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Oma, wie ist es, wenn man alt wird?
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Oma, wie ist es, wenn man alt wird?
eBook108 Seiten1 Stunde

Oma, wie ist es, wenn man alt wird?

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Über dieses E-Book

Jetzt, als Oma hat man Zeit und Erfahrung für sein Enkelkind
Damals bei den eigenen Kindern, fehlte beides.
Nur heute mag vieles der Körper nicht mehr. Meine Enkeltochter soll erfahren, dass man nie aufgeben darf und im Alter trotzdem viele schönes Dinge unternehmen kann.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Mai 2019
ISBN9783748591788
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    Buchvorschau

    Oma, wie ist es, wenn man alt wird? - Gisela Fiebig-Habermann

    Im Haus meiner Tochter

    Es ist ein schöner Sommertag. Ich sitze im Garten und sehe wie die Schmetterlinge fröhlich von Blüte zu Blüte flattern. Schmetterlinge sind schön. Sie sind zart und anmutig. Es ist entspannend, an so einem Tag im Garten zu sitzen. Die Natur hat ihren sommerlichen Höhepunkt erreicht. Die Vögel flattern emsig durch die Zweige. Diese Emsigkeit liebe ich so. Immer in Bewegung zu sein, bringt das Leben weiter. Früher war ich auch sehr umtriebig. Heute geht alles viel langsamer. Meistens ist heute Bewegung mit Schmerzen verbunden. Pausen sind nun wichtig. Aber dieses Innehalten gibt mir Zeit, die Dinge besser zu sehen, ja auch besser zu verstehen.

    Ich bin heute wieder im Haus meiner Tochter Anne. Das mache ich einmal in der Woche, um bei meiner Enkeltochter Vedra zu sein und die Wäsche zu bügeln. Das ist bestimmt für meine Tochter etwas Hilfe, denn Anne arbeitet sehr viel.

    Ich bin mit dem Bügeln fertig, jetzt sitze ich im Garten. Vedra ist noch in ihrem Zimmer und erledigt ihre Hausaufgaben.

    Ich ruhe mich gerne etwas aus, denn meine Füße wollen nicht mehr solange stehen. Ja, man merkt halt doch, dass ich schon 75 Jahre bin. Plötzlich kommt Vedra angesprungen und rennt zur Schaukel. Bist du mit der Hausaufgabe fertig?, wollte ich von ihr wissen. Ja, erwiderte Vedra.  Oma, magst du mit mir etwas Ballspielen, fragte Vedra. Ja, gerne, antwortete ich. Jeder von uns beiden gibt sein Bestes, doch ich erwischte den Ball von Vedras Wurf nicht immer. Ich musste mich sehr oft bücken. Das ist für mich sehr anstrengend. Ich sagte zu meinem Enkelkind: Ich kann nicht mehr, wenn ich mich so oft bücken muss, schmerzt der Rücken. Das geht leider nicht mehr solange, wenn man alt wird. Na gut, meinte Vedra, dann hüpfe ich im Trampolin und du schaust zu. Das tat sie dann auch mit einer Begeisterung. Das Zuschauen bereitete mir Freude, wenn ich feststellen durfte, mit welcher Leichtigkeit meine  9-jährige Enkeltochter ihre Sprünge ausführte. Ich setzte mich wieder in den Gartenstuhl und beobachtete Vedra mit einem Lächeln. Immer wieder sagte ich zu ihr, wie gut sie das kann.

    Plötzlich beendete Vedra das Hüpfen und krabbelte aus dem Trampolinnetz kam zu mir runter und sagte:

                                                         Oma, wie ist es, wenn man alt wird?

