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Zürich - magic happens
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eBook172 Seiten2 Stunden

Zürich - magic happens

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Über dieses E-Book

Nachdem die Schwester von Joe bei einem Autounfall ums Leben kommt, geschehen in seinem Leben merkwürdige Dinge. Verblüfft stellt er fest, dass er plötzlich ein völlig neues Bewusstsein hat, was sein bisheriges Weltbild ziemlich auf den Kopf stellt. Als Joe in einer Kneipe zufällig den Mann kennenlernt, der seine Schwester auf dem Gewissen hat, nimmt alles einen anderen Lauf und das dramatische Abenteuer in Zürich geht erst richtig los ...


SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum7. Apr. 2024
ISBN9783989837027
Zürich - magic happens
Autor

Roger Kappeler

Roger Kappeler erkannte bereits in der Schulzeit, dass seine blühende Fantasie bisweilen mit ihm durchgeht. Das Schreiben ist ihm nie besonders schwergefallen. Während einer sechsmonatigen Indienreise entstanden erste Ideen, aus denen schliesslich die Starchild-Terry-Geschichten hervorgingen. Wie viele Autoren stand er vor der Wahl, sich anzupassen oder bei dem zu bleiben, was ihn als individuellen Autor auszeichnet. Er entschied sich – sie sollte es anders sein – für die Individualität und riskierte damit, dass manche Leser seine Werke zerreissen würden, hoffte jedoch, dass die auf seine Merkmale abgestimmte Lesegruppe grösser wird und ihm treu bleibt, solange er sich selbst treu bleibt. In seinen Fantasy-Romanen vereinen sich Science-Fiction-Elemente mit philosophischen Fragestellungen. Seine Zeilen sind gepaart mit humoristischem, zuweilen flapsigem, der Alltagssprache entlehntem Stil, welcher das stetige Element aller seiner Geschichten darstellt, aber natürlich auch substanzielle Themen des Lebens und Gedanken enthält.

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    Buchvorschau

    Zürich - magic happens - Roger Kappeler

    Engel über Zürich

    Es war ein kühler, aber schöner Herbstnachmittag. Obwohl sich der morgendliche Nebel etwas gelichtet hatte, wurde die Kirche mitten in der Stadt Zürich von einer mystischen Aura umhüllt. Man konnte förmlich spüren, dass an diesem Tag etwas Überirdisches in der Luft lag. Dutzende von schwarz gekleideten Menschen strömten ruhigen Schrittes und gesenkten Hauptes in die Kirche. Ein junger Mann setzte sich schweigend, mit melancholischem Blick, in die vorderste Reihe. Er hieß Jonathan, doch alle nannten ihn schlicht und einfach Joe. Das Mädchen, das heute beerdigt wurde, war Anna, seine jüngere Schwester. Im unschuldigen Alter von nur einundzwanzig Jahren musste sie ihr Leben bei einem tragischen Verkehrsunfall lassen. Joe saß bei diesem Unglück im selben Wagen, als sie an jenem Abend von einem betrunkenen Autofahrer frontal gerammt wurden. Der Schuldige beging Fahrerflucht und hat sich der Polizei bis zum heutigen Tag nicht gestellt.

    Die schrecklichen Bilder zogen in Joes Geist immer und immer wieder vorbei. Durch den Aufprall wurde die nicht angeschnallte Anna zuerst gegen die Heckscheibe und danach auf den Fahrersitz geschleudert, wo sie in den Armen ihres Bruders verstarb. Die letzten Sekunden von Annas Leben hatten sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt. Erst ein verwirrter, fragender Blick, auf den ein wissender, beinahe seliger Gesichtsausdruck um das nahende Ende folgte. Schließlich huschte noch ein Anflug von einem Lächeln über ihr unschuldiges Gesicht, bevor das Lebenslicht für immer aus ihren Augen erlosch.

