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Bruckmann Reiseführer Marokko: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Bruckmann Reiseführer Marokko: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Bruckmann Reiseführer Marokko: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
eBook712 Seiten4 Stunden

Bruckmann Reiseführer Marokko: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen

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Über dieses E-Book

Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos und eine praktische Faltkarte zum Herausnehmen sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub in Marokko.
Marokko ist ein Märchen - das weiße Tanger, die Feuerschlucker von Marrakesch, das alte Rabat. Entdecken Sie mit diesem Reiseführer das Land zwischen Atlasgebirge und Sahara, Mittelmeer und Atlantischem Ozean. Kosten Sie orientalische Speisen, besuchen Sie prächtige Moscheen und Bazare.
So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
SpracheDeutsch
HerausgeberBruckmann Verlag
Erscheinungsdatum27. Juli 2018
ISBN9783734314070
Bruckmann Reiseführer Marokko: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen

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    Buchvorschau

    Bruckmann Reiseführer Marokko - Lutz Redecker

    Kunsthandwerk

    DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

    Die beschauliche Medina von Chefchaouen

    Chefchaouen (S. 44)

    Erst seit den 1960er-Jahren öffnet sich der Ort im Hinterland des Rifgebirges, die Heimat des legendären und oft verkannten Freiheitskämpfers Abd al-Karim, fremden Besuchern. Romantische und stille Gassen winden sich am Hang hinauf zu den höhergelegenen Quartieren. Blau und bisweilen violett getünchte Wände und Türen säumen die Wege, Treppen und kleinen Plätze. Vor den Toren der Berbersiedlung lädt eine faszinierende Bergwelt zum Erkunden und zu atemberaubenden Trekkingtouren ein.

    Essaouira (S. 208)

    Der Pascha Mohamed Ben Abdallah, einst verzückt von der Raffinesse seiner malerischen Befestigungsanlage, der Scala, könnte heute über Salto schlagende Kites, über das Gnaouia-Festival und die vielen windzerzausten Besucher staunen. Diese verlassen meist abends die Medina – und überlassen sie den vom Hafen heimkehrenden Fischern und den Kindern, die auf der Place Hassan Fußball spielen. Viele Gassen der zauberhaften Medina und die weite Strandpromenade erhielten in den letzten Jahren ein neues Antlitz; die Altstadt zählt zu Recht zum Weltkulturerbe der UNESCO.

    Fès (S. 56)

    Die Medina der einstigen Hauptstadt besitzt ein beinahe undurchdringliches Gassengewirr, das immer noch Lastkarren, klopfende Handwerker und schreiende Händler aller Couleur beherrschen. Auch Flüchtlinge und Gelehrte aus Andalusien prägten Kultur und Religion von Fès. Bettler und Fremdenführer erwarten heute wie Hunderte kleiner Geschäfte einen Verdienst, während heilige Stätten und Medersen mit ihrer reichen Architektur die spirituelle Aura der Stadt bewahren.

    Azrou (S. 80)

    Die am Fuße des Mittleren Atlas gelegene Stadt besitzt das Flair südfranzösischer Bergorte und ist dennoch ganz eigen in Bezug auf die Medina, die Handwerkstraditionen und die Umgebung. Unendlich viele Möglichkeiten gibt es, die weiten und vielleicht letzten großen Atlas-Zedernwälder auf Wanderungen zu durchstreifen oder mit dem Bike oder dem Auto zu erkunden. Die überbordende Natur säumt kleine und wenig befahrene Nebenstrecken dieser Region der alten Baumriesen.

    Ein geistiges Zentrum von Fès: die Medersa el Attarine

    Marrakesch (S. 84)

    Wie keine andere Stadt Marokkos scheint Marrakesch mit seinen chaotischen Souks und prächtigen Riads von Legenden geprägt und bis zum Rand gefüllt mit einer unüberschaubaren Vielfalt an Offerten. Jeder denkbare, handwerklich erfüllbare Wunsch von Haus und Garten, Fantasie und Spleen wird in Marrakesch Wirklichkeit, enchallah. Diese gelegentlich überhitzte Schnittstelle zwischen Traum und Realität, Nord und Süd, Handwerk und Handel hat einen Suchtfaktor. Vorsicht!

