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Bruckmann Reiseführer Portugal: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen.
Bruckmann Reiseführer Portugal: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen.
Bruckmann Reiseführer Portugal: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen.
eBook725 Seiten4 Stunden

Bruckmann Reiseführer Portugal: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen.

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Über dieses E-Book

Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos und eine praktische Faltkarte zum Herausnehmen sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub in Portugal.
Portugal, das kleine Land mit der großen Seefahrergeschichte, hat viele Facetten: das charmante Lissabon mit der alten Straßenbahn, die Dörfer an der Westküste, Traumbuchten an der Algarve, tiefe Täler im Alentejo und das sattgrüne Land um Porto!
So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
SpracheDeutsch
HerausgeberBruckmann Verlag
Erscheinungsdatum30. Juni 2019
ISBN9783734317392
Bruckmann Reiseführer Portugal: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen.

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    Buchvorschau

    Bruckmann Reiseführer Portugal - Sara Lier

    Tomar

    DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

    Blick über den Douro auf die Altstadt von Porto

    Porto (S. 26)

    Dieser Name steht zum einen natürlich für den weltweit bekannten Portwein. Die pulsierende Metropole des Nordens, die mit einer UNESCO-gekürten Innenstadt auftrumpfen kann, ist aber auch angesagte Universitätsstadt mit bunter Ausgehszene. Überall »stolpert« man über historische oder hochmoderne Sehenswürdigkeiten – ein Paradies für Hobbyfotografen.

    Dourotal (S. 48)

    Zwischen steilen grünen Weinhängen schlängelt sich der Fluss, über den einst die Weinfässer nach Porto transportiert wurden. Altehrwürdige Quintas liegen am Ufer, sie öffnen gerne ihre Pforten für eine Weinprobe oder bieten im Herbst zur Weinleisezeit an, beim barfüßigen Stampfen zu helfen. Von den atemberaubenden Aussichtspunkten aus lässt sich das UNESCO-Weltkulturerbe Dourotal am besten bewundern.

    Guimarães (S. 80)

    Die »Wiege Portugals« und Kulturhauptstadt 2012 hat sich ordentlich rausgeputzt. Sie verzaubert ihre Besucher mit lauschigen Gassen und Plätzen, der Burg des ersten Königs und dem frischen Vinho Verde, der in dieser Region wächst.

    Einsame Buchten und kleine Fischerdörfer prägen die Costa Vicentina im Südwesten Portugals.

    Rio Lima (S. 92)

    Die Städte entlang des Rio Lima scheinen ein gut gehütetes Geheimnis zu sein. Nur wenige Touristen verirren sich in den nördlichen Teil des Minhos. Dabei versprühen Viana do Castelo, Ponte de Lima und Ponte da Barca so viel Charme, dass man am liebsten bleiben möchte. Friedvoll fließt der Rio Lima zum Atlantik, flankiert von grünen Weingärten und verziert mit historischen Brücken.

    Serra da Estrela (S. 116)

    Fast 2000 Meter ragt der Torre, der höchste Berg Kontinentalportugals in die Höhe. Doch das »Sternengebirge« hat noch mehr zu bieten: Gewaltige Granitblöcke liegen herum, als ob ein Riese damit gespielt hätte, hübsche historische Dörfer säumen das Gebirge, und viele Wanderwege führen durch die Täler und über die Berge.

    Coimbra (S. 126)

    Studenten in schwarzen Umhängen prägen das hübsche Stadtbild und füllen nachts die zahlreichen Kneipen und Fadolokale. Die Stadt am Mondego hat eine lange und bewegte Geschichte, die bis heute in vielen Bauwerken weiterlebt. Highlight ist die beeindruckende Uni-Bibliothek Biblioteca Joanina mit etwa 300 000 kostbaren Büchern.

    Batalha & Alcobaça (S. 140)

    Die beiden UNESCO-geschützten Klöster im Centro sind Pflicht im Besichtigungsprogramm und in der Tat atemberaubend. Das Mosteiro da Batalha entstand im 14. Jahrhundert. Noch älter ist die ehemalige Zisterzienserabtei Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça, die im 12. Jahrhundert vom ersten König Afonso Henriques gestiftet wurde.

