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Hippie-Trails: Reiselegenden und ihre Geschichte
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Hippie-Trails: Reiselegenden und ihre Geschichte
eBook214 Seiten3 Stunden

Hippie-Trails: Reiselegenden und ihre Geschichte

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Über dieses E-Book

Zweite erweiterte und aktualisierte Auflage!
„Ein buntes und unterhaltsames, lehrreiches und anregendes Buch, voller Nostalgie und Aktualität und eine Pflichtlektüre vor der Entscheidung fürs nächste Reiseziel“ Mainpost
„Autor Detlef Fritz widmet sich den Reiselegenden wie der Route 66 und ihren Geschichten und liefert konkrete Ratschläge für das Reisen in heutiger Zeit auf den Hippie-Trails der 60er- und 70er Jahre.“

Clever reisen

Waren die Globetrotter der 1960er und 1970er Jahre, unterwegs auf dem Landweg von Mitteleuropa nach Marokko, Kreta, via Istanbul und Kabul nach Indien und Thailand wirklich, wie oft behauptet, die Pioniere des modernen Massentourismus? Welchen Legenden folgten diese Rucksack-Reisenden, die mit ihren Touren selbst die Legende vom Hippie-Trail begründeten? Diesen Fragen geht der Autor nach, erzählt dabei sowohl die Geschichte einer abenteuerlichen Reise auf dem Hippie-Trail zum „Dach der Welt“ als auch eine Geschichte des Reisens in den vergangenen Jahrzehnten. Dazu bricht er schließlich eine Lanze für den viel gescholtenen Pauschaltouristen.
Fazit: Reisen war schon immer ein Beitrag zur Globalisierung, macht die Welt sicher nicht schlechter, manchmal aber ein kleines Stück besser.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum1. Feb. 2018
ISBN9783962462796
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    Buchvorschau

    Hippie-Trails - Detlef Fritz

    Vorwort

    Es ist das Idealbild einer Reise: Ohne  Zeitdruck, nur ein Ziel vor Augen, lässt man sich einfach treiben, steigt in den nächsten Bus, den nächsten Zug, lässt sich als Anhalter von Autofahrern mitnehmen. Dort, wo man sich besonders wohlfühlt, wo man an interessanten Orten neue Freunde trifft, da bleibt man dann auch gerne etwas länger, zieht erst später weiter, immer neugierig auf neue Kulturen und neue Erfahrungen.

    So ungefähr erscheint aus heutiger Sicht das Reisen in den 1960er- und den 1970er-Jahren. Die gelten als die Zeit der Hippies, als die Zeit,  zu der Zigtausend junger Menschen aus Europa und Nordamerika aufbrachen, vor allem durch die Länder rund ums Mittelmeer, durch Nordafrika und Asien zogen, nur mit dem nötigsten Gepäck im Rucksack, aber voller Ideen im Kopf, auf der Suche nach Spiritualität und dem perfekten Glück.

    Insbesondere eine der damals bereisten Routen wurde im Lauf der Jahrzehnte zum festen Begriff: der Hippie-Trail. Mit dem assoziiert man heute in erster Linie die wohl exotischste und abenteuerlichste Strecke dieser Zeit, die Route von Istanbul über Teheran nach Kabul und weiter, nach Nepal, Indien oder Thailand. Statt von dem Hippie-Trail müsste man allerdings eher im Plural von den Hippie-Trails sprechen: Denn je nach Herkunftsort der jungen Reisenden ging es auf ganz unterschiedlichen, nicht unbedingt verknüpften Wegen zu den bevorzugten Zielen dieser Zeit. 

