Der Weideratgeber: Anlage, Pflege, Nutzung
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Buchvorschau
Der Weideratgeber - Birgit van Damsen
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Pferde sind Grasfresser
Pferde grasen sehr wählerisch.
Der Urahn unserer heutigen Pferde, das Eohippus, lebte noch in Wäldern und ernährte sich von Blättern, Früchten und Samen. Erst als sich im Verlauf der Evolution das Klima änderte und die Regenwälder den Gras- und Buschsteppen wichen, passte sich das Urpferdchen an und wurde zum Grasfresser. Dieser Umstellung vom Laub- zum Grasfresser gingen Veränderungen des Kauapparates und des Verdauungstraktes voraus, die dem Pferd die Aufnahme und Verdauung größerer Mengen faserreicher Nahrung ermöglichten.
Die Nahrungsansprüche und das Verdauungssystem der Pferde haben sich bis heute nicht verändert. Noch immer stellen Gras und seine Produkte wie Grasschnitt, Heu oder Grassilage die Hauptbestandteile des Pferdefutters dar. Anstelle der ausgedehnten Grassteppen jedoch, auf denen frei lebende Pferde unbegrenzt Platz hatten und ihr eher karges Futter selbst suchen mussten, stehen den Pferden heute vom Menschen angelegte, relativ kleine Weideflächen mit nährstoffreicheren Futterpflanzen zur Verfügung. Das spezifische Fressverhalten der Pferde mit vermehrtem Umherstreifen und selektivem Grasen, das heißt Auswählen wertvoller Gräser und Kräuter sowie Verschmähen und Verkoten nicht schmackhafter Weidepflanzen, erfordert gewisse Pflege- und Düngemaßnahmen.
Ohne diese Arbeiten würden die Weiden rasch pferdemüde und zumindest zum Zweck der Nahrungsaufnahme auf die Dauer unbrauchbar werden.
Wer als Pferdehalter in Eigenregie gekauftes oder gepachtetes Weideland fachgerecht bearbeiten möchte, benötigt hierfür unbedingt ausreichende Kenntnisse zur Pflege und Düngung von Pferdeweiden. Fundiertes Grundwissen ist aber auch erforderlich, wenn der Pferdehalter einen Landwirt mit der Bearbeitung der Weideflächen beauftragt. Denn die meisten Landwirte sind auf Ackerwirtschaft oder Rinderhaltung spezialisiert und wenig oder gar nicht mit den Ansprüchen von Pferden vertraut. Deshalb muss der Pferdehalter die Arbeit des Landwirts zumindest beurteilen, einschätzen und gegebenenfalls korrigieren oder ergänzen können. Darüber hinaus ist der Pferdehalter für eine verletzungsund ausbruchsichere Einzäunung, die Installation anderer notwendiger Weideeinrichtungen sowie die auf seinen Pferdebestand abgestimmte Nutzung der Weideflächen verantwortlich, um die Gesunderhaltung seiner Pferde gewährleisten zu können.
Dieses Buch gibt einen Überblick aller erforderlicher Weidearbeiten, nennt die wichtigsten Weidepflanzen, gibt Auskunft über für Pferde geeignete Weidestandorte sowie über Pacht und Kauf von Weideland, erstellt Kriterien und Anleitungen für pferdegerechte Weideinstallationen und klärt über eine ernährungs- und verhaltengerechte Weidehaltung sowie über die fachgerechte Herstellung, Beurteilung und Lagerung von aus der Weide gewonnenen Futtermitteln auf. Ergänzt werden die Texte mit praktischen Tipps und zusätzlichen Informationen, anschaulichen Grafiken und Skizzen sowie übersichtlichen Tabellen.
2
Geeignete Weidestandorte
Der richtige Standort für die Pferdeweide hängt sowohl vom Bodentyp und der Lage des Weidelandes als auch von den spezifischen Ansprüchen des Pferdebestands bezogen auf Anzahl, Nutzung, Rasse, Temperament, Größe, Futterverwertung, Alter und Geschlecht ab.