    Diese Frage überraschte mich. Das wird eine lange Antwort werden, dachte ich. Mit einem Satz ist das nicht getan. Altwerden ist auch ein langer Prozess. Behutsam begann ich zu sprechen: Ja, mein Schätzchen, da gibt es eigentlich sehr viel zu erzählen und ich muss in meiner Jugend anfangen, da begann ja mein Leben. Jeder Mensch wird anders alt, vielleicht besteht eine Verbindung zwischen Jugend und Alter. Ich denke, da spielen auch so viele Faktoren mit. Welche Kindheit man hatte. Wie war die Ernährung. Ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen. Da war der 2. Weltkrieg. Wir haben unsere Heimat verlassen  müssen und ich spielte so gerne auf dem Bauernhof meiner Großmutter. Vedra fragte schnell dazwischen: Aber ihr ward doch arm, warst du da nicht traurig?. Nein, ich hatte ja keine anderen Vergleiche. In diesem Dorf, gab es wohl Bauern, die etwas mehr Land und Tiere hatten als meine Großmutter, aber das war mir doch egal. Ich konnte im Hof herumrennen und jederzeit zu den Kühen, Pferden, Hasen, Hühnern und Schafen gehen, denn sie waren ja immer da. Natürlich gab es auch Verbote, ich sollte nicht allein zu den großen Tieren gehen. Das befolgte ich erst, als mich eine Kuh einmal mit ihrem Schwanz umwarf. Vedra, auf dem Bauernhof war ein Gefühl von Freiheit, kennst du auch so ein Gefühl?. Ja, Oma, das empfinde ich, wenn ich allein im Garten bin und hinten auf dem Tisch meine Duftversuche mache. Ich suche in unserem Garten nach den duftenden Pflanzen, pflücke die Blätter und  Blüten für meine Experimente. Da merke ich auch wie  vielfältig die Natur doch ist und immer wieder Interessantes in unserem Garten entdecke, was ich für meine Versuche brauche. Ja, so ging es mir damals auf dem Bauernhof. Anschließend war das große Kornfeld mit den Lerchen, die trillernd in die Lüfte stiegen. Das hat sich bei mir so tief eingeprägt. Alle Menschen, die zu mir gehörten, waren um mich herum. Meine Mutti, meine Oma, meine Tanten, ich war nie allein. Ist es denn nicht sehr schön, wenn immer jemand da ist? Das war damals die Zuneigung, die Erwachsene ihren Kindern geben konnten, aber man wurde nie in den Arm genommen, gedrückt oder geküsst. Das kannten die Frauen auch früher von ihren Eltern nicht.So konnten sie es auch nicht weitergeben. Damals, als ich ein kleines Kind war, habe ich es nicht vermisst, weil es auf dem Hof auch keiner tat. Mein Vater hatte meine Mutti schon geliebt, aber sie hatten sich nie vor mir geküsst, weil man es nicht tat, das war früher unanständig. Also habe ich Zärtlichkeiten unter Menschen nicht gesehen und nicht gespürt. Man kann doch nur vermissen, was man kennt und schon mal erlebt hat. Dieser Verlust ist mir erst viel später bewusst geworden, als ich es bei anderen Menschen gesehen habe. Da war ich dann oft traurig und hatte Sehnsucht nach Zärtlichkeiten. Ich hatte mir damals vorgenommen, ich mache es bei meinen Kindern anders. Aber was man nicht bei seinen Vorbildern, der eigenen Familie sieht, kann man nicht nachmachen. Es muss von Grund auf selbst erarbeitet werden. Das kannst du bestimmt nicht verstehen, denn deine Mami kann dich umarmen und küssen. Sie ist mein Kind. Damals als sie klein war dachte ich, dass ich vieles anders mache als meine Eltern und meinen Kindern mehr Zärtlichkeiten vermitteln konnte. Damals habe ich alles gegeben, was ich empfand. Es steckte sehr tief in mir, nur es war mir damals nicht möglich, meine ganzen Gefühle nach außen zu zeigen. Vedra, dich kann ich schon viel inniger umarmen, weil ich jetzt dazu gelernt habe und die Nähe zu den Menschen, die ich liebe, ertragen kann. Ja, ich sage ertragen, denn zu anderen bekannten Menschen ist es immer noch etwas Überwindung. Im Sportverein mache ich nicht gerne bei Spielen mit, wo man Rücken an Rücken stehen muss oder sich an den Händen halten. Aber ich habe beobachtet, dass es einigen Frauen aus meiner Generation genau so geht. Darum ist es auch schön, alt zu werden, um Erfahrungen zu sammeln, die man in der Mitte des Lebens noch nicht gemacht hatte. Diese Erfahrung ist sehr schön, aber auch ein bisschen wehmütig, weil man dann auch etwas versäumt hat, was man nicht mehr nachholen kann.

    Es muss sich in unserer Seele ein großes Buch befinden, da schreibt unsere Gegenwart wichtige Dinge hinein, die wir in unserem Leben erfahren, die dann irgendwie und irgendwann wieder nachzulesen sind. Oder blättert unsere Seele selbst in diesem Buch und sucht uns das passende Bild für die jetzige Situation?. Wie meinst du das Oma?, fragte Vedra neugierig. Schau, wenn ich heute mit dem Rad unterwegs bin, erfreue ich mich an den Kornfeldern und ich bin glücklich, wenn ich eine Lerche zwitschern höre, so wie ich diese damals als kleines Kind bei meiner Oma im Kornfeld hörte, steht das in meinem Seelenbuch. Das ist dann ein Moment, in dem ich sehr glücklich bin. Das Glücksgefühl für bestimmte Dinge ist mir geblieben, obwohl ich heute etwas schwer höre, vernehme ich das Zwitschern der Lerchen ganz klar. Es gibt aber leider nicht mehr so viele dieser wunderbaren Vögel.

    Eigentlich müsste ich ja mein Hörgerät tragen. Weil ich es aber selten in mein Ohr steckte, bringe ich deine Mami manchmal auf die Palme, wenn ich sie nicht verstehen kann und sie deshalb so laut reden muss. Hm, ja aber warum steckst du denn dein Hörgerät nicht in deine Ohren, dann würdest du noch besser hören?, fragte mich meine Enkeltochter. Das ist schon richtig, was du sagst, aber die Stöpsel im Ohr erzeugen so einen Juckreiz, der den

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