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RUDI: Schicksal hat keine Logik
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eBook570 Seiten8 Stunden

RUDI: Schicksal hat keine Logik

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Über dieses E-Book

Rudi - Das Schicksal hatte keine Samthandschuhe für ihn vorgesehen: die Nachkriegszeit, der Verlust der Mutter und der Schwester, ein tyrannischer Vater, die Trennung vom Bruder und seine daraus erwachsenen lebenslangen Schuldgefühle, der frühe Tod Annes, seiner Frau ...
Solange er zurückdenken kann, war sein Leben immer mit Abschied verbunden. Mit dumpfem Schmerz und Schuldgefühlen.
Erst im Alter findet er Ruhe in den alltäglichen Alltäglichkeiten.
Und als er am wenigsten damit rechnet, zeigt ihm das Leben, dass es noch Glück für ihn aufgespart hat mit all den Gefühlen, die doch eher zu jüngeren Jahren passen als zu einem Rentenalter. Er erfährt, dass Liebe und Leidenschaft keine Vorurteile dulden und vor keiner Altersgrenze Halt machen. Ob mit zwanzig, dreißig oder mit zweiundsiebzig Jahren - das Muster ist immer dasselbe. Liebe ist Liebe - so alt wie die Menschheit selbst ... Und das Schicksal ist wie ein Vorschlaghammer und kennt keine Logik.

Es ist die Geschichte eines Mannes, dessen Biografie mit dem Zweiten Weltkrieg beginnt und die seinen Lebenslauf teils als Rückblick, teils als Gegenwartsbeschreibung erzählt, wobei als Gegenwart die Zeit nach 2010 genommen wurde. Hier erlebt er, wie sein Rentnerdasein auf den Kopf gestellt wird. Und Auslöser ist eine Frau, die eine Zeitlang die Kindheit mit ihm teilte und danach für ihn "verschollen" war. Eben die Frau, die das Verbindungsglied zu den ersten beiden Romanen »Steinzeit« (1) und »Blumen der Hölle« (2) der Reihe »Des Menschen ewig Leid und Liebe« darstellt.
Es geht um die Fragen: Sind alte Menschen, die die achte Lebensnull anpeilen, immun gegen Leidenschaft und Wunsch nach Sex? Nach Berührungen der alten Haut? Nach Streicheleinheiten über einen Berg von Falten? Sind sie noch fähig für tiefe, allumfassende Gefühle gegenüber dem anderen Geschlecht? Wie geht die Allgemeinheit mit dieser Problematik um? Sieht die junge Generation in dem Aufbäumen des Alters eher eine urkomische Parodie dessen, was man späten Frühling nennt, so kurz vor Toresschluss, und bei der sich die alten Leutchen nur zum Affen machen? Kann man in dem Alter, in dem sich Rudi befindet, noch von Energien reden, die auf seltsame Weise zwischen Mann und Frau knistern, ohne dass man sich berührt? Die ein Rieseln vom Kopf bis zum Gemächt verursachen? Kann es sein, dass noch einmal die Funken sprühen? Dieses Kribbeln auftritt, als würden leichte Stromstöße durch den Körper jagen, während gleichzeitig die Gelenke unter der Arthrose knirschen?
Er, Rudi, beschließt jedenfalls, das (vielleicht letzte) Angebot des Lebens anzunehmen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum18. Juli 2022
ISBN9783347693869
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    Buchvorschau

    RUDI - Hanna Karthé

    Prolog

    Der Krieg war zu Ende. Der Führer war tot - für Volk und Vaterland in seinem Bunker unter der Reichskanzlei »im Kampf gefallen«. So die Nachrichtenstimme am nächsten Tag. Heute weiß man es besser.

    Damals war es wie ein kollektiver Schock, der die Bevölkerung erfasste. Der Führer war tot! Das war das Ende!

    Und tatsächlich - im Frühjahr 1945 lag Deutschland am Boden. Das tausendjährige Reich war nach zwölf Jahren zerschlagen. Zertrümmert. Vernichtet. Ausgemerzt.

    Aber nicht ausgelöscht.

    In vielen Köpfen der Menschen war es noch da, auch wenn sie die Arme nicht mehr absurd zum Himmel rissen und stramm die Hacken zusammenknallten. Auch wenn die Tapeten in ihren Wohnstuben helle Flecken bekommen hatten - dort, wo einstmals ein eingerahmtes Foto eines Mannes mit einem Schnauzer unter der Nase hing. Es war nun nicht mehr Mode, alle Welt zu zeigen, ein führertreuer Deutscher zu sein. Und es war fast schon erschreckend, wie schnell den Leuten der Gesinnungswechsel gelang. Aber die Zeit seiner Bewunderung hatte sich eingeprägt - in den Köpfen der Menschen und in die Tapeten. Deshalb fiel das Verstehen, das Begreifen so schwer. Es musste alles erst einmal verdaut werden!

    Doch trotz aller Fassungslosigkeit - es musste irgendwie weitergehen. Weiß der Himmel, wie. Auf irgendeine Art. Auf irgendeine Weise. Und jetzt mit eigener Kraft. Unter dem Banner des Selbsterhaltungstriebes. Ohne Illusionen. Der Führer, der geführt hatte, war tot. Was jetzt galt, war die Eigeninitiative und der Einfallsreichtum eines jeden einzelnen. Legal oder illegal. Auf dem Schwarzmarkt, im Umland, zwischen den kaputten Häusern. Sie waren nicht am Leben geblieben, um nun zu sterben. Sie waren dem Tod bis jetzt ausgewichen, so sollte es verdammt nochmal bleiben! Die Pulsader sich durchzutrennen war keine gängige Option. Kein letzter Ausweg. Zumindest nicht für jedermann. Es hatten doch alle ihre Last zu tragen - die meisten einen schweren Sack davon, manch einer nur ein Säcklein, aber jeder hatte auf die eine oder andere Art seine Bürde auf dem Buckel, von der sie hofften, dass sie geringer würde, wenn die Nachwehen des Krieges erst überstanden waren. Wenn es wieder aufwärts ging. So fügten sie sich den neuen Umständen. Passten sich an, so gut es eben ging. Es gibt Augenblicke, in denen es besser ist, zu akzeptieren. Das Beste aus der Lage zu ziehen, als in Nostalgie zu verfallen und auf Wunder zu hoffen. Die Hoffnung gehörte dem Überleben. Und der Heimkehr der Männer, von denen es keine Todesnachricht von der Front gab. Vermisst war nicht zwangsläufig tot.

    Doch die besiegten Soldaten, die die zerlumpten Uniformen des Krieges nach Hause trugen, waren nicht mehr die, die einst mit Gleichschritt und Marschliedern auf den Lippen, mit einem Führereid und einer loyalen Gesinnung im Herzen ausgezogen waren, um die Welt zu germanisieren.

    Sie kehrten heim und stellten fest, dass es den stählernen Riesen Deutschland nicht mehr gab - klein und demütig war er geworden. Man hatte dem starken Tiger die Zähne ausgebrochen.

