Hundertundein Stillleben
Von Zsuzsanna Gahse
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Über dieses E-Book
"Ein Augenblick im Leben vergeht. Mal ihn", sagte Cezanne und tat es. Und Zsuzsanna Gahse schrieb HUNDERTUNDEIN STILLLEBEN, Wort für Wort Stillleben. "Auf das Soeben kommt es an, das ist es. Länger oder kürzer unentwegt soeben."
Zsuzsanna Gahse
Zsuzsanna Gahse, geb. 1946, lebt in Müllheim (TG, Schweiz). Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Prosa und Lyrik und zwischen erzählerischen und szenischen Texten. Zuletzt erschienen: Schon bald (2019) und Bergisch teils farblos (2021), beide in der Edition Korrespondenzen, Wien. Poetikvorlesungen an den Universitäten Bamberg (1996), Dresden (2008) und Salzburg (2019). Schweizer Grand Prix Literatur 2019.
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Buchvorschau
Hundertundein Stillleben - Zsuzsanna Gahse
INHALT
Stillleben, anlässlich meines Todes
Noch still
Mit Robert
Still leben
Fünftes Stillleben
Stillleben
Stillleben mit Rebhuhn
Natürlich
Grün mit Anna und Hanna
Mit dem Messer
Ein Freund
Am Nachmittag
Mohn
Amalie und Friederike
Am Nachmittag
Ähnlich
Knabenkraut
Die Blumen
Sagen Sie
Weiß
Der Zweig
Rot
Abendbesuch
Lilien
Zehn Kilogramm
Bild mit Pfeffer
Notiz
Stachelig
Das Wasser
Früchte
Der gute Braten
Glück
Am Nachmittag
Iris
Rose
Stillleben
Ein Apfelgericht
Blumen und Früchte
Natura Morta
Natura Morta
Der erste März
Der erste März
Die Ente
Notiz
Melonen
Iris
Dann sterben sie
Zu Grabe getragen
Jener holländische Maler
Um sieben Uhr
Nummer 52
Nummer 53
Soeben
am nachmittag
Nach zehn Tagen
Alles
Geschenkt
Sammlung
Mehrzahl
Die Vase
Der Tisch
Oh
Wasser
Dann kam Alice
Silber, Silber
Ein Stück
Notiz
Notiz
Anflehung
Sieben Uhr
Zählte morgens
Nummer 71: Hommage
Urwald
Gegen Mittag
Kalbsknochen
Das Rad
Reichenauer Apfel
Wortstillleben
Recht
Johannisbeeren
Fortlaufend
Nummer 81
Ohne Titel
Notiz über das Rad
Süß
Morgengabe
Apfel, m.
Stillleben für Alice
Gamos
Immortelle
Fortlaufend
Terese, Irene
Anti-Stillleben
Die neuesten Nachrichten
Einerseits
Hundsrosen
Gartenweg
Jagdstillleben
Ineinei
am nachmittag
Stein
Notiz
Hundertachtes Stillleben
Jagdstillleben
Nummer 110
Liebe, liebste Friederike
Notiz
Amseln
Markt
Luca, der Fischesser
Natura morta
Simulation
Fortlaufend
Am Nachmittag
Akeleien
Petit Fleur
Variante
Am schönsten
Kristalle
Fortlaufend
STILLLEBEN
anlässlich meines Todes
Die Bauern brachten Nüsse vorbei. Helle und dunkelblaue Trauben in einer Schale, die mir gefallen hätte. Nacheinander stellten sie alles auf den Tisch. Auch die Pflaumen, die pflaumenroten Pfirsiche. In eine Bleitafel hatten sie die sechzehn Namen eingraviert, die mir die liebsten gewesen waren, und das Bleiblatt lag auf dem Tisch neben dem Obst und den Blumen, so dass es blau und honigbraun leuchtete.
Seit Monaten hatten sie, die Nachbarn, mir Blumen gebracht, kleinköpfige Sonnenblumen, Sommerastern, Herbstrosen, Herbstzeitlose, grüne Paprikaschoten, die nach Gras und nach Früchten rochen, und ich hatte alles gerne angenommen. Alles, was sie brachten, alles hatte ich immer angenommen. Still ruhten sich dann die Gaben auf dem Tisch aus, ich setzte mich zu ihnen, und sie blieben mir gegenüber.
Aber was ist das Gedächtnis? Sind es die Augen? Einen Augenblick lang die Farben, das Leuchten, das Ein- und Ausatmen der Farne, einen Augenblick lang immer noch Gelbsein, noch Süßsein, das Gedächtnis für einen Augenblick, immer noch das Leuchten, die gelben Rosen, immer noch glänzen die Trauben und sind rund, und noch einen Augenblick lang liegen die pflaumenblauen Pfirsiche in der Bauernschale.
Inzwischen ist die Zeit vergangen. Das Blei zerfällt, wobei die sechzehn Namen jetzt noch lesbar sind.
NOCH STILL,
weil das Licht nicht brennt und im Schatten nur die Umrisse der Blumen und Vasen sichtbar sind. Im Dunkeln sind die Blumen kühl.
Das ist ein kaum sichtbares Stillleben. Einer der Sträuße steckt in einer chinesischen Vase, wird sich herausstellen, das wird sich zufällig herausstellen, und es wäre verrückt, auf den Zeitpunkt zu warten, in dem plötzlich jedes Detail verständlich wird.
Warum sollte restlos alles deutlich sein, warum auch. Zwanzig Prozent zu sehen, das reicht.
