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Tödliches Herzflimmern
Tödliches Herzflimmern
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eBook429 Seiten6 Stunden

Tödliches Herzflimmern

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Über dieses E-Book

ER DARF NIEMANDEM VERTRAUEN ...

Der Kriminalkommissar Joshua Cyffka wird undercover eingesetzt, um ein Drogenkartell zu Fall zu bringen. Bei seinen Ermittlungen bemerkt er, dass seine Entdeckungen einem Schlag ins Wespennest ähneln. Er trifft dabei auf Abigail Lorenz, die seine Hilfe braucht und in den Drogenring verstrickt zu sein scheint.

Abigail Lorenz versteht die Welt nicht mehr. Ihr Lebensgefährte ist unerwartet ein ganz anderer Mann und sie beschließt Nachforschungen über ihn anzustellen. Schlagartig ist nichts mehr, wie es war und Abigail muss erkennen, dass ihr Leben wie ein Kartenhaus zusammenbricht.

Joshua muss seine Tarnung aufgeben, nicht nur, weil er Abigails Hilfe braucht, sondern auch, weil er sein Herz hoffnungslos an die junge Frau verloren hat. Plötzlich ist nicht nur Abigail in Gefahr, sondern auch seine Tochter Kira ...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Juli 2019
ISBN9783749425723
Tödliches Herzflimmern
Autor

Jenny Emver

Jenny Emver wurde 1992 in Norddeutschland geboren und ist auch heute noch dort zu Hause. Hauptberuflich arbeitet sie in einem Kindergarten und ist seit ihrer Jugend eine begeisterte Leserin. Das Schreiben zählt seit über zehn Jahren zu ihren Hobbys und inzwischen sind einige Geschichten entstanden. Schreibt Jenny Emver nicht, ist sie damit beschäftigt, sich neue Geschichten auszudenken, ist mit Freunden unterwegs oder liest ein gutes Buch.

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    Buchvorschau

    Tödliches Herzflimmern - Jenny Emver

    Liebe/r Leser/in,

    die Schauplätze von Tödliches Herzflimmern sind Wolfsburg

    und Berlin, dennoch habe ich mir die kreative Freiheit

    genommen und eigene Umgebungen geschaffen. Sämtliche

    Namen und Gegebenheiten wurden von mir frei erfunden.

    Sollte es Ähnlichkeiten zu Personen oder bereits

    stattgefundenen Ereignissen geben, ist es reiner Zufall. In

    dieser Story ist alles Fiktion.

    Ich möchte hiermit darauf hinweisen, dass es sich bei dieser

    Geschichte um eine Mischung aus Spannung und Liebe

    handelt. Es kommen dementsprechend erotische Szenen darin

    vor.

    Eine Vervielfältigung dieses Romans ist nicht gestattet, Zitate

    und Textausschnitte dürfen nur mit der schriftlichen

    Genehmigung der Autorin verwendet werden.

    Inspiriert wurde die Geschichte durch die deutsche Serie K11 -

    Kommissare ermitteln.

    Für Pascal,

    weil Joshuas Charakter durch dich inspiriert wurde.

    Inhaltsverzeichnis

    Prolog

    Kapitel Eins

    Kapitel Zwei

    Kapitel Drei

    Kapitel Vier

    Kapitel Fünf

    Kapitel Sechs

    Kapitel Sieben

    Kapitel Acht

    Kapitel Neun

    Kapitel Zehn

    Kapitel Elf

    Kapitel Zwölf

    Kapitel Dreizehn

    Kapitel Vierzehn

    Epilog: Sechs Monate später

    PROLOG

    Joshua Cyffka schloss leise die Autotür hinter sich und zückte seine Waffe. Um ihn herum herrschte die typische Stille einer Nacht. Und doch war es zu ruhig, als würde die gesamte Welt den Atem anhalten. Er bewegte sich im Schatten der Büsche, die Arme ausgestreckt, den Finger am Abzug, bereit, auf alles zu schießen, was sich auch immer näherte. Im Haus vor ihm brannte kein Licht, nur die Straßenlaterne direkt am Eingang zum Vorgarten spendete ihm Helligkeit. Langsam trat er um die Ecke des Bungalows und erblickte das Gartentor, welches nur angelehnt war. Eine Stimme erklang, nicht laut genug, um jedes Wort verstehen zu können. Joshua vernahm den wütenden Ton und bewegte sich um das Haus herum.

    Im Wohnzimmer konnte er eine Lichtquelle ausmachen, die den Raum soweit beleuchtete, dass er sämtliche Gegebenheiten mit einem Blick einfangen konnte. Die Terrassentür war verschlossen. Vorsichtig huschte er neben die Tür und spähte hinein. Johanna saß mit dem Rücken zu ihm auf einem Stuhl.

    »Vielleicht hast du doch recht und ich muss mich weiter an dir austoben«, erklang die Stimme von Kevin Fischer und er wand sich an Johanna. Jetzt konnte Joshua auch Maurice sehen, der sich im hinteren Teil des Wohnzimmers auf dem Boden befand. Kevin Fischer machte einen Schritt an Maurice vorbei. In seinem Magen rumorte es, als er sah wie sich Maurice auf ihren Kidnapper stürzte, dessen Beine umklammerte und ihn so zu Fall brachte.

