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Mach mich stark!: Mit dem Clicker bis zur hohen Schule
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Mach mich stark!: Mit dem Clicker bis zur hohen Schule
eBook657 Seiten4 Stunden

Mach mich stark!: Mit dem Clicker bis zur hohen Schule

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Über dieses E-Book

Wovon träumst du, wenn du mit deinem Pferd arbeitest?
Gemeinsam außergewöhnliche Lektionen auszuführen?
Völlig freiwillig und ohne Zwänge?

Dieses Buch zeigt, wie das genau geht: vom ersten Führen und Auftrensen über neuartige Körperübungen wie den isometrischen Squat bis hin zur Hohen Schule inklusive Schulhalt, Levade und schließlich einer freien, zaumlosen Piaffe. Step-by-step und anhand von Fotoserien zeigt Dr. Dana Rindermann, wie jeder Teilschritt ganz einfach zu erreichen ist und wie man Stolpersteine von vornherein vermeidet.

Unterstützt wird sie von "Fuchsi", einer Stute, die extra für dieses Buchprojekt ausgebildet wurde und ihren Lernverlauf zeigt – vom ersten Click bis zur letzten Seite.
SpracheDeutsch
HerausgeberCadmos Verlag
Erscheinungsdatum6. Sept. 2021
ISBN9783840464959
Mach mich stark!: Mit dem Clicker bis zur hohen Schule

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    Buchvorschau

    Mach mich stark! - Cadmos Verlag

    DR. DANA RINDERMANN

    Mach mich stark!

    MIT DEM CLICKER BIS ZUR

    HOHEN SCHULE

    HAFTUNGSAUSSCHLUSS

    Autor und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

    SICHERHEITSTIPPS

    In diesem Buch sind Reiter ohne splittersicheren Kopfschutz abgebildet. Dies ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Achten Sie beim Reiten bitte immer auf entsprechende Sicherheitsausrüstung: Reithelm, Reitstiefel/-schuhe, Reithandschuhe und gegebenenfalls eine Sicherheitsweste.

    IMPRESSUM

    Copyright © 2021 Cadmos Verlag GmbH, München

    Covergestaltung: Gerlinde Gröll, www.cadmos.de

    Gestaltung-Kern und Satz: Markus Bürger

    Lektorat: Agnes Trosse

    Coverfoto: Ines von Frantzius

    Fotos im Innenteil, wenn nicht anders angegeben:

    Ines von Frantzius, Dana Rindermann

    Illustrationen: Dana Rindermann

    Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Alle Rechte vorbehalten.

    Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

    ISBN: 978-3-8404-1091-9

    DIE AUTORIN

    Hallo, ich bin Dr. Dana Rindermann. Ich bin Tierärztin und betreibe eine Fahrpraxis für Pferde-Akupunktur und innovatives Training. Promoviert habe ich über Verhaltensprobleme im Nutztierbereich.

    Verhalten ist unglaublich spannend. Darin liegt die Basis für eine effektive Ausbildung und ein tolles Miteinander.

    Das Okapi-Training® habe ich entwickelt, um Pferden und ihren Besitzern zu helfen, den Schlüssel zu ihren Fähigkeiten zu finden.

    Kladruberstute Jupiter ist sieben. Okapi-Training® ist ihr täglich Brot, seitdem sie vierjährig mit ihrer Ausbildung begann. Sie nutzt es gezielt zum Muskelaufbau, zur Versammlungsarbeit und zur Entwicklung neuer Lektionen. Sie beherrscht alle Lektionen, die du im Übungsteil findest, inklusive Piaffe, isometrischen Squat, Hinlegen und Levade, alles ganz freiwillig und ohne Equipment. Jupiter zeigt dir gerne alle Einzelschritte.

    Wir haben zusammen immer Spaß: Die Stute kann Gegenstände nicht nur apportieren, sondern auch werfen. Unser Training mit Objekten hat sich so weit verselbstständigt, dass Jupiter inzwischen mit Wachsstiften Bilder auf Leinwand malen kann. Alles ist möglich – Komm mit auf die Reise!

