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Gutes Training schützt das Pferd: Schonende Ausbildung nach osteopathischen Grundsätzen
Gutes Training schützt das Pferd: Schonende Ausbildung nach osteopathischen Grundsätzen
Gutes Training schützt das Pferd: Schonende Ausbildung nach osteopathischen Grundsätzen
eBook320 Seiten3 Stunden

Gutes Training schützt das Pferd: Schonende Ausbildung nach osteopathischen Grundsätzen

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Über dieses E-Book

Das Skelett-, Faszien- und Muskelsystem des Pferdes hat sich über Selektion so entwickelt, dass es energieeffizient 16 Stunden lang mit tiefem Kopf grasen kann und die restlichen acht Stunden döst oder schläft. Leider wird in allen Anatomieatlanten und Auktionskatalogen das Pferd in Aufrichtung abgebildet. So wird suggeriert, dass sie die natürliche Haltung des Pferdes ist. Das ist falsch. Um diese Haltung für den Pferdekörper schadensfrei über einen längeren Zeitraum einnehmen zu können, braucht das Pferd, exterieurabhängig, zwei bis vier Jahre systematisches Training. Überspringt man notwendige Trainingsstufen, nimmt der Pferdekörper Schaden. Barbara Welter-Böller und Maximilian Welter zeigen in ihrem Buch Wege auf, wie man das Skelett-, Faszien- und Muskelsystem systematisch und schadensfrei für die sportartspezifische Anforderung vorbereitet. Auch zeigen sie Lösungen bei falschen Bewegungsmustern und orthopädischen Problemen auf.
SpracheDeutsch
HerausgeberCadmos Verlag
Erscheinungsdatum2. Dez. 2016
ISBN9783840464379
Gutes Training schützt das Pferd: Schonende Ausbildung nach osteopathischen Grundsätzen

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    Buchvorschau

    Gutes Training schützt das Pferd - Barbara Welter-Böller

    aus.

    FORM FOLLOWS FUNCTION: WARUM PFERDE SIND, WIE SIE SIND

    (Foto: Jessmine/Shutterstock)

    Die Osteopathie geht davon aus, dass die Natur das Pferd so geformt hat, dass es ohne größere Einschränkungen gesund alt werden kann. Schauen wir uns also an, wie der Pferdekörper funktioniert und welche Unterschiede es zwischen den Pferdetypen gibt.

    Osteopathische Leitsätze

    Wenn wir das Training und die Ausbildung des Pferdes unter den folgenden Gesichtspunkten betrachten und darüber hinaus über genügend Verständnis der Anatomie und Biomechanik verfügen, können Schadensmechanismen für das Pferd vermieden werden:

    1.  Die Funktion bestimmt die Struktur.

    2.  Der Körper existiert im Spannungsfeld von Stabilität und Mobilität.

    3.  Kompression ist der größte Schadensmechanismus für den Körper.

    DIE FUNKTION BESTIMMT DIE STRUKTUR

    In über 25 Millionen Jahren hat sich das Pferd vom fuchsgroßen Urpferdchen Eohippus zum modernen Pferd entwickelt. Durch Zucht und Selektion sind unsere heutigen Pferderassen entstanden.

    Immer wieder haben sich in dieser unvorstellbar langen Zeit der Entwicklung Skelett und Muskulatur an die Umweltanforderungen des Pferdes angepasst. Alles, was ihm nichts nützte, entwickelte sich zurück, anderes passte sich in Form und Größe seinen Bedürfnissen an.

    So können wir am Skelett des Pferdes und seiner Muskelverteilung, also an seinem Exterieur, ablesen, wofür gerade dieses Pferd geeignet ist.

    Kompression als Schadensmechanismus: Der Druck des Sattels hat Spuren hinterlassen. (Foto: Julie Vader/Shutterstock)

    DER KÖRPER IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN STABILITÄT UND MOBILITÄT

    Der Pferdekörper, so wie der menschliche Körper auch, lebt immer im Spannungsfeld von Mobilität (Beweglichkeit) und Stabilität. Herrscht einer dieser Parameter zuungunsten des anderen vor, wird das Pferd ineffiziente Bewegungsmuster zeigen, die den Körper zu energieverbrauchenden und gelenkschädigenden Kompensationsmechanismen zwingen.

