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Kein Entkommen (Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1)
Kein Entkommen (Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1)
Kein Entkommen (Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1)
eBook323 Seiten4 Stunden

Kein Entkommen (Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1)

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Über dieses E-Book

Als Opfer eines diabolischen Serienmörders mit Shakespeare-Sonnetten auf ihren Leichen auftauchen, wird FBI-Special-Agentin (und Medium) Carly See zur Hilfe gerufen. Kann sie ihre Intuition verwenden, um ihre brillanten Ermittlungsfähigkeiten zu unterstützen und das nächste Opfer retten, bevor es zu spät ist?

KEIN ENTKOMMEN (EIN CARLY SEE FBI SPANNUNGSTHRILLER — BUCH 1) ist der Debüt-Roman einer neuen Reihe von Mystery- und Thriller-Autorin Rylie Dark.

FBI-Special-Agentin Carly See, ein Star der elitären Einheit für Verhaltensanalyse des FBI, versteckt ein grauenhaftes Geheimnis: Sie kann mit Toten sprechen. Der bisher ungelöste Mord an ihrer Schwester hat ihr Leben in tiefe Trauer gestürzt und eine neue Macht in ihr geweckt. Manchmal erreichen sie Botschaften durch direkten Kontakt, andere Male geschieht es in Träumen. Das alles fühlt sich wie ein Fluch an – bis Carly sich bewusst wird, dass sie ihre neuen Fähigkeiten bei der Lösung von Fällen einsetzen kann. Aber ihre Fähigkeiten sind unzuverlässig und Carly muss ihren brillanten Verstand benutzen, um das Puzzle zu vervollständigen – derweil sie darum kämpft, ihr Geheimnis vor ihren Kollegen zu wahren.

Während Carly sich bemüht, die widersprüchlichen Botschaften zu entziffern, die sie von der anderen Seite erhält, wundert sie sich: Warum diese Gedichte? Warum diese Opfer? Was verbindet sie? Welche geheime Botschaft hat der Mörder?

Und wen wird er als nächstes ermorden?

In einem schrecklichen Katz-und-Maus-Spiel scheint dieser Killer zu viel über Carly zu wissen. Spielt er mit ihr?

Oder ist Carly selbst das Opfer?

Die CARLY-SEE-Reihe sind packende Thriller voller Wendungen, Geheimnisse und erschütternder, unerwarteter Überraschungen, in denen Sie eine einzigartige neue Figur liebgewinnen werden, die Sie dazu bringen wird, das Buch bis spät in der Nacht weiterzulesen.

Bücher #2 und #3 der Reihe – KEIN WEG ZURÜCK und KEIN WEG NACH HAUSE – sind jetzt ebenfalls erhältlich.
SpracheDeutsch
HerausgeberRylie Dark
Erscheinungsdatum16. Juni 2022
ISBN9781094356020
Kein Entkommen (Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1)

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    Buchvorschau

    Kein Entkommen (Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1) - Rylie Dark

    cover.jpg

    KEIN ENTKOMMEN

    Ein Carly See FBI Spannungsthriller — Buch 1

    R y l i e   D a r k

    Rylie Dark

    Debütautorin Rylie Dark ist die Verfasserin der SADIE PRICE FBI SPANNUNGSTHRILLER-Reihe, die sechs Bücher umfasst (und fortgesetzt wird); der MIA NORTH FBI SPANNUNGSTHRILLER-Reihe, die drei Bücher umfasst (und fortgesetzt wird); und der CARLY SEE FBI SPANNUNGSTHRILLER-Reihe, die drei Bücher umfasst (und fortgesetzt wird).

    Als begeisterte Leserin und Liebhaberin der Genres Mystery und Thriller, freut sich Rylie darauf, von Ihnen zu hören. Scheuen Sie sich also nicht davor, auf www.ryliedark.com mehr zu erfahren und auf dem Laufenden zu bleiben.

    Copyright © 2021 by Rylie Dark. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jacket image Copyright Ervin-Edward, verwendet unter der Lizenz von Shutterstock.com.

