Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Mancinis Eisperlen: Kieler Kommissarin fährt auf Frauen ab
Mancinis Eisperlen: Kieler Kommissarin fährt auf Frauen ab
Mancinis Eisperlen: Kieler Kommissarin fährt auf Frauen ab
eBook273 Seiten3 Stunden

Mancinis Eisperlen: Kieler Kommissarin fährt auf Frauen ab

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Am Strand bei Saeby in Dänemark gibt die verbrannte Leiche eines Deutschen Rätsel auf. Suizid? Die zur Unterstützung entsandte ehrgeizige Kieler Kommissarin Conny Mancini stellt schnell fest, dass es sich nur um Mord handeln kann.
Auf der Ostseeinsel Laeso, wo das Opfer lebte, versucht Conny mehr über dessen Umfeld herauszufinden, doch der durch eine Havarie versperrte Hafen und nicht erreichbare Zeugen erschweren ihre Ermittlungen.
Zuhause lassen die Probleme ebenso nicht auf sich warten. Die Tochter spioniert ihr nach, weil sie auch gerne mal Kommissarin spielen will. Um zu verhindern, dass sie sich in Abenteuern verrennt und ihr etwas zustößt, muss Conny sich einiges einfallen lassen.
Und wie würde Connys Geliebte Dotti reagieren, wüsste sie, dass die attraktive dänische Kommissarin Liva ein Auge auf die Kielerin geworfen hat und sie – nicht folgenlos – zu verführen versucht?
Endlich nehmen die Ermittlungen im bereits winterlich kalten Dänemark wieder Fahrt auf, unerwartete Zeugen tauchen auf. Schon bald findet Conny eine dringend Verdächtige und gerät selbst in höchste Lebensgefahr. Während ihre Kieler Kollegen nichts ahnen, macht sich die dänische Polizei auf die Suche.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum22. Sept. 2020
ISBN9783966337038
Mancinis Eisperlen: Kieler Kommissarin fährt auf Frauen ab

Mehr von Julyanna B. Hagen lesen

Ähnlich wie Mancinis Eisperlen

Ähnliche E-Books

Darstellende Künste für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Mancinis Eisperlen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Mancinis Eisperlen - Julyanna B. Hagen

    Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrages, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile sowie der Übersetzung in andere Sprachen. Personen, Namen und Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Verstorbenen sind rein zufällig.

    Impressum:

    Mancinis Eisperlen

    © Julyanna B. Hagen, 2020

    Kontakt: julyanna.b.hagen@mail.de

    ISBN: 978-3-96633-703-8

    Verlag GD Publishing Ltd. & Co KG, Berlin

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    Inhalt

    Kiel, 26.08.1994, Freitagmittag

    Hamburg, 28.08., nachts, 00.30 Uhr

    Silkeborg / Dänemark, 28.08., nachts

    Insel Laeso / Dänemark, 28.08.

    Ratzeburger See, 28.08., mittags

    Kiel, 31.08., morgens

    Kiel, Oktober / November 1994

    Kiel, 19.11.1994

    Kiel, 23.11.1994

    Aalborg / Dänemark, 24.11.

    Saeby, 24.11.

    Laeso, 25.11.

    Laeso, 26.11.

    Kiel, 27.11., Sonntag

    Kiel, 28.11., Montag

    Kiel, 29.11., Dienstagmorgen

    Laeso, 01.12., Dänemark

    Laeso, 02.12., Freitag

    Kiel, 02.12.

    Laeso, 03.12., Samstag

    Aalborg, 04.12.

    Aalborg, 05.12.

    Aalborg, 06.12., morgens

    Aalborg, 07.12.

    Aalborg, 08.12.

    Aalborg, 09.12., morgens

    Kiel, 09.12., mittags

    Kiel, 26.08.1994, Freitagmittag

    Herbert Berger spazierte mit quietschenden Schuhen über den Flur. Allgemeine Erleichterung. Die Runde war komplett.

