Vor Millionen Jahren falteten sich im Norden des Oman gigantische Gesteinsmassen in die Höhe und schufen das Hajar-Gebirge. Wer heute auf dem Saiq-Hochplateau steht, genießt einen spektakulären Blick gut tausend Meter in die Tiefe. Die Morgensonne blinzelt hinter schroffen Bergrücken hervor und schickt silbrige Strahlen in den Abgrund. Von weit unten krächzt ein Hahn. Die kleinen Dörfer, die sich in die Talsenke ducken und an den Felshängen kleben, wachen auf.
Abdullah Ben Saif Ben Mahana El Saqry schlüpft in seine weiße, bodenlange Dischdascha und wickelt einen Turban ums graumelierte Haar. Er verlässt sein lehmfarbenes Haus und klettert die Bergterrassen hinauf. Die Granatapfelbäume blühen in dunklem Apricot, die saftig-grünen Walnussbäume setzen Nüsse an. Die Luft ist morgenfrisch, Tautropfen blinken an den Ästen. Abdullah macht sich auf den Weg in seinen Rosengarten. Pinkfarbene Teppiche überziehen im Frühjahr die Berghänge. Es sind Damaszener-Rosen, dicht gefüllt mit Blütenblättern und mit einem Duft, der süß und verführerisch über den Terrassen liegt. Abdullah lebt von den Blüten, genau genommen von dem Duft, den er ihnen abringt und in Döschen und Flaschen verschließt. Abdullah ist Rosenbauer auf dem Al Jabal Al Akhdar, dem »grünen Berg«.
Hat er genug Rosenblüten geerntet, verschwindet