Vom Land Leben: Prosastücke über das Markgräflerland, den Südschwarzwald, das Elsaß und die Nordschweiz
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Über dieses E-Book
Nikolaus Cybinski
Nikolaus Cybinski, geboren 1936 in Bitterfeld, Kindheit dort zwischen Kohlenstaub und Flugasche, dennoch unbeschwert. Aktiv in der evangelischen Jugend, Verweis von der Oberschule, Frühjahr 1953 Flucht nach West-Berlin, von dort nach Freiburg im Breisgau ins Melanchthonstift. Abitur am Kepler-Gymnasium, Studium der Geschichte, Germanistik und Französisch in Freiburg und Paris. 1965 als Lehrer ans Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach versetzt. Diverse Schreibarbeiten neben der Schultätigkeit, beispielsweise Lieferant von Aphorismen für die Süddeutsche Zeitung. Seit nunmehr bald 18 Jahren Ruheständler, viele Jahre Mitarbeiter einer Zeitung in Basel und bis heute in Freiburg und Lörrach.
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Vom Land Leben: Prosastücke über das Markgräflerland, den Südschwarzwald, das Elsaß und die Nordschweiz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVorteile der zweiten Klasse: 25 Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Vom Land Leben - Nikolaus Cybinski
Inhalt
Augen Blicke I (Fünf Markgräfler Skizzen)
In der Schwarzwaldklinik
Am Belchen
Nach Rufe auf einen Freigeborenen (Rheinhymne)
Augen Blicke II (Fünf Schwarzwälder Skizzen)
Von Wieden nach irgendwo (Gedichte)
Blicke. Einige Versuche, etwas zu sehen
Augen Blicke I
Fünf Markgräfler Skizzen
Für Gerta Haller
Oberhalb Schallbachs
Vor eineinhalb Jahren fielen die Kirschbäume im Zuge der Umlegungs- und Flurbereinigungsmaßnahmen. Mit einer Planierraupe wurden sie einzeln zu Boden gedrückt. Die erschreckten Schreie versanken im Krach des schweren Dieselmotors. Kein Baum floh. Zu Tode erstarrt ließen sie die Raupe herankommen. Die Stärkeren leisteten Widerstand. Manchmal knackte es, krachte dumpf, wenn die Wurzeln ausrissen. Tränen flossen nicht. Es war ein rasches, qualvoll stummes Ende. Vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. Vom Landratsamt genehmigt und bezuschußt. Der Tod war legal, wütete tagelang. Tiefe Kettenspuren zerquetschten das Erdreich, verliefen kreuz und quer über die Äcker. Kein Baum wurde verschont. Gnade gab es nicht. Systematisch wurde bereinigt. Am Freitagabend war es geschafft. Ruhe kehrte ein, im Dorf atmeten sie auf. Die Planierraupe war neben der Straße abgestellt. Reglos lagen die ausgerissenen Bäume. Keiner erbarmte sich. Der trostlose Tod machte sich breit. Langsam starben sie, jeder für sich. Es wurde nicht gebetet.
Blick von Wintersweiler
Die Felder sind überdüngt. Das Wasser einzelner Tiefbrunnen ist kaum noch genießbar. Selbst der Landrat hat gewarnt. Die Pestizide, die in den Reben verspritzt werden, töten, was tödbar ist. Am Dorfrand stehen die Kräne der Baugesellschaft. Der Makler singt im Männerchor. Der Ortsvorsteher setzt auf Expansion. Die Mehrheit der Bevölkerung ist für die Todesstrafe.
Nichts stimmt mehr.
Und doch kann es sein, daß im Einfall warmer Maitage das Land sich in einen himmlischen Garten verwandelt, voll überquellender Üppigkeit, weiße und gelbe Wellen in den zart geschwungenen Konturen der Hügel schwimmen und das pralle Sonnenlicht zittriglautlosen Glanz darüberlegt, dessen Strahlen tief in die Augen dringen. Für Augenblicke scheint die Zeit entrückt. Mittägliche Stille macht sich behäbig breit. Im Schatten ist das Gras noch feucht. Der sich abkühlende Motor knackt. Bienen summen hektisch in der Kirschbaumplantage. Lauter, von unten auf der Straße, dröhnt hochtouriges Mopedgeräusch, das sich rasch verliert. Die Luft kommt in Schwaden, schmeckt blühend, maiglöckchenhaft. Betört, macht süchtig wie der leise Kuckucksruf. Du sollst deinen Frieden machen und selig werden.
Gleich im ersten Garten unten in Mappach halten die Zwerge sich den Bauch vor Lachen.
Rümmingen gegenüber
Dörfer mit Krebs, Rümmingen zum Beispiel.
Scheinbar planlos wuchernd und unkontrolliert wächst die Neubausiedlung aus dem alten Dorf, frißt sich den Hang rauf zum Waldrand hin. In