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Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022
Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022
Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022
eBook319 Seiten4 Stunden

Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022

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Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022

von Carol East

 

Über diesen Band:

 

 

Dieser Band enthält folgende Romane

von Carol East:

 

Erbin des Fluches

Verfluchtes Erbe in der Gruft

Wenn Seelen gequält werden

 

 

Es war ein idyllisches Bild: Der ruhig dahingleitende Strom, der kaum Wellengang zeigte, die paar Enten, die in aller Ruhe umherschwammen, der leichte Wind, der sich im Ufergebüsch fing und leise in den Ästchen und Zweigen säuselte... und das kleine Mädchen, das am Ufer spielte. Es war zwar ärmlich gekleidet, als sei es die Tochter eines kleinen Bauern, der nur mit Mühe sein tägliches Brot verdiente, aber es war fröhlich und ausgelassen. So machte es als einziges Geschöpf Lärm. Auch wenn die Natur ringsum überhaupt nicht darauf reagierte. Als würde sie es nur mit gelassenem Wohlwollen registrieren.

 

Lisa schaute auf die Szene, und sie spürte dabei wieder dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust. Nicht nur, weil sie diese Szene schon so oft gesehen hatte, sie wußte gar nicht mehr wie oft. Es war schon beim ersten Mal so gewesen, auch wenn sie sich an dieses erste Mal eigentlich gar nicht mehr so recht erinnern konnte. Außer eben daran, daß sie auch damals schon dieses Gefühl verspürt hatte: Es war das Gefühl von Vertrautheit, vermischt mit Wehmut, vielleicht auch mit einer gewissen Sehnsucht, als wollte sie niemals mehr dieses Bild loslassen.

 

Kein Wunder, daß ich so oft dieser Szene beiwohne! dachte sie unwillkürlich: Dieses Gefühl führt mich jedesmal aufs neue hin.

 

Aber da sie die Szene schon so oft gesehen hatte, wußte sie auch, wie sie enden würde, obwohl sie alle Gedanken daran verdrängte. Sie wollte sich noch nicht einmal darüber wundern, wieso sie so unbeteiligt der Szene beiwohnen konnte, dabei jedes Detail mit den Augen regelrecht aufsaugend, und wie es denn möglich war, daß sich dieses hier immer wieder abspielen konnte. Sie schaute jetzt einfach nur noch hin und erfreute sich an dem kleinen Mädchen, das einmal dahin und einmal dorthin lief, mit einer Leichtigkeit, als könnte es niemals ermüden. Die Kleine pflückte ein paar wunderschöne Feldblumen, die in ihrem kleinen Händchen erschienen, als wären sie ein Teil von ihr, als wollten sie zu den strahlenden Augen passen.

 

Das kleine Mädchen wählte die Blumen sehr sorgfältig aus, und Lisa wußte unwillkürlich, daß dieser kleine Strauß für die Mutter gedacht war. Sie lächelte bei diesem Gedanken. Die Mutter...

 

Und an dieser Stelle geschah es - wie schon so oft! Plötzlich waren da noch andere Geräusche, die zu den Ohren des Kindes drangen und es einhalten ließen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum14. Feb. 2022
ISBN9798201539184
Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022

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    Buchvorschau

    Sie erbte einen Fluch - Carol East

    Sie erbte einen Fluch: Mystic Thriller Großband 3 Romane 2/2022

    von Carol East

    Über diesen Band:

    ––––––––

    Dieser Band enthält folgende Romane

    von Carol East:

    Erbin des Fluches

    Verfluchtes Erbe in der Gruft

    Wenn Seelen gequält werden

    ––––––––

    Es war ein idyllisches Bild: Der ruhig dahingleitende Strom, der kaum Wellengang zeigte, die paar Enten, die in aller Ruhe umherschwammen, der leichte Wind, der sich im Ufergebüsch fing und leise in den Ästchen und Zweigen säuselte... und das kleine Mädchen, das am Ufer spielte. Es war zwar ärmlich gekleidet, als sei es die Tochter eines kleinen Bauern, der nur mit Mühe sein tägliches Brot verdiente, aber es war fröhlich und ausgelassen. So machte es als einziges Geschöpf Lärm. Auch wenn die Natur ringsum überhaupt nicht darauf reagierte. Als würde sie es nur mit gelassenem Wohlwollen registrieren.