    Lissabon (S. 176)

    Oh Lisboa … Unzählige Fadolieder wurden der schönen Stadt am Tejo schon gewidmet, der Stadt des Lichts, der Stadt der sieben Hügel (inzwischen sind es viel mehr), der Stadt der Sehnsucht. Von der quirligen Baixa bis zu den Miradouros der Alfama, von der modernen EXPO bis zur jahrhundertealten Torre de Belém – Lissabon verführt …

    Évora (S. 214)

    Weiß getünchte Häuser umranden liebenswerte Plätze, die Kathedrale bietet von ihrem Dach aus den perfekten Überblick, und in der Knochenkapelle des ehemaligen Franziskanerklosters lässt sich über die Vergänglichkeit des Seins philosophieren. Zwischen all den Zeugnissen der langen Geschichte schlendern heute Studenten zur Vorlesung und erstaunte Besucher ins Café.

    Costa Vicentina (S. 244)

    Eine raue Schönheit umgibt die steilen, windumtosten Felsen der Südwestküste Portugals. Einsame Buchten, kleine Fischerdörfer, viele Surfer. Zwischen Sagres, dem hübschen Hafenstädtchen mit regem Fischereibetrieb, und dem romantischen Nest Odeceixe gibt es die besten Wellen und die unberührteste Natur des Südens.

    In einem der vielen Cafés kann man die besondere Atmosphäre Évoras auf sich wirken lassen.

    WILLKOMMEN in Portugal

    Kennen Sie Portugal? Das kleine, unscheinbare Land im äußersten Südwesten Europas ist vielen nur wenig bekannt. Man weiß, es gibt die sonnige Algarveküste, die pulsierende Hauptstadt Lissabon, melancholische Fadomusik, exzentrische Fußballstars und eine noch nicht ganz überwundene Wirtschaftskrise. Aber dass sich im Hinterland wunderschöne Gebirgslandschaften erstrecken, der Atlantik an einsamen Stränden zu einem Bad einlädt, dass es romantische Flusstäler, verwunschene Burgen, altehrwürdige Klöster und wertvolle Kirchen gibt, das alles gehört zu den wohl bestgehüteten Geheimnissen Europas. Ganz zu schweigen von den kulinarischen Schätzen der einzelnen Regionen und dem hervorragenden Wein, der an idyllischen grünen Hängen reift.

    Das kleine Land hat eine große Geschichte: Die einst mächtige Seefahrernation hat viele Kriege, Naturkatastrophen und Krisen überstanden. Auch wenn es mal nicht so gut läuft, versuchen die Portugiesen, das Beste daraus zu machen und ebenso wie die Besucher die Schönheiten des Landes zu genießen. Das Leben ist zu kurz, um auf einen heiteren Strandtag, ein Treffen mit Freunden im Café oder ein schmackhaftes Gericht zu verzichten!

    Die Felsformationen von Lagos zieren zahlreiche Postkarten.

    Vielfalt bei Klima und Natur

    In Portugal gibt es auf kleinem Raum viele verschiedene Landschaften, und jede einzelne hat ihre Besonderheiten. An der rauen Westküste erstrecken sich kilometerlange Sandstrände, weiter im Süden und an der Algarve wechseln sie sich mit bizarren Felsbuchten ab. Vor allem im Westen sorgt der manchmal frische Atlantikwind auch im Sommer für leere Strände. Dafür tummeln sich dann auf den Weltklassewellen die Surfer. Baden kann man nicht nur im Atlantik, sondern auch an zahlreichen Flussbadestellen und Stauseen. Das Wasser der Seen wird im Sommer übrigens meistens wärmer als der offene Ozean, wo die Wassertemperatur an der Algarve maximal 22 °C erreicht, in Lissabon sogar nur 18 °C.

