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Weiße Schatten über fremden Spiegeln: Alte und neue Erinnerungen an Ostpreussen
Weiße Schatten über fremden Spiegeln: Alte und neue Erinnerungen an Ostpreussen
Weiße Schatten über fremden Spiegeln: Alte und neue Erinnerungen an Ostpreussen
eBook245 Seiten2 Stunden

Weiße Schatten über fremden Spiegeln: Alte und neue Erinnerungen an Ostpreussen

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Über dieses E-Book

Erinnerungen an eine Kindheit in Ostpreußen und an die Flucht 1945 stehen hier neben Eindrücken von Reisen in dieses heute polnische oder russische Land.
Mit diesem Buch will Christel Bethke das Wissen um die Vergangenheit wach halten und an nachfolgende Generationen weitergeben. Aber sie verharrt nicht in Erinnerungen, sondern setzt Erlebtes und Gesehenes immer wieder in Beziehung zum Lebensalltag in unserer Zeit.

Stimmen zu dem Buch:
»Ihr Buch hat mich sehr berührt ... denn schreiben, liebe Kollegin, können Sie.«
Ralph Giordano
»Hier habe ich einige Kostbarkeiten gefunden!«
Arno Surminski
»Heute, an diesem grauen Sonntag, habe ich Ihr Buch gelesen, mit großem Vergnügen und innerer Bewegung. Ihr Talent, Brücken zu bauen zwischen Ihrer Heimat von einst und dem unglücklichen Kaliningrader Gebiet, zwischen Ihrer Erfahrung und der Enkel-Generation, finde ich faszinierend. Auch erzählerisch gefallen mir Ihre Geschichten sehr! Danke.«
Ulla Lachauer
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum27. Nov. 2015
ISBN9783739282534
Weiße Schatten über fremden Spiegeln: Alte und neue Erinnerungen an Ostpreussen
Autor

Christel Bethke

Christel Bethke, geboren 1930 in Gerdauen in Ostpreußen, kam 1945 mit einem Flüchtlingstreck nach Oldenburg, wo sie noch heute lebt. Ihr schriftstellerisches Debüt gab sie 1981 mit dem Gedichtband Das Netz. 1998 erschien Mein langer Weg zu mir. Tagebuch eines Frauenlebens, von dem 2020 unter dem Titel ... und trotzdem ein Sonntagskind eine erweiterte Neuausgabe herauskam. Danach gab es Bücher mit »alten und neuen Erinnerungen« an Ostpreußen, das sie nach der Wende mehrfach besuchte, mit Gedichten, mit Geschichten aus dem Alltag sowie mit Kochrezepten. Immer noch spielt sich ihr Leben »zwischen Herd und Schreibmaschine« ab, sodass wir auf ihr nächstes Buch gespannt sein dürfen.

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    Buchvorschau

    Weiße Schatten über fremden Spiegeln - Christel Bethke

    Etliche dieser Geschichten wurden erstmalig im Ostpreußenblatt veröffentlicht und erscheinen hier in zum Teil überarbeiteter Form.

    Die Verse von A. Achmatowa auf S. → sind entnommen aus: A. Naimann: Erzählungen über Anna Achmatowa. S. Fischer Verlag, 1992

    Inhalt

    Melde

    Winter auf dem Platz

    Wenn die Tante aus Paris kam

    Reise aufs Land

    Ein weites Feld

    Der kleine Koffer

    Goldene Zeiten?

    Tilsit – in Sibirien?

    Erinnerungsfoto für den alten Baumeister

    Der Gang und die Wiese

    Geschenkte Tage

    Die verlorene Zeit

    Erzähl doch was von früher

    Verdunklung

    „Ich geh aus und du bleibst da ..."

    Bärlauch aus Steinort

    Der Stein

    Stunde Null?

    „Hans, ich seh dich noch ..."

    Sonnenblumen im Winter

    Zusammenhalt

    Der Stammbaum

    Das rote Organdykleid

    Hochzeit auf dem Schloss

    Das „Lange Haus"

    Am Ort des Geschehens

    Einer blieb da

    Schau den weißen Wolken nach

    Schummerstunde

    Zarter Flieder

    Brot und Kartoffeln

    Wörter, die keiner mehr kennt

    Toi, toi, toi

    Uns geht es doch gut, oder?

