemans zu beantworten ...
***
England 1815. Nach dem Tod ihrer Eltern bleiben der junge Baronet Matthew Ruthercombe und seine beiden Schwestern hoch verschuldet zurück. Um dem Schuldturm zu entgehen, will Matthew die jüngere und hübschere seiner Schwestern per Heiratsannonce mit einem möglichst reichen Gentleman verheiraten. Doch Catherine möchte ihre Schwester vor dem Schicksal einer lieblosen Vernunftehe retten und beantwortet selbst eine der anonymen Anzeigen. Hinter der Annonce verbirgt sich niemand Geringerer als der unattraktive Viscount Rickenham. Obwohl dieser offensichtlich Gefallen an ihr findet, sieht Catherine sich außerstande, Sympathie oder gar Zuneigung für den unansehnlichen Mann zu empfinden.
Kurz darauf lernt Catherine einen charmanten jungen Gentleman kennen und steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll sie auf ihr Herz hören? Oder soll sie den reichen Viscount heiraten und damit ihren Bruder vor dem Schuldturm und ihre Schwester vor einer lieblosen Vernunftehe bewahren?
***
Der historische Liebesroman "Ein Viscount per Annonce" ist eine traditionelle Regency Romance mit Romantik, Humor und Liebe zum historischen Detail. Tauchen Sie ein in die Welt von Jane Austen: in eine Geschichte um finanzielle Nöte, falsche Entscheidungen und unverhoffte Liebe im England des frühen 19. Jahrhunderts!
Genre: Historischer Liebesroman, Clean & Sweet Regency Romance (keine erotischen Szenen)
Emily Alveston
Als Kind wollte Emily Alveston Bäuerin werden. Oder Sängerin. Oder Zirkusclown. Geworden ist es letztendlich ein Doppelstudium aus Astrophysik und Geschichte. Heute arbeitet Emily als Bibliothekarin und selbstständige Historikerin. Sie liebt belgische Schokolade, indischen Assamtee und das englische Regency.
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Buchvorschau
Ein Viscount per Annonce - Emily Alveston
Die wichtigsten Personen
Catherine Ruthercombe
Isabella Ruthercombe, Catherines Schwester
Sir Matthew,9th Baronet Ruthercombe, Catherines Bruder
Lord Richard Theophilus Aston, 7th Viscount Rickenham
David Merrick, Lord Rickenhams Neffe
Lady Standham, Lord Rickenhams Tante
Lord und Lady Elmsborough
William Buckland, Geologe, und seine Hyäne Billy
Mr. Ellister
Mrs. Kendell
Mr. Morrison, früherer Verehrer von Catherine
Mrs. Morrison
Mr. Peacock
Mr. und Mrs. Shelling
Mr. Tanner, Juwelier, Besitzer von Tanner‘s Clocks and Jewels
Mr. Wilkins, Bibliothekar
Mary, Catherines Zofe
Weitere Personen
Mr. Abelman, Pfandleiher
Mrs. Allen, Konditorin, Besitzerin des Tea & Sweets
Louisa Ashcroft, Isabellas beste Freundin
Dorothy Harthorpe, örtliche Klatschbase
Lady Clementia Lynnville, Baroness
Melina, Cousine von Catherine und Isabella
Mary Anning, Fossiliensammlerin
Inhaltsverzeichnis
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Epilog
Anhang
EINS
An einem kalten, verregneten Novembermorgen betrat Miss Catherine Ruthercombe, die Kapuze ihres dunkelblauen Wollumhangs über ihre kastanienbraunen Locken tief ins Gesicht gezogen, an der Seite ihrer jüngeren Schwester Isabella die Familiengruft auf dem Belcot Cemetery. Im Zwielicht der Grabkammer erkannte sie die marmorne Gedenktafel, die ihr Bruder nach Mamas Begräbnis neben jener von Papa hatte anbringen lassen. Unterhalb des kleinen, kunstvoll gearbeiteten Konterfeis ihrer Mutter zeigte es jenen Text, den Catherine gemeinsam mit Isabella und Matthew entworfen und der Steinmetz innerhalb weniger Tage in feinen, gleichmäßigen Buchstaben eingemeißelt hatte:
In Erinnerung an
Lady Amanda Ruthercombe
Tochter von Sir George Heresford, 11th Baronet
Ehefrau von Sir Redmund Ruthercombe, 8th Baronet
Sie verließ dieses Leben am 23. November 1814 im Alter von 51 Jahren nach langer Krankheit, die sie mit der Geduld und der Hoffnung einer gläubigen Christin ertrug.
Die Güte ihres Herzens, die Sanftmut ihres Wesens und die außergewöhnlichen Begabungen ihres Verstandes gewannen den Respekt und die wärmste Liebe aller, die sie kannten.