    Im üppigen Norden regnet es am häufigsten, gut zu erkennen an den saftigen Weinbergen und den ganzjährig grünen Gemüsegärten. Insgesamt liegt der gesamte Norden sehr viel höher, die weiten Hochflächen werden nur von fruchtbaren Flusstälern unterbrochen. Im Zentrum erhebt sich die Serra da Estrela, ein Ausläufer der spanischen Kordilleren. Hier befindet sich mit dem beinahe 2000 Meter hohen Torre auch der höchste Berg Kontinentalportugals. Die Gebirge im Norden und Zentrum beeindrucken durch riesige Granitfelsen, karge Heidevegetation und manchmal fast rötliches Schiefergestein, das traditionell für den Bau von Häusern genutzt wurde. Problematisch sind die riesigen Eukalyptus- und Pinien-Monokulturen, deren Holz als Rohstoff an Papierfabriken verkauft wird. Diese Bäume laugen die Böden aus, senken den Grundwasserspiegel und sorgen jedes Jahr im Sommer aufs Neue dafür, dass Waldbrände Dörfer und Menschen bedrohen.

    Unterwegs im Land des Vinho Verde am Rio Lima

    Richtung Süden werden die tiefer liegenden Ebenen immer ausgedehnter. Südlich des Tejos öffnen sich schier endlose Weiten, die im Sommer vor Hitze und Trockenheit flimmern. Hier bieten Olivenbäume und Korkeichen den einzigen Schatten. An der Algarve gibt es dann wieder Erhebungen bis zu 900 Metern Höhe, hinter denen sich die Urlaubsdomizile der Südküste vor dem Nordwind schützen.

    Jahrtausendealte Hafensiedlungen haben sich zu pulsierenden Metropolen entwickelt. Porto und Lissabon sind auch im Sommer von Atlantikbrisen begünstigt, selten wird es unerträglich heiß. Im Winter kann es dann allerdings auch ordentlich feucht und kalt sein, so mancher Portugiese träumt dann in seiner klammen Wohnung von einer Zentralheizung. Im Sommer heiß, im Winter kalt ist es in den Orten im Landesinneren, wo die ausgleichende Wirkung des Atlantiks nachlässt.

    Straßenbahn in Porto

    Bewegte »vorportugiesische« Geschichte

    Zu den ältesten Spuren der Besiedlung des späteren Portugals gehören die Felszeichnungen von Foz Côa (ca. 18 000 v. Chr.). In der Jungsteinzeit, ab ca. 5000 v. Chr., hinterließen die Ureinwohner Dolmengräber, die z. B. im Alentejo oder bei Amarante freigelegt wurden. Einige Citânias oder Castros, Reste vorrömischer Hügelsiedlungen aus der Zeit bis 500 v. Chr., sind im Norden Portugals zu finden. Bevor die Römer nach den Punischen Kriegen das spätere Portugal besetzten, zogen verschiedene Volksstämme durch die Region und vermischten sich zu dem Volk der Lusitanier: Ligurer, Iberer, Kelten, Phönizier. 139 v. Chr. wurde der lusitanische Häuptling Viriatus ermordet, der Widerstand gegen die Römer war gebrochen – und es begann eine jahrhundertelange römische Epoche. Auch Straßen wurden angelegt, deren Wegführung teilweise noch heute genutzt wird.

    Gestört wurde die römische Kolonie im 5. Jh. durch das Eindringen von Germanenheeren aus Mitteleuropa. Zunächst kamen die Sueben, Alanen und Vandalen, später die Westgoten, die wiederum die Alanen und Vandalen vertrieben. Von den Römern blieben bis auf ein paar archäologische Spuren nur die romanische Sprache und das Christentum. Im Jahr 711 ging es dann auch mit dem westgotischen Reich zu Ende. Die sowieso schon durch Zwistigkeiten zwischen den Adeligen geschwächten Territorien konnten von den aus Nordafrika einfallenden Arabern mit Leichtigkeit erobert werden. Und so begann die Herrschaft der Mauren, zumindest von der Algarve bis zum Douro. In die Bergregionen nördlich des Douros hatten sich die Westgoten und Sueben zurückgezogen. Die Rückeroberung begann im Norden der Iberischen Halbinsel, zog sich aber noch Jahrhunderte hin. 1094 erhielt Heinrich von Burgund von seinem Schwiegervater, König Afonso VI. von Kastilien-León, die Grafschaften Portucale und Coimbra als Dank für seine Taten in der Reconquista. Heinrichs Sohn Afonso Henriques schlug 1139 die Mauren in der Schlacht von Ourique und ließ sich zum König ausrufen. 40 Jahre später erkannte auch Papst Alexander III. die Unabhängigkeit von León an. Portugal ist damit der älteste Nationalstaat Europas.