    »Lauf!«, rief Maurice in Richtung Johanna und versuchte irgendwie Kevin Fischer daran zu hindern, zu seiner Frau zu gelangen. »Lauf weg!«, rief er wieder.

    Dies war der Augenblick, in dem Joshua eingreifen musste. Wenn er es nicht tat, würde sein Kollege sterben und diese Frau, die ihn anscheinend so dermaßen den Kopf verdrehte, würde ebenfalls nicht mehr lange zu leben haben. Er bewegte sich auf die Tür zu und wurde gleichzeitig von Johanna entdeckt. Unter sichtbaren Schmerzen versuchte sie sich von ihrem Stuhl zu erheben, und sein Blick wanderte zu ihrem Oberschenkel, in dem ein Messer steckte. Nur mit sämtlicher Willenskraft gelang es ihm, seine Flüche nicht laut auszusprechen. Joshua konnte nur erahnen, welche Schmerzen die junge Frau erleiden musste, während sie den fehlenden Meter zur Terrassentür zurücklegte und den Griff in eine waagerechte Position drehte.

    »Ich hätte dich gleich töten sollen«, schrie Kevin Fischer und Maurice stöhnte auf.

    Sofort betrat Joshua das Zimmer, drängte sich an Johanna vorbei, die halt suchend nach dem Stuhl griff, auf dem sie gesessen hatte.

    Entschlossen zielte er mit seiner Waffe auf Kevin Fischer, der ihn noch nicht wahrnahm.

    »Keine Bewegung! Ich will die Hände sehen«, rief er und fixierte den Täter mit seinem Blick, der im gleichen Moment herumwirbelte, in dem auch seine Stimme erklang.

    »JOHANNA!«, schrie Maurice und in seinen Augen lag das blanke Entsetzen. Gleichzeitig kam er auf die Beine und Joshua bekam keine Zeit, seinen Freund für seinen Willen zu bewundern. Denn der Schrecken in Maurice' Augen und Stimme brachte auch ihn dazu, zu handeln. Dadurch ließ er Kevin Fischer aus den Augen und drehte sich herum.

    Maurice würde sich niemals verzeihen, wenn dieser Frau etwas zustoßen sollte. Sie lag auf dem Boden, der Stuhl war ebenfalls umgefallen. Auf ihrem Gesicht glänzte Schweiß und ihre Augen wirkten unnatürlich glasig. Aber sie war bei Bewusstsein. Ihr Blick weitete sich und ihr Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet.

    Gerade noch rechtzeitig wirbelte Joshua herum und konnte sehen, wie sich Kevin Fischer mit einem Fleischmesser in der Hand auf ihn stürzte. Automatisch versuchte er, den Angriff abzuwehren, mit der einen Hand hielt er noch immer seine Waffe umklammert, weshalb die Defensive nur halb so gut gelang. Im Gerangel betätigte er den Abzug und der Schuss halte ohrenbetäubend laut von den Wänden wider.

    Wann kam endlich die Verstärkung?

    Kevin und er gingen zu Boden, er verlor seine Waffe und spürte, sobald sein Rücken mit dem harten Untergrund kollidierte, wie sich etwas scharfes durch seine schusssichere Weste direkt in sein Fleisch bohrte.

    »Nein!«, hörte er Johannas Stimme aufschreien und kurz fragte er sich, wieso sie so entsetzt klang.

    Er spürte ein Brennen in seiner Bauchgegend und gleichzeitig, wie etwas warmes seine Haut benetzte. Verstehen tat er es nicht. In seinen Ohren begann es zu rauschen. Joshua konnte nicht sagen, ob es von ihm oder von außerhalb kam. Sein Herz raste und er versuchte mühsam, Luft in seine Lungen zu pumpen. Fassungslos beobachtete er, wie sich Kevin Fischer erhob und der störende Gegenstand in seinem Fleisch verschwand. Das Brennen wurde intensiver und mit jedem Pochen schien die Wärme auf seiner Haut zuzunehmen.

    Eine Kälte nahm seinen Körper in Beschlag, die er nicht kannte und die ihm Angst machte. Bewegen konnte er sich nicht, sein Hirn nahm keinen Befehl mehr entgegen.

    Fühlte sich so sterben an?

    Automatisch schlich sich ein Bild eines Engels vor sein inneres Augen. Sie lachte und ihre Augen strahlten.

    In Momenten wie diesen war es ganz leicht, ein Vater zu sein. Allerdings gab es auch andere Augenblicke, die ihn verzweifeln ließen. So wie dieser. Natürlich wollte er nicht sterben. Wie sollte er auch sterben wollen, wenn er eine Tochter wie Kira hatte?

    Ein anderes Bild schlich sich vor sein Auge. Dass seines Vaters, zu dem seine Schwester und er nie solch eine Beziehung teilten, wie Kira zu Joshua. Jedoch liebte sein Vater Kira abgöttisch.

    Eni.

    Er war ihr für alles so dankbar, sie war für Kira eine Mutterfigur. Seine Brust hob und senkte sich hektisch, er bekam keine Luft.

    War es Panik?

    Ja.

    Hatte er Angst zu sterben?

    Zur Hölle ja.