    Route durch das Vallée du Draa (S. 160)

    Bekannt und doch nicht bekannt: Eine Fahrt entlang dieser Route gleicht dem Besuch eines Schattentheaters, denn was sich tatsächlich hinter den Kulissen der alten Kasbahs abspielt, offenbart sich nur den ernsthaft Interessierten. Eine jahrhundertealte Kultur der Palmeraien, Handelswege und Karawansereien verbirgt sich dort, die Gedanken an mystische Begegnungen und konkrete Konflikte wachrufen. Die Spurensuche zu diesen Epochen führt nach Agdz und Nekob, zu den am Draa gelegenen Ksars und auf Pisten nach Zagora oder zur Burg des Glaoui-Paschas nach Telouet.

    Marrakeschs zentraler Markt Djemaa el Fna steckt voller Überraschungen.

    Trekking-Abenteuer (S. 50)

    In Marokko, einem Land chronischer Geruhmsamkeit, sind die schnellsten Fortbewegungsmittel nicht die besten, nehmen sie doch dem Reisenden die Möglichkeit, die einmalig schöne Landschaft ausgiebig zu erfahren und dem Fremden zu begegnen. Die Wahl, das wenig bekannte Land abseits der beaten tracks zu Fuß zu entdecken, ist immer ein Gewinn, egal, ob in den Bergen Djebel Saghro, Toubkal, M'Goun oder auf den Hochplateaus des Djebel Yagour bzw. dem Plateau du Kik.

    Biken offroad (S. 126)

    Wie lassen sich weite Strecken bewältigen und unvergessliche Naturerfahrungen machen? Und wie können sich Reisende auf Augenhöhe mit der ländlichen Berberkultur bewegen? Auf dem Fahrrad! Biketouren funktionieren am besten auf den Routen und Pässen, die kein Verkehr beeinträchtigt: über den Tiz-n'Aït Imi von Demnate nach Ouarzazate; durch das herrliche Aït-Bougoumez-Tal von Demnate nach Tabant; über den Mittleren Atlas von Marrakesch nach Fès, von Midelt über Imilchil nach Tinerhir oder von Fès über Chefchaouen nach Tétouan.

    Tanger (S. 32)

    Bereits der Name der Stadt ist klangvoll und durch Literatur und Film mit einem Nimbus behaftet: Die prickelnde Gegenwart dieser wichtigen Hafenstadt, dem Tor nach Europa, lässt sich hervorragend aus den stillen Ecken bekannter und verborgener Cafés der Stadt betrachten. Und, ganz sicher, anhand der Schilderungen ihrer Verehrer und Bewohner. Tanger ist ein Magnet für vagabundierende Künstler und Dichter, behauptete der Reiseschriftsteller John Hopkins 1964 in seinem Tagebuch, den Tangier Diaries.

    Einst ging viel Macht von der Glaoui-Burg in Telouet aus.

    Tétouan (S. 38)

    Rückblickend war das iberische Intermezzo der Araber in Spanien und ihre spätere Heimkehr eine kulturell sehr fruchtbare Begegnung, deren Einfluss bis in die Gegenwart des strahlend weißen Tétouan fortdauert. Wohl keine Stadt des Landes verströmt mehr andalusischen Esprit. Und diese Lebensart findet in der faszinierenden Architektur genauso ihren Ausdruck wie in den Souks, den köstlichen Speisen und auf rauschenden Festen.

    KENNEN SIE Marokko?

    Marokko ist ein landschaftlich und kulturell überaus vielseitiges Land. Es ist mit zahlreichen Zeugnissen der arabischen und der berberischen Kultur gesegnet. Immer wieder verwundern die maurisch geprägten Städte mit ihren märchenhaften Palästen, wuchtigen Stadtwällen, orientalischen Wohnvierteln, Brunnen und schönen Riads zum In-den-Tag-Träumen.

