Stille.Nacht.
Von Claudia Starke
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Über dieses E-Book
Warum scheint der Weg aus der Ehehölle gleichzeitig so leicht und doch so schwer zu sein?
Und warum hat Anne Weihnachten bisher aus ihrem Leben verdrängt?
Drei mordsmäßige Geschichten lassen den Leser nicht unbeeindruckt zurück ...
Claudia Starke
Schreiben ist meine Sucht. Ich bändige Ideen, spiele mit Worten und habe nicht verlernt zu träumen. Meine Geschichten sind phantasievoll und bunt oder abgründig und dunkel. Meine Leser schubse ich in Welten, in denen sie sich hoffentlich verlieren, um irgendwann atemlos wiederaufzutauchen.
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Buchvorschau
Stille.Nacht. - Claudia Starke
Falsches Spiel
Daniel verschloss sorgfältig seinen Aktenkoffer und sah sich ein letztes Mal in dem schlichten Hotelzimmer um. Die Abfalltüten sowohl aus dem Bad als auch aus dem eigentlichen Aufenthaltsraum hatte er zusammen mit dem Putzzeug in einen blauen Sack gepackt, der jetzt in einem billigen, braunen Koffer darauf wartete, entsorgt zu werden. Und die gelben Handschuhe hatte er nach der Putzaktion sofort gegen schwarze aus Leder eingetauscht. Er hatte an alles gedacht. Zeit, zu gehen und dieses Schwein zu töten.
Joachim schwitzte. Die Rede kannte er auswendig, ein paar einstudierte Gesten, sein gewinnendes Lächeln und er hätte das Publikum im Sack. Nein, Lampenfieber war es nicht, das ihm den Schweiß aus den Poren trieb. Es war seine Schwiegermutter. Oder vielmehr die Tatsache, dass sie mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus lag. Deshalb konnte Evelyn die Kinder nicht zu ihr bringen und ihn auf seiner Wahlkampftour begleiten. Deshalb musste sie zuhause bleiben, ohne ihn, und hielt sich hoffentlich daran, seinem Arbeitszimmer fern zu bleiben. Nicht auszudenken, wenn sie … Ein Schweißtropfen glitt von seiner Stirn über die Nasenwurzel bis zur Nasenspitze, wo er zitternd hängen blieb. Joachim holte ein Taschentuch hervor und wischte den Schweiß aus seinem Gesicht. Ruhig bleiben. Er dachte an sein wundervolles kleines Mädchen und an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, bevor er fortging. Lächelnd betrat er die Bühne.
Sarah hockte in einem Hauseingang, suchte Schutz vor dem Regen und zitterte vor Hunger, Kälte und Einsamkeit. Wie töricht war sie gewesen zu glauben, er könnte ihr ein besseres Leben bieten, fernab von Kleinbürgermief und Religionsfimmel. Was gäbe sie jetzt für ein spießiges Mittagessen in der warmen Küche, wo neben dem röhrenden Hirsch das Kreuz mit dem Rosenkranz hing.
Mühevoll stand sie auf und stakste die zwei Eingangsstufen hinunter. Vielleicht konnte sie ja doch noch mal zurück, ein letztes Mal um Verzeihung bitten. Alles war besser als ein Freund, der im Suff den Körper seiner Freundin beim Pokern verschacherte und mit der Videokamera danebenstand, wenn der Siegreiche seinen Gewinn einlöste und anschließend noch großzügiger Weise die anderen Mitspieler ebenfalls „drüber rutschen" ließ. Jeder Schritt tat weh, ihre Tränen vermischten sich mit dem Regen und sie sehnte sich nur noch nach Hause.
So eine dämliche, blöde, gottverdammte Kuh! Tommy trat vor einen Kieselstein, der gegen ein am Bordstein parkendes Auto flog, und schoss gleich noch einen größeren Stein hinterher. Lächerlich hat sie ihn gemacht, gedemütigt. Wegen dieser Schlampe war er jetzt die Lachnummer in seiner Pokerrunde. Und da die das Maul eh nicht halten konnten, würde es bald jeder von seinen Kumpeln wissen. Da konnte auch das Video nix reißen, zumal die nur da gelegen hatte wie ’n totes Stück Holz. Nicht einem seiner Kollegen hat sie einen geblasen. Hat sich angestellt wie ’ne Jungfrau, dabei wusste er doch genau, was für ’ne geile Sau sie war. Und als die Jungs fertig waren, ist sie aufgesprungen, hat ihm ’ne Ohrfeige verpasst, ihm gleichzeitig ihr Knie voll in die Eier gerammt und ist mit ihren Klamotten abgerauscht wie die Königin persönlich. Scheiße, hat das weh getan! Und alle haben gegrölt vor Lachen. Diese Schlampe! Als hätte es ihr keinen Spaß gemacht.
Ein Stück die Straße runter lag die Stadthalle, aus der gerade ziemlich viele Menschen strömten. Und auf halber Höhe entdeckte er sie, neben einem Typen in schwarzer Lederjacke ging sie Richtung Stadthalle. Na warte – jetzt war sie fällig! Er begann zu laufen.
Sarah lief ohne Blick für ihre Umgebung, sie sah nur den Bürgersteig und ihre Füße, und als sie dann doch einmal hochsah, stellte sie fest, dass sie einen völlig falschen Stadtteil erreicht hatte. Ihr Zuhause lag nämlich genau in entgegengesetzter Richtung. Sie wollte gerade umdrehen, als ihr Blick auf ein Plakat fiel, die Ankündigung für eine Veranstaltung in der Stadthalle. Ein Politiker war darauf zu sehen, der anwesend sein würde, und sie starrte fassungslos auf das Foto. Dieses Gesicht – sie schluckte trocken, drängte die aufkeimende Übelkeit zurück und biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut aufzuschluchzen. Zehn Jahre waren eine lange Zeit, aber nicht lange genug, um DAS vergessen zu machen. Dafür reichte selbst ein ganzes Leben nicht aus.
Sie