    Wahrscheinlich fühlte sich jeder so, der kurz davor stand diese Welt zu verlassen. Einen tröstenden Gedanken bekam er dennoch. Kira würde jemanden haben, der sie aus tiefster Seele liebte und sie würde sich an ihn erinnern. Seine Tochter wusste, wie es war, einen Vater zu haben.

    Und er wusste, wie es war die grenzenlose Liebe eines Kindes zu spüren. Langsam spürte er die Dunkelheit näher kommen, die ihn langsam mit sich zog.

    Der letzte Gedanke seinerseits galt seiner Tochter.

    Kira.

    EINS

    Nur langsam konnte er seine Augen öffnen, sein Körper fühlte sich leicht an. Ein stetiges nervendes Piepen erklang direkt neben seinem Ohr. Langsam drehte er dem Geräusch seinen Kopf entgegen und fuhr zusammen, als er Staatsanwalt Nowak neben seinem Bett auf einem Stuhl sitzen sah. Erst jetzt schärfte sich sein Blick so weit, dass er den Raum um sich herum sehen konnte. Er war in einem Krankenhaus. Sobald ihm das bewusst wurde, strömten sämtliche Erinnerungen auf ihn ein und ihm wurde unweigerlich klar, wieso er hier lag.

    »Willkommen zurück, Cyffka«, erklang die Stimme Nowaks dumpf in seinen Ohren. »Was haben Sie sich nur dabei gedacht, allein einzugreifen und nicht auf die angeforderte Verstärkung zu warten?«

    Mit den Vorwürfen rechnete er bereits, seitdem er aus seinem Wagen stieg. Schon als Alexander zu ihm sagte, er solle vor Ort auf ihn warten, wusste er, er würde sich nicht daran halten können. Nachdem das Messer sein Fleisch durchschnitt, konnte er sich nur noch schemenhaft erinnern.

    »Was ist passiert?« Entgegen seiner Erwartung war seine Stimme anstelle von Schwäche rau und kratzig.

    Nowak schnaubte, bevor er ihm antwortete. »Sie wurden niedergestochen und wahrscheinlich haben Sie es nur der Schutzweste zu verdanken, dass keine Organe verletzt wurden. Es grenzt an ein Wunder. Mit ihrem Eingreifen haben Sie vermutlich Kommissar Schwarz und Frau Richter das Leben gerettet. Laut Frau Richter hat sich Schwarz auf den Täter gestürzt und damit genug Zeit für Kommissar König herausgeholt, um Ihnen allen das Leben zu retten. Er hat Fischer erschossen.«

    »Und was ist mit Maurice und Johanna, geht es ihnen gut?«

    »Kommissar Schwarz ist seit seiner Einlieferung nicht ansprechbar und wurde operiert, mehr habe ich nicht erfahren. Frau Richter ist bei ihm. Ihr geht es gut, einige Verletzungen hat sie davon getragen. Aber sie werden beide wieder vollkommen gesund. Dank Ihnen!« Joshua konnte in den Augen des Staatsanwalts erkennen, dass es noch nicht alle Informationen waren, die er zu hören bekommen würde. »Kommissar Cyffka.« Automatisch hielt Joshua den Atem an, das Herzüberwachungsgerät begann schneller zu piepen. »Ich habe einen Auftrag für Sie.«

    Ihm entwich die angehaltene Luft. »Welchen?« Sein Herz schlug immer noch schneller.

    »Es handelt sich hierbei um keinen gewöhnlichen Einsatz. Sie werden ihre Kollegen nicht mit einweihen. Genau genommen werden Sie für tot erklärt und undercover eingesetzt.«

    »Ich … was?« Joshua fiel nichts Gescheites ein, seine Gedanken rasten und er versuchte, die Nachricht zu verdauen.

    »Es tut mir leid, Sie damit überfallen zu müssen. Bisher sind keinerlei Informationen über Ihren Gesundheitszustand nach außen gedrungen. Wir brauchen einen guten Kommissar mit einem ausgeprägten Spürsinn für wichtige Hinweise. Einen jungen Mann, der in dieser Art von Szene nicht weiter auffällt.

    Jemanden, dem nicht sofort das Wort Polizist auf der Stirn prangt, sobald man ihn ansieht. Kurz gesagt, wir brauchen Sie.« Bei den Worten Nowaks wanderten seine Augen zu Joshuas vollkommen tätowierten Arm. Und dass es dem Staatsanwalt leidtat, ihn direkt nach seinem Erwachen mit diesen Details zu konfrontieren, glaubte er nicht eine Sekunde. So war Staatsanwalt Nowak einfach. Ruppig und direkt.

    Joshua sah Nowak sprachlos an.

    Er wusste nicht, was er hätte erwidern können. Der erste Gedanke, der durch seinen Kopf schoss, war, wieso ich?

    Folglich war der Zweite: Das mache ich nicht! Diesen sprach er dann auch laut aus, woraufhin ihn Nowak mit finsterer Miene musterte.