    In den orientalischen Souks zwischen Tanger und Guelmim kann nicht nur alles Erdenkbare eingekauft und probiert werden – mit allen Sinnen lässt sich hier die vitale Andersartigkeit des marokkanischen Alltags bestaunen. Koranschule, Berbermedizin, Kräutersouk und vis-à-vis ein Café mit Orient-Pop. Wer nur wenig Zeit hat, sollte überlegen, was er sehen und erfahren will: Gebirge, Wüste oder Oasen, berberische Ursprünglichkeit oder modernes Freizeitambiente, Badeort oder Königsstädte.

    Vielfalt ist Trumpf

    Uralte Zedernwälder, abgelegene Berberdörfer, Nomadenzelte und Wochenmärkte unter den Gipfeln der Dreitausender: Der Süden Marokkos ist das Land der Kasbahs, wo die ersten Sanddünen der Wüste anbranden und die gewaltigen Lehmburgen in Palmenoasen einen Eindruck von der großen Vergangenheit geben. Dort schlägt das Herz des Landes fernab aller Modernität. Neben seinen wechselvollen und intensiven Naturszenarien ist in Marokko immer noch die Exotik einer Mischbevölkerung spürbar, die oft unbeirrt ihren Traditionen folgt. Die berberisch-islamische Bevölkerung hat ihre ganz eigenen Ausdrucksformen hervorgebracht. Ein Spaziergang durch das Gassenlabyrinth der Medina von Marrakesch, Rabat oder Fès birgt tausend Überraschungen. Die Medinas, Medresen (Koranschulen) und Fondouks (Warenlager) sind Zeugen einer außergewöhnlichen Geschichte, die sich inzwischen mit neuen Lebensformen zu einer faszinierenden Gegenwart vernetzt.

    Der Steinkreis von Cromlech bei M’Soura gilt als Stonehenge Marokkos.

    Von Phöniziern, Karthagern und Römern

    Seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelten vor allem Vieh züchtende Nomadenstämme den Süden Marokkos; sesshafte Gruppen hinterlassen künstlerisch wertvolle Felsbilder – etwa bei Oukaimeden, bei Ukas oder Tata. Ab dem 11. Jahrhundert v. Chr. bauten die Phönizier Handelsniederlassungen entlang der Nordküste Afrikas und knüpften erste Kontakte zu den Berbern. Der verwegene karthagische Seefahrer Hanno, Admiral, Geschichtsschreiber, Städtegründer und Kaufmann, umsegelt um 450 v. Chr. ganz Nordafrika und gründet entlang der marokkanischen Atlantikküste die Städte Tanger, Salé und Essaouira. Mit der Besetzung Karthagos gelingt es den Römern, das Gebiet des heutigen Marokko mit Teilen Algeriens 42 n. Chr. zur römischen Provinz Mauretania Tingitana zusammenzufügen. Nach dem Tod des Berberkönigs Juba I. holt Kaiser Augustus dessen Sohn Juba II. nach Rom. Das Kind wird am Kaiserhof erzogen, 25 v. Chr. vermählt Augustus ihn mit der Kleopatra-Tochter Selene und übergibt ihm als Hochzeitsgeschenk die Verwaltung von Mauretanien.

    Ganz entspannt: Ölhändler auf dem Souk

    Eine Handvoll Glanz: Ein Silberschmied fertigt edle Stücke in Zagora.

    Im Süden sichert Juba II. sein Reich durch einen römischen Grenzwall vor den Überfällen der Sahara-Nomaden. Erste Elemente einer christlich-jüdischen Kultur lassen sich auf jene Zeit zurückführen. Ende des 7. Jahrhunderts beginnt die Vorherrschaft der Araber, schwertschwingend und missionierend. Ein Großteil der Berbervölker übernimmt den Islam als Religion, ohne jedoch die eigenen Kulturen und Gebräuche aufzugeben. Die Araber nennen dieses Gebiet Al-Maghrib – den Westen.