    Die schwermütigen Orgelklänge, welche die Trauerfeier einleiteten, rissen Joe abrupt aus seinen Gedanken. Seine seelischen Schmerzen waren in diesem Augenblick so groß, dass er heftig dagegen ankämpfen musste, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Noch niemals zuvor hatte er sich so verzweifelt und vom Leben abgeschnitten gefühlt wie in dieser dunklen Stunde, als seine geliebte Schwester in den Schoß menschlichen Ursprungs zurückgegeben wurde. Er nahm nur verschwommen wahr, was um ihn herum geschah, denn es kam ihm alles wie ein böser Traum vor, aus dem er möglichst bald aufzuwachen hoffte. Joe hatte jegliches Zeit- und Raumgefühl verloren. In sich versunken saß er da und lauschte dem betörenden Orgelspiel.

    *

    Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit auf den offenen Sarg gelenkt, der in der Mitte der Kirche stand. Die Luft vor seinen Augen begann zu flimmern, sein Bewusstsein schien sich auf geheimnisvolle Weise auszudehnen und schließlich verlor er komplett das Körpergefühl. Obwohl Joe dies alles kristallklar registrierte, hatte sich dennoch etwas verändert. Doch ehe er darüber nachdenken konnte, geschah das Unglaublichste, was er je erlebt hatte. Neben dem Sarg erblickte Joe nämlich eine ganze Heerschar von Engeln, die den feinstofflichen Körper von Anna sanft aus dem Sarg hoben und damit langsam nach oben schwebten. Unter der Kirchenkuppel verharrte die ganze Engelschar im Schwebezustand und beobachtete die anwesenden Trauergäste. Joe schaute sich verstohlen um, doch niemand schien dieses himmlische Schauspiel zu bemerken. Fassungslos und zugleich von tiefer Liebe berührt starrte er unentwegt zu den lichtvollen Engeln empor.

    Schließlich verstummte die Orgel und der Pfarrer begann andächtig zu sprechen: «Unsere geliebte Anna ist von uns gegangen, doch ihre Seele lebt nun in einem anderen, besseren Reich weiter.»

    Genau in diesem Moment sah Joe mit eigenen Augen, wie Anna plötzlich aus dem Todesschlaf erwachte und sich erstaunt umschaute. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er sofort erkennen, dass sich Anna bewusst war, gerade ihrer eigenen Beerdigung beizuwohnen. Die Engel hüllten sie liebevoll in eine Art Kokon aus rosaroter Energie. Joe wollte laut ihren Namen rufen, um sie auf ihn aufmerksam zu machen, doch er wusste, dass ihn die anderen Leute für verrückt halten würden. Als er diesen Gedanken dachte, während er zu seiner Schwester aufschaute, trafen sich ihre Blicke unerwartet. Wie ein Pfeil durchbohrte ihn der Schmerz und Tränen liefen ihm über die Wangen. Dann empfing er eine telepathische Botschaft von ihr, die seine Seelenqual sofort linderte und sein Leben für immer veränderte.

    Ich bin glücklich, Joe. Trauere nicht um mich, denn wir werden uns wiedersehen. Lass dich vom Leben nicht unterkriegen, halte den Blick immer auf das Ewige gerichtet. Zieh hinaus in die Welt und erschaffe dir ein Leben voller Freude, denn jeder Tag könnte der letzte sein. Ich werde immer bei dir sein. Es gibt keinen wirklichen Tod. Das ist alles nur eine Illusion, genauso wie das Leben auch.

    Diese Worte berührten ihn so tief, dass ihn in dieser Sekunde das unbändige Verlangen überkam, sein eigenes Leben von nun an nach anderen, tiefgründigeren Werten auszurichten. Zu viel Zeit hatte er bereits mit sinnlosen, unwichtigen Dingen verschwendet, die er eigentlich nur deshalb getan hatte, weil es das einfältige Gesellschaftssystem eben so verlangte. Doch jetzt, das schwor er sich, sollte sich das alles ändern, das war er sich und seiner Schwester schuldig.