    »Sie haben im Grunde keine andere Wahl. Es wurde bereits alles in die Wege geleitet. Der Generalbundesanwalt Frederick Sanders hat von Ihrem Ruf gehört und will niemand anderen als Sie. Der vorherige Undercovercop ist vor vier Tagen spurlos verschwunden. Zuletzt verließ er eine Bar mit einem unserer Verdächtigen. Er meldete sich nicht zum vorgegebenen Zeitpunkt und auch nicht später. Deshalb gehen die ermittelnden Beamten davon aus, dass seine Tarnung aufgeflogen und er bereits tot ist. Von dieser Ermittlung wissen nur der Generalbundesanwalt, der Polizeichef in der Stadt, zwei Ermittler vor Ort und wir beide.«

    »Und wieso wissen Sie davon?« Joshua hob eine Augenbraue und musterte Nowak auffordernd.

    »Ich habe Frederick Sanders auf einer Spendengala getroffen und er fragte mich, ob ich jemanden kennen würde, der für einen speziellen Job wie geschaffen wäre. Wir kamen ins Gespräch. Zunächst wusste ich nicht, dass er genau Sie im Sinn hatte. Doch durch den Einsatz vergangene Nacht ist die Tarnung perfekt.«

    »Ich war noch nie undercover und habe eine kleine Tochter zu Hause, die auf mich wartet. Wie stellen Sie sich das vor?«

    Nowak zuckte mit den Achseln. War ja klar, immerhin war dieser Mann langjähriger Junggeselle. »Wenn der Einsatz zu ende ist, können Sie wieder nach Hause kommen. So wie jeder andere Undercovermann auch. Sie werden über die bisherigen Erkenntnisse informiert. Der Generalbundesanwalt verspricht Ihnen ebenfalls, dass Sie ordentlich entlohnt werden und das Kira auf eine der besten Schulen Berlins gehen wird. Für Ihre Schwester wird ebenfalls gesorgt. Sie müssen nur den Auftrag annehmen.«

    Natürlich, niemand konnte ihn zwingen undercover zu gehen. Es war allein seine Entscheidung. Wenn der Generalbundesanwalt solche Versprechungen von sich gab, musste es eine noch dringendere Angelegenheit sein, als üblich. Joshua schwankte zwischen dem Wunsch, ein guter Vater zu sein, und für sein Land zu arbeiten. Vielleicht … vielleicht würde es nicht lange dauern und er konnte beides tun. Bloß zwei Wochen oder so. Das würde er schaffen. Aber dazu mussten sie ihm eine Bedingung zusagen.

    »Ich mache es«, sagte er schließlich und Nowak zog die Augenbrauen hoch, als er seinen Ton bemerkte.

    »Wieso höre ich da ein aber?«

    »Weil ich eine Bedingung habe.«

    »Die wäre?« Nowak verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt an das Bett heran.

    Joshuas Bedingung war, dass er dennoch regelmäßigen Kontakt zu Kira haben konnte und seine Familie in keiner Weise dachte, er wäre tot. Nur weil er noch nie undercover gewesen war, war er nicht automatisch vollkommen unerfahren.

    Natürlich wusste er, dass Kontakt zu seiner Familie eine Gefahr mit sich brachte. Nicht nur für ihn, sondern auch für Eni und Kira. Doch bezweifelte er, dass er eine unbekannte Zeit ohne seine Tochter durchhalten würde. Er würde sein Kind nur dann kontaktieren, wenn er sich wirklich zu hundert Prozent sicher war, sich in Sicherheit zu befinden. Nowak neigte den Kopf nach rechts und sah ihn stumm an.

    »Sie werden den Kontakt auf einmal die Woche beschränken. Ich gestatte Ihnen das nur, weil ich weiß, dass sie es sonst nur halbherzig machen würden und wir brauchen Sie ganz bei der Sache«, erwiderte Nowak schließlich. Joshua öffnete den Mund, um zu widersprechen, schloss ihn dann aber wieder. Eigentlich hatte Nowak damit gar nicht so unrecht.

    »In Ordnung«, stimmte Joshua schließlich zu und ließ seinen Kopf zurück ins Kissen sinken.

    »Ich werde nun die dementsprechenden Informationen besorgen, Sie werden noch heute Abend eine neue Identität erhalten, mit der Sie hier weiterhin behandelt werden. Im Laufe des Tages werden auch Ihre Tochter und Schwester hierher gebracht, damit Sie alles besprechen können. Ich hoffe das Beste für Sie, Cyffka.«

    Joshua blieb knapp eine Woche im Krankenhaus. Das Zimmer war klein, nur ein Bett befand sich in den vier Wänden, daneben ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Einen kleinen Waschraum gab es ebenfalls, der mit Waschbecken, Toilette und Dusche ausgestattet war. Nach drei Tagen konnte er nicht mehr still in seinem Bett liegen und ging im Zimmer auf und ab. So musste sich ein Häftling in seiner Zelle fühlen. Joshua probierte einige Situps aus und die Naht unter seinen Rippen platzte wieder auf.

    In dem Moment erschien die Krankenschwester in seinem Zimmer und beobachtete ihn dabei, wie er sich von dem harten Boden erhob und sich seine linke Seite hielt. »Herr Krüger, was gedenken Sie da zu machen?«, fragte sie streng und stemmte tatsächlich die kurzen Arme in ihre stämmigen Hüften. Staatsanwalt Nowak hielt sein Wort, noch am selben Abend seiner Zustimmung erhielt er seine neue Identität.

    Bela Krüger.