    „Ist das schön, euch noch vor dem Wochenende zu treffen. Mein Glückspegel steigt sofort." Der Kommissar schob die Tür bis an Verena Benders Seite und quetschte sich durch den Türspalt.

    „Was heißt treffen?", fuhr die Kollegin ihn an. Ihr Fuß zuckte, als wollte sie ihm ein Bein stellen. Sie hob allerdings nur ab, um ihn passieren zu lassen.

    „Ihr lasst mich doch mitspielen?", fragte er in die Runde, als hätten die Frauen es ihm jemals verwehrt.

    Ulla Rieken, die Hauptkommissarin stellte ihm ein Glas hin. „Treffen könnte auch etwas anderes bedeuten. Bis ins Mark treffen, ins Auge treffen oder sehr genau zielen und töten! – Wir haben den beliebten Spielenachmittag nur selten ausgelassen", fügte sie hinzu.

    Ulla zückte sofort ein zusätzliches Streichholz und ließ ihm den Vortritt. Er hatte dann auch gleich das Pech. „Ja, schade", tat er enttäuscht.

    Conny Mancini, die ehrgeizige Beamtin sprang ihm bei. „Du Armer, ich unterstütze dich dann mal." Das konnte sie fröhlich daherreden, weil es nur um die Kleinigkeit ging, den Geschirrspüler zu beladen.

    „Wie gehts Merita?", fragte Ulla Rieken beiläufig.

    Conny, die ihr gegenüber saß, unterdrückte den Impuls von ihrer Tochter das zu berichten, was wirklich anstand. Fahren ohne Führerschein, Kiffen, Ordnungswidrigkeit wegen FKK und was noch? Conny spitzte die Lippen und war sicher, die Vergehen in Niedersachsen würden nicht über die Landesgrenze bis nach Kiel schwappen.

    „Ach, du nur der normale Wahnsinn! Du kennst sie ja!", tat sie gleichgültig und wimmelte Ulla ab.

    Sie erhob den Blick und verschwieg, dass sie in der Pinte, in der Merita jobbte, angerufen hatte. Sie wollte einfach sicher sein, dass ihre Tochter nicht wieder alles stehen und liegen ließ, um auch noch einem Typen hinterherzulaufen.

    Verena Bender, die gerade noch freudlos an ihrer Handtasche gefummelt hatte, griff hinter sich und erschlug eine Fliege mit einem Geschirrhandtuch. Dann sprang sie hektisch auf: „Pst! Ruhe. Er kommt …"

    Sie schaute sich blitzartig um und prüfte durch den Türspalt, ob Ole Hansen vielleicht zurückkam. Hatte er etwas vergessen? Nein, es war der Wind. Sie bückte sich unter den Tisch, um nach der toten Fliege zu schauen.

    Ergebnislos warf sie das Handtuch über die winzige Wäschespinne auf der Spüle. Der grünlich schimmernde Metallicbrummer fiel aus dem Stoff und lag plötzlich an Ullas Tasse.

    „Wie ekelhaft! Die Kommissarin kippelte auf den Holzstuhl zurück und fegte mit der Untertasse das tote Tier zu Boden. „Was für ein Tag. Tote Schmeißfliegen, diese widerlichen Dinger.

    Sie meinte, es der schwarzen Materie zu verdanken. Ole Hansen vom Drogendezernat wurde von den Beamtinnen der Kieler Behörde so betitelt. „Er war wieder hier, kochte nur für sich Kaffee und riss das Fenster auf." Vorzeitig war die Tageshitze in den schattigen Raum geströmt.

    „Die hamburger Drogenbosse klamüsern wieder mal etwas aus. Der Zoll hat bei uns um Amtshilfe gebeten!" Im September sollte es nach Ullas Information schon losgehen.

    Bender nahm Ullas Thema auf: „Und wen haben wir es zu verdanken?"