    Lisa schaute auf die Szene, und sie spürte dabei wieder dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust. Nicht nur, weil sie diese Szene schon so oft gesehen hatte, sie wußte gar nicht mehr wie oft. Es war schon beim ersten Mal so gewesen, auch wenn sie sich an dieses erste Mal eigentlich gar nicht mehr so recht erinnern konnte. Außer eben daran, daß sie auch damals schon dieses Gefühl verspürt hatte: Es war das Gefühl von Vertrautheit, vermischt mit Wehmut, vielleicht auch mit einer gewissen Sehnsucht, als wollte sie niemals mehr dieses Bild loslassen.

    Kein Wunder, daß ich so oft dieser Szene beiwohne! dachte sie unwillkürlich: Dieses Gefühl führt mich jedesmal aufs neue hin.

    Aber da sie die Szene schon so oft gesehen hatte, wußte sie auch, wie sie enden würde, obwohl sie alle Gedanken daran verdrängte. Sie wollte sich noch nicht einmal darüber wundern, wieso sie so unbeteiligt der Szene beiwohnen konnte, dabei jedes Detail mit den Augen regelrecht aufsaugend, und wie es denn möglich war, daß sich dieses hier immer wieder abspielen konnte. Sie schaute jetzt einfach nur noch hin und erfreute sich an dem kleinen Mädchen, das einmal dahin und einmal dorthin lief, mit einer Leichtigkeit, als könnte es niemals ermüden. Die Kleine pflückte ein paar wunderschöne Feldblumen, die in ihrem kleinen Händchen erschienen, als wären sie ein Teil von ihr, als wollten sie zu den strahlenden Augen passen.

    Das kleine Mädchen wählte die Blumen sehr sorgfältig aus, und Lisa wußte unwillkürlich, daß dieser kleine Strauß für die Mutter gedacht war. Sie lächelte bei diesem Gedanken. Die Mutter...

    Und an dieser Stelle geschah es - wie schon so oft! Plötzlich waren da noch andere Geräusche, die zu den Ohren des Kindes drangen und es einhalten ließen.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    postmaster@alfredbekker.de

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    Erbin des Fluches: Mitternachtsthriller

    Carol East

    Erbin des Fluches: Mitternachtsthriller

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    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    Lisa schaute auf die Szene, und sie spürte dabei wieder dieses seltsame Gefühl in ihrer Brust. Nicht nur, weil sie diese Szene schon so oft gesehen hatte, sie wußte gar nicht mehr wie oft. Es war schon beim ersten Mal so gewesen, auch wenn sie sich an dieses erste Mal eigentlich gar nicht mehr so recht erinnern konnte. Außer eben daran, daß sie auch damals schon dieses Gefühl verspürt hatte: Es war das Gefühl von Vertrautheit, vermischt mit Wehmut, vielleicht auch mit einer gewissen Sehnsucht, als wollte sie niemals mehr dieses Bild loslassen.

    Kein Wunder, daß ich so oft dieser Szene beiwohne! dachte sie unwillkürlich: Dieses Gefühl führt mich jedesmal aufs neue hin.

