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Praxisbuch Handarbeit: Vom Führen bis zur Piaffe
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Praxisbuch Handarbeit: Vom Führen bis zur Piaffe
eBook271 Seiten1 Stunde

Praxisbuch Handarbeit: Vom Führen bis zur Piaffe

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Über dieses E-Book

Pferde an der Hand auszubilden ist eine bewährte und schon sehr alte Ausbildungsmethode. Früher nutzte man sie primär, um das Pferd auf seine späteren Aufgaben unterm Sattel vorzubereiten. Viele klassische Reitmeister vertraten sogar die Auffassung, man solle ein Pferd erst dann besteigen, wenn alle Lektionen zumindest ansatzweise an der Hand sicher abgefragt werden können. Die Vorteile dieses Trainings liegen auf der Hand: Ohne Reitergewicht findet ein Pferd schneller seine Balance und lernt Lektionen müheloser. Reiterfehler, die das Lernen möglicherweise erschweren, sind ausgeschaltet und der Ausbilder hat eine ausgezeichnete optische Kontrolle darüber, wie das Pferd die gefragte Lektion ausführt. Gerade für weniger routinierte Reiter ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn die Arbeit an der Hand schult nicht nur das Auge des Menschen, sondern auch sein Gefühl für möglicherweise bestehende Widerstände im Pferdekörper.

Das Erarbeiten der Lektionen unterm Sattel wird deutlich vereinfacht, vorausgesetzt, man nutzt in der Handarbeit solche Signale, die sich später auch in den Sattel übertragen lassen. Doch die Arbeit des Pferdes an der Hand vermag noch deutlich mehr als bloßes Lektionenpauken. Sie leistet wichtige Dienste bei der Rehabilitierung verletzter Pferde, die wieder langsam ans Training herangeführt werden sollen und hält ältere Pferde, deren Reitkarriere sich dem Ende zuneigt, weiterhin fit und geschmeidig. Gerade Pferdesenioren wollen oftmals nicht abrupt in den Ruhestand geschickt werden, sondern freuen sich über eine auf ihre Möglichkeiten angepasste Gymnastik.
SpracheDeutsch
HerausgeberCadmos Verlag
Erscheinungsdatum15. Mai 2018
ISBN9783840464621
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    Buchvorschau

    Praxisbuch Handarbeit - Arlette Magiera

    Bachert)

    EINLEITUNG

    Noch bis ins 20. Jahrhundert war es für gute Ausbilder selbstverständlich, ein Pferd nicht nur unter dem Sattel zu schulen, sondern auch an der Hand. Als der Schwerpunkt bei der Pferdeausbildung sich jedoch nach und nach dahingehend veränderte, möglichst zeitsparend viele Pferde für den Militärgebrauch vorzubereiten, verlor dieser Teilbereich zunehmend an Bedeutung und das Reiten stand im Mittelpunkt. Selbst heute noch wird in konventionellen Reitschulen kaum etwas anderes angeboten als Reitunterricht. Vielleicht ist das der Grund, warum die Arbeit an der Hand oft belächelt wird und ein negatives Image hat. Viele betrachten sie als Spielerei für Menschen, die nicht reiten können, oder für Pferde, die nicht (mehr) fürs Gerittenwerden taugen. Damit tut man ihr jedoch in hohem Maß unrecht und glücklicherweise geht der Trend wieder dahin, sich auf andere Weise als ausschließlich beim Reiten mit dem Pferd zu befassen.

    Es ist richtig, dass einige sich gerade deswegen für die Handarbeit interessieren, weil sie nicht mit überragendem Talent im Sattel gesegnet sind und auch nicht in langer, mühevoller Arbeit die entsprechenden Fähigkeiten schulen möchten. Nicht jeder ist der geborene Balletttänzer. So mancher wird es auch nach jahrelangem engagierten Training nicht schaffen, eine künstlerisch wertvolle Episode aus Schwanensee zu tanzen, selbst wenn er sich mit aller Kraft bemüht und an sich arbeitet. Das ist beim Reiten nicht anders. Daher ist auch nichts Verwerfliches daran, wenn jemand sich dafür entscheidet, sein Pferd am Boden sinnvoll zu trainieren und im Sattel ausschließlich ins Gelände zu bummeln. Das ist allemal besser, als das Pferd durch jahrelange schlechte Reiterei zu verschleißen.