Symbolische Prozente, weil es auch weniger sein könnten; es ist schon gut so, wunderbare zehn Prozent bleiben, im Halbschatten, und dass sie kühl sind, macht mich warm. Da ist der dunkle Buckel über dem Hals der chinesischen Vase. Der Steinboden. Auf dem Boden steht ein gezackter, breiter Strauß, und am Tischrand ein relativ schmaler Vasenschatten mit einem lieben, fülligen Kopf oberhalb der Vase.
Von dieser Vase stellt sich später heraus, dass sie blau ist, wie die chinesische auch. Alle Vasen sind blau.
MIT ROBERT
DAS LICHT IST NIGHT GUT, BOB, SO NICHT! ICH HABE NOCH NIE EIN STILLLEBEN IM LAMPENLICHT GESEHEN, UND ES GEFÄLLT MIR AUCH JETZT NICHT. DAS MESSER MIT DEM HOLZGRIFF NEBEN DER GLASKARAFFE, DAVOR DIE TRAUBEN, DARÜBER DIE ELEKTRISCHE TISCHLAMPE. DAS LICHT FÄLLT DEN CHRYSANTHEMEN DIREKT AUF DEN KOPF. UND DEM GEGENÜBER DAS BETT. NEIN, DIE BLUMEN SOLLEN NICHT AUF DEM TISCH STEHEN, BOB, DIE ZUMINDEST MÜSSEN ZU UNS, BRING DIE CHRYSANTHEMEN INS BETT, ICH MÖCHTE, DASS SIE LEUCHTEN. MACHST DU DAS LICHT AUS, BOB? WIR HABEN DIE BLUMEN, UND SIE LEUCHTEN. UND ICH WÜNSCHTE, ICH HÄTTE DIE KÜHLE KARAFFE IN DEN HÄNDEN, ABER NUN BRENNT DAS LIGHT SINNLOS AUF DAS MESSER HERAB, HAST DU ANGST, DAS LICHT AUSZUMACHEN? SIEHST DU, DA SIND DIE BLUMEN.
STILL LEBEN
Sie ist die Inkalilie Ich kann nicht sagen, ich sei die Inkalilie.
Sie ist gelb am Kopf, das ist ihr Herz, drei äußere Blüten sind hellgelb, drei innere gelbe Blüten braun gestreift, die sind empfindlich, und zwischen den sechs farbigen Blättern streckt sie offen ihre Nerven ans Licht, in die Luft. Fünf oder sechs Nervenstängelchen warten.
Ich bin glücklich. Ich weiß nicht, ob sie darüber glücklich ist, dass ich sie sehe.
Dieser gelbe Kopf ist ihr Herz, in diesem Kopf, der ihr Herz ist, sind auch alle ihre anderen Hochgefühle, das übrige Grün an ihr ist der kluge Restkörper.
Die Inkalilie tut, als würde sie leben. Sie steht in einer schwarzen Vase.
Schon seit drei Stunden scheint sie in der Vase zu leben, und ich schaue ihr seit drei Stunden zu.
FÜNFTES STILLLEBEN
Alles Edle ist weiß bekanntlich. Die grünen Trauben heißen weiße Trauben, und diese haben sich gelb und braun verfärbt, dann ist die äußere Haut aufgebrochen. Seitdem eitern sie.
Viele Trauben an der Rebe haben nur kleine schattige Flekken, Schlagstellen, die wieder heilen könnten. Aber wie lange bleiben sie gesund? Dann eitern auch sie, hell, beinahe weiß, das Fleisch schwindet, und die Kerne stechen sichtbar blind hervor. Schließlich sitzt der Schimmel überall in den Früchten, und der Schimmel, der ist wirklich weiß.
STILLLEBEN
VORÜBERGEHEND MÖCHTE ICH NOCH SAGEN: ICH, MÖCHTE AUCH DU SAGEN UND LIEGENBLEIBEN. ICH MÖCHTE JETZT LIEGENBLEIBEN, ICH GLAUBE, ICH MÖCHTE NIE MEHR AUFSTEHEN. EINES TAGES WERDE ICH AUFSTEHEN WOLLEN UND VERGESSEN, DASS ICH VORHER LANGE ZEIT, BEINAHE ENDLOS LANGE NICHT AUFSTEHEN WOLLTE. SPÄTER WERDE ICH AUFSTEHEN WOLLEN, JETZT WILL ICH ES AUF KEINEN FALL, JETZT WILLST DU DAS AUCH NICHT; ICH HOFFE, ICH SEHE, DU ATMEST AUS. DU ATMEST AUS, ATMEST TIEF WIEDER EIN, UND DAHINTER, HINTER DEM ATMEN DIE ZÄHNE, UND DAHINTER DU. ICH LIEBE AUCH DIE ZÄHNE, DEN RAUM HINTER DEINEN ZÄHNEN UND MÖCHTE LIEGENBLEIBEN. ICH KANN NICHT AUFSTEHEN, UND WENN DU JETZT LEICHTER WÄREST UND AUFSTEHEN KÖNNTEST, WÄHREND ICH ES NICHT KÖNNTE, WAS WÜRDE ICH SAGEN.
STILLLEBEN MIT REBHUHN
Zuerst aßen sie Obst, nahmen abwechselnd Pflaumen und Pfirsiche aus der Zinnschüssel und Birnen aus dem Korb, und da sie alle drei nichts zu sagen wussten, weil es ihnen die Sprache verschlagen hatte, aßen sie weiter, während das tote Rebhuhn kopfunter von der Wand herabhing. Ein schweres, buntgefiedertes Rebhuhn war es, das, mit einem Fuß