    Aber da sie die Szene schon so oft gesehen hatte, wußte sie auch, wie sie enden würde, obwohl sie alle Gedanken daran verdrängte. Sie wollte sich noch nicht einmal darüber wundern, wieso sie so unbeteiligt der Szene beiwohnen konnte, dabei jedes Detail mit den Augen regelrecht aufsaugend, und wie es denn möglich war, daß sich dieses hier immer wieder abspielen konnte. Sie schaute jetzt einfach nur noch hin und erfreute sich an dem kleinen Mädchen, das einmal dahin und einmal dorthin lief, mit einer Leichtigkeit, als könnte es niemals ermüden. Die Kleine pflückte ein paar wunderschöne Feldblumen, die in ihrem kleinen Händchen erschienen, als wären sie ein Teil von ihr, als wollten sie zu den strahlenden Augen passen.

    Das kleine Mädchen wählte die Blumen sehr sorgfältig aus, und Lisa wußte unwillkürlich, daß dieser kleine Strauß für die Mutter gedacht war. Sie lächelte bei diesem Gedanken. Die Mutter...

    Und an dieser Stelle geschah es - wie schon so oft! Plötzlich waren da noch andere Geräusche, die zu den Ohren des Kindes drangen und es einhalten ließen.

    Mutter? rief es und legte lauschend den Kopf schief. Es schien der Kleinen durchaus klar zu sein, daß dies niemals die Mutter sein konnte, doch fragte sie noch einmal: Mutter?

    Und dann waren die Gestalten da. Sie brachen aus dem Unterholz des nahen Waldes, hoben die Arme und näherten sich dem Kind, das erschrocken zurückwich, direkt auf den breiten Strom zu.

    Nein! wollte Lisa schreien, aber kein Ton kam von ihren Lippen. Sie sah das alles so deutlich vor sich, aber niemand achtete auf sie, als sei sie eine Unsichtbare, die man nicht wahrnehmen konnte.

    Sie dachte: Paß auf und falle nicht in den Fluß!

    Dabei wußte sie doch längst, daß das kleine Kind nicht hineinfallen würde. Sie wußte, daß das Kind auch davor zurückschrecken würde, noch ehe es auch tatsächlich geschah.

    Und tatsächlich: Dem Kind wurde bewußt, daß es in diese Richtung keinen Fluchtweg gab. Es drehte knapp den Kopf und sah nach dem breiten Strom, um auch von da erschrocken zurückzuschrecken.

    Die Gestalten waren heran. Lisa konnte sich schier die Augen aus dem Kopf schauen, aber es gelang ihr einfach nicht, Einzelheiten bei diesen Gestalten zu erkennen. Als wären sie nur Schatten.

    Doch diese Schatten konnten fest und brutal zupacken. Sie zögerten keine Sekunde, nach dem Mädchen zu greifen, es freischwebend hochzuheben und dem Kind dabei den Mund zuzuhalten, um seine Schreie zu ersticken.

    Die ganze Angelegenheit nahm nur Sekunden in Anspruch. Die Gestalten verließen rennend die Szene und tauchten im Wald unter, wo sie hergekommen waren. Das zappelnde Kind nahmen sie mit.

    Und es vergingen nur ein paar wenige weitere Sekunden, bis eine Frau die Szene betrat, von der Lisa auch keine Einzelheiten erkennen konnte, obwohl sie von irgendwoher wußte: Dies ist die Mutter der Kleinen.

    Die Gestalt schaute sich alarmiert um und fragte mit einem Beben in der Stimme: Lisa? Und sie lief zum Fluß, schaute dort nach: Lisa? Und dann: Mein Gott, Lisa ist verschwunden. - Sie fiel in den Fluß. Sie erhob ihre Stimme und schrie: Hilfe! Rettet meine Lisa!

    Aber nein! wollte Lisa ihr zurufen, deine Lisa ist nicht ertrunken. Ihr werdet sie nie und nimmer finden. Sie ist im Wald, bei den Gestalten, und sie ist noch nicht weit, denn sie hört dich rufen und schreien. Aber sie kann nicht antworten, und die Gestalten nehmen sie einfach mit sich fort - für immer.

    Aber auch diesmal drang kein Laut über ihre Lippen, und im nächsten Augenblick erwachte sie.

