Frauen und Mädchen in Gesellschaft und Familie: Gleichberechtigung?
Von Ernst Woll
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Über dieses E-Book
Aussagen von ausgewählten Historikern und Autoren werden, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Bearbeitung zu erheben, kommentiert.
Ernst Woll
Ernst Woll wurde 1931 in Hohenleuben (Thüringen) geboren. Nach dem Abitur 1950 schloss sich ein veterinärmedizinisches Studium in Leipzig an; 1958 promovierte er dort und übte anschließend im ehemaligen Bezirk Erfurt verschiedene tierärztliche Tätigkeiten aus. Er wurde 1994 Rentner. E. Woll ist seit 1952 verheiratet, hat 4 Kinder und wohnt ab 1960 in Erfurt. Im Ruhestand findet er Zeit für sein Hobby, erlebte Geschichte und Geschichten aufzuzeichnen. In diesem Rahmen ist er Mitglied im Verein für Thüringer Volkskunde. E. Woll ist Ehrenvorsitzender im Tierschutzverein Erfurt. Autorenhomepage: www.drewoll.de
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Buchvorschau
Frauen und Mädchen in Gesellschaft und Familie - Ernst Woll
freuen.
Biologische Unterschiede und Frauenarbeiten
Es war vor etwa einem Dreivierteljahrhundert und ich 9 Jahre alt, da fragte ich meine Großmutter: „Was sind Geschlechtsteile und was heißt Kindermachen? Die Begriffe hatte ich bei einem Ehepaar in der Nachbarschaft, die sich immer sehr heftig und lautstark stritten, gehört. Selbst auf der Straße bekam man ihre Zwistigkeiten mit. Sie hatte zu ihm gesagt: „Ich zertrete dir deine Geschlechtsteile, wenn du mir schon wieder ein Kind machen willst.
Sie hatten schon 6 Jungen.
Meine Großmutter, eine erfahrene Frau, sagte nicht wie die anderen Erwachsenen: „Das verstehst du noch nicht, dafür bist du noch zu klein. Ein Ausspruch der mich empörte, denn ich wollte schon mitreden können. So vernahm ich also von ihr, dass dies beim Mann besonders das „Dingel
sei, so sagten wir zum Penis. Aber beim Kindermachen blieb sie ungenau und meinte nur, wenn Mann und Frau sich zu eng berühren können Kinder entstehen, die dann, wie du weißt, der Klapperstorch bringt.
Ich wusste, nachzuhaken hätte wenig Zweck gehabt und tat so als sei ich zufrieden; das war ich aber nicht. Mir war schon einiges mehr bekannt, z. B. hatte ich von älteren Spielkameraden gehört, dass die Kinder im Bauch der Mütter wachsen.
Heimlich stöberte ich deshalb im Kleiderschank der Eltern, fand dort ein so genanntes Doktorbuch und darin mehrere Seiten und auch Abbildungen von männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen. Richtig verstand ich die Beschreibungen, die ich nur mühsam lesen konnte und das ganze drum herum noch nicht. Aber zumindest staunte ich über die bunten Bilder, denn ich hatte bisher noch keine Erwachsenen nackt gesehen. Mich interessierte sehr, wie ein Frauen- oder Mädchenkörper aussieht. Die Mädchen unter meinen Spielgefährten und Schulkameraden sahen also bei gewissen Körperteilen und auch im Inneren ganz, ganz, anders aus wie wir Jungen. Vielleicht schämten sie sich deshalb immer so vor uns und versuchten, ihren Körper mit Kleidung zu bedecken. Na ja, im Sommerbad da hatten sie auch getrennte Umkleidekabinen und bei ihren Badeanzügen waren die mittleren Körperteile, die ich so deutlich auf den Abbildungen gesehen hatte, hinter Stoff versteckt.
Dann las ich noch etwas Interessantes, die weibliche Muskulatur sei in der Regel schwächer als die des Mannes. Das machte mich richtig glücklich, ein Mann zu werden. Ich verstand nun ebenfalls, dass viele Kraft verlangende Arbeiten in der Landwirtschaft, ich wuchs in einer Bauernwirtschaft auf, da wusste ich darüber bescheid, nur von Männern ausgeführt werden können. Über all diese Fragen grübelte ich zunächst nach und fand damals etliche Widersprüche, die mir allerdings als Kind nicht als solche bewusst waren.
Im Grunde imponierte mir die festgelegte Einteilung in Frauen- und Männerarbeiten auch im Haushalt und nicht nur im Stall, Hof und auf dem Feld. Ich bemerkte sehr deutlich, dass das bei etlichen Tätigkeiten gar nichts mit der Schwere der Arbeit zu tun hatte. Es war einfach Tradition und die Männer überließen den Frauen wahrscheinlich auch manche Arbeiten, die sie selbst nicht gern machten.. Wenn ich zu diesem Thema einige Beispiele beschreibe, dann tue ich dies als einer der Zeitzeugen aus der Epoche Mitte des vorigen Jahrhunderts, die natürlicher Weise heute immer weniger werden. Über persönliche Erlebnisse zum damaligen Verhalten und Denken der Menschen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau kann dann niemand mehr direkt berichten. Insgesamt kann ich einen krassen Unterschied zu den Neuzeitverhältnissen verdeutlichen, aus dem die junge Generation auch zu erkennen vermag, welche Fortschritte die Emanzipation in den letzten Jahrzehnten machte.
Die einzigen Arbeiten, die ich in meiner Kindheit Männer im Haushalt machen sah, waren:
Mit scharfem Messer Brot abschneiden – Brotschneidemaschinen gab es nur bei reichen Leuten; in den Öfen das Feuer anzünden – in der Regel hatten da aber die Frauen schon Holz und Kohle eingeschichtet.
Wahrscheinlich taten sie noch einiges mehr aber ich kann mich nicht