    Und der Teil, wo das Zuhause des heimgekehrten Soldaten in dieser Geschichte lag, war jetzt rot. Rot wie die Fahne der Sieger, der Bolschewisten, der Untermenschen, gegen die er zu Felde gezogen war. Und das Rot des Hasses legte sich über den Teil des Landes, wo vorher die Ketten des T 34 die Erde zerfurchten. Und als er daheim angekommen war, da musste er feststellen, dass sich nicht nur das Land verändert hatte, sondern auch seine Familie. Das war für ihn die zweite moralische Niederlage, die er hinnehmen musste. Seine Ehre bäumte sich auf, schrie nach Vergeltung. Der Hass in ihm akzeptierte keine Erklärungen. Tötete seinen Verstand.

    Und so wurde der besiegte Soldat wieder zum unerbittlichen Kämpfer gegen die Demütigung, die in seinem Kopf grassierte. Wie ein Stier in der Arena gegen das rote Tuch anlief, prellte er gegen alles vor, was ihn reizte. Ohne Rücksicht. Mit starken Armen und Händen und kraftvollem Maul.

    Es kämpften viele Heimkehrer wie er. Viele kamen nicht klar mit den veränderten Zuständen und zerstörten in ihrem Jähzorn nicht nur sich selbst, sondern auch diejenigen, die sie vor Jahren als liebender Ehemann und Vater verlassen hatten. Für manche Familien wäre es vielleicht besser gewesen, sie wären nie mehr heimgekehrt.

    Wer wollte das beurteilen!?

    Wer trug Schuld?

    Wer trug Verantwortung für all die ramponierten Schicksale? Für die Lebensdramen und für die kranken Seelen, die daraus hervorgingen?

    Der Führer und seine Marionetten?

    Das Volk, das den falschen Propheten mit Jubelschreien nachgelaufen war? Die Heil-Schreier? Die Ja-Sager? Die Mitläufer?

    Waren die Mitläufer Mitschuldner und nicht einfach nur Sorglose?

    War eigentlich nicht jeder Einzelne, der seinem schwachen Charakter unterlag und nicht seine Stimme erhob, ein Mitläufer?

    Sie haben nicht getötet, aber sind sie dennoch schuldfrei?

    Der Krieg hatte seine Folgen nicht nur in den unmittelbaren Nachkriegsjahren. Sie wirkten oft noch viele Jahre später, manchmal ließen sie ein Leben lang die Betroffenen nicht los. Sie zogen sich wie ein roter Blutfaden durch ihr Dasein. Manchmal wurden sie gar nicht als Folgen des Krieges wahrgenommen, sondern als Schicksalsfügungen abgetan, denen sie eine gewisse Logik zuzuordnen versuchten.

    Aber das Schicksal kennt keine Logik.

    I

    Er stand am Fenster. Vor ihm die verwaiste, gardinenverschleierte Straße, die vor sich hin döste, hinter ihm das Ehebett, das zur Hälfte durch eine leere Matratze ebenso verwaist wirkte. Das Einzige, was von Leben sprach, waren ein paar Vögel, die sein Blickfeld ab und an durchkreuzten. Ansonsten stand die Welt vor ihm und hinter ihm still. Sogar die Luft schien zu verharren. Es wehte nicht die leiseste Brise, weder durch die Fenster, die er reihum im Haus weit aufgerissen hatte, noch bewegten sich die Blätter an den Zweigen des Birkenbaumes, der seine Grundstückseinfahrt einseitig säumte. Es herrschte eine gelähmte Ruhe und Stille, als läge das ganze Dorf im Dornröschenschlaf. Eigentlich nichts Ungewöhnliches zu dieser Stunde am frühen Nachmittag an einem Wochenende zu dieser Jahreszeit und bei diesem Hochglanzwetter. Überhaupt nichts Ungewöhnliches in seinem Dorf.

    Laut Kalender standen sie kurz vor dem Herbstbeginn, doch der späte Sommer hatte seine Temperaturen noch nicht eingesammelt, um sich zu verabschieden, oder zumindest seinen Rückzug anzukündigen. Er wartete noch einmal mit allem auf, was er zu bieten hatte und vergriff sich dabei schon gelegentlich an den Farbkünsten des Herbstes; das Laub an den Bäumen zeigte hie und da bereits gelbliche Einfärbungen. Doch die Sonne hatte ihre sommerliche Kraft noch nicht eingebüßt.

    In diesem Jahr war der Sommer einer von der Sorte gewesen, der den Asphalt auf den Straßen zum Schmelzen und die Luft zum Flimmern brachte und Fata Morganas zauberte. Die Blumen kämpften tapfer mit hängenden Köpfen ums Überleben, das Gras wurde allerorts von einer gnadenlosen Sonne versengt - ein trostloses Bild in klagendem, schmutzigem Gelb, auf dem sich keine Schmetterlinge, keine Bienen und Hummeln verirrten, die von einer Blüte zur anderen flogen und für ein wenig Stimmung mit ihrer Sommermusik in der leblosen Natur sorgten. Die Hitze sprang die Menschen an wie eine heiße Woge in einer Sauna, wenn man einen neuen Aufguss vornahm. Tagsüber ließ sie sie in eine kollektive Lethargie fallen, und nicht mal der Schlaf versprach Erholung, weil die Nacht keine Abkühlung brachte. Man glaubte, der Schweiß würde literweise strömen und wie eine zweite Haut eine salzige Schicht auf dem Körper verteilen. Ständig musste man sich über die brennenden Augen wischen. Der erste Blick am Morgen aus dem Fenster war dem Himmel gewidmet, in der Hoffnung, er hätte seine Farbe gewechselt. Doch seit Wochen war er makellos strahlend blau und das einzige Muster, was an ihm zu entdecken war, wurde von den Schönwetterwölkchen kreiert, die den Sonnenpfeilen keine Hindernisse waren.

    Bei solcher übertriebenen Makellosigkeit frönten die Leute an den freien Tagen entweder ihr Dasein als Laubenpieper unter schattigen Obstbäumen und hielten dort ihr Mittagsschläfchen, oder sie waren unterwegs zum Flussufer mit seinem hellen Streifen Badestrand, wo man der stickigen Schwüle einstweilen entrinnen konnte und wohin die Kinder ihr Krakeelen mitnahmen. In den wenigsten Fällen zog es sie auf die Betonpiste.