Die Bodenbeschaffenheit des Weidelandes ist ein wichtiges Auswahlkriterium. Denn zum einen muss der Untergrund strapazierfähig und trittunempfindlich sein und zum anderen soll der Boden den Pferden ausreichend Nahrung bieten.
Grundsätzlich sind sehr trockene, meist sandige Böden zwar trittfest, dürren jedoch bei länger ausbleibendem Regen schnell aus, was Futterknappheit zur Folge haben kann. Bei nassen und schweren, meist tonigen oder moorigen Böden kommt es dagegen leicht zu Überschwemmungen und dem Schädigen der Grasnarbe durch die Pferde. Außerdem wachsen auf solchen Böden oft unerwünschte und nicht schmackhafte Weidepflanzen. Andauernde Staunässe und Matsch führen nicht selten zu Hautproblemen (Mauke) bei den Pferden. Für Pferde ideal sind eher trockene, sandhaltiger lehm- und kalkhaltige Lössböden, die zum einen sehr fruchtbar sind und zum anderen genügend Trittfestigkeit aufweisen. Dieser Bodentyp ist jedoch nicht überall vorzufinden und wird überdies vorzugsweise für die Ackerwirtschaft genutzt.
Auch die Lage muss bei der Weidewahl berücksichtigt werden. So sind Feuchtwiesen in Talsenken mit anhaltender Staunässe sowie Weideland an Gewässern oder Wäldern wegen des erhöhten Insektenaufkommens in der warmen Jahreszeit nur eingeschränkt nutzbar. Sumpfige Wiesen müssen zudem trockengelegt werden, um sie für Pferde nutzbar zu machen, was einen hohen Kosten- und Arbeitsaufwand bedeutet.
Waldkoppeln können durch eindringende Wildtiere und/oder angrenzende Jagdreviere problematisch sein. Außerdem beschädigen umfallende Bäume oder größere Äste nicht selten die Einzäunung.
Auch Hanglagen mit steilen Abhängen sind für Pferde weniger geeignet, weil auf ihnen bei Nässe sowohl Trittschäden auftreten als auch die Pferde leichter ausrutschen und sich verletzen können. Zudem kann es besonders bei Fohlen und Jungtieren zu Fehlstellungen aufgrund einseitiger Belastung kommen. Zu bedenken gilt auch, dass Hangwiesen maschinell nur schwierig oder gar nicht zu bearbeiten sind.
Weideland, das an viel befahrenen Straßen oder gar Autobahnen beziehungsweise stark frequentierten Wegen liegt, stellt höhere Ansprüche an die Hütesicherheit (Festzaun, gesicherte Weidetore, Alarmanlagen). Auch von weit abgelegenem Weideland, das nicht ständig beaufsichtigt werden kann, sollte man Abstand nehmen (Pferdediebe, Pferdeschänder!).
Gut geeignet sind dagegen flache oder leicht hügelige Lagen, am besten in Rechteckform und in der Nähe menschlicher Ansiedlungen. Ideal sind einzelne Bäume oder Baumgruppen, Windschutzhecken oder eine schon vorhandene Schutzhütte sowie eine Weidetränke.
Die Größe des Weidelandes ist in erster Linie von der Anzahl der Weidetiere abhängig. Für ein erwachsenes Großpferd liegt der Flächenbedarf bei 0,5 Hektar. Das ist aber nur eine Faustzahl, die je nach Rasse, Größe und Temperament, Alter, Geschlecht und Nutzung der Pferde mehr oder weniger stark schwankt. So brauchen temperamentvolle und lauffreudige Rassen mehr Platz als ruhige oder träge; junge Pferde benötigen mehr Lauffläche als ältere Tiere, große mehr als kleine Pferde und Hengste mehr als Stuten oder Wallache. Auch die Nutzung der Pferde spielt beim Flächenbedarf eine Rolle. Pferde, die täglich geritten oder anderweitig