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Das dreizehnte Glückskleeblatt: Westfälin angelt Traumfrau
Das dreizehnte Glückskleeblatt: Westfälin angelt Traumfrau
Das dreizehnte Glückskleeblatt: Westfälin angelt Traumfrau
eBook221 Seiten3 Stunden

Das dreizehnte Glückskleeblatt: Westfälin angelt Traumfrau

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Über dieses E-Book

Ihre letzte Affäre hat aus Merle Glashörster ein emotionales Wrack gemacht. Denn das gefährliche Liebesspiel mit Vicki hat tiefe Narben auf ihrer Seele hinterlassen. Desillusioniert beschließt sie, künftig allen Frauen abzuschwören, und flüchtet nach Lissabon und in den Alkohol. Nach der Entgiftung kehrt sie in das beschauliche westfälische Marienfeld zurück und begegnet Jessika. Obwohl diese bezaubernde Schönheit ebenfalls noch an ihrer turbulenten Vergangenheit zu knabbern hat, kommen sich die beiden Frauen näher. Noch ahnen sie nicht, wie viel sie wirklich gemeinsam haben ...

Julyanna B. Hagen entführt ihre Leserinnen in diesem packenden Liebesroman auf eine Achterbahn der Gefühle. Dabei zeigt sie sowohl die Auswirkungen emotionaler Wunden aus der Vergangenheit als auch die Kraft, die in einer neuen Liebe liegt.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum23. Juli 2021
ISBN9783969319178
Das dreizehnte Glückskleeblatt: Westfälin angelt Traumfrau

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    Buchvorschau

    Das dreizehnte Glückskleeblatt - Julyanna B. Hagen

    Julyanna B. Hagen

    Das dreizehnte Glückskleeblatt

    Westfälin angelt Traumfrau

    Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrages, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile sowie der Übersetzung in andere Sprachen. Personen, Namen und Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Verstorbenen sind rein zufällig.

    Impressum:

    Das dreizehnte Glückskleeblatt

    © Julyanna B. Hagen, 2020

    Kontakt: julyanna.b.hagen@mail.de

    ISBN: 978-3-96931-917-8

    Verlag GD Publishing Ltd. & Co KG, Berlin

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    logo_xinxii

    Inhalt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 1

    Aufsteigen, sich erheben, müheloses Dahingleiten und durch die weißen, flauschigen Wolken schweben. Durch den blauen Himmel wellenförmig dahingleiten und von oben die Landschaft betrachten. Da liegen die weiten Felder, die bunten Gärten und mittendrin lavierte der plätschernde Bach, der sich dann allmählich um das grüne Mooskissen schlängelte. Sein Glucksen erweckte Freude und mit der wärmenden Sonne auf meinem Gesicht entschwand ich zum Horizont.

    Völlig relaxt schaute ich auf mein Leben und genoss die warme Sommerluft. Ein paar Mal drehte ich meinen Kopf hin und her und begann mit einem imaginären Etwas ein Gespräch.

    Wer glaubt, nur weil ich im Traum herumfliegen kann, könnte ich die Welt beherrschen, der irrt. In meiner kleinen Welt erscheine ich ruhig und gelassen und auch etwas emotional und erotisch unterkühlt. Wer aber meint, sagte ich in Gedanken, ich sei besonders cool oder chillig, der bringt auch einiges durcheinander. Mein Schweigen, meine Zurückhaltung sind nur Tarnung.

    Ausgerechnet ich hatte bei jeder Beziehung Wert auf good vibrations im Schlafbereich gelegt. Aber wäre es die letzten Monate nicht so beknackt gelaufen, würde ich jetzt aufstehen und das zustande bringen, was jede Einzelne kann.

    Ich brauche rund um die Uhr Harmonie und deswegen fällt es mir so schwer, in einer Auseinandersetzung ehrlich meine Meinung zu sagen. Die offene Kommunikation scheue ich, um keine Konflikte heraufzubeschwören. Aber das brachte mir erst den bösesten Schlamassel ein. Schon in der Schule war ich eine Meisterin im Vermitteln und bin oft von den Mitmenschen als Schlichterin eingesetzt worden. Meine eigenen Probleme habe ich weggebügelt.