    Gerade der Aspekt des vorzeitigen Verschleißes ist heute nicht unbedeutend, denn üblicherweise hat man nur ein Pferd zur Verfügung. Verletzt sich dieses oder wird es aus anderen Gründen unreitbar, kann und will man meistens nicht sofort auf ein neues zurückgreifen. Man ist emotional mit dem Tier verbunden und möchte ihm auch abseits des Reitpferdealltags ein gutes Leben ermöglichen. Gesundheitsschonende Trainingsmethoden sind daher so gefragt wie nie zuvor. Genau hier kann die Handarbeit wertvolle Dienste leisten. Ihr Nutzen geht aber noch weit über das Beschäftigen eines unreitbaren Pferdes hinaus. Dieses Buch soll zeigen, wann und wie man sie sinnvoll einsetzen kann. Ein strukturierter Trainingsaufbau und immer anspruchsvollere Übungen ermöglichen es Mensch und Pferd, ihre Fähigkeiten Schritt für Schritt zu entwickeln und vielleicht schon bald Lektionen zu erarbeiten, von denen man im Sattel nie zu träumen gewagt hätte.

    Arbeit an der Hand macht Spaß und ist kein stupides Neben-dem-Pferd-Herlaufen. Genau das möchte ich vermitteln.

    Viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung!

    (Foto: C. Bachert)

    VORBEREITENDE BODENARBEIT

    In jeder Reitweise, sei es nun klassisch-barock, traditionell oder Western, ist es üblich, ein Pferd in irgendeiner Form am Boden zu trainieren, meistens, um es auf das Gerittenwerden vorzubereiten. Als Basis für die klassische Handarbeit ist die Bodenarbeit jedoch ebenso wertvoll. Pferd und Mensch müssen erst eine gemeinsame Kommunikationsform entwickeln, damit das Pferd die Anfragen des Menschen verstehen und der Mensch umgekehrt die Signale und Reaktionen des Pferdes deuten kann. Für eine konstruktive Lernatmosphäre ist es wichtig, dass das Pferd Vertrauen zum Menschen aufbaut. Ähnlich wie Kinder in der Schule lernen Pferde am besten, wenn sie keine Angst vor dem Lehrer oder seinen Reaktionen haben, ihn jedoch trotzdem als Autoritätsperson respektieren.

    Damit sinnvolles Training möglich ist, wird also ein gewisses Maß an Erziehung und Grundgehorsam benötigt. Dazu gehört das Beherrschen verschiedener Übungen, die den alltäglichen Umgang erleichtern. Ein Pferd, das sich nicht beliebig anhalten und losschicken lässt oder dem Menschen nicht auf Anfrage weicht, bereitet wenig Freude. Zudem werden Schwierigkeiten bei solch simplen Aufgaben die weitere Ausbildung immer wieder stören. Die Bodenarbeit leistet auf diesem Gebiet hervorragende Dienste. Mensch und Pferd lernen sich dabei kennen und lesen.

    So können sie ein Vertrauensverhältnis aufbauen und eine klare Kommunikation etablieren – das ist der Grundstein für jede sich anschließende Ausbildung.

    Wichtig!

    Was linksherum gut klappt, funktioniert rechtsherum noch lange nicht. Man sollte daher von Anfang an großen Wert darauf legen, alle Übungen von beiden Seiten abzufragen. Dadurch wird eine solide Basis für die klassische Handarbeit geschaffen.

    AUSRÜSTUNG

    Häufig werden für die Bodenarbeit ein Knotenhalfter und ein Bodenarbeitsstick genutzt, was auch absolut in Ordnung ist. Das Knotenhalfter ist ein gutes Werkzeug, sofern es mit der entsprechenden Sensibilität eingesetzt wird.

    Im Hinblick auf die später angestrebte klassische Arbeit an der Hand ist es jedoch ebenfalls gut möglich, die hier beschriebenen Basisübungen der Bodenarbeit am Kappzaum mit im mittleren Ring eingehaktem Führstrick und mit einer Gerte zu trainieren. So lernt das Pferd bereits den Kappzaum kennen und der Mensch bekommt Routine im Umgang mit dem Equipment.

    Die Vorteile des Kappzaums gegenüber dem Knotenhalfter sind dessen präzisere Passform und die Möglichkeit, mitten auf der Nase einzuwirken, also auf der Mitte der Längsachse des Pferdes. So kann der Kopf leichter und genauer geführt werden.