    Joshua Cyffka war tot.

    Danach sprach Schwester Nadja mit seinem behandelnden Arzt und dieser veranlasste eine Verlängerung seines Aufenthalts. Er wusste nicht, was die aufdringliche Krankenschwester dem Arzt erzählte, dass er diese Maßnahme traf. Vermutlich übertrieb sie maßlos in der Erzählung ihrer Beobachtung. Als würde er selbst nicht wissen, was das Beste für ihn war!

    Seine Beerdigung fand einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus statt. Diesen Tag verbrachten Kira und Eni bei ihm und diente gleichzeitig als Abschied.

    »Ich möchte, das du vorsichtig bist«, flüsterte Eni so leise, dass es Kira am Tisch nicht hören konnte. Sie saß dort und malte ein Bild.

    »Das werde ich«, murmelte er zurück und warf Kira einen wehmütigen Blick zu.

    »Genau das hast du beim letzten Mal auch gesagt.« Eni senkte den Blick und fuhr sich durch ihr rabenschwarzes Haar. Es war das Einzige, wodurch sich Joshua und Eni unterschieden. Ansonsten sahen sie vollkommen gleich aus und hätten als Zwillinge durchgehen können. Allerdings war Eni zwei Jahre jünger und fünfzehn Zentimeter kleiner als er.

    »Ich habe getan, was ich tun musste. Ich verspreche dir, ich werde zu euch zurückkommen.« Sein Blick begegnete Enis. »Unversehrt«, fügte er noch hinzu, um seine Schwester zu beruhigen.

    »Ich nehme dich beim Wort.«

    Ehe Joshua noch etwas auf ihre Worte erwidern konnte, sprang Kira von ihrem Stuhl auf und kam freudestrahlend zu ihm gerannt. Mit einem Satz war sie an seiner Seite und hielt ihm ihr fertiges Bild unter die Nase. »Für dich«, sagte sie stolz und legte ihren Kopf an seine Schulter.

    Auf dem Bild sah er einen Sandstrand und blaues Meer. An dem Sandstrand lag er selbst unter einer Palme. Zumindest nahm er an, dass es eine Palme sein sollte. Kira glaubte, er würde in den Urlaub fahren. Ihr die Wahrheit zu sagen, brachte er nicht übers Herz. Verstehen würde sie es sowieso noch nicht.

    Natürlich fragte sie, warum sie nicht mit in den Urlaub könne, nachdem er ihr seine Lüge offenbarte und da kam Joshua ordentlich ins Schleudern. Eni kam ihm rettend zur Seite und erklärte ihr, dass der Urlaub mit der Arbeit zusammenhing und das sie dort ja auch nicht mitkommen konnte. Nickend nahm Kira die Erklärung hin und fragte seitdem nicht mehr, ob sie mitkommen könnte. Zu gern hätte er gewusst, was in ihrem kleinen Kopf vor sich ging.

    »Ich habe dich lieb!« Sie sah mit ihren graugrünen Augen zu ihm auf.

    »Ich habe dich auch sehr lieb«, erwiderte Joshua und drückte seinem Mädchen einen Kuss auf die Stirn.

    Die Stunden vergingen und bald darauf mussten Eni und Kira das Krankenhaus verlassen. Ihnen fiel der Abschied schwer, da ihnen niemand sagen konnte, wann sie sich wiedersehen würden. Joshua war noch nie lange von seiner Tochter getrennt und er wusste nicht, ob er eine unbekannte Zeitspanne aushalten würde.

    Machte ihm das zu einem Weichei?

    Vielleicht.

    Staatsanwalt Nowak tauchte unerwartet auf und hielt eine Plastiktüte in der rechten Hand, die er ihm reichte. »Diese Dinge gehören zu Ihrer neuen Identität. Da Sie in wenigen Stunden dieses Zimmer verlassen werden, müssen Sie vorher Ihre äußere Erscheinung verändern.«

    Der Mann blieb wahrhaftig im Krankenzimmer, bis Joshua seine Haare färbte und die farbigen Kontaktlinsen trug. Ein Blick in den Spiegel reichte aus, um seinen Entschluss in die andere Richtung lenken zu lassen. Er umklammerte das Waschbecken fester, bis seine Knöchel weiß wurden.

    Seine Haare waren nicht mehr dunkelblond, sondern fast schwarz und seine Augen waren braun anstatt Graugrün. Das Braun wirkte stumpf und teilnahmslos, seine Augen leuchteten nicht mehr, hatten jeglichen Glanz verloren. Zudem kam er ungewohnte Bartwuchs, denn seit Einlieferung ins Krankenhaus hatte er sich nicht mehr rasiert. Dieser Bart hatte nichts mehr mit seinem vertrauten Dreitagebart zu tun.

    »Lassen Sie Ihren Bart so, damit werden Sie Ihre Veränderung noch bekräftigen«, sagte Nowak und verschwand aus dem Zimmer.

    Samstagmittag wurde er wie ein beschissener Promi zum Hinterausgang des Krankenhauses entlassen. Er wusste, dass in diesem Augenblick seine Beerdigung stattfand. Eigentlich sollte er sich direkt auf den Weg machen, dafür wurde ihm extra ein drei Jahre alter schwarzer VW Golf hierher gebracht.