    Es gab Ausnahmen – und auf eine solche Ausnahme wartete er hinter der Gardine. Von hier aus konnte er die Straßenführung gut überblicken und rechtzeitig das Auto – also die Ausnahme an diesem Tag – sehen. Er hätte sich auch an die Gartenpforte stellen können, doch das wäre ihm zu auffällig gewesen. Es könnte sich ja doch jemand auf die Straße verirren und ihn mit einem gelangweilten Rentner verwechseln, der die überschüssige Zeit vor die Tür trug. Nein, er zog diesen Standort vor. Außerdem war es kühler hier, die Sonne fand zumindest in diesem Teil des Hauses keine Möglichkeit, ihre Hitze abzuladen. Anders als in der Wohnstube, die nach Süden ausgerichtet und zudem mit bodentiefen Fenstern über eine ganze Wandbreite ausgestattet war. Trotz Sonnenschutz war es dort im Sommer oft fast unerträglich, von der Terrasse ganz zu schweigen, wo man das Gefühl bekam, als Weihnachtsgans gebrutzelt zu werden. Mittlerweile verspürte er immer weniger den Drang, seinen Körper mit einer sympathischen Bräune auszustatten, zumal er es auch gar nicht mehr bewerkstelligen könnte. Nun, die Bräune sicherlich schon, aber einen sympathischen Körper zu präsentieren, wenn die Haut langsam begann, sich wie ein Plisseestoff in Falten zu legen, das war fraglich! Da biss die Maus nun mal keinen Faden ab, musste er sich selbstkritisch eingestehen, die vielen Jahre, die er schon auf dem Buckel hatte, forderten ihren verräterischen Tribut. Und heute kam ein weiteres Jahr hinzu. Die Zeit galoppierte im Alter, obwohl sie sich doch gerade dann Zeit lassen könnte. Aber so ist das oftmals mit den Phänomenen! Sie waren rätselhaft und wunderlich. Aber gerecht! Zumindest was die Zeit anging. Bei ihr hatte niemand eine Sonderstellung. Irgendwann war sie abgelaufen. Davongelaufen. Für jedermann. Von ihr blieb nur eine Spur übrig. Erinnerung nannte man sie. Mal war sie, die Spur, wie eine gerade Fahrbahn mit einigen wenigen Knotenpunkten, die man im Rückspiegel sah, mal wie gekraustes Engelshaar, was in seinen Wellen viele Umwege vermuten ließ.

    Tja, die Zeit.

    Er hatte die Jahrtausendwende überschritten, da war er schon über sechzig, und das war auch schon wieder mehr als zehn Jahre her.

    Wer hätte das gedacht?

    Als er Kind war, lag das neue Jahrtausend so weit weg wie die Erde vom Mond. Mit dreißig oder vierzig kam es näher und gelegentlich ins Bewusstsein. Und mit fünfzig wurde es ein hypnotisierendes Datum. Und jetzt, nach Überschreiten dieser magischen Zahl, sprach niemand mehr davon. Man lebte mit der Zwanzig genauso wie mit der Neunzehn. Außerdem hatte man schon über zehn Jahre Zeit, sich an sie zu gewöhnen.

    Er schaute auf seine Armbanduhr. Sie müssten bald kommen. Den Tisch unter dem schattenspendenden Apfelbaum hatte er schon gedeckt. Bis auf den Kuchen, der kühl bleiben und den Kaffee, der heiß bleiben sollte, wartete alles auf seine Benutzung. Er hatte sich Mühe gegeben bei der Dekoration – sie sollte einem Geburtstagstisch entsprechen. Die blauen Servietten hatte er extra gekauft, weil sie farblich gut zum Kaffeeservice mit dem kobaltblauen Muster passten. Sie lagen wie blaue Segel auf der weißen Damastdecke. Er hatte Kerzen in gläserne Windlichter und Blumen in Vasen gestellt. Auf den Stühlen lagen weiche Kissen. Da solle noch jemand sagen, dass ein Tattergreis, unter dessen Bezeichnung er sich manchmal selbstspöttisch stellte, keinen Sinn für ein schönes Ambiente besitzen würde!

    Nun bewegte sich etwas auf der Straße, noch weit weg, aber die Farbe wirkte wie ein Eindringling in einen grauen Mikrokosmos: rot! Sie hatten sich also für den roten Honda, den Wagen seiner Tochter, entschieden. Damit war klar, wer sich heute in Abstinenz befinden würde.

    Das Auto hielt vor dem Haus. Für ihn war es der Zeitpunkt, wo er seine Position am Fenster aufgab und der Wohnungstür zustrebte.

    „Happy Birthday, Opa!"

    Franzi kam mit staksigen Schritten auf ihn zugestürzt. Es war unübersehbar, dass sie sich gerade in einer Wachstumsphase befand, in der die Proportionen von Armen und Beinen zum restlichen Körper hinten und vorne nicht mehr stimmten und diesen täppischen Gang hervorbrachten. Sie schlang ihre Arme um seine Taille und legte den Kopf an seine Brust. Er strich ihr zärtlich über das dunkle Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.

    „Happy Birthday, Opa Rudi!", folgte ihr Emil.

    Franzi und Emil – seine Enkelkinder!

    Sie waren vom Alter her wenig auseinander, nur etwas mehr als ein Jahr. Es ging damals bei Eva holterdiepolter, und seine Tochter war nicht gerade freudig gestimmt gewesen über das Tempo bei ihrer Fortpflanzung. Doch sie hatte schnell festgestellt, dass die speditive Aufeinanderfolge auch ihre Vorteile hatte. Die Kinder wuchsen viel selbständiger auf als Gleichaltrige, hatten den Spielkameraden Tag und Nacht in der Nähe. Sie hingen nicht an Mutters Rockzipfel, sondern waren im gemeinsamen Spiel immer mit sich selbst beschäftigt. Eva hatte dadurch viel mehr persönlichen Freiraum als andere Mütter, bei denen sich die Babyzeiten durch größere Abstände zwischen den Geburten in die Länge zogen.

    „Hallo, Papa! Herzlichen Glückwunsch! Alles Gute! Bleib gesund!", setzte Eva die Segenswünsche fort. Es folgte ein Küsschen rechts und ein Küsschen links auf die Wange. In den Händen hielt sie ein großes eingewickeltes Paket.

    „Alles Gute, Rudi!" Dirk - sein Schwiegersohn - umschlang ihn mit einem Arm und schob ihm mit dem anderen den Blumenstrauß in die Hände.

    „Sind wir die ersten?", fragte Eva.

    „Ja!, antwortete er, „aber ich denke, Basti wird mit seiner Rasselbande auch bald eintreffen!

    Eva war das älteste seiner Kinder, Basti – eigentlich Sebastian – der jüngere Bruder. Auch er war verheiratet wie Eva, allerdings hatte er sich bei der Zeugung seines Nachwuchses mehr ins Zeug gelegt als die Schwester und dadurch auch mehr zur Verästelung des Familienstammbaumes beigetragen. Stattliche vier Jungen sind aus der Ehe mit Maria hervorgegangen: zwei Solisten und ein Zwillingspaar. Und – was dem Großvater die Brust schwellen ließ – es waren zwei »Rotfüchse« darunter, die dem Opa aus dem Kindesalter frappierend ähnlich sahen. Auch er hatte einmal karottenrotes, dichtes Haar. Nun war es heute zugegebenermaßen nicht mehr die dichte Löwenmähne von früher, aber es gab noch keinen Durchblick auf die Kopfhaut. Andere in seinem Alter hatten schon eine Halbglatze oder so schütteres Haar, dass sie jedes einzelne Härchen zu einer Frisur quer über den Schädel legen konnten. Oder mussten! Bei ihm wurde die Kopfhaut noch nicht durchlüftet. Seine Haartolle hatte ihren borstigen Widerstand, mit dem er als Kind unentwegt zu kämpfen hatte, im Laufe der vielen Lebensjahre aufgegeben und fügte sich nun zu einer ordentlichen, kämmbaren Frisur. Na ja, die Farbe ist jetzt eine andere – von Silber veredelt, dachte er oft belustigt. Sie gingen um das Haus herum in den Garten, die Kinder liefen voran.

