Karl der Große: Reichsgründer - Herrscher - Politiker
()
Über dieses E-Book
Die Zentralisierung der Herrschaft und Reformen auf rechtlichem, ökonomischem, religiösem und kulturellem Gebiet machten das fränkische Reich zu einem stabilen Verband. Auch deshalb gilt Karl der Große vielen als ein Begründer des modernen Europa. Mit Entschlossenheit hat Karl der die ihm gegebene Macht genutzt. Ausdruck dieses Gestaltungswillens ist auch die symbolgeladene Architektur der Pfalzkapelle des Aachener Domes. Der Aachener Dom gehört zu den besterhaltenen Baudenkmälern der Karolingerzeit und wurde 1978 als erstes deutsches Denkmal in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Das F.A.Z.-eBook 'Karl der Große' bietet eine Sammlung von erstklassig recherchierten Berichten von Historikern und F.A.Z.-Autoren. Sie untersuchen die historische Rolle Karls des Großen und seine Wirkung bis in die Gegenwart ebenso wie die Bedeutung der Pfalzkapelle in Aachen als Machtzentrum. Geschichten und Kuriosa über den Frankenherrscher, eine Chronik, Buchempfehlungen und eine Literaturliste sowie ein Autoren- und Personenregister runden das reich bebilderte F.A.Z.-eBook zum Karlsjahr ab.
Mehr von Frankfurter Allgemeine Archiv lesen
Renovieren, aber richtig: Ratgeber für eine sinnvolle Haussanierung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Zukunft der Arbeit: Digitalisierung, Automatisierung, KI Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrüne Gentechnik: Mutanten im Kochtopf oder Lösung des Welternährungsproblems? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1945: Die letzten Kriegswochen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schönheit der Zahlen: Die Ordnung der Welt durch den menschlichen Geist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFührung im Unternehmen: Erfolgsfaktoren und Fehlerquellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHelmut Schmidt: Macht und Eleganz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHobbits, Elben, Zauberringe: Die Welt des J.R.R. Tolkien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Erste Weltkrieg: Debatten und Materialien. Die besten Beiträge aus F.A.Z. und Sonntagszeitung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kraft des Geistes: Wie das Gehirn uns denken, lernen und kreativ sein lässt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefühle: Die Macht, die uns steuert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElisabeth II.: Sechzig Jahre Hofbericht in F.A.Z. und Sonntagszeitung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReiselesebuch Provence - Côte d'Azur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrankfurt am Main: Zwischen Goethe-Klassik und Bankenhauptstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlick in die Zukunft: Trends und Szenarien für die Welt von morgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZerfällt Europa: Die Europäische Union in Ihrer größten Krise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHirnforschung: Das Abenteuer unseres Bewusstseins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenken 3.0: Von der künstlichen Intelligenz zum digitalen Denken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Europäische Union: Zukunft, Chancen, Risiken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrennpunkt Bildung: Defizite in KiTa, Schule, Universität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie besten Filme 2012: Ausgewählt von der F.A.Z.-Redaktion Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Feuer brennt: Olympische Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUmwelt und Wachstum: Sind Marktwirtschaft und Nachhaltigkeit unvereinbar? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNational Security: Wie der amerikanische Geheimdienst uns ausspäht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Change!": Die Chancen des Wandels Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinwanderungsland Deutschland: Migration - Asyl - Integration Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fall der Mauer: Fünf Monate, die die Welt bewegten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAndalusien: Von Granada bis Cádiz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVolkes Stimme: Direkte und repräsentative Demokratie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Karl der Große
Ähnliche E-Books
Von Pirna bis Bad Schandau: Eine geschichtliche Zeitreise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErzherzog Ferdinand II. Landesfürst von Tirol: Sein Leben. Seine Herrschaft. Sein Land Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Karolinger Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Tassilo III.: Höchster Fürst und niedrigster Mönch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Reisen unter Osmanen und Griechen: Vom Peloponnes zum Olymp in einer ereignisreichen Zeit Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Völkerwanderung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufklärung und Hofkultur in Dresden Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Reformationen vor Ort: Christlicher Glaube und konfessionelle Kultur in Brandenburg und Sachsen im 16. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mark Brandenburg unter den frühen Hohenzollern: Beiträge zu Geschichte, Kunst und Architektur im 15. