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Bitten by Mistake: Das Regents Park Rudel 1
Bitten by Mistake: Das Regents Park Rudel 1
Bitten by Mistake: Das Regents Park Rudel 1
eBook358 Seiten5 Stunden

Bitten by Mistake: Das Regents Park Rudel 1

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Über dieses E-Book

Von Feindseligkeit zu sengender Leidenschaft innerhalb eines Mondzyklusses – aber kann die Verbindung überleben?
Das Rudel bedeutet für den Wolfswandler Nathan Kohl sein ganzes Leben. Er vermeidet es, Kontakte außerhalb des Rudels zu knüpfen und bevorzugt Menschen als Sexpartner nur deshalb, weil die Gefahr gering ist, sich an sie zu binden. Doch als er auf Jared Taylor trifft, wird nahezu jede Regel in seinem Leben über den Haufen geworfen.
Nach einer schlechten Erfahrung ist Jared Taylor sicher, dass er nie wieder etwas mit einem Wandler anfangen wird, egal, wie sehr derjenige ihm unter die Haut geht. Und obwohl er Nathan extrem heiß findet, kann er ihn nur als arroganten, dominanten Bastard sehen.
Ein katastrophaler Fehler zwingt Nathan und Jared dazu, bis zum nächsten Vollmond in der Nähe des anderen zu bleiben. Und es dauert nicht lange, bis sie die starke Anziehung, die zwischen ihnen besteht, nicht mehr ignorieren können. Die Leidenschaft siegt über den Verstand und ihre Beziehung geht den einen Schritt weiter, den sie beide nicht geplant haben.
Doch wenn der nächste Vollmond kommt, könnte sich alles erneut ändern …
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum10. Feb. 2019
ISBN9783960892861
Bitten by Mistake: Das Regents Park Rudel 1

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    Buchvorschau

    Bitten by Mistake - Annabelle Jacobs

    Das Regents Park Rudel

    Band 1

    Bitten by Mistake

    von Annabelle Jacobs

    Aus dem Englischen von Mia Rusch

    Impressum:

    © dead soft verlag, Mettingen 2019

    http://www.deadsoft.de

    © Annabelle Jacbos

    Titel der Originalausgabe: Bitten by Mistake

    Regent’s Park Pack 1

    Übersetzung: Mia Rusch

    Cover: Irene Repp

    http://www.daylinart.webnode.com

    Bildrechte:

    © Volodymyr Tverdokhlib – shutterstock.com

    © l i g h t p o e t – shutterstock.com

    1. Ausgabe

    ISBN 978-3-96089-285-4

    ISBN 978-3-96089-286-1 (epub)

    Inhalt:

    Von Feindseligkeit zu sengender Leidenschaft innerhalb eines Mondzyklusses – aber kann die Verbindung überleben?

    Das Rudel bedeutet für den Wolfswandler Nathan Kohl sein ganzes Leben. Er vermeidet es, Kontakte außerhalb des Rudels zu knüpfen und bevorzugt Menschen als Sexpartner nur deshalb, weil die Gefahr gering ist, sich an sie zu binden. Doch als er auf Jared Taylor trifft, wird nahezu jede Regel in seinem Leben über den Haufen geworfen.

    Nach einer schlechten Erfahrung ist Jared Taylor sicher, dass er nie wieder etwas mit einem Wandler anfangen wird, egal, wie sehr derjenige ihm unter die Haut geht. Und obwohl er Nathan extrem heiß findet, kann er ihn nur als arroganten, dominanten Bastard sehen.

    Ein katastrophaler Fehler zwingt Nathan und Jared dazu, bis zum nächsten Vollmond in der Nähe des anderen zu bleiben. Und es dauert nicht lange, bis sie die starke Anziehung, die zwischen ihnen besteht, nicht mehr ignorieren können. Die Leidenschaft siegt über den Verstand und ihre Beziehung geht den einen Schritt weiter, den sie beide nicht geplant haben.

    Doch wenn der nächste Vollmond kommt, könnte sich alles erneut ändern …

    Prolog

    London, 2010

    Die Anzahl der Gestaltwandler stieg immer weiter an und erreichte einen neuen Höchststand. In der ganzen Stadt hatten miteinander verfeindete Rudel begonnen ihre Reihen zu stärken, indem sie Menschen bissen, mit und ohne deren Einverständnis. Um die wachsende Kriminalität in der Stadt zu bekämpfen und die Ängste der Menschen zu lindern, führte die Regierung Karels Gesetz ein.