    In den USA, dem Ursprungsland der Hippiebewegung, hätte sich zum Beispiel die Route 66, die Verbindung von Chicago und den Großen Seen nach Kalifornien, vielleicht sogar den Titel als „erster Hippie-Trail verdient. Von Nord- und Mitteleuropa aus ging es dagegen auf die spanischen Inseln, nach Ibiza und Formentera, nach Torremolinos an der Costa del Sol, der „Sonnenküste, mitunter auch weiter auf die Kanaren, da am liebsten nach Gomera. Dazu standen auch Marokko und Griechenland auf dem Reiseprogramm. Wer nicht mit eigenem Wagen dahin unterwegs war und sich auch nicht auf sein Glück als Tramper verlassen wollte, reiste mit der Bahn. Das machte auch manche Zugstrecke zu einem regelrechten Hippie-Trail. 

    Die Rucksackreisenden auf all diesen Routen als Hippies zu bezeichnen, greift allerdings zu kurz. Die meisten dieser Backpacker sahen sich vielleicht als „Globetrotter oder „Traveller, waren natürlich von der Hippiebewegung beeinflusst, bezeichneten sich selbst aber kaum als Hippies. Zudem: Die Vorreiter der Hippies hatten die von ihnen initiierte Bewegung bereits 1967, als sie sich immer mehr zum Massentrend entwickelte, in San Francisco bei einer symbolhaften Demonstration zu Grabe getragen. Etliche der Hippie-Trail-Routen, darunter auch die von Istanbul nach Kabul und weiter, bildeten sich aber erst danach als massenhaft genutzte Reisewege heraus.

    Dennoch: Die Vorstellungen der Hippiebewegung spielten in der Jugendbewegung Jahrzehnte über 1967 hinaus eine zentrale Rolle, und der Begriff vom Hippie-Trail für die Strecke Istanbul – Kabul hat sich fest etabliert, steht für eine große Reiselegende von der abenteuerlichen Suche nach dem großen Glück.

    Gemessen an dieser Legende bekommt die scheinbar perfekte Ferienreise, ganz so, wie im Katalog beschrieben, einen faden Beigeschmack. Da mag das Vier-Sterne-Hotel direkt an einem traumhaften Sandstrand liegen, da mögen Service und Verpflegung keine Wünsche offen lassen, die reizvolle Umgebung noch so sehr zu erlebnisreichen Ausflügen durch eine faszinierende Landschaft, in bilderbuchhafte Städtchen und Dörfer einladen. Dem auf Entdeckung und Erlebnis orientierten Urlauber stellt sich trotzdem die Frage: Das soll schon alles sein? Irgendetwas, so das Gefühl, versäumt man hier doch gerade... Dabei hat dieser Urlauber oder die Urlauberin vielleicht weit mehr getan als etliche andere Touristen. Er lag nicht nur am Strand, sondern nutzte intensiv das vom Hotel und seinem Reiseveranstalter angebotene Ausflugsprogramm. Er unternahm auch auf eigene Faust Streifzüge durch die Region und war redlich bemüht, Land und Leute kennen zu lernen. 

    Denn beim Reisen geht es den meisten um mehr als nur Erholung. Die kann man in einem Ferienpark oder einem Wellnesshotel in Wohnortnähe einfacher haben. Eine Reise soll auch die Sehnsucht nach Abenteuer und Exotik, die Entdeckungslust befriedigen. 

    Nur: Ist das mit den meist doch nur oberflächlichen Eindrücken einer vielleicht zweiwöchigen Ferienreise schon erfüllt? Kann man in einer Zeit von Billigfliegern und Google Earth überhaupt noch „richtig reisen, „abseits der ausgetretenen Pfade des Massentourismus in Kulturen eintauchen, die einem selbst bis dahin unbekannt waren? In der Praxis geht das doch wohl eher nicht. Natürlich gibt es immer noch abenteuerlustige Globetrotter, die monatelang mit dem Rucksack durch die Wildnis ziehen; aber diese Zeit hat der „normale" Reisende mit dem knapp bemessenen Urlaubsbudget nun einmal nicht. Und überhaupt: Bewegt sich heute nicht auch der Globetrotter in der vermeintlichen Wildnis auf Wegen, die schon x-mal begangen und beschrieben wurden?