    Sie schaute zu Herbert, der unwissend war, wie konkret das LKA Kiel darin eingebunden würde.

    „Die Drogenfahnder vom Zoll brauchen unsere Unterstützung."

    Herbert schaute mit großen Augen durch die Runde. „Wie?" Er ärgerte sich, dass es so kurzfristig kam.

    „Die Hamburger wollen im Hafen mal richtig aufräumen, meinte Ulla achselzuckend. „Deswegen war Ole heute morgen schon hier!

    Ulla Rieken erklärte, dass sie sofort beim Chef nachgefragt hatte, wie umfangreich die Einsätze wären.

    Verena Bender, die schon von der Mittagshitze ganz rot angelaufen war, pustete über den Tisch und fuhr sich durch die Haare. „Ole Hansen, unser Drogenfahnder, wie wir ihn lieben!" Das war natürlich böse gemeint, denn allen war klar, dass er dem Chef angeraten hatte, die Hamburger zu unterstützen.

    „Ruhige Kugel schieben is nich!", ergänzte Conny und schaute nacheinander zu Bender und Ulla.

    Ulla rieb sich den Nacken. Ihre verschwitzten Haare klebten am Hals. Sie seufzte, lüftete ihre Bluse und verzog ihr Gesicht. Die strafenden Blicke ruhten auf Bender.

    Conny schaute zum Fenster und fragte sich, warum Ulla es denn nicht rechtzeitig geschlossen hatte. Schließlich war Ulla schon als Erste im Präsidium.

    „Du, ich weiß genau, was du denkst", meinte Ulla mit finsterer Miene.

    „Raucht er nicht? Hatte er heute Nacht nicht auch noch einen Einsatz?", versuchte Herbert Sympathie für seinen Kollegen aufzubringen.

    „Lass stecken, Kumpel. Conny hob ihr Glas und trank es leer. „Ulla denkt, ich werfe es ihr vor, weil sie das Fenster offen gelassen hatte. Conny zuckte ratlos mit den Achseln und überlegte, wie sie Herbert signalisieren sollte, vielleicht besser das Feld zu räumen.

    „Alle Kieler Fliegen und Mücken stürzen sich auf den verschwitzten Typen." Ulla entspannte sich. Sie schmunzelte und für Conny wirkte das aufgesetzt.

    „Vielleicht hofften die Insekten auf einen Leichenschmaus!" Verena Bender hob ihr Glas und stieß mit Ulla an. Die beiden Kommissarinnen lachten fies. Seltene Einmütigkeit in Bezug auf Ole. Conny schaute zweifelnd auf die Kolleginnen. Sie richtete ihren Blick auf eine weitere Fliege, die von Benders Hosenbein auf ihren Teelöffel gesprungen war.

    Bender verscheuchte das Insekt. „Nachdem Ole sich den Kaffee in den Kopf goss, haute er wieder ab. Den kannste später nicht mal aufn Friedhof bringen … alle Schmeißfliegen stürzen sich auf das Grab, der stinkt durch 10 Meter Erde durch."

    „Also einäschern und Seebestattung!", meinte Ulla trocken.

    Herbert rieb sich das Kinn und zog aus seiner Brusttasche ein Notizzettel. Conny schielte darauf. Es war ein leeres, weißes Blatt?

    „Ich war mit unserem alten Kumpel Nils Detje Angeln."

    Ulla griff zum Kugelschreiber, rollte ihn zwischen den Fingern und schnippte ihn über den Tisch. Sie befürchtete, Nils würde sich wieder in ihre alten Angelegenheiten mischen und altväterlich Ratschläge erteilen.

    „Ob wir uns in die Altfälle einfuchsen, wollte Detje doch sicher wissen?" Detje war längst aus dem Geschäft raus und arbeitete nur noch als Privatermittler. Außerdem hatte er nicht mehr die Nerven, ruhig am Schreibtisch zu arbeiten, um Akten von Vermissten zu studieren.