    „Wo ist Minka?", rief Franzi über die Schulter.

    „Sie muss irgendwo sein! Vorhin hab ich sie noch gesehen!, rief er zurück. „Vielleicht ist sie ja gerade auf Mäusejagd!

    War sie nicht! Er hörte die Kinder die Katze locken: „Minka … Minka … psss, psss, psss …!"

    Als sie unterm Apfelbaum angelangt waren, merkte Eva, dass sie immer noch das Geburtstagsgeschenk in den Händen hielt.

    „Papa, nochmals alles Liebe und Gute und vor allen Dingen Gesundheit wünschen wir dir! Sie überreichte ihm das Paket. „Ach, komm, lass dich drücken!, sagte sie und schlug ihre Arme um seinen Hals. „Du bist der beste Papa auf der Welt!", raunte sie ihm mit der Stimme ins Ohr, die so sehr dem sanften Alt ihrer Mutter ähnelte.

    Wie oft hatte er diese Worte in seinem Leben schon gehört?! Und immer wurde er dabei von einer Rührseligkeit übermannt. Damals, früher, und heute vielleicht noch mehr!

    „Ihr sollt mir doch nichts schenken!", sagte er und versuchte, ein bisschen Vorwurf in die Stimme zu legen. Wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr freute er sich trotzdem.

    Eva antwortete - auch wie jedes Jahr: „Es ist ja nur 'ne Kleinigkeit! Wir dachten, du kannst es gebrauchen!"

    Von der Straße her hörten sie Motorengeräusch, was kurz darauf erstarb. Vierfacher Wagenschlag - der Rest der Familie war im Anmarsch!

    Unmittelbar danach kamen die Zwillinge, die den Babyspeck noch nicht ganz abgelegt hatten, um die Ecke gerannt - Rudi aus den vierziger Jahren im Doppelpack! Ihre roten Schöpfe leuchteten. Für ihn war es jedes Mal wie ein Sonnenaufgang, der Moment, wenn der Feuerball am Himmel erscheint. Komisch, dachte er bei diesem Anblick, früher war mir das Karottenrot eher verhasst. Jetzt freue ich mich darüber.

    Als er noch ein kleiner Junge war, hatte er seine Kameraden mit ihren blonden oder braunen Haaren immer beneidet, und als Teenager, als die Mädchen begannen, in den Fokus zu rücken und den Testosteronspiegel beim anderen Geschlecht in die Höhe schnellen ließen, hatte er regelrecht unter seinem Rotschopf gelitten. Dazu kam noch der Fliegendreck im Gesicht - die vielen Sommersprossen, die sich in Bewegung setzten, wenn er Grimassen schnitt. Damals waren sie nur dort, im Gesicht, begrenzt, hatten sich noch nicht auf dem Handrücken und den Unterarmen eingenistet, und auch die später einsetzende rötliche Körperbehaarung war noch nicht einmal gedacht vorhanden. Er wurde oft mit einem Lied gehänselt: Ich bin ganz verschossen in deine Sommersprossen! *1

    Damals war der Schlager von Peter Igelhoff lange Zeit ein Ohrwurm, keinesfalls ein Spottlied. Auf ihn gemünzt schon. Es war eine schlimme Zeit für sein Ego. Bis die eine kam, der das egal war. Die ihn mitsamt seiner roten Haare und dem Fliegenschiss liebte. Trotzdem liebte!

    Er hoffte, dass die Zwillinge eine solche Tortur nicht durchmachen mussten; es kann sich keiner vorstellen, wie sehr ein Kind darunter leiden konnte. Seine eigenen Kinder waren Gott sei Dank davon verschont geblieben - sie hatten beide das dunkle Haar ihrer Mutter geerbt. Aber anscheinend hatte er auch seine Gene in die DNA seines Sohnes schmuggeln können, die nur eine Generation übersprungen hatten.

    Nach den Zwillingen erschienen Fin und Filipp, nicht ganz so stürmisch, und, noch gemächlicher, folgten Basti und Maria. Allegro - Andante - Adagio.

    Die Jungs wollten sich in Richtung Franzi und Emil aus dem Staub machen, die noch immer mit der Katze beschäftigt waren.

    „He, Jungs, hiergeblieben! Habt ihr schon gratuliert?", rief Maria ihnen nach.

    Sofort stoppten die vier Rabauken und kamen zurückgerannt. Sie gitterten ihren Großvater in einer Umarmung ein und leierten ihre Glückwunschverse zügig herunter, um sofort ihren Sprint in den anderen Teil des Gartens wieder aufzunehmen. Cousin, Cousine und Katze versprachen mehr Gaudi als der in die Jahre gekommene Opa.

    Für den war das in Ordnung. In seinem langen Leben hatte er schon so viele Glückwünsche erhalten, dass sie ohne weiteres einmal etwas oberflächlicher dahergesagt werden konnten.

    Dafür machte es Basti feierlicher.

    „Papa, ich wünsch‘ dir das Beste von der Welt! Bleib weiterhin so fit, dass wir dich noch lange bei uns haben!"

    Eva klopfte dreimal auf den Holztisch. „Ich bin nicht abergläubisch, aber wenn ich es damit besiegeln kann, dann klopfe ich auf Holz!", sagte sie.

    „Ich schließe mich an, ergänzte Maria. „Bleib gesund, Rudi! Sie überreichte ihm ein hübsch geschnürtes Päckchen.

    „Wir dachten, du könntest das gebrauchen!"

    „Das habe ich heute schon einmal gehört!, lachte er. „Ihr wisst, dass ich kein Mann großer Worte bin, deshalb sage ich kurz und bündig: Danke! Und ich versichere euch, dass ich mein Bestes geben werde, um euch noch eine Weile auf den Geist zu gehen!

    „Sag so was nicht!, meldete sich Eva. „Du gehst uns nicht auf den Geist! Im Gegenteil! Wir würden uns freuen, wenn du viel öfter zu uns kämst!

    „Da pflichte ich Eva bei, bekräftigte Basti die Worte seiner Schwester. „Wir haben auch einen Garten, wo es sich gut sitzen lässt!

    „Und wir verfügen über einen Balkon und wohnen außerdem ganz in deiner Nähe!", fiel Eva ihm ins Wort und grinste.

    „Ja, ich weiß, aber bis jetzt war ich immer noch rundum beschäftigt", erwiderte er.

    „Ach, Papa, übe dich nicht in Ausreden!, konterte Basti. „Wir alle kennen dein Leitmotiv: so wenig wie möglich anderen zur Last fallen! Und du weißt, dass das nicht an dem ist! Du wirst uns niemals zur Last fallen!

    „So, Bruderherz, nun darfst du mich auch drücken und begrüßen!", lenkte Eva ein.

    Und sofort fielen sich die Geschwister um den Hals, gefolgt vom Schwager und Schwägerin.