    Königreich Portugal: monarchistische Zeiten

    Während der Dynastie Burgund, die mit Dom Afonso Henriques (Alfons I.) als erstem König im 12. Jh. begann, formte sich die portugiesische Nation. Die Mauren wurden im Jahr 1249 endgültig aus der Algarve vertrieben, die Wirtschaft erholte sich von den langen Reconquista-Kriegen, neue Städte wurden gegründet. Nur mit Kastilien hatte man immer wieder Auseinandersetzungen, so auch 1383, als nach dem Tod Fernandos I. der spanische König Juan Erbansprüche stellte. Die Dynastie Burgund starb mit Fernando aus, doch sein illegitimer Halbbruder João, ein Großmeister des Avis-Ordens, wurde zum neuen König benannt. Er schlug die Spanier in der Schlacht von Aljubarrota und konnte sich nun neuen Herausforderungen stellen: der Expansion über den Atlantik.

    Azulejo-Pracht in der Kirche Nossa Senhora da Conceição in Vila Viçosa

    Das goldene Zeitalter und sein frühes Ende

    Unter der Herrschaft der Avis-Dynastie, v. a. unter Manuel I., erlebte Portugal als mächtigste Seefahrernation das Goldene Zeitalter: 1498 entdeckte Vasco da Gama den Seeweg nach Indien, 1500 stieß Pedro Álvares Cabral auf Brasilien. Doch das Glück war nicht von Dauer: 1578 zog der junge und größenwahnsinnige König Sebastião in einen hoffnungslosen Eroberungskrieg nach Nordafrika, von wo er nie zurückkehrte. Er hatte noch keine Nachfolger, und auch sein Großonkel Henrique, der Kardinal von Lissabon war, blieb ohne Erben. Somit starb auch diese Dynastie 1580 aus.

    Da der Habsburger Felipe II. durch die portugiesisch-spanische Heiratspolitik ebenfalls von Manuel I. abstammte, hatte er rechtmäßigen Anspruch auf den Thron, und es begann die 60 Jahre dauernde Personalunion mit Spanien, in der Portugal drei Generationen von Felipes als Herrscher ertragen musste. Bis heute gibt es das Sprichwort, dass aus dem Osten keine guten Winde und keine guten Heiraten kommen.

    Erst mit dem Restaurationskrieg ab 1640 stellte Portugal mit dem Hause Bragança, das in nichtehelicher Linie ebenfalls auf João von Aviz zurückführte, wieder eigene Könige. Diese letzte Königsdynastie hatte das schlimme Erdbeben von Lissabon 1755 zu meistern, sie überlebte die Wirren der napoleonischen Invasion, indem sie 1807 nach Brasilien flüchtete und sich unter Pedro IV. mit einer liberalen Verfassung vom Absolutismus lossagte. Doch gegen die prekäre wirtschaftliche Lage und die immer stärker werdenden republikanischen Bewegungen konnte sie nichts unternehmen. Und so endete die portugiesische Monarchie 1910, nachdem König Carlos I. zusammen mit seinem Nachfolger Luís Filipe 1908 auf der Praça do Comércio in Lissabon ermordet wurde.

    Kulinarische Fachleute unterhalten sich: Marktszene in Aljezur an der Costa Vicentina.

    Kurze Republik und lange Diktatur

    Die erste Republik verlief in Portugal chaotisch und war von ständig wechselnden Regierungen bestimmt. Nach einem Militärputsch 1926 bat die Militärregierung den Wirtschaftsprofessor António Oliveira Salazar um Hilfe bei der Sanierung des Staatshaushalts. Er wurde 1928 zunächst Finanzminister, 1932 Ministerpräsident und regierte ab dann als faschistischer Diktator seinen sogenannten Estado Novo.