    Conny hatte den bärtigen, raubeinigen Kommissar vor Augen. Nils Detje, der Mann mit den Bodybuildermaßen, kam bei Ulla nicht gut an.

    Wie sie den Mund verzog, wurde Herbert klar, es wäre besser, er wechselte das Thema. „Wir knacken heute die 30 Grad, meinte Herbert ruhig. „Dann sind ein paar Bierchen fällig.

    Conny schaute hoffnungsvoll zu ihm. Eine kleine Abwechslung am Wochenende wäre schon ok, aber alleine hatte sie keine Lust, im Blue Fox, der Stammkneipe aufzulaufen.

    „Will sie einen austuen?, fragte Bender. „Und klagt dann später, sie habe kein Geld für das Studium ihrer Tochter?

    „Hatte sie überhaupt mal Mäuse? Herbert grinste. „Ulla, erinnere dich, Conny hat echt Diät gemacht, als ihr beide in der vergangenen Kieler Hitzeschlacht zu Hauptkommissarinnen befördert wurdet … Man sieht es ihr an!

    Herbert und Bender tauschten vielsagende Blicke. Verena Bender strich sich durchs Gesicht, um ihr spöttisches Lachen zu unterdrücken. „Sie hat auf den Kartoffelsalat mit der verdorbenen Mayonnaise spekuliert, meinte Bender. „Die nächsten Jahre ist sie jedenfalls befreit, irgendwem mal einen auszutun!

    Conny hob gerade an, da grätschte Ulla dazwischen: „Und ich? Was willst du sagen? Ich bin sogar vollschlank!" Ulla sah über den Tisch und schaute dem leichten Schatten an den Wänden nach.

    Irgendwo gab es zwischen den Lamellen am Fenster eine Lücke. Die Sonne kam an wenigen Stellen hindurch.

    Herbert sprang auf und rüttelte am Lamellenvorhang, um ja noch den letzten Sonnenstrahl zu verbannen. Offenbar war es sein Zeichen, langsam das Feld zu räumen.

    „Bist du heute im Biergarten?", setzte er dann nach. Er schaute von oben auf Conny.

    „Nein!" Doris Fischer, die Kneiperin des Ottendorfer Biergartens war ihre Geliebte. Ihre Dotti machte im Sommer das wichtigste Geschäft und sie würde ihre fesche Hauptkommissarin links liegen lassen. Conny umfasste mit beiden Händen ihren Eistee und fand es öde, dass sie sich bis zum Ende der Saison nur kurz sehen konnten.

    Herbert setzte sich wieder zu den Kolleginnen.

    „Da muss ich euch aber noch ein Dingen erzählen, machte er es spannend. „Eure Einschätzung möchte ich dazu hören. Der alte Nils Detje ist ja schon lange am Ratzeburger See. Er hatte wieder seine Hunde dabei und ihr glaubt es kaum, die schlagen immer an einer bestimmten Stelle an.

    Die Frauen senkten die Blicke. Irgendwie sprang keine der Kommissarinnen bei seinen Andeutungen an. Verena Bender schob das Glas Eistee etwas mehr zur Tischmitte und lehnte sich zurück. Sie wollte am wenigsten damit belästigt werden.

    „Berger, dein Eistee schmeckt fantastisch", meinte Conny und durchbrach das belastende Schweigen. Sie schaute unauffällig zur Uhr und dachte daran, dass sie am Wochenende eigentlich auf der Fortbildung in Hamburg wäre. Die junge Polizeikommissarin Dagmar Frerichs hatte das für sie übernommen. Bei Conny standen Wohnungsputz, Fitnessprogramm und wichtige Telefonate mit der Tochter an.

    Bender packte ihr Butterbrotpapier zusammen. Für einen kurzen Augenblick überdeckte das Rascheln den tropfenden Wasserhahn. Fliegen und Mücken sind doch immer da, wo es Wasser gibt. Conny spielte mit ihrer Dienstmarke und schaute durch die Runde: Herbert hatte seine Sache vorgestellt, aber es gab keine Resonanz.