    Die arabischen Dynastien expandieren – der Weg nach »Al Andalus«

    Die Aufstände nordafrikanischer Berber gegen die Araber haben Erfolg, auf marokkanischem Boden bilden sich unabhängige kleine Fürstentümer. Die Almoraviden (1062–1147) verlegen die Hauptstadt von Fès nach Marrakesch. Von hier aus werden Eroberungszüge auf das spanische Festland organisiert, und das einstige Nomadengeschlecht der Almoraviden übernimmt Züge der maurischen Kultur. Der nun vorherrschende andalusische Einfluss wirkt sich besonders auf geistigem und kulturellem Gebiet aus. Für Kunsthandwerk und Architektur ist es die Geburtsstunde des »maurischen Stils«, der sich bis in die Gegenwart überall entfaltet.

    Marrakesch erstrahlt in prächtigem Glanz und die raffinierte, filigrane Architektur der iberischen Mauren erobert den Hof. Doch in der vierten Almoraviden-Generation unter Tachfin Ibn Ali (1142) erlahmt die alte Kraft des Geschlechts vollständig, der Unterhalt des großen Hofs ist ein kostspieliges Vergnügen. Dem Almohaden-Herrscher Ibn Toumert (gestorben 1130) gelingt es, die meisten Masmouda-Stämme im Hohen Atlas gegen die dekadenten Almoraviden zu mobilisieren. Von Tinmal ziehen Ibn Toumerts Schüler mordend in die Haouz-Ebene und vertreiben die Almoraviden aus ihren Palästen. Im Jahr 1147 fällt Marrakesch nach mehreren Belagerungen und wird größtenteils zerstört. In den folgenden Jahren kommt der maurische Stil in der Architektur zur vollen Entfaltung. Abd al Mu'min lässt Marrakesch wieder zur prachtvollen Königsstadt ausbauen und vereinigt Zug um Zug Marokko mit Algerien, Tunesien, Tripolitanien (Libyen) und »Al Andalus«, Andalusien. Unter seinem Enkel Abu Yusuf Yaqub El Mansur (1184–1199) erreicht das Königreich Marokko die größte Ausdehnung seiner Geschichte. Das Minarett der Koutoubia-Moschee in Marrakesch wird vollendet, Wissenschaften und schöne Künste geben sich in der Almohaden-Hochburg ein Stelldichein.

    Doch mit dem Tod El Mansurs beginnt der langsame Verfall der Dynastie. Die Almohaden entfremden sich von den religiösen Idealen Ibn Toumerts so weit, dass sich ihre Statthalter in Tunesien und Algerien von ihnen lossagen und sie nicht mehr als Kalifen, als Nachfolger des Propheten Mohammed, anerkennen. Die Mauren fliehen vor der spanischen Reconquista, der Wiedereroberung der Iberischen Halbinsel, nach Nordafrika. Die Fäden der Macht gehen in neue Hände über: Von Fès aus regiert schon das Meriniden-Geschlecht über einen Großteil des Reichs, 1269 ziehen Truppen unter Führung von Abu Yusuf Yaqub al-Mansur in Marrakesch ein. In einem letzten Gemetzel werden die Almohaden 1276 in ihrer Fluchtburg Tinmal niedergemacht – die Geschichte ihrer Dynastie endet dort, wo sie begonnen hatte.

    Sand bis zum Horizont: Für viele beginnt das Abenteuer Wüste in Zagora.

    Im Mittleren Atlas werden noch alte Schafsrassen gezüchtet.