    In den Jahrzehnten dieser repressiven Diktatur wurde das Volk mit der skrupellosen Geheimpolizei PIDE in Schach gehalten. Gegen Andersdenkende oder Oppositionelle wurde massiv vorgegangen. Lediglich die Wirtschaft schien sich in den Anfangsjahren etwas zu erholen. Doch in den 1960er-Jahren führten die geringen Löhne und die maroden Strukturen zu einer Massenabwanderung: Etwa zwei Millionen Portugiesen zogen als Gastarbeiter nach Mitteleuropa (bei einer Gesamtbevölkerung von unter zehn Millionen). Zudem verstrickte sich das Land ab 1961 in sinnlose Kolonialkriege, in denen Hunderte junger Portugiesen und jährlich etwa 50 Prozent des Staatsetats verheizt wurden. Beendet wurde das Elend 1974 mit der fast unblutigen »Nelkenrevolution«: Am 25. April stürzte das Militär selbst den Salazar-Nachfolger Manuel Caetano.

    Auf ein kurzes Schwätzchen: Zwei Generationen begegnen sich in Nazaré.

    Demokratie und Wirtschaftssorgen

    Unter der Führung der putschenden Militärs wurde eine neue Verfassung herausgearbeitet. Während des Übergangs waren zunächst linksgerichtete Strömungen (auch im Militär) vorherrschend. Erster Präsident wurde nach freien Wahlen allerdings der gemäßigte General Eanes. Damit begann der Weg Richtung »normaler« parlamentarischer Demokratie. Einfach war es nicht: Die Wirtschaft lag am Boden, die Analphabeten- und Kindersterblichkeitsquoten waren die höchsten in Europa. Kurzum, das Armenhaus Europas stand vor großen Herausforderungen. Hilfe kam ab 1986 von der Europäischen Gemeinschaft. Nach der Aufnahme in die EG begann eine Phase großer Förderungen und Finanzspritzen. Auch das Bildungsund Gesundheitssystem wurde verbessert, sodass es im Laufe der 1990er-Jahre bergauf ging. Einige Großprojekte wie die Fußball-EM 2004 oder die EXPO 1998 sorgten für einen Boom der Bauwirtschaft, Portugal wurde Anfang der 2000er-Jahre sogar kurzzeitig zum Einwanderungsland. Doch dann ließen die EU-Förderungen nach. Kommunen konnten Infrastruktureinrichtungen nicht mehr instand halten, die Schuldenlast wurde immer größer, und Portugal versank erneut in einer Wirtschaftskrise, die das Land von 2011 bis 2014 unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen ließ. Inzwischen hat sich die Situation etwas verbessert, die Wirtschaft erholt sich allmählich, und die sozialistische Regierung, die seit Ende 2015 im Amt ist, hat manche der doch allzu rigiden Sparmaßnahmen rückgängig gemacht. Zu aktuellen Hauptproblemen zählen jedoch noch die niedrigen Löhne, die nach wie vor für zu hohe Abwanderungszahlen sorgen.

    Bunte Lebensfreude in Ericeira, einem 10 000-Einwohner-Städtchen nordwestlich von Lissabon

    Wie es zur Krise kam

    Die gut zehn Millionen Portugiesen, die heute in Portugal leben, versuchen das Beste aus der Situation zu machen. An die Errungenschaften der Demokratie wird alljährlich zum 25. April mit bunten Friedensumzügen und feierlichen Reden erinnert, und bestimmt wünscht sich kaum jemand die Diktatur zurück. Die Schuld für die Krise der letzten Jahre wurde vor allem den vergangenen Regierungen und den anderen europäischen Mächten in die Schuhe geschoben. Dabei sind die Grundprobleme schon vor Jahrhunderten entstanden. Man machte sich abhängig von seinen Kolonien, die Könige lebten in Saus und Braus, der Aufbau einer effektiven Landwirtschaft im eigenen Land wurde vernachlässigt, ebenso die Bildung und das Gesundheitssystem. Die Abschottung während der Diktatur verhinderte eine industrielle Entwicklung, und auch nach der Einführung der Demokratie findet man in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst oftmals viel zu hierarchische und bürokratische Strukturen. Der Boom nach dem EG-Beitritt war eine Art Strohfeuer und förderte neben inzwischen leeren Autobahnen vor allem den Irrglauben, dass es Arbeit und Geld für alle gäbe und die Banken daher Kredite »verschenkten«. Dass diese Blase eines Tages platzen musste, war abzusehen.