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMenschen, die Geschichte schrieben: Das Spätmittelalter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFundstücke: Die Deportation der Juden aus Deutschland und ihre verdrängte Geschichte nach 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrieden: Themenzusammenfassung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Reise zum Goldenen Apfel: Eine gemeinsame Geschichte von Orient und Okzident Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1864 - Der Krieg um Schleswig-Holstein Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5"Die ganze Stadt ist abgebrannt": Heidelbergs zweite Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1693 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBruno Kreisky: Die Biografie Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der frühchristliche Kirchenbau - das Produkt eines Chronologiefehlers: Versuch einer Neueinordnung mit Hilfe der HEINSOHN-These Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiser Friedrich II. (1194-1250): Herrscher, Mensch, Mythos Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Weitwandern Hessen: Die 10 schönsten Trekkingtouren. Mit Einkehr, Unterkunft & Bahntransfer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSoziale Bürgerrechte im Museum: Die Repräsentation sozialer Demokratie in neun kulturhistorischen Museen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrankfurter Wegsehenswürdigkeiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Chronologiemaschine: Barbeu-Dubourgs Aufbruch in die historiografische Moderne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNationalsozialismus in Oberösterreich: Opfer. Täter. Gegner. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Terror zum Frieden: Grundsätze, Konsequenzen und Perspektiven lebensentscheidender Erfahrungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Quäkerbibliographie: Zweite, erweiterte Auflage mit Autoren- und Sachregister Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTiroler Heimat 82 (2018): Zeitschrift für Regional- und Kulturgeschichte Nord-, Ost- und Südtirols Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUngarn, Deutschland, Europa: Einblicke in ein schwieriges Verhältnis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleine Geschichte Tirols Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnti-Israelismus und Anti-Semitismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKulturtransfer am Fürstenhof: Höfische Austauschprozesse und ihre Medien im Zeitalter Kaiser Maximilians I. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Biografien – Geschichte für Sie
Bonhoeffer: Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5SPIEGEL-Gespräche mit Helmut Schmidt: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchirach: Eine Generation zwischen Goethe und Hitler Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRudolf Augstein über Bismarck: Mit einer Einführung von Hauke Janssen. Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchlachthof 5: oder Der Kinderkreuzzug Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit der 60. Infanteriedivision von Danzig nach Stalingrad: Arthur Krüger: Kindheit und Soldatenzeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMax Reger: Der konservative Modernist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwölf Jahre als Sklave - 12 Years a Slave Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Franz Josef Strauß - Größe und Grenzen: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUniverselle Erfinder (Geschichte und Biographie der Erfinder) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGoethes Briefwechsel mit einem Kinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Kollege Putin: Als KGB-Agent in Dresden 1985-1990 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRothschild: Glanz und Untergang des Wiener Welthauses Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1000 Tage im KZ: Ein Erlebnisbericht aus den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Gusen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Hitlers Mann im Vatikan: Bischof Alois Hudal. Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Kirche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Tagebuch der Gräfin Marie Festetics: Kaiserin Elisabeths intimste Freundin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Geschichte: Von 1806 bis heute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nahe und das Ferne: Eine Autobiographie in Gesprächen mit Didier Eribon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMarie Antoinette: Zwischen Aufklärung und Fake News – Im Zentrum der Revolution – Königin der Lust Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMargarete Schneider: Die Frau des Predigers von Buchenwald Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSignale an der Front: Das geheime Kriegstagebuch von Funker Richard Rommel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Vorgang Benario: Die Gestapo-Akte 1936-1942 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie berühmtesten Frauen der Weltgeschichte: Von der Antike bis zum 17. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnne Lister: Eine erotische Biographie Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Berühmte Frauen der Weltgeschichte: Zehn beeindruckende Biografien. nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1941-1953 von Leningrad nach Kaukasus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Artus: Mythos und Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Henker: Leben und Taten des SS-Hauptsturmführers Amon Leopold Göth Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5
Rezensionen für Karl der Große
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Karl der Große - Frankfurter Allgemeine Archiv
Karl der Große
Reichsgründer – Herrscher – Politiker
F.A.Z.-eBook 31
Frankfurter Allgemeine Archiv
Projektleitung: Franz-Josef Gasterich
Produktionssteuerung: Christine Pfeiffer-Piechotta
Redaktion und Gestaltung: Hans Peter Trötscher
eBook-Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg
Alle Rechte vorbehalten. Rechteerwerb: Content@faz.de
© 2014 F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main.
