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Die Waisen von Schloss Hohenhorst: Fürstenkinder 32 – Adelsroman
Die Waisen von Schloss Hohenhorst: Fürstenkinder 32 – Adelsroman
Die Waisen von Schloss Hohenhorst: Fürstenkinder 32 – Adelsroman
eBook132 Seiten1 Stunde

Die Waisen von Schloss Hohenhorst: Fürstenkinder 32 – Adelsroman

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Über dieses E-Book

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkinder" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.

»Hallo, he… wer ist da?« Keine Antwort. Nur ein Rascheln des riesigen Fliedergebüsches unmittelbar an der hohen Mauer des alten Weser-Renaissance-Schlosses. Und dann schwieg auch dies Rascheln und Rauschen in dem dicken Blätterwerk. »He! Ich habe es deutlich gehört. Einer sitzt zwischen den Zweigen!« Eine helle Jungenstimme forderte energisch Antwort. »Hier kann nicht jeder über die Mauer steigen und Flieder stehlen!« Ronald hob das magere Jungengesicht gegen das uneinsehbare Gebüsch. Seine scharfen blauen Augen versuchten das Gewirr zu durchdringen. Aber das Blätterwerk war so dicht, da es niemals von kundiger Gärtnerhand zurechtgestutzt wurde, daß man in dem kühlen, dunklen Grün, aus dem sich süß duftend die dunkellila Fliederdolden hervorhoben, auch mit den schärfsten Augen nichts erspähen konnte. »Aber es hat so gerauscht, als stecke ein Mensch darin. Das war nicht der Wind!« »Glaube ich auch nicht!« Das goldhaarige kleine Mädchen neben dem Jungen stellte sich graziös auf die Zehenspitzen, reckte sich hoch. »Ich sehe auch nichts, Rony!« »Wenn ich schon nichts erkennen kann!« Er trumpfte auf wie alle zwölfjährigen Jungen, die sich über kleine Schwestern von acht Jahren erheben. Schließlich reichte ihm, dem Hochaufgeschossenen, die kleine, graziöse Schwester auch nur bis zur Schulter.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum13. Apr. 2021
ISBN9783740978518
Die Waisen von Schloss Hohenhorst: Fürstenkinder 32 – Adelsroman

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    Buchvorschau

    Die Waisen von Schloss Hohenhorst - Regine König

    Fürstenkinder

    – 32 –

    Die Waisen von Schloss Hohenhorst

    Sie brauchen eine zärtliche Hand

    Regine König

    »Hallo, he… wer ist da?«

    Keine Antwort. Nur ein Rascheln des riesigen Fliedergebüsches unmittelbar an der hohen Mauer des alten Weser-Renaissance-Schlosses.

    Und dann schwieg auch dies Rascheln und Rauschen in dem dicken Blätterwerk.

    »He! Ich habe es deutlich gehört. Einer sitzt zwischen den Zweigen!«

    Eine helle Jungenstimme forderte energisch Antwort.

    »Hier kann nicht jeder über die Mauer steigen und Flieder stehlen!«

    Ronald hob das magere Jungengesicht gegen das uneinsehbare Gebüsch. Seine scharfen blauen Augen versuchten das Gewirr zu durchdringen. Aber das Blätterwerk war so dicht, da es niemals von kundiger Gärtnerhand zurechtgestutzt wurde, daß man in dem kühlen, dunklen Grün, aus dem sich süß duftend die dunkellila Fliederdolden hervorhoben, auch mit den schärfsten Augen nichts erspähen konnte.

    »Aber es hat so gerauscht, als stecke ein Mensch darin. Das war nicht der Wind!«

    »Glaube ich auch nicht!«

    Das goldhaarige kleine Mädchen neben dem Jungen stellte sich graziös auf die Zehenspitzen, reckte sich hoch.

    »Ich sehe auch nichts, Rony!«

    »Wenn ich schon nichts erkennen kann!« Er trumpfte auf wie alle zwölfjährigen Jungen, die sich über kleine Schwestern von acht Jahren erheben. Schließlich reichte ihm, dem Hochaufgeschossenen, die kleine, graziöse Schwester auch nur bis zur Schulter.

    Die kleine Barbara wollte sich zur Wehr setzen. Auch kleine Schwestern besaßen Waffen.

    Ich brauche ihn jetzt nur ganz sacht am Arm zu streicheln! durchfuhr es Barbara. Dann geht er in die Höhe! Das kann er nicht vertragen, der große Ronald.

    Einen Augenblick hielt Barbara die kleine, zärtliche Hand hoch, um den Bruder zu reizen. Dann ließ sie sie wieder sinken. Die Hand war ein wenig schmutzig, dornenzerkratzt. Ja, und diese kleine Hand wäre so gern einmal zärtlich gestreichelt worden.