    Aus alten Töpfen kommen die besten Suppen

    Das Wundertier

    Oma Edith

    Wunder der Märchen

    Ein Herz aus rotem Stein

    Besuch bei Tante Minna

    Licht und Schatten

    Hiergeblieben

    „Meine" Tonkuhle

    Blick zurück

    Aus Nuscht kleine Zwerge backen oder der 90. Geburtstag

    Ein Kindersommer

    Rin inne Kartoffel, raus ausse Kartoffel

    Das „Abenteuer" Allenstein

    Sonne auf Ruinen

    Wirtschaften ist eine ganz besondere Kunst

    Nichts ist vergessen

    Katze, Kind und Königsberg

    Wenn ein köstlicher Duft durchs Haus zog

    Der Ring schließt sich

    Eigene Wege gehen

    Schnittchen oder doch exotisch?

    Mutterliebe und Kalorien

    Setz dich vernünftig hin

    Und niemals schweigt sie still

    Euch geht’s doch gut!

    In alten Fotoalben gekramt

    Brauchst noch’n bisschen Kohle?

    Oma hat das Tütenprinzip

    Pusterchen

    Sie bangt sich all wedder

    Blücher und die Kaschuben

    Ein Traum in Lila

    Sing ein Lied

    Heimatmuseum

    Alte Freundschaft

    Wir leben noch

    Für meine Großmutter

    Berta Priedigkeit

    Seitenportal des Scheremetjew-Palastes in St. Petersburg Inschrift im Wappen:

    Deus conservat omnia „Gott bewahrt alles"

    Hier wohnte in einer Kommunalwohnung fast 50 Jahre lang Anna Achmatowa, russische Dichterin

    Ich betret’ die verlassenen Häuser,

    Einst jemandes warmes Nest.

    Still ist’s, nur weiße Schatten

    Über fremde Spiegel huschen.

    Was ist das im Nebel dort ...

    Sind’s die längst vergessenen Minuten, neu?

    Anna Achmatowa

    Straße nach Barten

    Melde

    Für meine Großmutter

    Wieder spielen Kinder

    im schwarzen Dreck am Zaun.

    Derselbe Zaun, derselbe Dreck:

    fremd vertraut.

    Wo Du gegangen bist,

    geht jetzt eine andere

    nach Melde in den Garten

    und wird die Tiere damit füttern.

    Ob die Tiere Dein Locken

    verstehen und kommen würden?

    Oder sprechen sie – wie auch die Kinder –

    eine andere Sprache?

    Du würdest staunen

    über Deine Wirtschaft

    und Dir Dein Kopftuch

    bis über beide Augen ziehn.

    Winter auf dem Platz

    Im Winter wurde es still auf unserem Platz. Die Pumpe war mit Stroh umwickelt. Die Linden, die sie umstanden, hatten ihre Blätter verloren. Nur in den Astspitzen der Krone hielten sich noch ein paar, die man für Vögel hätte halten können. Die aber waren schon lange fort.

    Das Federvieh stand frierend am Fuß seiner Leiter, hatte zum größten Teil seine Federn verloren, und es erübrigte sich, sie zu „befühlen". Es war kalt geworden. Der Schnee lag hoch, und die Kinder hatten hier und dort einen Engel in ihn gelegt. Stocksteif ließen sie sich rückwärts fallen und modellierten mit ausgebreiteten Armen die Flügel in die weiße Pracht. Nun war auch die Zeit, wo sie sich hinter einer Hausecke versteckten, wenn sich das Herannahen eines Pferdeschlittens durch Glöckchenklang ankündigte. Unbemerkt vom Kutscher stellten sie sich rasch auf die Kufen und ließen sich so ein Stück mitnehmen. Meistens gab es eins mit der Peitsche gedroht oder übergezogen. Aber niemals wäre den Kindern in den Sinn gekommen, dass sie selbst – eingehüllt in Pelze – im Schlitten sitzen könnten. Sie pressten für sich mehr als genug Freude und Vergnügen aus ihrem Da-Sein.