    Nur einen Gedanken verschwendete er daran und fuhr dann zu dem Friedhof, auf dem sein Grab sein würde. Kurz nach seinem Ankommen löste sich die Menge auf. Zu seiner Überraschung waren doch einige Leute gekommen, auch wenn die Runde eher klein war. Zum Schluss standen nur noch Alexander, Maurice und Johanna an seinem Grab. Der Wind wehte Maurice´ Worte zu ihm herüber. Glücklicherweise stand er verdeckt hinter einer dicken Eiche, mit hoher Wahrscheinlichkeit hätten ihn seine Kollgen sonst entdeckt.

    »Für dein Eingreifen bin ich dir unglaublich dankbar, auch wenn ich dir gleichzeitig dafür in den Arsch treten möchte. Niemals wollte ich, dass du dein Leben opferst. Sei gewiss, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um auf deine Mädels aufzupassen. Wenn Kira oder Eni jemals irgendetwas brauchen werden, bin ich für sie da.«

    Das weiß ich, erwiderte Joshua stumm. Johanna trat an Maurice´ Seite.

    »Mit seinen dummen Sprüchen und seinem dämlichen Grinsen hat er mich regelmäßig zur Weißglut getrieben, doch jetzt kann ich an nichts anderes denken. Es hätte ihn nicht treffen dürfen. Nicht diesen unglaublich loyalen und lebensfrohen Kerl. Er hätte nicht gewollt, dass wir lange Trübsal blasen. Ich weiß ganz genau, was er jetzt gesagt hätte: Alter, du hast diese heiße Schnecke an deiner Seite, mach das Beste draus!« Joshua konnte nicht anders, auf seinen Lippen lag genau das Grinsen, von dem Maurice eben gesprochen hatte.

    »Dann werden wir jetzt das Beste daraus machen. Wir werden Joshua niemals vergessen und ihn stets in unseren Herzen tragen«, antwortete Johanna.

    Es tut mir leid. Bis bald, dachte er und wollte ihnen diese Worte ins Gesicht sagen. Er wünschte sich, er müsste seine Kollegen, seine Freunde, nicht im Ungewissen lassen. Aber er musste sich an die Spielregeln halten und das hieß auch, niemanden zu verraten, wer er wirklich war. Mit einem letzten Blick auf seine Freunde drehte er sich um und ging zu seinem Auto.

    Das Motorboot näherte sich dem Ufer, an dem die Kommissare Beckmann und Vogt standen. Vor einer Stunde bekamen sie die Nachricht, dass eine Leiche im Stadtsee gefunden wurde. Sie trieb in der Mitte des Gewässers und wurde von einem älteren Mann entdeckt, der ebenfalls mit seinem Boot unterwegs war. In dieser Stadt geschahen nur wenige Morde, im Grunde ruinierte dieser zusätzliche Fund die gesamte Statistik.

    Der städtische Polizeichef informierte sie, nachdem der Anruf einging. Nur er wusste von den geheimen Ermittlungen in dieser Stadt. Sobald das Boot am Ufer ankam, war um sie herum hektisches Treiben ausgebrochen. Einige Personen in weißen Schutzanzügen umringten das hölzerne Fortbewegungsmittel und verhinderten die freie Sicht der Kommissare.

    »Meinst du, das ist er?«, fragte Simon Beckmann seinen Partner leise.

    »Ich weiß es nicht, aber es könnte sein.« Dann trat einer der Leute von der Spurensicherung zurück und gab eine Lücke frei, durch die sie ungehindert auf die Leiche schauen konnten.

    »Herr Gott noch mal«, murmelte Kommissar Beckmann und sah sofort auf das Wasser, um seinen Mageninhalt bei sich behalten zu können. Seinem Partner Manfred Vogt, der von allen nur Manni genannt wurde, schien es ähnlich zu gehen, denn er holte tief Luft und schloss die Augen. Der tote Körper war verbrannt, keinerlei Fleisch und Haar war mehr zu erkennen. Sie würden die Obduktion abwarten müssen, um wirklich mit Gewissheit sagen zu können, ob es sich um ihren Undercovermann handelte. An den Füßen war ein Seil gebunden, welches gerissen zu sein schien.

    »Die Leiche sollte nicht gefunden werden«, flüsterte Simon Beckmann und deutete mit der Hand auf seine Beobachtung.

    »Dann ist er es«, gab Kommissar Vogt genauso leise zurück, »ich hoffe, sein Nachfolger wird seine Sache besser machen. Wir brauchen endlich handfeste Beweise.«

    Die Stadt Wolfsburg hatte ungefähr 125.000 Einwohner.

    Einer davon war nun Bela Krüger. Joshua parkte seinen Wagen an einem Kiosk. Laut der Adresse in seinem Navi hatte er soeben sein Ziel erreicht, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wo die Kommandozentrale nun sein sollte. Er stieg aus dem Auto und betrachtete seine Umgebung. Über ihm verlief eine Fußgängerbrücke und rundherum standen mehrere Blöcke, die eigentlich recht ansehnlich wirkten. Dagegen wirkten die, an denen er zuvor vorbeigefahren war, recht trostlos.