    *

    Schweißgebadet starrte sie gegen die Decke. Ihr ganzes Inneres war total aufgewühlt. Ihre Gedanken waren das reine Chaos. Wie jedesmal, wenn sie diesen Traum geträumt hatte. Und würde es noch so oft vorkommen: Es wäre immer gleich. Sie reagierte niemals anders als mit größter Bestürzung.

    Sie fuhr hoch. Aber wieso? fragte sie sich halblaut. Wieso träume ich das immer wieder - und nun schon seit so vielen Jahren? Was ist das für ein Kind, und wieso ruft diese Mutter... meinen Namen?

    Sie warf die Decke beiseite und ließ die nackten Beine aus dem Bett baumeln. Einige Augenblicke lang blieb sie auf dem Bettrand sitzen und starrte in das Halbdunkel, das sie umgab. Die großen Gardinen waren vorgezogen und dämpften das beginnende Tageslicht. Sie schaute hinüber und sehnte sich auf einmal nach dem Licht, als könnte es ihr helfen, die chaotischen Gedanken zu überwinden.

    Lisa sprang aus dem Bett. Der Saum ihres Nachtgewandes rutschte nach unten, und nach zwei Schritten ging es ihr bis fast zu den Knöcheln, wie es sich gehörte. Auf nackten Füßen lief sie zum Fenster und zupfte die Übergardinen beiseite.

    Das Fenster war breit, mindestens zwei Meter, und es konnte sowohl im oberen Bereich, als auch im unteren Bereich mit zwei doppelt verglasten Flügeln geöffnet werden. Im Sommer, wenn es ausnahmsweise einmal etwas wärmer war, öffnete Lisa gern alle vier Flügel und trat auf den großen Balkon hinaus. Aber auch wenn sie das nicht tat, konnte sie durch das geschlossene Fenster über die Brüstung hinwegschauen und ihre Blicke in weiter Ferne verlieren lassen. Denn das Schloß, in dem sie wohnte, stand auf einem Hügel, und der herrliche Anblick von bewaldeten Nachbarhügeln und unbewohnten Tälern dazwischen erfreute Lisa stets aufs neue. Es war ihr Zuhause. Auch wenn es ein recht gestrenges Zuhause war, denn Lisa genoß die Erziehung einer Adeligen - wenn man in diesem Zusammenhang wirklich von genießen reden konnte, denn ihre Familie legte großen Wert auf Familientradition, mit allem, was damit zusammenhing. So würde Lisa niemals so ausgelassen fröhlich sein können wie zum Beispiel das Kind in ihrem Traum.

    Sie schaute hinaus und murmelte vor sich hin: Die arme Mutter ruft das Kind Lisa, aber dieser Name ist falsch. Das Kind heißt nicht Lisa: Lisa, das bin allein ich!

    Verwirrt ob der eigenen Worte schüttelte sie den Kopf. Wie oft hatte sie sich schon gesagt, daß es doch nur ein Traum war und daß es bei Träumen nun wirklich nicht auf Logik ankam. Selbst wenn ein Traum noch so realistisch erschien: Es blieb eben ein Traum, ohne besonderen Sinn und - vor allem! - ohne Zweck.

    Sie schüttelte abermals den Kopf, als könnte sie damit die Gedanken vertreiben, die sie quälten. Sie schaute zur Morgensonne hinüber, die schräg links von ihr über den Horizont emporkroch und zu bluten schien.

    Der Vergleich ließ sie schaudern. Lisa zog hastig den Vorhang wieder vor und wandte sich ihrem Zimmer zu.

    Ihr Schlafgemach war einer Fürstentochter würdig. Es war größer als die ganze Wohnung eines mittleren Beamten, der im Dienste ihres Vaters stand.

    Lisa seufzte. Es klang entsagungsvoll - trotz dem ganzen Luxus, der sie umgab. Sie hätte doch eigentlich glücklich sein müssen. Aber dieser immerwiederkehrende Traum war doch ein Beweis dafür, daß sie gern geflohen wäre vor all diesem Luxus. Nicht, weil sie die Vorteile nicht schätzte, die ihr die Eltern boten, aber sie wäre einfach gern freier gewesen.