    Karels Gesetz

    Ausnahmslos alle Gestaltwandler müssen ihre DNA registrieren lassen. Eine Unterlassung wird als krimineller Akt betrachtet und den Gesetzesübertreter erwartet eine strafrechtliche Verfolgung. Ferner muss für alle neuen Bisse zuerst ein Antrag bei der Abteilung für Wandlerangelegenheiten eingereicht und genehmigt werden. Sowohl der Anwärter als auch das Rudel, in das er aufgenommen werden soll, müssen den Antrag unterschreiben. Bei Unterlassung wird die Verwandlung als nicht einvernehmlich eingestuft. Eine verbale Übereinkunft ist nicht länger rechtskräftig. Alle nicht einvernehmlichen Verwandlungen werden laut dem Gesetz der Freien Wahl von 1995 strafrechtlich verfolgt.

    Gesetz der Freien Wahl

    Wird ein menschliches Individuum ohne sein Einverständnis gebissen, so wird die Strafe des beschuldigten Gestaltwandlers von der geschädigten Partei bestimmt, unabhängig davon, ob die Verwandlung erfolgt oder nicht. Auch die Todesstrafe kann verlangt werden. Wenn es der geschädigten Partei nicht möglich ist, eine Entscheidung zu treffen, so wird die Strafe von einem Gericht festgesetzt.

    KAPITEL 1

    Jared lehnte sich gegen den Bartresen und ließ seinen Blick über die Menschenmenge schweifen. Zehn Uhr abends war in diesem Teil der Stadt für einen Freitag eigentlich noch relativ früh, aber trotzdem war der Club schon zu drei Vierteln voll. Heute Abend beeindruckte ihn niemand der Besucher besonders. Er seufzte, leerte sein Glas und drehte sich zum Barkeeper um.

    Nachdem dieser das Paar neben ihm bedient hatte, blieb er vor Jared stehen und trommelte mit den Fingern auf dem Tresen. »Noch mal dasselbe?«

    Der Mann war groß, schlank, und etwas an seiner arroganten Ausstrahlung schrie förmlich heraus: Wandler. Er war zwar heiß, aber Jared hatte kein Interesse daran, diesen Fehler noch einmal zu begehen. »Nein.« Er schüttelte den Kopf und lehnte sich nach vorn, um den Kühlschrank mit den Bierflaschen besser sehen zu können. »Mir steht der Sinn nach etwas anderem.«

    Wie er erwartet hatte, grinste der Barkeeper und zwinkerte ihm zu. »Ist das so?«

    Er flirtete ganz eindeutig mit ihm, doch Jared ignorierte es und zeigte auf den Kühlschrank. »Ja. Ich nehme ein Heineken, bitte.«

    Viele Männer und Frauen im Club hätten sich um die Gelegenheit gerissen, es mit einem Wandler zu treiben. Aber Jared gehörte nicht dazu.

    Der Typ hob zwar angesichts des mangelnden Interesses eine Augenbraue, aber sein Lächeln verschwand nicht, als er Jared die Flasche Bier reichte. »Lass es mich wissen, wenn ich sonst noch etwas für dich tun kann.«

    Jared bezahlte und prostete ihm zum Abschied halbherzig zu. »Mache ich.«

    Arrogantes Arschloch.

    Als er sich durch die Menschenmenge kämpfte, konnte er spüren, wie der Barkeeper ihm nachschaute. Leider sandte diese Tatsache ein erfreutes Kribbeln durch seinen Körper. Wie er es hasste! Es war schließlich nicht so, als würde er ihn nicht attraktiv finden.

    Hinter der Tanzfläche gab es einen kleinen Bereich mit Tischen und Stühlen und Jared drängte sich bis zu einem unbesetzten Tisch durch. Es war rappelvoll und als er sich auf einen Stuhl quetschten wollte, stieß er mit der Schulter gegen die Wand. »Fuck«, fluchte er. Obwohl es drei Jahre her war, tat es manchmal immer noch weh. Vor allem im Winter. Und es war natürlich nicht gerade hilfreich, wenn er sie sich anschlug. Jared stellte sein Bier auf dem Tisch ab, ließ seine Hand unter das T-Shirt gleiten und rieb sich abwesend die schmerzende Stelle. Er seufzte und schloss die Augen.