Gäbe es nur wenige ihres Herzens und Verstandes, diese irdische Welt würde bereits zum erhofften Himmel werden.
Catherine holte die Talgkerze, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, aus ihrem Umhang hervor, steckte sie in den Kerzenständer und zündete sie an. Sogleich warf die kleine Flamme einen zarten Lichtschein in das Halbdunkel der Gruft.
„Ich vermisse sie so sehr", sagte Isabella leise, den Blick auf das steinerne Miniaturbildnis ihrer Mutter gerichtet. Tränen liefen über ihre Wangen, und sie bemühte sich vergebens, ein Schluchzen zu unterdrücken.
„Ich kann nicht glauben, dass seit Mamas Tod schon ein ganzes Jahr vergangen ist. Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen!"
Catherine legte tröstend einen Arm um sie. „Ich weiß, Täubchen. Sie fehlt mir auch."
Eine Weile standen sie schweigend Arm in Arm vor der Gedenktafel. Beinahe schien es Catherine, als könne sie im muffigen Geruch der Gruft jenen feinen, würzig-süßen Duft der Rosmarinzweiglein wahrnehmen, die sie und Isabella damals anlässlich der Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten mit schwarzen Seidenbändern zu Sträußlein gebunden und am Tag des Begräbnisses an die Trauergäste verteilt hatten.
„Lass uns gehen, sagte Catherine schließlich. „Das Frühstück wird bestimmt bald aufgetragen, und Matthew kann es nicht leiden, wenn er auf uns warten muss.
Als sie kurze Zeit später vor Belcot House aus der Chaise stiegen, fiel aus den raumhohen Fenstern des Frühstückszimmers bereits der Schein tanzender Kerzen in das trübe Herbstwetter. Rasch liefen sie durch den Regen die Stufen zum Eingang empor und betraten die Eingangshalle. Ein in eine rote Livree gekleideter, hochaufgeschossener junger Mann mit weißgrauer Perücke nahm die beiden nassen Wollumhänge entgegen.
„Danke, James", sagte Catherine. Oder war es John? Sie hatte die beiden hochgewachsenen Lakaien in ihren altmodischen Uniformen, die einander beinahe wie Zwillinge ähnelten, noch nie unterscheiden können. Der Lakai verbeugte sich mit einem höflichen Lächeln und entfernte sich mit den Umhängen.
Catherine folgte Isabella die breite Treppe in den ersten Stock hinauf. In ihrem Zimmer angekommen, legte sie ihre pelzbesetzte Pelisse aus dunklem Wollstoff ab, streifte ihre durchnässten Lederhalbstiefel und Strümpfe von den klammen Füßen und schlüpfte in frische Strümpfe und trockene Slipper, bevor sie die Treppe hinunter ins Frühstückszimmer eilte. Um ihre nassen Halbstiefel würde sich Mary, ihre Zofe, in der Zwischenzeit kümmern.
Matthew saß bereits bei Tisch und wärmte seine Hände an einer heißen Tasse Kaffee. Das Glas Ale hatte er offensichtlich bereits ausgetrunken.
„Ihr kommt spät, brummte er mit ungehaltener Miene. „Wo ist Isabella?
„Sie kommt bestimmt gleich", erwiderte Catherine und verspürte wieder einmal den Drang, Matthew ob seines äußerst fragwürdigen Kleidungsstils zu tadeln. Diese gelben Pantalons, ein Lieblingsstück ihres Bruders, fand sie grässlich, ganz besonders in Kombination mit den Goldknöpfen der dunkelblauen Jacke, die er trug. Dazu der übertrieben gestärkte Hemdkragen, dessen weit aufragende Spitzen beinahe bis zu den Wangenknochen reichten und die Bewegungsfreiheit des Kopfes auf geradezu lächerliche Weise einschränkten. Ganz zu schweigen von der eigenwilligen Drapierung seines Halstuchs, die Matthews eigene stolze Erfindung war. Was ein Beau Brummell konnte – nämlich eine neue Mode kreieren – das würde Sir Matthew Ruthercombe von Belcot House doch schon lange können! Zu dumm nur, dass niemand außer Matthew selbst seinen erlesenen Modegeschmack zu schätzen wusste. Trotz jahrelanger intensiver Bemühungen um neue Frisuren und selbsterdachte Halstuchknoten war es ihm bislang nicht gelungen, in den erlesenen Kreis jener Dandys vorzustoßen, die sich eines selbst erschaffenen Modestils rühmen durften.
Verstohlen lächelte Catherine in sich hinein und setzte sich an den Tisch, auf dem ein Korb mit getoasteten Brotscheiben, Butter, kleine Schälchen mit Orangen-, Johannisbeer-, Pflaumen- und Quittenmarmelade, eine Platte mit Käse und kaltem Fleisch sowie eine Schüssel mit hartgekochten Eiern standen, dazu Kaffee, Tee und heiße Schokolade.