    Eine Weile hörte er noch dem Pfarrer zu, doch etwas in ihm hatte sich verändert. Auf unerklärliche Weise nahm er nun alles mit einem neuen Bewusstsein wahr. Der Mann in der schwarzen Kutte mochte seine gut gemeinten Worte mit noch so hingebungsvoller Inbrunst sprechen, Joe wusste, dass es sich eben nur um hohle Worte ohne gelebte Erkenntnis handelte. Wie würde der Geistliche wohl reagieren, wenn er ihn auf die anwesenden himmlischen Gäste aufmerksam machen würde? Sehr wahrscheinlich würde man ihn der Gotteslästerung bezichtigen oder in die Irrenanstalt stecken.

    Wiederum schweiften Joes Gedanken ab in seine Vergangenheit. Es zogen diverse Bilder durch seinen Geist von Situationen, in denen er aufgrund der Beeinflussung anderer Menschen falsche Entscheidungen getroffen hatte. Man hatte ihm stets eingetrichtert, dies und jenes sei richtig, und er hatte es in seiner naiven Unwissenheit meistens geglaubt, was ihm viele schmerzliche Erfahrungen beschert hatte. Aber geht es den meisten Menschen nicht ebenso? Sie hören auf ein paar oberlehrerhafte Gestalten, die sich moralisch penetrant über die Menschheit stellen, obwohl sie sich im Leben meist noch asozialer anstellen als der Durchschnittsbürger.

    Joe wurde zum ersten Mal richtig bewusst, dass sein bisheriges Leben eigentlich zu einem großen Teil fremdbestimmt gewesen war. Als er diese Tatsache erkannte, platzte zu seiner eigenen Überraschung ein lautes Ha aus ihm heraus, worauf ihn die Leute um ihn herum entgeistert anstarrten. Aber das war ihm ziemlich schnuppe, denn ein plötzlich aufflammendes Gefühl von heiterem Gleichmut, tiefem Vertrauen und triumphierender Gewissheit durchströmte ihn von Kopf bis Fuß. Da es so etwas wie den Tod, wo man gemäß Kirche offiziell aufhörte zu existieren, also gar nicht gab, war es demzufolge auch unsinnig, sich davor zu fürchten. Wenn man es so betrachtete, müssten Beerdigungen eigentlich generell eine Runde fröhlicher ablaufen, denn die Engel sowie Anna guckten alles andere als traurig aus der Wäsche. Aber was verstehen wir Menschen, die wir uns immer für so wahnsinnig superschlau halten, schon von solchen Dingen?

    *

    Die Trauerfeier neigte sich langsam dem Ende zu und zum Abschluss spielte die Frau an der Kirchenorgel nochmals ein Lied, diesmal jedoch eine etwas fröhlichere Melodie. Ein letztes Mal blickte Joe zur Kirchenkuppel empor und sendete Anna in Gedanken ein Lebewohl. Sie erwiderte die Botschaft mit einem Handkuss, dann wurden sie und die ganze Engelschar immer ätherischer, bis sie schließlich völlig unsichtbar waren. Die Luft flimmerte kurz wegen der hochschwingenden Energie, dann war alles wieder so, als wäre nichts gewesen. Doch Joe wusste, dass das soeben Erlebte höchst real und nicht etwa ein Hirngespinst war. Aber er hielt es für klüger, vorerst mit niemandem darüber zu sprechen.

    Beim Hinausgehen schaute er bewusst nicht in den offenen Sarg, denn dort befand sich ja sowieso nur die sterbliche Hülle seiner Schwester. In welche Sphären sich ihre Seele emporschwang, vermochte er zwar nur zu erahnen, aber zumindest war sie in guten Händen. Die Trauergäste strömten schweigend aus der Kirche, einige redeten in gedämpftem Tonfall miteinander.

    Eine ältere Dame kondolierte Joe mit den Worten:

    «Anna war ja schon zu Lebzeiten ein Engel. Nun ist sie wieder zu Ihresgleichen zurückgekehrt und wird vom Himmel aus über dich wachen.»

    Lächelnd nickte er ihr zu. Dann ging er nach draußen, setzte sich auf eine sonnige Parkbank und schloss die Augen, um das Ganze erst einmal zu verarbeiten.

    Wenig später gesellte sich eine junge Frau zu ihm. Es war Angela, die beste Freundin seiner Schwester.

    «Was wirst du jetzt tun, Joe?», fragte sie ihn etwas schüchtern.