    »Ist der Platz noch frei?«

    Die leise, rauchige Stimme ließ Jared so sehr zusammenzucken, dass erneut gleißender Schmerz durch seine Schulter fuhr. Er riss die Augen auf.

    Der Mann, der vor ihm stand, war ziemlich groß, sicher einen halben Kopf größer als Jared mit seinen ein Meter fünfundachtzig. Er stand für seinen Geschmack viel zu nahe und ging ihm schon jetzt auf die Nerven. Jared lehnte sich zurück, um ein wenig Abstand zu gewinnen, und sah ihn misstrauisch an. »Ja, aber es wäre mir lieb, wenn das auch so bliebe.«

    »Hm, temperamentvoll. Das mag ich an Männern.« Der hochgewachsene Typ legte seine Hand auf Jareds Stuhllehne und sog kaum merklich die Luft ein.

    Wenn er ein paar Drinks mehr intus hätte, wäre es ihm wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Aber noch machte sich der Alkohol nicht bemerkbar und er verstand sofort.

    Verdammte Wandler.

    »Verpiss dich.«

    »Ich bin Nathan«, sagte der Kerl und grinste ihn selbstbewusst an.

    Jared verdrehte die Augen und nahm einen demonstrativ langsamen Schluck von seinem Bier. »Und ich bin nicht interessiert. Wärst du also so nett, jemand anderes zu belästigen?«

    Wie immer brachte diese Arroganz ihn zur Weißglut. Ständig taten die Wandler so, als könnten Menschen ihrem Charme unmöglich widerstehen, als müssten sie sich glücklich schätzen, von ihnen überhaupt beachtet zu werden. Vielleicht gab es ja irgendwo Wandler, die nicht so waren, aber Jared hatte noch nie einen von ihnen getroffen. Andererseits standen die Chancen in einem Lokal wie diesem auch nicht gerade gut, das musste er zugeben, als er sich in dem dunklen, verrauchten Club mit seinem zweifelhaften Publikum umsah.

    Nathan ignorierte Jareds Worte und ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber sinken. Die Bewegung sah viel eleganter aus als bei Jared. Kein Wunder, denn die Wolfsgene verliehen Nathan eine Art von Stärke und Geschmeidigkeit, die er nicht besaß. Er konnte den Blick nicht von Nathan abwenden, als dieser es sich auf dem Stuhl bequem machte. Nathan drehte den Stuhl seitwärts, um mehr Platz zu haben, und setzte sich dann breitbeinig hin. Schwarzer Jeansstoff schmiegte sich an seine muskulösen Schenkel und saß im Schritt ziemlich straff, was Jared vermuten ließ, dass er einiges zu bieten hatte. Obwohl er genau wusste, dass sich Nathan mit voller Absicht so hingesetzt und die Bewegung wahrscheinlich in langer Übung perfektioniert hatte, konnte er nicht anders, als seinen Schwanz anzustarren, der sich unter der Hose abzeichnete. Hitze sammelte sich in seinem Bauch, als sein Körper gegen seinen Willen reagierte. Hastig griff er nach seiner Bierflasche und nahm erneut einen Schluck, um sich zu beruhigen. Vielleicht war es Nathan ja nicht aufgefallen. Jared schluckte und schaute auf, nur um zu sehen, dass er ihn süffisant angrinste. Er wusste also Bescheid.

    Scheiße.

    »Weißt du … dein Mund sagt das eine, dein Körper das andere. Wie wäre es, wenn wir nicht lange um den heißen Brei herumreden und zu mir gehen?« Nathan setzte sich aufrecht hin und griff nach unten, um die Ausbuchtung in seiner Hose zurechtzurücken.

    Jared schaffte es diesmal, Augenkontakt zu halten, und amüsierte sich innerlich über den Anflug von Verärgerung in Nathans Blick.

    Ganz genau. Ich bin nicht so einfach zu haben, wie du denkst.