    Sie ließ ein wenig die Schultern hängen, als sie zum Bett zurückschlurfte. Gut, daß sie so niemand sah. Man hätte ihre Haltung sofort bemängelt und sie ermahnt, sich zusammenzureißen. Eine Fürstentochter mußte schließlich stets würdevoll und abgeklärt erscheinen. Sie durfte nur im rechten Moment den Mund öffnen, um genau das zu sagen, was man in diesem Moment von ihr erwartete.

    Oh, das alles hatte sie so satt! Sie setzte sich auf den Bettrand und schüttelte ein drittes Mal den Kopf, wenn auch diesmal aus einem anderen Grund: Sie dachte nicht mehr an den Traum. Auch hatte sich das Chaos in ihrem Innern gelegt. Der Alltag hatte sie wieder. Und sie schaute auf die Uhr des Radioweckers, der so ganz und gar nicht in diesen Raum paßte und deshalb nur über Nacht hier stehen durfte, um am Morgen von einer der Zofen weggesperrt zu werden. Ein Wunder eigentlich, daß Vater ihr diesen Radiowecker überhaupt erlaubt hatte. Nur wegen der Uhr, denn Radio durfte sie ohne Aufsicht sowieso nicht hören und dann auch nur klassische Musik und noch nicht einmal Nachrichten. Als wollte man sie von der wahren, aber allzu schnöden Welt da draußen auf diese Weise möglichst fernhalten.

    Die Zeitanzeige bewies ihr, daß sie nur noch eine Minute für sich selber hatte. Dann würden die Zofen kommen und beginnen, sie für den Tag vorzubereiten.

    Schleunigst schlüpfte sie unter die Decke zurück. Es geziemte sich nicht, die Zofen auf dem Bettrand zu empfangen. So hatte man es ihr jedenfalls beigebracht, und Lisa hatte schon längst gelernt, daß Folgsamkeit mehr als nur eine Tugend war: Sie vermied die größten Probleme, mit denen sie sich ansonsten hätte herumschlagen müssen...

    *

    Nicht die Zofen kamen, wie erwartet, weil sonst ja auch so üblich, sondern... ihr Vater! Lisa hatte Mühe, einen Entsetzenslaut zu unterdrücken. Sie zog unwillkürlich die Decke bis zur Kinnspitze hoch. Vater höchstpersönlich - und ganz allein? Und das in ihrem Schlafgemach, pünktlich zur Zeit des Weckens? Er war doch nur dann mit ihr allein, wenn es galt, sie für irgendeine Übertretung zu bestrafen, denn nur er durfte eine solche Strafe vollziehen.

    Aber dann auch noch zu einer solchen Zeit: Das war eigentlich so ungeheuerlich, daß sich Lisa in diesem Moment keine Steigerung mehr vorstellen konnte, denn es paßte zu keinem der ständig wiederkehrenden Rituale, denen sie unterworfen war.

    Aber Vater gönnte ihr nicht einmal einen Blick, geschweige denn, daß er sie gegrüßt hätte. Er schloß hinter sich sorgfältig die Tür, ohne jedoch abzuschließen, wie Lisa irgendwie erleichtert feststellte, und dann ging er an Lisas riesigem Bett vorbei zur Fensterfront. Mit einem einzigen Ruck riß er den Vorhang auf und ließ das stetig heller werdende Tageslicht herein.

    Aber er tat noch ein übriges, indem er alle vier Fensterflügel weit öffnete. Ein wenig zögerte er, als dies vollendet war. Dann wandte er sich ruckartig dem Bett und somit seiner Tochter zu, die leicht bibbernd sich an der Decke festhielt, als könnte diese ihr Schutz verleihen.

