Hölderlins Hochzeit: und andere Erzählungen
Von Dieter Kissel
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Über dieses E-Book
Dieter Kissel
Dieter Kissel, Dr.med. Dr. phil. Studierte in Heidelberg Medizin und in München Soziologie, Pädagogik und Philosophie und arbeitete 30 Jahre als niedergelassener Allgemeinarzt mit gerontopsychiatrischem Schwerpunkt. Er lebt jetzt im Ruhestand in einem badischen Dorf zwischen Karlsruhe und Stuttgart.
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Buchvorschau
Hölderlins Hochzeit - Dieter Kissel
Inhalt
Auferstehung
Im Nachtdienst
September
Die Farbe der Sonne
Am Abend
Hölderlins Hochzeit
Elisabeth aus Magdala
Vortrupp im Herbst
Danu
Alban Arthan
Sein und Nichtsein
Die Regenbogeninsel
Eine Botschaft für den König
Leonardos Nichte
Auch eine Weihnachtsgeschichte
Colmar
Vom Tod des alten Mannes
Nachtbild
Salzburg-Blues
Panzerwelsch
Großstadtmorgen
Fröhliche Weihnacht
München, den 29.Februar
Onkologiefrühstück
Citadelle 2048
„Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt, ich weiß von nichts, als meiner seligen Insel."
Friedrich Hölderlin
Auferstehung
Jonas war aufgewacht. Im Krankenzimmer glimmt nur das Nachtlicht. Er hatte Schmerzen und sein Kopf war kahl. Die Mutter lag im Nachbarbett, sie seufzte im Schlaf.
Alles war ruhig um diese Zeit. Fern auf dem Korridor hörte er das Summen der Nachtglocken. Er war in der dritten Remission.
„Morgen kannst Du nach Hause gehen, hatte der Arzt gesagt, „ab und zu wird Deine Leber noch spucken.
Jonas lächelte. Bald war er wieder frei von den Schläuchen, von der Eiskrawatte, von dem Gestank eitriger Tupfer.
Es klopfte plötzlich ganz rhythmisch. Jonas hörte tief in sich hinein. Dann war alles wieder still.
Im Stationszimmer flackerte die Alarmlampe, die Schwester stürzte ins Zimmer, sie drückte den Ambu-Beutel auf seinen Mund und rief über Piepser den Diensthabenden.
Im Nachtdienst
Die Schreie aus der Dritten waren hineingedrungen in seinen bleiernen Schlaf am Morgen. Dann schrie der Piepser. Langsam kam er in sich, die Geräusche wurden leiser, wirklicher, und er zog die Hose und die Schuhe an und rannte, jetzt endlich ganz wach, hinüber auf Station.
„Peter hat sich die Miller-Abbott-Sonde gezogen, es blutet ein wenig, warum er schreit, weiß ich nicht", rief Christine, die Nachtschwester.
Peter war der frisch operierte Junge mit dem metastasierenden Hoden.
Die Schreie wurden zu Klagen,, verwandelten sich in Schluchzen und stilles Jammern, als ob sich eine Hand auf Peters Mund legte.
„Was ist, Peter?", fragte der Doktor.
In der Nachbareinheit stöhnte der alte Schreiber. Der Doktor strich im übers Gesicht.
Pater starrte mit seinen großen Augen an die Weißgekachelte Decke: „Sie rufen mich, Doktor, ich soll endlich kommen, dort der goldene Engel, er winkt, sein Gesicht strahlt, Doktor, ich habe Angst, er ist so schön..."
Peter war bewusstlos geworden. Der Doktor schaute auf den Monitor, er tippte ein Hilfsprogramm ein und verfluchte leise die zynische Gefühllosigkeit der Programmierer: TILT, las er auf dem Monitor, GIVE ANOTHER COMMAND, und wie zum Trotz schreib er das Wort ENGEL ins Bild.
UNDEFINED CODE, war die Antwort. Es schien ihm, dass die Maschine ein wenig länger brauchte als sonst.
Christine kam ganz leise hinter ihn: „Soll ich seinen Vater rufen?"
Der Doktor schüttelte den Kopf: „Ruf die Pfleger und das Not-Op-Team, die Engel sollen warten". Da schaute ihn die Schwester lange fragend an.
September
Kalt sind die Nächte geworden, tags brennt noch die heiße Mittagssonne auf die Felsen und Bergwiesen. Durch den Hochwald