    Ich atmete noch bewusster die warme Luft. Es duftete nach Sommerwiese, Heu und frischer Baumrinde. Für einen winzigen Augenblick blinzelte ich der Sonne entgegen. Nur durch die Lüfte segeln fabriziert heftige Abstürze.

    Es begann mit Vicki, einer charmant scheinenden Dame von Welt, die mich auf einer Party ansprach, wie anziehend knackig und erotisierend ich sei. Mensch, was hatte sie mir geschmeichelt, dementsprechend kam ich richtig gut drauf.

    Etwas später stand schon das ersehnte Date fest und bei mir begann das große Herzrasen. Die To-do-Liste war lang und das Wichtigste war die Suche nach dem perfekten Outfit. Mit Qualen stand ich vor dem Kleiderschrank und überlegte, was gut zu mir passt und was die neue Frau bestimmt beeindrucken würde.

    Was sie für ein Typ war, habe ich gar nicht herausgefunden. Ihre Stimme, aber auch ihre Stimmung waren gleichbleibend freundlich, dabei waren ihre Augen konzentriert auf mich gerichtet, so dass ich stets in ihrem Fokus war.

    Tja, weil ich mit niemanden redete, blieb sie für mich ein Geheimnis, außerdem wollte ich sie nur für mich. Darum verbarg ich sie vor meiner Clique.

    Ich öffnete meine Augen und schaute zur Kirschbaumkrone hoch, wo die Blätter leise raschelten. Auf dem Rasen warf der abgeerntete Baum bis zu den Rabatten an der Grundstücksgrenze in der Mittagssonne seinen Schatten. Ich rieb mir die Stirn und prüfte, ob die Wasserflasche an dem neben mir liegenden Helm noch sicher stand.

    Mein schwerer Kopf fiel ins Gras zurück. Zu dem Rascheln in der Baumkrone drang das Schnippeln und Quietschen der Rosenschere. Entspannt segelte ich wieder in die Lüfte zu meiner alten Zeit und augenblicklich breitete sich die Geschichte aus, als Vicki eher beiläufig andeutete, was anderen Frauen wirklich Spaß machte. Auf diese intensiven Feelings wollte ich mich natürlich auch einlassen.

    „Kann ja nicht schaden!" Veranstaltet diese Lady doch tatsächlich auch Charity- Veranstaltungen in der näheren Umgebung.

    Wie sich das Blatt doch wendete. Meine alten Beziehungen waren eher eine Entdeckungsreise zu neuen Ufern und nach einem Bruch hatte ich schnell wieder Oberwasser, mit ihr allerdings kam die kaputteste von allen. Sie machte mich reif für die Tonne. Obwohl mir auch Erinnerungen kommen, dass wir nicht die Finger voneinander lassen konnten, nur weil wir uns kurz berührten, den Duft der anderen eingeatmet oder uns nur tief in die Augen gesehen hatten, quälte sie mich.

    Im Grunde war ich froh, dass ich keine offensichtlichen Narben davongetragen hatte, die mich noch immer zusätzlich an sie erinnern.

    Ausgerechnet mich hatte sie fertiggemacht. Ich war ihr Opfer und sie musste mich schon längere Zeit auserkoren haben. Eine wirklich gefestigte Frau konnte sich auf so ein Weibsstück nicht einlassen. Jetzt war ich durch sie zum emotionalen Wrack geworden, ich würde mich nicht mehr für eine Frau aufrichten und meine Türen öffnen.

    Aber da sind meine Träume. Wenigstens könnten sie mir ein unkompliziertes, überschaubares und bequemes Leben vom Sternenhimmel schicken, ohne dieses ewige Überwinden und Aufraffen müssen. Nur ich will entscheiden, über mich bestimmen und mich treiben lassen.

    Kein Taktieren mehr, keiner Frau mehr nachschauen, weil es keine Dates geben wird. „Einfach alle Frauen auf Distanz halten, so wie vorher auch", nuschelte ich vor mich hin.

