Livia – eine Frau ohne Gewissen: Dr. Daniel 4 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Dr. Robert Daniel war gerade im Begriff, das Untersuchungszimmer zu verlassen, als ihm seine Sprechstundenhilfe noch eine Patientin ankündigte. Der Arzt seufzte leise. Offensichtlich war es ihm heute wieder nicht vergönnt, eine ruhige Mittagspause zu genießen, aber wann war das schon jemals der Fall gewesen? »Bringen Sie die junge Dame herein, Frau Kaufmann«, erklärte er ergeben. Lena Kaufmann blieb noch einen Moment zögernd stehen. »Ich kann versuchen, sie auf den Nachmittag zu vertrösten«, meinte sie. »Die Vormittagssprechstunde war so anstrengend…« Dr. Daniel lächelte. »Das ist lieb von Ihnen, Frau Kaufmann, aber ich fürchte, Sie kennen Frau Mangano nicht. Sie hat ein sehr ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen.« Lena Kaufmann zog eine Grimasse. »So kann man es auch ausdrücken, Herr Doktor. Ich würde eher sagen, sie ist maßlos verwöhnt.« Sie schwieg kurz, dann setzte sie hinzu: »Ich kenne sie nämlich auch. Schließlich ist sie hier in Steinhausen aufgewachsen, und ich nehme nicht an, daß sie sich entscheidend verändert hat, nur weil sie jetzt in München lebt.« Dann drehte sie sich um, ging hinaus und betrat das Wartezimmer.
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Familie Dr. Daniel
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Buchvorschau
Livia – eine Frau ohne Gewissen - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 4 –
Livia – eine Frau ohne Gewissen
Betörend schön – doch sie spielt nur mit der Liebe
Marie Francoise
Dr. Robert Daniel war gerade im Begriff, das Untersuchungszimmer zu verlassen, als ihm seine Sprechstundenhilfe noch eine Patientin ankündigte. Der Arzt seufzte leise. Offensichtlich war es ihm heute wieder nicht vergönnt, eine ruhige Mittagspause zu genießen, aber wann war das schon jemals der Fall gewesen?
»Bringen Sie die junge Dame herein, Frau Kaufmann«, erklärte er ergeben.
Lena Kaufmann blieb noch einen Moment zögernd stehen.
»Ich kann versuchen, sie auf den Nachmittag zu vertrösten«, meinte sie. »Die Vormittagssprechstunde war so anstrengend…«
Dr. Daniel lächelte. »Das ist lieb von Ihnen, Frau Kaufmann, aber ich fürchte, Sie kennen Frau Mangano nicht. Sie hat ein sehr ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen.«
Lena Kaufmann zog eine Grimasse. »So kann man es auch ausdrücken, Herr Doktor. Ich würde eher sagen, sie ist maßlos verwöhnt.« Sie schwieg kurz, dann setzte sie hinzu: »Ich kenne sie nämlich auch. Schließlich ist sie hier in Steinhausen aufgewachsen, und ich nehme nicht an, daß sie sich entscheidend verändert hat, nur weil sie jetzt in München lebt.« Dann drehte sie sich um, ging hinaus und betrat das Wartezimmer.
»Frau Mangano, der Herr Doktor erwartet Sie«, erklärte sie.
»Wurde auch allmählich Zeit«, entgegnete Livia Mangano vorwurfsvoll, dann erhob sie sich und rauschte an der Sprechstundenhilfe vorbei auf den Flur. »Bemühen Sie sich nicht. Ich kenne den Weg.«
Sie betrat Dr. Daniels Sprechzimmer, als wäre sie hier zu Hause, dann nahm sie Platz, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Mit einer eleganten Bewegung schlug sie die Beine übereinander und strich mit zwei Fingern ein paar ihrer tiefschwarzen Löckchen zurück, die ihr in die Stirn gefallen waren.
»Guten Tag, Frau Mangano, was kann ich für Sie tun?« fragte Dr. Daniel, und seiner Höflichkeit merkte man nicht an, daß ihm die junge Dame nicht besonders sympathisch war.