    Er grinste, als seine Selbstsicherheit zurückkehrte. Niemals würde er zulassen, dass ein Wandler die Oberhand gewann. Keine Chance. Nicht schon wieder. »Nur weil ich dir auf den Schwanz geschaut habe, heißt das nicht, dass ich dich ficken will. Ehrlich gesagt …« Er deutete mit seiner Flasche in Richtung Menschenmenge um sie herum. Die Tanzfläche hatte sich nun deutlich gefüllt und er erblickte zumindest drei Männer, die er ohne zu zögern mit nach Hause nehmen würde. »Ich sehe da einige Alternativen, die definitiv mehr mein Typ sind.« Natürlich konnte er aus der Entfernung nicht sagen, ob es Menschen oder Wandler waren, aber das war ja nicht so wichtig.

    Nathan legte den Kopf schief und musterte Jared neugierig. »Du weißt, was ich bin«, stellte er fest.

    Das war keine Frage gewesen, aber Jared antwortete trotzdem. »Ja, weiß ich.«

    »Und du versuchst immer noch so zu tun, als wärst du nicht interessiert.«

    Er ballte seine Hände zu Fäusten. Ob er sich für das nächste Mal ein T-Shirt drucken lassen sollte, auf dem Ich treibe es nicht mit Wandlern stand? Andererseits würden sie es vielleicht als Herausforderung ansehen und sich noch mehr ins Zeug legen, so wie dieser hier. »Hör zu. Ich kann nicht leugnen, dass ich dich attraktiv finde, aber entgegen der verbreiteten Annahme, gibt es immer noch ein paar Menschen, die sich nicht automatisch bücken, sobald ein Wandler mit den Fingern schnippt.«

    Er erhielt als Antwort nur eine hochgezogene Augenbraue. Ein paar Sekunden vergingen, in denen Nathan seine Arme auf dem Tisch abstützte und Jared weiterhin musterte. Er ließ es ungerührt zu. Was auch immer Nathan sah, es würde nichts an der Tatsache ändern, dass er von Wandlern die Finger ließ. Egal, wie heiß sie waren. Obwohl Jared zugeben musste, dass dieser sogar noch heißer war als alle, denen er zuvor begegnet war. Groß, breitschultrig und muskulös. Manche Wandler übertrieben es und verlangten ihren ohnehin schon athletischen Körpern alles ab, wodurch sie unnatürlich aufgepumpt aussahen, als nähmen sie Steroide. Nicht gerade sein Geschmack. Nathan allerdings mit seinem unordentlichen schwarzen Haar und den blitzblauen Augen war exakt Jareds Typ. Wenn er ein Mensch wäre, dann wären sie wahrscheinlich schon im Bett. Oder zumindest auf dem Klo mit den Jeans in den Kniekehlen. Aber Nathan war kein Mensch.

    »Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, damit du es kapierst. Du verschwendest deine Zeit bei mir. Und außerdem ruinierst du meine Chance, heute noch jemanden aufzureißen. Würdest du dich also freundlicherweise verziehen?«

    Unerwarteterweise veränderte sich Nathans Verhalten innerhalb einer Sekunde, als hätte er seine Arschlochfassade abgelegt. Seine Miene strahlte plötzlich Aufrichtigkeit aus und auch das Lächeln, das er ihm zuwarf, wirkte ehrlich. »Sorry«, sagte er und deutete in Richtung Menschenmenge. »Die meisten Leute wollen es mal mit einem Wandler treiben. Der Reiz des Neuen.«

    »Muss ja schrecklich sein.« Jared konnte keinerlei Mitgefühl aufbringen. Und er kaufte Nathan die abrupte Veränderung nicht ab. Überhaupt nicht.

    Zumindest widersprach Nathan nicht. Er zuckte mit den Schultern. »Ich hab ja nicht gesagt, dass es mich stört. Sex ist Sex. Aber sie erwarten eben ein bestimmtes Verhalten und ich habe mir das so antrainiert, dass ich es schwer wieder loswerde.«

    Jared verengte die Augen. Es war nicht so, dass er Nathan auch nur ansatzweise vertraute, denn wahrscheinlich war das ebenso bloß ein Haufen Mist, um ihn zu verunsichern, aber der plötzliche Sinneswandel machte ihn neugierig. Er wusste, dass er nicht schlecht aussah, aber der ganze Club war voll mit heißen Leuten, die absolut nicht abgeneigt wären, weil sie nicht dieselben Vorbehalte hatten wie er. Warum ließ Nathan also ausgerechnet bei ihm nicht locker, wenn er sich mühelos jemand anderes aussuchen könnte? »Warum sitzt du immer noch hier, wenn du verdammt genau weißt, dass ich nicht auf deine Masche hereinfalle?«, fragte er.