    KÖRPERSPRACHE

    Unabhängig davon, für welche Ausrüstungsgegenstände man sich entscheidet, ist die elementare Hilfe bei der Bodenarbeit die Körpersprache des Menschen. Pferde sind es gewohnt, die Körpersprache ihres Gegenübers zu beobachten, zu deuten und entsprechend darauf zu reagieren. Sie registrieren daher auch sofort, wenn jemand unsicher ist oder die Körpersprache nicht zu den übrigen Signalen passt. Der Mensch hingegen kommuniziert eher verbal und hat oftmals Schwierigkeiten, seine Körpersprache gezielt, eindeutig und verständlich einzusetzen. Dies ist der Grund für viele Probleme im Umgang mit dem Pferd. Der Mensch gibt widersprüchliche Hilfen und bringt das Pferd dadurch in das Dilemma entscheiden zu müssen, welche der Signale es nun befolgt und welche es ignoriert. Das führt bei manchen Pferden zu Frustration oder sogar Aggression. Andere stumpfen mit der Zeit ab, da sie gelernt haben, dass ein Großteil der Zeichen des Menschen für sie ohnehin nicht von Belang ist. Der Mensch hingegen ärgert sich über das in seinen Augen unwillige oder büffelige Pferd, das einfach nicht macht, was es soll. Das ist keine gute Basis für ein konstruktives Miteinander und ein gutes Arbeitsklima!

    Es ist daher sehr wichtig, dass sich der Mensch bereits bei der Bodenarbeit eine eindeutige Körpersprache aneignet und diese verinnerlicht. Nur so wird es ihm später bei der Handarbeit gelingen, den Pferdekörper entsprechend zu formen. Wer hingegen schon seinen eigenen Körper nicht unter Kontrolle hat, der wird kaum einen 600 Kilo schweren Pferdekörper kontrollieren und präzise leiten können.

    Das innere Bild

    Eine entscheidende Rolle bei der Erarbeitung der nötigen Routine spielt das innere Bild. Der Mensch muss sich klar darüber sein, was genau er vom Pferd erwartet. Man braucht einen Plan und formuliert sozusagen im Kopf einen an das Pferd gerichteten Satz. Hierbei spielt die genaue Aussage eine bedeutende Rolle. Es macht für das Pferd durchaus einen Unterschied, ob der Mensch beispielsweise beim Rückwärtsrichten ein klares „Geh zurück! im Kopf hat oder eher ein „Könntest du wohl vielleicht bitte zurückgehen?. Stellt man sich dazu noch die entsprechende Körperhaltung vor, kann man sich leicht denken, wie das Pferd jeweils reagieren wird. Bei einem sehr höflichen Pferd mag auch die zweite Variante reichen. Ein etwas robusteres Pferd wird darauf aber möglicherweise gar nicht oder nur sehr zögerlich reagieren und ein anderes Pferd antwortet im übertragenen Sinn möglicherweise sogar mit einem deutlichen „Nein, geh du doch weg!".

    Warum ist das so? Die eigene innere Haltung beeinflusst die Körpersprache stark. Dies geschieht zum großen Teil unbewusst. Der Weg zu einer guten Körpersprache ist also die Visualisierung des zur Absicht passenden inneren Bildes. Man sollte sich daher angewöhnen, dem Pferd klare Aufträge zu erteilen, statt ihm Fragen zu stellen. Selbstverständlich erfolgt das in freundlicher Form und hat nichts mit einem gewaltsamen Unterordnen des Pferdes zu tun. Es geht schlicht darum, dass sich der Mensch seiner Sache absolut sicher ist und das tatsächlich ausstrahlt. Bei der Bodenarbeit lässt sich das recht einfach umsetzen. Hier geht es ja nicht um komplexe Bewegungsabläufe mit großem Fehlerpotenzial, sondern um einfache Alltagsübungen, bei denen leicht zu erkennen ist, ob das Pferd wie gewünscht reagiert oder nicht. Durch ein bestimmtes Auftreten und klare Anweisungen vermittelt man dem Pferd zudem Sicherheit und fördert dessen Vertrauen zum Menschen.

