Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Blutige Nächte in Chicago: Ein Vampirkrimi
Blutige Nächte in Chicago: Ein Vampirkrimi
Blutige Nächte in Chicago: Ein Vampirkrimi
eBook375 Seiten5 Stunden

Blutige Nächte in Chicago: Ein Vampirkrimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Vanessa Valpecca arbeitet als Privatdetektivin in Chicago. Bei ihren spektakulären Fällen geht es um Entführung, Drogen und Mord. Sie wurde vor über hundert Jahren in einen Vampir verwandelt und verliebt sich zum ersten Mal in einen Menschen. Sie lernt das Leben an der Seite eines Sterblichen zu schätzen. Sollte sie den großen Schritt wagen und ihrem Liebhaber ihre Existenz als Vampir offenbaren? Und zukünftig von seinem Blut trinken?

Probleme bereitet Vanessa die Königin der Finsternis, wie sich das Oberhaupt aller Vampire nennt. Insbesondere der Ausschluss aus der führenden Organisation der Vampire - der sogenannten Vampirliga - macht ihr schwer zu schaffen. Sie erhält aber die einmalige Chance in den erlauchten Kreis der Vampire zurückzukehren, falls es ihr gelingt, den Täter einer brutalen Mordserie aufzuspüren.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Nov. 2015
ISBN9783739299181
Blutige Nächte in Chicago: Ein Vampirkrimi
Autor

Dale Cooper

Der Autor wurde 1967 in Hildesheim geboren und publiziert unter dem Pseudonym Dale Cooper Romane. Sein erster Roman "Der Vampir und die Polizistin" wurde 2013 veröffentlicht. Außerdem hat er eine Reihe von Fachbüchern publiziert. Er lebt und schreibt in München.

Ähnlich wie Blutige Nächte in Chicago

Ähnliche E-Books

Fiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Blutige Nächte in Chicago

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Blutige Nächte in Chicago - Dale Cooper

    Vanessa Valpecca arbeitet als Privatdetektivin in Chicago. Bei ihren spektakulären Fällen geht es um Entführung, Drogen und Mord. Sie wurde vor über hundert Jahren in einen Vampir verwandelt. Zum ersten Mal in ihrem Vampirleben verliebt sie sich in einen Menschen und lernt das Leben an der Seite eines Sterblichen zu schätzen. Sollte sie den großen Schritt wagen und ihrem Liebhaber ihre Existenz als Vampir offenbaren? Und zukünftig von seinem Blut trinken?

    Probleme bereitet Vanessa die Königin der Finsternis, wie sich das Oberhaupt aller Vampire nennt. Insbesondere der Ausschluss aus der führenden Organisation der Vampire – der sogenannten Vampirliga – macht ihr schwer zu schaffen. Vanessa erhält aber die einmalige Chance in den erlauchten Kreis der Vampire zurückzukehren, sollte es ihr gelingen den Täter einer Mordserie aufzuspüren.

    Ein Krimi der bissigen Art!!!

    Der Autor wurde 1967 in Hildesheim geboren und publiziert unter dem Pseudonym Dale Cooper Romane. Sein erster Roman „Der Vampir und die Polizistin" wurde 2013 veröffentlicht. Außerdem hat er eine Reihe von Fachbüchern publiziert. Er lebt und schreibt in München.

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    3. Februar

    4. Februar

    5. Februar

    6. Februar

    7. Februar

    8. Februar

    9. Februar

    10. Februar

    11. Februar

    12. Februar

    13. Februar

    14. Februar

    15. Februar

    16. Februar

    23. Februar

    24. Februar

    25. Februar

    26. Februar

    27. Februar

    28. Februar

    1. März

    2. März

    3. März

    4. März

    5. März

    6. März

    7. März

    8. März

    9. März

    10. März

    11. März

    Der Vampir und die Polizistin

    Catherine

    Audrey

    Vorwort

    Die zentrale Figur des vorliegenden Romans, der weibliche Vampir Vanessa Valpecca, hatte ihren ersten Auftritt in meinem Buch Audrey: Der Vampir und die Polizistin 3. Dort spielte Vanessa bereits eine wichtige Nebenrolle. Einige Vampire – wie beispielsweise Catherine, Juan oder Johnny – haben in den drei Bänden der Buch-Reihe Der Vampir und die Polizistin zum Teil tragende Rollen gespielt. Im vorliegenden Roman sind sie nur als Nebenfiguren vertreten.

    Blutige Nächte in Chicago lässt sich lesen ohne den Inhalt der oben genannten Buchreihe zu kennen. Die nachfolgende Story startet einige Monate nach dem Ende von Audrey: Der Vampir und die Polizistin 3.

