Das Seenotretter-Kochbuch: Rezepte und Geschichten
Von Silke Arends
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Über dieses E-Book
Wenn andere Schiffe Schutz im sicheren Hafen suchen, fahren sie hinaus aufs offe-ne Meer, um Menschenleben zu retten: Die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Nach ihren Kräfte zehrenden Einsätzen ist es umso wichtiger, dass schnell etwas Gutes und Nahrhaftes auf den Tisch kommt. Silke Arends hat einige Seenotretter-Stationen an Nord- und Ostsee besucht und ihnen nicht nur über die Schulter in den Kochtopf geschaut, sondern auch Geschich-ten von spannenden Rettungsfahrten entlocken können. Das Resultat ist ein Koch-buch mit charmanten kulinarischen Kuriositäten, die gerade deshalb so besonders sind, weil sie mit wenig Aufwand und einfachen Hilfsmitteln auch an Bord zubereitet werden können.
Die Gerichte sind den verschiedenen Stationen der DGzRS zugeordnet. Jeder Hafen wird vorab mit einigen Informationen zur Mannschaft und zu besonderen Einsätzen vorgestellt. Anschließend folgen je 3 bis 5 – eigens von der jeweiligen Besatzung ausgewählte – Rezepte. Den Leser erwarten originelle Kombüsen-Kreationen wie das Huhn auf Dose von Helgoland. Ob Sauerkrautdorsch, Fischtorte oder Wild-schweinrolle – es kommen nur frische Zutaten zum Einsatz. Die Gerichte sind mit authentischen Fotoaufnahmen bebildert. Der Titel erscheint als fixed ebook.
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Buchvorschau
Das Seenotretter-Kochbuch - Silke Arends
HELDEN WOLLEN SIE NICHT SEIN
DIE DEUTSCHE GESELLSCHAFT ZUR RETTUNG SCHIFFBRÜCHIGER BESTEHT SEIT 150 JAHREN
1861 GRÜNDETE SICH IN DER SEEHAFENSTADT EMDEN der erste Verein zur Rettung Schiffbrüchiger, der seinerzeit Rettungsstationen auf den Ostfriesischen Inseln Langeoog und Juist betrieb. Weitere Vereine folgten, und 1865 kam es zur Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), in der die lokalen Vereine aufgingen. Heute, im Jahr des 150-jährigen Jubiläums, ist die DGzRS mit rund 60 Seenotrettungsbooten und Seenotkreuzern auf 54 Stationen entlang der Nord- und Ostseeküste und auf den Inseln präsent – ein moderner, leistungsfähiger Seenotrettungsdienst, der fortwährend mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird. Symbolträger jener Flotte sind rund 14.000 Sammelschiffchen, die auf den Schiffen der DGzRS, aber vor allem dort anzutreffen sind, wo sie kein Wasser unter dem Kiel haben. Im ganzen Land werben sie für die DGzRS und demonstrieren zugleich die Unabhängigkeit des allein durch Spenden finanzierten Rettungswerkes, dessen Schirmherr der Bundespräsident ist.
Der »Gesellschafts«-Gedanke vereint rund 180 fest angestellte und mehr als 800 freiwillige Seenotretter, die dann hinausfahren, wenn andere Schiffe Schutz in den Häfen suchen – allzu oft mit dem Sturm als Begleiter und dem Wissen, einen harten Kurs gegen die Zeit einschlagen zu müssen. Und das an 365 Tagen im Jahr. Der Alltag auf den Schiffen der DGzRS-Flotte ist dabei so unwägbar wie die Launen des Meeres. So ist es nicht verwunderlich, dass kaum eine Stunde vergeht, in der nicht die Funkgeräte krächzen und die Mannschaften ihren nächsten Einsatz erwarten. Seit Gründung der DGzRS anno 1865 haben die Retter rund 82.000 Menschen aus Seenot geborgen oder aus lebensbedrohender Gefahr befreit. Jährlich werden viele hundert Personen gerettet, oder es wird ihnen in Notsituationen geholfen. Einsatzleitung und Koordinierungsstelle solcher Seenotfälle ist die Seenotleitung Bremen – das »Maritime Rescue Coordination Centre« (MRCC) Bremen.
Helden wollen die Seenotretter nicht sein. Sie machen ihren Job nur besser als andere. Der Neuharlingersieler Vormann Wolfgang Gruben hat die Maxime seiner Kollegen in drei Sätzen zusammengefasst: »Seenotrettung muss sein. Wir können das. Wir machen das.« Umso wichtiger ist es, dass die Rettungsleute nach einem anstrengenden Einsatz gemeinsam unter Deck sitzen und die Geschehnisse Revue passieren lassen. Was dabei auf den Tisch kommt, dient dem Erfahrungsaustausch, dem Miteinander und auch dem leiblichen Wohl. Silke Arends hat die Mannschaften auf den Kreuzerstationen entlang der Nord- und Ostsee besucht und mit ihnen in die Koch- und in die Logbücher geschaut. Lesen Sie von spannenden Rettungsfahrten und charmanten Kombüsenkuriositäten, und lassen Sie sich inspirieren von Bordrezepten wie »Sassnitzer Blechdorsch«, »Huhn auf Dose«, »Fischtorte«, »Kohlpudding Dithmarscher Art«, »Matjes mit Jacob-Pauls-Stipp« oder »Fischsuppe Nis Randers« – allesamt maritime und regionale Leckereien, die in den Häfen und auch unterwegs zubereitet werden, denn die hauptamtlichen Seenotretter (die Nautiker in den roten und die Maschinisten in den grünen Hosen) legen mit ihren Kreuzern oft mehr als 70.000 Seemeilen im Jahr zurück. Dass das Essen deshalb selbst an Seemannssonntagen kalt werden kann, muss einen nicht wundern.