    Zögernd ging er auf den kleinen Kiosk zu, sollte es sich nicht um den geheimen Treffpunkt handeln, würde er einfach eine Packung Kaugummi oder Ähnliches kaufen und wieder gehen. Ihm kam ein Mann entgegen, der eine Zigarettenschachtel auspackte und ihn dabei nicht beachtete.

    Mit einem schnellen Schritt gelang es ihm, die Tür aufzuhalten, ehe sie ins Schloss fiel. Dennoch klingelte die Glocke am oberen Rand, als er die gläserne Tür weiter aufschob und hindurch trat. Der Kiosk war auch im Inneren nicht besonders groß, an der linken Wand neben der Tür war ein Regal voll mit Zeitschriften. Gegenüber befand sich der Tresen mit der Kasse und dahinter waren unzählige Zigarettenmarken ausgestellt.

    Eine Kaffeemaschine gab es ebenfalls, mit Pappbechern und Deckeln daneben. Hinter dem Tresen befand sich ein hochgewachsener Mann, sein Alter lag mit hoher Wahrscheinlichkeit in den fünfzigern.

    »Hallo«, grüßte der Mann ihn und Joshua grüßte zurück.

    »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte er sich gleich darauf.

    »Ich bin Bela«, antwortete Joshua und machte damit genau das, was ihm Staatsanwalt Nowak bei seinem letzten Treffen sagte. Sobald er beim Treffpunkt angekommen war, sollte er sich mit seiner neuen Identität vorstellen.

    Während Joshua sprach, beobachtete er den Mann ganz genau und seine Reaktion verriet ihm, dass er trotz seiner Zweifel richtig war.

    »Ich bin Simon Beckmann«, sagte der Mann und ging am Tresen vorbei zur Tür. Dort schloss er ab und drehte das Schild von geöffnet zu geschlossen. »Folgen Sie mir!«

    Er deutete auf eine Holztür, die sich hinter dem Tresen befand. Noch einmal ließ er seinen Blick durch den Raum wandern. In dem Hinterzimmer konnte eine Falle lauern, doch von hier aus drohte ihm keine Gefahr. Bis auf den Mann und ihn befand sich niemand im Kiosk. Nur langsam folgte er Simon Beckmann und trat durch die Tür. Staunend sah er sich um. Der Raum nahm etwa die Hälfte des gesamten Kiosks ein und war mit Hightech ausgestattet, bei dem Alexander im siebten Himmel gewesen wäre. So sah also eine geheime Ermittlung aus, die von ganz oben genehmigt wurde. An einem der beiden Schreibtische, die mit jeweils vier Bildschirmen ausgestattet waren, saß ein weiterer Mann, der in den vierzigern sein musste.

    »Sieh mal Manni, hier ist endlich jemand angekommen«, sagte Simon und deutete dabei auf Joshua.

    »Willkommen, willkommen«, grüßte Manni, der mit seinen schwarzen Haaren, in denen grauen Strähnen hervorguckten, und braunen Augen recht sanftmütig aussah. »Ich bin Manfred Vogt, aber alle nennen mich Manni.«

    »Ich bin Bela«, stellte sich Joshua vor und schüttelte ihm die Hand. Auf einem der Bildschirme war die Polizeikartei geöffnet und ein Foto von einem Mann war zu sehen. Er war vorbestraft, für was konnte Joshua auf die Schnelle nicht lesen.

    »Wie viel wissen Sie bereits?«, erkundigte sich Simon, nachdem er sich in seinen Stuhl fallen ließ und bedachte Joshua mit einem neugierigen Blick.

    »Wenn ich ehrlich bin, dann kaum etwas. Nur das mein Vorgänger spurlos verschwunden ist und das es eine große Sache sein muss, wenn mir keiner wirklich Informationen geben will.«

    »David ist nicht spurlos verschwunden, nicht mehr jedenfalls. Heute Vormittag wurde eine verbrannte Leiche im Allersee gefunden und wir gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es sich dabei um David handelt«, berichtete Simon und klickte auf der Maus herum, bis sich auf seinem Bildschirm ein Tatortfoto befand. Der Anblick trieb Joshua ein ungutes Gefühl in die Magengegend.

    »Seine Leiche sollte verschwinden.« Joshua fragte nicht, er stellte fest. Natürlich war ihm das Seil mit den zerfransten Enden an der Leiche nicht entgangen.

    »Davon gehen wir auch aus, deshalb glauben wir, dass es sich hierbei um David handelt. Wir warten jedoch die Autopsie ab, um genaue Gewissheit zu haben.«

    »Wir wissen nicht, was bei David schief gegangen ist. Das letzte Mal hatten wir am Montag mit ihm Kontakt. Einmal die Woche sollte er sich bei uns melden und uns aktuelle Informationen liefern. Das tat er nicht und zuletzt wurde er mit einem unserer Tatverdächtigen gesehen.«

    Dieses Mal klickte Manni auf seiner Maus herum und gab einige Befehle über seine Tastatur ein. Daraufhin verschwand das Polizeifoto von dem unbekannten Mann und ein anderes erschien. Der Mann war vielleicht ende zwanzig, ungefähr so alt wie Joshua und übersät mit Tattoowierungen. In seinem Gesicht waren mindestens drei Stecker und wenn man seinen Blick richtig deutete, würde er am liebsten jedem eine reinhauen, der ihm krumm kam.