    Ihre Familien sahen sich öfter, die Entfernung zwischen ihren Wohnorten war nicht allzu groß, und eine Fahrt mit dem Auto keine Reiseangelegenheit, die man großartig im Voraus planen musste, ein gegenseitiger Besuch mal so auf die Schnelle deshalb nicht ungewöhnlich. Eva wohnte in Magdeburg und Basti hatte ein Haus auf dem Land unweit der Kreisstadt Burg. Vor Jahren hatte man dort eine Bebauungsfläche für Eigenheime erschlossen und ein Wohngebiet quasi auf dem Feld entstehen lassen.

    Während des allgemeinen Begrüßungsgeplappers gesellten sich die Kinder zu ihnen, die Katze hatte sich ihnen angeschlossen. Sie scharwenzelte nun zwischen den Beinen herum und machte einen Buckel, wenn sie gestreichelt wurde.

    „Mama, wann gibt 's Kuchen?", fragte Filipp.

    „Gleich!", antwortete Maria.

    „Na, dann wollen wir doch mit dem Auftischen anfangen!", sagte Eva und zerzauste Filipp die Haare.

    „Nicht bevor das Geburtstagskind die Geschenke ausgepackt hat!", stoppte Basti seine Schwester.

    „Ach ja, das haben wir ja ganz vergessen!", erwiderte Eva.

    Er ließ sich die Pakete reichen, die am anderen Kopfende des Tisches lagen und entfernte die Schleifen und das Geschenkpapier. Zum Vorschein kamen durchaus praktische Sachen, wie Eva und Basti angekündigt hatten: Von seiner Tochter und Familie war es ein stromlinienförmiger Fahrradhelm und von Basti und Familie ein Dress für den Radsport.

    „Ihr habt euch wohl abgesprochen?", fragte er lachend.

    „Jetzt kannst du deinen alten Deckel wegschmeißen!, kommentierte Eva ihre Entscheidung für den Kauf des Kopfschmucks. „Der neue ist ganz leicht und trotzdem aus besonders stabilem Material … Und, das Wichtigste kommt zum Schluss: Du kannst jetzt ein Affentempo erreichen, weil du deinen Kopf zu einer Stromlinienform verhilfst!

    Sie stand auf, ging zu ihrem Vater und umarmte ihn. „Aber trotzdem vorsichtig fahren!, fügte sie schmunzelnd hinzu. „Da ist unser Geschenk ja der i-Punkt!, sagte Maria. „Die Kombi ist für das Affentempo gerade richtig! Sie ist speziell fürs Radfahren konzipiert … ist angenehm zu tragen - so hat es jedenfalls der Verkäufer versichert - und last but not least, sie verhindert ein Durchschwitzen!"

    „Also Rudi, nun kannst du die Straßen unsicher machen und kommst wie ein Profi daher! Da fehlt jetzt nur noch ein Rennrad auf dem neuesten Stand … das gibt 's dann zum Jubiläumsgeburtstag!", witzelte Dirk.

    Alle bestanden darauf, dass er die brandneue Ausstattung anprobieren sollte.

    „Nach dem Kaffeetrinken!", konnte er die Sache hinauszögern.

    „Na gut!, sagte Eva und erhob sich. „Dann will ich mal den Kuchen holen! Hilfst du mir, Maria?.

    Es war ganz selbstverständlich, dass seine Tochter das Vorhaben in die Hand nahm und sich auf den Weg in die Küche machte.

    „Selbstgebackener, Papa? Hat Hanna dazu beigetragen?", fragte sie, als sie, mit beiden Händen die Kuchenplatten jonglierend, zurückkam, Maria mit dem Kaffee und der Zuckerdose im Schlepp.

    Eva war schlank wie eine Gerte - auch das hatte sie von ihrer Mutter geerbt -, und ihre engen Jeans betonten die Figur sehr vorteilhaft. Manchmal fragte er, ihr Vater, sich, wie sie da hineingekommen war, und er musste innerlich grienen, wenn er dabei an einen Schuhanzieher dachte.

    „Ja, das macht sie permanent", antwortete er.

    „Warum ist sie nicht zum Kaffeetrinken gekommen? Hast du sie nicht eingeladen", war Evas nächste Frage.

    „Doch, aber sie wollte nicht! Sie meinte, dass das eine Familienfeier sei, da wolle sie nicht stören!"

    „Noch so jemand, der niemandem zur Last fallen will! Sie stört doch nicht!, widersprach Eva. „Sie ist nett, und ihr seid doch ein bisschen zusammen, oder?

    War es die Absicht seiner Tochter, ihm damit zu sagen, dass sie nichts gegen eine Beziehung zwischen ihm und Hanna fände? Dass sie ihn im Gegenteil dazu ermuntern wollte? Dass der Kuchen schon längst für sie auf der Grundlage einer Beziehung gebacken wurde?

    „Ja, aber nicht, was du denkst!", erwiderte er schnell, um einen Trugschluss auszuschließen.

    „Was denke ich denn?"

    „Dass wir ein Paar sind?"

    „Ne, Papa, das denke ich nicht! Und wenn es so wäre, wäre es auch nicht schlimm! Hanna ist in Ordnung! Und außerdem kann sie gut kochen und backen! Genau das Richtige für dich! Wie alt ist sie eigentlich?"

    „Ich weiß das gar nicht so genau! Ich denke, zwei, drei Jahre jünger als ich … Sie kam erst ins Dorf, da waren wir schon Erwachsene. Hat quasi ins Dorf eingeheiratet, antwortete er. „Sie kann doch nachher mit zum Essen kommen! Sollen wir die Kinder zu ihr schicken?, fragte dieses Mal Maria.

    „Nein! Nein, lasst mal! Sie würde sowieso absagen", wehrte er ab.

    Die beiden Frauen ließen das Thema ruhen. Dafür kamen sie auf die verschobene Anprobe der Geburtstagsgeschenke zurück, und nachdem die Kaffeetafel offiziell aufgehoben war, ging er mit den neuen Besitztümern ins Haus, wo er sich im Schlafzimmer umziehen wollte. Vor dem hohen Schrankspiegel blieb er stehen und begutachtete sein Gegenüber. Hast dich gut gehalten, Alter, lobte er es.

    Ja, doch, er war immer noch eine stattliche Erscheinung, groß, schlank, keine X-Beine, kein Überhangbauch, aber auch kein Strichmännchen. Gerade richtig proportioniert für seinen Geschmack, entschied er. Und als wolle er sich eine Selbstbestätigung dessen geben, streckte er sich kerzengerade, als habe er einen Besenstiel in sein Rückgrat geschoben. Er fühlte sich fit, und, wie es ihm sein Spiegelbild weismachte, auch gutaussehend. Man konnte noch den Rudi aus jüngeren Jahren erkennen. Haut, Augen, Lippen waren noch nicht verdorrt, jedenfalls waren seine individuellen Züge noch nicht hinter einer Maske aus Runzeln und Falten entwichen. Er war immer noch der Rudi. Nun ja, ein älterer Rudi, der die Nacktheit seines Gesichts mit einer Lesebrille überdecken musste, weil seine Arme nicht lang genug waren, ein Schriftstück so weit vom Körper zu halten, dass die Buchstaben sich vor seinen Augen nicht auflösten, und der auf sein Handy im Ein-Finger-System einstach, wenn er eine Nachricht verschicken wollte. Aber immer noch Rudi! Ja, ich weiß, sagte er zu seinem Spiegelbild, in den Augen meiner Enkel bin ich uralt. Ein Grufti! Ein Tattergreis!