Foto: Ausschnitt aus »Idealbild Kaiser Karls des Großen« von Albrecht Dürer (1513), Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Wikimedia Commons.
Titelgestaltung: Hans Peter Trötscher
ISBN: 978-3-89843-288-7
Vorwort
Er ist Europa
Von Daniel Deckers
Napoléon Bonaparte soll bei dem Besuch der Grablege seines Vorbildes im Aachener Dom ausgerufen haben: »Je suis Charlemagne.« Das Imperium des Mannes, der in Kaiser Karl dem Großen die Avantgarde der Grande Nation erkennen wollte, reichte bald weit über die Regionen hinaus, die der Frankenkönig beherrschte. Immerhin: Als Karl am Weihnachtstag des Jahres 800 von Papst Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt wurde, war das westliche Europa geeint wie seit den Tagen der Römer nicht mehr, das Christentum nach der Antike wiederbegründet. Zwar zerfiel Karls Reich bald nach seinem Tod im Jahr 814, und das Kaisertum wurde erst durch die Ottonen fest mit dem deutschen Königtum verbunden. Doch die mittelalterliche Geschichte Europas entfaltete sich fortan in der Polarität Kaisertum-Papsttum und bis in die Gegenwart hinein in den wechselnden Kraftfeldern Kerneuropas, zwischen Italien, Frankreich und Deutschland.
In Erinnerung an ein Massaker bei Verden an der Aller galt Karl der Große den Nationalsozialisten bis 1937 als »Sachsenschlächter«. Dann wurde aus ihm ein »großer Deutscher«. Hitler schickte sich an, dem deutschen Volk im Osten Raum zu schaffen. War Karl ihm nicht vorhergegangen und hatte in den 33 Jahren der Sachsenkriege die Grenze einer überlegenen Kultur weit über die Grenzen nach Osten verschoben, bis »die Sachsen mit den Franken ein Volk wurden« (Einhard)? Noch in den fünfziger Jahren konnte man lesen, hätte Karl den Sachsenfürsten Widukind nicht an der Weser, sondern an der Weichsel gestellt, wären seine Unterwerfungszüge von der Elbe statt vom Rhein ausgegangen.
Statt dessen verloren sich die Umrisse des Abendlandes für Jahrhunderte in den Weiten nordöstlich von Harz und Thüringer Wald, wo der Wind mal aus West und mal aus Ost, auch von Norden, aber kaum von Süden weht. Die Waffen-SS-Division, in der Franzosen freiwillig unter deutschem Befehl kämpften und deren Reste die Reichshauptstadt Berlin im April 1945 gegen die Russen verteidigten, trug den Namen »Charlemagne«.
Denselben Namen trägt heute das Gebäude in Brüssel, in dem die EU-Generaldirektionen für Erweiterung, Außenhandel und Außenbeziehungen residieren. Sicher, auch das war Karl: Expansion durch Integration, Kodifikation von Recht, Setzung von Normen, die Kalenderreform als Amalgamierung heidnischen und christlichen, römischen, germanischen und fränkischen Erbes. Findet all das nicht sein profanes Gegenstück in dem Bestreben, Europa zu einem gemeinsamen »Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts« in Europa zu schaffen? Doch was ist mit der Aufgabe, nach Karls Vorbild die Völker Europas in der unaufhebbaren Spannung zwischen europäischen Gemeinsamkeiten und nationalen Besonderheiten »zu einem Culturganzen zusammenzugewöhnen« (Jacob Burckhardt)?