Catherine griff nach einer Scheibe Brot und strich etwas Butter darauf.
„Wir waren an Mamas Grab."
„Bei diesem Wetter?" Matthew zog seine Augenbrauen hoch.
„Wir wollten es nicht verabsäumen, sie an ihrem ersten Todestag zu besuchen. Du warst noch nicht wach, sonst hätten wir dich gefragt, ob du uns begleiten möchtest."
Sie warf Matthew einen entschuldigenden Blick zu. Da war etwas in seinem Gesicht, ein Ausdruck, den sie nicht recht deuten konnte und der sie zutiefst beunruhigte.
„Du wirkst besorgt. Catherine sah ihren Bruder forschend an. „Hatte Mr. Paterson schlechte Neuigkeiten?
Catherine wusste, dass sich Matthew vor dem Frühstück stets mit dem Verwalter des Anwesens, Mr. Paterson, über dringende Angelegenheiten und Erledigungen rund um die Pflege und Instandhaltung der Gebäude, Viehställe und Umzäunungen auf den weitläufigen Ländereien sowie über die Pachteinnahmen austauschte.
Matthew schwieg und starrte missmutig auf das angebissene Stück Toast auf seinem Teller.
„Wir werden etwas sparen müssen", sagte er schließlich und trank einen Schluck Kaffee.
„Sparen?, fragte Catherine verwundert, nahm ein hartgekochtes Ei aus der Schüssel und schnitt es auf ihrem Teller in zwei Hälften. „Weshalb?
„Ich werde die Kutsche und die Barouche verkaufen, entgegnete ihr Bruder, ohne ihre Frage zu beantworten. „Wahrscheinlich auch den Curricle.
„Nicht die Barouche!", rief Isabella, die in diesem Moment das Zimmer betrat, entsetzt. Catherine warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Wenn Matthew sogar in Erwägung zog, seinen Curricle zu verkaufen, mussten sie tatsächlich in eine missliche finanzielle Lage geraten sein.
„Hochwertig gearbeitete und verzierte Wagen wie unsere Kutsche und die Barouche sind teuer in der Erhaltung, versuchte Catherine, etwas Verständnis bei ihrer Schwester zu wecken. „Und das für Wagen und Pferde zuständige Personal muss bezahlt werden. Außerdem haben wir noch die Chaise.
„Das ist doch nicht das Gleiche!" protestierte Isabella und nahm neben ihrer Schwester Platz.
Insgeheim musste Catherine ihrer Schwester beipflichten. Die kleine zweisitzige Chaise war mit der komfortablen viersitzigen Barouche, die von einem eleganten Zweiergespann kupferroter Bays gezogen wurde, nicht vergleichbar.
Catherine wandte sich wieder zu Matthew. „Wie kommt es, dass wir kein Geld mehr haben? Papa hatte doch Ersparnisse!"
Matthews Gesichtszüge verfinsterten sich. Catherine, die bislang gehofft hatte, dass ihre schlimmsten Befürchtungen nicht eintreten würden, beschlich ein beklemmendes Gefühl.
„Matthew, sagte sie eindringlich, „was ist mit den Ersparnissen?
„Es gab keine."
Catherine verschlug es die Sprache.
„Keine… keine Ersparnisse?, brachte sie schließlich hervor und starrte ihren Bruder ungläubig an. „Papa hat doch oft von den guten Einnahmen und den hohen Rücklagen gesprochen, und dass Isabella und ich einige Tausend Pfund an Mitgift erhalten würden. Mama war so stolz auf ihn!
Catherine erinnerte sich noch gut daran, dass ihre Mutter immer davon geträumt hatte, eines Tages wenigstens eine ihrer Töchter mit einem Baron oder gar einem Viscount verheiraten zu können, wofür es einer möglichst hohen Mitgift bedurfte. Beinahe wäre ihr dies auch gelungen – wäre Henry, Catherines Verlobter, damals nicht in der Schlacht von Albuera gefallen. Papa hatte wochenlang damit gehadert, wie ein Baron nur derart dumm sein könne, seinen erstgeborenen Sohn zum Militär gehen zu lassen, nur weil jener sich dies in den Kopf gesetzt hatte. Zugegeben, Baron Guerresley hatte vier Söhne und dachte sich wohl, es gäbe noch andere potentielle Erben, sollte dem ältesten Sohn etwas zustoßen. Böse Zungen unterstellten ihm sogar Absicht dabei, auf diese Weise die Chance seines Zweitgeborenen auf den Titel zu erhöhen, denn es war ein offenes Geheimnis, dass dieser sein Lieblingssohn war.