    Der ratternde Häcksler riss mich aus dem Traum. Schlagartig waren alle Sinne wieder wach. Ich schaute in das saftige Grün der Forsythie. Mein Vater pfiff mich an: „Die Pause ist beendet!" Er fand es öde, wenn ich bei der Arbeit einnickte.

    „Oh, ja, Chef", erwiderte ich im Übereifer.

    „Mach schon!" Er schaute zum Kirschbaum hoch und tat dabei, als wollte er mir etwas im Garten seiner Kundin zeigen.

    Ich wischte die Hände an der Hose ab und legte meine Handschuhe neben der Schubkarre ab. Anschließend griff ich zum Wassereimer und putzte die eingelassenen Strahler unter der Korkenzieherweide, ebenso am Brunnen und dem Zierteich mit dem Mini-Schilf. Das Schmutzwasser goss ich ins Rosenbeet.

    Paps steckte in seiner grünen Arbeitskluft und fegte unterdessen die Rasenkantensteine. Am Hosengürtel waren fünf Werkzeugtaschen befestigt, in denen vielzählige Gerätschaften, von einer Rosenschere über eine winzige Teleskoplaubharke bis hin zur Zange und dem Minikantenschneider, steckten, ohne die er sein Haus nie verließ.

    Wir wechselten die Gartenseite und zwängten uns an der Westseite des Hauses durch die Sträucher. Er hatte den Ellenbogen schützend vor sein Gesicht gehalten, denn seinen Helm hatte er mir überlassen. Vorletzte Woche hatte er bei mir Maß genommen und einen orangefarbenen mit Visier und Kinnschutz im Internet bestellt.

    „Sollst ja nachher nicht vermackelt nach Hause kommen." Er hatte das mit einem seltsam stehenden Blick geäußert und es sollte witzig klingen.

    „Rasend komisch!", antwortete ich patzig. Ich hob den Blick, als ich mich durch die Büsche und dem stacheligen Ilex gezwängt hatte, und schaute zu, wie er sich an der Wand vorbeiquälte.

    „Die nehmen wir gleich noch ab", kündigte er an. Sein braunes Gesicht, eingerahmt von den kinnlangen Bart-Koteletten und den seitlich gescheitelten Haaren, wirkte gepflegt und stilvoll, was man sonst nicht von ihm sagen konnte. Normalerweise gelte er die Haare und trug einen struppigen Kinnbart, was insgesamt wirkte, als wäre er einer JVA entflohen.

    Ähnlich dem Aussehen des Mannes von früher und heute, war die Wirkung auf den vorderen Gartenteil. Im Gegensatz zum wirklich hübschen Kleinod, welches Paps vor einiger Zeit im südlichen Garten gestaltet hatte, war der Nordteil eine einzige Tristesse."

    Ratzekahl geschnittener Rasen, vor der Garage ein paar Kübel mit Kräutern, nur vereinzelte Sträucher, die direkt vor der Monsterbuchenhecke in fast 10 Metern Abstand gepflanzt worden waren, wirkten wie dahingeklatscht.

    Etwas Laubharken, Rasenmähen und die Kübelpflanzen gießen waren jetzt angesagt. Paps ließ den Mähroboter aus dem Verschlag und ich wunderte mich, woher der Mittfünfziger seine Energie nahm, zu seinem Hausmeisterjob für andere Leute die Gärten zu pflegen und sich zu merken, was er zu tun hatte.

    Ich schnappte mir die Schubkarre. Plötzlich querte er meinen Weg. Er machte eine ausladende Geste und zeigte auf den verblühten Ginster.

    „Die alte Friese, sprach er, ohne die Lippen zu bewegen, „steht oben am Fenster. Es kommt nicht so gut, wenn du pennst.

    Er rieb sich die Hände und zog ein Taschentuch aus der Jacke. „Alles klar?, fragte er. „Du bist blass!, warf er mir nach, als ich die Karre belud.

    Er war mit ein paar Schritten an der Höllenmaschine und stopfte Äste und morsches Holz vom Vorjahr ins Schneidwerkzeug.

    „Weißt du, er zog seinen Handschuh aus und zeigte auf den ratternden Motor. Es sollte nicht auffallen, wenn wir über Auftraggeber sprachen. „Sie ist meine beste Kundin. Geizig, aber jede Woche was zu tun!

