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Das Geheimnis des grünen Steines
Das Geheimnis des grünen Steines
Das Geheimnis des grünen Steines
eBook154 Seiten2 Stunden

Das Geheimnis des grünen Steines

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Über dieses E-Book

Clod ist ein Wabs vom Waldvolk der Wabinger. Sein größter Kummer ist, dass seine Flügel noch nicht abgefallen sind, denn erst wenn er kein geflügelter Wabs mehr ist, darf er zur Schule gehen. Seine Freunde haben ihre Flügel alle schon verloren, nur bei ihm dauert und dauert es.

Da trifft Clod eines Tages den Geschichten-Sammler Wonter, der ihm von der verschwundenen Stadt Laetitia erzählt. Auf der prächtigen Stadt liegt ein Bann, und ein alter Zauberspruch besagt, dass nur ein Kind die Stadt befreien kann. Doch zuerst muss ein magischer grüner Stein gefunden werden.

Zusammen mit Wonter macht Clod sich auf die
Suche nach dem Stein. Doch dann ist Clod plötzlich ganz auf sich allein gestellt. Er erfährt, dass noch jemand an dem grünen Stein interessiert ist – und mit diesem Jemand ist nicht
zu spaßen …
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum13. Juli 2013
ISBN9783732215089
Das Geheimnis des grünen Steines
Autor

Angela Brauer

Angela Brauer ...lebt in Chemnitz

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    Buchvorschau

    Das Geheimnis des grünen Steines - Angela Brauer

    Angela Brauer

    Das Geheimnis

    des grünen Steines

    Books on Demand

    Für meine Kinder

    Verena, Michael und Sebastian

    Inhaltsverzeichnis

    In Wabingen

    Clod

    Wonter

    Aufbruch

    Am Fluss

    Zum Gebirge

    Hinein und fast wieder zuruck

    Bei den Quauken

    Auf dem Fluss

    Die ganze Wahrheit

    Hoch hinauf

    Nach Westen

    Uber dem See

    Dem Morgen entgegen

    In Wabingen

    In einem großen Wald, einem richtigen Märchenwald, wo alles ein bisschen anders abläuft als in einem gewöhnlichen Wald, lebten die Wabinger. Bäume gehörten zu ihrem Leben wie die Sonne an den Himmel. Die Wabinger wohnten in Baumhäusern und sie glaubten fest daran, dass die Eigenschaften der Bäume sich auf ihre Bewohner übertrugen. So war es nie ein Zufall, in welchem Baum ein Wabinger lebte. Die jahrhundertealten, tief verwurzelten Eichen mit ihren ausladenden Ästen boten viel Platz und Schutz, und ihre Bewohner waren tüchtige und furchtlose Leute, die es liebten, wenn der Sturm so richtig brauste und an den Zweigen rüttelte. Wer ein strenges und maßvolles Leben führte, der wohnte im hohen Buchenwald, wo die prächtigen Stämme wie Säulen in schwindelnde Höhen strebten. Mit ihrer silbergrauen Rinde wirkten die Buchen vornehm und festlich. Ihr dichtes Laubwerk formte sich zu einer dunkelgrünen Kuppel und tauchte den Ort in ein geheimnisvolles Licht. Hier gab es viel Stille und fast lautlos schritt man über den dicken Laubteppich, den die Buchen über ihren Wurzeln ausgelegt hatten.

    In ihrem freundlichen Grün waren die Linden die Schönheiten des Waldes. Ihre herzförmigen Blätter glänzten hell in der Sonne, und im Herbst vergoldeten sie den Wald. Manchmal trug der Wind einen milden Duft durch den Ort und man konnte Musik und Gesang hören. Da lächelten die Wabinger, denn sie wussten, dass drüben bei den Linden die Blütenernte im Gange war, und sie freuten sich auf den Tee und den Honig, aber vor allem auf einen köstlichen Likör, den die Lindenbewohner nach einem geheimen Rezept herstellten.

    Am Rande von Wabingen gab es prächtige Rosskastanien, Baumriesen mit schön gedrehten Stämmen und dichten, runden Kronen. Sie bildeten hier eine breite Allee, welche in sanftem Bogen an einem Wiesental entlang führte. Im Frühling, wenn die Bäume in ihrer Blütenpracht standen, ähnelten sie mit ihren großen, bunten Kerzen prunkvollen Kronleuchtern. Im Sommer blieb es unter den Schattenbäumen stets angenehm kühl. Und im Herbst sprangen die frisch polierten Früchte aus ihren stachligen Hüllen und rollten zwischen das gelbe Laub. Dann war der Winter nicht mehr fern und durch das dünner werdende Laubkleid schimmerte das fein gegliederte Geäst. Wenn endlich eine weiße Schneedecke die Schritte dämpfte und das warme Licht aus den Fenstern der Baumhäuser strahlte, war es hier besonders zauberhaft.