    Das Skelett ist das stabile Element im Pferdekörper. Durch seine gelenkigen Verbindungen ist es aber auch mobil genug, um alle für das Pferd nötigen Bewegungen zu ermöglichen. Muskeln und Faszien, also das Bindegewebsnetz des Körpers, sind Bewegungsmotor und zugleich dynamische Stabilisatoren.

    Sind Mobilität und Stabilität im Gleichgewicht, ist das Pferd gesund.

    KOMPRESSION IST DER GRÖSSTE SCHADENSMECHANISMUS FÜR DEN KÖRPER

    Knochen, Muskeln und Gelenkbeweglichkeit sind trainierbar. Anders ist es mit der Kompression. Deshalb hat Andrew Taylor Still die Kompression als den Hauptschadensmechanismus für den Körper postuliert.

    Als Beispiele kann man hier die vielen und stets irreparablen degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrosen), wie z.B. den Spat oder auch die weitverbreiteten Probleme in der Sattellage, heranziehen. Eine von der Natur nicht vorgesehene Kompression einer Struktur verursacht Schäden. Sie muss zur Erhaltung der Gesundheit vermieden werden. Wenn es zur Kompression kam, muss das Pferd genügend Zeit zur Regeneration bekommen.

    Physiologie der Bewegung: Warum das Pferd geradeaus und vorwärtsläuft

    Pferde sind Energiesparer. Der Grund: Energieeffizienz hat für das Pferd in der Wildnis oberste Priorität. Nur wer über genügend Energie verfügt, kann den Winter überleben, flüchten, ein Fohlen gebären oder Stuten decken und Hierarchiekämpfe austragen.

    Das Nackenband stabilisiert die Wirbelsäule. (Grafik: Fachschule für osteopathische Pferdetherapie)

    Die Evolution hat dem Pferd also energieeffiziente Bewegungsmuster gegeben, mit denen es sich, wenn es nicht gestört wird, im Schritt oder über kurze Strecken im Trab oder Galopp fortbewegen kann. Beobachtet man Pferde in ihrer ungestörten physiologischen Bewegung, so kann man verschiedene Körperhaltungen in den Grundgangarten erkennen.

    Beginnen wir mit dem Schritt, der vom Pferd am häufigsten genutzten Gangart. Man kann beobachten, dass das Pferd mit dem Hals, abhängig von seiner Rasse und von seinem Exterieur, eine mehr oder weniger ausgeprägte Nickbewegung nach vorn und eine weniger deutliche Pendelbewegung nach jeweils rechts und links ausführt. Eine Ausnahme ist hier der Friese, der eine paradoxe Halsbewegung nach oben vollführt.

    WARUM NICKT DAS PFERD IM SCHRITT?

    Durch das Senken des Halses verlagert das Pferd seinen Schwerpunkt nach vorn. Diese Nickbewegung des langen Halses dehnt das Nackenband, das am Hinterhauptsbein ansetzt. Die erzeugte Spannung setzt sich weiterlaufend über das Rückenband fort und zieht die Dornfortsätze im Widerristbereich auseinander.

    Das Nackenband geht ins Rückenband über, das über der Brust- und Lendenwirbelsäule bis zum Kreuzbein von einem Dornfortsatz zum anderen verläuft. Der Zug des Nackenbands durch das Absenken des Kopfes spannt das Rückenband an. Dabei werden Brust- und Lendenwirbelsäule ineinandergeschoben und wie ein Stab stabilisiert. Ein Hinweis auf den nach vorn gerichteten Zug sind die nach kopfwärts zeigenden Nasen an den Dornfortsätzen.

    Der Zug nach vorn lässt die gesamte stabilisierte Wirbelsäule über das aufgesetzte Vorderbein gleiten. So entsteht die Vorwärtsbewegung durch eine Schwerpunktverlagerung und wird ökonomisiert durch das Seilzugsystem. Muskelkraft wird kaum gebraucht. Das Hinterbein folgt nur der Vorwärtsbewegung ohne Impuls und Schubkraft – Energieeffizienz pur!