    WAS IST OKAPI-TRAINING®?

    Operante Konditionierung ins Alltagstraining produktiv implementieren: Okapi-Training® ist ein effektives, wissenschaftsbasiertes Pferdetraining, bei dem Pferde völlig freiwillig mitarbeiten. Okapi-Training® steht unter Markenschutz. Ausführliche Step-by-Step-Fotoserien zeigen dir, wie du mit deinem Pferd versammelnde Lektionen bis zur Hohen Schule, Tricks, die Dir das Leben leichter machen, und spaßige Übungen erarbeitest.

    VORAUSSETZUNGEN

    Voraussetzung für die Arbeit mit dem Okapi-Training® ist ein gesundes Pferd, das bereits Grundkenntnisse im Umgang mit dem Menschen hat, und umgekehrt. Wer mit Pferden arbeitet, muss seine eigenen Grenzen, die seines Pferdes und das gegenseitige Maß an vorhandenem Vertrauen einschätzen. Bist du unsicher, ob dein Pferd in der Lage ist, bestimmte Lektionen zu lernen, bitte deinen Tierarzt oder Trainer um Rat.

    SICHERHEIT

    Pferde sind große, manchmal spontan reagierende Fluchttiere. Sicherheit muss bei der Zusammenarbeit immer an erster Stelle stehen. Alle unsere Fotos sind in gesicherter Umgebung entstanden. In nicht umzäunten Arealen müssen Pferde stets ein Kopfstück tragen.

    SPRACHLICHE GLEICHSTELLUNG

    Wenn du „der Ausbilder, „der Reiter oder „der Trainer liest, ist damit gemeint: „der Ausbilder/die Ausbilderin, „der Reiter/die Reiterin und „der Trainer/die Trainerin.

    Für Flora und Gismo

    Hallo, ich bin’s …

    …dein Buch zum Okapi-Training®!

    Freiwillige Zusammenarbeit mit jedem Pferd: Dafür stehe ich.

    Ich wurde gemacht, um dir zu helfen, mit deinem Pferd zusammen alles zu schaffen, was du schon immer trainieren wolltest. Was es auch sei, was dein Pferd lernen soll – irgendwo in mir steckt die Lösung dafür.

    Konventionelles Pferdetraining besteht normalerweise darin, dass das Pferd vor allem menschliche Anweisungen befolgt. Weil es das muss. Wie wär’s mit einer Alternative, bei der dein Pferd mit Spaß und Eigeninitiative freiwillig mitarbeitet, und viiiiel schneller lernt? Einer Anleitung, die dir hilft, Schritt für Schritt ein superguter Trainer zu werden?

    Kann man ein Pferd dazu trainieren, den Reiter am Aufstieg abzuholen, wenn man es ruft? Einen Schulhalt vom Boden am zaumlosen (!) Pferd formen, dann aufsteigen und dasselbe von oben trainieren? Kann man eine Piaffe in Einzelteilen einüben, die so viel Spaß machen, dass das Pferd später ohne Kopfstück und auf Zuruf piaffiert?

    Oh ja – man kann!

    Pferdeliebe beginnt mit Wissen. Meine erste Hälfte besteht daher aus wissenschaftsgestützten Hintergrundinformationen rund ums Training und Pferdeverhalten.

    Ich zeige dir Neues aus der Forschung: In mir stecken über 150 Literaturquellen darüber, wie Pferde denken und lernen, die ich leicht verständlich und ohne Schnickschnack zusammenfasse. Völlig ehrlich beleuchte ich Techniken der Arbeit mit Pferden: Was funktioniert und wieso? Wie fühlt sich das Pferd dabei? Mit diesem Basiswissen bist du gerüstet, jedes Training zu planen. Wirklich jedes. Danach halte ich 18 Übungskapitel für dich bereit, vom Stillstehen über Piaffe bis zur Levade. Ich habe Hunderte Fotos an Bord, damit du dich Step-by-Step zu deinem Ziel vorarbeiten kannst. Ich erkläre dir ganz genau, wie es geht und welchen Schritt du als Nächstes üben kannst. Dann weißt du immer, was zu tun ist.