    Da gab es den See, auf dem sie Glitschen anlegten und mit ihren Holzschuhen beschorrten. Mit Staunen betrachteten sie die Dicke des flaschengrünen Eises, die sie an Rissen und Sprüngen sehen konnten. An der Pferde schwemme konnten sie sich fast nicht mehr an den Sommer erinnern, wenn die Knechte mit ihren Schützlingen nach einem langen Arbeitstag in das kühle Nass ritten, bis nur noch Pferdekopf und Reiter zu sehen gewesen waren. Jetzt kamen die Knechte mit Schlitten und Sägen auf den gefrorenen See gefahren. Sie mussten den Eiskeller ihrer Herrschaft füllen und dazu sägten sie Löcher in das Eis, das sie in Stangen zerteilt auf dem Pferdeschlitten den Schlossberg hinaufschafften. Gespannt sahen die Kinder zu, wie die Pferde mit ihren mit Lumpen umwickelten Hufen sich abmühten. Es kam aber vor, dass doch eins von ihnen ausrutschte, und die Kinder wussten nicht, was sie mehr fürchteten: den fluchenden, auf die Pferde eindreschenden Kutscher oder das Tier selbst, das mit verdrehten Augen, Schaum vor dem Maul, sich bemühte, wieder auf die Beine zu kommen. Besorgt sahen sie in das Loch im Eis und achteten darauf, dass es auch wirklich mit Stangen gesichert wurde. Sie wussten, dass unten der Wassermann auf seine Lilo-Fee wartete.

    In dieser Zeit hing vor fast jedem Haus am Platz ein geschlachtetes Schwein an der aufgerichteten Leiter, das seinen aufgeschlitzten Bauch dem Vorübergehenden präsentierte. Der sah sofort mit fachmännischem Blick, so im Vorübergehen, die Dicke des Speckes und verglich sie mit dem des eigenen Schweins. Aber beim Schlachten zeigte sich so etwas wie Solidarität unter den Platzbewohnern. Wenn Schinken und Speckseiten in der Pökelbrühe schwammen und das Fass zufriedenstellend abgedeckt war, machte man sich an das Kochen der Würste, für die jeder sein eigenes Rezept hatte. Sie wurden in dem Sud gegart, in dem man das Fleisch für die Sülze gekocht hatte und die an sich schon gehaltvoll genug war. Trotzdem ließ man zwei oder drei Würste absichtlich verkochen. Schließlich wollte man sich nicht lumpen lassen, denn es war Sitte, dass sich die Nachbarn in mitgebrachten Kannen von der Wurstsuppe holten. Das ging reihum. Jeder holte sich von jedem – schon allein, um zu schmecken und festzustellen, dass die eigene Suppe doch die beste war.

    Mauersee

    Der Schnee fiel in diesen Wochen ständig und türmte sich oft bis zum Fenster hoch. Morgens musste erst ein Weg bis zum Stall und Tor geschaufelt werden. Die Kinder bauten sich Gänge in den Schnee und, wo er hoch genug war, einen Unterstand. Sie bauten sich Wälle, formten sich Munition aus Schnee, bildeten Parteien und befeuerten sich gegenseitig. Auch zu einer Schneeballschlacht fanden sich immer welche zusammen. Der Schnee ließ die Abende nicht dunkel werden, und noch spät hörte man auf dem Platz die Stimmen der Schlittschuhläufer vom See ...

    Wenn die Tante aus Paris kam

    Eine Erinnerung an unbeschwerte Kindertage in der Heimat

    Wenn der März kam, den See mit Sprüngen wie ein Netz überzog und das Bersten des Eises wie Kanonenschüsse zu hören war, begannen wieder neue Spiele. Der über den Winter festgetretene Schnee, der jetzt einer ranzigen gekochten Schwarte glich, wurde mit kleinen Kanälen durchzogen, in denen das schmelzende Wasser abfließen konnte und auf dem die Kinder kleine Papierschiffchen fahren ließen. Sie schufen Inseln, bauten Brücken, und wenn sie von der Mutter gerufen wurden, waren sie klitschnass und hatten bestimmt mit einer Tracht Prügel zu rechnen. Aber was machte das schon, wenn morgen wieder solch ein Tag kommen würde?