    Barbara wußte nicht, daß sie sich auf eine geheimnisvolle Weise in diesem Augenblick nach ein wenig Zärtlichkeit sehnte.

    Sie war sie nicht gewohnt. Die Großmutter, die unnahbare Gräfin Clarissa Falk von Hohenhorst, predigte Haltung und Anstand. Tante Elisabeth erlaubte kaum ein lautes Sprechen oder Singen. Ja, und Eltern, die vielleicht für Zärtlichkeiten zuständig waren, wie Ronald es sicher sehr nüchtern ausgedrückt hätte, besaßen die Kinder nicht.

    Barbaras kleine Hand sank langsam herab. Instinktiv fühlte das Kind, daß die beabsichtigte kleine Zärtlichkeit, mit der sie den Bruder reizen wollte, eigentlich unangebracht war. Und zudem –, jetzt raschelte es wieder in den Fliederbüschen.

    »Hallo – herunterkommen!« Ronald strengte seine Stimme an. Er schrie beinahe.

    Niemand aber zeigte sich.

    »Na, wir werden Barry holen!« erklärte er jetzt laut. »Denn da ist jemand, ganz gewiß!«

    Ronalds Gesicht glühte. Alle gelesenen Abenteuerbücher wurden in seinem Kopf lebendig. Donnerwetter – wenn wirklich ein Einbrecher oben im Gebüsch lauerte, und er würde es herausfinden.

    Er steckte Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand in den Mund und pfiff so gellend, wie es nur zwölfjährige Jungen können.

    Wieder bewegte sich das Blättergestrüpp der Fliederbüsche.

    Lieber Gott, schick mir eine Tarnkappe! Wenn der Hund kommt, geht er mir ans Leben! Die fast knabenhaft schlanke Mädchengestalt im Fliedergebüsch preßte sich dicht an die Äste.

    Au! Ein dürrer Zweig ritzte ihr zartes ovales Gesicht, in dem die riesigen grünen Augen, denen bei Licht Goldfunken strahlend aufgesetzt waren, alles andere beherrschten.

    Au! Beinahe hätte Kathi laut aufgeschrien. Stehlen ist gar nicht so einfach!

    Aber was ist mir schon anderes übriggeblieben?

    Ich muß einen Busch Flieder mitbringen und dazu möglichst noch einen Strauß Goldregen, der ein paar Schritte weiter entfernt an dem verwilderten Weg blüht. Sonst können wir heute abend nicht Theater spielen.

    Buschwerk gehört nun mal zum Bühnenbild des Käthchens von Heilbronn, das einen richtigen Holunderbusch und eben auch noch andere Blüten ringsum nötig hat.

    Und die hier in diesem Schloßpark haben alles im Überfluß! Wahrhaftig, die brauchten nicht nach Hunden zu rufen, um mich zu vertreiben! Kathi kniff die großen Augen auf einen schmalen Spalt zusammen, aus dem heraus Mut und Tatkraft funkelten.

    Kathi duckte sich jetzt so eng ins Gesträuch, daß kein Untenstehender sie hätte wahrnehmen können.

    Einen Augenblick schloß das Mädchen die Augen völlig. Ihm war, als fliege es weit, weit weg. Auf den goldenen Flügeln, die die Vögel im Märchen besitzen.

    Da war dies Märchenland, in dem Kathis Eltern noch gewohnt hatten, ein Land mit weiten Seen und weiten Wäldern. Der Krieg war darüber hinweggezogen. Und niemand fragte, ob es dem Grafen Rostow beliebte, diese Heimat zu verlassen.

    Kathi kannte die schöne ostpreußische Heimat schon nicht mehr. Sie kannte den Alltag, das Rechnen mit dem Pfennig und den Tod der Eltern.

    Oh, wie süß duftete der Flieder, betäubend. Eine Traumwelt erstand.

    Alle sagten mir, Phantasie und Zeichnen, das ist meine Welt.

    Kathis Mund öffnete sich leicht. Es sog genau wie die feingeschnittene Nase in dem zarten, schmalen Gesichtchen den Duftrausch des Fliedergebüsches ein.

    Phantasie…

    Zeichnen…

    »Begabt, begabt!« hatten alle Lehrer auf der Werkkunstschule gesagt, die Kathi besuchte. Aber – man mußte auch bei einer Begabung klein anfangen.

    Direktor Knut Jungblut!

    Kathi lächelte plötzlich.

    Wer war schon dieser Knut Jungblut, der in einer Millionenstadt ein Privattheater so gerade eben über Wasser hielt und in den Sommermonaten die Kurorte bereiste. Für Knut Jungblut gab es keine Ferien.