    Der in der folgenden Story enthaltene Zeitraum vom 3.Februar bis zum 16.Februar wurde bereits als eigenständiges Buch unter dem Titel Privatdetektivin mit Biss veröffentlicht.

    München, im November 2015

    Dale Cooper

    3. Februar

    Wer bist du?"

    Vanessa lächelte den großen, kräftig gebauten, schwarzen Burschen mit ihrem unschuldigsten Lächeln an und erwiderte boshaft: „Ich bin dein allerschlimmster Albtraum, du Mistkerl."

    Anschließend trat sie ihm mit ihren schweren Stiefeln kräftig in die Weichteile und streckte den Torkelnden mit zwei gekonnten Faustschlägen zu Boden. Neben den Schmerzen konnte man puren Unglauben in seinen blutunterlaufenen Augen erkennen. Aus seiner Sicht war Vanessa nichts anderes als eine junge, attraktive weiße Frau, vor der sich ein Muskelprotz nun wirklich nicht in Acht nehmen musste. Er konnte ja nicht wissen, dass sie vor über hundert Jahren in einen Vampir verwandelt worden war und somit über gewaltige Kräfte verfügte. Dies ermöglichte es ihr, jedem Menschen kräftig in den Hintern zu treten, wenn ihr gerade danach war. Wie groß und stark dieser auch sein möge.

    Vanessa kehrte erst vor wenigen Monaten nach Chicago zurück, um wieder als Privatdetektivin aktiv zu sein. Bereits in den 1990er-Jahren arbeitete sie in der Windy City, wie Chicago auch häufig genannt wurde, mit einigem Erfolg als Ermittlerin, bevor es sie wieder in andere Regionen verschlagen hatte. Zuletzt verbrachte Vanessa den Großteil ihrer Zeit in Transsilvanien und Großbritannien. Dort hatte sie einen wichtigen Auftrag für die Königin der Finsternis, wie das Oberhaupt aller Vampire bezeichnet wurde, übernommen. Das Zusammentreffen mit der Königin stand für Vanessa aber unter keinem guten Stern. Es führte letztendlich sogar zu ihrer Verbannung aus der Vampirliga.

    Die Bezeichnung Windy City wurde unter anderem auf die extrem hohe Korruption und die historisch bedingte Verbreitung von organisierter Kriminalität zurückgeführt. Ihr gefiel Chicago nicht zuletzt wegen der hohen Kriminalitätsrate außerordentlich gut. Denn so konnte der unstillbare Drang nach menschlichem Blut an denen ausgelebt werden, die anderen Sterblichen Schaden zugefügt hatten. Oder eventuell selbst zum Mordopfer geworden waren und sich nicht mehr wehren konnten! Vanessa war beileibe kein Unschuldsengel, sie tat Menschen in der Regel aber nur richtig weh, wenn es die Situation erforderte. Töten kam für sie sogar nur in absoluten Notfällen in Frage. Bisher hatte Vanessa in über hundert Jahren erst drei Menschen ermordet. Dies war deutlich weniger, als einige Bandenmitglieder in Chicago auf dem Kerbholz hatten, bevor sie achtzehn Jahre alt geworden waren; wenn sie denn überhaupt dieses Alter erreichten und nicht selbst vorher getötet wurden.

    Der Vampir wandte sich wieder dem aktuellen Opfer zu. Der Mann gehörte einer berüchtigten Gang namens Black Dragon an und nannte sich selbst großspurig Big Joe. Ob der Spitzname mit seiner Körpergröße im Allgemeinen oder mit der Länge eines bestimmten Körperteils zusammenhing, wusste Vanessa nicht. Es war ihr aber auch egal.

    Das Revier der Gang befand sich in South Side am äußeren Rand von Chicago und galt als eines der schlimmsten Problemviertel der Stadt.

    „Also, Little Joe! Ich gebe dir eine allerletzte Chance mir zu sagen, wo sich Rufus in diesem Moment aufhält. Ansonsten werde ich dir höllische Schmerzen zufügen, wie du sie ganz sicher nicht erleben möchtest!"