    Die Sonne wurde mit jedem Tag wärmer, meterlang hingen die Eiszapfen an den Dachrinnen und mussten abgeschlagen werden, damit sie nicht zu schwer wurden und die Dachrinnen herabrissen. Die restlichen Schneeflächen auf dem Platz glichen zum Bleichen ausgebreiteter Wäsche, wurden aber mit jedem Tag kleiner.

    Das Federvieh sammelte sich in der schon wärmenden Sonne am Giebel und versuchte sich einzuscharren. Auch die Kinder trafen am Zaun zusammen und versuchten, mit dem Absatz ein Loch in den noch nicht eisfreien Erdboden zu drehen. Jeder hatte sein Murmelsäckchen mit und wer keines besaß, hatte seine Schätze in einem alten Strumpf. Erst aber musste getauscht werden, schließlich konnte man nicht gleich mit einer Glasmurmel, die hundert kleine Tonmurmeln wert war, beginnen! Ein neues Klippche wurde geschnitzt und das „Tennis für Arme" konnte beginnen.

    Auch die Tante aus Paris kam auf Besuch mit ihren wunderschönen Sachen. Sie öffnete ihr Reisegepäck und holte seidene Tücher daraus hervor, Kleider, Schmuck und viele andere herrliche Sachen, von denen die Kinder nur träumen konnten. Sie spielten Uhrenverkauf und Schuhverkauf. Sie hatten nichts und hatten doch alles, denn es gab weder Schuhe noch seidene Tücher, weil all das nur in ihrer Phantasie bestand.

    „Hochzeit" am Langen Haus

    Gegen Abend, wenn es dunkel wurde, fürchteten sie sich trotz gegenteiliger Beteuerung vor dem „Schwarzen Mann, und wenn sie sich versteckten, hatten sie ganz einfach Angst und waren gerettet, wenn sie „frei-ge schlagen wurden und atemlos das „Mal erreichten. Es war eine Ur-Angst in ihnen, sie glaubten noch daran, dass einem das Gesicht beim Fratzen schneiden vor dem Spiegel stehenbleiben würde, wenn „die Uhr schlägt, dass die Tiere in der Johannisnacht miteinander sprechen konnten und dass derjenige, der „den Namen des Herrn unnützlich geführt" hatte, sofort bestraft wurde.

    Sie lebten wie die Wilden, und wenn man sie gefragt hätte, in welchem Jahrhundert sie lebten, sie hätten es nicht gewusst. Und war das nicht auch egal, wenn sich der Tag endlos dehnte und doch das Jahr im Nu vergangen war?

    In diesen Wochen bekam der Stall einen neuen Kalkanstrich, der gesäuberte Schweinestall war mit sauberem Stroh aufgeschüttet und wartete auf seinen neuen Bewohner. Mutter und Kinder gingen zum Markt, und sachkundig wurde ein Ferkel, das die Grundlage ihrer Ernährung für den nächsten Winter bedeutete, ausgesucht. Das kleine Schwein wurde in einem Sack nach Hause getragen, und die Kinder sahen zu, wie es sich grunzend im Stroh einrichtete, und überlegten sich einen Namen für den neuen Hausgenossen.

    Die Mädchen waren über den Winter so gewachsen, dass sie jetzt Kleider mit angesetzten Streifen trugen. Wer Glück hatte, hatte einen „zwischen" gesetzt bekommen; erst war ein Streifen von Rock und Ärmel abgeschnitten worden und dazwischen wurde meistens ein andersfarbiger Stoffstreifen gesetzt. So entstand etwas Gewolltes, ein neues Kleid! Brauchten sie jetzt auch, die Mädchen, und nicht alle nahmen mehr an den Spielen teil. Manche gingen kichernd zu zweit Arm in Arm und tuschelten hinter vorgehaltener Hand, von den kleineren verspottet und verlacht. So nahm das Jahr, ohne zu stocken, seinen Lauf ...