    Meriniden, Quattasiden und die Reconquista

    Fès mit der neuen Herrscherstadt Fès el Jedid wird zur Residenzstadt des Meriniden-Reichs, Marokko steigt zur größten und stärksten Militärmacht im arabischen Westen auf. Die Herrscher gewinnen das Volk durch eine großzügige Baupolitik, sie spendieren Moscheen, Spitäler, Fondouks und vor allem Medresen – Fès wird zur religiös-geistigen Metropole des Islam. Spanier und Portugiesen setzen sich an den marokkanischen Küsten fest. Im Jahr 1399 zerstören die Spanier im Rahmen einer Strafexpedition Tétouan, 1415 wird Ceuta von den Portugiesen erobert. Bis die Herrschaft der Meriniden erlischt, werden etliche befestigte Handelsstützpunkte der europäischen Seemächte mit Gewalt eröffnet und wieder geschlossen.

    Abdalhaqq II. herrscht als letzter Merinide sieben Jahre, bis er 1465 einen entscheidenden Fehler begeht: Er stellt die Besoldung und Steuerfreiheit der im Volk verehrten Marabouts ein und lädt sich den Ruf der Gottlosigkeit aufs Haupt. Während eines Aufstands der Fèser Stadtbevölkerung wird er ermordet, sein Reich zerfällt. Zwar regieren in den nächsten acht Jahrzehnten drei überlebende Quattasiden in Fès, doch die Macht des Makhzen, des Königs, ist gebrochen, die spanische Reconquista und portugiesische Kriegskaufleute gewinnen an Einfluss. Um an der Herrschaft zu bleiben, versuchen die letzten Quattasiden mit Portugal und Spanien zu kooperieren, sogar der deutsche Kaiser wird um Hilfe ersucht. Umsonst: 1492 fällt Granada an die Christen, die sich fortan an den marokkanischen Küsten festsetzen. In den Bergen herrschen Berberstämme oder religiöse Bruderschaften, die Städte führen ihr eigenes Leben.

    Sorgsam arrangiertes Warensortiment

    Die Saadier: Dreikönigsschlacht und Feldzug nach Timbuktu

    Während sich die Quattasiden in Fès noch auf dem Thron halten, nützen die aus Arabien eingewanderten Banu Sa'ad, Abkömmlinge des Propheten Mohammed, die Gunst der Stunde und etablieren im Souss ein unabhängiges Fürstentum mit der Hauptstadt Taroudant. Bald kontrollieren sie die ergiebigen Handelswege für Gold und Sklaven und kämpfen im Namen Allahs erfolgreich gegen die Portugiesen. Im Jahr 1521 erobert der Saadier Ahmed el Araj Marrakesch und ruft es zur Hauptstadt aus. Sein Nachfolger Mohammed ech-Cheikh (1541–1557) kann 1554 den letzten Quattasiden aus Fès verjagen und den Kalifentitel annehmen, Marrakesch bleibt Königssitz.

    Ein Geschichtenerzähler mit »Assistentinnen«

    Wieder macht sich ein Geschlecht an die Festigung seiner Herrschaft. Schutzmaßnahmen gegen die Reconquista werden vorangetrieben, die Türken gestoppt: Durch ein Bündnis ausgerechnet mit Spanien gelingt es, die von Konstantinopel bis Algier regierenden Osmanen in Schach zu halten. Der dritte Feind, Portugal, erfährt 1578 in der »Dreikönigsschlacht« eine vernichtende Niederlage. Innenpolitisch gelingt es den Saadiern, die weltlichen Machtgelüste der religiösen Bruderschaften durch eine Söldnertruppe im Zaum zu halten und ein verlässlich funktionierendes Steuersystem zu installieren. Mit Ahmed al-Mansur, dem Eroberer, ist der Höhepunkt saadischer Prachtentfaltung erreicht: Der Sieger der »Dreikönigsschlacht« bricht zum Feldzug in das Königreich Gao auf und erobert Timbuktu. Mit unermesslichen Schätzen und einer schwarzen Elitetruppe kehrt er nach Marrakesch zurück und macht sich an den Ausbau seiner Hauptstadt. Damit kehren 25 Jahre Frieden und relativer Wohlstand in Marokko ein.

