Seeschlachten des 1. Weltkriegs - Coronel
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Buchvorschau
Seeschlachten des 1. Weltkriegs - Coronel - Jürgen Prommersberger
SEESCHLACHTEN DES
1. WELTKRIEGS
Coronel 1914
KAPITEL 1 - DIE VORGESCHICHTE
Seit dem Amtsantritt von Kaiser Wilhelm II versuchte das Deutsche Reich immer mehr seine Seestreitmacht auszubauen. Spätestens mit dem Stapellauf der englischen HMS Dreadnought wurden viele Schlachtschiffdivisionen in allen Marinen der Welt plötzlich mit einem Mal zum alten Eisen. Der Vorsprung der Royal Navy schien nicht mehr so groß und Deutschland versuchte Anschluss zu gewinnen.
Dazu kam der Versuch des Deutschen Reichs, sich wie die anderen großen europäischen Großmächte auch, ein weltumspannendes Kolonialreich aufzubauen. Erfolge stellten sich vor allem in Afrika ein, doch auch in Asien und im Pazifik konnte des Kaisers Traum von einem Platz an der Sonne verwirklicht werden. Zum Verständnis der damaligen Zeit gehörte es auch, auf allen Meeren der Welt Flagge zu zeigen. Daher unterhielt das Deutsche Reich in Fernost ein Kreuzergeschwader. Den Oberbefehl über das Ostasiengeschwader hatte bei Kriegsausbruch Vizeadmiral Graf von Spee.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges lag Spee mit seinem Flaggschiff Scharnhorst und der Gneisenau in Pohnpei, das damals Ponape hieß – mitten in der Südsee, aber weit entfernt von beiden Stützpunkten und den Seewegen im Pazifischen Ozean. In der Furcht vor einem Angriff der Kaiserlich Japanischen Marine auf Tsingtau und der Australia (*1), dem Flaggschiff der neuen Royal Australian Navy, konnte Spee nur nach Westen in den Indischen Ozean oder nach Osten in Richtung Südamerika ausweichen. Über Radio mit Yap und von dort über Seekabel mit Tsingtau in Kontakt, blieb Spee bis zum 6. August 1914 in Pohnpei. Von Honolulu stieß die Nürnberg zu den beiden Schiffen. Vom 11. bis 13. August in Pagan, wurde der Verband durch die Emden, Prinz Eitel Friedrich und einige Versorgungsschiffe verstärkt. Nachschub und besonders Kohle waren knapp. In ebendiesen Tagen wurde die Radiostation auf Yap zerstört, was Spee und seine Schiffe vollends isolierte. Auf dem Marsch zu den Marshallinseln wurde die (berühmt gewordene) Emden in den Indik, die Nürnberg zurück nach Honolulu geschickt; sie sollte den Hauptverband der Royal Navy ausfindig machen. Auf den Marshallinseln stieß der Hilfskreuzer Cormoran zum Verband. Spee erfuhr vom befürchteten Kriegseintritt Japans (das am 16. August der Entente beigetreten war). Den britischen Seehandel konnte er nun nur noch an der Westküste Amerikas stören.
Am 29. August machte er sich auf den Weg nach Fanning Island, um die Nürnberg zu treffen. Cormoran und Prinz Eitel Friedrich wurden entlassen. Über Deutsch-Samoa und Tahiti lief die Scharnhorst zu den Marquesas, wo sie aufproviantieren konnte. Auf dem Marsch zur Osterinsel konnte am 3. Oktober Funkverbindung mit der Leipzig und der Dresden hergestellt werden. Spee befahl sie zur Osterinsel, wo sich die Schiffe seines Geschwaders trafen.
(*1) HMAS Australia
Ein Bild des neuen australischen Schlachtkreuzers, der allen deutschen Schiffen an Geschwindigkeit und Bewaffnung deutlich überlegen war
Aus dem Pazifik kommend, hielt sich das deutsche Geschwader vom 12. bis zum 18. Oktober in der Cook’s Bay von Hanga Roa auf der chilenischen Osterinsel auf. Außer den fünf Kreuzern (die Leipzig war erst am 14. Oktober aus Mexiko kommend eingetroffen) gehörten die Versorgungsschiffe Baden, Titania, Göttingen, Yorck, Amasis, Anubis und Karnak zu Admiral Spees Streitmacht. Nach dem einwöchigen Kohlenbunkern wurden die leeren Kohlenschiffe Anubis und Karnak entlassen. Das restliche Geschwader steuerte an Sala y Gómez vorbei mit 10 Knoten Fahrt in Richtung chilenischer Küste. Bei einer Kommandantensitzung am 24. Oktober teilte Spee seinen Entschluss mit, den Gegner zum Kampf zu stellen und auszuschalten, um in den Atlantik durchzubrechen.
Am 26. Oktober kohlten die deutschen Kreuzer an der Westseite der Insel Mas Afuera. Um die Royal Navy heranzulocken ließ Graf Spee ausschließlich die Leipzig die Funkstille brechen, um den Eindruck zu erwecken, sie sei allein.
Und die Royal Navy war nicht weit. Konteradmiral Cradock war Anfang September zum Befehlshaber einer britischen Kreuzergruppe vor der brasilianischen Küste ernannt worden. In den Wochen bis zum Aufeinandertreffen der beiden Geschwader äußerte er gegenüber der Admiralität mehrfach seine Bedenken hinsichtlich der numerischen Unterlegenheit seiner Schiffe, stieß jedoch beim Ersten Lord der Admiralität (Marineminister) Winston Churchill auf taube Ohren. Am 21. Oktober verließ er mit seinen Schiffen Port Stanley und fuhr durch die Magellanstraße in den Pazifik. Ab dem 26.