    „Aha, rief ich laut. „So machst du das also! Ich packte mir die Karre und zog ab.

    Nach einer guten Stunde war endlich Ruhe. Er zog den Stecker und säuberte die Abdeckhaube. Ich atmete durch. Meine Hände pulsierten von der anstrengenden Gartenarbeit. Mehr als zweimal in der Woche wollte ich mir diese Plackerei nicht antun.

    Wir verluden unsere Geräte in den Pick-up und düsten zum Mittagstisch beim Chinesen.

    „Das ist der neue Edelimbiss in Marienfeld. Den kannste dir auch mal für Zwischendurch gönnen", informierte er mich knapp. Er winkte dem Service zu und es schien, als wäre er schon seit langer Zeit Stammkunde.

    Eine junge Servicekraft brachte Pils. Was tat das gut, mit dem kalten, prickelnden Getränk den Mund zu spülen. Das eine Glas stieg mir schon zu Kopf und ich war froh, als unsere Speisen an den Tisch kamen.

    „Ich wusste das mit der Friese nicht!"

    „Pass auf! Keine Namen!, schnitt er mir das Wort ab. „Denk an einen schillernden Karpfen!

    „Wie?"

    „Meine Kunden, erklärte er im Flüsterton „sind Tiere. Sie ist meine Goldbrasse. Als Angler hat man so einen Fisch gerne am Haken.

    „Ich hab’s gerafft."

    „Gut. Ich erzähl’ dir später mal mehr von den Geschäften." Er stopfte sich den Mund voll und spülte mit dem Pils nach. Ich schaute mich in dem Imbiss um. Er wirkte gepflegt und hochwertig. Auf der breiten Fensterbank standen knackig-grüne Aralien und ein Buddhabrunnen plätscherte beruhigend vor sich hin.

    Mein Blick blieb an meinem linken Arm hängen. Vom Ellenbogen bis zum Handgelenk zogen sich die unschönen Kratzer von den Büschen. Unter den Fingernägeln war es schwarz. Ich freute mich auf ein Bad in Paps riesige Muschelbadewanne. Er hatte mir den Vortritt versprochen.

    Eigentlich war ich schon zu geschafft, um zuhause zu baden, aber es musste wohl sein. Schließlich war es etwas Besonderes, denn es handelte sich um sein eigens konzipiertes Bad und die mit Muscheln und anderen Schalentieren verzierte Außenseite war wahrscheinlich das Exotischste, was man je in Marienfeld zu Gesicht bekam.

    „Jetzt nur so viel, sprach er ruhig weiter. „Diese Goldbrasse hat um ihr Haus ein Paradies. Irgendwie weiß sie es aber nicht. Dieser Nordgarten ist ungeheuer groß und man könnte ihn ebenso schön gestalten wie den Südgarten. Paps erzählte, dass sie seine erste wichtige Kundin gewesen wäre.

    „Sie kommt viel rum, ich bekam Empfehlungen und kann es mir zu meinem Job in Wiedenbrück passend einteilen."

    Er griff in die Hosentasche und schob mir 40 Euro über den Tisch. Zum Rauchen verzog er sich vor die Tür.

    Ich bezahlte bei der Servicekraft und schlängelte mich an einen Tisch mit Mittagsgästen vorbei. Es knirschte unter meinen Fuß. Ich stoppte in der Bewegung. Ein paar unruhige Blicke taxierten mich. Das Top der molligen Frau zeichnete die Hautwölbungen wegen des zu engen Bustiers ab. Flüchtig schaute ich von der makellosen Haut am Dekolleté in das aparte Gesicht, wo mich zwei braune Augen anfunkelten.

    „Schade, Sie haben es zertreten." Es war der eingepackte Glückskeks, den man eigentlich verschmähte, mit dem zusammen aber immer eine chinesische Weisheit auf feinem Papier gedruckt war.

    Mit ihrer etwas zu hellen Stimme kämpfte die Blonde gegen das geräuschvoll-geschäftige Mittagstreiben an, welches zusätzlich durch die Servicekraft vom Nachbartisch verstärkt wurde.