    Frauen in Essaouira bei der Produktion von Raffia-Sandalen

    Machtwechsel: die Alaouiten

    Nach dem Tod al-Mansurs 1603 zerfällt das Saadier-Reich nach den üblichen Thronstreitigkeiten in zwei Teile, die von Marrakesch und seit 1610 auch von Fès aus regiert werden. Es ist die Zeit politischer Wirren, in der rebellierende Berberstämme, Bruderschaften und autonome Piratenrepubliken die Herrschaft der Saadier brechen. Bis 1659 folgt ein saadischer Sultan dem anderen. Marokko ist inzwischen in ein unüberschaubares Gewirr von halb religiösen, halb weltlichen Herrschaftsbereichen, Stammesfürstentümern und Stadtstaaten zerfallen. Ohne nennenswerte Hindernisse und dank geschickter Bündnispolitik übernehmen die Filalis, Alaouiten aus dem Tafilalet, die Regierungsgeschäfte. Aus diesem arabischen Stamm, der sich auf die Linie Mohammeds beruft, kommen auch die heutigen Vertreter des marokkanischen Königshauses. Sie wählen Fès als Königsstadt und herrschen seit 1666 über das Land. Unter dem legendären Herrscher Moulay Ismail (1672–1727) werden bis 1720 fast alle von Portugiesen und Spaniern besetzten Häfen zurückerobert, nur Melilla, Sidi Ifni und Ceuta bleiben in spanischer Hand.

    Die internen Konflikte nach Moulay Ismails Tod kann Sidi Ben Abdallah, ein Förderer des Außenhandels und der Begründer Essaouiras (1760), kurzzeitig unter Kontrolle bringen, sie flammen nach seinem Tod unter Moulay Silmane aber wieder auf. Auch sein Nachfolger Moulay Abd ar-Rahman (1822–1859) hat kaum Erfolg bei der Schlichtung der Unruhen im Land, Marokko ist quasi unregierbar; seine Strategie der Abschottung gegen die europäischen Mächte stärkt lediglich die Kolonialpolitik Frankreichs und Spaniens: die Franzosen erobern Algerien, die von Marokko unterstützten aufständischen Algerier werden brutal niedergeschlagen. Gedemütigt muss Marokko den Friedensvertrag von Tanger unterzeichnen. Frankreich setzt seine wirtschaftlichen Interessen schonungslos durch, Moulay Hassan (1873 bis 1894) hat dem wenig entgegenzusetzen. Frankreichs Pläne, Marokko zu annektieren, werden aber vom starken Spanien zunächst blockiert, das 1880 Tétouan und Sidi Ifni besetzt.

    Selbstvergessene Lektüre unterm Sonnenschirm

    Die Weiten des Landes lassen sich per Bus und Auto erkunden.

    Unter dem französischen Protektorat

    Die Konferenz von Algeciras 1906 besiegelt den französischen Einfluss in Marokko, nachdem Deutschlands Ambitionen, Bergbaulizenzen für Mannesmann zu bekommen, abgewiesen wurden. Auch die Entsendung des Kanonenbootes Panther nach Agadir (1911) ändert daran nichts, Deutschland muss sich als Entschädigung mit Gebieten in Zentralafrika begnügen. Ein mächtiges französisches Expeditionskorps besetzt die Städte Casablanca, Rabat, Safi, Agadir und Essaouira. Im März 1912 wird Marokko zum französischen Protektorat, das Rifgebirge und die Provinz Ifni im Süden fallen an Spanien. Für die Marokkaner bedeutet das den Verkauf eines Teils der islamischen Welt an die Christen. Aufstände gegen die Eindringlinge erschüttern das Land. Im Ersten Weltkrieg sind die Militärkapazitäten Frankreichs erst einmal anderweitig gebunden, und so dauert die Befriedung ihrer »Schutzzone« über 20 Jahre.