    Auch Trainer machen mal Fehler und auch die zeige ich ehrlich, damit du sie von vornherein vermeiden kannst. Außerdem habe ich FAQ-Seiten für dich, damit du nachschauen kannst, falls ein individuelles Problem auftaucht. Hier findest du eine Lösung.

    Ich mache dich fit, jede Idee mit deinem Pferd umzusetzen, die euch gemeinsam in den Sinn kommt. Schau dir ein Kapitel oder eine Übung an, die dir gefällt, und leg los – heute!

    Mach Eselsohren in meine Seiten. Mach dir auf meinen Seiten Notizen. Nimm mich mit in den Stall, panier mich im Sand! So möchte ich aussehen, denn: Ich bin ein Buch für die Praxis.

    (Foto: Alison Marburger)

    Inhalt

    Unser Draht zum Pferd

    Vier Wege ins Gehirn des Pferdes

    Ein Pferd so richtig motivieren

    Schnelles Lernen

    Pferd und Mensch

    Muss ich Chef sein?

    Hilfengebung: Was machen wir da eigentlich?

    Equipment checken

    Eine echte Bindung mit dem Pferd

    Zeichen geben

    Sinnvoll füttern!

    Click! Das Marker-Signal

    Here we go: Starte mit deinem Pferd!

    Die wichtigste Regel, wenn du dein Pferd bestärkst

    Man bekommt, was man verstärkt: Jasmin und Martin im Park

    Raum und Zeit

    Alles hört auf mein Kommando! — Welches Kommando eigentlich?

    Equipment

    Der Clicker

    Targets

    Objekte und Farben

    Der Targetstick

    Der Teppich

    Die Belohnung

    Die Cordeo

    Das Kopfstück

    Okapi-Übungen

    Erste Übung: Etwas berühren (Target)

    Anti-Taschenwühlen-Training: Höflichkeit lernen!

    Das Genick wölben

    Gehen, Stehen, Rückwärts

    Untertreten

    Isometrischer Squat – Versammlung im Stehen

    Plié und Kompliment

    Knien und Liegen

    Travers und Schulterherein

    Aufstieghilfe

    Heben

    Apportieren

    Spanischer Schritt

    Piaffe ohne Zwang

    Schulhalt

    Levade

    Clickern beim Reiten

    Dein eigenes Projekt

    Freie Piaffe ohne Zaum—Hierfür verketten wir mehrere Teilschritte, die einzeln geformt wurden. Lust, das zu lernen?

    Mareike Nieschalk mit Nelly und Al-borak

    Nicoline Wiermann mit Assa und Draengur

    Silke Schwaiger und Skári vom Kreiswald

    Hündin Quitte

    Prof. Dr. Helen Louton und Tona

    Gwendolyn Schubert und Pünktchen

    Mitwirkende

    Mareike Nieschalk ist Diplom-Soziologin, Trainerin B FN, Kinderreitlehrerin FN sowie Reittherapeutin DKThR und hat das Okapi-Training® mitgestaltet. Ihr Deutsches Reitpony Nelly (Braune) ist 17. Durch das Okapi-Training® hat es zu sich selbst gefunden. Fuchs Al-borak ist ein 19-jähriger Quarab. Er trainiert mit Squat und halben Tritten Rücken und Geist. Lewitzermix Cheyenne (nicht im Bild) ist 21 und hält sich mit den Körperübungen beweglich und fit.

    Nicoline Wiermann ist Polizistin und Freizeitreiterin. Ihre Isländer Assa (Braune) und Draengur (windfarben) sind 18 und sechs Jahre alt. Nicoline erarbeitet den Squat und Gehorsam. Übungen wie die Aufstieghilfe findet sie im Alltag besonders nützlich.