Journalistische Neugierde: Silke Arends wagte den Sprung in die Weser. Ulrich Fader half zuvor dabei, den Überlebensanzug fachmännisch zu verschließen. Aus dem »Rettungsmanöver« im Juli 1997 wurde eine dauerhafte Freundschaft zu den Seenotrettern und ihrer Arbeit.
VORWORT
SOS – »SAVE OUR SOULS« UND »SENF ODER SAHNE«
ALS AUTORIN DES »SEENOTRETTER-KOCHBUCHES« habe ich in einem Sommer insgesamt 14 Stationen der DGzRS an Nord- und Ostsee besucht. Eine unvergessliche Zeit, in der ich viele warmherzige Menschen getroffen und eine Menge über das Leben erfahren habe. Ich habe unerschrockene Männer kennengelernt, die sich in den Dienst der Seenotrettung stellen und ihr Handwerk beherrschen – im wahrsten Sinne des Wortes erfahrene Männer, die die Herausforderungen der See annehmen und dabei nicht fragen, was sie jenseits des Horizonts erwartet. Nautiker in roten und Maschinisten in grünen Hosen. Sie alle retten Leben.
Rückblickend ist es 18 Jahre her, dass ich das erste Mal mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Berührung kam. Seit damals habe ich sehr viel über die Gesellschaft geschrieben.
Der ersten Begegnung mit der DGzRS im Juli 1997 ging kein Schiffbruch voraus, sondern journalistische Neugierde. Auf der Suche nach einem Reportagethema hatte ich mit der Zentrale in Bremen Kontakt aufgenommen und einen Besuchstermin an Bord der HERMANN RUDOLF MEYER vereinbart. Es war ein erstes, aber nachhaltiges Kennenlernen mit feuchtfröhlichen Folgen in der Wesermündung. Dass es dazu kommen würde, hatte ich mir an jenem Morgen, als ich in Ostfriesland losgefahren war, nicht träumen lassen. Faktisch erschien ich aber eine Stunde zu spät am verabredeten Treffpunkt in Bremerhaven, denn ich hatte die Entfernung schlichtweg unterschätzt.
Als Entschuldigung für meine verspätete Ankunft an Bord habe ich in die Männerrunde gelächelt und eher beiläufig angeboten, dass ich ja mal als Rettungsperson fungieren könne – gewissermaßen als Entschädigung für das »Zuspätkommen«. Die Mannschaft lächelte zurück, man machte Kaffee und ließ mir Zeit, meine Fragen zu stellen. Ich war – nach dem unglücklichen Auftakt – froh, dass alles doch noch so vortrefflich geklappt hatte und wollte mich gerade herzlich verabschieden, als Ulrich Fader prompt einen Überlebensanzug hervorholte und ein paar viel zu große Stiefel. Er half mir charmanterweise in die wasserfeste Garderobe – und ich durfte entsprechend »präpariert« in die Weser springen. Man hat mich routiniert »gerettet«. Ulrich Fader ist mir dann viele Jahre später wieder begegnet – als Vormann auf der MEYER. Ich habe mit seiner Mannschaft gesprochen, habe fotografiert und unter »vormännischer« Anleitung in der 5-Sterne-Kombüse gekocht – und ich habe u. a. erfahren, was »Steuerbord-und-Backbord-Gemüse« ist. Nämlich (grüne) Erbsen mit (roten) Möhren. Toll! Ein wunderbares Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, wenn man sich mehrfach im Leben trifft.
Entstanden ist aus allen Bordbesuchen ein Buch mit Rezepten und Geschichten, das von spannenden Rettungsfahrten und charmanten Kombüsenkuriositäten erzählt. Ein Buch, in dem, so hoffe ich, viel von dem drin steckt, was beim »making of« entstanden ist – vor allem viel von der Neugierde auf jene Menschen, die dann aufs Meer hinausfahren, wenn andere den sicheren Hafen suchen. Männer, die sich im Team beweisen müssen und sich nach stürmischen Einsätzen wohl auf nichts mehr freuen als auf eine heiße Mahlzeit!
SOS – das internationale Seerufzeichen »Safe our Souls« bekam für mich während meiner Reise entlang der Nord- und Ostseeküste neben seiner eigentlichen Bedeutung eine zweite, kulinarische Auslegung: SOS – Senf oder Sahne! Aber vor allem heißt die Botschaft: DGzRS – einsatzbereit an 365 Tagen im Jahr!
Bettina Tietjen und Silke Arends trafen sich in Hamburg.
Schauplatz: die Kombüse des Eisbrechers STETTIN im Museumshafen Ovelgönne.
EINE »BOOTSCHAFTERIN«, DIE GERNE KOCHT!
SEIT 2009 ist die bekannte Journalistin und Fernsehmoderatorin Bettina Tietjen »Bootschafterin« der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
»Hochachtung« ist das Wort, das ihr zuerst in den Sinn kommt, wenn sie die Arbeit der Seenotretter beschreibt. Oft ist sie selbst am Meer und weiß, wie schnell das Wetter umschlagen kann und die See tückisch wird. »Ich habe großen Respekt vor dem Mut der Männer, dann in den Sturm rauszufahren!«
Da Bettina Tietjen gerne kocht, hat sie ohne zu zögern zugesagt, im neuen Seenotretter-Kochbuch dabei zu sein und dafür einige Rezepte zur Verfügung zu stellen. »Ich bereite am liebsten das zu, was einigermaßen schnell geht und dennoch eine