    »Weil ich … Scheiße, tut mir leid.« Nathan hielt einen Finger hoch, als würde er kurz auf die Pausetaste ihrer Unterhaltung drücken, und fischte sein Handy aus der Tasche.

    So verdammt unhöflich.

    Er hielt das Handy ans Ohr. Wer auch immer am anderen Ende sprach, Nathans Gesichtsausdruck verdüsterte sich innerhalb von Sekunden.

    Jared konnte durch die schweren Bässe, die durch den Club dröhnten, absolut nichts verstehen, und das brachte ihn zur Weißglut. Er nippte weiter an seinem Bier und verfluchte die Tatsache, dass er unbedingt wissen wollte, was Nathan gerade fast gesagt hätte. Und das, obwohl er ihm so fürchterlich auf die Nerven ging. Weil ich , hatte er seinen Satz begonnen. Weil was? Pah. Jared pulte das Etikett von seiner Bierflasche und hasste sich dafür, dass es ihn interessierte.

    »Ich muss gehen.« Nathan stand auf und erst, als Jared aufsah, wurde ihm klar, dass er ihn angesprochen hatte.

    »Was? Aber …« Jared verschluckte den Rest des Satzes.

    Warum versuche ich ihn aufzuhalten? Lass ihn gehen, verdammte Scheiße.

    »Sorry.« Nathan drehte sich um und war innerhalb von Sekunden in der Menschenmenge verschwunden.

    Jared starrte ihm fassungslos nach. »Fuck.« Erleichterung war eigentlich das Einzige, was er nun fühlen sollte. Warum also blieb diese quälende Neugier in ihm zurück? Egal, wie sehr er versuchte sie zurückzudrängen, sie verschwand nicht. »Verfickte Scheiße.« Er würde Nathan ziemlich sicher nie wiedersehen, also musste er das Gefühl einfach ignorieren, bis es von selbst verging. Es gab genug Menschen, die genauso heiß waren. Jared rutschte auf seinem Stuhl hin und her, um den Club besser überblicken zu können. Er musterte die vielen eng gedrängten Leute auf der Tanzfläche, um zu sehen, ob ihm jemand gefiel. Doch seine Gedanken wanderten immer wieder zurück zu Nathan, zu seinem Haar und diesen verdammt breiten Schultern.

    Gottverdammt!

    Jared knallte seine leere Bierflasche auf den Tisch und stand auf. Die Nacht war ruiniert, er konnte genauso gut nach Hause gehen, bevor er noch irgendetwas Dummes und Unüberlegtes tat.

    Sich am Rand der Tanzfläche vorbeizudrücken, war nicht einfacher, als sich mitten hindurchzudrängeln. Der Club war brechend voll und von allen Seiten kamen Leute in ihn hinein. Er kämpfte sich so gut wie möglich seinen Weg frei. Mehr als ein Getränk wurde über ihn vergossen, während er sich langsam dem Ausgang näherte. Als er ihn schon fast erreicht hatte, prallte jemand mit seinem ganzen Gewicht seitlich gegen ihn und brachte ihn aus dem Tritt. Bevor er zu Boden fiel, griffen starke Arme nach ihm.

    »Scheiße, bist du okay?« Der Fremde, der ihn gerettet hatte, ließ seine Hände über Jareds Arme nach oben wandern. Als er seinen Hals erreichte, hielt er inne.

    Jared, immer noch ein wenig benommen von dem Zusammenstoß, brauchte einen Moment, um zu realisieren, was passiert war. »Was zur Hölle machst du da?«, fragte er verwirrt. Er versuchte sich von dem Mann zu lösen, aber dieser verstärkte den Griff um seinen Hals ein wenig. Jared erstarrte sofort.

    »Hey, ganz ruhig. Ich will nur sehen, ob du okay bist«, sagte der Fremde sanft und beschwichtigend, doch in seinen Augen glänzte ein kalter, berechnender Ausdruck.