    Silke Schwaiger ist Physiotherapeutin und reitet seit ihrer Kindheit. Silke und der elfjährige Skári vom Kreiswald sind seit sechs Jahren ein eingeschweißtes Team. Durch geduldiges Training lernte er, Silkes speziellen Anforderungen gerecht zu werden, denn Silke sitzt im Rollstuhl. Beide lieben Bodenarbeit und flotte Ausritte im Odenwald.

    Hündin Quitte ist neun und ein sportlicher Mops-Mix. Um bestimmte Trainingssituationen zu erklären, ist ein Hund sehr hilfreich, nämlich immer dann, wenn ein Pferd nicht aufs Bild passt. Außerdem ist die Mimik von Hunden für Menschen besonders leicht zu lesen.

    Prof. Dr. Helen Louton ist Tierärztin und reitet schwerpunktmäßig in der Arbeitsweise Working Equitation. PRE Stute Tona ist neun und wird in der Dressur- und Trailarbeit ausgebildet. Besonders gern wenden beide das Okapi-Training® für den Squat, an der Aufstieghilfe und in der Zirzensik an. Ob Hund, ob Pferd, ob Frosch oder Okapi – sie alle lassen sich mit Belohnung trainieren.

    Musikvermittlerin und Trainerin Gwendolyn Schubert und das sechsjährige Deutsche Part Bred Shetland Pony Pünktchen sind seit vier Jahren ein eingespieltes Team. Wippen, Zirzensik und Medical Training sind Pünktchens Spezialgebiete.

    Jasmin und Martin

    WIE IST DAS SO, TRAINIERT ZU WERDEN?

    Jasmin und Martin (links), Sandra und Matthias (rechts) stehen uns als menschliche „Versuchskaninchen zur Seite. Sie zeigen einzelne Trainingsschritte oder machen Trockenübungen für uns. Jasmin und Martin sind komplette Trainingsneulinge und beschreiben für uns, wie sich belohnungsbasiertes Training anfühlt. Ganz unvoreingenommen haben alle vier für uns Trainingsschritte „nachgeturnt, mit hochinteressantem Ergebnis.

    FUCHSI, DAS BUCHPFERD

    Kennst du das? Du kaufst ein Buch und möchtest deinem Pferd die darin gezeigten Lektionen auch beibringen, findest jedoch den Anfang nicht? Oder, noch schlimmer: Das Warum und das Wie bleiben Betriebsgeheimnis? Der Autor hat scheinbar ein „Beibring-Gen", das du nicht hast? Die Pferde im Buch haben womöglich spezielle Eignung oder sind leichter trainierbar als dein eigenes Pferd? Unsinn! Jedes gesunde Pferd kann alles lernen.

    Sandra und Matthias

    Das wollen wir anhand von Fuchsi beweisen. Extra für dieses Buch steht sie uns zur Verfügung. Zu Beginn ist der elfjährigen Quarter-Horse-Stute das Okapi-Training® völlig unbekannt. Fuchsis Training begann, während dieses Buch geschrieben wurde, um unterwegs sowohl Fehler, als auch ihren Erfolg und ihre Entwicklung zu zeigen. Sie ist freundlich und zugewandt, aber schreckhaft. Nach einer Western-Vorgeschichte schult sie derzeit um auf Klassische Dressur. Zu Beginn beschränkte sich ihr Repertoire auf Schritt, Trab, Galopp in der Reithalle. Fuchsi ist das „Pferd von nebenan, und wurde ausgewählt, weil sie, wie es scheint, das ungeeignetste Pferd von allen war: Fuchsis Besitzer sagte, sie sei „eine liebe, aber wenig lernfähige Stute mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege. Mit der Kamera verfolgten wir ihren Trainingsverlauf ab Tag eins. „Wenn es mit ihr geht, fanden wir, „dann geht es wirklich mit jedem Pferd!

    Fuchsi

    Unser Draht zum Pferd

    Was möchtest du mit deinem Pferd erreichen? Hinlegen, Schulhalt, endlich mal entspannt aufs Pferd aufsteigen? Mit der richtigen Trainingsstrategie klappt alles – ganz einfacher Lernerfolg, Schritt für Schritt.