Wo beginnt, wo endet Europa? Die Kaiserkrönung und der nachfolgende Vertrag von Aachen 812 ließen die Bipolarität von Byzanz und Rom neu erstehen, der Keim für die Spaltung Europas in eine orthodoxe und eine lateinische Welt war gelegt. Die Ausdehnung des Islam sollte Europa noch für Jahrhunderte in Atem halten. Unter Karl V., dem letzten vom Papst gekrönten deutsch-römischen Kaiser, wurde die reconquista endgültig zur conquista. Auf dem Balkan, wo sich die Kulturkreise des Orients und des Okzidents bis heute überschneiden, färbt Blut bis heute nicht nur in der Legende die Flüsse rot. Karl ist Europa, in seiner Größe, in seiner Grausamkeit.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.12.2000
Die Karlsbüste aus dem Aachener Dom ist die ikonografische Darstellung des Kaisers und allen Karlsfans vertraut. © Domkapitel Aachen. Foto: Andreas Herrmann. Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Aachen als Veranstalterin der Karlsausstellungen 2014.
Die Bedeutung Karls des Großen in der Geschichte
Hätte es ohne den Islam Karls Reich gegeben?
In Aachen eröffnet ein Ausstellungsreigen zum 1200. Todestag Karls des Großen und fragt nach der Bedeutung seines Erbes für unsere Zeit. Worin liegt diese genau?
Von Jeffrey F. Hamburger
Große Herrscher bleiben wegen ihrer Taten im Gedächtnis, große Künstler wegen ihrer Werke. Aber wer erinnerte sich an Mozart, einen wahrhaft großen Künstler, wegen seiner bescheidenen, wenn auch reifen Komposition »Ein teutsches Kriegslied« (KWV 539), das am keineswegs verheißungsvollen Vorabend der Französischen Revolution, am 7. April 1788, in Wien zu Ehren Kaiser Josephs II. uraufgeführt wurde? Jede Strophe des kriegerischen Lieds beginnt mit dem Satz: »Ich möchte wohl der Kaiser sein.« Diese heute eher lächerlich wirkende Gelegenheitsarbeit könnte gut als Titelsong für so manche Ausstellung der letzten Jahrzehnte zur mittelalterlichen Kunst in Deutschland dienen.
In einem postimperialen Zeitalter, in dem Deutschland den Anspruch erheben darf, eine vorbildliche Demokratie zu sein, bleibt die Frage, wie man Kaiser am besten ausstellt: Man denke nur an den recht peinlichen Titel der kürzlich vom Haus der bayerischen Geschichte in Regensburg ausgerichteten Ausstellung über Kaiser Ludwig den Bayern: »Wir sind Kaiser!« Diese Ausstellung teilt ihren Titel mit einer äußerst erfolgreichen Talkshow des ORF. Jede Sendung beginnt mit einer vorgetäuschten kaiserlichen Audienz, zu der der Gastgeber Robert Heinrich mit einer zur Melodie der Internationale gesungenen »Kaiserhymne« begrüßt wird: »Unser lieber Robert Heinrich, wir danken es dir recht. / Wir haben einen Kaiser, uns geht es nie mehr schlecht.«
Die gerade in Aachen eröffnete Ausstellung zum 1200. Todestag Karls des Großen tut bei der Auseinandersetzung mit Karls Erbe ihr Bestes, um sowohl seiner geschichtlichen Besonderheit als auch seiner Bedeutung für unsere Zeit gerecht zu werden. Nun ist Karl der Große auf jede erdenkliche Art und Weise gebraucht und missbraucht worden. Auf drei Ausstellungsorte verteilt – im Rathaus »Orte der Macht«, im Centre Charlemagne »Karls Kunst«, in der Domschatzkammer »Verlorene Schätze« –, verbindet das Spektakel Eroberung und Kultur und sieht in den literarischen und künstlerischen Leistungen seines Hofes die Grundlagen des karolingischen Reiches und – allgemeiner noch – des christlichen Europa. Die Dauerausstellung im Centre Charlemagne zeichnet diese Argumentationslinie in teleologischer Manier nach, vom römischen Aquis Grana bis in die Nachkriegszeit, als die besetzte Stadt als »Labor der Demokratie« diente.