    BÜCHER VON RYLIE DARK

    EIN CARLY SEE FBI SPANNUNGSTHRILLER

    KEIN ENTKOMMEN (Buch #1)

    EIN MIA-NORTH-FBI-THRILLER

    WIE SIE FLÜCHTET (Buch #1)

    EIN SADIE PRICE FBI-SPANNUNGSTHRILLER

    NUR MORD (Buch #1)

    NUR WUT (Buch #2)

    INHALT

    PROLOG

    KAPITEL EINS

    KAPITEL ZWEI

    KAPITEL DREI

    KAPITEL VIER

    KAPITEL FÜNF

    KAPITEL SECHS

    KAPITEL SIEBEN

    KAPITEL ACHT

    KAPITEL NEUN

    KAPITEL ZEHN

    KAPITEL ELF

    KAPITEL ZWÖLF

    KAPITEL DREIZEHN

    KAPITEL VIERZEHN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    KAPITEL SECHZEHN

    KAPITEL SIEBZEHN

    KAPITEL ACHTZEHN

    KAPITEL NEUNZEHN

    KAPITEL ZWANZIG

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

    KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

    KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

    KAPITEL DREISSIG

    KAPITEL EINUNDDREISSIG

    PROLOG

    Denise Holder erschauderte, als sich Nebel um ihre Füße legte, bis sie nicht einmal mehr den Boden sehen konnte.

    Ich sollte mich mittlerweile daran gewöhnt haben, dachte sie.

    Doch auch nach zahlreichen Vorstellungen hatte die Nebelmaschine noch immer eine komische Wirkung auf sie. Sie vermittelte ihr das Gefühl, über eine Wolke zu tanzen, unter deren Oberfläche sich etwas Furchteinflößendes verbarg.

    Denise hatte ihren Auftritt im 3. Akt der Macbeth-Inszenierung der Boundless Bounty Theatre Company – oder wie sie und die anderen Schauspieler es nannten: „Das schottische Stück."

    Shakespeares Tragödie galt als verflucht.

    Es brachte Unglück, den Namen des Stücks in einem Theater laut auszusprechen, ausgenommen bei Proben oder Aufführungen. Die Mehrheit der Schauspieler war ständig beunruhigt wegen des Fluchs und erwartete schon fast, dass im Schein der düsteren Bühnenbeleuchtung etwas Schlimmes passieren würde. Aber Macbeth war bei den Unterstützern der Theatergruppe sehr beliebt und daher unvermeidbar.

    Begleitet von unheimlicher Musik sang und tanzte Denise sich mit den zwei anderen Hexen durch den dicken Nebelteppich.

    Arme Gentry, dachte sie, als sie einen Blick nach oben warf.

    Die Schauspielerin, die Hecate – die Königin der Hexerei – spielte, war im Begriff aus gut neun Metern Höhe auf die Bühne hinabzusteigen. Denise wusste, dass Gentry Chapman unter furchtbarer Höhenangst litt, und doch saß sie dort Abend für Abend ganz allein, bis ein Bühnenarbeiter sie schließlich langsam mit ihrem Thron abseilte. Natürlich versicherten die Techniker, dass das Flugsystem absolut sicher sei und für Gentry keinerlei Gefahr bestand, abzustürzen.

    Ich wünschte, ich könnte das glauben, dachte Denise.

    Während sie weitertanzte, tropfte ihr plötzlich etwas Feuchtes auf den Rücken ihrer ausgestreckten Hand. Es fühlte sich an wie ein Regentropfen, mit dem Unterschied, dass der Tropfen warm und nicht kalt war. Tanzend warf sie einen Blick auf ihre Hand und sah, dass der Tropfen eine knallrote Farbe hatte.

    Blut?, fragte sie sich.

    Kunstblut?

    Sie blickte hinter sich und erkannte, dass die zwei anderen Hexen ähnlichen roten Tropfen auswichen, die über ihnen vom Himmel fielen.

    Wie die anderen, tanzte und sang Denise weiter und tat ihr Bestes, nicht aus der Rolle zu fallen, während der Thron, der die Königin der Hexerei trug, langsam hinunterschwebte.

