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Ein neues Leben auf Bali: Eine wahre Geschichte von Liebe, Mystik und Hoffnung
Ein neues Leben auf Bali: Eine wahre Geschichte von Liebe, Mystik und Hoffnung
Ein neues Leben auf Bali: Eine wahre Geschichte von Liebe, Mystik und Hoffnung
eBook187 Seiten2 Stunden

Ein neues Leben auf Bali: Eine wahre Geschichte von Liebe, Mystik und Hoffnung

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Über dieses E-Book

Das Aufeinandertreffen zweier Menschen, Aufarbeitung der Vergangenheit und die gemeinsame Liebe, führen den Leser in dieser wahren Geschichte auf die Insel der Götter.
Dieses Buch wurde mit dem Preis "Best Author 2018" in Gold des Karina Verlages ausgezeichnet.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarina Verlag
Erscheinungsdatum28. Feb. 2019
ISBN9783966103961
Ein neues Leben auf Bali: Eine wahre Geschichte von Liebe, Mystik und Hoffnung

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    Buchvorschau

    Ein neues Leben auf Bali - Manolo Link

    Vermächtnis

    1 Abschied

    An Zufälle glaubte ich nicht mehr, seit ich all das Unerklärliche in den letzten Jahren erlebt hatte. So wunderte ich mich auch nicht, dass wir nicht den Persischen Golf wie bei früheren Flügen nach Asien, sondern Polen und Russland überfliegen würden. Meine Haare sträubten sich jedoch, als ich Minuten später auf dem Flugmonitor sah, dass wir über Leipzig flogen. Gisela war in Leipzig zur Welt gekommen. Dort hatte ihr Leben ihren Ursprung.

    Mein Schwager Franz, der mir den Fensterplatz überlassen hatte, war in seine Zeitung vertieft. Nach elf Stunden landeten wir in Bangkok, wohin mich vor Jahren meine erste und auch letzte Fernreise mit Gisela geführt hatte. Ich vermisste meine Frau umso mehr, als ich an die wundervolle Zeit denken musste, während der wir unser Fernweh gestillt hatten. Fünf Stunden später hob unsere Maschine mit Ziel Bali ab. Tränen schossen in meine Augen, als ich daran dachte, was uns bevorstand. Ich liebte Bali, ich liebte es sehr. Doch der Grund, zum dritten Mal in dieses paradiesische Inselreich einzutauchen, stimmte mich erneut sehr traurig. Als ich Bali unter mir erblickte, glich meine Gefühlswelt den Turbulenzen, die unser Flugzeug erschütterten, während wir durch riesige Tropenwolken flogen. Der Kapitän setzte die Maschine bei herrlichem Sonnenschein sanft auf.

    Ich machte mir Sorgen wegen der Urne. Der normale Transportweg wäre per Cargo gewesen. Der Bestatter hätte sie vom Flughafen abgeholt. Bei der Gepäckkontrolle würde der Karton bestimmt Aufsehen erregen.

    »Wie bekommen wir die Urne aus dem Flughafen, ohne dass die Beamten unangenehme Fragen stellen oder gar verlangen, den Karton zu öffnen?«, fragte ich Franz.

    »Mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird keine Probleme geben«, beruhigte er mich.

    Nachdem wir unsere Visagebühr entrichtet und die Passkontrolle hinter uns gelassen hatten, gingen wir zum Gepäckband. Unruhe stieg in mir auf. Ob die Urne beide Flüge unversehrt überstanden hat? Nach kurzer Wartezeit erblickte ich den Karton neben meinem kleinen Koffer. Erleichtert nahm ich ihn auf und reichte ihn Franz.

    An der Gepäckkontrolle fiel mir eine Frau auf, die vor ihrem geöffneten Koffer stand. Bevor ich Franz mitteilen konnte, sich dorthin zu begeben, weil ich annahm, dass nicht jeder Passagier überprüft würde, beorderte ein älterer Beamter ihn schon mit einer unmissverständlichen Handbewegung zu sich. Natürlich konnte er die Aufforderung nicht ignorieren. Hoffentlich, hoffentlich fragt er nicht, was sich in dem Karton befindet. Er fragte: »Was ist da drin?«, vernahm ich die Worte des Balinesen, als Franz vor ihm stand.

    »Asche«, antwortete jener selbstbewusst.

    Ungläubige, fragende Augen blickten abwechselnd auf den Karton und Franz.

    »Was ist da drin?«, fragte der Beamte erneut.