Papa jedenfalls hätte Matthew niemals ein Offizierspatent gekauft. Wie hatte Matthew ihren Verlobten darum beneidet, den Militärdienst antreten zu können! Aber in dieser Hinsicht war Papa unerbittlich gewesen. Matthew war sein einziger Sohn, und er wollte die Gefahr nicht eingehen, seinen Erben zu verlieren. Catherine waren die zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen Matthew und ihrem Vater nicht entgangen – jeder auf seine Weise stur und nicht bereit, die Seite des anderen zu verstehen.
„Eben, riss Matthews Stimme Catherine aus ihren Gedanken. „Das ist der Grund, warum ich stets versucht habe, Papas Schulden vor Mama und euch geheim zu halten.
„Schulden?" Isabella riss entsetzt ihre Augen auf und hustete. Der Bissen, den sie soeben von ihrem mit Quittenmarmelade bestrichenen Brot genommen hatte, war ihr vor Schreck offenbar förmlich im Hals steckengeblieben.
„Das ist die bittere Wahrheit. Papa hat uns nach seinem Tod hohe Schulden hinterlassen."
Catherine und Isabella blickten sich bestürzt an.
„Wie hoch?", erkundigte sich Catherine, obwohl sie sich vor der Antwort beinahe fürchtete.
„Mehrere Zehntausend Pfund."
„Oh!" Isabella schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund.
Catherine beschlich ein schrecklicher Verdacht. „Was ist mit der Mitgift? Für Isabella und mich?"
Matthew schüttelte wortlos den Kopf, was seine à la Brutus getragene Haarpracht hin- und herwippen ließ.
„Du lieber Himmel, stieß Catherine tonlos hervor. „Wo kam das ganze Geld denn hin?
Soweit sie sich erinnern konnte, hatten die jährlichen Einnahmen aus dem Landgut zu Lebzeiten ihres Vaters etwa achttausend Pfund betragen. Offenbar hatte Papa diesen Betrag nicht nur ausgegeben, sondern weit überzogen. Doch wofür? Sie konnte sich an keinerlei hohe Anschaffungskosten oder sonstige Ausgaben erinnern – abgesehen von Papas Faible für repräsentable Wagen. Doch selbst die kostspielig ausgestattete Kutsche und die elegante Barouche einschließlich der benötigten Pferde konnten doch unmöglich so viel gekostet haben.
„Er hat es verspielt."
„Nein!, rief Isabella entrüstet. „Das kann nicht sein! Papa war kein Spieler. Er hätte niemals die ganzen Ersparnisse verspielt, am allerwenigsten unsere Aussteuer. Er hat Mama sogar versprochen, den Betrag noch zu erhöhen, um uns gut verheiraten zu können!
„Das hat er versprochen, in der Tat, erwiderte Matthew. „Er wollte nicht, dass Mama sich Sorgen machte. Aber er hielt sein Versprechen nicht. Es war nichts übrig, als ich das Erbe übernommen habe. Ich hatte gehofft, mit den Einnahmen die Schulden abbezahlen zu können, sodass Mama und ihr nichts davon erfahren müsstet. Doch die Einnahmen sind seit Jahren rückläufig.
Rückläufig, dachte Catherine, so konnte man es natürlich auch nennen. Matthew bemühte sich zwar, so gut er konnte, gemeinsam mit Mr. Paterson die Ländereien zu verwalten. Es war jedoch nicht zu leugnen, dass er sich für die Gutsverwaltung nie interessiert hatte. Viel zu gerne wäre er zum Militär gegangen. Die Verwaltung der Ländereien dagegen war ihm nicht mehr als eine lästige Pflicht. Auch wenn er diese nicht direkt vernachlässigte, so erbrachte er doch nur das nötigste Mindestmaß an Einsatz. Catherine wusste, dass Mr. Paterson tat, was er konnte, um die Ländereien bestmöglich zu verwalten, doch letztendlich lagen die wesentlichen Entscheidungen bei Matthew, und Mr. Paterson waren die Hände gebunden.
Die jährlichen Einnahmen waren seit dem Tod ihres Vaters auf etwa dreitausend Pfund gesunken, die Ausgaben für Haushalt, Dienstboten, Pferde und Kutschen jedoch annähernd gleich geblieben. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Matthew bei den hohen laufenden Kosten und vergleichsweise niedrigen Einnahmen in der Lage gewesen sein sollte, einen Teil von Papas Schulden zurückzuzahlen. Vielleicht hatte er sogar neue Schulden gemacht, um Mamas gewohnten Lebensstil aufrecht erhalten zu können, so dass diese nichts von den finanziellen Problemen merkte.
„Nach Mr. Patersons Bericht zu urteilen, steht es derzeit schlimmer denn je, fuhr Matthew trocken fort. „Ich kann Papas Schulden unter diesen Umständen nicht abbezahlen, ja nicht einmal alle nötigen Investitionen in den Erhalt der Ländereien tätigen. Wir werden unseren Lebensstil etwas einschränken müssen.