    »Danke, aber mir geht’s gut.« Jared versuchte angestrengt, seinen Atem und seinen Herzschlag ruhig zu halten. Diese ganze Situation war ziemlich seltsam; er wollte nicht, dass sie eskalierte. Wenn hier drinnen irgendetwas passierte, würden wahrscheinlich nicht viele Zeugen zu seinen Gunsten aussagen. Das Gesetz verlangte zwar, dass Wandler ihre DNA registrieren ließen, doch Jared hatte die dumpfe Vermutung, dass das nicht alle taten.

    Der Typ ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. »Versuch nächstes Mal besser aufzupassen«, sagte er, dann war er weg.

    Jegliche Restzweifel darüber, ob Wandler wirklich so übel waren, waren nun durch diese kleine Szene wie weggeblasen. Es war schon lange her, dass ein Wandler ihn mit seinem Geruch markiert hatte. Er fühlte sich dreckig, als wäre seine Haut befleckt worden. Je eher er nach Hause kam und duschen konnte, desto besser.

    Als er es endlich aus dem Club geschafft hatte, blieb Jared auf dem Bürgersteig stehen, um sich zu sammeln. Die Nacht war warm genug, um keine Jacke zu brauchen. Er blickte auf und sah, wie hell der Mond schien. Gestern war Vollmond gewesen. Vielleicht verhielten sich die ganzen Wandler deshalb noch seltsamer als sonst, weil sie eine Art Kater von der gestrigen Verwandlung in ihre ekelhaften Wolfskörper hatten. Jared erschauderte und drängte das Bild zurück, das vor seinem inneren Auge aufblitzte. Krallen. Zähne … Er brauchte noch einen Drink.

    Als er vor dem Club stand und überlegte, ob er lieber nach Hause gehen oder in die nächste Bar weiterziehen sollte, achtete er nicht so sehr auf seine Umgebung, wie er es hätte tun sollen. Den jungen Mann, der sich an ihm vorbeidrängte und ihm dabei die Brieftasche klaute, bemerkte er nämlich erst, als es schon zu spät war. Der Dieb begann zu rennen, als er einige Schritte entfernt war.

    »Hey!«, brüllte Jared ihm hinterher und sprintete ihm nach. Konnte der Abend noch beschissener werden?

    KAPITEL 2

    Nathan eilte mit leisen Schritten die Straße runter und fluchte vor sich hin. Der Lärm aus dem Club trat langsam in den Hintergrund, verschwand wie das Versprechen auf einen unterhaltsamen Abend. Bei diesem Gedanken musste er lächeln; er konnte einfach nie einer Herausforderung widerstehen. Wieder klingelte sein Handy. Nathan verzog das Gesicht und fischte es aus seiner Tasche. »Was?«, fragte er.

    »Wo zur Hölle bist du? Wir geben hier leichte Beute ab.«

    Nathan blickte auf. Die Anziehungskraft des Mondes war nicht mehr so stark wie gestern, brachte sein Blut aber trotzdem in Wallung. »Ich bin fast da. Wo ist Alec? Ich dachte, er sei heute für die Verstärkung zuständig.«

    »Er ist schon mit seinem Team unterwegs. Du sollst nur als zusätzliche Sicherheit da sein, bis er hier ist, also beeil dich verdammt noch mal.«

    Die Verbindung brach ab und Nathan steckte sein Handy wieder in die Tasche. Dann begann er zu laufen. Daryl hatte wütend geklungen, aber auch angespannt. Irgendetwas machte ihm Angst.

    Sie waren in einer miesen Gegend liegen geblieben, aber laut dem, was Daryl gesagt hatte, befanden sie sich auf neutralem Territorium. Solange sie in diesem Stadtviertel blieben, sollten sie sicher sein.

    Nathan lief die Garrick Street runter und mühte sich, wachsam zu bleiben. Er musste auf alles achten, was aus der Masse an Leuten in Feierlaune herausstach. Der Überfluss an Lärm und Ausdünstungen machte es schwierig, Einzelheiten herauszufiltern, aber er tat sein Bestes. Schließlich erhaschte er den schwachen Geruch seines Rudels. Nathan sog die Luft tief in seine Lungen und musste ein Knurren unterdrücken. Es roch nach Angst und Panik.