    Ferner lässt sich im Schritt eine Pendelbewegung des Halses zu jeder Seite feststellen. Auch das ist energieeffizient: Pendelt der Hals z.B. nach rechts, wird das linke Vorderbein entlastet und auf die Hangbeinphase vorbereitet. Zudem wird mit der Seitbewegung der linke Oberarmkopfmuskel, der M. brachiocephalicus (alle Muskeln siehe Anatomieanhang ab Seite 159), der für die Schulterstreckung verantwortlich ist, leicht gedehnt und antwortet so mit einer stärkeren Aktion. Das Schultergelenk wird weiter gestreckt und die Bewegungsamplitude des Vorderbeins nach vorn ist größer.


    Ausprobieren

    Auch bei uns Menschen sagt man, Laufen sei ein gestopptes Fallen. Stellen Sie sich mit beiden Beinen geschlossen hin und senken Sie den Kopf weit nach vorn-unten. Nehmen Sie den Oberkörper noch etwas mit.

    Dann gibt es einen unausweichlichen Moment, in dem ein Bein nach vorn treten muss, damit Sie nicht umfallen. Wenn Sie nun in dieser Haltung der Bewegung folgen und losgehen, werden Sie merken, dass das Laufen nicht anstrengend ist.

    Um den Unterschied zu einer unökonomischen Bewegung zu spüren, stellen Sie sich noch einmal geschlossen hin. Jetzt ziehen Sie das Kinn an die Kehle (machen Sie ein Doppelkinn) und nehmen in dieser Haltung Kopf und Schultern etwas zurück. Nun laufen Sie in dieser Haltung los. Nach ein paar Schritten werden Sie bemerken, wie anstrengend die Fortbewegung „in Beizäumung" wird.

    Sie werden die Hinterseite Ihrer Oberschenkelmuskulatur und die Gesäßmuskulatur spüren. Diese Art der Muskelarbeit bedeutet immer Kraft- und Energieverlust, der für ein Pferd in freier Wildbahn lebensbedrohlich wäre. Nur in seiner ökonomischen und energieeffizienten Art kann das Pferd große Strecken ohne hohen Kraftaufwand überwinden.

    Das vegetative oder autonome Nervensystem

    Das vegetative Nervensystem ist nicht durch unseren Willen beeinflussbar. Es arbeitet selbstständig (autonom) und reguliert Herztätigkeit, Atmung, Verdauung, Stoffwechsel und, das ist wichtig, einen Anteil der Rückenstrecker. Es besteht aus drei verschiedenen Funktionssystemen:

    •  dem Parasympathikus,

    •  dem Sympathikus,

    •  und dem Darmnervensystem (hier nicht weiter besprochen).

    Der Parasympathikus versorgt vorwiegend Körperfunktionen, die der Regeneration des Organismus und dem Aufbau von Energiereserven dienen („Erholungsnerv). Der Sympathikus führt zu einer Leistungssteigerung des Organismus. Er versetzt den Körper in hohe Leistungsbereitschaft, bereitet ihn auf Angriff, Flucht oder andere außergewöhnliche Stresssituationen vor („Leistungsnerv).

    Die dorsale Kette des Pferdes (Oberlinie) wird von Nervenfasern des willkürlichen Nervensystems versorgt (Rami dorsalis), die sich mit sympathischen Fasern des autonomen Nervensystems vermischen. Das bedeutet, dass das Pferd in jeder Stresssituation mit einer Verspannung der Oberlinie reagiert. Der Kopf wird angehoben und der Rücken wird fest und durchgedrückt. Das Pferd ist fluchtbereit. Davon kann wahrscheinlich jeder Reiter ein Lied singen.


    Die Schrittfrequenz und die Amplitude werden demzufolge auch bestimmt durch die Halslänge und die Halshaltung. Einem langen geraden Hals mit einer ausgeprägten Nickbewegung nach vorn muss das Vorderbein mit einer großen Bewegung folgen, um das Gleichgewicht zu erhalten.

