Im Schläfengebiet: Erzählung
Von Klaus Merz
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Über dieses E-Book
Feinfühlig und bestechend schlicht: eine zeitlose Erzählung von Klaus Merz
Walter leidet unter Epilepsie. Er hat gelernt, die Vorzeichen zu deuten – er schmeckt das Blech in seinem Mund, die aufsteigende Hitze. Seit ihn Mirjam verlassen hat, verbringt er seine Tage in Einsamkeit. Auf langen Spaziergängen lässt er sein Leben Revue passieren, seine Beziehungen, seine Epilepsie, tritt er immer wieder neu mit sich selbst in Beziehung. In seiner so präzisen wie bildgewaltigen Sprachwelt lässt Klaus Merz sie uns nachfühlen: die zunehmende Beklemmung vor einem schweren Anfall, den tiefen, dunklen Schlaf, der folgt. Mit seinem untrüglichen Blick für das Wesentliche spürt er aber auch stets die erhebenden Momente des Lebens auf. Dieses empfindsame Porträt erscheint mit einem Begleitwort von Beatrice von Matt und in bibliophiler Ausstattung.
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Buchvorschau
Im Schläfengebiet - Klaus Merz
Klaus Merz
Im Schläfengebiet
Erzählung
HAYMON
1
Walter steht an der Reling seines Wohnzimmerbalkons. Er sucht nach einer Melodie für Epileptiker und pfeift das Lied leise vor sich hin.
Seit ihn Mirjam nach einem schweren Anfall endgültig verlassen und sein Arzt ihm versprochen hat, ihn wieder neu einzustellen, verbringt er seine Nächte regelmäßig auf Zwischendeck. Sein Wort für Halbschlaf, für seinen persönlichen Pikettdienst an Bord der angemieteten Zweizimmerwohnung, für sein Eingesponnenbleiben in Erinnerungen, Gedankenspiele, Selbstgespräche. Nach langem, unnützem Widerstand hat er endlich akzeptiert, dass es ihm jederzeit und überall passieren kann, verkrampft und ohne Bewusstsein auf dem Boden vorgefunden zu werden. So gut es geht, will er aber dennoch auf der Hut bleiben davor. Sein frommer Wunsch. Tagsüber begibt er sich auf den Marsch: Das Vergehen beim Gehen läuft unter Aufsicht der Bäume ab, teilt er seiner Tochter auf einer Postkarte mit.
Den mit Verbandstoff umwickelten Suppenlöffel in Mirjams Nachttischschublade hat er wieder von seiner Camouflage erlöst. Die Erkenntnisse der Medizin sprechen ohnehin gegen eine Anwendung dieses gepolsterten Grand-Mal-Bestecks. Und er kann sich die Zunge ja nicht selber gegen seinen Unterkiefer drücken, um sich vor Bissen oder vor dem Ersticken zu schützen. Also isst er wieder Suppe mit Mirjams Gerät.
Lieber allein, als einsam zu zwein, hat er als erste Sentenz auf einem Zettel festgehalten, nachdem er seiner anfänglichen Verwirrung und lähmenden Niedergeschlagenheit über Mirjams Abschied endlich Herr geworden war. Der Zettel mit der Notiz ist als Buchzeichen in seiner ehemaligen Backrezeptsammlung stecken geblieben. Walter liebt Bilder, und er denkt in Sinnsprüchen, wenn’s geht. Sie geben ihm einen Halt.
Omnis vulnerat, ultima necat, steht unter der Sonnenuhr des Chorherrenstifts, dem er im Vorbeigehen alle paar Wochen einen Besuch abstattet. Er hat sich den lateinischen Spruch von einem der Priester übersetzen lassen – «jede verwundet, die letzte tötet» – und beide Versionen in sein Backbuch aufgenommen.
Wenn Walter vom Stubentisch aufschaut, fällt sein Blick auf einen leeren Stuhl, das einzige Requisit im Ölbild, das an der gegenüberliegenden Wand hängt. Seit er allein lebt, ist ihm das Gemälde noch lieber geworden.
2
Es ist früh am Morgen. Die Bitterkeit der beiden vorangegangenen Nächte hängt noch wie eine dunkle Wolke über Walters schwarzblauem Beret. Er lenkt seine Schritte auf den Lebhag zu, der den Friedhof umgibt, um sich hinterm Gebüsch eine Weile lang zum Verschwinden zu bringen.
Als ich neun war, ging ich immer zu den Kühen hinaus und ließ mich von ihnen lecken, hatte Ruth während ihrer ersten gemeinsamen Nacht zu ihm gesagt und eine Traurigkeit in ihren Augen gehabt, die ihn hilflos machte. Bis er im Morgengrauen anfing, Ruth am ganzen Körper lang und behutsam zu lecken. Walters Augen und Hände erinnern sich vor allem an Mirjam, seine Zunge erinnert sich an Ruth. Er steht an ihrem Grab und fährt mit den Augen seinen eigenen Namenszug unter ihren gemeinsamen Doppelnamen in den rötlichen Stein hinein, der auf der Wetterseite Moos ansetzt.
Das Licht wird milder. Die Aufschlaggeräusche der ersten Tennisspieler