    »Asche!«

    Ich wurde immer unruhiger und bewunderte gleichzeitig Giselas Bruder, der geduldig und scheinbar ruhig die Fragen beantwortete.

    »Öffnen Sie den Karton!«, befahl der Beamte. Ich fühlte meinen Herzschlag, Schweiß trat auf meine Stirn. Franz folgte der Aufforderung. Zum Vorschein kam ein zweiter, grauer, verschnürter und verplombter Karton.

    »Waaas ist da drin?«, fragte der Beamte immer ungeduldiger.

    Er hat es dir doch schon tausendmal gesagt, ärgerte ich mich. Lass ihn endlich durch. Bitte, lieber Gott, hilf uns und sage dem Menschen, dass er Ruhe geben soll. Die Situation wurde unerträglich.

    »Die Asche meiner Schwester«, antwortete Franz.

    »Wo wohnt ihre Schwester?«

    »Meine Schwester ist gestorben, und ihre Überreste befinden sich hier in diesem Karton.«

    Ungläubige Augen fixierten Franz.

    »Können Sie den Karton öffnen?«, ließ die nächste Frage nicht lange auf sich warten. Franz zeigte auf die Plombe und erklärte gestenreich, dass dies nicht möglich sei. Nun sah ich Respekt und eine leichte Verunsicherung in den Augen des Beamten. Irgendwie fand er keine Lösung, wirkte unentschlossen. Mit einer hektischen, jedoch eindeutigen Handbewegung ließ er Franz endlich ziehen. Geschafft! Mein Körper fühlte sich nun wesentlich leichter an. Giselas Worte kamen mir in den Sinn: »Nimm Franz mit nach Bali, deine Englischkenntnisse reichen nicht aus, um die Formalitäten zu erledigen.« Wie recht sie gehabt hatte.

    Auf der Fahrt zum Hotel, als ich den Anblick der Menschen in ihren farbenprächtigen Sarongs und der lieblich grünen Reisfelder bewusst in mich aufnahm, war Bali mir gleich wieder vertraut. Unser Hotel war ein Traum. Beim Ausladen des Gepäcks eilten zwei junge Pagen herbei. Wir lehnten ihre Hilfe dankend ab, weil unser Gepäck nicht schwer war, was sie, ihrer Gesichtsmimik nach zu urteilen, nicht verstehen konnten.

    »Wer nimmt die Urne mit?«, fragte Franz.

    »Ich nehme sie«, sagte ich nach kurzem Zögern.

    Auf meinem lichtdurchfluteten Doppelzimmer, mit Blick auf den paradiesischen Palmengarten, überlegte ich, auf welcher Seite Gisela am liebsten geschlafen hätte. Eine Schwere legte sich auf mein Herz, als mir so richtig bewusst wurde, dass ich die Überreste Giselas in meinen Armen hielt. Weil sie gerne am Fenster schlief, stellte ich die Urne auf die Nachtkommode neben der Balkontür. Wie schön wäre es gewesen Gisela nun in meine Arme zu nehmen, mich mit ihr über das schöne Zimmer, den Garten und die Reise zu freuen. Oft haben wir uns wie Kinder über die bereichernden kleinen Dinge des Lebens gefreut. Gisela hatte eine herzliche Art, ihre Freude offen und fröhlich zu zeigen. Ihr Lachen war ansteckend, einfach bezaubernd. Deshalb war sie bei ihren Mitmenschen so beliebt. Sie war eine wundervolle Frau.

    Im Bad vor dem Spiegel versuchte ich herauszufinden, was der Grund für den unangenehmen Juckreiz in meiner Achselhöhle war. Im Hospiz hatte Gisela mich mehrmals gefragt, was ich für ein Ekzem habe. Ihre Worte hatten mir damals nichts gesagt. Nun befand sich in meiner Achselhöhle ein Ekzem. Nachdenklich stieg ich unter die Dusche. Liebend gerne wäre ich anschließend ins Bett gegangen. Ich war hundemüde wegen der langen Reise und der Zeitverschiebung. Doch von früheren Reisen nach Asien wusste ich, dass es besser ist, sich gleich dem Rhythmus des Landes anzupassen. Deshalb zog ich mich an und ging hinunter durch die kühle Hotelhalle in den Garten, mit seiner tropischen Pflanzenpracht, zum Meer.