    Doch er fand, dass er es nicht nötig hatte, obsessiv die Zeichen des Alterns zu bewerten.

    Er schmunzelte.

    Er war nicht eitel - aber was er sah, sollte er aus falscher Bescheidenheit nicht leugnen! Die Lobeshymne auf sein Erscheinungsbild aber auch nicht übertreiben - von einer männlichen Vollkommenheit war er noch einige Schritte entfernt. Er hatte permanent auf sein Äußeres geachtet, kleidete sich stets korrekt, nicht etwa in schlampiger Trainingshose, wie es viele seiner Gattung in seinem Alter taten, wenn sie durchs Dorf schlurften und von einem Geruch nach altem Mann umnebelt waren. Sogar seine eigenen vier Wände deklarierte er zu einem Ort, wo man sich zwar leger, aber immer ansprechend anzog und keine penetrante Duftspur nach Iltis hinterließ. Und wenn es aus dem Respekt gegenüber der eigenen Person heraus geschah!

    Er ging regelmäßig zum Friseur, rasierte sich jeden Tag, hatte seine Intervallbesuche beim Zahnarzt, wollte nicht zu der Sorte gehören, die beim Lachen ein Gebiss entblößten, das an einen Straßenzug mit zerbombten Häuserfronten erinnerte. Auch seine Hausärztin besuchte er diszipliniert. Bisher war sie stets zufrieden mit ihm und er konnte erhobenen Hauptes ihr Sprechzimmer wieder verlassen: Blutdruck hervorragend, Zucker- und Leberwerte ohne Befund, das Herz pumpte, wie es pumpen sollte, das Blut in den Adern von absoluter Qualität, die eine hervorragende Transportfähigkeit für all die wichtigen Dinge garantierte, die der Körper benötigte, die Lunge klagte nicht, er war kein »Wetterfühler«, der den Umschwung des Wetters schon tagelang vorher in den Knochen spürte, die Gelenke waren ohne klagende Nebengeräusche! Er brauchte keine XXL-Windeln, um die unkontrollierten Abgänge aus seinem Körper aufzufangen, und er litt auch nicht unter Verstopfungen, sein Gang hin zum stillen Örtchen war regelmäßig und erfolgreich. Und seine universale Schaltzentrale unter seinem Schädeldach hatte auch noch keinen Wackelkontakt, der zwischendurch mal mir nichts, dir nichts sein Gedächtnis blockierte. Alle Rädchen und Schräubchen griffen ohne Störung noch ineinander, alle Weichen waren intakt. Denken, Fühlen und Handeln funktionierten reibungslos. Das Alter war in seinem Kopf noch nicht angekommen.

    Na also!

    Noch war nicht Feierabend! Noch leistete sein Leben keine Überstunden - es befand sich noch während der regulären Arbeitszeit!

    Doch er war ein Realist, wollte nichts schönreden. Er versprühte nicht mehr die Energien junger Männlichkeit. Nicht mal die eines flotten Vierzigers. Das Alter begann, ihm ein Korsett anzulegen und forderte auch ihn schon dann und wann heraus. Manchmal wollte der Körper dem Geist nicht mehr gehorchen, wenn der mal wieder dachte, noch ein junger Hüpfer zu sein. Aber im Großen und Ganzen war er zufrieden mit sich. Die Muskeln waren noch fest, hingen noch nicht schlaff in der Unterwäsche - nun ja, an manchen Stellen saß die Haut schon ziemlich lappig über dem Fleisch. Aber zumindest waren die an den Waden und Oberarmen noch stramm, und er drückte zur eigenen Bestätigung gleich mal seinen Bizeps. Es hatte eben seine Wirkung nicht verfehlt, dass er sein Leben lang Fahrrad gefahren war. Und auch heute noch war er viel mit ihm unterwegs. Er versuchte damit nun nicht gerade, dem Älterwerden davonzulaufen - davonzuradeln -, doch er gab sich Mühe, dass seine Gelenke nicht einrosteten. Wer rastet, der rostet! So hieß es doch! Also radelte er! Um nicht zu rosten! Nicht mehr so viel wie weiland, als er alles, was irgendwie im Radius einer möglichen Fahrradstrecke lag, mit dem Drahtesel erledigt hatte. Wenn es in ihm zerrte und nach Aufbruch schrie, wenn sein Hinterteil sich nach dem Sattel sehnte, die Finger nach den Lenkergriffen, dann war für ihn jede Stunde im Haus vergeudete Zeit. Eine überbordende Zufriedenheit erfasste ihn, wenn ihm der Wind um die Ohren blies, wenn aus den schwarzen Pflugfurchen der erdige Geruch ihm entgegenströmte - der Duft seiner Heimat. Er freute sich wie ein Kind vor der Weihnachtsbescherung, wenn rechts und links von ihm sich eine glitzernde weiße Winterlandschaft ausbreitete, wenn der Frost mit tausend Nadeln in die Haut und in die Lungen stach, wenn er durch vertraute Dörfer fuhr, an Gehöften mit Buchsbaumhecken und freundlichen Blumenkästen in den Fenstern vorbei. Er kannte alles in seiner Umgebung. Sein Fahrrad und er waren fast schon miteinander verwachsen wie siamesische Zwillinge - sein Hintern und der Sattel stellten die Verbindungsstelle dar. Er hätte gern gewusst, wie viele Kilometer er in seinem Leben auf diese Weise zurückgelegt hatte. Wie viele Kilometer er von einer Erdumrundung entfernt war?

    Er hatte einen Beruf im Straßenbau erlernt. War ständig an der frischen Luft. Seine Haut war von Wind und Sonne gegerbt und so braun, dass sich die Sommersprossen dahinter versteckten. Jetzt radelte er über viele Straßen, für die er Jahre zuvor im Erdreich gebuddelt hatte.

    Später wechselte er zum Wohnungsbau. Der Bedarf an neuen Häusern war noch größer als der neuer Straßen. Auf vielen Baustellen war er aufs Gerüst geklettert, hatte sich hochgearbeitet zum Meister, zum Bauleiter, hatte im Fernstudium seinen Ing. gemacht. Sein Metier war der moderne kommunale Wohnungsbau. Das Zusammenflicken der Häuserreste, die der Krieg hinterlassen hatte, überließ er anderen, die was vom Flicken verstanden. Ihm gefiel es, Neues aus dem Boden zu stampfen, und er fühlte sich dabei wie eine Hebamme, die dem Leben auf die Welt verhalf.