    Daryls Lieferwagen stand etwa in der Mitte der King Street. Die Sackgasse machte Nathan nervös, denn dadurch hatten sie weniger Optionen, falls eine Flucht nötig werden sollte. Nicht der beste Ort, um liegen zu bleiben. Er hielt sich nahe an den Geschäften, die die Straße säumten, als er in Richtung Lieferwagen eilte. Seine Sinne arbeiteten auf Hochtouren. Auf den ersten Blick wirkte es zwar nicht so, als wäre irgendetwas falsch oder seltsam, aber er hatte ein mieses Gefühl bei der Sache.

    Die Menschen wichen ihm aus. Auch die Betrunkenen schienen instinktiv zu wissen, dass er gefährlich war. Es war heutzutage nicht unüblich, auf der Straße einem Wandler zu begegnen, doch die Menschen wussten nicht, wie viele von ihnen wirklich umherstreiften. Sie trugen ja keine Marke, auf der Wandler stand. Nathan wusste, wie viele sie waren. Genau wie die anderen seines Rudels. Die Stadt war in Reviere eingeteilt. Jedes Rudel hatte sein eigenes Revier, aber es war in London so gut wie unmöglich, sich nie in die Quere zu kommen. Deshalb gab es die Übereinkunft, dass bestimmte Rudelmitglieder zu bestimmten Zeiten die Reviergrenzen überschreiten durften. Manche Stadtviertel waren neutral: Covent Garden, Soho, die Oxford Street, alles erstklassige Gegenden, bei denen man sich darauf geeinigt hatte, dass sie allen gehörten. Wenn jemand versuchte sie für sich zu beanspruchen, würden sich alle anderen zusammenschließen und geeint dagegen vorgehen. Es war das Risiko nicht wert, es auch nur zu versuchen.

    Daryl stand an den Lieferwagen gelehnt da und rauchte eine Zigarette. Er war etwa so groß wie Nathan und ähnlich gebaut, doch sein rasierter Kopf ließ ihn zehnmal so gefährlich erscheinen. Auf die meisten Leute hätte er sicherlich ruhig und gelassen gewirkt, wie er so dastand und wartete, vielleicht sogar gelangweilt. Aber Nathan bemerkte seine verkrampften Schultern und die pochende Ader an seinem Hals, die seinen hohen Puls verriet. Daryl streifte ihn mit einem flüchtigen Blick, als Nathan nur noch ein paar Schritte entfernt war, und nickte ihm zu. »Nate.«

    »Daryl«, gab er zurück und musterte den Lieferwagen.

    Die Seitentür wurde aufgezogen. Ben sprang heraus und gesellte sich zu ihnen. Als Beta war Daryl Cam unterstellt, dem Alpha ihres Rudels. Ben gehörte zu Daryls Einheit.

    »Wie lange, bis Alec hier ist?«, fragte Nathan.

    »Zehn Minuten.« Ben ließ seinen Blick zwischen ihm und Daryl hin und her schweifen. Er war einen Kopf kleiner als die beiden. Seine blonden Locken und die Grübchen in den Wangen verliehen ihm ein engelhaftes Aussehen, was nicht weiter von der Wahrheit hätte entfernt sein können. Nathan hatte mit eigenen Augen gesehen, wie er beim letzten Kampf einem anderen Wandler die Kehle herausgerissen hatte. Er stutzte. Warum brauchten sie eigentlich ihn als Verstärkung, wenn Ben bei Daryl war?

    Ein Vorderreifen des Lieferwagens hatte einen Platten. Nathan ging an Ben und Daryl vorbei, um dagegenzutreten. »Warum habt ihr ihn nicht gewechselt?«

    »Oh, warum sind wir darauf bloß nicht gekommen?«, fragte Daryl sarkastisch und verdrehte die Augen. Er zeigte mit seinem Daumen über die Motorhaube. »Auf der anderen Seite genau dasselbe.«

    »Fuck«, zischte Nathan. Ein Platter, das konnte schon mal passieren, aber zwei? Er sah sich auf der Straße um. Kein Wunder, dass Daryl so angespannt war. »Hast du gesehen, wer das getan hat?«

    Ben schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben versucht der Sache nachzugehen, aber nichts. Hier sind zu viele Gerüche, um sie auseinanderzuhalten.«

    Nathan nickte. Seine Wandlersinne waren auch schon komplett durcheinander und er hatte Daryl nur gefunden, weil der Geruch des Rudels ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Er würde ihn überall erkennen.