»Meine Tage sind ausgeblieben, und ich leide unter Übelkeit und Schwindelanfällen«, erklärte Livia ohne Umschweife. »Kann es sein, daß ich schwanger bin?«
Dr. Daniel nickte. »Diese Vermutung liegt nahe.« Er stand auf. »Kommen Sie bitte mit mir ins Labor hinüber. Frau Kaufmann wird gleich einen Schwangerschaftstest vornehmen, dann haben wir Gewißheit.«
Das Testergebnis lag auch schon wenige Minuten später vor, und es war eindeutig positiv.
Verdammt, war Livias erster Gedanke, doch nach außen hin ließ sie sich nicht anmerken, wie wenig erfreut sie über diese Eröffnung war.
Mit einem strahlenden Lächeln sah sie Dr. Daniel an. »Das ist schön. Ricky und ich wünschen uns so sehr ein Baby.«
Dr. Daniel betrachtete sie genau und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Livia Mangano ihm etwas vorspielte. Sie war nicht gerade der Typ, den man sich als treusorgende Mutter vorstellen konnte. Dr. Daniel kannte den Lebenswandel der jungen Dame nur zu gut. Sie war von Beruf Tochter und beschäftigte sich ausschließlich mit den angenehmen Dingen des Lebens – Reiten, Tennis, großen Partys und ausgedehnten Urlaubsreisen.
Jetzt erhob sich Dr. Daniel. »Ich muß Sie noch untersuchen, Frau Mangano. Wenn Sie bitte nach nebenan gehen und sich freimachen.«
Mit elegantem Hüftschwung ging Livia an Dr. Daniel vorbei und trat hinter den dezent gemusterten Wandschirm. Die Art, wie sie sich bewegte und benahm, hätte niemandem den Eindruck vermittelt, daß sie diese Untersuchungen beim Frauenarzt so sehr haßte. Die entwürdigende Haltung, die sie auf dem gynäkologischen Stuhl einnehmen mußte, war ihr zuwider, und so schloß sie ergeben die Augen, in der Hoffnung, daß diese unangenehme Prozedur rasch vorüber sein würde.
Wenn dieser Dr. Daniel wenigstens ein betulicher alter Mann gewesen wäre, aber mit seinem markanten Gesicht, dem dichten blonden Haar und den strahlend blauen Augen sah er auch noch ausgesprochen gut aus. Dazu die sportliche Figur, die er sich trotz seiner fünfzig Jahre bewahrt hatte – alles Dinge, die es Livia nicht gerade leicht machten, sich zu entspannen.
»Alles in bester Ordnung, Frau Mangano«, stellte Dr. Daniel fest. »Die Gebärmutter hat sich schon deutlich vergrößert.« Er lächelte Livia zu. »Sie können sich wieder ankleiden.«
Während Livia dieser Aufforderung nachkam, errechnete Dr. Daniel bereits den voraussichtlichen Geburtstermin.
»Um den 15. Mai können Sie mit Ihrem Baby rechnen«, erklärte er, während Livia sich wieder setzte, dann wandte er sich ihr zu. »Ich möchte noch rasch den Blutdruck kontrollieren.«
Doch auch hier ergaben sich keine Auffälligkeiten.
»Also, Frau Mangano, aus meiner Sicht ist alles in Ordnung«, erklärte er. »Ich würde Ihnen raten, während der Schwangerschaft auf gefährliche Sportarten wie Reiten oder Skilaufen zu verzichten. Die Sturzgefahr ist hierbei nicht zu unterschätzen.« Er lächelte. »Und schließlich wollen wir ja nicht, daß Ihnen oder dem Baby etwas passiert.« Wieder machte er eine kurze Pause, doch als Livia auf seine Worte nichts erwiderte, setzte er hinzu: »Wenn Sie irgendwelche Probleme oder auch nur Fragen haben, können Sie sich jederzeit bei mir melden – auch ohne Termin. Ansonsten sollten Sie in vier Wochen zur nächsten Untersuchung kommen. Lassen Sie sich von Frau Meindl einen Termin geben.« Dann reichte er ihr mit einem freundlichen Lächeln die Hand. »Auf Wiedersehen, Frau Mangano.«
Er sah der jungen Frau nach, dann atmete er unmerklich auf. Sie redete nicht viel, aber sie besaß eine Ausstrahlung, die in ihm immer wieder das Gefühl weckte, ein dummer kleiner Junge zu sein.