    »Wer ist das?«, fragte Joshua und musterte den Kerl genauer.

    »Das ist Carl Jankowski, ursprünglich kommt er aus Polen und ist seit zehn Jahren in Deutschland«, antwortete Manni.

    »Er ist Inhaber des »be strong«, in dem Sie ermitteln werden.« Bevor Joshua das »be strong« hinterfragen konnte, begann Simon zu sprechen.

    »Das »be strong« ist ein kleines Fitnessstudio. Wir wissen, dass dort Drogen verkauft werden. Doch bisher haben wir keine handfesten Beweise sammeln können. Dabei sind wir seit fast einem Jahr an den Schweinen dran. Wir bauen auf Sie Bela.«

    »Morgen werden Sie sich im »be strong« anmelden und sich langsam an die Zielperson herantasten. Sie werden nur beobachten und versuchen unauffällig an Informationen heranzukommen«, fügte Simon hinzu. »Für alles andere werden wir zuständig sein. Jeden Sonntag und Mittwoch werden Sie sich hier bei uns melden und uns auf den neusten Stand bringen. Von uns bekommen Sie ein Handy, die Nummer, die unter Oma Inge abgespeichert ist, ist unsere. Damit können Sie uns jederzeit erreichen. Aber jetzt werden Sie sich erst einmal in ihre Wohnung begeben.«

    »Wo ist sie?«, erkundigte sich Joshua und konnte es im Grunde kaum erwarten, dieses kleine Zimmer zu verlassen.

    »Die Wohnung befindet sich nicht weit von hier, zweihundertfünfzig Meter die Straße hinunter. Auf der rechten Seite befinden sich mehrere aneinandergereihte Blocks. In Nummer 30 befindet sich Ihre vorübergehende Bleibe. Hier.«

    Simon warf ihm einen Schlüsselbund zu, den Joshua auffing. »Es steht B. Krüger an der Klingel. Das Fitnessstudio befindet sich ganz in der Nähe im Stralsunderring. Sie können es überhaupt nicht verfehlen.«

    »Und Bela.« Manni sah ihn ernst an. »Versuchen Sie, nicht zu sterben.«

    Das Telefon klingelte auf seinem Schreibtisch und er griff sofort nach dem Hörer. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. »Wir haben ein Problem«, sagte die Stimme seines Kontaktmannes sofort. Es kam nicht oft vor, dass er sich meldete, normalerweise wusste dieser immer, was er zu tun hatte.

    Deshalb stellte er ihn ein. Zur Entlastung für sich und es konnte nie schaden, einen Kontaktmann in diesen Kreisen zu haben.

    »Welches Problem?« Er versuchte sich sein ungutes Gefühl nicht anhören zu lassen.

    »Wir haben einen neuen Spitzel in unseren Kreisen.«

    »Was soll das heißen? Ich dachte, es wurde sich um den Ermittler gekümmert?«, fragte er und stand kurz davor, mit seiner Faust auf den Schreibtisch zu donnern.

    »Das entsprach auch der Tat, doch die Polizei hat einen neuen Verbindungsmann geschickt. Wenn wir ihn erneut verschwinden lassen, machen wir vielleicht auf uns aufmerksam«, warf sein Gesprächspartner ein und er runzelte die Stirn.

    Verdammt, er hatte recht! Noch mehr Aufmerksamkeit konnte er sich nicht erlauben. »Wie sollen wir vorgehen Boss?«

    »Beobachtet ihn und verfolgt jeden seiner Schritte. Legt falsche Fährten. Alle sollen glauben, dass dieser Carl Jankowski dahintersteckt. Solange das der Fall ist, ist unsere Sache sicher. Erstattet mir regelmäßig Bericht, ich will alles über diesen Mann wissen. Zu niemanden ein Wort über den Spitzel, je weniger involviert sind, desto besser«, erwiderte er und strich sich den Schweiß von der Stirn.

    »Verstanden.« Sein Kontaktmann unterbrach die Verbindung und er ließ den Hörer sinken.

    Wie kam es, dass die Polizei schon wieder einen ihrer Männer schickte und er davon nichts wusste? Für gewöhnlich wusste er immer, was in der Behörde vor sich ging. Ein weiterer Vorteil, wenn man die richtigen Leute kannte und über Mittel verfügte, um sie auf seine Seite zu ziehen.

    ZWEI

    Joshua stieg in seinen VW Golf und fuhr die Straße hinunter. An Hausnummer 30 bog er rechts davor auf einen Parkplatz ab und stellte den Motor aus. Durch die Frontscheibe sah er zu dem Block hinauf und erinnerte sich unwillkürlich an Berlin. Hier lebten sicherlich vierzehn Parteien drinnen und er war jetzt wohl oder übel einer von ihnen. Das Gebäude war eine Art Stufenhochhaus, mit fünf Eingangstüren.

    Nummer 30 war das vorletzte in der Reihe. Langsam stieg er aus dem Auto und nahm seine Reisetasche vom Rücksitz. Neben dem Parkplatz befand sich ein Holzdach, unter dem verschiedene Mülltonnen standen. Dort entdeckte er eine Frau, mit langem blonden Haar. Sie stand mit dem Rücken zu

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