    Und Ulla? Ach ja, die wälzte sich seit Wochen durch die alten Fälle und verließ sich auf ihren Spürsinn, doch noch irgendetwas Brauchbares in den Akten zu entdecken.

    Das LKA Kiel war seit Jahresbeginn damit betraut, alte Vermisstenfälle der untergeordneten Dienststellen zu durchforsten. Es gab tatsächlich in Schleswig-Holstein ungeklärte Fälle. Fast quer durchs Land zogen sich Blutspuren, die im Nirgendwo versickerten.

    Herberts Stirn legte sich in Falten. Er schien genervt. Keine Kollegin zeigte Interesse. Auch Conny überdachte die letzten Monate. Es war hektisch gewesen. Durchschnaufen wäre die beste Vorsorge, um einen schrecklichen Herbst zu überstehen. Tötungsdelikte im häuslichen Umfeld stiegen signifikant an.

    Die Motive zu den Sommermonaten änderten sich. Von Mai bis August waren es vielerorts Zufallsbekanntschaften zwischen Täter und Opfer und meistens Sexualdelikte, während ab Herbst Streit, Geld, Sex und häufig noch Vertuschungstaten hinzukamen.

    Eine Tat war so abstoßend wie die andere.

    Conny fühlte Herberts Blick auf sich ruhen und sah auf. Er zupfte seinen Notizblock aus der Hosentasche und fertigte mit ein paar Strichen einen Lageplan an. Die Zeichnung vom Ratzeburger See und der Stelle im Wald, wo die Hunde des pensionierten Kollegen angeschlagen hatten.

    Conny warf einen kurzen Blick darauf: „Das Gelände gehört schon zu Mecklenburg!", meinte sie. Sie überlegte, wann es für sie am günstigsten war, dort hinzufahren. Für Hin- und Rückweg konnte man locker zwei Stunden einplanen.

    „Was meint ihr?" Herbert interessierte sich für die Meinung der Kollegen.

    „Das sehe ich kritisch, wenn wir in anderen Bundesländern rumstöbern." Ulla wackelte mit dem Zeigefinger und schüttelte den Kopf.

    Herbert schob Conny die Zeichnung zu. Sie schloss die Augen und überlegte einen Moment.

    Am Ratzeburger See gab es den Jachthafen. Mit Dotti war sie ein paarmal dagewesen. Es war dort nahe der innerdeutschen Grenze ruhig und beschaulich.

    „Da gibts den Segelclub und wir machen mal ein Privatvergnügen daraus." Warum nicht? Sie steckte die Zeichnung ein. Für Conny und Herbert war klar, ein Spaziergang im schattigen Wald mit anschließendem besinnlichen Ausklang am Bootshaus in Mecklenburg-Vorpommern konnte auch ganz entzückend werden.

    „Gebongt!"

    „Conny, du bist ne Wucht!" Herbert sprang auf. Jetzt konnte er beruhigt in der Küche Klarschiff machen.

    ~ ~ ~

    Am Sonntagmorgen holte Conny ihren Kollegen vom Präsidium ab. Sie hatte Bergers Rat beherzigt und vorsorglich Gummistiefel im Manta deponiert. Auch er war gut organisiert, Rucksack, Outdoorhose und zum Straßenatlas auch noch eine detailgenaue Umgebungskarte.

    In den Pfützen auf der holprigen Landstraße spiegelten sich die weißen Wolken. In der vergangenen Nacht hatte ein Unwetter den Küstenstreifen der Ostsee heftig mitgenommen. Die tiefgelegenen Wiesen im flachen Umland waren in Seen verwandelt.

    Conny sorgte sich, ob es im Wald nicht doch zu Schäden gekommen sei.