    Fünfzig Jahre später, nachdem die Kinder ins „Leben geworfen" worden waren, kamen sie als Erwachsene einzeln oder zu zweit zurück, von weit her, um den Platz aufzusuchen, der immer noch in ihren Träumen geisterte. Aber es gab keinen Platz mehr, es gab keine Pumpe mehr, es gab auch keine Linden mehr. Und wenn nicht die Kinder am Zaun, der nur noch aus verrotteten Latten bestand, genauso wie sie einst gespielt hätten, sie hätten es nicht glauben können, dass dies all das war, was sie bewahrt hatten und das einmal Wirklichkeit war ...

    Reise aufs Land

    „Spitzenmäßig, sagt Frank, während er den Inhalt des Korbes untersucht, der neben ihm auf der ausgebreiteten Decke steht, auf der er und seine Großmutter Platz genommen haben. Er öffnet die verschiedenen Päckchen, die Dose, in der er seinen Lieblingskuchen entdeckt; alles ist, wie er es gern hat, und als er die Tüte mit den Kirschen öffnet, bekräftigt er noch mal zufrieden, „Astrein!

    Zu dem Ausflug mit seiner Großmutter kam es, weil sie das erste Auto, das er sich nach Erhalt des Führerscheins kaufen durfte, mit „gesponsert hat. Heute hatte er sie nun damit ab geholt, um es vorzuführen und sie auf Wunsch statt über die Autobahn über „die Dörfer gefahren. Als er sie, schon auf ihn wartend, vor dem Hause mit der zusammengerollten Decke unter dem Arm und dem Korb gesehen hatte, hatte er nur die Augen verdreht. Nun aber fand er die Idee, draußen zu picknicken, nicht schlecht, wie er beteuerte.

    Von Dörfern allerdings war nicht viel zu sehen gewesen. Jeder kleine Ort hatte alles Dörfliche entfernt und glich wie ein Ei dem anderen. Nichts von schnatterndem Wassergeflügel am Dorfteich, nichts von sich im Dreck suhlenden Schweinen, kein krähender Hahn auf dem Mist. Statt dessen alles wie neu, gestern erst entstanden. Manchmal hatte sie ein aufgegebener Hof an das erinnert, was sie als dörflich bezeichnen würde.

    Frank ist in einen Feldweg eingebogen, hat im Schatten eines Baumes nah an einer abgemähten Wiese geparkt, auf der das fertige Heu eingeschweißt in Ballen auf den Abtransport wartete. Die Großmutter sitzt mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt und muss lachen, als ihr einfällt, dass sie, als sie zum ersten Mal diese runden weißen, in Folie eingepackten Dinger in unregelmäßigen Abstän den auf dem Feld liegen sah, das Ganze für ein modernes Kunstwerk gehalten hatte. Als Frank sie fragend ansieht, erzählt sie ihm das. Aber der hört gar nicht richtig zu, sondern deutet mit dem Kopf und vollem Mund auf sein Auto und sagt: „90 PS. Vielleicht weil es nach Heu duftete, trotz der Ballen, und ihr die eigene Heuernte in den Sinn kommt, sagt sie: „Wir hatten acht PS. Frank blickt sie verdutzt an und sie erzählt, dass sie zu Hause acht Pferde hatten, die alle bei der Heuernte eingesetzt wurden und dass dabei jede Hand gebraucht wurde. Sie erinnert sich an das Dengeln der Sensen, an das in Schwaden fallende Gras, an die Mädchen, die hinter den Schnittern wegharkten, es ausbreiteten, am Abend zu langen gewölbten Reihen harkten, um es morgens wieder auszubreiten, bis es trocken war und eingefahren werden konnte. „Wie umständlich, meint Frank und deutet auf den Trecker, der wie ein riesiger Käfer auf einem benachbarten Feld seine Runden dreht, „der Bauer kann heute alles allein machen. Er spuckt einen Kirschkern so weit wie möglich auf die abgemähte Wiese.

    Brücke über die Omet

    Ob es heute nun besser ist, mag die Großmutter nicht entscheiden. Sie erinnert sich aber gern an das Heu machen von damals,

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