    Mehrgeschossige Wohnblocks. Hochhäuser. Jeder sollte eine Wohnung haben. Jeder sollte seine Wohnung haben. Ein ehrgeiziges Ziel angesichts des horrenden Bedarfs. Das Wohnungsbauprogramm als zentraler Teil der Wirtschafts- und Sozialpolitik des Landes sollte die Wohnungsnot lösen. Schnell. Effektiv. Die Plattenbauweise erhielt Hochkonjunktur. Überall schossen nun die Wohnsiedlungen aus dem Boden, wuchsen wie Pilze im Wald. Die Stadt platzte aus allen Nähten, ging auf wie ein Hefeteig, verschob ihre Grenzen in alle Richtungen. Ackerland wurde Bauland. Felder und Wiesen verschwanden unter Beton. Und in diesem Aufschwung war er mittendrin. Er überwachte und prüfte die Prozesse, koordinierte die zeitlichen Bauabläufe, führte Vor-Ort-Gespräche mit Subunternehmern, Lieferanten und staatlichen Stellen, kümmerte sich um Vertragsabschlüsse und deren Einhaltung …

    Seine Wohnungen waren heißbegehrt. Damals. Da waren die Leute überglücklich, wenn sie den Schlüssel für ihre Neubauwohnung überreicht bekamen. Wenn sich ihre Träume erfüllten und ihre Namen neben den Klingelknöpfen seitlich der Eingangstür zu lesen waren und anzeigten, dass sie zu den Glücklichen zählten, die unter diesem Dach wohnen durften. Wenn sie auf ihren Balkons standen, dem Himmel ein kleines Stückchen näher, in ihren kleinen, überquellenden Blumengärtchen, manchmal mit Liegestühlen und Sonnenschirmen. Heutzutage allerdings hatte die »Platte« eher ein herabwürdigendes Ansehen bekommen. Doch damals, da war sie das modernste, was es gab. Kein schmutziges Heizen mehr, sondern saubere Fernwärme, eine Einbauküche, ein eigenes - wenn auch kleines - Bad. Und er, Rudi, half dabei, dass das Gute, was die Welt für die Menschen bereithielt, um ein paar Gramm zunahm.

    Er schmunzelte seinem Spiegelbild zu.

    Ja, die Erdumrundung!, kam er auf seine anfänglichen Gedanken zurück. Sie wäre sein persönliches Etappenziel gewesen. Wie Täve Schur bei den jährlich wiederkehrenden Friedensfahrten zwischen Polen, der DDR und der Tschechoslowakei mit kräftigen Pedaltritten dem Zielband entgegenpreschte, hatte er seine täglichen Ziellinien summiert, die zu einer beträchtlichen Strecke angewachsen waren. Wie beträchtlich, das entzog sich seiner Prüfung. Im Nachhinein konnte er keine Statistik mehr erstellen. Doch obwohl er viel on the road war, war er dennoch kein ruheloser, fernwehkranker Reisender. Das Überwinden fremder Horizonte hatte er anderen überlassen. Seine Sprünge über Ländergrenzen oder über Kontinente hinaus waren zaghaftes Hüpfen im Vergleich zu denen von Globetrottern. Er war in der Tschechei gewesen, in Ungarn, in Polen … Er glaubte, das waren auch schon die einzigen Länder und somit sehr wenig von Europa.

    Europa, ja, von Europa hätte er gern ein wenig mehr gesehen: den Petersdom in Rom zum Beispiel, oder die Tulpenblüte in Holland, die Fjorde in Norwegen und weit draußen auf See die Wasserfontänen der Wale, den Eiffelturm in Paris … Paris! Die Stadt der Liebenden! Die hätte er gern mit Anne erlebt, doch das war ihnen nicht vergönnt gewesen. Als es so weit war, dass die Welt auch für die Ossis für solche Reisen offenstand, da war er allein. Sicher, er hätte eine Begleitung finden können … Er hatte nicht danach gesucht! Und jetzt? Mit Hanna?

    Er wandte sich vom Spiegel ab, zog seine Hose und sein Hemd aus und legte beides sorgfältig aufs Bett. Dann streifte er den Dress über, wobei es eher dem Überzerren einer Schlangenhaut glich. Der Stoff straffte sich wie angeleimt auf seinem Körper. Hätte er welche besessen, hätte man jeden Pickel deutlich hervortreten sehen. Dort, wo sein Geschlechtsteil lag, war eine Ausbuchtung, die an eine Schamkapsel an einer Ritterrüstung erinnerte. Sollte er sich über eine derartige Hervorhebung dieser Körperstelle in seinem Alter geschmeichelt fühlen? Sollte er stolz darüber sein, dass er überhaupt noch eine Ausbuchtung hervorbrachte? Er drehte sich nach rechts, dann nach links und taxierte die Wulst zwischen seinen Beinen aus den anderen Perspektiven. Er entschied, dass er damit zufriedener war, als hätte er dort eine flache Hügellandschaft gesehen.

    Nun noch der Helm … und der Ritter war fertig!

    Ritter Rudi!

    Oder die Wurst in der Pelle!

    Aber er sollte ja nicht schön aussehen beim Radfahren, er sollte auch kein Dressman für einen exklusiven Modekatalog darstellen, sondern sich wohlfühlen! Und er musste auch nicht mit den Jungen jung sein wollen. Das Alter hatte auch seine Vorzüge.

    Als er in dieser Aufmache auf die Terrasse trat, klatschten die Zuschauer euphorisch in die Hände.

    „Toll siehst du aus, Papa!", rief Eva.

    Und die Kinder: „Super, Opa!"

    Die sahen die Wurst in der Pelle ganz locker.

    Gott sei Dank, dachte er, war das Trikot schwarz und nicht neonfarben - sein Sohn und seine Schwiegertochter hatten sich nicht hinreißen lassen; an dieser Stelle hätte er jetzt ein Tränen lachendes Smiley gesetzt, wären seine Gedanken schriftlich gewesen.

    Er mochte allerdings nicht von der Terrasse weichen - von wegen Schamkapsel und so. Seine Einstellung zum freizügigen Umgang der Geschlechter hatte Grenzen!

    Er drehte sich also um und ging ins Haus zurück, verwandelte sich vom Ritter wieder in den Großvater von heute, blieb noch einmal vor dem Spiegel stehen. Ja, du kannst zufrieden mit dir sein, sagte er stimmlos zu seinem Gegenüber. Auch wenn die Zeit an deinem Körper gemeißelt hat, siehst du für dein Alter noch ganz passabel aus! Hast dich wacker gehalten, alter Knabe. Nun ja, nicht mehr so durchtrainiert und athletisch wie vor fünfzig Jahren, als du noch rote Haare und das Gesicht voller Sommersprossen hattest, die dort nur so wimmelten! Jedenfalls ist der da, der mir als Spiegelbild weismachen will, dass die besten Jahre verflossen sind, nicht der, als den ich mich im Geiste fühle, auch wenn der Kartograph namens Leben die Wege, die er gegangen war, als Linien in sein Gesicht gezeichnet hat.

    Trotzdem … Chapeau, Rudi Faber!