    INSTABILERES GLEICHGEWICHT IM TRAB

    Sieht man Pferde auf der Wiese traben, zeigen sie eine andere Körperhaltung als im Schritt. Sie tragen den Kopf etwas höher und starrer, die Nick- und Pendelbewegungen sind nicht mehr sichtbar, da die Trittfrequenz der Beine zu hoch dafür ist. In der Natur benutzt das Pferd den Trab als Fluchtgangart, und Flucht ist immer mit einer Erhöhung des Sympathikotonus (siehe Kasten) verbunden.

    Die Hals- und Rückenstrecker werden durch eine besondere Reizleitung bei Sympathikusaktivität stark angespannt. Das Pferd läuft mit vermehrter Oberlinienspannung. Die diagonale Fußung aus der Schwebephase bringt eine instabilere Gleichgewichtssituation als im Schritt mit sich, in dem die Zweibeinstütze mit der Dreibeinstütze abwechselt. So erfordert der Trab eine höhere Rumpfspannung und damit eine bessere Rumpfstabilisation, damit das Pferd sich ausbalancieren kann.

    WARUM IM GALOPP DER KOPF HOCHKOMMT

    Im Galopp müssen beide Hinterbeine unter den Körper springen. Um dies zu gewährleisten, muss sich das Pferd im Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein, dem sogenannten lumbosakralen Übergang (LSÜ), öffnen. Würde bei tiefer Halshaltung das Nacken-Rücken-Band gespannt, würde diese Öffnung verhindert. So sieht man, dass das Pferd natürlicherweise im Galopp Kopf und Hals deutlich im Takt nach oben bewegt. Das geschieht genau in dem Moment, in dem beide Hinterbeine unterspringen. Durch das Anheben des Kopfes entspannt das Pferd das Nacken-Rücken-Band und deblockiert den LSÜ. Nur so ist ein Unterspringen der Hinterbeine mit der nötigen Aufwölbung der Lendenwirbelsäule möglich. Wenn die Hinterbeine untergesprungen sind, vor allem in der Einbeinstütze hinten, senkt das Pferd den Hals und zieht so, wie im Schritt schon beschrieben, mit dem Seilzugsystem Nacken-Rücken-Band den Rumpf über das hintere Stützbein – absolut effizient und schonend für die Muskulatur der Hinterhand.

    Das passiert, wenn wir das Pferd formen

    Wenn man versteht, wie sich ein Pferd effizient und unverbrauchend in den drei Grundgangarten bewegt, erkennt man, welch starken Eingriff wir vornehmen, wenn wir es in eine andere Form bringen und darin bewegen. Man wird sicher nie ein Pferd in korrekter Längsbiegung und in Versammlung im Schritt, Trab oder Galopp frei laufen sehen.

    Das ist für das Pferd auch aus folgenden Gründen unvernünftig: Zuerst einmal blockiert die Längsbiegung das innere Auge. Für ein Fluchttier ist das eine Situation, die Stress erzeugt. Zum anderen bricht die Biegung auf der inneren Seite die Oberlinienspannung. So kann das Pferd nicht genügend Schnelligkeit für die Flucht entwickeln.

    Beschleunigungsmechanismen

    Fangen wir mit einem einfachen Beispiel an. Sie sitzen bei Ihrem Orthopäden auf der Liege und er haut Ihnen mit einem Gummihämmerchen unterhalb Ihres Knies auf die Kniescheibensehne. Ob Sie es wollen oder nicht: Ihr Unterschenkel wird sich daraufhin reflexartig strecken. Diese Situation macht ersichtlich, dass sich durch einen Dehnungsreiz auf eine Sehne Energie in ihr speichert und der dazugehörige Muskel mit einer unwillkürlichen Kontraktion antwortet. Auf das Pferd bezogen bedeutet es, dass im Schritt mit seiner Zwei- und Dreibeinstütze ohne Schwebephase die Durchtrittigkeit im Fesselkopf gering ist. Damit erfolgt die Dehnung der Beugesehne nicht stark und explosiv. Die Sehnen speichern nicht so viel Bewegungsenergie, dass das Pferd sich im Schritt von allein beschleunigt. Die diagonale Fußung im Trab mit Schwebephase bringt beim Landen des diagonalen Beinpaares, vor allem beim Vorderbein, vermehrten Druck auf den Fesselkopf. Dieser senkt sich tiefer nach hinten-unten ab, er tritt mehr durch.