    „Du, wir schauen, wie weit wir kommen. Sonst kehren wir im Seekrug ein und machen uns einen schönen Tag."

    Bei ihrer lockeren Unterhaltung verging die Fahrt wie im Flug.

    „Jedenfalls habe ich mir ein paar Mark mehr mitgenommen", meinte Conny. Sie verschloss den Wagen am Rastplatz und warf einen knappen Blick auf die Lokalität.

    „Schick!, meinte sie. „Direkt am See mit Außengastronomie! Innerlich zuckte sie zusammen, da sie den Notizzettel auf dem Küchentisch liegengelassen hatte.

    Sie schlüpften in ihre Stiefel und Herbert wies auf den schmalen Feldweg. Er wusste genau, wo es lang ging, und nach wenigen Gehminuten bogen sie in ein Waldstück ab. Es duftete erdig und für einen heißen Augusttag war die Luft nach dem nächtlichen Gewitter klar.

    Conny atmete entspannt auf, da Herbert die Wanderung an den schattenspendenden Erlen vorbeiführte. Die Sonne brannte. Im Wald nahm Conny die Sonnenbrille ab.

    „Woran erkennst du die Stelle?"

    „Haste Angst, wir verlaufen uns? Brauchst du nicht …" Er grinste sie aufmunternd an und schaute auf eine Gruppe junger Fichten. Die Nadelhölzer passten so gar nicht zu den übrigen Bäumen. Sie bogen auf einen Trampelpfad ab und nach wenigen Augenblicken erreichten sie ihr Ziel.

    „Da! Stopp! Herbert erklärte aus sicherem Abstand, wo die Hunde angeschlagen hatten. „Es hat heute Nacht stark geregnet, der Boden ist aufgeschwemmt.

    „Mensch Berger, meinst du, ich könnte im Morast versinken!" Sie lachten sich an.

    „Hier gibt es drei markante Punkte, die Detje aufgefallen sind. Es ist ein laienhaft verbauter Hochsitz, ein winziger Holzverschlag und eine Angelstelle an der Wakenitz."

    „Das ist der ehemalige Grenzfluss?"

    „Genau! Sie fließt in die Trave." Er erklärte ihr, dass das gesamte Gebiet seit dem Mauerfall rasch unter Naturschutz gestellt wurde, um die Moorlandschaft mit den Erlenwäldern zu schützen.

    „Gibts hier Moor? Ich höre nicht mal Straßenlärm!"

    „Es ist nur Morast und heftig glitschig."

    „Gut, wenn du dann stürzt, fange ich dich auf", meinte sie großspurig.

    „Ach, du? Jedenfalls, das Kleinformatige dieser Bauten lässt den Schluss zu, dass es nur von einer Person erbaut wurde."

    „Wir sind hier in der alten DDR. Willst du sagen, es war illegal oder vielleicht eine Art staatlicher Wildhüter, der Fluchtwilligen auflauerte?"

    Herbert rieb sich nachdenklich das Kinn. Er konnte sich eher vorstellen, dass die Holzbauten erst nach dem Mauerfall angelegt worden waren.

    „Was meinst du, sollten wir mit Onkel Detje kurzfristig Kontakt aufnehmen?"

    Conny hatte für eine gewisse Zeit mit dem Kollegen gearbeitet. Nach seiner Pensionierung sahen sie sich ein paarmal bei Privatveranstaltungen. Nur eine Begegnung würde genügen, und die alte Vertrautheit zwischen ihnen wäre sofort wieder da. Sie signalisierte Herbert ihr OK. Beide kehrten im Segelklub am Ratzeburger Hafen ein, um ihr Vorgehen zu besprechen.