„Wir sind also arm", stellte Catherine nüchtern fest. Isabella schluchzte laut auf.
„Ich verkaufe die zwei Wägen und den Curricle, erklärte Matthew bestimmt, ohne auf Catherines Bemerkung einzugehen. „Ebenso die Bays. Für ein derart prächtiges Zweiergespann bekomme ich in London bestimmt an die zweitausend Pfund, und ohne Barouche haben wir keine Verwendung mehr für sie. Ich werde auch die Kutschpferde und zwei meiner Jagdpferde verkaufen. Das alles zusammen mit der Entlassung des Kutschers und jener Stallmitarbeiter, deren Dienste wir ohne Wagen und Pferde nicht mehr benötigen, wird einige Ausgaben einsparen und auf der anderen Seite Geld einbringen, mit dem wir einen Teil der Schulden bezahlen und etwas für eure Aussteuer beiseitelegen können.
„Die Leute werden reden, wandte Isabella vorsichtig ein. „Das ganze Parish wird merken, dass wir Wagen und Pferde verkaufen, und über die Gründe spekulieren.
„Was die Leute denken und reden, ist mir völlig gleichgültig!", brauste Matthew auf, und Isabella zuckte zusammen.
„Das sollte es aber nicht, widersprach ihm Catherine. „Denke daran, dass du zwei ledige Schwestern hast. Du gefährdest möglicherweise nicht nur den Ruf unserer Familie, sondern auch unsere Aussichten auf eine gute Heirat.
Matthew schwieg und schenkte sich noch Kaffee ein.
„Wenn wir unsere Wagen und Pferde tatsächlich verkaufen müssen, überlegte Catherine, „geben wir am besten vor, die vor vielen Jahren von unseren Eltern angeschafften Wagen und Gespanne loswerden zu wollen, um uns im Frühjahr neue, modische Kutschen zu kaufen.
„Dann werden sie spätestens im Frühjahr bemerken, dass dem nicht so ist", erwiderte Isabella.
„Bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Uns wird schon eine Lösung einfallen."
Catherine nahm gedankenverloren einen Schluck Tee. Wie konnten sie bloß den Verkauf der Kutschen und Pferde verhindern und dennoch die dringendsten Schulden decken?
„Entschuldigt mich bitte, wandte sie sich an ihre Geschwister. „Mir schwirrt der Kopf. Ich muss mich hinlegen.
Sie verließ das Frühstückszimmer und stieg gedankenverloren die Treppe in das obere Stockwerk empor. In ihrem Zimmer angekommen, setzte sie sich auf das Sofa, lehnte sich in den weichen Kissen zurück und schloss die Augen.
Wenn Papa ihre Aussteuer verspielt hatte und die familiären Geldnöte erst einmal bekannt wurden, würden Isabella und sie möglicherweise keinen Ehemann mehr finden. Jedenfalls keinen, der ihrem familiären Stand angemessen wäre. Welcher Baronet, Baron oder gar Viscount – wie Mama sich ausgemalt hatte – würde eine Frau ohne Mitgift ehelichen?
Ohnedies war sie mit ihren dreiundzwanzig Jahren schon beinahe zu alt für den Heiratsmarkt, und ohne Aussteuer standen die Aussichten noch schlechter. Sie würde bestimmt als alte Jungfer enden. Und Isabella? Isabellas erste Saison in London, die im vergangenen Frühjahr hätte stattfinden sollen, hatten sie aufgrund der Trauerzeit nach Mamas Tod auf das kommende Jahr verschoben – doch unter diesen Umständen konnten sie sich eine Saison bestimmt nicht leisten. Dabei hätte zumindest Isabella mit ihrem hübschen herzförmigen Gesicht, ihrer zarten Figur und ihrem sanften Wesen gute Aussichten, auch ohne Mitgift eine passable Partie zu machen! Sie würde mit Matthew darüber reden müssen, beschloss Catherine.
ZWEI
Mayton Grove, so behaupteten jene, die sich selbst für besonders gut informiert hielten, war einer der schönsten Herrensitze der Grafschaft Essex. Die weitläufige Anlage konnte nicht nur mit einem der artenreichsten Rosengärten Englands aufwarten, der in sämtlichen Reiseführern eine besondere Erwähnung fand, sondern bezauberte im Frühling und Sommer mit einem Meer aus farbenprächtigen exotischen Blumen, zwischen denen weiße und blaue Pfaue hoheitsvoll einherstolzierten. Nicht weit des Herrenhauses befand sich ein Seerosenteich, in dem Lord Rickenham zur Kurzweil von Zeit zu Zeit zu fischen pflegte.