    Dass die Wabinger in kunstvollen Baumhäusern wohnten, die sie mit viel Fantasie und großem Geschick errichteten, war gewiss außergewöhnlich. Doch noch außergewöhnlicher waren ihre Kinder. Wenn sie geboren wurden, trugen sie auf ihrem Rücken kleine Flügel mit winzigen Federchen. Ohne Zweifel war das eine sehr übermütige und ziemlich unnötige Laune der Natur, denn die Kinder konnten damit nicht fliegen. Aber für die Wabinger war es in Ordnung. Sie nannten ihre kleinen Kinder »Wabse« und freuten sich an ihnen, wenn sie wie ein Spatzenschwarm lärmend auf den Waldwiesen herumtollten.

    Wegen der Flügel musste man sich auch keine Gedanken machen, denn eines Tages fielen sie sowieso ab. So wie allen Kindern, wenn die Zeit dafür reif ist, die Milchzähne ausfallen, so selbstverständlich verlieren die Wabse auch ihre Flügel. Eines Morgens wacht ein Wabs auf und findet sie neben sich im Bett liegen. Die kleinen Wunden schließen sich rasch und lassen auf dem Rücken nur zwei winzige Punkte zurück.

    Einmal im Sommer drehte sich in Wabingen alles um ein besonderes Fest: das schönste und wichtigste Fest für alle Wabse, die in diesem Jahr ihre Flügel verloren hatten – das Flügelfest. In den mondlosen Nächten vor dem Fest gingen junge Frauen durch den Ort und nahmen die Flügel, welche die Eltern der Wabse an die Türen gebunden hatten, wieder ab und verschwanden damit in einem dichten Tannenwäldchen. In den folgenden Tagen sah man immer wieder einzelne Federn durch den Wald schweben, und die Wabse, die eigentlich keine mehr waren, schlichen heimlich zu einer Lichtung und versteckten sich hinter den Bäumen. Von dort aus konnten sie die Frauen sehen, die lachend und schwatzend damit beschäftigt waren, die weichen Flügelfedern mit Blumenblüten und Blättern zu kleinen Kränzen zusammenzufügen. Denn es gab in Wabingen einen Brauch, und kein Wabs, der einen solchen Kranz erhalten wollte, kam daran vorbei. Es war der »Auftritt der Wabse«, der Höhepunkt des Flügelfestes.

    Wenn sie die hölzerne Bühne betraten, welche auf der Wiese unterhalb der Kastanienallee errichtet worden war, hatten die Wabse aufgeregtes Herzklopfen. Trotzdem waren sie ganz versessen darauf, endlich ihr Können zu zeigen. Nun galt es, die Gunst der Zuschauer zu erringen und zu beweisen, dass sie keine kleinen Wabse mehr waren. Und so schlugen sie sich mutig und verblüfften das Wabinger Publikum mit ihren pfiffigen Ideen. Hell schallten ihre Stimmen über den Festplatz, wenn sie ihre eigens für das Fest erdachten Lieder und Gedichte vortrugen. Sie musizierten und tanzten, zeigten akrobatische Kunststücke oder führten Zaubertricks vor. Wenn zum Schluss der Beifall aufbrauste und die Frauen ihnen den Kranz auf den Kopf drückten, waren sie am Ziel ihrer Wünsche: Von nun an gehörten sie zu den jungen Wabingern. Nachher, wenn das Fest seinen Lauf nahm, stolzierten sie erhobenen Hauptes auf der Festwiese umher und freuten sich über das Lob der Dorfbewohner. Und auch die Eltern waren sichtlich stolz auf ihre Kinder, die nun bald die Schule in der Stadt besuchen würden.

    So war das Flügelfest eigentlich auch ein bisschen ein Abschiedsfest – doch darüber wollte an diesem Tag niemand nachdenken. Die Wabinger feierten ausgelassen und fröhlich. Sie hatten rings um die Wiese lange Tische aufgestellt, die mit weißen Tüchern bedeckt waren. Darauf türmten sich nun die herrlichsten Speisen. Überall roch es nach Honig und Kuchen, nach frischem Brot, gerösteten Nüssen und gebratenen Pilzen. Zwischen üppigen Blumensträußen standen zahlreiche Körbe, gefüllt mit den reifen Früchten des Waldes. Aus riesigen Tonkrügen strömte der würzige Duft gekühlter Getränke. Die Männer tranken das kräftige Wabinger Bitterbier, das aus Kastanien gebraut war, während die Frauen den süßen Lindenblütenlikör bevorzugten. Am Abend, wenn der Mond am Himmel stand, wurde getanzt. Übermütig wirbelten die Tanzenden um das Feuer, welches die Mitte der Wiese erhellte, und alle lachten, wenn die Röcke der Frauen in die gefährliche Nähe der Flammen gerieten. Die Musikanten spielten bald schneller und heizten den Tänzern kräftig ein. Das Fest dauerte die ganze Nacht hindurch und niemand dachte ans Aufhören. Nur die kleinen Wabse hatten sich satt und erschöpft unter den Tischen zusammengerollt und schliefen fest.