Die Ordnung des Himmels und der Erde. Einband des Lorscher Evangeliars, (hinterer Einband: Christustafel), um 810, Vatikanstadt, © Biblioteca Apostolica Vaticana, zu Pal Lat. 50 gehörig. Das Evangeliar ist ein Exponat der Ausstellung »Karls Kunst« (Centre Charlemagne Aachen).
Der massive dreibändige Katalog behandelt zahlreiche Fragen, die das karolingische Erbe aufwirft, und bemüht sich um neue Antworten. Besonders aufschlussreich sind die Ergebnisse intensiver archäologischer Forschungen zu den Pfalzen oder Residenzen, an denen der reisende Herrscher Hof hielt. Das zentrale Thema der Ausstellung sind die Mittel und Wege, durch die der Kaiser seine Macht nach außen darstellte.
Im Dom, Karls einstiger Pfalzkapelle, gingen die meisten Pilger, die an der diesjährigen Heiligtumsfahrt teilnahmen (einem Ereignis, das nur alle sieben Jahre stattfindet), an der goldenen Kanzel Heinrichs II. vorbei, ohne lange hinaufzuschauen. Die reich mit Edelsteinen, Bergkristallschalen und koptischen Elfenbeinreliefs verzierte Kanzel, sämtlich Beutestücke aus fernen Ländern, bietet eine unvergleichliche Uminterpretation des Reichsgedankens an einer Stätte, die nach einer Formulierung in der Ausstellung durchgängig als »Ort der Macht« diente. Die Pilger drängten jedoch geduldig voran, um kleine persönliche Gegenstände in der Nähe der kostbarsten Reliquien des Doms niederzulegen: des Kleids, das die Jungfrau Maria bei der Geburt Jesu trug, der Windeln Christi, des Tuchs, in das das abgeschlagene Haupt Johannes des Täufers eingeschlagen war, und des Lendentuchs, das Christus am Kreuz trug.
Es ist kein Zufall, dass all diese Reliquien aus Stoff sind, einem gemeinen Material, das durch die physische und symbolische Nähe zum menschlichen Körper geadelt worden ist. Die Ausstellung enthält zahlreiche Wunderwerke, deren eindrucksvollste mehrere Handschriften sind, die um 800 in der sogenannten Hofschule entstanden. So viele dieser Handschriften beisammen zu sehen ist eine bewegende Erfahrung. Für die meisten Besucher vermag jedoch in der Wirkung nichts an die Reliquien heranzureichen.
Die Anwesenheit Tausender von Pilgern während der ersten Tage der Ausstellung warf eine Frage auf: In wessen Diensten steht Karl der Große heute? In welcher Weise verzerrt die historische Tatsache des Kaiserkults unser Verständnis dieser kritischen Gestalt? Karl der Große wurde 1165 auf Drängen Friedrich Barbarossas von dem Gegenpapst Paschalis III. heiliggesprochen. Obwohl die Kirche diese Heiligsprechung nicht anerkannte und Paschalis‘ Dekrete 1179 annullierte, hielt sich der Kult. In der wegweisenden, 1965 in Aachen veranstalteten Ausstellung, die Philippe Cordez in einem seiner Beiträge zum Katalog der aktuellen Ausstellung sehr gut analysiert, wurde Karl als Galionsfigur eines in Frieden vereinten Nachkriegseuropa gefeiert, das ein Bollwerk gegen feindliche Kräfte aus dem Osten darstelle (wobei man geflissentlich überging, dass Karls Reich durch endlose Kriege mit Gewalt geeint worden war und unmittelbar nach seinem Tod auseinanderbrach).