    Daryl schnippte seinen Zigarettenstummel zu Boden und trat ihn aus. »Viele Wandler unterwegs heute. Ich kann aber nicht sagen, zu welchen Rudeln sie gehören.«

    Nathan brummte zustimmend. Ein seltsamer Geruch, der ihm vage bekannt vorkam, lag in der Luft. Er meinte, ihn vorher im Club schon einmal gewittert zu haben. Doch sicher war er sich nicht, er war zu abgelenkt gewesen. »Ruf Alec noch mal an …« Ein plötzlicher Geruch überwältigte ihn förmlich. Er war viel zu stark, um ihn zu ignorieren. Sie drehten sich alle im selben Moment um. Wandler.

    »Scheiße«, fluchte Daryl so leise, dass es eigentlich nur Ben und Nathan hätten hören können. Aber Nathan glaubte ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht eines der drei Fremden zu erkennen, die sich ihnen näherten. Drei gegen drei, die Chancen waren ausgeglichen, aber kein Wandler kämpfte gerne in der Öffentlichkeit. Die Polizei hielt sich zwar aus Rudelkämpfen heraus, aber wenn Menschen verletzt oder gefährdet wurden, sah die Sache anders aus. Hier einen Kampf anzufangen mit so vielen Menschen rundherum, schrie nach Ärger.

    Das ist neutraler Boden, verdammt. Was zur Hölle ist ihr Problem?

    »Was meint ihr?«, fragte Daryl und hielt seinen Blick fest auf die drei Wandler gerichtet, die sich weiter näherten. Bald würden sie ihre Unterhaltung hören können, wenn sie es nicht schon konnten.

    »Zu viele Leute in der Nähe für einen Kampf. Mal sehen, was sie wollen.« Nathan sog die Luft ein und versuchte zu erkennen, aus welchem Rudel sie stammten, doch sie rochen merkwürdig. Irgendwie vertraut, aber auch wieder nicht. »Und außerdem, wenn sie uns ausschalten wollten, hätten sie doch mehr als drei geschickt.« Er warf einen Blick über die Schulter. Ein schwarzer Geländewagen fuhr auf sie zu und am liebsten hätte er sich geohrfeigt.

    Daryl schüttelte den Kopf. »Scheiße, Nathan. Jetzt hast du es verschrien.«

    Der Geländewagen blieb mit quietschenden Reifen vor ihnen stehen. Die Leute stoben auseinander und plötzlich war die Straße menschenleer. Sicher würden einige von ihnen die Polizei rufen. Aber es würde vorbei sein, ehe sie da war. Auf die eine oder andere Art.

    »Ein anderer Beta ist mit seiner Einheit auf dem Weg hierher. Das solltet ihr nicht tun.« Daryl erhob seine Stimme nicht, doch die Tür des Geländewagens wurde aufgerissen.

    Niemand stieg aus, aber von drinnen erklang hämisches Lachen. »Oh, wir werden mit euch fertig sein, bevor Alec kommt.«

    Daryl richtete sich in einer Drohgebärde auf, als er Alecs Namen hörte. Niemand außerhalb des Rudels konnte wissen, wer zur Verstärkung eingeteilt war. Nathan war sich nicht sicher, was besorgniserregender war: Die Tatsache, dass die fremden Wandler es wussten oder dass sie es nicht geheim hielten. Es sollte also anscheinend keine Überlebenden geben. Dass Nathan dabei war, hatten sie aber unmöglich wissen können. Es war nicht üblich, in einem neutralen Gebiet zusätzliche Verstärkung zu rufen. Vielleicht hatten sie dadurch einen Vorteil.

    Zwei Wandler stiegen aus dem Geländewagen. Ihr kaum merkliches Zögern bedeutete wahrscheinlich, dass Nathan richtig lag. Wegen ihm stand es nun drei gegen fünf, und das war für sie um einiges besser als zwei gegen fünf.

    »Ben, rüber zu Nathan. Ich nehme die im Wagen.« Nachdem Daryl die Worte ausgesprochen hatte, verwandelten sie sich.

    Nathans T-Shirt riss an den Schultern ein, als seine Knochen sich vergrößerten und verschoben.

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