    Doch als sich der Fuß des Throns langsam dem nebelbedeckten Boden näherte, erkannte Denise, dass etwas nicht stimmte. Die Königin war vornübergebeugt, schaute ihr Gefolge nicht an und machte auch nicht den Eindruck, dass sie bereit war, jeden Moment ihren Text aufzusagen.

    Denise tanzte näher heran und musste sich bei dem, was sie sah, einen Aufschrei verkneifen.

    Etwas, das wie ein Dolch aussah, ragte aus Gentrys Brust und ihr aufwändiges Kostüm war ringsherum rot gefärbt.

    Für einen kurzen Moment glaubte Denise, dass der Regisseur eine Änderung vorgenommen hatte, die er den anderen nicht mitgeteilt hatte.

    Ein falsches Messer?, wunderte sie sich.

    Kunstblut?

    Dann berührte der Thron die Bühne mit einem sanften, dumpfen Schlag.

    Gentrys Kopf rollte zur Seite.

    Denise sah die starrenden Augen und den weit aufgerissenen Mund ganz deutlich.

    Sie stieß einen stechenden Schrei aus, der scheinbar endlos widerhallte.

    Aber es handelte sich nicht um ein Echo.

    Es waren die Schreie der zwei anderen Hexen.

    Gentry Chapman war tot.

    KAPITEL EINS

    Special Agent Carly Sees Blick folgte den sich kreuzenden Strahlen der Taschenlampen, die in der regennassen, buschigen Landschaft aufleuchteten. Sie konnte das ohrenbetäubende Bellen und Kläffen der riesigen Bluthunde hören, die an ihren Leinen zerrend versuchten, die Fährte der vermissten jungen Frau aufzunehmen.

          Carly wusste nicht viel über Hunde, aber sie fand, dass sie entmutigt klangen.

    Für die Arbeit der Hunde waren die Voraussetzungen alles andere als ideal. Es war die zweite Regennacht in Folge und die 19-jährige Jean Bassman wurde bereits seit mehr als 24 Stunden vermisst. Jede Spur, die sie vielleicht hinterlassen hatte, war wahrscheinlich schon weggespült worden.

    Carly fuchtelte mit ihrer eigenen Taschenlampe hin und her und stampfte über das nasse und schwere Septemberlaub durch den Regen und die zunehmende Dunkelheit. Carlys großer, schlaksiger afroamerikanischer Partner, Special Agent Lyle Ramsey, durchsuchte das Gebiet direkt neben ihr. Lyle trug, ebenso wie Carly, leichte Regenkleidung.

    Sie bildeten die südliche Flanke eines Teams, das aus örtlichen Polizisten und FBI-Agenten der naheliegendsten Außenstelle bestand. Einer der örtlichen Agenten hatte aus Quantico die Hilfe der Abteilung für Verhaltensanalyse angefordert. Aufgrund ihres Rufs, vermisste Personen aufzuspüren – insbesondere tote Personen, waren Carly und Lyle die logische Wahl gewesen. Und es gab durchaus Grund zu befürchten, dass das vermisste Mädchen, nach dem sie gerade suchten, bereits tot sein könnte.

    Vor zwei Jahren – etwa um die gleiche Jahreszeit – war Jeans ältere Schwester, Arlene, entführt und zwei Tage später tot in einem Flussbett aufgefunden worden. Ihr Mörder wurde nie gefunden. Und nun sah sich die verzweifelte Familie mit der Möglichkeit einer weiteren Tragödie konfrontiert.

    Während sie ihren beschwerlichen Marsch neben Lyle fortsetzte, überkam Carly ein vertrautes Gefühl von Dankbarkeit dafür, einen so tollen älteren Partner zu haben. Es war pures Glück gewesen, dass sie ihm direkt nach ihrer Ausbildung zugeteilt worden war.

    Oder war es Glück?

    Sie wunderte sich oft, ob es nicht mehr als nur reines Glück gewesen war, das die beiden zusammengeführt hatte. Mit seiner zuversichtlichen, selbstsicheren und einsatzbereiten Art war Lyle für sie sowohl Mentor als auch Freund. Darüber hinaus betrachtete sie ihn auch als Vaterfigur – mehr als ihren eigenen Vater sogar – obwohl sie wusste, dass er sich dabei unwohl fühlen würde, sollte sie ihm das jemals verraten.