Doch nicht nur der weitläufige Park selbst, auch das Herrenhaus lohnte eine Besichtigung, wenn der Viscount vorübergehend in seinem Londoner Stadthaus residierte und sein Landsitz interessierten Besuchern offenstand. War die Fassade im gotischen Tudorstil als solches noch nicht außergewöhnlich, so wiesen die zahlreichen Erker und hohen Spitzbogenfenster einen fein gearbeiteten Detailreichtum auf, der die Architektur des Bauwerks von den meisten anderen derartigen Gebäuden unterschied. Die achteckigen Flankierungstürme beiderseits der Fassade bildeten einen malerischen, wenn auch etwas wuchtigen Rahmen für die prunkvolle Stirnseite des Hauses.
Doch konnte weder die elegante Fassade noch die weitläufige Parkanlage, deren Blumenbeete zurzeit von einer funkelnden Schneeschicht bedeckt waren, darüber hinwegtäuschen, dass der jetzige Viscount Rickenham ebenso wie seine beiden Vorgänger bislang nicht viel Glück in seinem Leben hatte.
Die mysteriösen Umstände seines Verschwindens vor dreizehn Jahren hatten zu den abenteuerlichsten Gerüchten geführt und waren noch nicht vergessen, als er zehn Jahre später wieder auftauchte und das Erbe seines älteren Bruders antrat, der unverheiratet und kinderlos verstorben war.
So war Richard Theophilus Aston, fünfter Viscount Rickenham, zwar unverhofft von einem Phantom zu einem wohlhabenden Mann von Rang und Namen aufgestiegen, traf bei seinen Mitmenschen jedoch eher auf höfliche Distanz bis unverhohlene Abneigung denn auf freundliches Entgegenkommen und Wohlwollen.
Und so kam es, dass Lord Rickenham an jenem vierundzwanzigsten Dezember des Jahres 1815 wie auch die Jahre zuvor als einzige Gäste zur Weihnachtsfeier seine beiden jüngeren Schwestern, Lady Ruth Ploughton und Lady Agnes Doresleigh, mit deren Familien empfing. Wie jedes Jahr waren diese bereits vor Mittag angereist, um mit den von Mr. Nash, dem Gärtner, vorsorglich bereitgestellten Efeuranken, Stechpalmen- und Lorbeerzweigen den Silbernen Salon von Mayton Grove vor dem Dinner weihnachtlich zu schmücken und die abendlichen Kinderspiele vorzubereiten.
Zu Lord Rickenhams Ärgernis pflegten seine Schwestern neben dem alljährlichen Dekorieren des Salons allerdings noch eine weitere, durchaus eigentümliche Weihnachtstradition, die sie noch zu Lebzeiten ihres älteren Bruders eingeführt hatten. Und diese verlief in etwa so:
„Hast du schon ein nettes Mädchen gefunden?"
„Hast du denn wenigstens versucht, ein nettes Mädchen zu finden?"
„Möchtest du denn nicht heiraten?"
„Denkst du nicht, dass es langsam Zeit wird, für einen Stammhalter zu sorgen?"
Traditionsgemäß hatte bereits Thomas jede dieser Fragen mit ‚Nein‘ beantwortet, und Richard hatte diesen Brauch bislang pflichtbewusst fortgesetzt.
Bei Thomas waren Agnes und Ruth mit ihrer alljährlichen Fragerei auf taube Ohren gestoßen, was beinahe zur Folge gehabt hatte, dass ihr eingebildeter Geizhals von einem Onkel das Erbe ihres Vaters antrat – hätte Richard damals nicht im letzten Moment den Plan von Onkel Titus, ihn wegen seiner langen Abwesenheit für tot erklären zu lassen, durch seine plötzliche Rückkehr nach England in völlig lebendigem Zustand vereitelt. Doch was, wenn ihm wie Thomas unerwartet etwas zustoßen sollte?
„Willst du denn, dass Onkel Titus das Familienoberhaupt wird?", stichelte Agnes daher, während sie eine Efeuranke um das Holzgestell schlang, an dem später die Früchte für das Apfelbeißen aufgehängt werden sollten. Richards Nichten und Neffen liebten dieses Spiel.
„Gott bewahre!" Richard, der bis dahin in einem Buch gelesen hatte, hob den Kopf und warf seiner Schwester vom Sofa aus einen entrüsteten Blick zu.
„Dann heirate endlich!"
„Wir haben keinen weiteren Bruder mehr, der aus dem Nichts auftauchen könnte!", kam Ruth, die am Salontisch saß und vor sich Blätter, Zweige, Äste und Bänder ausgebreitet hatte, ihrer Schwester zu Hilfe und betrachtete den soeben fertig gewundenen Lorbeerkranz prüfend.
„Jedenfalls keinen, von dem wir wissen, fügte Agnes neckisch hinzu. „Und der Jüngste bist du auch nicht mehr!