    Um den Worten weiteren Nachdruck zu verleihen, zog sie ihren 38er-Revolver mit Perlmuttgriff aus der Handtasche. Damit dirigierte sie Big Joe in einen dunklen Hinterhof, der von der Hauptstraße nicht einsehbar war. Eigentlich benötigte der Vampir die Waffe gar nicht, sie diente mehr der Show als irgendetwas anderem. Vanessa könnte Joe auch ohne Revolver auseinander nehmen und würde dabei noch nicht einmal ins Schwitzen geraten. Wobei Vampire ohnehin nicht schwitzten. Aber dieser Ausbruch an Gewalt wäre nicht einfach zu erklären. Sollte denn jemand beobachten, wie eine schlanke Frau einen zwei Zentner schweren Schlägertyp so ohne weiteres zermalmte. Daher setzte sie ihre phänomenalen Vampirkräfte in der Regel nur dann ein, wenn sie absolut sicher sein konnte, dass es keine menschlichen Zeugen gab. Und sie sich außerdem nicht im Blickfeld von Überwachungskameras befand. Letztere waren zu einem richtigen Ärgernis geworden. In den Großstädten der USA wurden nach dem 11.September 2001 noch einmal Tausende von Kameras installiert. Es war immer schwieriger geworden, sich fernab der Kameras zu bewegen. Was für einen unbescholtenen Bürger meistens nur ärgerlich war, konnte für die Existenz der Vampire gefährlich sein, wenn ihre blutigen Taten auf Video gebannt wurden.

    Vanessa feuerte einen gezielten Schuss Richtung Joe ab, verfehlte ihn aber ganz bewusst um Haaresbreite. Sie konnte sehr gut mit einer Pistole umgehen, obwohl diese nicht zu den bevorzugten Waffen der Vampire gehörte. Dies waren eher Schwerter und Messer, wenn sie denn überhaupt Waffen verwendeten.

    Vereinzelte Schüsse waren in den Randbezirken von Chicago an der Tagesordnung und wurden der Polizei gar nicht mehr gemeldet. In den Vierteln lebten hauptsächlich Gangmitglieder und ihre Familien. Höchstens, wenn jemand schwer verletzt oder getötet wurde, rief jemand die Polizei an. Aber selbst dann nicht immer!

    „Verdammte Scheiße", schrie das Bandenmitglied völlig überrascht und schockiert. Mit dem Schuss hatte Joe überhaupt nicht gerechnet.

    „Willst du mich umbringen, du weiße Schlampe? Du bist doch irre!" Sein Blick verriet nackte Angst.

    „Das liegt ganz bei dir, mein Großer. Die nächste Kugel wird dir das Gehirn wegpusten, wenn du mir nicht endlich sagst, wo sich Rufus heute Nacht aufhält. Meine Geduld ist langsam am Ende und ich werde gleich richtig böse." Ein diabolisches Lächeln unterstrich die Aussage. Joe hielt sie mit Sicherheit für eine Wahnsinnige. Dies spielte ihr in die Karten, wenn dadurch der Widerstand des Widerlings schneller gebrochen wurde.

    „Ok, ok, ich sage es dir ja. Aber bitte steck den Revolver ein und erzähle meinem Boss nicht, dass ich ihn verpfiffen habe. Er würde mich sonst umbringen."

    „Das lässt sich einrichten. Wo kann ich den Parasiten denn nun finden?"

    „Er bekommt heute Nacht eine neue Ladung Heroin. Die Drogen werden in den Szeneclub Black Widow geliefert. Der Laden gehört einem Kumpel des Polizeichefs. Daher gibt es dort nur selten eine unangekündigte Razzia. Selbst größere Deals werden relativ gefahrlos abgewickelt."

    „Wann soll das Heroin geliefert werden?"

    „Gegen drei Uhr. Also in einer knappen Stunde. Aber ich würde dir nicht raten dort aufzutauchen, Bitch. Rufus hat mindestens drei Bodyguards bei sich. Es handelt sich nämlich um Ware im Wert von mehr als einhunderttausend Dollar, die heute über den Tisch gehen soll."

    „Lass das mal meine Sorge sein", erwiderte Vanessa, schlug Big Joe noch zwei Zähne aus und beförderte ihn mit weiteren gezielten Schlägen vorübergehend ins Land der Träume. Sie als Bitch zu bezeichnen, hatte noch keinem Menschen gutgetan. Vanessa konnte es überhaupt nicht leiden, wenn sie mit obszönen Schimpfworten bedacht wurde. Da war dieser verdammte Hurenbock Big Joe mit zwei ausgeschlagenen Zähnen noch gut bedient. Sie blickte sich im Hinterhof nochmals sorgfältig um, konnte aber niemanden entdecken, der sie beobachtete.