    So verwirrt die Suchhunde auch sein mochten, sie schienen die Suchtrupps genau dorthin zu führen, wo man vor zwei Jahren Arlenes Leichnam gefunden hatte. Carly wusste, dass es allzu wahrscheinlich war, dass das Team Jeans Leiche an genau derselben Stelle finden würde.

    Eine feuchte, frühherbstliche Windböe wehte Carly ins Gesicht und die Nacht wurde plötzlich unheimlich dunkel. Sogar ihre Taschenlampe schien die Dunkelheit nicht durchbrechen zu können. Alles, was sie noch sehen konnte, waren funken-ähnliche Regentropfen, die pfeilschnell vor ihrem Gesicht niederprasselten.

    Plötzlich erhellte ein Blitz die gesamte Umgebung. Für den Bruchteil einer Sekunde erblickte Carly ein heruntergekommenes Haus, das direkt auf dem Weg vor ihr stand.

    Dann brach die Dunkelheit wieder herein.

    Und wieder zeigte der Strahl ihrer Taschenlampe nichts anderes als Regentropfen und Dunkelheit.

    „Wir sollten in dem Haus nachsehen", sagte Carly zu Lyle.

    „Welches Haus?", fragte Lyle.

    „Das Haus, das ich direkt vor uns gesehen habe", antwortete Carly.

    „Vor uns ist kein Haus", entgegnete Lyle.

    „Sicher ist da eins. Ich habe es im Blitzlicht erkannt."

    „Was für ein Blitzlicht?", fragte Lyle.

    Die Frage überraschte Carly. Bevor sie antworten konnte, wurde die Landschaft von einem noch helleren Blitz erfasst, und das Haus tauchte erneut in kurzer Distanz vor ihr auf. Dann schlug die Dunkelheit wieder zu, noch härter und dunkler als zuvor.

    „Hast du das nicht gesehen?", fragte Carly.

    „Wovon redest du?, entgegnete Lyle. „Da ist kein Gewitter. Das ist nur ein Niederschlag.

    In diesem Moment wurde Carly etwas bewusst.

    Ich habe gar keinen Donner gehört.

    Und Lyle scheint keinen Blitz gesehen zu haben.

    Sie wusste genau, was das bedeutete.

    Ich bin die Einzige, die es sieht.

    Mit anderen Worten, sie erhielt eine Botschaft. Aber was wollte ihr die Botschaft sagen? Warum sah sie ein altes Haus, das gar nicht da war?

    Es folgte ein weiterer, merkwürdig lautloser Blitz und das Haus tauchte erneut für einen flüchtigen Moment auf und verschwand wieder.

    Carlys Verwirrung überkam sie mit einer Welle von Schwindelgefühlen. Sie taumelte zum nächstgelegenen Baum und lehnte sich gegen den Stamm. Auch wenn sie es Lyle nicht erklären konnte, wusste sie, dass es ein schlechtes Zeichen war, dass sie diese Bilder empfing.

    Diese Nacht wird nicht gut ausgehen, dachte sie.

    Schließlich erhielt sie solche Botschaften nicht von den Lebenden – sondern nur von den Toten.

    Lyle blieb stehen und starrte sie an.

    „Hey, Kleines. Was ist los?", fragte er ehrlich besorgt.

    Carly wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen.

    „Lyle, gibt es hier in der Nähe Häuser?, fragte sie. „Ich meine abgesehen von dem der Bassmans.

    „Nicht, dass ich wüsste", antwortete Lyle.

    „Könnten wir uns ein Satellitenbild ansehen, um sicherzugehen?"

    Lyle schaute sie unter seiner Mütze an. In seinen dunklen Augen lag die stumme Frage: „Warum?". Aber sie wusste, dass er nicht fragen würde. Stattdessen holte er sein Handy hervor und beugte sich darüber, um es vor dem Regen zu schützen.

    Carly kauerte sich neben ihn und schaute sich das Satellitenbild, das ihre Umgebung zeigte, auf dem Telefon an. Sie sahen nichts, was auf ein Haus in der Nähe hinwies.