    Ich bückte mich und nahm die goldglänzende Verpackung auf. „Jetzt wollen Sie ihn auch nicht mehr?", fragte ich halb genervt. Ich merkte, es wirkte so, als sei ich ein grobschlächtiger Klotz, der es auf die zerbrechlichsten Dinge abgesehen hatte.

    Die hektischen, dunklen Augen der reizvollen Besucherin flirrten herum, bis sie mich einmal vollkommen abgeschätzt hatten und mich trotz meiner wirschen Bewegung für erträglich und annehmbar befanden.

    Ich hielt das Goldpapier in der Hand und wollte es ihr reichen. Im letzten Augenblick zögerte ich, da ich fühlte, dass auf der Unterseite der Verpackung Öl oder etwas Fettiges heftete. Jetzt klebte es auch noch an meinen Fingern.

    Ich zuckte für eine Millisekunde. Wie konnte ich ihr diesen schmierig eingepackten Keks anbieten? Ich wischte meine Hand am Hosenstoff ab und schielte zum Abfalleimer. Abwartend vergrub sie ihre Hände in die Taschen. Wollte sie noch etwas? Oder war es jetzt so dramatisch, den Keks zertrampelt zu haben?

    Alte Pute, was denkt sie denn jetzt von mir?

    Sie stand einfach im Weg und blinzelte mich keck an. Ihren Kopf legte sie etwas zur Seite und schon wirkte sie viel netter. Ich schaute zu Boden, um dann für einen Moment ihre Hüfte und die leicht gebräunten Beine ins Visier zu nehmen.

    Ich lächelte vorwitzig, denn das rundausgeschnittene Sweatshirt entlockte mir noch mal einen Blick auf ihr Dekolleté und den gelben Spitzen-BH, der sich von der sonnengebräunten Haut kontrastreich abhob.

    Mir blieb fast die Spucke weg. Dennoch war das meine Stimme, die jetzt so fremd klang: „Wenn Sie ihn trotzdem wollen, brauchen Sie jetzt nicht mehr kauen!" War das witzig? Frech? Oder lag in meinen Worten noch der unbeschwerte Unterton, wenn ich flirtete? Ich war konfus und irgendwie elektrisierte sie mich.

    „Wie rücksichtsvoll! Sie können mir den Spruch vorlesen – wenn Sie möchten!", fügte sie rasch hinzu. Sie stemmte eine Hand keck in die Hüfte. Ihr Augenaufschlag ging mir unter die Haut.

    Ich zupfte den dünnen Papierstreifen zurecht und sah abwechselnd in ihr aufmerksames Gesicht und dann auf meine zitternden Finger. Ich fürchtete, sie könnte denken, ich sei mit dem Lesen nicht so bewandert.

    Während ich umständlich versuchte, das zerknüllte Papier aufzufalten, blickte ich auf, um mich zu vergewissern, ob sie sah, dass das Papier durch meinen Fußtritt so mitgenommen war, dass jeder damit Schwierigkeiten gehabt hätte.

    Ihre rehbraunen Augen zeigten etwas Mitleid mit mir.

    Nein! Dann fragte sie, ob sie es mal versuchen sollte. Das war doch zu blöd. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Ungeduldig tippte sie mit der Fußspitze auf den Boden. Das klang wie: Time is money!

    Zu dem blumigen Duft von Aprikosen schnupperte ich einen Hauch ihres Körpers. Es war eine sommerliche Brise von Wildkräutern und saftiger Blumenwiese.

    Ich kniff die Augen zusammen und befürchtete, dass nicht nur meine Kleidung schmutzig von der Gartenarbeit war, sondern dass ich nach Schweiß roch. Ich hob den Kopf und wollte selbstbewusst tun, aber mein Blick haftete auf ihrer Brust. Meine Kinnlade fiel herunter bei dieser perfekten Oberweite.

    Irgendwie kam mir diese Blondine bekannt vor. Aber woher? Ich war erst vor wenigen Wochen wieder zu meinem Vater nach Marienfeld gezogen und hatte nur eine Handvoll Kontakte in dem kleinen westfälischen

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