    Ein süßer Schmerz durchfuhr ihren Kiefer, als sie die Fangzähne ausfuhr und Big Joe biss. Jeder einzelne Tropfen Blut gab ihr immer wieder das Gefühl, quicklebendig zu sein. Stark, furchtlos und mächtig! Vanessa erinnerte sich nicht einmal ansatzweise an die Gesichter aller Sterblichen, von denen sie in der Vergangenheit getrunken hatte; so viele waren es im Laufe der letzten hundert Jahre gewesen. Sie nährte sich von Joes Blut und injizierte ihm anschließend mit seiner eigenen Spritze etwas Heroin. Dann rüttelte sie ihn wieder wach, um ihm die Erinnerung an ihr Zusammentreffen nehmen zu können. Er sollte schließlich keine Möglichkeit bekommen, Rufus zu warnen oder Vanessa bei einem zukünftigen Treffen wieder zu erkennen. Seine ausgeschlagenen Zähne würde er sich am nächsten Morgen nicht erklären können. Aber wahrscheinlich passierte dies nicht zum ersten Mal, dass er sich an die Geschehnisse der letzten Nacht kaum noch erinnern könnte. Joe hatte ja ganz offensichtlich ein ziemlich schweres Drogenproblem, wenn man seine große Anzahl an Einstichstellen betrachtete. Die Bissspuren, die sie hinterließ, würden somit auch nicht weiter auffallen. Und Gedächtnislücken stellten nichts wirklich Außergewöhnliches bei Junkies dar.

    Vanessa fühlte sich nicht im Mindesten schuldig, weil sie das Blut des Gangsters trank. Sie war schließlich ein Vampir. Aber als Monster fühlte sie sich deshalb noch lange nicht. Menschenblut war nun einmal das, was sie zu einem anständigen Leben brauchte.

    Die eisige Nacht hatte äußerst vielversprechend für die Untote begonnen. Etwas Action und frisches Menschenblut. Was könnte es denn Besseres für einen durstigen Vampir geben? Nun hieß es aber für Vanessa Richtung Black Widow aufzubrechen und sich um Rufus zu kümmern. Dieser war das eigentliche Ziel ihres aktuellen Auftrages, für den sie sehr gut bezahlt wurde. Denn Geld verdienen musste sie natürlich auch. Die Rechnungen bezahlten sich ja schließlich nicht von allein.

    In Chicago florierte das Gang-Leben. Mittlerweile gab es mehr als sechshundert Splittergruppen mit rund siebzigtausend Mitgliedern, denen vielleicht fünfzehntausend Polizisten auf Patrouille gegenüberstanden. Und selbst die Jüngsten wurden in die Machenschaften hineingezogen. Kinder im Alter von neun oder zehn Jahren wollten ihren coolen Brüdern und Onkeln nacheifern. Auch in der Nacht zuvor starben wieder Kinder und Jugendliche durch Schüsse. So schlimm dies auch für die Betroffenen war, bot dieser Umstand Vanessa häufig die Gelegenheit das Blut von sehr jungen Leuten zu trinken. Ohne dass sie selbst Hand anlegen musste; zumindest solange die Minderjährigen lebten. Denn in den meisten Fällen wartete niemand von den Beteiligten bis die Polizei eintraf. Daher wurden die Ermordeten häufig einige Zeit allein gelassen. Vanessa hörte den Polizeifunk ab und streifte nachts normalerweise durch besonders üble Gegenden der Stadt. So erreichte sie gelegentlich noch vor den Polizisten die Opfer, um ihren Blutdurst zu stillen. Unmittelbar nach Eintritt des Todes schmeckte das Blut der Sterblichen besonders gut. Insbesondere das von jüngeren Menschen. Vanessa würde niemals Hand an lebende Kinder oder Teenager legen, aber wen störte es denn, wenn sie sich von toten Jugendlichen nährte? Sie waren ja schließlich nicht mehr am Leben und spürten nichts, wenn ihnen die rote Flüssigkeit aus dem Körper gesaugt wurde. Vanessa war nun mal ein Blutsauger und trank den roten Lebenssaft so oft wie möglich, idealerweise jede Nacht. Es gab für sie kein geileres Gefühl, als sich menschliches Blut einzuverleiben. Im Gegensatz zu den meisten anderen – insbesondere den männlichen – Vampiren gab ihr das Töten von Sterblichen keinen zusätzlichen Kick. Wer weiß, ob Vanessa ansonsten nicht auch viel mehr Menschen unter die Erde gebracht hätte. Sie machte den Vampiren, die regelmäßig ihre Nahrungsspender umbrachten, aber keinen allzu großen Vorwurf. Diese hatten sich häufig nicht unter Kontrolle und konnten wenig dagegen tun, wenn sie von einem Blutrausch übermannt wurden. Das Töten gehörte nur nicht zu ihrem ureigenen Lifestyle. Meist redete sie sich ein, dass ihr moralischer Kompass höher lag als bei anderen Vampiren. Doch wahrscheinlich machte sie sich da etwas vor. Einige Monate zuvor tötete Vanessa einen Polizisten namens George Hunter in London. Sie wollte damit verhindern, dass die Existenz von Vampiren bekannt würde. Ihr war es damals zwar unendlich schwer gefallen, den Mann zu töten. Sie tat es aber trotzdem, um ihre Spezies zu schützen und würde es wohl wieder tun. Außerdem verblasste die Abscheu gegenüber dieser mörderischen Tat von Nacht zu Nacht ein bisschen mehr. Sie wandte seit der Rückkehr nach Chicago deutlich mehr Gewalt gegenüber Menschen an, als dies in früheren Zeiten der Fall gewesen ist. Bisher zwar nur gegenüber Ganoven, aber sie musste höllisch aufpassen, dass ihre Hemmschwelle nicht noch weiter sank. Ansonsten wäre es sicher nur eine Frage der Zeit, wann Vanessa einen Sterblichen töten würde, ohne es wirklich zu wollen.