    Guten Morgen, Lisa McGyver! sagte er in seiner gestrengen Art. Seine Stirn legte sich leicht in Falten, als er ihr Gesicht musterte. Was schaut sie mich so erschrocken an? Was ist daran denn so ungewöhnlich, wenn der Vater im Gemach seiner Tochter des Morgens eintritt, um die Gardinen zu öffnen und den Tag hereinzulassen?

    Lisa wollte etwas sagen, aber dazu hatte sie viel zuviel Respekt vor ihrem Vater. Er hatte zwar zwei Fragen gestellt, aber sie war gut genug erzogen, um zu wissen, daß sie nur rhetorisch gemeint waren und keinerlei Antwort bedurften.

    Er kam näher. Du brauchst dich nicht zu fürchten, Lisa McGyver. Ich bin nicht hier, weil du Strafe nötig hättest.

    Wofür sonst? hätte sie gern gefragt, aber die Stimme versagte ihr den Dienst. Denn in der Tat: Niemand durfte die Hand gegen sie erheben, vor allem keiner der Bediensteten. So war das schon immer gewesen. Und deshalb hatte sie ihren Vater niemals liebend kennengelernt, sondern nur als gestrengen Erzieher, dem es sichtlich niemals Freude bereitete, seine eigene Tochter zu züchtigen, der dies aber stets und ohne Nachsicht tat, wann immer es erforderlich erschien. Bis zum heutigen Tag, obwohl sie doch längst zu einer reifen jungen Dame erwachsen war.

    Er nickte bekräftigend zu seinen nächsten Worten: Auch ich werde ab heute niemals mehr die Hand gegen dich erheben dürfen, denn dieser Tag ist ein ganz besonderer, denn dieser Tag ist die Vollendung deiner Reife! Du hast alles gelernt, was du wissen mußt für diesen Tag. Du hast eine vorbildliche Erziehung genossen und warst auch stets eine vorbildliche Schülerin gewesen. Ich möchte dich, meine Tochter, hiermit um Verzeihung bitten für meine Unerbittlichkeit, mit der ich dir stets begegnen mußte, aber da ich der einzige war in unserem kleinen Fürstentum, der diese unangenehme Aufgabe wahrnehmen mußte, dich zu züchtigen, wann immer es erforderlich war, durfte ich mich auch niemals davor drücken.

    Irgendwie hatten diese Worte eine entspannende Wirkung auf Lisa, obwohl die Eröffnung völlig überraschend für sie kam. In der Tat, sie hatte sich gefürchtet, bei seinem Eintreten. Vor allem, da er allein gekommen war. Denn natürlich hatte niemals jemand zugegen sein dürfen, wenn sie ihre verdiente Strafe durch seine Hand erhielt. Zwar war sie sich keinerlei Schuld bewußt gewesen, aber allein der Vorgang hatte schon etwas sehr Erschreckendes für sie gehabt. Obwohl es schon recht lange nicht mehr vorgekommen war, daß sie Strafe verdient hatte.

    Er nickte abermals, aber diesmal war dies begleitet von einem irgendwie stolzen Lächeln. - Vater war stolz auf sie, Lisa?

    Und dann wurde ihr bewußt, daß er sie zum ersten Mal direkt angesprochen hatte! ER hatte sie geduzt! Ein Du war ihr in ihrem ganzen Leben noch niemals widerfahren, und sie wußte überhaupt nicht, wie sie sich jetzt verhalten, wie sie darauf reagieren sollte.

    Stehe auf, Lisa, denn ich muß dir dringend etwas zeigen - an diesem für uns alle so äußerst wichtigen Tag!

    Er wandte sich dem offenen Balkon zu und trat hinüber.

    Lisa zögerte noch eine Weile, aber wenn Vater ihr so etwas befahl, durfte sie nicht einfach so tun, als könnte sie liegenbleiben. Und doch wagte sie einen Einwand: Aber, Vater, das geziemt sich nicht, denn ich bin im Nachtgewand!