    „Scrolle mal ein bisschen herum", bat Carly ihn.

    Lyle scrollte über die Landkarte, bis Carly etwas auffiel, das sich südlich von ihnen befand.

    „Da!, sagte sie. „Schau!

    In dem dichten Wald in der Nähe von ihnen war etwas, das wie das Dach eines Hauses, das auf einer kleinen, verwilderten Lichtung stand, aussah.

    „Wir sollten uns dort umsehen", sagte Carly.

    Lyle zögerte einen Moment, und Carly verstand, warum. Immerhin führte sie ihr momentaner Weg in eine völlig andere Richtung. Aber dann nickte er zustimmend.

    Als sie sich umdrehten und sich von den übrigen Suchenden entfernten, rief ihnen ein Polizist hinterher:

    „Hey, wohin gehen Sie?"

    „Wir stellen sicher, dass wir das gesamte Gebiet abdecken", antwortete Lyle.

    „Aber die Hunde laufen in diese Richtung", widersprach der Polizist fingerzeigend.

    „Ja, ich weiß. Aber wir wollen nur gründlich sein."

    Der Polizist zuckte mit den Schultern und lief weiter in die Richtung, in die das übrige Team lief.

    Carly und Lyle gingen nur ein kurzes Stück, als ihre Taschenlampen ein dichtes, regennasses Waldstück erfassten. Sie begaben sich in das Wäldchen und bahnten sich ihren Weg durch Dornensträucher und Büsche, bis sie das Objekt ihrer Suche erreichten.

    Vor ihnen stand ein kleines Haus – vielmehr eine Hütte – auf einem Gelände, das früher einmal offen gewesen sein musste, bevor Kudzu, Efeu und Gestrüpp die Oberhand gewonnen hatten.

    „Wir müssen reingehen", sagte Carly.

    „Okay, aber pass’ auf, wo du hintrittst, sagte Lyle. „Dieser Ort sieht aus, als könnte er uns um die Ohren fliegen.

    Sie betraten eine wackelige Veranda und gingen durch die Haustüre, die offen an kaputten Scharnieren hing. Die Taschenlampen zeigten ein desolates Inneres, ohne Möbel, dafür mit zahlreichen Spinnweben. Hier und da waren Bodendielen eingebrochen.

    Lyle hat recht, dachte Carly. Wir achten besser darauf, wo wir hintreten.

    Sie bewegten sich durch den winzigen Innenraum und suchten jeden Winkel mit ihren Taschenlampen ab.

    „Ich sehe nichts", merkte Lyle an.

    Bevor Carly antworten konnte, hörten sie einen Schlag und ein Stöhnen.

    Carly und Lyle schauten beide nach oben, woher die Geräusche kamen.

    „Ein Dachboden", sagte Lyle.

    Sie leuchteten mit ihren Taschenlampen die Zimmerdecke entlang, bis sie eine Falltüre entdeckten, an der ein Seil hing. Lyle zog daran und die Falltüre öffnete sich. Eine Leiter fiel holprig herunter.

    Carly folgte Lyle die Leiter hinauf in einen flachen Dachboden unter der Dachschräge. Tatsächlich fielen die Strahlen ihrer beiden Taschenlampen auf eine junge, blonde Frau, die mit Klebeband an einen Holzbalken gefesselt war. Ihr Mund war mit einem Lappen geknebelt und sie starrte Lyle und Carly mit flehenden Augen an.

    Eine Welle der Erleichterung überkam Carly, als sie die Frau von den Fotos wiedererkannte.

    Jean Bassman war am Leben.

    Gleichzeitig fragte sie sich:

    Wieso hatte ich diese Vision, wenn sie nicht tot ist?

    „Haben Sie keine Angst, sagte Lyle und zeigte seine Marke, während er sich neben die stöhnende Frau hockte. „Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.

    Doch als Lyle den Knebel löste, stieß die junge Frau einen Warnschrei aus.

    „Er ist hier!"