    Da wünscht sich dann der leidenschaftliche Reisende in eine vergangene Zeit zurück, nicht unbedingt gleich in die Zeit der großen Entdeckungen, aber vielleicht in die Epoche der Dampfschiffe, des Orient Express – oder eben in die Ära des Hippie-Trail. 

    Doch sind die Selbstzweifel des modernen Reisenden, des Touristen wirklich berechtigt? Sitzt er mit seinen nostalgischen Träumen von abenteuerlichen Reisen in der Vergangenheit nicht einfach nur der einen oder anderen Legende auf? Und wie groß sind die Unterschiede zwischen Pauschaltouristen und dem auf seinem selbst geplanten Abenteuertrip befindlichen Globetrotter wirklich? Was hat damals die Globetrotter auf ihren Wegen über den Hippie-Trail angetrieben? Welche Abenteuer erwarteten sie auf ihrer Reise? Und wie weit ist das alles entfernt von der Tourismusindustrie?

    Antworten auf diese Fragen wollen wir finden, indem wir in diesem Buch den Globetrottern auf ihren Wegen über den Hippie-Trail folgen. Dabei wollen wir aufspüren, wie vermeintliche Abenteurer auf individueller Reise und Massentouristen manchem Flecken Erde einen neuen Stempel aufdrückten – und nicht zuletzt einen kleinen Blick auf die Milliardenbranche werfen, die für all das steht: die Tourismusindustrie.

    Wenn ein Leser hier dazu noch auf die eine oder andere Anregung für seine eigene nächste Reise stößt – umso besser.

    Istanbul: Aufbruch im Pudding Shop

    Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Café an der Divanyolu 6, aus dem die Musik von Jimi Hendrix zu hören ist, kaum von den anderen etwas gehobeneren Cafés in dieser besseren Lage im historischen Kern von Istanbul. Auch die Inneneinrichtung lässt keine Besonderheiten erkennen, ebenso wenig wie die Kellner, gekleidet in die ordentlichen dunklen Uniformen des Hauses. 

    Das sieht ganz nach einer gediegenen, aber nicht weiter bemerkenswerten Anlaufstelle für Bildungsreisende im gesetzten Alter aus. Diese geben hier nach anstrengender Sightseeingtour ihr Wissen über das gerade Gesehene zum Besten, plaudern nicht ohne Stolz über frühere Reisen und bereiten sich, im Polyglott, Marco Polo oder einem dicken Kunst- und Kulturführer blätternd, auf ihre nächste Besichtigung vor.

    Die Hagia Sophia und die Blaue Moschee sind schließlich nur wenige Gehminuten, die Galatabrücke nur einige hundert Meter entfernt, ebenso wie der alte Bahnhof des Orient-Express. Gleich um die nächste Straßenecke geht es in das Yerebatan Serayi, in das noch aus antiker Zeit stammende, von über 300 Säulen getragene Gewölbe, das unterirdische Wasserreservoir des alten Konstantinopel. Das kennen die James-Bond-Fans unter den Touristen sogar ohne Kunst- und Kulturführer aus dem Film „Liebesgrüße aus Moskau".

    In dem Café mit der Jimi-Hendrix-Musik erzählen die Fotos und Zeitungsausschnitte an den Wänden, sorgsam geglättet und gerahmt unter Glas, die Geschichte  einer anderen Sehenswürdigkeit der Stadt am Bosporus, nämlich die dieses Cafés. 

    Wir sind im Pudding Shop, gegründet 1957, mit diesem Alter schon ein wahrhaft historisches Unternehmen, dazu mit legendärem Ruf. Dieser Ruf, so wusste das Lifestylemagazin Max zu berichten, lockte sogar den einstigen US-Präsidenten Bill Clinton bei einer Istanbul-Visite hierher.

    Aber das Image des Pudding Shops hat nichts mit seinem Alter und auch nichts mit hochrangigen Staatsgästen, sondern mit den 1960er- und 1970er-Jahren zu tun, also der Zeit, in der Jimi Hendrix noch aus fast jedem Lautsprecher zu hören war, zumindest an den Orten, an denen sich die Generation der damals 20- bis 30-Jährigen traf.