    Viele der Gangs in Chicago kontrollierten nur einen oder zwei Häuserblocks, in denen sie ihre Drogen vertrieben. Die Bande Black Dragon, die Vanessas Zielperson Rufus seit einigen Jahren anführte, gehörte zu den Big Playern unter ihnen. Sie verkauften Drogen nicht nur auf der Straße an Junkies, sondern auch in großem Stil an andere Straßengangs. Bei Bedarf auch an diverse Drogendealer in besseren Gegenden, die den Leuten aus der Upper Class vertrauensvoller erschienen. Die weißen Junkies aus gutem Haus kauften den Stoff lieber von Gleichgestellten als von den schwarzen Bandenmitgliedern aus den heruntergekommenen Vierteln.

    Solange die Drogen nur in den Gebieten, die die jeweilige Gang beanspruchte, verkauft wurden, lief das Geschäft nahezu reibungslos. Probleme gab es immer dann, wenn sich jemand ein neues Territorium sichern wollte und dabei jemanden auf die Füße trat. Dies führte dann meist zu heftigen Schusswechseln zwischen konkurrierenden Banden. Rufus und seine Gang hielten sich klugerweise meist im Hintergrund, so dass nur vergleichsweise selten jemand von ihnen verhaftet und vor Gericht gestellt wurde. In kleinere Schießereien wurden aber auch von ihnen ab und zu Mitglieder verwickelt. Einen Toten gab es bei den schwarzen Drachen immerhin schon seit zwei Jahren nicht mehr. Für eine Bande mit so vielen Mitgliedern war dies in Chicago ungewöhnlich.

    Rufus selbst hatte bisher nur zwei kleinere Jugendstrafen aufzuweisen und noch kein Gefängnis für Erwachsene von innen gesehen. Immerhin lebte er schon neunundzwanzig Jahre in South Side. In dem Alter saßen viele führende Bandenmitglieder anderer Gangs bereits längere Zeit hinter schwedischen Gardinen oder hatten im schlimmsten Fall das Zeitliche gesegnet. Die Lebenserwartung eines Bandenchefs hielt sich in Chicago in sehr überschaubaren Grenzen. Von daher musste man Rufus in dieser Hinsicht wohl ein großes Lob zollen. Dumm war er nicht! Vielleicht hatte er auch nur die richtigen Polizisten geschmiert oder besaß einen gewieften Strafverteidiger. Das wusste Vanessa nicht so genau.

    Die Detektivin machte noch einen kleinen Abstecher in ihre Wohnung um geeignetere Kleidung anzuziehen. Ihre Unterkunft lag zum Glück nicht allzu weit vom Black Widow entfernt. In schwarzer Lederjacke und Kampfstiefeln würde sie sicher nicht in den Club eingelassen. Vanessa zog ein glitzerndes schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt, welcher ihren spektakulären Busen besonders zum Tragen brachte, an. Dazu trug sie passende High Heels. Ihre langen, schwarzen Haare trug sie in dieser Nacht offen. Ihr war bewusst, dass sie in dem Outfit viele bewundernde Blicke auf sich ziehen würde. Dies erleichterte ihr hoffentlich den Job, dachte Vanessa. Wer würde denn schon denken, dass sie eine Privatdetektivin und zusätzlich sogar noch ein Blutsauger wäre? Und in dieser Nacht einen gefährlichen Bandenchef in sein Unglück stoßen wollte? Manchmal half es ihr, einen nahezu makellosen Körper einer einundzwanzigjährigen Frau zu besitzen. So alt war Vanessa nämlich gewesen, als sie in Rom am Ende des neunzehnten Jahrhunderts zum Vampir verwandelt wurde. Und dieses Aussehen konnte sie sich in den letzten Jahrzehnten zum Glück bewahren. Das hieß, sie sah immer noch genauso jung und verführerisch aus wie bei der Verwandlung. Im Nachhinein war sie froh, dass sie schon in jungen Jahren verwandelt worden war. Nicht auszudenken, wenn sie jahrhundertelang die äußerliche Hülle einer älteren Frau inne gehabt hätte. Auch wenn sie ein Vampir war, genoss sie es, wenn männliche Wesen, ob nun Mensch oder Vampir, sie begehrten. Sie liebte ihren Körper.