    Hinter Lyle und Carly ertönte ein Geräusch. Sie drehten sich augenblicklich um und sahen einen Mann, der sich durch die geöffnete Falltür fallenließ. Es folgte ein lautes Poltern und die schnellen Schritte verrieten, dass er rannte.

    Ohne zu zögern, ließ sich Carly durch die Falltüre fallen, um ihm zu folgen. Lyle war direkt hinter ihr.

    Sie stürmten aus dem Haus und die Strahlen ihrer Taschenlampen entdeckten den Mann, als er sich einen Weg durch das Gebüsch bahnte. Er war fast in der Dunkelheit des Waldes verschwunden, als er heftig stolperte. Das verschaffte den Agenten genug Zeit, um ihn einzuholen und zu überwältigen. Carly legte ihm Handschellen an, während Lyle ihm seine Rechte verlas. Der Mann lag mit dem Gesicht im Matsch und knurrte vor Wut und Demütigung.

    „Ich werde Unterstützung für diesen Typen anfordern, sagte Lyle und holte sein Handy heraus. „Geh’ du zurück und kümmere dich um das Mädchen.

    Als Carly zurück zum Haus ging, erschien ihr wieder dieses mysteriöse Blitzlicht. Eine Sekunde lang, sah sie eine dunkelhaarige Frau in der Haustür stehen. Sie lächelte Carly dankbar an.

    Dann setzte schlagartig die Dunkelheit wieder ein.

    Carlys Taschenlampe war auf einen leeren Hauseingang gerichtet. Die Frau war verschwunden.

    Plötzlich verstand Carly.

    Sie hatte gar keine Botschaft von Jean Bassman erhalten, sondern von deren älteren Schwester Arlene – deren Leiche hier vor zwei Jahren gefunden wurde. Arlene hatte Carly die Botschaft geschickt, die dabei geholfen hatte, ihre kleine Schwester zu finden.

    „Danke", murmelte Carly laut, als sie das Haus betrat, um Jean Bassman zu befreien.

    Die Nacht höchstpersönlich schien ihr zu antworten: „Gern geschehen."

    KAPITEL ZWEI

    Später am Abend, als Carly die Türe ihres Apartments hinter sich zugemacht hatte, atmete sie erleichtert auf. Sie lehnte sich gegen die Türe und wartete darauf, dass sich ihr Herzschlag wieder normalisierte.

    „Sie hat noch gelebt", erinnerte sie sich.

    Das hatte sie sich, nachdem sie Jean Bassman dabei geholfen hatte, sich von ihren Fesseln zu befreien und von diesem Dachboden in der alten Hütte zu entkommen, immer wieder gesagt. Seitdem war schon einiges ans Licht gekommen. Der Mann, den sie verhaftet hatten – Jeans Entführer und der Mörder ihrer Schwester – war Lehrer einer örtlichen Highschool und besessen von den beiden Mädchen. Hätten Lyle und sie ihn nicht rechtzeitig aufgehalten, wäre Jean jetzt vielleicht nicht mehr am Leben.

    Ein weiteres Mal richtete Carly ein leises „Dankeschön" an Arlenes beschützenden, lebensrettenden Geist. Dann schaltete sie das Licht an und schaute sich in ihrer kleinen, ordentlichen Zweizimmerwohnung um. Sie hatte sich für einfache Möbel entschieden, aufgrund ihrer klaren Linien ohne besondere Merkmale. Zudem waren sie einfach zu reinigen.

    Es ist schön, zu Hause zu sein.

    Als sie ihre matschigen Schuhe auszog und weiter in die Wohnung ging, versuchte sie, den schmutzigen Vorfall von heute abzuschütteln.

    Eine schöne heiße Dusche wird helfen, entschied sie und ging ins Badezimmer.

    Sie hatte recht. Das heiße Wasser hatte eine heilende Wirkung und wusch nicht nur den Matsch und den Schmutz der Suche ab, sondern auch etwas von dem Stress und der Angst des heutigen Tages. Sie stieg aus der Dusche und zog einen weichen Frotteebademantel an. Sie ließ ihr langes, schwarzes Haar offen, blickte in den Spiegel und betrachtete ihre grauen Augen.

    Ich sehe so normal aus, dachte sie. Durchschnittlich sogar.