    Was wünschst du dir, wenn du mit deinem Pferd arbeitest?

    „Ich wünsche mir körperliche Fitness für mein Pferd, aber ich will es nicht zur Arbeit zwingen. „Mein Pferd soll während unserer Zusammenarbeit richtig Spaß haben!

    „Eine Verbindung zwischen uns, bei der einer den anderen wirklich versteht – das wäre großartig!" Nun, das ist möglich! Das Okapi-Training® schlägt eine Brücke zwischen euch und respektiert das Tierwohl deines Partners. Gemeinsam Spaß haben, auch bei Lektionen auf höchstem Niveau.

    VIER WEGE INS GEHIRN DES PFERDES

    Gutes Pferdetraining berücksichtigt immer die körperlichen und mentalen Eigenschaften des Pferdes. Ein toller Trainer ist jemand, der zügig merkt, ob seine Strategie funktioniert oder nicht, und sie schnell anpasst und der jederzeit Rücksicht auf das Pferd nimmt. Ab jetzt wirst du dieser Trainer sein. Wenn wir Pferde ausbilden, tun wir dabei im Grunde genommen ständig zwei Dinge: Wir bringen dem Pferd bei, eine Sache mehr bzw. häufiger zu tun oder aber weniger bzw. seltener. Dafür stehen uns insgesamt vier Methoden zur Verfügung: Wir können dem Pferd etwas geben, das angenehm ist, oder unangenehm. Oder wir entziehen etwas Angenehmes oder etwas Unangenehmes. Alles, was wir mit einem anderen Lebewesen trainieren, lässt sich auf diese vier Elemente reduzieren. Wirklich alles. Das Angenehme kann Futter sein, Aufmerksamkeit, Sozialkontakt, Freizeit etc.

    Vier Wege ins Gehirn des Pferdes

    Ändert ein Pferd sein Verhalten absichtlich, um etwas zu bekommen oder zu vermeiden, wird dies operante Konditionierung [1]¹ genannt. Darauf gehen wir später noch näher ein.

    ETWAS HÄUFIGER ODER MEHR TUN: POSITIVE VERSTÄRKUNG

    Wird ein Pferd darauf trainiert, etwas stärker oder öfter zu tun, sagt man Verstärkung dazu. Setzen wir dabei z. B. Futter ein, das unser Pferd haben möchte, ist dies eine positive Verstärkung. „Positiv" sagt man deshalb, weil etwas hinzugegeben wird. Wenn dein Pferd beim Satteln länger stillsteht und du es dafür mit Futter belohnst, ist das positive Verstärkung.

    Positive Verstärkung kommt auch im Menschenalltag dauernd vor, ohne dass wir es so richtig mitkriegen. Stell dir vor, du planst etwas und unterhältst dich mit einem Freund darüber:

    „Weißt du, was ich nachher mache?" –

    „Nein, was?"

    „Also, Folgendes …"

    Du hättest auch einfach sofort erzählen können, was du vorhast. Stattdessen holst du dir eine Verstärkung ab, nämlich das Interesse deines Freundes. Du erzeugst Neugier bei deinem Gegenüber, das fühlt sich gut an. Interesse oder Aufmerksamkeit von Mitmenschen, die einen motivieren, nennt man soziale Verstärker² [2].

    Pferden geben wir natürlich mehr als nur Aufmerksamkeit. Wir geben ihnen etwas, das sie sehr gern haben wollen, nämlich Futter. Mit positiver Verstärkung werden Pferde schon viel länger trainiert, als man denkt. Bereits 1593 wurde „Marocco, das tanzende Pferd" erstmalig schriftlich erwähnt. Das kleine Wunderpferd konnte Geld zählen, bestimmte Personen im Publikum finden und vor diesen niederknien und erklomm sogar den Turm der Old St Paul’s Cathedral. Mr. Banks, Maroccos Besitzer, lenkte sein Pferd mithilfe dezenter Minisignale zur gewünschten Person in der Menge [2]. Historische Aufzeichnungen von 1607 beschreiben die Ausbildung von Marocco.