„Vielen Dank, geliebte Schwester!" Richard wandte sich wieder seinem Buch zu und betrachtete die Diskussion damit wohl als beendet.
Doch dieses Jahr hatten Agnes und Ruth beschlossen, nicht so schnell aufzugeben. Sie mussten ihren starrköpfigen Bruder endlich zur Vernunft bringen. Thomas hatten sie nicht rechtzeitig davon überzeugen können, sich zu verheiraten – wohl auch, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass ihm etwas zustoßen könnte, und sie daher zwar jedes Jahr aufs Neue, jedoch nie mit ernsthaftem Nachdruck auf das Thema Eheschließung zu sprechen gekommen waren. Bei Richard würde ihnen dieser Fehler nicht noch einmal unterlaufen.
„Worauf ich hinaus will ist, dass Thomas auch siebenunddreißig Jahre alt war, genau wie du jetzt, als er … als er von uns gegangen ist."
„Mag sein. Ohne aufzublicken, fuhr Richard unbeirrt mit dem Lesen fort. „Aber im Gegensatz zu Thomas fahre ich nicht in halsbrecherischer Geschwindigkeit mit dem Curricle um die Kurven, um meine Freunde zu beeindrucken – in einem Alter, in dem man eigentlich bereits vernünftiger sein sollte.
„Weil du keine Freunde hast", entfuhr es Agnes.
„Agnes!" Ruth sah ihre Schwester entsetzt an.
„Ja. Richard ignorierte Ruths Einwurf, legte das Buch beiseite und blickte Agnes herausfordernd an. „Weil ich keine Freunde habe. Und jetzt erinnern wir uns kurz daran
, seine Stimme wurde schneidend, „warum das so ist. Denn möglicherweise ist dies auch die Erklärung dafür, warum sich die Mütter der hiesigen jungen Damen nicht gerade begeistert zeigen bei dem Gedanken, mir ihre Töchter zur Ehe zu geben."
„So habe ich es nicht gemeint", sagte Agnes in entschuldigendem Tonfall, schnappte sich den Apfelkorb und setzte sich neben ihrem Bruder auf das Sofa. Sie nahm den ersten Apfel sowie eine der Schnüre, die ebenfalls im Korb lagen, und umwickelte den Apfelstiel damit.
„Sind die Gerüchte denn immer noch so präsent? Auch nach all den Jahren, in denen du in Frankreich warst?" Sie legte den Apfel zurück in den Korb, nahm den nächsten sowie eine Schnur und umwickelte auch diesen.
„Sie wären es vermutlich nicht, wenn Lord Elmsborough sie nach meiner Rückkehr nicht wieder befeuert hätte."
„Also steckt der Earl dahint… Au!", rief Ruth entrüstet aus und zuckte zusammen. Vor Aufregung hatte sie sich an einem der Stechpalmenzweige gestochen, mit denen sie gerade ihren Lorbeerkranz dekorierte.
„Es ist wohl seine Art der späten Rache, erwiderte Richard und lächelte bitter. „Anders kann er mir nun, da ich den Titel geerbt habe, dank der damit verbundenen rechtlichen Privilegien nicht mehr schaden.
„Wie kann man nur so nachtragend sein, bemerkte Agnes kopfschüttelnd. „Zu dumm, dass er noch am Leben ist. Er muss doch mittlerweile steinalt sein!
„Agnes! Man wünscht doch niemandem den Tod!", tadelte Ruth ihre jüngere Schwester, steckte vorsichtig noch einen letzten Stechpalmenzweig in den Kranz und betrachtete ihr Werk zufrieden. Die roten Beeren der Stechpalme harmonierten hervorragend mit den blauschwarzen des Lorbeers.
„Steinalt trifft es ziemlich genau, würde ich sagen", bestätigte Richard.
„Hast du sie denn wiedergesehen? Marianne? Ich meine, verbesserte sich Agnes rasch und legte den letzten Apfel zurück in den Korb, „Lady Elmsborough?
„Wir sind uns ein paar Mal begegnet", antwortete Richard ausweichend.
Doch so rasch ließ seine Schwester, die schon als Kind schrecklich neugierig gewesen war, nicht locker. Sie erhob sich vom Sofa und ging zum Holzgestell, das sie zuvor mit Efeu geschmückt hatte. Während sie einen Apfel nach dem anderen an den Querbalken hängte, fuhr sie fort:
„Habt ihr euch heimlich getroffen?"
Ihr Bruder sah sie missbilligend an. „Nein, das haben wir nicht. Weder heimlich noch öffentlich. Es gab keinerlei Verabredungen zwischen uns."
„Aber würdest du sie gerne wieder treffen?"
„Herrgott, Agnes, lass es gut sein!, fuhr Richard sie unwirsch an. „Das ist über dreizehn Jahre her. Man könnte meinen, du liest immer noch diese romantischen Gruselgeschichten, nach denen du als junges Mädchen so verrückt warst. Ich bin keiner deiner verträumten Romanhelden, die sich den Rest ihres Lebens vor Liebeskummer verzehren.