    In der Einbeinstütze im Galopp sieht man den starken Durchtritt im Fesselkopf. (Foto: Rolf Kosecki)

    Die rückwärtigen Sehnen werden kurzzeitig gedehnt. Die Dehnung speichert die Dehnungsenergie. Ihre Freisetzung beugt das Fesselgelenk. Über die weiterführenden Faszienstrukturen wird das Bein dann höher angehoben als vorher. Wenn es aus der höheren Position wieder auf den Boden kommt, ist der Druck im Fesselkopf erhöht und die Sehnen werden durch die stärkere Dehnung mit einer noch größeren Bewegung antworten. So beschleunigt sich das Pferd durch seine eigenen Reflexe. Man sieht im Freilauf (vorausgesetzt, es ist genug Platz!) Pferde nicht abrupt stoppen, sondern langsam auslaufen. Wenn sie gegen ein Hindernis (Zaun) laufen und abrupt bremsen müssen, werfen sie ihr Gewicht auf die Hinterhand, um die Reflexe des Vorderbeins zu „löschen", oder drehen sich auf der Hinterhand in eine andere Richtung um. Auf jeden Fall muss das Gewicht weg von der Vorhand, um deren Beschleunigungsmechanismus stoppen zu können. Im Galopp ist dieser Beschleunigungsmechanismus durch die noch höhere Durchtrittigkeit im Fesselkopf in der vorderen und hinteren Einbeinstütze aus der Schwebe verstärkt.

    Man kann beobachten, dass Pferde, die vor dem Anreiten nicht gelernt haben, kontrollierte Übergänge von einer Gangart zur anderen und Tempiunterschiede zu absolvieren, beim Einreiten mit dem zusätzlichen Gewicht des Reiters Probleme bekommen. Im Schritt ist noch alles gut, aber sobald sich das Pferd in den Trab setzt, wird die Vorhand durch den gewöhnlich ja im Entlastungssitz (Remontesitz) sitzenden Reiter stärker belastet und der Beschleunigungsmechanismus verstärkt. Und schon geht die Reise los! Das vorher brave Pferd wird immer schneller und nicht kontrollierbar. Wenn es dann sogar in den Galopp fällt, wird es für Reiter und Pferd gefährlich, vor allem in engen Reithallen mit rutschigem Boden. Das Pferd wird unkontrolliert von seinen Reflexen „davongetragen". Diese gefährliche und verstörende Situation sollte man durch das Erarbeiten der Reflexkontrolle vom Boden aus im Vorfeld vermeiden.

    In diesem Zusammenhang wird es auch verständlich, dass es einem jungen oder nicht ausgebildeten Pferd schwerfällt, sich rückwärtsrichten zu lassen. Für das Pferd entsteht hier die paradoxe Situation, dass der Fesselkopf nachgibt und damit die hinteren Sehnen gedehnt werden, es aber den Reflex, das Bein dann nach vorn zu bringen, unterdrücken muss. Das muss ein Pferd lernen. Deswegen sind die ersten Widerstände beim Rückwärtsrichten kein Dominanzproblem, sondern ein Reflexgeschehen, mit dem man geduldig und verständnisvoll umgehen muss.

    Rassetypische Besonderheiten: Galoppform, Trabform und Kraftform

    Die Bewegungsmechanik eines Pferdes hängt stark von seiner Rasse, seinem Exterieur, seiner Selektion, seiner Nutzung und von der Bodenbeschaffenheit seines Aufzuchtgebiets ab. Man kann sinnvolle Einteilungskriterien aus der Hundebeurteilung für die verschiedenen Grundtypen der Pferde

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