    Vor dem Eingang des Black Widow wurde Vanessa von einem der Türsteher am ganzen Körper abgetastet. Dies machte dem Burschen offenkundig riesigen Spaß und er ließ seine Hände an bestimmten Stellen ihres anbetungsvollen Körpers ein bisschen länger als notwendig verweilen. Die drei Türsteher arbeiteten vorher für den Secret Service, zum Schutz des Präsidenten der USA. Nach der ersten Amtszeit des schwarzen Präsidenten, verließen sie Washington und erledigten nun deutlich besserbezahlte Jobs für den Polizeichef in Chicago. Der Präsident hatte ein gutes Wort für die ehemaligen Agenten eingelegt, denn der Polizeichef war ein enger Freund des Präsidenten, der ja selbst längere Zeit in Chicago gelebt hatte.

    Als der Türsteher einen Blick in die Handtasche werfen wollte, schaute der Vampir ihm hypnotisch in die Augen und brachte ihn dazu, auf die Durchsuchung zu verzichten. Es wäre nicht so gut gekommen, wenn er die 38er in der Tasche gefunden hätte! Neben einer enormen körperlichen Stärke besaß Vanessa noch die hilfreiche Fähigkeit die Gedanken von Menschen zu manipulieren. Dies bewahrte sie regelmäßig vor größerem Ärger. Sie gab dem Türsteher zum Dank ein Küsschen auf die Wange und stieg dann die Treppe zum Club herunter. Das Black Widow war auch um drei Uhr morgens noch sehr gut besucht. Den Club hatte es vor zwanzig Jahren schon gegeben. Auf den ersten Blick konnte Vanessa – seit ihrem letzten Besuch – nicht viele räumliche Veränderungen erkennen. Nur das Publikum schien in den letzten zwei Jahrzehnten noch einen Tick jünger und wohlhabender geworden zu sein; wenn man den teuren Fummel und die Klunker als Maßstab nahm, den die jungen Frauen am Leibe trugen. Es war einer dieser Läden, in denen sich sowohl Gangsterbosse als auch Größen beliebiger legaler Branchen vergnügten. Daher fiel den Türstehern eine besonders wichtige Aufgabe zu. Von den Gangstern, die sich gerade auf freiem Fuß befanden oder noch nicht in den Bau eingefahren waren, durften immer nur die Leute rein, die auf einer speziellen Liste standen. Diese wechselte nahezu täglich. Bosse konkurrierender Gangs und ihr Anhang wurden niemals zeitgleich in den Club gelassen. Der Clubbesitzer kannte den Polizeichef von Jugend auf und erhielt immer die neuesten Informationen. In seinem Club verhielten sich auch die Gangster gesittet. Sie genossen es, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.

    Fast jeder männliche Besucher des Black Widow versuchte den anderen zu demonstrieren, dass er der Größte seiner Zunft wäre. Sei es mit teuren Uhren, Gratisrunden oder einfach nur mit den schönsten und bestgekleideten Mädels als Begleitung an seiner Seite. Vanessa passte mit ihrem Outfit und jugendlichem Aussehen daher perfekt ins Black Widow und würde nicht verdächtig erscheinen. Der Club pulsierte vor Leben. Die Tanzfläche war gut besucht, und das rhythmische Dröhnen der Bässe schien einem ins Blut zu kriechen. Vanessa ging auf die Tanzfläche und begann sich zu der Musik zu bewegen. Langsam, geschmeidig, wie ein Raubtier! Es dauerte nicht lange und sie hatte einige Männer durch ihre grazilen Bewegungen auf der Tanzfläche auf sich aufmerksam gemacht. Sie schaute sich unauffällig um und sah Rufus an einem Tisch mit drei Leuten aus seiner Gang sitzen. Sie tranken Whisky. Seine Blicke wanderten nur scheinbar ziellos umher. Er wartete offensichtlich auf jemanden. Der Drogendeal schien unmittelbar bevorzustehen. Kurze Zeit später gab der Barkeeper Rufus ein Zeichen. Der Bandenchef und seine drei Begleiter standen auf und stiegen die Stufen einer Treppe hinauf, welche zum VIP-Bereich führte. Nun müsste es Vanessa nur noch gelingen, selbst unauffällig in den Bereich vorzudringen. Ihr Ziel war es, Rufus die Drogen nach der Geldübergabe abzunehmen. Dies war nämlich der Auftrag, den sie auszuführen hatte. Und das für schlappe einhunderttausend Dollar Honorar. Einen solch lukrativen Auftrag hatte sie vorher noch nicht erhalten.