Nach zwei Weltkriegen zwischen Deutschland und Frankreich überrascht es nicht, dass man ihn zum idealen Pater Europae erklärte. Die aktuelle Ausstellung wirft einen distanzierten Blick auf Karls Macht in Vergangenheit und Gegenwart. Doch die Plazierung der historischen Abteilung »Orte der Macht« im Krönungssaal des Rathauses, das mit pompösen Historiengemälden zweifelhaften Werts aus dem neunzehnten Jahrhundert ausstaffiert ist, eignet sich kaum für eine Dekonstruktion des Bildes Karls als eines Schirmherrn der Kirche und des Staates, des Schwertes und des Altars. Die Organisatoren der Ausstellung waren nicht zu beneiden bei ihrer Aufgabe, gleichzeitig feiern und forschen zu sollen. Die im Katalog gerühmte Installation im Rathaus ist fast schon grauenhaft zu nennen: In dem Versuch, Karl für ein modernes Publikum lebendig zu machen – ein durchaus legitimes Bemühen –, übertönt eine Kakophonie aus Computersimulationen, Videos, Modellen und Faksimiles vollständig die kostbaren Originale, die nirgendwo die Chance haben, für sich selbst zu sprechen.
Es mag immer schwieriger werden, an kostbare Leihgaben heranzukommen, aber wenn solch eine Zirkusschau die Zukunft der Ausstellung sein sollte, hat es keinen Sinn, unersetzliche Originale in Gefahr zu bringen, wenn sie gar nicht gesehen werden. Die Leidener Aratea-Handschrift, ein mit überwältigenden ganzseitigen Miniaturen der Sternbilder verzierter Himmelsführer, wäre einer der Brennpunkte jeder Ausstellung über mittelalterliche Kunst. Hier liegt er an der Seite, ohne dass ein Schild auf ihren Inhalt, ihre Herkunft oder ihren Besitzer hinwiese. Wehe dem hilflosen Besucher, der zufällig darauf stieße. Eine karolingische Kopie des Vitruv samt Illustrationen zum Wortschatz der antiken Architektur hätte in einen Kontext zu Bruchstücken der karolingischen Baukunst gestellt werden müssen, von denen es in Aachen viele gibt. Eine der zahlreichen verpassten Chancen. Faksimiles und Originale wechseln einander ohne jede sinnvolle Unterscheidung ab. Die Nachbildung der winzigen Bronzestatue eines karolingischen Herrschers (unwahrscheinlich, dass sie Karl den Großen zeigt) ist mit einem Schwert verschönert worden, das am Original des Louvre nicht zu finden ist. Das spielt allerdings keine sonderliche Rolle, da die Statuette ohnehin kaum auffällt zu Füßen des lebensgroßen Modells eines fränkischen Kriegers zu Pferde, das bestens bei Madame Tussaud in London aufgehoben wäre.
Betritt man die Ausstellung, fällt einem als Erstes ein dreidimensionales Spektakel des in eine Folge bewegter Bilder aufgelösten Karlsschreins ins Auge. Angesichts solcher Effekthascherei ist man versucht, mit Dr. Johnson zu sagen: »Die Frage, die einem beim Anblick eines auf den Hinterbeinen laufenden Hundes in den Sinn kommt, ist nicht, wie gut er das macht, sondern warum.« Gleichfalls zu sehen ist eine aufdringliche interaktive Computerprojektion, die es dem Besucher erlaubt, Fragen wie die zu beantworten, in welcher Position er sich am mächtigsten fühle. Vor der Ausstellung können Besucher im Rahmen einer Installation mit dem Titel »Mein Kaiser 2014« eine von fünfhundert jeweils einen Meter hohen Kunststofffiguren des Kaisers »adoptieren« (also kaufen).
Wer einige der bedeutendsten erhalten gebliebenen Werke der westlichen Kultur in