    Die drei »F«

    Was macht nun den Portugiesen von heute aus? Die drei »F«, die schon unter Salazar als »Opium für das Volk« gehandelt wurden, spielen bis heute eine wichtige Rolle: Fußball, Fado, Fátima. Letzteres steht für den Marienwallfahrtsort, der alljährlich von Millionen Gläubigen aufgesucht wird. Fakt ist, der katholische Glaube spielt vor allem im Norden des Landes eine sehr wichtige Rolle. Fado, die oft herzzerreißende Musik, in der es um Sehnsucht und Schmerz aller Art geht, erklingt in den Fadolokalen in Lissabon und Coimbra. Dass diese Musik kein bisschen angestaubt ist, sieht man an den jungen Stars des Fadohimmels, die im In- und Ausland große Bühnen füllen. Das wichtigste »F« ist aber eindeutig der Fußball. Kein Tag vergeht ohne eine Schlagzeile über den FC Porto oder über die Lissabonner Vereine Sporting und Benfica. Spielt die Nationalmannschaft, ist der Zustand von Cristiano Ronaldos Knie wichtiger als jede Mehrwertsteuererhöhung. Zu den glücklichsten Momenten der letzten Jahre zählt jeder Portugiese den Gewinn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich 2016 – es war der erste internationale Titel der selecão.

    Fast jeder Einwohner Portugals hat Familienmitglieder im Ausland. Die großen Auswanderungsbewegungen in den 1960er-Jahren führten viele Gastarbeiter nach Frankreich, Luxemburg, Deutschland und in die Schweiz. Im Sommer kommen die Nachfahren der Emigranten zum Familienbesuch nach Hause, die meisten Dorffeste werden deshalb im August gefeiert. Wer es sich leisten kann, fährt im Sommer einige Tage mit der Familie an die Algarve, das traditionelle Urlaubsziel der Portugiesen. Fernreisen gibt es selten, und wenn, dann zum Besuch der Familienangehörigen im Ausland.

    Zugegeben, die Portugiesen haben einen Hang zur Melancholie, doch es umgibt sie eine unerschütterliche Ruhe und Gelassenheit. Ganz nach dem Motto: Irgendwie werden wir die Krisen meistern, und in der Zwischenzeit genießen wir lieber das Leben. Ein spontanes Wochenende am Strand, rauschende Familienfeste, ein Nachmittag mit guten Freunden im Café – diese kleinen Lebensfreuden werden ausgiebig genossen. Bei jedem Dorf- oder Stadtfest sind alle auf den Beinen, von ganz jung bis ganz alt. Im Sommer duftet es wochenlang nach gegrillten Sardinen, weil ständig irgendwo eine Sardinhada stattfindet, Musikfestivals erfreuen sich größter Beliebtheit. Die Gastfreundlichkeit ist unübertroffen. Portugiesen sind leiser und zurückhaltender als Spanier, manchmal auch höflich distanziert. Doch lernt man sich richtig kennen, entstehen Freundschaften fürs Leben.

    Unvergessener Fußballstar: Luís Figo

    Kunst an Häuserwänden: Azulejos verzieren ganz Portugal.

    Kunst und Kultur

    Wer in Portugal Kunst sucht, muss gar nicht unbedingt ins Museum oder in die Kirche: Fantastische Azulejowände findet man in den U-Bahnstationen der Lissabonner Metro oder in vielen Bahnhöfen des Landes. Doch natürlich lohnen auch zahlreiche Museen einen Besuch, allen voran das Museu de Arte Antiga in Lissabon, wo zum Beispiel der im 15. Jahrhundert entstandene Vinzenz-Altar von Nuno Gonçalves und die Versuchung des Heiligen Antonius von Hieronymus Bosch zu bewundern sind. Ein Meister der Renaissancemalerei war Grão Vasco, dem ein sehenswertes Museum in Viseu gewidmet ist. Kunst aus allen Ländern und Epochen ist in der Gulbenkian-Stiftung in Lissabon ausgestellt, einer einzigartigen Privatsammlung. Moderne und zeitgenössische Kunst befindet sich etwa im Museu de Arte Contemporânea in der Fundação Serralves in Porto.