    Clod

    Manchmal kam es vor, dass ein Wabs etwas länger als die anderen brauchte, bevor ihm die Flügel abfielen. Dann verpasste er das Flügelfest und musste bis zum nächsten Jahr warten. Das war natürlich eine ziemliche Enttäuschung für den Wabs, aber die Dorfbewohner halfen ihm darüber hinweg, indem sie ihm mit kleinen Aufmerksamkeiten das Leben versüßten.

    Clod war solch ein Wabs, bei dem es länger dauerte. Er wohnte mit seinen Eltern auf einer großen Rosskastanie, und bekümmert musste er zuschauen, wie seine Freunde auf die Pferdegespanne kletterten, um in die Stadt gebracht zu werden. Das geschah alljährlich im späten Sommer, bevor die Schule begann und die Wabinger auf den Markt fuhren. Sie handelten gern und verkauften ihre Spezialitäten: das Bitterbier, den Honig und den Likör, aber auch Bucheckernöl, Rosskastanienleim, Kräuter, Birkensaft und Hustensaft und verschiedene Teesorten, die sie aus den Blüten, Knospen und Blättern der Bäume hergestellt hatten. Die Leute in der Stadt waren ganz verrückt auf den Tee, denn im Gegensatz zu den Waldleuten hatten sie hunderte kleiner Beschwerden und Leiden. Insgeheim belächelten die Wabinger die Lebensart der Stadtbewohner. Sie waren dünne Leute mit blasser Haut und richtige Stubenhocker, die ihre Häuser nur verließen, wenn es einen guten Grund dafür gab. Sobald der Wind ein bisschen pfiff, zogen sie sich warme Jacken an und verbargen den Kopf unter dicken Wollmützen. Wenn es regnete, trugen sie Stiefel und spannten Schirme auf, um nicht nass zu werden. Das taten sie übrigens auch bei schönem Wetter, um keinen Sonnenstich zu bekommen. Wen sollte es also wundern, dass sie allerlei Krankheiten überstehen mussten. Sie hatten eine Schwäche für schöne Möbel, vor allem für Schränke, die sie mit allen möglichen Dingen vollstopften, auch wenn sie diese zu keiner Zeit wirklich brauchten. Sie fanden auch Gefallen daran, hübsche Vögel in Käfige zu sperren, um damit ihre Fenster zu schmücken. Vor allem aber interessierten sie sich für Uhren. Die sammelten sie mit großer Leidenschaft, und es gab in ihren Häusern kaum eine Stube, in der es nicht tickte und tackte, und zu den halben und vollen Stunden hörte man überall in den Straßen das Rasseln und Klappern, das Läuten und Bimmeln, das Schlagen und Gongen. Die Stadtbewohner galten als wunderliche Käuze, doch in Wirklichkeit waren sie herzensgute Leute. Es erfüllte sie mit Stolz, dass sie eine Schule in ihrer Stadt hatten. Und wenn die Kinder aus der ganzen Umgebung anreisten, um an dieser berühmten Lehranstalt zu lernen, dann nahmen die Stadtleute sie ohne Murren bei sich auf und versorgten sie gut, denn sie wollten ihnen gern für eine Weile die Eltern ersetzen. In der ersten Zeit hielten sie sogar ihre Uhren an, um den Kindern den Schlaf nicht zu rauben und um sie beim Lernen nicht zu stören. Doch nach ein paar Tagen war das nicht mehr nötig, denn die jungen Gäste hatten sich bald daran gewöhnt. Der eigentliche Name der Stadt war Ehrenpreis, aberdie Kinder nannten sie Ticketack, und unter diesem Namen war sie auch überall im Lande bekannt. Jedes Kind betrat die Stadt voller Neugier und froher Erwartung. Auch in Wabingen gab es keinen Wabs, der sich nicht auf das Leben in der Stadt gefreut hätte. Und jedes Jahr, wenn die mit Körben, Fässern und Kisten voll bepackten Wagen dorthin rollten, saßen die zukünftigen Schulkinder stolz zwischen ihren Eltern auf dem Kutschbock und fühlten sich wie Reisende, die ausziehen, die Welt zu erobern.

    In jenem Jahr, als Clod zurückbleiben musste, hatte er seinen Eltern zunächst mit traurigen Augen nachgeschaut. Doch dann war er hinaufgeklettert in die luftige Höhe des Kastanienbaumes, wo der Vater ihm eine eigene kleine Baumhütte gebaut hatte. Sie war wie ein Nest im dichten Blättergrün versteckt. Dort saß er und blickte hinunter ins Wiesental. Allmählich entfernte sich der Lärm der Wagenkolonne vom Dorf und er hörte wieder die vertrauten Geräusche des Waldes. Zwischen den gefiederten Blättern schimmerten bereits die stachligen Früchte und er spürte den Sommerwind und das sanfte Wiegen des Astes, auf dem er saß. So flogen die trüben Gedanken schnell davon.

    Nach einigen Tagen

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