    Techniken wie Belohnung durch Futter, verschiedene Arten der operanten Konditionierung, Target und Signalkontrolle kamen bei Maroccos Training zum Einsatz, alles Methoden, die heute noch angewendet werden. Auf diese Begriffe gehen wir später genauer ein.

    Klein anfangen, schaffbar planen:

    Fuchsis erster Trainingstag. Sie lernt, ein Hütchen zu berühren. Click!

    APOPO HeroRAT Zac auf der Suche nach Landminen.

    Wer die HeroRATs unterstützen will, kann dies tun unter: https://www.apopo.org/en/adopt © APOPO

    Trainierte Riesen-Hamsterratte Julius bei der Detektion von Tuberkulose.

    Marocco und Mr. Banks (aus: Rimbauld (Hrsg.): Maroccus Extaticus or Bankes bay horse in a trance.) (Foto: gemeinfrei)

    Positive Verstärkung ist ein Quell der Möglichkeiten, wenn man weiß, wie man sie nutzt. Schau dir Silke und Skári an: Ihre gemeinsame Arbeit kommt ohne Zwänge aus (Abb. hier unten und auf S. 19). Der Elfjährige ist ein hervorragendes Geländepferd und trägt Silke, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, überall hin. Belohnungsbasiert kann man Tieren praktisch alles beibringen. Nicht nur Diensthunde werden ebenfalls mit positiver Verstärkung ausgebildet. Unglaubliches leistet auch eine ganz andere Tierart: Die Gambia-Riesenhamsterratte (Abb. Seite 17 rechts oben und unten). Diese Nager können Landminen aufspüren und Tuberkulose in Laborproben identifizieren, beides vielfach schneller als der Mensch. Über 100.000 Landminen wurden mithilfe der sogenannten APOPO HeroRATs sicher entschärft. 14.000 Tuberkulosefälle, die bei Labortests durchgerutscht waren, wurden durch die Helden-Ratten gefunden [3]. Ihre Trainingsmethode: positive Verstärkung. Spürt die Hamsterratte die korrekte Geruchsprobe (TNT oder Tuberkulose-Bakterien) auf, wird sie mit Futter belohnt [4]. Belohnungsbasiertes Training ist effektiv und dauerhaft, auch bei Pferden, die Menschen helfen. 2001 trainierte Alexandra Kurland, Vorreiterin des Clickertrainings mit Pferden, ein Miniature Horse zum Blindenführpony. Der Vorteil: Ponys haben eine dreimal so hohe Lebenserwartung wie Blindenhunde. Die Stute Panda (Abb. hier rechts) ersetzt Ann, ihrer Besitzerin, bis zum heutigen Tag die Augen [5]. Panda kann alles, was ein Blindenhund kann, zeigt Stufen, Türen und Straßenkreuzungen an und lotst ihre blinde Besitzerin sicher durch die Stadt [6].

    Silke lotst Skári frei ins Kompliment.

    Silke hat Skári nach dem Anreiten zwanglos selbst ausgebildet.

    Welche Effekte hat positive Verstärkung?

    • Schnellerer Lernerfolg, der besser hängen bleibt. Wenn du mehr von deinem Pferd willst als bloßes Ausweichen, geht das Training mit positiver Verstärkung schneller und dein Pferd lernt nachhaltiger [7] als mit Druck. Eine Studie verglich Ponys, die durch Drohgebärden oder Belohnung [7] trainiert wurden. Die Belohnungsgruppe verstand die Übung viel schneller. In der Drohgebärdegruppe gab es einzelne Pferde, die die richtige Reaktion überhaupt nicht erlernten. Und wieso? Weil Stress das Lernen blockiert. Übrigens: Was Pferde positiv verstärkt erlernen, vergessen sie nicht mehr, auch nicht nach Jahren [8].