    »Idealistin müssen Sie sein, kleines Fräulein!« hatte er gesagt, als Kathi sich um eine Stelle bei ihm bewarb.

    »Bin ich!« behauptete die kleine Komteß Rostow.

    »Und das Theater liebe ich!«

    »Schließen wir ab!« sagte Knut Jungblut und war sich durch sein schönes schneeweißes Haar gefahren. Kathi unterschrieb einen Vertrag. Kleines Gehalt, viel Idealismus.

    Ach, wenn man jung war, dachte man nicht unaufhörlich an Geld!

    Man wollte schaffen, man wollte Träume verwirklichen.

    »Zum Träumen gehört auch Geld!« hatte kurz nach Kathis Einstellung Philipp, der Sohn des Direktors, gesagt.

    Er war ein eigenwilliger Kopf und nicht immer einverstanden mit seinem Vater.

    »Wir müssen etwas auf die Beine stellen!« hatte er gesagt.

    »Gemacht!« Kathi war bereit, sich auch mit Nachtstunden für alles im Theater ›Omnibus‹ einzusetzen.

    Sie beharrte auch nicht auf ihrem Vertrag, der sie als Gewandmeisterin und Kostümbildnerin gleichzeitig verpflichtete.

    Stillschweigend spielte sie auch die Garderobiere.

    Nun, und heute – ja, heute hatte sie sich sogar auf die schiefe Bahn der Diebe begeben.

    Am Abend sollte im großen Saal des Kurhauses Kleists unsterbliches »Käthchen von Heilbronn« über die Bretter gehen. Und es gab nichts Grünes, nichts, das die Kurverwaltung bereitstellte. Gewiß hatte sie ein paar Kübel mit kümmerlichen Palmen gestiftet. Aber – genügte das? Das Käthchen von Heilbronn mußte im Duft von Holunder, Flieder und auch Goldregen dem Grafen Wetter von Strahl begegnen.

    So ein Pech!

    Die kleine, schmale Gestalt im verwilderten Gebüsch des Hohenhorster Schloßparkes krümmte sich, den Ästen anschmiegend, denn zu Füßen des Gebüsches tauchten Kinder auf, die nach einem Hund riefen.

    Kathi schlug die grünlichen Augen auf, die ihr zartes Gesichtchen beherrschten.

    Lieber Gott, holen sie wirklich den Hund, diese… diese… oh, diese gräfliche Teufelsbrut von Schloß Hohenhorst! Dann ist es eben um mich geschehen. Der gräßliche Köter wird mich nicht nur durch Anbellen stellen, er wird mich vielleicht herunterreißen. Ich werde…

    Lieber Gott!

    Die kleine Kathi faltete die Hände, mit denen sie sich eigentlich im Gebüsch festhalten sollte. Und weil Kathi die Hände faltete, schwankten die Äste und Zweige des seit Jahren längst verholzten Fliedergebüsches, dessen dunkellila Dolden betäubend dufteten.

    Unten aus dem Park erklang jetzt das gefährliche Bellen eines riesigen Schäferhundes.

    »Ho, he, Barry, faß!« befahl Ronalds spröde Jungenstimme. »He, faß, Barry, im Gebüsch sitzt einer, einer, der stehlen will.«

    Die kleine Kathi im Gebüsch zitterte. Ihr Gesichtchen war plötzlich sehr weiß. Helle Schweißtropfen standen auf ihrer Stirn.

    Kathis kleine Hände suchten von Ast zu Ast. Wo war denn nur der Mauervorsprung, über den sie eingestiegen war?

    In diesem Augenblick schwankten die Äste des Fliederbusches so stark, daß sie die junge Kathi, die sich fürchtete, als Diebin entlarvt zu werden, endgültig über die Mauer schnellten.

    Das Mädchen fiel, und es wurde ihr schwarz vor Augen.

    *

    »Nanu, kleines Mädchen!« sagte der hochgewachsene Mann, der durch einen lächerlichen Zufall an diesem Frühsommertag an der Mauer des Hohenhorster Schloßparkes zu Fuß dahinschritt.

    »Nanu, woher kommst du, kleines Mädchen?«

    Julius Graf Falk von Hohenhorst vergaß die Welt um sich, als er in seinen Armen dieses kleine, federgewichtige Mädchen auffing, das einfach von der Parkmauer von Schloß Hohenhorst herabfiel. Und das gerade in seine Arme.

    Der Mann lachte und wiegte das Mädchen hin und her.

    Kathi hatte den Schrecken überwunden und auch das Schwindelgefühl, als sie aus dem Gebüsch jenseits des Schloßparkes

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