„Entschuldige bitte. Agnes fühlte sich ertappt. Sie las tatsächlich insgeheim noch immer mit Vorliebe Schauerrromane, auch wenn sie dies niemals zugeben würde. „Ich meinte ja nur – sie ist doch bestimmt auch heute noch sehr schön!
Richard verdrehte die Augen. „Also gut, weil du ja doch keine Ruhe gibst: Ja, sie ist noch immer sehr schön, und sie ist mit einem alten, abscheulichen Ekel verheiratet. Zufrieden?"
Agnes war gerade dabei, den letzten Apfel aufzuhängen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und drehte sich dann, den Apfel noch in der Hand, abrupt zu Richard um.
„Jetzt verstehe ich!", rief sie.
Richard sah sie irritiert an. „Was verstehst du jetzt?"
„Warum du nicht heiraten willst!"
„Ach, ja?" Amüsiert zog Richard eine Augenbraue hoch.
„Du wartest auf sie."
„Auf Marianne? Unsinn."
„Doch, natürlich! Agnes ließ sich nicht beirren. „Du wartest darauf, dass der alte Earl endlich stirbt, damit du sie heiraten kannst. Deshalb willst du dir keine Ehefrau suchen!
„Ist das wahr?" mischte sich Ruth wieder in das Gespräch ein, die inzwischen ihren zweiten Lorbeerkranz fertiggestellt und mit Stechpalmenzweiglein dekoriert hatte – diesmal, ohne sich in den Finger zu stechen.
„Nein, es ist nicht wahr." Ihr Bruder verlor langsam die Geduld.
„Beweise es! In dieser Gegend wird es doch bestimmt einige junge Damen geben, die in Frage kämen?", wollte Agnes wissen.
„Und wenn nicht, hast du immer noch dein Haus in London. Für die Saison", ergänzte Ruth und schüttelte einige herabgefallene Lorbeerblätter und Beeren von dem Stofftuch, das sie sich während der Arbeit an den Kränzen zum Schutz ihres weißen, mit feinen hellroten Blumenranken bestickten Hauskleids auf den Schoß gelegt hatte.
Richard runzelte die Stirn. „Erstens habe ich keinerlei Lust, mich wochenlang in Partys und gesellschaftliche Vergnügungen zu stürzen, und zweitens würde das nichts nützen, denn Lord Elmsborough hat ohne Zweifel bereits dafür gesorgt, dass der Ton und damit jede Mutter einer möglichen Ehefrau die abenteuerlichsten Gerüchte über mich kennt. Weder würde man mich auf die wichtigen Veranstaltungen einladen – von einem Voucher für Almack’s ganz zu schweigen – noch fände ich dort eine Gemahlin. Ich zähle nicht zu denen, die man gemeinhin als ‚gute Partie’ bezeichnet, und ich werde mich bestimmt nicht lächerlich machen, indem ich vergebens junge Dinger hofiere, deren Mütter alles daran setzen werden, ihre Töchter von mir fern zu halten."
„Aber du bist wohlhabend und ein Viscount, wandte Ruth ein. „Die eine oder andere weniger wohlhabende Familie, und seien es Barone oder meinetwegen nur Baronets, wäre doch bestimmt froh, wenn ihre Tochter reich heiraten könnte!
„Du müsstest dich eben eher nach unten orientieren, pflichtete ihr Agnes eifrig bei. „Dann findest du bestimmt eine Familie, die dir ihre hübsche junge Tochter zur Ehe gibt!
„Nach unten orientieren?, wiederholte Richard und schlug seine langen Beine, die in maßgeschneiderten, enganliegenden hellen Pantalons und einem Paar eleganter, auf Hochglanz polierter schwarzer Lederstiefel steckten, übereinander. „Ihr meint also, ich soll mir eine Ehefrau aus verarmter Familie ‚kaufen’, der mein Ruf weniger wichtig ist als mein Geld?
„Wenn du es so ausdrückst, klingt es natürlich … unschön, erwiderte Ruth, während sie aus den vor ihr liegenden Stechpalmenzweigen vorsichtig die kleinsten aussuchte und zur Seite legte. „Ich meinte, ein derartiges Arrangement wäre für beide Seiten von Vorteil, und es gibt doch bestimmt die eine oder andere Familie, die diesen Vorteil zu schätzen wüsste.
„Da bin ich sicher, stimmte Richard ihr zu. „Ich werde mich gleich morgen auf eine Tour zu allen Baronen und Baronets der Grafschaft begeben und mich erkundigen, ob sie verarmt seien und eine hübsche Tochter für mich hätten.
Agnes brach in schallendes Gelächter