    Der steinreiche Auftraggeber Marcus Cavello, ein Casinobesitzer aus Las Vegas, scheute keine Kosten und Mühen Rufus das Leben zur Hölle zu machen. Vor einigen Wochen war seine Tochter Alison an einer Überdosis Heroin gestorben. Sie hatte in Chicago begonnen, Kunstgeschichte zu studieren. Alison erhielt die offenbar verunreinigten Drogen direkt von Rufus, wie Vanessa mit detektivischem Spürsinn ermittelte. Daher sann Cavello auf Rache. Er traute der Chicagoer Polizei nicht über den Weg und nahm die Sache deshalb selbst in die Hand. Völlig zu Recht, wenn man Vanessa fragte. Ihr Vertrauen in die Polizei von Chicago hielt sich auch in sehr engen Grenzen. Vor zwanzig Jahren geriet sie mehrmals in den Clinch mit den Uniformierten auf der Straße und den Anzugträgern von der Kriminalpolizei. Die Korruption bei den Bullen kannte in Chicago ohnehin keine Grenzen.

    Trotz seiner Rachegelüste wollte Cavello Rufus nicht töten lassen, sondern nur dessen kleines Imperium zu Fall bringen. Da zeigte sich wieder einmal die Doppelmoral bei den Menschen. Solange niemand aus dem eigenen Umfeld durch Drogen zu größerem Schaden kam, wurde der Gebrauch stillschweigend toleriert. Sobald aber etwas Schlimmes passierte und jemand starb, richtete sich der Zorn gegen die Drogendealer. Vanessa hatte nie verstanden, warum es illegal sein sollte, bestimmte Drogen zu vertreiben oder zu konsumieren. Alkohol wurde schließlich auch legal verkauft und getrunken. Jeder sollte selbst entscheiden, was er mit seinem Leben anfing. Ihre eigene Droge war das menschliche Blut. Überleben konnten Vampire notfalls auch durch den Verzehr von Tierblut oder des synthetischen Blutes, welches seit einigen Jahren in großen Mengen hergestellt wurde. Aber dieses Gesöff lieferte ihr keine wirkliche Befriedigung. Es diente nur als Nahrung, wenn sie gerade nicht auf frisches Menschenblut zugreifen konnte.

    Sie wurde von Cavello engagiert, um Rufus den ersten deftigen Schuss vor den Bug zu geben, in dem sie ihm eine größere Menge Heroin abnahm. Dies gehörte eigentlich nicht unbedingt zum Job einer Privatdetektivin, aber Vanessa übernahm praktisch jeden Auftrag, der genügend Geld und ein bisschen Abwechslung versprach. Wer würde nicht gerne einem der größten Drogendealer der Stadt ins Handwerk pfuschen und dabei noch eine Stange Geld verdienen? Etwas klassische Detektivarbeit fiel nebenbei auch noch an. Dabei kam heraus, dass Rufus eine sexuelle Beziehung zu Alison unterhalten und ihr die Drogen geschenkt hatte. Diese Information behielt die Privatdetektivin erst einmal für sich. Ansonsten würde Marcus Cavello den Gangsterboss sicher nicht mehr lange leben lassen und seine Tochter nicht in so guter Erinnerung halten können. Ein Vater wollte nach dem Tod seiner Tochter nicht erfahren, dass diese eine engere Verbindung mit dem Anführer einer Bande schwarzer Verbrecher aus South Side eingegangen war. Das hätte Vanessa eigentlich egal sein sollen, aber sie wollte nicht, dass Marcus Cavello zum Mörder würde. Sollte sie auf ihre alten Tage tatsächlich sentimental geworden sein? Ganz sicher war sie sich über die Beweggründe ihres eigenen Handelns nicht. Früher hatte sie sich viel weniger Gedanken über ihre Taten gemacht. Seit der Zeit, die sie mit Audrey Weaver verbrachte, war sie aber deutlich nachdenklicher geworden. Dies machte das Leben nicht unbedingt einfacher. Vielleicht wollte sie nur vermeiden, dass Cavello ins Gefängnis käme und sie das Honorar unter Umständen nicht mehr erhalten würde? Oder sie mochte einfach nur den Bandenchef vor dem Tod bewahren. Denn dieser hatte nach ihren Informationen auch noch niemanden bewusst getötet. Sie war überzeugt davon, dass der Tod von Cavellos Tochter ein Unfall gewesen und nicht geplant war.