    • Freude beim Pferd. Arbeit mit Belohnung ist die einzige Trainingsmethode, die echte Freude hervorruft [9]. Es gibt nichts Schöneres, als ein Pferd, das während der gemeinsamen Arbeit Glück ausstrahlt oder in der Lektion sogar freudig brummelt.

    Blinden-Pony Panda führt Ann sicher durch eine Baustelle. © A.Kurland

    In jedem Pferd steckt Großartiges. Hilf ihm, es zu herauszulassen – Indem du Verstärker richtig nutzt.

    Es darf Spaß machen! Nicoline und Assa üben an der Aufstieghilfe.

    • Freude beim Trainer. Wer sich auf Belohnungsbasiertes Training einlässt, merkt schnell: Das macht Spaß. Die positive Emotion begünstigt den Lernfortschritt von Pferd und Mensch, sodass sich schnell Erfolge einstellen.

    • Positiver emotionaler Status und Motivation. Training anhand von Belohnung führt dazu, dass dein Pferd gern mit dir zusammen ist [7], statt nur auf Befehle zu warten. Mit positiver Verstärkung trainierte Pferde sind nachweislich motivierter [10]. Körperhaltung und Ohrenspiel zeigen die positive Einstellung [11]. Eine Studie verglich das Verladen von Jungpferden unter Belohnung oder unter Zwang: Eine Gruppe bekam Futter, die andere Druck mittels Peitsche. Die Futtergruppe zeigte schon beim ersten Verladeversuch mehr neugieriges Interesse am Anhänger. Die Peitschengruppe trat bereits innerhalb einer Minute häufiger zur Seite oder nach hinten [12]. Der Trainer mit der Peitsche brauchte gar nur eine Minute, um eine „Anti-Anhänger-Einstellung" beim Pferd zu erzeugen. Manchmal reicht also eine einzige traumatisierende Erfahrung aus, um bei Pferden eine dauerhafte Aversion zu wecken [13].

    • Aufbau einer echten Bindung. Zwei Lebewesen, die eine Verbindung haben, wollen in der Nähe des anderen sein. Wer echte Freundschaft sucht, ist hier richtig: Mit Belohnung trainierte Pferde suchen wesentlich stärker den Kontakt zum Trainer [11, 14].

    • Kontrollierbares Reha-Training. Bei der Arbeit ohne Zwang reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, über den Schmerz hinaus zu arbeiten. Bei belohnungsbasiertem Training lernt der Mensch, sein Pferd besser zu lesen – und einzuschätzen, bis wohin er mit seinem Pferd gehen kann.

    • Kenntnisse erforderlich. Die Arbeit mit positiver Verstärkung erfordert etwas Selbstdisziplin und Grundwissen. Die Aussicht auf Belohnung kann, zu Anfang, beim Pferd so viel Vorfreude erzeugen, dass es versuchen könnte, in der Tasche zu wühlen. Keine Sorge: Deswegen starten wir zuallererst mit dem Höflichkeitstraining.

    Keine Angst vor Futterbelohnung! Höflichkeit ist trainierbar.

    Du erinnerst dich: Fuchsi galt als lernschwach. Nach zehn gemeinsamen Monaten bastelt sie hier am Terre-à-terre.

    Und: Pferdetraining jeglicher Art funktioniert nur dann, wenn der Mensch verständlich (und pünktlich!) Feedback gibt, damit das Pferd weiß, was es machen soll. Wie das geht? Zeigen wir dir!

    • Völlig neue Kommunikation. Wenn du positive Verstärkung lernst, vergrößert sich dein Wissen über das Lernverhalten des Pferdes immens. Ganz einfach deswegen, weil diese nur funktioniert, wenn du deinem Pferd mitteilst, was das Ziel ist. Dadurch verbessert sich die Übermittlung von Informationen zwischen beiden Spezies. Weg von: „Verstehst du mich, oder soll ich lauter schreien?, hin zu: „Wir kommunizieren miteinander. Wir gestatten unseren Pferden, sich zu entfalten und auszudrücken.

    Abgesehen von fantastischen Lektionen ist dies das Beste an belohnungsbasiertem Training: Unsere Pferde

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