    Er blinzelte nachdenklich in die Sonne, dann antwortete er entschlossen:

    «Ich will die Wahrheit herausfinden.»

    «Über das Leben?»

    «Das auch. Aber vor allem über meine Familie.»

    «Hast du denn mit deinen Adoptiveltern nie über deine Herkunft gesprochen?»

    «Nein, nie.» Joe schaute sie schwermütig an. «Ich habe das alles immer verdrängt, genauso wie es Anna auch getan hat.»

    Eine flauschige Wolke verdeckte die Sonne und tauchte Zürich in ein gespenstisches Licht. Joe fuhr mit leiser Stimme fort:

    «Ich weiß nur, dass Zürich meine Heimat ist und dass ich diese Stadt über alles liebe.»

    Angela legte ihm aufmunternd den Arm auf die Schulter.

    «Du bist ein guter Kerl, Jonathan.»

    Dann schlenderten die beiden gemächlich durch die Altstadt in Richtung Bellevue, wo sich ihre Wege trennten.

    «Ruf mich einfach an, wenn du mit jemandem reden möchtest», lächelte Angela sanft.

    Wie um diese Worte zu untermalen, blies ein Windstoß eine Strähne ihrer langen braunen Haare in ihr sympathisches Gesicht.

    «Ich danke dir und werde gerne auf dieses Angebot zurückkommen, Angela.»

    Daraufhin stieg Joe in das Tram, welches quietschend den Hügel hinaufbrauste.

    Seltsame Visionen

    Joe lebte in einer schönen Wohnung am Zürichberg, die er mit seiner Schwester geteilt hatte. Als die Pflegeeltern der beiden vor einigen Jahren nach Amerika ausgewandert waren, konnten sie die Wohnung gemeinsam übernehmen. Der Vermieter, ein älterer Herr, genehmigte ihnen sogar noch eine Mietreduktion, weil er diese jungen Leute mochte und nicht wollte, dass sie wegziehen.

    Von seinen Pflegeeltern hörte Joe nur selten etwas, obwohl sie kein schlechtes Verhältnis zueinander hatten. Doch nun plagte ihn ein schrecklich schlechtes Gewissen, denn er hatte ihnen noch nicht mitgeteilt, was mit Anna passiert war. Zwei Tage zuvor hatte er das Telefon bereits in der Hand und die endlos lange amerikanische Nummer gewählt, doch dann verließ ihn die Kraft und er hängte wieder auf. Er konnte ihnen die Hiobsbotschaft von diesem schrecklichen Verkehrsunfall beim besten Willen nicht überbringen, das überließ er dankend den Behörden. Nun saß er hier, alleine und verlassen. Der einzige Hoffnungsschimmer war Angelas Telefonnummer sowie ein subtiles, unerklärliches Glücksgefühl, das in ihm seit der Erscheinung in der Kirche zeitweise aufflackerte. Joe war entschlossen, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen.

    Erschöpft legte er sich im Wohnzimmer auf das Sofa und versuchte, die Außenwelt für einen Moment auszublenden. Je mehr sich sein Bewusstsein von den äußeren Reizen löste, desto klarer wurde er sich seiner inneren Welt gewahr. Mit jedem Atemzug ließ der undefinierbare, alles zermalmende seelische Druck etwas nach und eine Kraft verströmende Ruhe breitete sich aus. In der Vergangenheit hatte er sich meist als Opfer eines anscheinend blinden Schicksals betrachtet, dessen Launen er vollkommen ausgeliefert war. Mit teilnahmsloser Gleichgültigkeit hatte er alles so akzeptiert, wie es eben nun mal war. Doch heute in der Kirche wurde in ihm ein Funke entzündet, der immer heftiger zu glühen begann. War dies etwa der berühmte Gottesfunke, über den er einst ein Gedicht gelesen hatte?

    Es fühlte sich so an, als wollte ihm jemand sagen: Hallo, Joe, es wird langsam Zeit aufzuwachen. Das Leben findet JETZT statt. Erschaffe dir dein Leben nach DEINEN Wünschen, denn DU bist der alleinige

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