    Bei meinem Jahrzehnte zurückliegenden ersten Besuch war der Pudding Shop ein solcher Ort, der Istanbuler Treffpunkt der Hippies, Globetrotter, Traveller, all derer, die aus der vermeintlichen Enge europäischer oder nordamerikanischer Spießigkeit aufbrachen in die weite Welt der Freiheit, zu den Quellen asiatischer Weisheit, auf das Dach der Welt, zu den Traumstränden der Glückseligkeit in Indien und noch weiter weg. Der Pudding Shop lag für uns am äußersten Ende Europas, als das Tor nach Asien, als fast zwangsläufige Station auf dem Weg ins ferne Afghanistan, nach Indien oder Nepal.

    Klar war für uns weltenbummelnde Gäste des Pudding Shops dabei vor allem eines: Die Route, die wir nehmen würden, lag fern der ausgetretenen, kommerzialisierten Touristenpfade, auf denen die pauschalreisenden Spießer trotteten.

    Die Einheimischen unterdessen sahen damals in diesem Treffpunkt weltenbummelnder Glückssucher eher eine Höhle des Lasters, in die sie ihre eigenen Kinder nie hätten gehen lassen, einen Umschlagplatz für Drogen und Geschlechtskrankheiten. Aber diese Einschätzung hinderte sie nicht daran, mit den naiven Fremden ins Geschäft zu kommen: Da zeigte man ihnen gegen ein kleines Entgelt die Geheimnisse der Stadt, das authentische Istanbul, inbegriffen selbstverständlich die wirklich besten Läden, um billig an Schmuck und handgeknüpfte echte Orientteppiche zu kommen; da demonstrierte man ihnen ganz praktisch die Trickbetrügereien, vor denen sich Istanbul-Besucher schon damals in Acht nehmen mussten, vom Hütchenspiel bis zum missglückten Geldwechsel, bei dem der Reisende auf einmal nach der Barschaft in seiner Börse suchte; und schließlich vermittelte man gern besonders günstige Busfahrkarten für die Weiterreise nach Kabul, Tickets, die sich später dann allerdings nur für einen Bruchteil der Strecke als gültig erweisen sollten.

    Seinem Image als Drogenumschlagplatz und Ort der sexuellen Libertinage wurde der Pudding Shop allerdings, wenn auch zum Leidwesen vieler seiner damaligen Gäste, nie gerecht. Dass die türkische Polizei bei Drogenbesitz nicht mit sich spaßen ließ, war auch dem konsumfreudigsten Drogenfreund unter den Pudding-Shop-Besuchern klar – und Raum für Intimitäten boten weder der Pudding Shop noch die umliegenden Herbergsbetriebe. Die vermieteten nämlich weniger Zimmer als vielmehr Plätze in Schlafsälen. In denen behielt man seine Kleidung besser an, kroch so in seinen mitgebrachten Schlafsack und hoffte, vom Ungeziefer verschont zu bleiben, eine Hoffnung, die sich regelmäßig als trügerisch erwies.

    Viel sauberer war der Pudding Shop auch nicht, und von einer türkischen oder irgendwie orientalisch-exotischen Atmosphäre konnte ebenso wenig die Rede sein. Die Gäste hatten sich geduldig am Tresen anzustellen, entschieden sich dann für einen der Joghurts, Puddings oder eine der anderen Mahlzeiten aus der Auslage, gingen damit an die Kasse, suchten sich einen freien Platz – oder mussten im Stehen essen. Dabei konnte man dann aber gleich die Aushänge an den Wänden studieren und wichtige Informationen sammeln: wer einen freien Platz im VW-Bus nach Kabul bieten konnte, wer einen Schlafsack verkaufen wollte, wer für welche Stationen vor was für Schleppern und fiesen Betrügereien warnte. Der Pudding Shop war die große Informationsbörse am Schnittpunkt von Europa und Asien. In seiner Nachbarschaft gab es durchaus Cafés und Restaurants, in denen man sogar besser und billiger hätte essen können und dabei vielleicht sogar einen Hauch von Orient und Exotik verspürt hätte. Doch als Informationsbörse schien der Pudding Shop trotz der Ausstrahlung eines heruntergekommenen Schnellimbisses oder drittklassigen Bahnhofslokals eben unverzichtbar. Nirgends konnte man sicher sein, mehr Gleichgesinnte als hier zu treffen, wirklich die neuesten Tipps und Informationen für die Weiterreise aufzuschnappen. Hier fanden die mitteilungsbedürftigen Heimkehrenden immer dankbare Zuhörer für ihre Geschichten aus der Ferne.

