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Die Lamellen stehen offen: Frühe Lyrik 1963-1991. Werkausgabe Band 1
Die Lamellen stehen offen: Frühe Lyrik 1963-1991. Werkausgabe Band 1
Die Lamellen stehen offen: Frühe Lyrik 1963-1991. Werkausgabe Band 1
eBook226 Seiten29 Minuten

Die Lamellen stehen offen: Frühe Lyrik 1963-1991. Werkausgabe Band 1

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Über dieses E-Book

Der erste Band der Werkausgabe vollzieht den lyrischen Bogen in Klaus Merz' Werk von den Anfängen Mitte der Sechziger- über die frühen Achtziger, als Klaus Merz, nachdem er während zehn Jahren ausschließlich Prosa und Theatertexte geschrieben hatte, die Lyrik wieder aufnahm, bis in die frühen Neunzigerjahre hinein nach. Dabei werden zahlreiche Gedichte aus dem Frühwerk von Klaus Merz, die zum größten Teil noch vor seinem Buch-Debüt 1967 entstanden sind, erstmals abgedruckt. Unter dem Titel "Zugewachsene Gärten" enthält dieser Band ebenso ein bislang unveröffentlichtes, in den 1980er Jahren entstandenes Lyrik-Manuskript aus dem Vorlass von Klaus Merz im Schweizerischen Literaturarchiv.
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum3. März 2016
ISBN9783709937198
Die Lamellen stehen offen: Frühe Lyrik 1963-1991. Werkausgabe Band 1

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    Buchvorschau

    Die Lamellen stehen offen - Klaus Merz

    Merz

    Weiße Gedanken

    Unveröffentlichte Gedichte 1963–1967

    Abendlied

    Verlassne Schaukeln läuten

    den stummen Abend ein.

    Die tagverbrauchte Helle

    hängt alt im Wolkenhain.

    Es dunkeln grüne Wiesen

    vor transparentem Hang.

    Der Knabe und der Taube

    hörn späten Glockenklang.

    Dumpf ziehen graue Bilder

    in mein entleertes Haus

    und aus gespaltner Stirne

    tropft blauer Flieder aus.

    Winter (1)

    Der Himmel flockt aus

    ich gehe auf Eis.

    Kein offenes Haus

    die Nächte sind weiß.

    Die Liebe ein Hund

    treibt mich fort.

    Schneesterne im Mund

    halte ich Wort.

    Frage um Schnee

    Die schwere Leere

    fällt im Laub.

    Die Flamme glast

    wird feuertaub.

    Ein Dunkel

    aus den Äckern bricht.

    Als fremdes Zeichen

    wächst ein Baum ins Licht.

    Ein Horizont

    versinkt im See.

    Wer stillt den Durst

    nach weißem Schnee?

    Museum (1)

    Außerhalb der Vitrinen

    stehen wir stumm

    vor den verjährten Gesichtern

    und dürsten

    über dem trockenen Grund

    in den Scherbengefäßen:

    Tief in den Särgen

    erkennen wir schon

    das eigene Mumienhaupt.

    Nach langem Winter

    Der Sommer schwer zu bestehen.

    Dein Feuer und im Feuer mein Herz:

    Rot tropft die Eisscherbe aus.

    Konzertsaal

    Die Orgel

    ist zugeschneit

    Sierra Nevada.

    Nachts steigen

    aus eisigen Grüften

    kalte Choräle.

    Schnee

    In meiner Nacht wohnt

    die Trauer deiner Augen.

    Und lange hält mich

    der Schatten zurück

    bei der Lampe.

    Ich schreibe:

    Draußen fällt Schnee.

    Nacht

    Die Lamellen stehen offen.

    Die Stadt wirft Lichtgirlanden herein

    legt Scheinkronen auf

    vergoldet den Tüll.

    Das Glück wird sichtbar

    durch einen Spalt.

    Der Atem, der dich anfliegt

    zieht uns hindurch.

    Aber irgendwo und nirgends

    lässt dich der Morgen erwachen

    beim alten Hahnschrei

    in uns oder den Vororten.

    Unterwegs

    Eng aneinander

    die hautlosen Finger

    die Flügel

    einwärts gewachsen.

    So schwimmen

    fliegen wir fraglos

    unbesprochenen Horizonten

    entgegen.

    Tag für Tag

    Wieder

    öffnet die Angst

    ihre Pforten.

    Tiere umkreisen

    dein schlagendes Herz

    und du versprichst

    das Unmögliche

    auch morgen

    zu tun.

    Rückkehr

    Heim kehrt ich

    nach endloser Zeit

    übers Moor.

    Schöner

    war der Garten

    und unterm Schnee

    das Geheimnis

    weißer Gedanken.

    Mit dem Schlüsselwort

    meinem wiedergefundenen Namen

    trat ich ein.

    Wo auch

    Wo ich auch bin

    bin ich nicht.

    Die Tage fallen vorbei

    keiner enthält

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