    Das ist jetzt gleichgültig - an einem solchen Tag. Lisa McGyver, alles wird jetzt anders sein, von Stund an. All diese Mühe, all dieses Warten... Und jetzt endlich ist es soweit: Du bist gereift! Du bist nunmehr kein Kind mehr und auch keine Jugendliche, denn ab heute bist du eine erwachsene Frau! Es ist mir klar, daß dies sehr überraschend für dich kommt, aber es ist ja auch in der vergangenen Nacht erst die endgültige Entscheidung gefallen.

    Entscheidung? echote Lisa verständnislos und warf jetzt doch die Decke beiseite. Während sie aufstand, zupfte sie verlegen an ihrem Nachtgewand herum. Sie genierte sich irgendwie vor ihrem Vater, obwohl der ihr den Rücken zukehrte und keinen Blick in ihre Richtung warf. Das aber machte ihr zumindest mehr Mut, und sie näherte sich ihm auf nackten Füßen.

    Laß uns hinaustreten, auf den Balkon, Lisa. Laß uns die würzige Morgenluft genießen, und laß uns denken, es sei der Geruch der Freiheit, die noch niemals so greifbar nahe war.

    Seltsame Worte! dachte Lisa respektlos, aber sie wagte nicht zu fragen. Ihr Vater ging schon voraus. Er trat auf den Balkon hinaus und blieb an der Brüstung stehen. Mit beiden Händen stützte er sich auf die Brüstung, legte den Kopf leicht in den Nacken und sog tief und genießerisch die Morgenluft in seine Lungen, wie er es angekündigt hatte.

    Und ich soll es ihm gleichtun? fragte sich Lisa irritiert.

    Wie vorsichtig trat sie hinaus. Es war kühl an diesem Morgen, sehr kühl sogar, aber diese Kühle machte ihr nichts aus. Ihre nackten Füße klatschten leise, als sie über den gefliesten Balkonboden zur Brüstung ging, um neben ihrem Vater sich hinzustellen, die Arme auf die Brüstung zu stemmen und gleich ihm tief die Luft einzuziehen. Ja, tatsächlich, das tat erstaunlich gut, und Lisa lächelte unwillkürlich. Sie hatte ihren Vater noch niemals auch nur ähnlich erlebt, aber sie hätte nicht zu sagen vermocht, daß es sie gestört hätte. Ganz im Gegenteil: Sie wünschte sich unwillkürlich, daß Vater von nun an immer so sein würde.

    Er wandte sich ihr lächelnd zu und sagte mit einer Sanftheit, die so ungewöhnlich war bei ihm, daß Lisa regelrecht erschrak. Nicht, weil Sanftheit sie erschrecken könnte, sondern einfach nur, weil ihr Vater auf einmal absolut fremd wirkte, so völlig anders als gewohnt, als hätte sie ihn noch niemals zuvor wirklich gesehen und erlebt.

    Er lächelte und betrachtete sie wohlwollend. "Ich werde ab heute immer so sein, denn eine große Bürde ist endlich von meinen Schultern genommen, meine Lisa! Ich liebe dich als Vater wie ein Vater seine Tochter nur lieben kann. Du ahnst ja gar nicht, wie schrecklich all diese Jahre waren, in denen ich dir ein so unbarmherziger, gestrenger Vater habe sein müssen. Aber so fordert es die Tradition, meine Lisa. Wir sind von fürstlichem Geblüt ganz besonderer Art, und das bürdet uns Aufgaben auf, von denen Normalsterbliche nichts wissen, ja, noch nicht einmal etwas ahnen. Es ist nötig, daß wir so leben, daß wir so zur Disziplin erzogen werden, denn sonst wäre unser Geschlecht nicht mehr existent. Aber, das weißt du ja längst, weil wir dich dies alles gelehrt haben: Deine Familie, deine Lehrer, der ganze Hof letztlich. Eine Umgebung, die

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