    Portugal hat eine Reihe bemerkenswerter Literaten hervorgebracht. Allen voran den Nationaldichter Luís de Camões, der 1572 das Epos Os Lusíadas verfasste, in dem er in lyrischer Form die Entdeckungsfahrten der Portugiesen verherrlichte. Nach ihm wurde das Instituto Camões benannt, das weltweit die portugiesische Sprache und Kultur fördert. Der bedeutendste Vertreter des portugiesischen Realismus ist Eça de Queiroz (1845–1900). Der Romancier kritisierte die sozialen Umstände seiner Zeit. Fernando Pessoa (1888–1935) gilt neben Camões als wichtigster Lyriker Portugals. Er verfasste seine Werke hauptsächlich unter verschiedenen Heteronymen. Der italienische Autor Antonio Tabucchi (1943–2012) hat sich in vielen seiner Bücher mit Pessoa und seinen multiplen Persönlichkeiten beschäftigt. José Saramago (1922–2010) erhielt als bisher einziger Portugiese den Literaturnobelpreis. In zahlreichen, manchmal pessimistischen, manchmal surrealistischen Werken vermischt er historische Begebenheiten mit fiktiven Elementen. Die portugiesische Lyrik schlägt sich auch in der Musik nieder: In unzähligen Fadoliedern werden die Sehnsucht und der Weltschmerz, aber auch die Lebensfreude und die Hoffnung besungen.

    Steckbrief Portugal

    Lage: Portugal liegt im Westen der Iberischen Halbinsel. Im Osten und Norden grenzt das Land an Spanien bzw. Galizien, im Westen und Süden an den Atlantischen Ozean. Der westlichste Punkt Kontinentaleuropas befindet sich am Cabo da Roca bei Lissabon. Zu Portugal gehören außerdem die beiden Insel-Archipele Madeira und Azoren.

    Fläche: 92 212 km², von Nord nach Süd ca. 560 km, von West nach Ost etwa 220 km

    Küste: 823 km misst die Atlantikküste (nur Festlandsportugal)

    Grenze: Die 1215 km Landesgrenze zu Spanien sind seit 1297 weitgehend stabil. Damit ist Portugal das Land mit den ältesten Grenzen Europas.

    Hauptstadt: Lissabon (Einwohnerzahl ca. 509 000, im Großraum ca. 2,8 Mio.)

    Flagge:

    Amtssprache: Portugiesisch

    Einwohner: 10,35 Mio.

    Bevölkerungsdichte: 113 Einwohner pro km² (vgl. Deutschland: 230 EW/km²)

    Währung: Euro

    Zeitzone: GMT (Greenwich Mean Time): eine Stunde vor der MEZ-Zone (Mitteleuropäische Zeit)

    Staat und Verwaltung: Portugal ist eine parlamentarische Republik. Die vier wichtigsten Organe sind der Präsident, der alle fünf Jahre direkt gewählt wird, der Premierminister und sein Ministerrat, der vom Präsident ernannt wird, das Parlament sowie die Justiz.

    Wirtschaft: Zwei Drittel des BIP werden im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Dabei spielt der Tourismus eine wichtige Rolle (ca. 60 Mio. Übernachtungen pro Jahr). Zu den bedeutendsten Exportprodukten gehört der aus Korkeichen gewonnene Rohkork. Das Land ist für seinen hochwertigen Weinanbau bekannt, insbesondere für den Portwein. In den letzten Jahren wurde das strukturschwache Land von einer Wirtschaftskrise gebeutelt, von der es sich nur langsam erholt. Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne sorgen noch immer für hohe Abwanderungszahlen.

    Religion: Über 80 Prozent der Bevölkerung sind Katholiken. Vor allem im Norden Portugals spielt der katholische Glaube noch eine sehr wichtige Rolle. Andere christliche Religionen und Freikirchen machen etwa vier Prozent aus, während es nur kleine Gruppen von Muslimen, Juden, Buddhisten, Hindus und anderen Religionen gibt.