    Warum entwickelte sich gerade der Pudding Shop zum zentralen Umschlagplatz für Reisenachrichten aller Art? Die zentrale Lage spielte sicherlich eine Rolle – aber das Interesse der Pudding-Shop-Gäste an Kulturdenkmälern war nicht übermäßig ausgeprägt, vor allem dann nicht, wenn für die Besichtigung ein Eintrittsgeld fällig wurde, das das Tagesbudget des Durchschnittsglobetrotters gesprengt hätte. Dass auch bessere und billigere Konkurrenz den Pudding Shop nicht von seinem ersten Platz als Anlaufstelle für junge erlebnishungrige Reisende verdrängen konnte, hatte einen beinahe zufälligen, ganz banalen Grund: Der Pudding Shop wurde als Anlaufstelle genannt in „Der billigste Trip nach Indien, Afghanistan und Nepal". 1972 war dieses Buch von Robert Treichler im Schweizer Regenbogen-Verlag erschienen. Es erlebte Jahr für Jahr neue Auflagen und entwickelte sich zumindest für den deutschsprachigen Raum rasch zu dem großen Standardwerk für alle, die sich auf die große Reise nach Osten begaben.

    Im 21. Jahrhundert zehrt der Pudding Shop noch immer von seinem nun historischen Image als zentraler Treffpunkt internationaler Globetrotter, als wichtiger Station des einstigen Hippie-Trails. Nach den aktuellen Gästekritiken in Internetbewertungsportalen wie Tripadvisor und ähnlichen könnten das Essen und der Service zwar angesichts der verlangten Preise durchaus besser sein, aber das sagt eigentlich nur eines: Geändert hat sich hier trotz nun ordentlich gekleideter Kellner gar nicht mal so viel. Eine gealterte Legende wahrt ihre Tradition. 2007 schrieb das Schweizer Globetrotter-Magazin in durchaus selbstkritischer Betrachtung über Robert Treichlers inzwischen nur noch antiquarisch zu erstehenden Reiseführer: „Treichler hatte (...) als Pionierleistung einen Reiseführer für Leute wie uns, also Reisende mit Kleinstbudget, gemacht. Er führte mit mehr oder weniger schlauen Tipps von Stadt zu Stadt. Von Land zu Land. (...) So gesehen wurde mit dieser und ähnlichen Reisebibeln unfreiwillig ein Informationsgrundstein zum späteren Massentourismus gelegt. Man traf immer wieder die gleichen Gesichter mit gleicher Ausrüstung in den gleichen Kneipen, beim gleichen Geldwechsler, im gleichen Zug. Ein wenig ‚Zuhause’ auf Reisen."

    Diesen Gedanken hätten wir Gäste des Pudding Shops damals empört und beleidigt weit von uns gewiesen: Wir sollten gerade dem Massentourismus den Weg bereiten, nur, weil wir uns an die so wertvollen, weil geldsparenden Tipps von Treichler halten? Nein, niemals! Dabei lässt das Globetrotter-Magazin den damaligen Gästen des Pudding Shops beinahe schon zu viel an Ehre angedeihen. Solche Pioniere, die anderen den Weg bereiteten, waren wir Billig-reisenden auf dem Hippie-Trail streng genommen nämlich gar nicht mehr. Denn an den einzelnen Zielorten dieses Hippie-Trails hatte auch der

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