    Gedankenversunken schlenderte ich über den Strand von Sanur, an dem sich wenige Menschen befanden. Ein Blick auf meine Uhr signalisierte mir, dass es Zeit sei, zurückzugehen. In unserer Hotelanlage setzte ich mich auf einen Stuhl. Meine müden Augen schweiften übers Meer. Wie sehr Gisela Bali und die freundlichen Menschen doch geliebt hatte. Als sie vor vielen Jahren mit ihren Eltern zum ersten Mal nach Bali kam, hatte sie das Gefühl gehabt, nach Hause zu kommen. Die Insel war ihr sehr vertraut erschienen, so, als wäre sie schon einmal dort gewesen. Ihre Eltern hatten ihr mit der Reise eine große Freude bereitet.

    Erschrocken schaute ich Franz an, der plötzlich vor mir stand.

    »Hallo, Mano, bist du eingeschlafen?«

    »Nein, ich musste an Gisela denken. Hast du Mr. Sumastra erreicht?«

    »Ja, er kommt morgen gegen zehn ins Hotel«, sagte er erleichtert.

    Wir gingen hinunter zum Strand. Das Meer war dunkelblau. Ein sanfter Wind strich über mein Haar. Eine Balinesin kam lächelnd auf uns zu. »Apa khabar?«, fragte ich. »Baik, baik«, antwortete sie etwas verlegen und war erstaunt, dass eine Langnase, wie die Europäer heute noch manchmal genannt werden, sie auf Indonesisch ansprach. Die üblichen Fragen folgten in gebrochenem Englisch. Wo kommt ihr her? Verheiratet? Wie viele Kinder? Junge oder Mädchen? Wie alt? Balinesen würden niemals verstehen, dass es erwachsene Menschen gibt, die nicht verheiratet sind und keine Kinder haben. Wir verabschiedeten uns: »Selamat tinggal – Friede deinem Bleiben«, sagt derjenige, der geht. »Selamat jalan – Friede deinem Weg«, antwortet der Bleibende. Wie schnell mir diese Menschen doch wieder vertraut waren, mit ihrem ehrlichen, offenen Lachen, mit einem gläubigen Herzen, das die Herzen vieler, die das Glück haben, ihnen zu begegnen, mit Liebe erfüllt. Wie üblich in diesen Breitengraden, hielt die Dunkelheit schnell Einzug. Stille war fühlbar. Sie wirkte beruhigend auf mich.

    »Was machen wir heute Abend?«, fragte ich Franz.

    »Im Hotelgarten werden balinesische Tänze aufgeführt. Dazu gibt es ein indonesisches Buffet.«

    »Das würde mir gefallen. Ich ziehe mich um, dann können wir uns anschließend im Garten treffen.«

    »Ja, gut, bis gleich.«

    Obwohl wir relativ spät zu der Veranstaltung erschienen, wies uns ein Kellner einen Tisch in Bühnennähe zu, der mit einer schneeweißen Decke und Stoffservietten festlich eingedeckt war. Mondschein beleuchtete das Meer und verlieh ihm einen geheimnisvollen Glanz. Aus einem wolkenlosen Himmel erstrahlten unzählige Sterne. Eine berauschende Nacht.

    Vertraute Klänge des Gamelan-Orchesters ertönten. Der Legong wurde angekündigt. Auf Bali hat jeder Tanz eine besondere Bedeutung. Nach alter Überlieferung stellt der Legong den himmlischen Tanz göttlicher Nymphen dar. Er wird als anmutigster aller klassischen Tänze Balis bezeichnet. Es ist der Traum eines jeden Mädchens, Legong-Tänzerin zu werden. Schon im zarten Alter von fünf Jahren werden die Mädchen von einem Komitee geprüft und danach für die schwierige Ausbildung ausgewählt. Weil ausschließlich Kinder ihn tanzen, endet ihre Karriere mit vierzehn.

    Als elitärster aller Tänze wird der Legong Kraton angesehen, der in früheren Zeiten nur in Palästen den Fürsten vorgeführt wurde. Lediglich die schönsten und talentiertesten Mädchen tanzten ihn. In heutiger Zeit finden Legong-Kraton-Tänze häufig bei Tempelfesten ihre Aufführung. Und wie an jenem Abend auch auf touristischen Veranstaltungen. Abstrakt und stilisiert wirken die Bewegungen der Tänzerinnen. Vorherrschend wird er von drei Mädchen getanzt, von denen zwei Mitglieder des Königshauses darstellen. Diese stets gleich gekleideten Tänzerinnen werden als »Legong«, was so viel wie Tänzer bedeutet, bezeichnet. »Condong« wird die dritte Tänzerin genannt. Sie stellt eine Figur aus dem Gefolge dar. Tänzerisch wird die Geschichte vom König von Lasem erzählt, der im Wald das verirrte Mädchen Rangkesari findet. Er nimmt es gefangen und sperrt es in ein Haus aus Stein. Ihr Bruder, Prinz von Daha, droht dem König mit Krieg, falls er seine Schwester nicht wieder in die Freiheit entlässt. Weil der König nicht nachgibt, kommt es zum Krieg. Letztendlich stellen die Legong-Tänzerinnen pantomimisch-tänzerisch die Geschichte des Kampfes dar, der seinen Ursprung im 12 Jh. hat.