    Die Zerstörung der Rif-Republik

    Zwar schreitet die Kolonisierung der Städte und der westlichen Ebene zügig voran, doch in den unwegsamen Berggebieten und im Süden des Landes wird der Widerstand der Bevölkerung erst nach und nach durch Bomberstaffeln und einen in den Medien totgeschwiegenen Giftgaseinsatz gebrochen. Mehr als 27 000 französische Legionäre überleben die Militäraktionen nicht, die marokkanischen Toten werden auf etwa 500 000 geschätzt.

    Im Norden Marokkos bekommen die Spanier 1920 enorme Probleme. Hier haben sich die Rifkabylen unter ihrem legendären Anführer Abd al-Karim (1882 bis 1963) zum Widerstand zusammengeschlossen und 1921 das 20 000 Mann starke spanische Afrikaheer vernichtet. Mit Ausnahme von Tétouan und den Küstenstädten befindet sich die spanische Zone fünf Jahre in der Hand der Rebellen, die im Februar 1922 die République Rifienne unter der Führung von Abd al-Karim ausrufen. Nach einem militärischen Triumphzug steht er mit seinen Berbertruppen 1926 plötzlich 20 Kilometer vor dem französischen Fès. Erst in dieser heiklen Situation arbeiten die Kolonialmächte zusammen. Unter der »Wucht der eisernen Zivilisation« – so bezeichnet Abd al-Karim den massiven Einsatz von Giftgas und 250 000 Kolonial-Söldnern, die nach dem Prinzip der verbrannten Erde arbeiten – bricht der Widerstand der Rifis noch im gleichen Jahr zusammen.

    Frischer Fang von der Atlantikküste

    Manche Gnaouia-Musiker sind über Essaouira hinaus bekannt.

    Moderne Kolonialpolitik

    Im Jahr 1927 stirbt Sultan Moulay Youssef nach 15 Jahren Regentschaft. Sein Sohn Mohammed V. muss nun die Verträge mit den Franzosen unterzeichnen. Während Frankreichs Legionäre für Ruhe sorgen, geht der Aufbau der kolonial gelenkten Wirtschaft voran. Straßen, Häfen, Eisenbahnen und die Industrialisierung des Bergbaus schaffen erste Ansätze einer Infrastruktur zur besseren Ausbeutung der Ressourcen. Immer mehr französische Siedler kommen, die riesige Ländereien zu Spottpreisen aufkaufen. Sie bringen neue Agrartechniken und Kulturpflanzen mit und vertreiben die Kleinbauern in die Städte. Während die reiche europäische Bevölkerung meist neben den Medinas in gepflegten, neuen Quartieren wohnt, den Villes nouvelles, leben hinter den mittelalterlichen Mauern der überfüllten Altstädte und in den frisch entstehenden Slums viele unzufriedene Menschen, die Keimzellen des neuen politischen Widerstands bilden.

    Nicht mehr vereinzelte Stämme, sondern landesweite Organisationen stehen bald hinter den Unruhen – die Marokkaner entdecken ihr Nationalgefühl. Das »Berberedikt« von 1930 (das durch die Einräumung großzügiger Stammesrechte Berber und Araber entzweien will) und eine wohlberechnete Politik der Verleihung von Privilegien an Kollaborateure wie Thami El Glaoui, den Pascha von Marrakesch, sollen helfen, die französische Herrschaft zu sichern. Die Opposition, die nur für eine gewissenhafte Auslegung des Protektoratsvertrags eintritt, wandert in die Gefängnisse. Bis zur Invasion der US-amerikanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg (1942) kontrollieren die Franzosen und ihre marokkanischen Günstlinge den Maghreb. Als marokkanische Soldaten an der Seite der USA und des befreiten Frankreich gegen die Nazis kämpfen, werden die Stimmen lauter, die nicht nur Reformen, sondern eine Auflösung des Protektorats fordern.

    Der Schneider im Hohen Atlas beherrscht sein Handwerk.

    Der blaue Anstrich in Rabats Medina soll Ungeziefer fernhalten.