    Aber den alten Deckel, wie Eva seinen Fahrradhelm genannt hatte, wird er nicht entsorgen. Stromlinienform hin oder her. Er wird ihn als Relikt aufbewahren, als treuen Freund, mit dem er viele Stunden verbracht hatte. Er gehörte zu ihm, wie die Erinnerungen an Anne.

    Er gesellte sich wieder zu seiner Familie. Es wurde erzählt und getratscht, gelacht und der Versuch gestartet, ernsthaft zu philosophieren über Politik im Großen und Zustände im Kleinen. Die Kinder hatten sich wieder aus dem Staub gemacht, nur ihre Stimmen irgendwo im Garten waren zu hören. Basti hatte die Weinflasche entkorkt und die Gläser gefüllt. Sie hielten sie zum Anstoßen dem Geburtstagskind entgegen.

    „Prost, Papa, auf die Jahre, die da kommen!", sagte Eva feierlich und erhob sich.

    „Prost, Rudi!", taten es Dirk und Maria ihr gleich.

    „Zum Wohl, Papa!" Sein Sohn Basti.

    Sie stießen an, und er schaute dabei einen nach dem anderen an. Die Runde war ihm so lieb und teuer! Das Beste, was ihm von seinem zurückliegenden Leben erhalten geblieben war. Es gab Höhen und Tiefen. Das war für ihn nichts Ungewöhnliches, denn er ging davon aus, dass jeder einmal die Wechselströme des Schicksals durchlebte. Jeder hatte Glanzpunkte und dann wieder meterdicke Dunstschwaden vor sich, die es galt, zu vertreiben. Und es lief auch nicht alles schnurgerade. Weder bei ihm, noch beim Rest der Welt! Er war da keine Ausnahme. Aber in dieser Runde sitzen zu dürfen, hob alles Negative auf. Fegte es wie mit einem Besen weg. Er nahm es als eine Entschädigung hin für all das, was er zu den verhängnisvollen Zäsuren zählte. Zu den gravierenden Einschnitten in seinem Leben. Wie schlimm manches auch verlaufen war, wie sehr er gelitten hatte, er hatte es überstanden und konnte sich nun glücklich schätzen, dass er von Menschen umgeben war, die er liebte. Und die ihn liebten. Die genauso wie er die tiefe Verbundenheit innerhalb dieser Familie als ein hohes Gut betrachteten und jede Gelegenheit nutzten, um zu zeigen, wie sehr ihnen an der Nähe zu dieser Gemeinschaft lag.

    Er spürte, dass er etwas sagen sollte. Sie warteten darauf.

    „Ich bin keiner, der große Reden schwingen kann, das wisst ihr", ergriff er das Wort.

    Es klang fast schon wie eine Entschuldigung.

    „Und deshalb mache ich es kurz! Ich danke euch von ganzem Herzen und ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid! Eure Anwesenheit ist für mich das schönste Geschenk", versicherte er ihnen.

    „Und darauf, dass du uns noch viele Male umschmeicheln kannst, trinken wir!", erlöste ihn seine Tochter, die ihren Vater kannte als einen, der kein Freund von überschwänglichen Worten war. Keiner, der viel Tamtam um seine Person veranstaltete.

    Sie ließen noch einmal die Gläser klirren. Dann fuhren sie in ihrer ausgelassenen Unterhaltung fort, und die Zeit lief davon auf dem Weg zum Abend und schob die Sonne allmählich in die Versenkung. Die Schatten hatten das Maß erreicht, wo sie nicht mehr länger werden konnten.

    Die Kinder hatten sich nicht ein einziges Mal nach dem Kaffeetrinken blicken lassen. Jetzt hörten sie einen der Zwillinge zählen: „Eins, zwei, drei, vier Eckstein', alles muss versteckt sein! Wer hinter mir und vor mir steht, der muss dreimal suchen! Ich komme!"

    Es waren eigentlich nur Wortfetzen, die der Wind zu ihnen blies, doch er verstand sie im Ganzen und schmunzelte in sich hinein. Der alte Reim! Er war ihm noch bekannt, und er hätte ihn aus dem Stegreif auswendig hersagen können. Als Kind hatte er ihn zigfach abgespult. Komisch, dachte er gleichzeitig, die Zwillinge sehen sich nicht nur zum Verwechseln ähnlich, man kann sie auch an der Stimme fast nicht auseinanderhalten. Ein Potenzial, wenn es darum ging, ihre Eltern in die Irre zu führen. Ich sollte allerdings nicht Bastis und Marias Cleverness unterschätzen, die haben sich ganz sicher schon auf die Streiche ihrer Sprösslinge eingestellt. Wieder schmunzelte er in sich hinein und schien für einen Augenblick die Zeit nachzuspüren.

    Dann stand er auf und machte Anstalten, zu den Kindern zu gehen.

    „Ah, das ist gut! Sonst hätte ich sie jetzt geholt, sagte Eva, die sein Anliegen erkannt hatte. „Ich glaube, wir müssen uns langsam fertigmachen. Ich habe den Tisch zu um neunzehn Uhr bestellt!

    „Zehn Minuten …", antwortete er.

    Er sah, wie kleine Schatten kreuz und quer durch den Garten huschten und dann hinter einem Strauch, Baum oder in der Nische zum Kellereingang verschwanden.

    Als er um die Ecke des Hauses kam, sah er Filipp mit dem Gesicht zur Wand, beide Seiten mit den Händen abgeschirmt, stehen. Also Filipp, der den Zwilling abgelöst hatte und inzwischen der Suchende war, der den Reim erneut aufsagte; das Spiel war eine Runde weiter.

    Er konnte sich gerade noch in den Schutz vom Buchsbaum retten, bevor der Junge damit fertig war und sich umdrehte.

    Zu spät!

    Der Sucher hatte ihn bereits gesehen und sofort ins Versteckspiel eingebunden.

    „Opa! Abklatsch! Ich hab dich gesehen!"

    In der Nähe kicherte es.

    „Franzi! Abklatsch! Ich hab dich gehört!"

    Es dauerte nicht lange, da waren alle wieder aufgetaucht.

    „Ihr müsst zum Schluss kommen, wir wollen los!", sagte er.

    „Och, nur noch ein Mal! Und Opa muss suchen!", opponierte Emil, und alle anderen stimmten ihm zu. Die Erwartung, den Opa bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag suchen zu lassen, ohne dass der die Verstecke finden würde, brachte die Kinder außer Rand und Band.

    „Also gut, ein Spiel noch und ich werde suchen!"

    Ein Gejohle erscholl.

    Er tat es Filipp gleich, stellte sich mit dem Gesicht zur Hauswand und wollte gerade zu zählen anfangen.

    „Opa, du musst die Hände vors Gesicht nehmen und darfst auch nicht durch die Finger linsen!", rief Franzi, schon im Weglaufen begriffen.

    „OK! OK!, gab er zurück. „Ich klappe auch die Ohren noch zu!

    Und dann begann er, und es war tatsächlich so, wie er es vorhin gedacht hatte: Er konnte den Vers auf Anhieb aufsagen, ohne dass er ins Stocken verfiel.

    „Eins, zwei, drei, vier Eckstein', alles muss versteckt sein! Wer hinter mir und vor mir

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