    ~ ~ ~

    Merita legte zufrieden den Hörer in die Gabel. Corti, ihr italienischer Freund, den sie in der Kieler Kneipenszene kennengelernt hatte, würde sie in wenigen Minuten aus der Wohnung der Mutter abholen. Sie hatte die Notiz mit der Wegbeschreibung zum Ratzeburger See abgezeichnet und in die Hosentasche verstaut. Die Mutter, die angeblich so tolle Hauptkommissarin würde nicht mitbekommen, dass ihre Tochter diesmal einen perfekten Plan hatte, um ihr nachzuspionieren.

    Eigentlich war die Kommissarin diejenige, die alles unter Kontrolle hatte. Merita ging das total auf den Zeiger. Die Mutter wusste stets, wie hoch ihr Kontostand war, welche Seminare sie in Hannover besuchte, außerdem bezahlte sie das Semesterticket, sie überwies pünktlich die Miete der winzigen Dachwohnung und natürlich hatte sie Kontovollmachten.

    „Demnächst weiß sie, wann ich meine Periode und mit wem ich Geschlechtsverkehr habe!"

    Merita lachte vor sich hin. „Schluss damit! Ich drehe den Spieß um!" Ihre Mutter würde ihr nichts mehr vormachen können, wie langweilig der Job bei der Kripo war.

    „Sie stellt sich dann auch noch Uwe Reiter vor. Merita lachte höhnend. Den Sohn eines Kollegen fand Merita nett und pfiffig, das war es dann aber auch schon. „Ich bin in der Kieler Partyzone abgetaucht und schaue selbst, welchen Fisch ich mir an Land ziehe. Sie lief die Treppe hinunter, verschloss die Haustür und wartete auf Corti, der nach wenigen Augenblicken mit dem Wagen auf dem Parkplatz der Mutter heranrollte.

    Während ihrer Autofahrt zum vermeintlichen Tatort plätscherte ihr Gespräch hin und her, bis Merita heftig aufschreckte. Auf der Bundesstraße raste ihnen ein roter Manta entgegen. Das war Conny Mancini mit einem Begleiter? Merita riss ihre Hand hoch, um sich in letzter Sekunde vor der eigenen Mutter zu verstecken. „Prima!", rief sie freudig. Doch Glück gehabt, grinste sie. Es wäre ja noch schöner, wenn sie ihr am Tatort in die Arme lief.

    „Was meinst du?", fragte Corti.

    „Dass du es wirklich so schnell gefunden hast. Du bist schon gut!" Merita verkniff sich, Corti auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten.

    Insgeheim rieb sie sich die Hände. Günstiger konnte es nicht laufen, denn die Hauptkommissarin war schon wieder auf dem Weg nach Kiel, wahrscheinlich zu ihrer Dienststelle, dem LKA.

    In freudiger Erwartung preschte Corti den Wagen über die holprige Brücke an der Wakenitz. Nach einigen Metern parkte er ihn im Schatten der Erlen.

    „Klasse, oder? Super gefunden", lobte er sich seiner geografischen Kenntnisse. Von seiner Beifahrerin ließ er sich die Notiz noch mal zeigen.

    Sie waren sicher, den geheimnisvollen Ort endlich mit eigenen Augen anzusehen. Merita hatte ihm gesagt, es handele sich um einen Schatz aus dem Dreißigjährigen Krieg. Es sollte ja auch für Corti interessant sein. Er hatte Spaß an historischen Waffen, Münzen und Geschichten von mystischen Orten.

    Nach wenigen Gehminuten erreichten sie die Brücke und bogen in den Erlenwald ab.

    Sie stöberten umher, und schon nach kurzer Zeit erkannten sie anhand der Zeichnung den markanten Punkt.

    „Da", rief Merita. Sie riss ihren Freund am Arm, um ja schnell voranzukommen.

    „Langsam! Er stoppte. „Vielleicht ist es sogar ein Minenfeld aus den NVA-Zeiten. Dann sind wir sofort platt.

    Merita verneinte: „Das hätten die doch dann sofort gekennzeichnet."

    Allerdings sah sie zu spät, dass ihre weißen Leinenschuhe überhaupt nicht

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1