    Kampf um Selbstbestimmung

    Am 11. April 1947 hält Mohammed V. in Tanger eine historische Rede über das Selbstbestimmungsrecht der Völker, die landesweit auf Beifall stößt. Nach Gesprächen mit dem amerikanischen Präsidenten wird die Unabhängigkeitspartei Istiqlal aus der Taufe gehoben. Doch die Bauern und Stämme wagen vorerst nicht, gegen die frankophilen Scheichs und Landesfürsten aufzubegehren. Erfolgreicher ist die Istiqlal in den Städten, dort gewinnt sie vor allem im fortschrittlichen, national gesinnten Bürgertum Anhänger. Mohammed V. wird zur Symbolfigur der nationalen Unabhängigkeit. Als Wortführer der marokkanischen Interessen widersetzt er sich immer häufiger den Anordnungen des französischen Generalresidenten. Die Franzosen reagieren mit Presseverboten, Masseninhaftierungen, Landesverweisen. 1952 gipfeln die Unruhen in einem Generalstreik. Frankreich mobilisiert all seine marokkanischen Verbündeten – neben dem Pascha von Marrakesch 270 weitere Kaids und Paschas – und schickt den »Sultan der Istiqlal« ins Exil nach Madagaskar.

    Nach Regengüssen füllen sich die ausgetrockneten Flussbetten.

    Die folgenden drei Jahre regiert der von Frankreich eingesetzte Analphabet Ben Arafa, und es herrscht offener Bürgerkrieg. Attentate, Sabotage, Demonstrationen und Angriffe auf französische Siedler wechseln sich mit Gegenschlägen ab. Der Höhepunkt der blutigen Auseinandersetzungen ist 1955 erreicht. In zwei Tagen sterben in der Gegend von Oued Zem über 1000 französische Siedler unter den Händen des aufgebrachten Mobs. Todesschwadronen und Terroristen im Auftrag Frankreichs ziehen neben der regulären Armee ihrerseits mordend durch Marokko. Doch Kriegsrecht, Einkerkerungen und Todesstrafen bleiben gegen den Aufruhr machtlos. Internationale Proteste und die liberal-sozialistische Opposition im eigenen Land, der verschärfte marokkanische Guerillakampf und der politische Druck der USA zwingen General de Gaulle Ende 1955 zum Einlenken.

    Im November 1955 darf Mohammed V. aus dem Exil zurückkehren, seine Landsleute bereiten ihm in Rabat einen begeisterten Empfang. Zwei Wochen später ist die erste marokkanische Regierungsmannschaft komplett. Am 2. März 1956 unterschreibt Mohammed V. die Unabhängigkeitserklärung, und Marokko ist nach 44 Jahren wieder ein souveränes Königreich – am 16. Mai ertönt im Radio statt der Marseillaise zum ersten Mal die marokkanische Nationalhymne.

    Marokko nach 1956

    Außenpolitisch gerät Marokko bald in Konflikt mit Algerien: Beide Staaten stellen Gebietsansprüche an Mauretanien und große Teile der Sahara. 1970 erkennt Marokko die Islamische Republik Mauretanien offiziell an, fordert aber wenig später das Gebiet des ehemaligen Spanisch-Sahara, das durch Funde großer Phosphatvorkommen für spanische Unternehmen immer interessanter geworden ist. Ein Abkommen zwischen Marokko und Mauretanien regelt 1975 die verwaltungsmäßige Aufteilung, wobei die Bodenschätze von beiden Ländern genutzt werden sollen. Marokko gliedert die Sahara-Gebiete nach einem organisierten Volksmarsch, dem Marche verte, im Juni 1975 in sein Staatsgebiet ein und fördert die Arbeitsmigration in die Region. Zeitgleich wird jedoch von der Volksfront Polisario, die Algerien und Libyen unterstützt, die Demokratische Arabische Republik Sahara, die sogenannte Westsahara, ausgerufen. Dieser Konflikt zieht jahrelange blutige Auseinandersetzungen mit den marokkanischen Truppen nach sich. Erst Anfang der 1990er-Jahre

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