»Unsinn«, knurrte sich Dr. Daniel an. »Ich bin fast doppelt so alt wie sie.«
Dann stand er auf und verließ das Untersuchungszimmer. Er trat an den Schreibtisch der Empfangsdame Gabi Meindl, um die Briefe und Rechnungen zu unterzeichnen, die sie bereits für ihn hergerichtet hatte.
»So, jetzt verschwinde ich aber schnell nach oben, bevor noch jemand kommt, um mich vom Mittagessen abzuhalten«, erklärte er lächelnd, dann nickte er Gabi Meindl und Lena Kaufmann zu. »Mahlzeit zusammen.«
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend lief er die Treppe in seine Wohnung hinauf. Schon an der Tür schlug ihm der Duft von Sauerkraut und Nürnberger Bratwürstchen entgegen.
»Na endlich!« rief seine Schwester, die ihm seit seiner Rückkehr nach Steinhausen den Haushalt führte. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau hatte Dr. Daniel dem kleinen Vorgebirgsort für fünf Jahre den Rücken gekehrt, und als er sich entschlossen hatte, wieder zurückzukommen, war er froh gewesen, daß Irene ihm mit ihrer Anwesenheit den neuen Anfang erleichtert hatte.
»Tut mir leid, Irenchen, daß ich so spät komme«, entgegnete Dr. Daniel. »Ich wurde in der Praxis aufgehalten:«
»Von Frau Mangano«, fügte Irene, hinzu.
Dr. Daniel war sichtlich erstaunt. »Woher weißt du denn das?«
Irene lachte auf. »Kunststück. Sie fährt die Auffahrt immer herauf, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.«
Dann deckte sie den Tisch, sah zu, wie ihr Bruder sich bediente, und nahm sich dann selbst eine große Portion Sauerkraut, die sie mit etlichen Bratwürstchen garnierte. Dr. Daniel schmunzelte in sich hinein, als er sah, wie reichlich Irene heute wieder zu essen gedachte. Überhaupt hätte man die beiden ganz bestimmt nicht für Geschwister gehalten, wenn man sie irgendwo gesehen hätte, denn mit ihren ehemals dunklen, jetzt schon leicht ergrauten Locken und den üppigen Körperformen war Irene das genaue Gegenteil ihres Bruders.
»Diese Livia Mangano ist eine äußerst unsympathische Person«, urteilte Irene jetzt.
Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Sie ist eine Patientin wie alle anderen, und dabei darf ich mich von Äußerlichkeiten nicht beeinflussen lassen.«
»Sag bloß, du magst sie.«
Dr. Daniel enthielt sich jeglichen Kommentars. Er wollte seine Schwester nicht belügen, doch die Wahrheit konnte er als verantwortungsbewußter Arzt auch nicht sagen. Allerdings hatte Irene es mit ihren Bemerkungen geschafft, daß er sich in Gedanken wieder mit Livia Mangano und vor allem mit ihrer Schwangerschaft beschäftigte. Nach einigem Überlegen kam er jedoch zu dem Schluß, daß der jungen Dame die Verantwortung, die ein Baby mit sich brachte, vielleicht ganz gut tat.
*
Livia Mangano war da völlig anderer Meinung. Sie verfluchte sich, weil sie sich nicht anderweitig geschützt hatte. Schließlich hatte sie doch gewußt, wie nachlässig sie während des letzten Urlaubs mit der Pille gewesen war. Und