    Vanessa erkannte im Black Widow einen flüchtigen Bekannten – zum Glück ohne weibliche Begleitung – an der Theke einen Drink in sich hineinschütten und setzte sich in Bewegung. Sie täuschte ein tölpelhaftes Stolpern vor und landete sanft in den kräftigen Armen von Richard Saunders. Dieser gehörte früher einmal zu den erfolgreichsten und bekanntesten Anwälten der Stadt; mit sehr engen Kontakten zu Rufus und seinen Leuten.

    „Hey, Kleine. Pass doch auf."

    „Danke, Richie, dass du mich aufgefangen hast. Du bist der Beste!"

    Die Privatdetektivin vermittelte den Eindruck, dass sie schon einige alkoholische Getränke zu sich genommen hatte und sich nach körperlicher Nähe sehnte. So wollte Vanessa Richard dazu bewegen, sie mit in den VIP-Bereich zu nehmen. Der Anwalt konnte sich selbst kaum noch auf den Beinen halten. Er schien bereits eine Menge intus zu haben; er vertrug entweder nicht allzu viel Alkohol oder härtere Drogen waren in seine Blutbahn gelangt.

    „Na, wie ist es, Vanessa? Du siehst heute richtig geil aus. Wollen wir nach oben gehen und es uns in einem der VIP-Räume mal so richtig gemütlich machen?", fragte Richard Saunders mit lüsternen Blick. Normalerweise müsste er für Frauen mit Vanessas jugendlichem Aussehen viel Geld auf den Tisch legen, damit sie mit ihm in die Kiste stiegen. Schließlich war er zweiundfünfzig Jahre alt und körperlich nicht mehr in allerbester Verfassung. Er hatte in den letzten Jahren einiges an Gewicht zugelegt und dem Alkohol ein bisschen zu viel zugesprochen. Als Frauenschwarm ging er mit Sicherheit nicht mehr durch.

    Das klappte ja noch besser als erhofft, dachte Vanessa und küsste den Anwalt auf den Mund, was Richard zu Recht als Ja deutete. Er betatschte ihren Hintern und führte sie zur Treppe, über die man zum VIP-Bereich nach oben gelangte. Dort zeigte er zwei muskulösen Anzugträgern seine Platincard. Diese berechtigte dazu, den exklusiveren Bereich des Black Widow zu betreten.

    In diesem Bereich befanden sich fünf Räume unterschiedlicher Größe, die alle schallisoliert waren. So sollte die Privatsphäre der VIPs gewährleistet werden, wenn es denn einmal lauter wurde. Neben einem Zimmer, das nicht viel mehr enthielt als ein gigantisches Wasserbett, gab es Räume, in denen auch geschäftliche Transaktionen von einer größeren Anzahl an Personen abgewickelt werden konnten. Oder es wurden einfach nur private Feiern in den Räumen abgehalten, die nicht selten zu Orgien mit extensivem Drogenkonsum ausarteten. Vanessa hatte selbst an einer dieser ausschweifenden Feiern vor zwanzig Jahren teilgenommen. Allerdings stand auf ihrer Feier damals menschliches Blut auf der Speisekarte. Von daher hatte sie den VIP-Bereich in guter Erinnerung behalten.

    Im Hauptbereich des Clubs wurde dagegen peinlich genau darauf geachtet, dass keine illegalen Drogen konsumiert wurden oder über den Tisch gingen. Der Schein eines seriösen Clubs sollte natürlich aufrecht erhalten bleiben. Insbesondere für die wohlhabenden Touristen, die als gern gesehene Gäste im Black Widow galten und eine Stange Geld zurück ließen.

    Einen Durchsuchungsbefehl für den VIP-Bereich hatte noch kein Richter ausgestellt. Dies führte dazu, dass dort immer häufiger zwielichtige Geschäfte abgewickelt wurden. Auch Rufus nutzte für seine Geschäfte den VIP-Bereich des Clubs regelmäßig.

    Richard wollte natürlich in das Zimmer mit dem Bett, um sich mit Vanessa zu vergnügen. Diese erlaubte ihm das auch. Denn Rufus befand sich immer noch im Meeting mit dem

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1