    Was tatsächlich auf ihre Größe, ihr Gewicht und auf ihre allgemeinen Merkmale zutraf. Na gut, für eine Dreißigjährige lag ihre körperliche Fitness natürlich etwas über dem Durchschnitt. Bei einer FBI-Agentin musste das so sein.

    Aber niemand würde vermuten, dass ihr Gehirn auf so merkwürdige Weise verdrahtet war, dass es Hinweise und Rätsel von Toten empfangen konnte. Darüber war Carly auch froh und sie machte das Beste aus ihrem unscheinbaren Aussehen. Jeden Tag steckte sie ihr Haar hoch und wirkte auf diese Weise wie eine völlig normale junge Angestellte.

    Doch so sehr sie sich auch bemühte, normal zu wirken, sie erregte immer noch Verdacht. Während sie sich im Spiegel betrachtete, dachte sie an die Frage, die der Suchtrupp ihr und Lyle in der Nähe des Hauses gestellt hatte – eine Frage, die sie nicht aus dem Kopf bekam.

    „Wie sind Sie darauf gekommen, hier zu suchen?"

    Immerhin war es ein bedeutender Abstecher von dem Weg gewesen, dem der Suchtrupp und die Hunde gefolgt waren. Welchen Grund könnten Carly und ihr Partner schon gehabt haben, hierherzukommen?

    Glücklicherweise hatte Lyle eine vage Aussage über ein Haus, das er über GPS entdeckt hatte und das seine Neugier geweckt hatte, gemacht. Selbstverständlich hatte er Carly gedeckt. Lyle verstand Carlys ungewöhnliche Gabe selbst nicht und sie sprachen auch nie darüber. Aber er tat immer, was er konnte, um sie zu unterstützen. Dafür war sie ihm dankbar, auch wenn es komisch wäre, ihm das zu sagen.

    Sobald sie zurück in der Abteilung für Verhaltensanalyse gewesen waren, hatte Lyle ihr gesagt, dass er sich um den offiziellen Bericht kümmern würde und ihre Hilfe nicht bräuchte.

    „Geh’ nach Hause", hatte er gesagt.

    „Du hast dir etwas Schlaf verdient."

    Also war sie die 20 Minuten von Quantico nach Glensted zurückgefahren und stand nun in der Wohnung, in der sie allein lebte – und allein zu leben empfand sie als sehr angenehm.

    Nachdem sie den Tag über den eindringlichen Blicken der Gesetzeshüter standgehalten hatte, fühlte es sich gut an zu wissen, dass niemand in diesem ausladenden fünfstöckigen Wohnkomplex genau wusste, womit sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Geschweige denn, dass sie eine sonderbare mentale Eigenheit besaß. Die meisten hier schienen, genau wie sie selbst, Pendler zu sein und sie kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten.

    Es war wenig überraschend, dass Carly hungrig war, also ging sie zum Kühlschrank, um etwas Essbares zu finden. Da sie allein lebte, hatte sie sich nie angewöhnt, vernünftige Mahlzeiten für sich selbst zuzubereiten. Sie lebte überwiegend von Fertiggerichten oder Essenslieferungen. Carly fand noch einige Stücke Salamipizza. Sie legte eines der Stücke auf einen Teller, verzichtete aber darauf, es in die Mikrowelle zu stellen, und ging direkt zu ihrem Essbereich. Sie setzte sich an den Tisch und aß die kalte Pizza, die ihr auf diese Weise gut genug schmeckte.

    Während sie aß, warf sie einen Blick auf das Bücherregal an der nahegelegenen Wand. Auf einem der Regalböden standen zahlreiche Familien- und Kindheitserinnerungen; Fotos von Schulveranstaltungen, Urlaubsbilder und Porträts von Familienmitgliedern.

    Sie alle zeugten von einem komplett anderen Leben in Currie, der Kleinstadt in Illinois, in der Carly geboren und aufgewachsen war. Als sie sich ein Foto ihrer Eltern, das an einem ihrer Hochzeitstage aufgenommen wurde, ansah, fühlte sie sich schuldig. Sie war seit mindestens eineinhalb

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