    Hier widersprechen sich Absicht und Körpersprache. Der Mensch möchte das Pferd verlangsamen, befindet sich aber viel zu weit hinter der Schulter. (Foto: C. Bachert)

    Verbale Kommandos

    Ob man für die Übungen am Boden zusätzlich verbale Kommandos einführt, bleibt jedem selbst überlassen. Zwingend notwendig ist das nicht. Wer sich dafür entscheidet, sollte selbstverständlich für die einzelnen Übungen jeweils ein ganz bestimmtes Wort verwenden, also beispielsweise für das Anhalten immer das Kommando „Steh, und nicht mal „Steh, dann „Halt und beim nächsten Mal „Brrr.

    KONKRETE ÜBUNGEN

    Wie bereits erwähnt, geht es bei der Bodenarbeit weniger um die Gymnastizierung des Pferdes als um elementare Übungen, die den alltäglichen Umgang erleichtern und gleichzeitig die Grundvoraussetzung für die weiterführende klassische Handarbeit sind. Diese werden im Folgenden erklärt.

    Angehen

    In vielen Ställen kann man beobachten, dass Pferde nicht flüssig neben ihrem Menschen herlaufen, sondern eher hinterhergeschleift werden oder vorauseilen, wobei Pferdehals und Menschenarm immer länger werden. Sofern keine gesundheitliche Ursache dahintersteckt, wird dieses Verhalten von vielen als Faulheit oder umgekehrt als übermäßiger Bewegungsdrang abgetan. In Wirklichkeit handelt es sich aber schlicht und ergreifend um ein Defizit in der Erziehung des Pferdes und damit um ein Versäumnis des Menschen. Dies lässt sich durch konsequentes Üben aber gut beheben.

    Man steht für diese Übung neben dem Pferd mit Blickrichtung nach vorn. Eine Hand hält den Strick, die andere die Gerte. Soll das Pferd antreten, baut man zunächst vermehrt Körperspannung auf und streckt sich. Dadurch signalisiert man dem Pferd, dass es aufpassen soll, weil gleich eine Anweisung folgen wird.

    Um das Pferd in Bewegung zu setzen, zeigt die Hand mit dem Strick nach vorn, der Oberkörper neigt sich ebenfalls leicht in die Bewegungsrichtung. Ein Stimmkommando kann die Körpersprache unterstützen. Reicht das nicht aus, touchiert man das Pferd hinten am Rumpf leicht mit der Gerte. Sobald es losgeht, begleitet man es.

    Gerade wenn ein Pferd bisher dazu neigte, sich hinterherziehen zu lassen, sollte man darauf bestehen, dass es künftig zuerst die Idee hat anzutreten, bevor man selbst mitgeht. Nötigenfalls kann man es von hinten mit der Gerte zum Vorwärtsgehen animieren. Unbedingt gilt es zu vermeiden, zuerst loszugehen. Das wäre die für das Pferd gewohnte Situation, die ja gerade verändert werden soll. Ist das Pferd hingegen zu eilig, hilft das später unter „Tempokontrolle" beschriebene Vorgehen.

    Anhalten und stehen bleiben

    Es sind zahlreiche Situationen denkbar, in denen ein Pferd auf Kommando anhalten und stehen bleiben muss, sei es beim Verbringen auf die Weide, wenn man ein Tor öffnet oder schließt, beim Überqueren einer Straße oder auch beim Aufsteigen. Pferde, die dann ruhelos umherzappeln, den Menschen anrempeln oder am Strick ziehen, sind ein Ärgernis und nicht beliebt beim Stallpersonal. Auch in der Ausbildung wird man immer wieder auf Probleme stoßen, wenn man sein Pferd nicht sicher anhalten kann.

    Zum Üben geht man auf Höhe der Pferdeschulter neben dem Pferd mit Blick nach vorn. Am Anfang bietet sich an, die Bande als äußere Begrenzung zu nutzen. Die dem Pferd zugewandte Hand hält den Führstrick, die andere Hand die Gerte.

    Um das Pferd aufmerksam zu machen, erhöht man nun die eigene Körperspannung und hebt die Hand mit dem Führstrick leicht an. Das Anhalten selbst leitet man ein, indem der dem Pferd abgewandte Fuß einen größeren Schritt nach vorn macht und der andere Fuß herangeschlossen wird. Den eigenen Oberkörper dreht man dabei in Richtung Pferdekopf. Gegebenenfalls kann man die Gerte nach vorn anheben und vor die Pferdenase halten oder das Pferd damit an der Brust antippen. Wichtig ist, dass der Mensch wirklich stehen bleibt und

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