    Zauberhaft sah die junge Tänzerin in ihrem engen Brokatkostüm aus, die nun die Bühne betrat. Geschmeidig glitt sie zu Boden, um sich in einer scheinbar übergangslosen Bewegung wieder zu erheben. Gleichmäßig ließ sie die Finger um ihre Handgelenke kreisen, während sie ihren Körper mit ausgestreckten Ellbogen zu einem Bogen bildete. Unglaublich, wie sie sich gleichzeitig auch noch auf Fächerbewegungen, Fußstellung und Augenhaltung konzentrieren konnte.

    Freundlich kümmerten sich die balinesischen Kellner um unser Wohlergehen. Während ich fasziniert dem anmutigen Tanz zusah, der tiefste Emotionen in mir auslöste, weil er mich ständig an Gisela erinnerte, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Am liebsten wäre ich vom Tisch aufgesprungen und weggelaufen. Mir war, als befände ich mich in einem Film. Als entspräche nichts von dem, was sich ereignete, der Realität. Gisela war mir in diesem Moment so unvorstellbar nahe. Glücklicherweise folgte die letzte Tanzaufführung, sonst wäre ich wahrscheinlich doch fortgerannt.

    Ich wollte alleine sein, mich bewegen, ging zum Meer und ließ meinen Tränen freien Lauf. Das Weinen tat gut. Irgendwann konnte ich meine Augen nicht mehr aufhalten, schlenderte zum Hotel und legte mich ins Bett. Beim Blick auf den Karton fühlte ich zum ersten Mal eine Liebe für das verschnürte Paket. Ihre Überreste gaben mir das Gefühl, dass Gisela bei mir sei. »Gute Nacht, mein Schatz.«

    Mitten in der Nacht wurde ich wach. Verwirrt schaute ich mich im leicht erhellten Zimmer um. Wo bin ich? Was mache ich hier? Mein Körper fühlte sich heiß an, ich war nass geschwitzt. Reste von schweren Träumen schwirrten in meinem Kopf umher. Der Karton holte mich in die Gegenwart zurück, beruhigte mich.

    Erschrocken schaute ich auf die Uhr, als ich die schrillen Töne des Telefons vernahm. Acht! Ich nahm den Hörer ab. Ein Balinese wollte mir eine Ausflugstour verkaufen. Halbwach gab ich ihm zu verstehen, seine Dienste nicht in Anspruch nehmen zu wollen und wunderte mich gleichzeitig, dass mir dies in Englisch gelang. Ich schaute zum Karton: »Guten Morgen, Gisela«, stand auf, obwohl ich liebend gerne noch einige Tage geschlafen hätte, und ging unter Wasser (Giselas Worte, wenn sie ein Duschbad nahm). Nachdem ich eine leichte Hose und mein kurzärmeliges Hemd angezogen hatte, ging ich zu Franz’s Zimmer und klopfte an die Tür. Wir freuten uns auf ein gutes Frühstück und begaben uns zum Restaurant, das sich im Garten befand.

    »Selamat pagi«, – »Friede deinem Morgen«, entgegneten wir dem Kellner, der uns freundlich auf Englisch begrüßte. Verlegen kicherte er. Wir setzten uns an einen Tisch mit Meerblick. Eine leichte Frische fühlte ich auf meinen Armen. Kaffee wurde serviert. Das gesamte Frühstücksbuffet spiegelte die Wärme der Menschen wider. Ananasstücke waren in Stern- und Melonen in Herzform geschnitten und liebevoll präsentiert. Gisela liebte Papaya.

    Nach dem Frühstück setzten wir uns in die Hotellounge und warteten auf den Bestatter. Schon als Mr. Sumastra die Hotelhalle betrat, ahnte ich, dass er es war, obwohl ich ihn nie zuvor gesehen hatte. In seinem braunroten Sarong stellte er eine würdevolle Erscheinung dar. Er war Mitte fünfzig, groß gewachsen und hatte volles kräftiges Haar.

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