    Geschichte im Überblick

    1200 v. Chr.: Gründung phönizischer Handelssiedlungen

    Ab 600 v. Chr.: Einwanderung der Kelten, die sich mit den Iberern zu Keltiberern vermischen

    209 v. Chr.: Römer marschieren auf der Iberischen Halbinsel ein, erst mit dem Tod des Häuptlings Viriatus (139 v. Chr.) endet der Widerstand gegen Rom.

    5. Jh.: Germanische Volksstämme dringen vor.

    711: Beginn der arabischen (maurischen) Invasion

    Ab 9. Jh: Beginn der christlichen Rückeroberung Portugals (Reconquista)

    1095: Alfonso VI. von León übergibt seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund die Grafschaften Portucale und Coimbra.

    1139: Heinrichs Sohn, Afonso Henriques, siegt über die Mauren in der Schlacht von Ourique. 40 Jahre später erkennt Papst Alexander III. die Unabhängigkeit von León an. Portugal ist damit der älteste Nationalstaat Europas.

    1249: Abschluss der Reconquista mit der Eroberung der Algarve

    1355: Afonso IV. lässt die Geliebte seines Sohnes Pedro I., Inês de Castro, wegen Hochverrats töten. Nach seiner Thronbesteigung 1357 rächt sich Pedro I. an den Mördern mit einer grausamen Hinrichtung.

    1383: Nach Fernando I. endet die Herrschaft des Hauses Burgund. Pedros unehelicher Sohn João von Avis übernimmt den Thron, nachdem die kastilischen Ansprüche 1385 durch den Sieg in der Schlacht von Aljubarrota zurückgewiesen werden können.

    Ab 1415: Dank der Initiative des Infanten Henrique (»Heinrich der Seefahrer«) werden Ceuta erobert und Madeira und die Azoren entdeckt.

    1445: Portugal steigt in den Handel mit afrikanischen Sklaven ein.

    1495–1521: Unter Manuel I. befindet sich Portugal dank der erfolgreichen Entdeckungsfahrten auf dem Höhepunkt seiner Macht.

    1498: Vasco da Gama findet den Seeweg nach Indien, die Grundlagen für die Erschließung der »Gewürzroute« sind gelegt.

    1500: Pedro Álvares Cabral landet in Brasilien und nimmt das Land für Portugal in Besitz.

    1572: Die erste Ausgabe von Luís de Camões’ Nationalepos Os Lusíadas erscheint.

    1578: König Sebastião I. fällt in der Schlacht von Alcácer-Quibir, Portugal ist ohne Thronfolger.

    1580–1640: Nach dem Aussterben der Dynastie Avis übernimmt der spanische Felipe II. den Thron. Portugal wird nun in drei Generationen von den Felipes in Personalunion regiert.

    1640: Der Herzog von Bragança wird als João IV. zum König gewählt, der Restaurationskrieg gegen Spanien beginnt und wird von Portugal gewonnen.

    1755: Am 1. November zerstört ein schweres Erdbeben mit Großbrand und Tsunami Lissabon.

    1807: Besetzung Portugals durch französische Truppen. Die Königsfamilie flieht nach Brasilien und regiert nun von Rio de Janeiro aus.

    1811: Mit der Hilfe der Briten unter der Führung des Herzogs von Wellington werden die Franzosen geschlagen. Portugal ist befreit, die königliche Familie verbleibt jedoch in Brasilien.

    1822: Brasilien wird unabhängig.

    1826: Pedro überträgt die Königswürde seiner Tochter Maria, doch sein absolutistischer Bruder Miguel entthront sie und ruft sich selbst als König aus.

    1831–1834: Miguelistenkrieg zwischen Pedro und den Liberalen einerseits, Miguel und den Absolutisten andererseits. Pedro siegt, Miguel geht ins Exil.

    1908: Carlos I. und der Thronfolger Luís Filipe werden bei einem Attentat von republikanischen Kräften getötet. Manuel II. besteigt als letzter Monarch den Thron.

    1910: Ende der Monarchie und Beginn einer instabilen ersten Republik

    1932: Nach dem Militärputsch 1926 und der Berufung des Wirtschaftsprofessors António de Oliveira Salazar zum Finanzminister und später zum Ministerpräsidenten wird in Portugal der »Estado

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